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Blutschwur

Bis in den Tod...
von

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Verrat

Das Abendessen hatte sich hingezogen, so wie eigentlich bei jedem Treffen, denn sein Partner war nicht der Einzige, der gern mal ein Schwätzchen hielt. Vor allem Orochimaru schien ziemlich viel Freude daran zu haben, seinen Kameraden ein Gespräch aufzuzwingen – oder sie zu provozieren. Allen voran Sasori, der entsprechend reagiert hatte; für seine Geduld war der rothaarige Puppenspieler wahrlich nicht bekannt.

Itachi verlagerte sein Gewicht von der Seite auf den Rücken, wobei er die Arme hinter dem Kopf verschränkte. Der Futon unter ihm fühlte sich angenehm weich an, denn die letzten Nächte hatten sie draußen verbringen müssen. Seine mittlerweile wieder schwarz gefärbten Iriden hefteten sich an die Decke über ihm, während er in dieser recht schutzlosen Position liegen blieb.

Kisame stand am Fenster, hatte sich für die erste Wache bereit erklärt und eigentlich war Itachi ihm dankbar dafür, denn er fühlte sich ausgelaugt. Seinem Partner mochte es entgangen sein, doch das Mangekyou Sharingan zu benutzen, kostete ihn enorme Mengen an Chakra. Nichtsdestotrotz musste er diese Fähigkeit trainieren, damit er sie in brenzligen Situationen zum Einsatz bringen konnte. Normalerweise wäre er aufgrund der daraus resultierenden Erschöpfung sofort in einen leichten Schlaf abgedriftet, doch die Ereignisse des Tages beschäftigten ihn zu sehr.

Unweigerlich musste er an die erste Zeit ihrer Partnerschaft denken, als Kisame und er einander kaum aus den Augen gelassen hatten. Seine Wachsamkeit in Bezug auf den Hünen hatte arg nachgelassen, fiel ihm gerade wieder auf. Auch der Kampf vom Nachmittag hatte ihm einmal mehr bestätigt, dass der andere seinen Tod nicht im Sinn hatte. Obwohl er es gern auf seine Schulden schob, glaubte Itachi nicht, dass es nur daran lag, denn schließlich hätte er ihn nicht vor Orochimaru warnen müssen.

Ihm war nicht entgangen, wie ihn besagter San-nin während des Essens gemustert hatte. Irgendetwas führte er im Schilde und es beunruhigte ihn von Mal zu Mal mehr. Auch wenn er sich Kisame gegenüber gelassen gab, hieß das nicht, dass er Gefahr nicht bemerkte, wenn sie im Verzug war.

„Wozu halte ich Wache, wenn du sowieso nicht schläfst?“

Itachi antwortete nicht sofort, fuhr fort, die Decke zu mustern, auch wenn es dort nichts Interessantes zu sehen gab. Er nahm aus den Augenwinkeln wahr, wie sich der Haimensch vom Fenster abwandte und zu ihm umdrehte.

„Wenn du magst, kannst du dich hinlegen“, murmelte Itachi schließlich.

Kurz schloss er die Augen, ehe er sich ruckartig aufsetzte und Kisame einen auffordernden Blick zuwarf. Er würde sowieso nicht schnell einschlafen können, Erschöpfung hin oder her.

„Geht’s um die Mission?“, umging der Ältere sein Angebot stirnrunzelnd.

„Nein“, erwiderte er, während er sich an die Wand in seinem Rücken lehnte. „Darum mache ich mir keine Sorgen.“

„Hm…warst du je in Yuki?“

Ein Kopfschütteln seinerseits und er blickte zu Kisame auf, der ihn musterte.

„Berge, Schneestürme…ist schweinekalt da. Wird ziemlich anstrengend werden, vor allem weil da wenig Menschen leben, also gibt es auch kaum Unterkünfte für die Nacht.“

Itachi versuchte, sich sein inneres Schaudern nicht anmerken zu lassen, aber von selbst hätte es ihn nicht in diese Gegend gezogen. Kälte war etwas, das ihm gestohlen bleiben konnte, zumal er recht anfällig für Erkältungen war. Sei es drum, eine Wahl blieb ihm nicht, da half auch lautloses Gejammer nicht weiter.
 

„Na ja, mir ist’s egal“, fuhr sein Partner fort. „Meine Haut ist…anders. Müssen schon heftige Minusgrade sein, damit mir das ernstlich was ausmacht.“

Das wunderte ihn nicht im Geringsten, schließlich war Kisame in vielerlei Hinsicht anders als die meisten Menschen. Angefangen bei seinem Raubtiergebiss, den Kiemen und einem Chakra, das schier unerschöpflich zu sein schien. Nun, seitdem der Hüne ihn nicht mehr täglich bedrohte, störte ihn das keineswegs, denn einige dieser Eigenarten erfüllten durchaus einen nützlichen Zweck.

Er warf dem Älteren einen Blick zu, als sich dieser neben ihn auf den zweiten Futon fallen ließ. Selbst die Farbe seiner Haut besaß einen ungewöhnlichen Ton…ein gräuliches Blau.

„Aber gut, wenn wir trockenes Holz auftreiben, kannst du wenigstens dein Katon nutzen.“

„Die Mission beschäftigt mich nicht“, wiederholte er noch einmal, da Kisame ihm nicht zu glauben schien.

„Was dann?“

„Kisame…“

Obwohl sie mittlerweile besser miteinander harmonierten, versuchte sein Partner immer wieder, ihn auszufragen. Im Gegensatz zu früher gab er jedoch schneller auf, so wie auch jetzt, als er sich mit einem Seufzen auf dem Futon ausbreitete, mit dem Rücken darauf liegen blieb.

„Wenn du weder reden noch schlafen willst, lege ich mich für eine Weile aufs Ohr“, hörte er ihn brummen und nickte mechanisch.

Kehre mir nie den Rücken zu, schoss es ihm durch den Kopf, als der Hüne genau das tat. Die dünne Decke lag lose um seine Hüften, verbarg seinen muskulösen Körper nur halb. Itachi fragte sich, wann sie damit begonnen hatten, so ungezwungen miteinander umzugehen.

Schon auf dem Weg ins Windreich damals war ihr Verhältnis nicht mehr so gespannt gewesen wie in den ersten Wochen. Natürlich hatte Kisame weiterhin seine Grenzen ausgetestet, aber diese bedrohliche Stimmung zwischen ihnen hatte sich recht schnell gelegt. Zumal Itachi festgestellt hatte, dass der andere, wenn er wollte, ein angenehmer Gesprächspartner sein konnte.

Kisame mochte impulsiv sein und sich durch seinen Blutrausch zu unüberlegten Aktionen hinreißen lassen, aber das bedeutete nicht, dass er außerstande war, sich Gedanken zu machen. Mittlerweile wusste Itachi, dass Kisame sehr wohl strategisch planen konnte, es nur meistens nicht wollte. Nur zu gern überließ er diesen Teil ihrer Zusammenarbeit ihm, damit er sich auf das konzentrieren konnte, was er am liebsten tat: kämpfen und töten.

Primitiv fand Itachi diese Prioritäten immer noch, doch er hatte sich inzwischen damit abgefunden. Solange Kisame seine Mordlust nicht an ihm ausließ, konnte er diesen Charakterzug ignorieren. Einige Male hatte er sich eingemischt, das Gemetzel beendet, doch Kisame war danach stets schlecht auf ihn zu sprechen gewesen. So gesehen blieb ihm, um des Friedens Willen, keine andere Wahl, als Kisame auch mit seinen schlechten Eigenschaften zu akzeptieren.
 

Man konnte sagen, dass sie sich aneinander gewöhnt hatten – und das war beileibe nicht das Schlimmste. Schließlich hatten sie genügend Probleme, denn auf sie beide war ein hohes Kopfgeld ausgesetzt. Itachi vermutete, dass sich Danzou persönlich dafür eingesetzt hatte, dass seine Summe besonders attraktiv hervorstach. Sein Tod würde dem alten Mann in die Hände spielen und dann stand nur noch der Sandaime zwischen Sasuke und ihm; Itachi vertraute dem Hokage, aber er würde es nicht darauf ankommen lassen. Dafür war Danzou zu gefährlich.

Der Gedanke an seinen Bruder ließ ihm das Herz schwerer werden, so wie jedes Mal, wenn er es sich erlaubte, an ihn zu denken. Die meiste Zeit über verdrängte er jede Erinnerung, was nur mäßig funktionierte, denn irgendwann kam alles wieder hoch. Bald waren es drei Jahre, seit er Sasuke traumatisiert und allein zurückgelassen hatte. 11 Jahre alt müsste er nun sein und Itachi fragte sich, wie viel von dem lieben, fröhlichen Kind übrig geblieben war – vermutlich gar nichts.

Wie sehr musste Sasuke ihn hassen, nachdem er ihm seine Tat in den Kopf gebrannt hatte, aber das war es ja, was er gewollt hatte. Dennoch…in den wenigen ruhigen Minuten, die er für sich war, fiel es ihm schwer, dem Schmerz nicht nachzugeben. Es war, wie sein Vater gesagt hatte, kurz bevor er ihn von hinten erstochen hatte; er hatte sich für diesen Weg entschieden.

Trotzdem hoffte er insgeheim, dass irgendjemand auf Sasuke aufpasste, und damit meinte er nicht Sarutobi. Menschen in seinem Alter, die ihn stützen und auffangen konnten, wenn die Last zu groß wurde. Menschen, die die Familie, die Itachi ihm genommen hatte, zumindest ein bisschen ersetzen konnten…denn er selbst hatte niemanden und es auch nicht verdient.

Niemand außer den Ältesten und Madara würde je erfahren, welche Gründe hinter seiner grausigen Bluttat steckten. Diese Wahrheit würde er mit ins Grab nehmen, wenn es soweit war.

„Ich kann nicht schlafen, wenn du mich anstarrst.“

Itachi zuckte zusammen, hatte gar nicht bemerkt, dass er die ganze Zeit auf Kisames breiten Rücken geblickt hatte. Der Hüne drehte sich murrend zu ihm, funkelte ihn aus seinen Raubtieraugen an…und Itachi war ihm fast schon dankbar dafür, dass er ihn aus seinen trübsinnigen Gedanken riss.

„Entschuldige“, murmelte er und wandte sich direkt ab.

„Passt schon“, erwiderte Kisame grummelnd. „Aber mal ehrlich…du siehst fertig aus. Leg dich endlich hin!“

Nur wenige Sekunden zögerte der Uchiha, ehe er knapp nickte und somit auf den Vorschlag einging. Wahrscheinlich hatte Kisame Recht, denn er brauchte wirklich etwas Schlaf, so dass er sich in seine Decke wickelte und auf die Seite drehte.

„Danke“, murmelte er, ehe er die Augen schloss.

Die unangenehmen Gedanken ließen sich zwar nicht sofort abstellen, aber die Müdigkeit reichte aus, damit er etwas zur Ruhe kam.
 

Am nächsten Morgen wollten sie eigentlich direkt weiterziehen, jedoch wurden sie unerwartet an der Rezeption aufgehalten. Eigentlich sollte alles bereits bezahlt worden sein, weswegen Itachi sich doch wunderte, als ihn die junge Frau vom Vortag noch vor dem Verlassen der Herberge zurückhielt.

„Uhm, entschuldigen Sie, aber…haben Sie einen Moment?“, fragte sie und linste an ihm vorbei zu dem Hünen, der sie grinsend anblickte.

Itachi wollte gar nicht wissen, was Kisame gerade durch den Kopf geisterte, sondern nickte schlicht. Er wusste zwar nicht, was die Frau von ihm wollte, doch anhören konnte er sie ja.

„Ich warte draußen auf dich, Partner.“

Kisames Tonfall machte deutlich, dass er sich bestens über die Situation amüsierte. Großartig…das würde er sich die nächsten Tage öfter antun dürfen. Die junge Frau schluckte merklich, als der Hüne sie recht eindeutig musterte und dabei ein beängstigend breites Grinsen aufsetzte.

„Lass dir ruhig Zeit…“

Itachi kommentierte das nicht, verengte lediglich die dunklen Augen, woraufhin Kisame endlich verschwand. Erst dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Frau, die ihm mit roten Wangen einen zusammengefalteten Zettel reichte. Itachi war im ersten Moment zu verdutzt, um etwas zu sagen, konnte sie nur irritiert anstarren. Glücklicherweise merkte sie anscheinend, wie ihre Aktion rüberkam, und erklärte sich daraufhin schnell.

„Oh, es ist nicht, was Sie denken! Einer der Männer, mit denen Sie hier waren, hat mir den Zettel für Sie da gelassen. Er meinte, Sie wüssten schon Bescheid.“

Einer der Männer? Itachi faltete das Stück Papier auseinander, überflog den Einzeiler und spannte sich an.

„Sie sind ja so blass…ist alles in Ordnung?“

Itachi ballte die Faust, knüllte den Zettel in dieser zusammen, während sich sein Blick verfinsterte. Wortlos wandte er sich ab, schritt nach draußen, wo Kisame auf ihn wartete. Überrascht wurde er gemustert, ehe der Ältere den Kopf zur Seite neigte.

„Schon fertig? Was wollte sie? Mit dir ausgehen?“

Itachi beantwortete die Fragen gar nicht erst, sondern kam direkt zum Thema.

„Ich muss noch etwas erledigen.“

Verwirrt wurde er angesehen, die Raubtieraugen verengten sich.

„Und das wäre?“

„Es wird nicht lange dauern…du kannst vorgehen“, ignorierte Itachi die Fragen ein weiteres Mal. „Die Raben werden dich aufspüren, sobald ich-“

„Jetzt sag mir endlich, was du vorhast!“, wurde er angeraunzt und hielt inne.

Für einige Sekunden herrschte Stille zwischen ihnen…unangenehme Stille. Unnachgiebig funkelte Kisame ihn an, doch er wollte und konnte ihm nichts sagen.

„Es ist etwas Persönliches. Bitte akzeptiere das.“

„Persönlich, huh?“

Kisame fixierte ihn abermals so durchdringend, dass es sich schon unangenehm anfühlte. Er konnte nur hoffen, dass das nun keine erneuten Streitereien heraufbeschwor.

„Ja…“

„Und du wirst nicht lange brauchen?“

„Vermutlich nicht.“

„Hm…na schön“, brummte der Haimensch zu seiner Erleichterung. „Ich gehe vor…schick meinetwegen einen deiner Aasgeier hinterher, damit du den Anschluss nicht verlierst.“

Itachi nickte, ehe er sich abwandte und einen anderen Weg einschlug.
 

Lange musste er nicht laufen, um den kleinen Schrein, an dem Kisame und er schon auf dem Hinweg vorbeigekommen waren, zu erreichen. Die Umgebung machte einen idyllischen Eindruck, lag auch recht abgeschieden, so dass wohl nur gelegentlich Menschen auf der Durchreise vorbeikamen. Wie passend, ging es ihm durch den Kopf, während er näher trat, dabei die Sharingan aktivierte.

„Du bist wirklich gekommen…kukuku…“

Itachi zuckte nicht mal mit der Wimper, hatte den anderen bereits wahrgenommen, noch bevor dieser hinter der Säule hervorgetreten war. Es hatte schon seinen Grund, warum er Kisame nicht hatte sagen wollen, mit wem er sich traf. Vermutlich hätte ihn der Ältere für leichtsinnig erklärt und darauf bestanden, dass er mitkam.

„Ich muss zugeben, ich habe nicht damit gerechnet“, säuselte Orochimaru und kam dabei auf ihn zu. „Noch dazu ohne Begleitung…“

Itachi verengte die roten Augen, verzog aber ansonsten keine Miene.

„Du sagtest, du wüsstest etwas über Uchiha Sasuke“, kam er direkt auf den Punkt. „Sprich.“

Orochimaru kicherte leise, während er ihn aus seinen Schlangenaugen fixierte. Etwas in dem Blick missfiel dem Uchiha, doch er ließ sich nichts anmerken. Wenn das hier eine Falle war, so kam sie nicht unerwartet, wenn man bedachte, dass der San-nin ihn schon seit seinem ersten Tag bei Akatsuki ins Visier genommen hatte.

„In der Tat…“, hörte er Orochimaru sagen. „…meine Spione sind zahlreich und selbstverständlich habe ich auch einige in unserer Heimat. Sie erstatten mir von Zeit zu Zeit Bericht…“

Itachi mochte es nicht, wenn man durch lange Reden Zeit schindete, und das tat sein Gegenüber gerade.

„Es wundert mich nicht, dass du solches Interesse an dem Befinden deines Bruders zeigst, Itachi-kun. Schließlich ist er der Einzige, den du am Leben gelassen hast…“

Orochimarus schmale Lippen zierte nun ein beunruhigendes Grinsen, aber es wurde noch unangenehmer, als er ihn zu umkreisen begann.

„…und du wirst sicher deine Gründe dafür haben, nicht wahr? Oh, ich brenne schon lange darauf, etwas mehr darüber zu erfahren…“

Itachi bewegte sich nicht, wenngleich er sich anspannte; er verspürte keine Angst, allerdings musste er vorsichtig sein.

„…aber ich bin nicht unfair“, zischelte Orochimaru hinter ihm. „Zuerst werde ich dir sagen, dass es ihm gut geht. Er ist seit kurzem Ge-nin und wird seine ersten Missionen unter Hatake Kakashi ausführen. Kukuku…eine gute Wahl, wenn du mich fragst.“

Hatake Kakashi also…nun, das war in der Tat beruhigend, zumal er den Jo-nin noch von der Zeit bei der ANBU kannte. So wie er selbst war der Mann ein geübter Mörder, jedoch schien er seine Menschlichkeit nicht gänzlich verloren zu haben. Itachi konnte behaupten, dass Kakashi sympathisch und überaus fähig war. Sasuke würde einiges unter ihm lernen, das ihn stärker machen würde, davon war er überzeugt.

„Die Kunoichi in seinem Team ist irgendein unbedeutendes Mädchen…doch bei dem Dritten im Bunde handelt es sich um Uzumaki Naruto.“

Itachi weitete seine Augen nur minimal, denn natürlich kannte er diesen Jungen. Jeder in Konoha Gakure kannte ihn, denn er war der Sohn des Yondaime Hokage und…

„…der Kyuubi“, sprach er seinen Gedanken laut aus und Orochimaru gluckste.

„Vielleicht denkt Sarutobi-sensei, dass ihn ein Uchiha im Notfall von der Raserei abhalten kann…kukuku…“

Möglicherweise war das tatsächlich der Grund, der Sarutobi zu dieser Entscheidung bewogen hatte. Diesbezüglich wollte Itachi keine voreiligen Schlüsse ziehen. Was er jedoch genau wusste, war, dass Danzou diese Kombination missfallen würde. Gleich, wie Sasuke sich entwickelte, Danzou würde in ihm immer eine potenzielle Gefahr für das Dorf sehen.
 

„So…“, riss ihn die Stimme des San-nin aus den Gedanken und im selben Moment hörte er, wie hinter ihm etwas Schweres auf den Boden fiel, gefolgt von einem aggressiven Zischen. „…ich habe meinen Teil der Abmachung erfüllt, Itachi-kun...“

Itachi rührte sich nicht, konnte es auch nicht, da ihn der riesenhafte Körper der bräunlich geschuppten Schlange bereits umklammert hatte. Der Kopf des Reptils besaß den Durchmesser einer Kokosnuss und eben jener tauchte soeben vor seinem Gesicht auf, fauchte ihn an, wobei die spitzen Zähne hervorschnellten.

„…also sei so gut und übergib mir nun deinen Körper~“, raunte Orochimaru hinter ihm, während die Schlange abermals nach ihm schnappte, aber nicht zubiss.

Itachi drehte den Kopf zur Seite, um ihr zu entgehen, doch es brachte wenig. Seine roten Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, doch er unterbrach den San-nin nicht. Das war also sein Plan gewesen.

„Ihr Uchiha habt mich schon immer fasziniert“, plapperte der Ältere weiter und trat nun vor ihn. „Euer Sharingan ist außergewöhnlich mächtig und genau diese Eigenschaft wird nun mir gehören!“

Unverhohlene Gier leuchtete in den geschlitzten Augen, der Mund öffnete sich ein Stück, wobei sich Orochimaru mit der unnormal langen Zunge die Lippen leckte. Itachi bemühte sich, seinen Ekel nicht allzu deutlich zu zeigen, aber es fiel ihm schwer.

„Ich danke dir, Itachi-kun, dass du mich der Unsterblichkeit einen Schritt näher bringst, indem du ein Teil von mir wirst…“

Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, verzerrte sich Orochimarus Gesicht, wurde noch unmenschlicher, als es ohnehin schon aussah. Sein Hals schien anzuschwellen, fleischfarbene Schuppen wurden sichtbar, breiteten sich auch über seine Hände, welche Fingerzeichen formten, aus. Das war also seine wahre Gestalt? Ein Monstrum mit weit klaffendem Maul und bösartig blitzenden Augen starrte ihm entgegen…bereit, um ihn zu verschlingen.

„Wir hatten keine Abmachung.“

Itachis Stimme klang so ruhig und bestimmt, wie er sich fühlte. Er sah die Verwirrung in Orochimarus Augen, als dieser sich plötzlich nicht mehr zu bewegen vermochte. Es war sein Fehler und ebenso der des Tieres gewesen, Blickkontakt mit ihm zu halten, ihm in die Sharingan zu sehen.

Die Schlange gab ein wütendes Brüllen von sich, wich vor ihm zurück, wobei sie die Umklammerung lösen musste. Wie ein Zitteraal wand sie sich zu den Füßen ihres Meisters, fauchte noch einige Male, ehe sie sich schließlich einfach auflöste. Orochimaru knirschte mit den Zähnen, seine Finger zuckten…bewegten sich wie in Zeitlupe zueinander – doch Itachi hatte nicht vor, es so weit kommen zu lassen.

Eine rasche Bewegung, ein widerliches Geräusch…und Blut spritzte dem schockierten San-nin in das entstellte Gesicht. Itachi packte das Kunai fester, hörte das schmerzerfüllte Brüllen des Älteren und wappnete sich. Er hatte die linke Hand am Gelenk abgetrennt, fühlte angesichts dessen, was Orochimaru mit ihm vorhatte, ziemlich wenig Mitleid für dessen Verlust.

„Du…“, knurrte sein Gegenüber, doch er ließ ihn nicht ausreden.

„Du sagtest, dass du dir die Sharingan einverleiben willst, weil sie so mächtig sind – dir hätte klar sein müssen, dass du gegen mich nicht gewinnen kannst.“

Zorn flackerte in den unmenschlichen Augen, dann klappte das gewaltige Maul auf…und etwas schnellte daraus hervor. Itachi wich zur Seite aus, als der Schatten an ihm vorbeiraste und mit einer unheimlichen Geschwindigkeit in der Erde verschwand. Der zurückgelassene Körper klappte, wie von unsichtbaren Fäden gehalten, in sich zusammen und blieb achtlos zurück.

Die Schlange hatte sich anscheinend gehäutet, um zu entfliehen…und den Ring hatte sie mitgenommen. Itachi musste zugeben, dass er von dem plötzlichen Rückzug Orochimarus überrascht war. Anscheinend war sich der San-nin sehr wohl darüber im Klaren, dass er gegen ihn nicht bestehen konnte, und hing dementsprechend an seinem Leben.
 

„Was zur Hölle…?!“

Itachi hielt inne, als er den Ausruf vernahm, und wandte sich um, sah seinen Partner ein paar Meter von ihm entfernt stehen. Er hatte ihn gar nicht wahrgenommen, sich allein auf Orochimaru konzentriert, doch es sollte ihn wohl nicht wundern, dass Kisame ihm gefolgt war. Er wischte das Kunai im Gras ab, ehe er es wieder verstaute und dem Hünen entgegenkam. Dieser musterte ihn argwöhnisch, schien wohl nach eventuellen Verletzungen zu suchen.

„Ist das Ding da Orochimaru?“, wurde er gefragt und folgte Kisames Blick.

„…indirekt“, erwiderte er. „Er hat sich gehäutet.“

„Igitt“, brummte Kisame deutlich angewidert. „Ich wusste ja, dass ich dich nicht allein lassen sollte!“

„Es geht mir gut.“

„Das sehe ich…trotzdem war das nicht deine beste Idee. Hab dir ja gesagt, dass er dir an den Kragen will!“

Itachi zuckte mit den Schultern.

„Genau genommen wollte er meinen Körper übernehmen.“

Kisame starrte ihn an, als hätte er einen irrsinnigen Scherz gemacht, ehe er abermals ziemlich angeekelt drein schaute.

„Ich hab ja schon viel gehört…aber das ist echt krank.“

„Hm…wir sollten Pain darüber informieren.“

Ein abfälliges Schnauben kam von dem Haimenschen, dann nickte dieser zustimmend.

„Der Verräter braucht sich jedenfalls nicht mehr blicken lassen…“

Itachi glaubte nicht, dass Orochimaru so einfältig sein würde, dies auch nur zu versuchen. Als Missverständnis konnte man seinen Angriff auf ihn wohl kaum bezeichnen. Trotzdem konnte Itachi nicht behaupten, dass er es bereute, in die Falle getappt zu sein, denn immerhin hatte er Informationen über Sasuke bekommen.

„Mit was hat er dich eigentlich geködert?“, wollte Kisame wissen und er sah auf.

„Informationen.“

„Lass mich raten…was Persönliches?“

Itachi nickte knapp; das sollte als Antwort wohl genügen und tatsächlich seufzte der andere bloß.

„Also gut…lass uns Pain die Nachricht schicken und dann weiterziehen. Aus dir bekommt man ja sowieso nicht mehr raus.“

Dem Uchiha war das durchaus recht, denn das letzte, das er wollte, war, mit Kisame über seinen Bruder reden. Dieses Geheimnis würde er so lange hüten, wie es ihm möglich war.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Uff, irgendwie komm ich gerade nicht zum Antworten...ich freue mich aber dennoch über jeden Kommentar von euch. :)
Vor Weihnachten wird auf jeden Fall noch ein neues Kapitel kommen!
Ansonsten...wer ist traurig wegen der alten Verräter-Schlange? :D
Ich auf jeden Fall...

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  LSiomha
2019-05-11T18:13:30+00:00 11.05.2019 20:13
"Um des Friedens Willen."
Eine bessere Formulierung gibt es wirklich nicht, um Itachis pazifistisch-suizidale Seite zu beschreiben. Und ja, ich weiß nur zu gut, das Orochimaru für ihn keine ernstliche Bedrohung darstellt, aber dennoch … sich einem Sannin auszuliefern, wenn auch nur zum Schein, ist einfach nur lebensmüde. Motive hin oder her. Mah. Außerdem, hätte Orochimaru ihn nicht so hoffnungslos unterschätzt, wäre er da auch nicht so einfach rausgekommen.
Aber Itachi ist ja offensichtlich noch nicht so weit, um seine Geheimniskrämerei gegenüber Kisame abzuschalten (wird er ja leider nie sein …), trotz dem nun beachtlichen Zeitraum ihrer Zusammenarbeit. Das ist ja mittlerweile nahezu harmonisch zwischen den beiden ;-)
Wirklich schön zu lesen … Kisames verkappte Fürsorge und Itachis notgedrungene Toleranz. Ich finde es faszinierend, wie sie hier die fortgeschrittenen Phasen einer Beziehung durchleben, ohne zusammen zu sein. Die Fehler des anderen erkennen und zu akzeptieren lernen, das [auf]einander achten, und trotz all der verbrachten Zeit nur wenig voneinander wissen … alles Stationen, die so erst nach der rosaroten Phase folgen. Ist aber auch praktisch, so kracht Wolke Sieben später nicht in einem turbulenten Sturzflug auf ein zu dünnes Fundament.
Bis dahin wird es allerdings noch einige Konflikte geben, wie wir wissen … und die leichte Resignation, die sich immer stärker in Kisames Worten abzeichnet, erscheint mir auch nicht so gesund. Da muss wirklich noch einiges passieren, aber wir sind ja ausdauernd und vor allem: motiviert :-)


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