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Kapitel 23 - Ein zäher Geist

Als Letzte betrat sie den Unterricht und versuchte die Tür hinter sich so leise wie möglich zu schließen. Trotzdem drehten sich knapp zwei Dutzend Köpfe nach ihr um, nur der Lehrer nahm kaum Notiz von ihr, der ohne zu unterbrechen seine Erzählung fortsetzte. Sie entdeckte die anderen ihres Hauses etwas weiter vorne und auch sie musste sich einen Platz in den ersten Reihen suchen, da die hinteren Tische bereits belegt waren. Niemand wollte vorne sitzen, mit Ausnahme von Hermine, deren buschiger Kopf in der ersten Reihe kaum zu übersehen war.
 

Sie saß direkt vor einem Pult, hinter dem der einzige Geist von Hogwarts schwebte, der unterrichtete: Binns. Zu Lebzeiten war er wohl ein wenig übergewichtig und hatte bereits tiefe Falten gehabt. Sein krausiges Haar lugte unter einer hängenden Mütze hervor und er trug einen langärmligen Anzug, der entfernt an einen altertümlichen Schlafanzug erinnerte, und der sich an seinem Bauch zu spannen begonnen hatte. Auf dem Pult selbst lagen weder Bücher, noch Schreibwerkzeug. Auch die Tafel hinter seinem Rücken war bis auf den Schmutz alter Kreide völlig leer.
 

"-nur überleben kann, wenn man mächtige Verbündete hat. Durch geschickte Diplomatie gelang es Rilbamez Fuselclamp dem Dummen, seine Gegner nach und nach für sich zu gewinnen. 1190 vereinte er die Sippen der Dangeez, um ..."
 

Evelyn starrte den Geist an und versuchte zu verstehen, worum es in seinem Vortrag ging, der sich anhörte, als rezitierte er einen zufälligen Eintrag von Wikipedia. Dem Gesicht der anderen nach zu urteilen, hatten auch sie Mühe zu folgen. Seine Stimme war tatsächlich, wie befürchtet, leise und ohne jede Emotion, was es schwer machte ihm lange zuzuhören.
 

Es war Hermine, die die seltsame Stimmung verwirrten Schweigens mit einem Räuspern durchbrach. "Verzeihung, Professor, aber könnten Sie noch einmal von vorne anfangen?"
 

Professor Binns suchte irritiert nach demjenigen, der es wagte seinen Unterricht zu unterbrechen. Hermine hob ihre Hand. "Sir, wäre es nicht besser zuerst die Namensliste zu verlesen?"
 

Einige, die bereits gedroht hatten gedanklich abzudriften, verfolgten die plötzliche Unterhaltung mit Neugier. Evelyn war froh zu hören, dass noch nicht einmal die Liste verlesen worden war, denn das bedeutete, dass sie nicht allzu spät gewesen sein mussten. Hoffentlich gilt das für Snape als noch rechtzeitig.
 

"Liste? Was soll das heißen. Von vorne anfangen? Junge Dame, wenn Sie nicht zu hören, wenn ich Ihnen etwas sage, dann ist es nicht mein Problem, sondern das Ihre. Sie sollten sich stattdessen Fragen, ob Sie nicht vielleicht besser aufpassen sollten?" Er schwebte nun ein wenig höher, sodass es aussah, als stünde er auf seinem Pult. Evelyn sah an seinen Füßen nun spitz zulaufende Pantoffeln, die seinen Schlafzimmeraufzug perfekt machten.
 

"Schlimm genug, dass Sie alle erst heute hier erscheinen. Die letzten Wochen war die Anwesenheit in meinem Unterricht eher mager."
 

Kaum einer verstand, wovon ihr Lehrer redete und erneut war es Hermine, die Wortführerin war. "Heute ist doch der erste Tag, Sir."
 

"Wer sind Sie überhaupt?"
 

Hermine straffte sich. "Hermine Granger, Sir. Ich finde wirklich, Sie sollten die Lis-"
 

"Granger", rollte er den Namen auf seiner Zunge, "Granger? Nein, ist mir kein Begriff. Wie ungewöhnlich mitten im Schuljahr eine neue Schülerin zu bekommen." Binns schwebte wieder hinunter.
 

Mitten im Schuljahr?, dachte Evelyn und bedeckte ihr anwachsendes Grinsen mit der Hand. Ein Geschichtslehrer ohne Gefühl für Zeit, willkommen auf Hogwarts.
 

Auch Hermine war von seiner Aussage verblüfft, doch anstatt es mit Humor zu nehmen wagte sie erneut einen Versuch kompetenten Unterricht zu bekommen. "Professor Binns, heute ist der erste Schultag eines neuen Schuljahres, wir sind Erstklässler." Sie stand auf und deutete in den Raum, in dem die Schüler aller vier Häuser versammelt waren.
 

Binns kratzte sich unter der Kante seiner Mütze. "Was reden Sie da, Ganger? Abraxas, könnten Sie der jungen Dame den Weg zum Krankenflügel zeigen? Ich fürchte sie hat sich den Kopf gestoßen."
 

Hermine wollte bereits protestieren, dass er ihren Namen wohl falsch verstanden hatte, als Malfoy, der in unmittelbarer Nähe saß, plötzlich hochschreckte und zögerlich auf sich selbst deutete. "Abraxas war mein Großvater, Sir."
 

Peinliches Schweigen entstand, in dem Binns einige Schüler näher betrachtete und ein Gesicht machte, als sähe er sie zum ersten Mal, was im Endeffekt stimmte. "Großvater?", sagte er schließlich. "Nunja ... ehm. Wie lange sind Sie schon hier?"
 

Evelyn schüttelte den Kopf. Sie hatte erwartet, dass Binns ein wenig orientierungslos sein würde. Ihn so zu sehen ließ sie jedoch fragen, weshalb man nicht schon vor 100 Jahren einen Exorzisten hat kommen lassen...
 

Irgendwann nahm er den Unterricht wieder auf, ohne die Liste zu verlesen und ohne auf seinen Fehler einzugehen, doch Evelyn achtete kaum auf das, was er erzählte. Das überflüssige Geschichtsbuch war schon längst wieder in ihrer vollen Tasche verschwunden und sie würde es sich in Zukunft sparen sich damit zu quälen. Ihr Vorsatz Professor Binns zuzuhören hatte kaum ein paar Minuten gehalten.
 

Stattdessen widmete sie sich ihrem Stundenplan, den sie nun mit etwas mehr innerer Ruhe betrachtete. Daneben hatte sie ein freies Pergament gerichtet, auf dem sie versuchte aus den Spiralen schlauer zu werden und den Plan in benutzerfreundlichere Formen zu übersetzen. Um den Mittwoch herum und angefangen mit Geschichte der Magie, dem Unterricht, in dem sie gerade die Freude hatte zu sein, baute sie ihren Stundenplan auf. Wusste man einmal, wonach man suchen musste, war es gar nicht mehr so schwer die sich bewegenden Buchstaben zu lesen.
 

Es stellte sich heraus, dass heute ein langer Tag werden würde. Allgemein war jeder Tag in vier Doppelstunden aufgeteilt, wobei sie nicht immer Unterricht hatte, sondern auch Freistunden dazwischen. Heute würde sie noch Verwandlung haben, den ersten kompetenten Unterricht, und nachmittags nach der Mittagspause Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Was ihr weniger behagte war der Gedanke, nachts auf den Astronomieturm zu klettern. Freitag war ihr kürzester Tag, doch unter der Woche würde sie mehr als einmal bis kurz vor dem Abendessen Unterricht haben, weshalb sie alle wohl die Freistunden brauchen würden, um Hausaufgaben zu machen. Zu Evelyns Freude war überall eine Vermerk bestehend aus kleinen Ziffern, wo der Unterricht abgehalten werden würde, auch wenn ihr das erst aufgefallen war, als sie den Vermerk "Gewächshaus" neben dem Fach "Kräuterkunde" entdeckt hatte. Also war sie noch einmal jedes Fach durchgegangen und hatte sich die Räume notiert.
 

Wenn sie richtig zählte, würde sie einige Fächer mehrmals in der Woche haben, doch andere, wie Geschichte, nur einmal. Ihr Blick fiel auf ihre Nachbarn Pansy und Millicent, die beide bereits die Augen geschlossen hatten und in ihren Sitzen dösten. Professor Binns störte sich nicht daran.
 

"-ach dem Tod des Gelben Turban im Jahr 189 lieferten sich die Zhuo blutige Auseinandersetzungen, die d-"
 

Nein, das hatte keinen Wert. Der Jahreszahl nach zu urteilen hatte Binns tatsächlich irgendwann angefangen, was man "den Anfang" nennen konnte, doch sie konnte sich einfach nicht für den Inhalt begeistern. Dummerweise lieferte das Klassenzimmer keine Abwechslung und war beinahe genauso langweilig, wie das Gesagte selbst. Bis auf die Einzeltische, an dem müde Schüler versuchten durchzuhalten, und dem Pult samt Tafel, gab es buchstäblich nichts. Selbst Fenster suchte man vergeblich. Zwei von Spinnenweben bedeckte Kronleuchter erhellten den Raum, dessen blanke Wände Spuren von Gemälden trugen, doch die waren wohl schon seit Jahren verschwunden.
 

Die Insassen der Gemälde wollten sich das hier wohl nicht mehr antun.
 

Die abwesenden Fenster und das damit fehlende Tageslicht machte Evelyn mehr zu schaffen, als das öde Zimmer. Den Blick auf ihren kleinen Tisch fixierend verharrte sie und atmete das Gefühl von Enge weg, zumindest versuchte sie es.
 

Nach zwei Stunden, die ihr und den anderen alles abverlangt hatten, waren sie endlich befreit. Eilig packten alle ihre Taschen und flohen aus dem Zimmer, ohne einen Gedanken an ihre ersten Hausaufgaben zu verschwenden.
 

"Das war der pure Horror", sagte Millicent, die Hand gegen ihre Stirn gepresst. "Dieser Geist ist beinahe so alte, wie das Zeug, das er da redet."
 

Evelyn sah, wie einige Hufflepuffs stehen blieben und der Gruppe Gryffindors neugierig nachsahen, ehe sie in anderer Richtung verschwanden. Ihr eigener kleiner Haufen kümmerte das wenig.
 

"Unterricht von einem Geist ... diese Schule geht wirklich den Bach runter", wetterte Malfoy und erntete von allen Seiten Zustimmung. "Habt ihr gehört, wie er mich mit meinem ehrwürdigen Großvater verwechselt hat?" Malfoy stolzierte nun vor der Gruppe her und gestikulierte wild um sich. "Mit Vornamen! Stellt euch das vor. Der Name meines Großvaters, Merlin hab ihn selig, aus dem Mund von dieser einfältigen Ansammlung von Nebel!"
 

"Mein Bruder meinte, Binns interessiert es nicht ob man wach ist, oder schläft. Also hat er immer geschlafen", warf Goyle ein, was Evelyn hellhörig werden ließ. Goyle hat einen Bruder? Zu gerne hätte sie mehr erfahren, doch selbst konnte sie nicht fragen und die anderen hatten anderes im Sinn, als Verwandtschaftsverhältnisse zu klären.
 

"Schlafen? Der würde noch nicht einmal merken, wenn jemand in seinem Unterricht sterben würde."
 

"Der hat ja sogar seinen eigenen Tod nicht mitbekommen."
 

Gelächter breitete sich im Gang aus und folgte ihnen, bis sie die Treppe erreichten. Auch Evelyn konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, denn so harsch die Worte waren, leider entsprachen sie der Wahrheit. Doch nun fiel ihnen auf, dass sie drohten erneut verloren im Schloss stranden. Zumindest hatten die meisten unter ihnen, wie Evelyn, die Zeit genutzt und den Rest des Plans entschlüsselt.
 

"Als nächstes Verwandlung bei der McGonagall, oder?", fragte Pansy, die auf ein Geschmiere ihrer Hand starrte. Crabbe zuckte hilflos die Schultern, doch Draco nickte ihr zu.
 

Während ihres Abstieges in den ersten Stock wechselte der entzifferte Stundenplan die Kompetenz von Professor Binns als Thema ab, und schon bald schimpften sie nicht mehr über veraltete Unterrichtsmethoden, sondern darüber oft bis kurz vor Sonnenuntergang lernen zu müssen. Besonders Daphne wollte sich nicht damit abfinden schon heute bis Mitternacht Sterne anzugucken.
 

Einig waren sich jedoch alle über den bevorstehenden Flugunterricht nächste Woche, der in Evelyn eher vorsichtige Neugier als echte Vorfreude weckte. Ihre Gedanken kreisten um den bevorstehenden Verwandlungsunterricht, der nun der erste Unterricht sein würde, in dem es um echte Magie ging.
 

Im Gegensatz zu heute Morgen, waren sie diese Mal zusammen mit den anderen Schülern angekommen und standen nun erwartungsvoll vor verschlossener Tür. Es waren nur die blauen Umhänge der Ravenclaws zu sehen und es blieb bei dieser verkleinerten Gruppe, bis Professor McGonagall ihnen die Tür öffnete und sie hineinbat. Zunächst war das Licht gedimmt, doch dann entflammten überall, wie auf ein Stichwort hin, schwebende Fackelträger und erhellten ihre Umgebung. Erstauntes Gemurmel folgte ihnen, als sie mit großen Augen eintraten.
 

Der Raum war lang und viel zu groß für die wenigen Schüler. Von der Decke hingen dutzende Käfige in verschiedener Form, deren Ketten ab und zu klirrten. Einige Käfige waren leer, doch die meisten beherbergten bunte Vögel, die sofort begannen unruhig zu werden, als sich der Raum mit den wenigen Schülern füllte.
 

Auch an den Wänden im hinteren Bereich des Klassenzimmers waren Käfige zu sehen, die jedoch keine Vögel, sondern mehrere kleine Nage- und andere Säugetiere eingesperrt hatte, deren leises Fiepen bis zu ihnen durchdrang.
 

Stumm nahmen alle ihre Plätze ein, die nicht aus einsamen Tischen bestanden, sondern aus mehreren Reihen Bänken, an denen bis zu drei Schüler Platz nehmen konnten. Erneut wunderte sich Evelyn darüber, dass der langweiligste Unterricht die Schüler in jeder Hinsicht über den Stoff hinaus quälte. Für Professor Binns reichte es nicht nur monoton zu sprechen und sein Klassenzimmer praktisch völlig auszuräumen, sondern er musste den Schüler auch noch verwehren in Paaren oder Gruppen zusammenzusitzen.
 

Kaum hatte sie neben Millicent Platz genommen, erhob Professor McGonagall bereits die Stimme. Sie hielt wie am Vorabend ein zusammengerolltes Pergament und verlas die Namensliste um sich zu versichern, dass alle anwesend waren. Bei nur etwa 15 Schülern fiel dies sehr kurz aus, ehe sie sich dem Wichtigen zuwendete. Ihre Hand glitt zu einer Sanduhr in einer filigranen Halterung aus fleckigem Messing. Mit ihrem Finger kippte sie die Uhr und der Sand begann langsam zu fließen.
 

"Willkommen, Erstklässler, zu Ihrer ersten Stunde Verwandlung. Ich bitte Sie ihre Zauberstäbe vorerst aus Ihren Händen zu legen." Einige, die bereits mit Zauberstab im Anschlag auf ihren Plätzen saßen, verstauten diesen wieder mit traurigem Gesicht.
 

"Bevor wir beginnen, möchte ich Sie alle eingehend warnen und sie darauf hinweisen, dass die Kunst der Verwandlung zu den gefährlichsten Bereichen gehört, die Sie während ihrer magischen Ausbildung erlenen werden." McGonagall stand in all ihrer Größe vor ihnen und betonte jedes ihrer Worte nachdrücklich.
 

Evelyn sah, dass Millicent neben ihr angespannt auf der Bank hin und her rutschte. Auch sie selbst bekam ein mulmiges Gefühl als sie sah, wie ernst es Professor McGonagall war, jedoch überwiegte ihre neugierige Vorfreude.
 

"Sie werden daher noch nicht einmal eine Feder in einen Kiesel verwandeln, bevor ich nicht sicher bin, dass Sie alle die wichtigsten Regeln und Theorien verstanden haben." Sie drehte ihre Hand in der Luft und die drei frei stehenden Tafeln hinter ihr rückten zusammen und bildeten ein fein gezeichnetes Geflecht an verschiedenen Mustern und Formeln, das für sich genommen wie Kunst wirkte.
 

McGonagall würde Wort halten. Bis das letzte Sandkorn durch die Uhr gerieselt war und damit das Ende ihrer Unterrichtseinheit anzeigte, hatte keiner auch nur daran gedacht einen Zauberstab in die Hand zu nehmen. Stattdessen ließ sie alle immer wieder die Grundzüge der Theorie aufsagen, zum Schluss sogar einzeln. Sie verließen den Raum mit mehreren Bögen Notizen gefüllt mit Abbildungen, Bemerkungen und mit der Hausaufgabe einen Aufsatz darüber zu schreiben, welche Folgen es haben konnte auch nur einen Fehler während einer Transfiguration zu machen.
 

Obwohl Evelyn keinen einzigen Zauber gesprochen hatte, hatte sie sich keine Minute gelangweilt. Im Gegenteil, sie war so interessiert, wie schon lange nicht mehr und die Müdigkeit, die sich während des Unterrichts von Professor Binns angestaut hatte, war innerhalb weniger Minuten verflogen gewesen, was auch an der Hingabe lag, mit der Minerva McGonagall von ihrem Fachgebiet sprach: es war eine wahre Freude ihr zuzuhören. Leider teilte kaum einer der anderen ihre Begeisterung.
 

"Zuerst ein inkompetenter Geist und nun eine alte Schachtel, die uns die einfachsten Dinge aufsagen lässt", wetterte Blaise.
 

Pansy grinste und baute sich vor ihnen auf. "Ihr müsst immer aufpassen wenn ihr eine so gefährliche Waffe wie einen Zauberstab in Händen haltet", äffte sie mit spitzer Stimme den Ton von Professor McGonagall nach. "Tod und Verderben erwartet euch, zaubert vorsichtig, zaubert mit Bedacht, zaubert am besten überhaupt nicht!"
 

Die anderen, besonders Goyle, der röhrend losprustete, amüsierten sich köstlich, nur Evelyn, die sich erneut etwas nach hinten hat fallen lassen, bekam nur ein müdes Lächeln zustande. Ihr Bedarf an überheblichen, alles besser wissenden Heranwachsenden war im Moment mehr als gedeckt.
 

"Ich gehe die Bibliothek suchen", verkündete sie in das Gelächter hinein. Zum ersten Mal konzentrierten sich nun alle auf sie, wobei ich den Augen der Slytherin große Fragezeichen zu erkennen waren.
 

"Die Bibliothek? Was willst du denn da, Harris?", fragte Daphne, so als ob Evelyn etwas Unmögliches vorgeschlagen hätte.
 

"Es ist Mittagspause", sagte Millicent entsetzt und griff nach Evelyns Ärmel, die jedoch irritiert von der plötzlichen Nähe zurück zog. "Wir wollen etwas essen gehen."
 

Evelyn schüttelte den Kopf. "Das Frühstück war genug." Das war keine Lüge, das Frühstück bestehend aus Rührei, fettem Schinken und belegten Brötchen lag ihr immer noch schwer im Magen. "Geht ruhig, wir sehen uns in Verteidigung." Während sie sprach trat sie noch einige Schritte zurück. Draco zuckte nur mit den Schultern und wandte sich bereits ab.
 

"Mach, was du willst." Er verschwand die Treppe hinunter und die anderen folgten ihm, Millicent war die letzte, die nach einem erneuten Blick auf Evelyn verschwand.
 

Evelyn stand nun alleine in dem Gang, wenn man von den vielen Gemälden und Rüstungen absah, die sich hier und da bewegten. Die plötzliche Ruhe war wie Balsam für ihren Geist und sie streckte sich, tief einatmend.
 

Schon bald würde sich die Gruppe aus Erstklässlern um Draco auflösen, da war sich Evelyn sicher. Momentan gab es eine Zweckgemeinschaft unter ihnen, resultierend aus dem Wunsch nach Stabilität in einer fremden Umgebung. Doch sobald jeder Winkel von Hogwarts vertraut war, würden sie nicht mehr wie eine Gruppe Hühner aufeinander angewiesen sein, das hoffte Evelyn zumindest.
 

Sie genoss ihre kurze Erkundung alleine durch das Schloss. Gelegentlich grüßten sie Portraits und sogar den ein oder anderen Geist entdeckte sie, wie er von einer Wand durch die nächste flog. Immer wieder legte sie die Fingerspitzen gegen die Steinwände während sie lief und spürte die Unebenheiten; sie fühlte Hogwarts.
 

Es war noch zu früh, um eine Bilanz zu ziehen, doch sie war zufrieden, wie der Unterricht bisher verlaufen war. Zwar hätte sie sich einen besseren Geschichtsunterricht gewünscht, doch nichts wies darauf hin, dass ihre Beteiligung am Unterricht etwas Gravierendes bewirkte. Trotzdem hatte sie sich zurück gehalten und nur gesprochen, wenn sie gefragt worden war, was in einer kleinen Gruppe wie der in Verwandlung öfter der Fall sein würde, als in Stunden, in denen alle vier Häuser gemeinsam Unterricht hatten.
 

Als sie um eine Ecke ging, veränderte sich das Bild des Ganges. Gemälde wichen Wandteppichen und auch der Boden war verkleidet mit verschiedenen Textilen. Der ganze Abschnitt erzählte eine Geschichte, die jedoch nur schwer zu entziffern war. Evelyn erkannte eine Gruppe Ritter, die mit Speeren und anderen Waffen ausgerüstet waren. Begleitet wurden sie von Tieren, die eine Mischung aus Hund und Skorpionen zu sein schienen. Evelyn würde liebend gerne stehen bleiben um sich die Szene näher anzuschauen, ermahnte sich dann aber zur Eile. Mittagessen gab es nur eine Stunde, bis sie beim nächsten Unterricht sein musste. Sie würde noch genug Zeit haben alles genau zu betrachten.
 

Sie setzte ihren Weg fort, vorbei an der Geschichte an den Wänden und suchte nach der Bibliothek. Dieser Ort war einer der wenigen von dem sie eine ungefähre Ahnung hatte, wo sie suchen musste. Als sie gelesen hatte, dass Verwandlung auf dem ersten Stock unterrichtet werden würde war ihr klar gewesen, dass sie von dort aus die Bibliothek suchen würde, die sich ebenfalls irgendwo auf diesem Stock befand. Sie hoffte auf eine auffällige Tür oder auf ähnliche Hinweise, sodass sie nicht unwissend einfach daran vorbei lief. Erleichtert fand sie schließlich einen solchen von ihr gewünschten Hinweis.
 

Die Türen selbst waren im Vergleich zu den Toren der Großen Halle schlicht und beinahe winzig. Doch das aufwändige Relief um den Rahmen herum, das tanzende Bücher zeigte, war Merkmal genug, dass sie die Bibliothek gefunden hatte.



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