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♥ Mit den Waffen einer Frau ♥

MamorU ♥ UsagI
von

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Einen Schritt nach vorne - zehn zurück

Gähnend und mit einer Hand in der Hüfte gestemmt, wartete sie darauf, dass sich die Tassen endlich füllen mögen. Diese Nacht kam ihr vor, hatte länger gedauert als jede andere davor, geschweige denn von den Ereignissen in Dieser und sie forderte nun erbarmungslos ihren Tribut. Wohingegen sie sich vor noch nicht einmal fünf Minuten putzmunter gefühlt hatte, so wurde ihr jetzt beinahe übel vor lauter Schlafentzug. Kurz entschlossen schnappte sie sich die große Kakaotasse ihres Bruders. Ob ein halber Liter Kaffee helfen würde stand zwar in den Sternen aber es kam ja auf einen Versuch an. Sie konnte Mamoru schlecht sagen, dass sie sich niederlegt. Naja zumindest nicht bevor sie alles aufgeklärt hatte. Kurz grübelte sie über ihr Gespräch im Schlafzimmer. Im Großem und Ganzen hatte sie ihm doch alles erzählt, plus minus eine unwichtige Kleinigkeit mehr oder weniger, aber so wie sie Mamoru kannte erwartete er wohl oder übel die Schilderung jeder klitzekleinsten Tatsache. Er konnte ja gut reden!! Nicht er musste die liebe ganze Nacht lang munter umherwandern wie ein lebender Untoter.
 

Mit den vollgefüllten Tassen in den Händen trottete sie blindlings zum Küchentisch, was interessanterweise ohne jegliche Zwischenfälle verlief. Dankbar dafür, dass sie nicht über ihre eigenen Beine gestolpert war, oder sich gar verbrüht hatte, schickte sie ein stilles Stoßgebet zum Himmel empor inklusive der Bitte um eine Mütze voll Schlaf und das als bald als möglich.
 

Ohne den Eingangsbereich der Küche eines Blickes zu würdigen umfasste sie das Ungetüm von einer Ninja Turtles Tasse auf der, so vermutete sie, Leonardo abgebildet war und gönnte sich nicht nur einen oder zwei, oder drei Schlucke, sondern gleich die Hälfte des Inhaltes auf EX. Danach wartete sie einfach. Und während sie so vor sich hin döste und auf einen Koffeinrausch hoffte sah sie sich langsam um. Sogar ihr Kopf schien ihr nicht mehr zu gehorchen, denn die Drehbewegung fiel ihr so verdammt schwer. Sie meinte sogar zu hören, wie etwas in ihrem Hals knackste. „Oh Menno!“, grummelte ihr innerstes Ich frustriert. Zur Bestätigung nickte sie müde. Wieder einmal hatte es recht. Was tat er so lange dort oben?! „Wahrscheinlich nach einem Desinfektionsmittel suchen!“, antwortete ihr prompt ihre imaginäre, neu erworbene Stimme. Usagi grinste von einem Ohr zum Anderen nur bei der Vorstellung seines Gesichtes. Ob sie ihrem inneren Ich einen Namen geben sollte?! Für den Fall der Fälle natürlich, falls >es< oder sollte sie sie >sie< nennen, vor hatte länger zu bleiben?! Sie konnte sie/es ja schlecht Usagi nennen. Das würde sich ja anhören, als ob sie Selbstgespräche führen würde, aber dem war nicht so. Selbstgespräche bedeuteten im Allgemeinen, dass man Gespräche mit sich selbst führte und sich dementsprechend Fragen selbst beantwortete, aber bei ihr war das etwas Anderes. Diese Stimme … ES WAR DEFINITIV EINE SIE! … sprach mit ihr, unterhielt sich wahrhaftig und gab ihr obendrein noch Ratschläge, wie zum Beispiel vor der Tür. Allein wäre sie nie auf die Idee eines schießenden Ganoven gekommen. Wie denn auch?! Sie war in diesem Augenblick zu sehr mit ihrer Angst beschäftigt gewesen. Vielleicht! Aber nur vielleicht wollte ihr das Schicksal einen Beistand schenken, zumindest vorübergehend. So etwas wie einen inneren Wrestlingkämpfer, der sich lediglich in Zeiten wie diesen zu Wort meldete. Geister – so schwörten einige Menschen – sollte es ja auch geben, also wieso dann nicht innere Stimmen? Pinocchio hatte sie ja schließlich auch, zwar in Form eines Grashüpfers, oder war es doch ein Holzkäfter?! Egal!! Besser eine Unsichtbare innere Stimme als ein Insekt. Da könnte sie sich doch gleich in eine Wiese setzten und mit den Blümchen sprechen. Pfff! Wer würde sie da noch ernst nehmen können.
 

Noch ehe es ihr gelang mit ihren Gedanken in noch weitere, viel komplizierte Sphären zu driften hörte sie wie der Stuhl ihr gegenüber laut aufquietschte. Mit einem Lächeln auf den Lippen sah sie Mamoru dabei zu wie er erst einen großen Schluck Kaffee aus seiner Tasse schlürfte, ehe er ihr ein leises 'Hi' entgegenhauchte. Amüsiert beobachtete sie ihn, wie er verbissen versuchte die Fassung zu wahren, die er scheinbar nicht ohne Schaden zu nehmen, wieder erlangt hatte, als sie bemerkte wie sich das kleine Denkfältchen zwischen den dichten schwarzen Augenbrauen bildete und sein Gesicht ernste Züge annahm. Sachte setzte er die Tasse geräuschlos auf den Tisch und sah ihr tief in die Augen. Die Intensität seines Blickes machte sie nervös. Sie fühlte wie ihr die Knie unter dem Tisch weich wurden. Mit der Zungenspitze fuhr sie sich schnell über die Ausgetrockneten Lippen. Am liebsten hätte sie ihn aufgefordert etwas zu sagen um die Spannung, die sich zwischen ihnen gebildet hatte, von ihr zu nehmen. Irgendetwas, ganz gleich was, aber er sollte reden, aber er schwieg weiterhin eisern. Vielleicht sollte sie anfangen?!
 

<3 <3 <3
 

Es hatte ihn eine heiden Kraft gekostet sich überhaupt erst zu überwinden zu ihr hinunter zu gehen. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so oft in Folge die Hände gewaschen und nichts desto trotz hatte er das Gefühl das kein Mittel der Welt in der Lage war die Erinnerung daran davonzuwaschen.
 

Gestern war er gekommen, weil er sich vergewissern wollte, dass sie gut nach Hause gekommen war. Zudem war Usagi noch nie so überstürzt von ihm abgerauscht. Er hatte versucht sich einzureden, dass es nichts damit zu tun hatte was zwischen ihnen in der Seitengasse passiert war, aber tief in seinem inneren wurde ihm klar, dass er sich ganz gewaltig etwas vormachte. Blindlings war er in sein Auto gestiegen, ohne sich vorher einen Plan zurechtzulegen. In den letzten Tagen hatte sich zwischen ihnen mehr verändert als all die Jahre davor und er wusste schlicht und einfach nicht damit umzugehen. Im Normfall hätte sich jeder normale Mann über die neue Situation gefreut, aber nicht er.
 

Schon damals, als sie zusammengekommen waren, war dies eine vollkommen neuer, zur Gänze unbekannter Lebensabschnitt für ihn gewesen. Eine Beziehung, eine waschechte, richtige Beziehung hatte er bis dato niemals geführt. Natürlich gab es Mädchen und Frauen vor Usagi in seinem Leben und es gab Versuche, die allerdings nicht länger hielten als maximal drei Monate und in seinen Augen nicht als Beziehung galten. Keine dieser Frauen gab ihm dieses besondere Gefühl. Sein Herz flüsterte ihm bereits im Vorhinein, dass sie zum Scheitern verurteilt waren. Mit keiner von ihnen fühlte er sich vollständig und am allerwenigsten hätte er erwartet, dass ausgerechnet die kleine Nervensäge die er mit sechzehn kennengelernt hatte irgendwann in seinem Leben eine so wichtige Rolle spielen würde. Nein! Mamoru lächelte in sich hinein, denn auch wenn er sich sicher zu sein schien, den Trotzkopf von damals nicht ausstehen zu können, so zog es ihm Tag ein Tag aus zu den Orten, an denen sie sich auch befand. Am Anfang war er sich sicher, dass er es nur genoss sie zu ärgern und mit ihr zu streiten, aber dann … Es vergingen Monate, Jahre und die Vorfreude wurde durch ein, ihm unbekanntes Gefühl, ergänzt. Was es war wollte er nicht einen Moment lang näher hinterfragen, denn so atemberaubend es sich auch angefühlt hatte, war er zutiefst abgeneigt es eingehender zu erforschen. Heute wusste er, dass er Angst davor gehabt hatte und nun saßen sie hier und er verspürte diese Angst erneut.
 

Wieso mussten sich Dinge ändern die zuvor perfekt gewesen waren und warum in drei Teufelsnamen sah er sich nicht in der Lage seinen Körper in ihrer Gegenwart in den Griff zu bekommen. Bisher gelang es ihm schließlich auch immer sich in Geduld zu üben. Nicht das er diese wunderschöne Frau nicht bis aufs Blut begehrte, aber dafür gab es andere Mittel und Wege der Erleichterung. Sie halfen ihm über die ganzen Jahre hinweg, nur jetzt brachten sie auf einmal nicht das gewünschte Ergebnis. Manchmal, da hatte er sogar unmögliche Gedanken, dass sie es ganz genau darauf abgesehen hatte, aber das war ein Ding der Unmöglichkeit. Seiner eigenen Blödheit hatte er es schlussendlich zu verdanken, dass sie nun in dieser Zwickmühle saßen. Wie alt war er?! Vierzehn?! Zum Teufel nochmal!! In seinem Alter sollte ein Mann in der Lage sein, seine Triebe zu kontrollieren.
 

Verunsichert von seinen Gedanken griff er nach seinem Kaffee und trank einen großen Schluck. Über den Tassenrand hinweg sah er ihr direkt in die klaren, blauen Augen. Wenn sie doch wenigstens etwas sagen würde um ihn aus seiner inneren Starre zu erlösen. Selbst nachdem er so lange mit diesem Engel zusammen war, wusste er nie was in ihrem bezaubernden Köpfchen vor sich ging. Er betrachtete sie eingehender, so als ob er sie heute das erste Mal in seinem Leben sehen würde.
 

In seinem jungen Leben hatte er ganze Scharren schöner Frauen gekannt. Er hatte sie begehrt, mit ihnen geschlafen und mit ihnen gespielt, wie es ihm beliebte, aber einzig und allein sie hatte es vollbracht, dass er allein bei ihrem Anblick nach Atem rang. Selbst in diesem zersausten Zustand, mit zerwühlten Haar und einem Häschenpyjama fühlte er sich unwiderruflich zu ihr hingezogen. Allein ihre bloße Anwesenheit gab ihm mehr als es jede sexuelle Erfahrung die er bisher gemacht hatte und augenblicklich reagierte sein Körper erneut. Verdammt!!!
 

„Schmeckt dir der Kaffee?!“, hörte er ihre unsichere Stimme. „Ähm … ja!“, gab er halb erstickt von sich in dem Versuch das Bild ihrer verschleierten Augen, die ihm voller Lust in der Gasse entgegensahen, auszulöschen. Am liebsten hätte er sich selbst eine gescheuert und bedauerte gerade inständig, dass ihn Rei nur am Kopf getroffen hatte und andere Körperteile unversehrt lies. Voller Verlegenheit senkte er den Blick, aus lauter Furcht, dass sie ihm in den Augen ablesen konnte, woran er soeben gedacht hatte.
 

Voller Skepsis beobachtete sie, wie er auf dem Stuhl nervös hin und her rutschte, aber sich einen Reim auf sein Verhalten zu machen, konnte sie nicht. Wie denn auch?! Sie vermisste sehnsüchtig ihren verlorenen Schlaf. So eingehend sie sein Gesicht auch studierte, sie konnte nicht erraten, an was er wirklich dachte, was sie selbst nervös werden lies. Was war bloß los mit ihr?! Lag es nur an diesem verflixten Schlafentzug oder an dem, was beinahe in dem Bett ihrer Eltern passiert wäre?! Doch halt! Moment mal! Das war doch alles albern! Nichts wäre passiert! Das alles bildete sich ihr müder Geist ein! Mamoru wäre nie und nimmer weiter gegangen! Alles Hirngespinster ihrer abgedrehten Phantasie, aber war ihr beieinadersitzen jetzt nicht die Möglichkeit ehrlich zu sein?! Ihm zu sagen was sie mit ihren verzweifelten Versuchen bezweckte?! Das sie reif genug war den nächsten Schritt zu wagen?! Das ihr Körper unter seinen Berührungen zu verglühen drohte?! Das sie sich danach sehnte von ihm als Frau wahrgenommen zu werden, als Frau berührt zu werden, verführt und geliebt zu werden?! Das vergangene Erlebnis mit ihm hatte Emotionen in ihr geweckt, die sie sich nicht einmal im Traum vorstellen konnte. Aber … war sie auch wirklich mutig genug?! Mittlerweile kam sie sich vor, als würde sie mit einem anderen Mamoru hier sitzen, mit einem Mamoru den sie kaum kannte und erst kennenlernen musste und das war schlussendlich der Tropfen Wehmut, der ihren kompletten Plan auf den Kopf stellte. Sie versuchte etwas zu erzwingen, wurde ihr soeben klar.
 

In den vergangenen Tagen hatte sie sich so viel Mühe gegeben, an ihr ersehntes Ziel zu gelangen und bekommen hatte sie WAS?! Verunsicherung, Unbehaglichkeit, womöglich Misstrauen seinerseits, oder wieso hatte sie sonst das verstörende Gefühl, als würde sie ihn mit jeden dieser Versuche ein Stückchen weiter von sich stoßen, anstatt ihm näher zu sein. Angst machte sich plötzlich in ihr breit. Was wenn sie mit ihrem Verhalten das komplette Gegenteil hinauf beschwor?! Immerhin hatte sie keinerlei Erfahrungen auf diesem Gebiet aber er! Wenn er sie so gewollt hätte wie sie ihn, dann wäre es doch ausgerechnet für ihn ein Leichtes gewesen, das auch zu bekommen!!! Was war sie doch bescheuert!! Sie suchte nach Antworten die sie bereits kannte!! Vielleicht wäre es einfach das Beste, es fürs Erste sein zu lassen und wie vor dem „davor“ weiter zu machen. Sie wollte nichts riskieren und deshalb war in diesem speziellen Fall unverblümte Ehrlichkeit der vollkommen falsche Weg und so traf sie die schmerzhafte Entscheidung ihm alles Weitere zu überlassen und zu warten. Es würde irgendwann passieren! Es musste schließlich irgendwann passieren!!!
 

Mamoru öffnete gerade seinen Mund. Er hatte soeben einen Entschluss getroffen! Versteckspielchen und zweideutige Aussagen sollten von nun an der Vergangenheit angehören. Noch nie hatten sie Geheimnisse voreinander und das sollte sich in Zukunft auch nicht ändern. Offen und ehrlich. Usagi war zwar jung und unerfahren aber die Geschehnisse in dieser Gasse hatten ihm auch bewiesen, dass sie kein kleines Mädchen mehr war, sondern eine junge Frau. Ihr heißer Körper, der sich an den Seinen gedrückt hielt, hatte ihm vollends die Augen geöffnet.
 

„Also es war so!!!“, überschlug sich Usagis Stimme aufgeregt und augenblicklich schoss Mamorus Kopf zu ihr. Ohne ihm auch die Möglichkeit zu geben zu unterbrechen, schilderte sie ihm jede Einzelheit dieser Nacht. Sie schloss damit, dass sie ihm versicherte, dass Rei nicht mutwillig gehandelt hatte und es ihr leid tat. Während sie ihm alles haarklein berichtete knetete sie ununterbrochen ihre Finger und huschte bei den den peinlichen Szenen mit den Augen an ihm vorbei, als ob sie denken würde, dass sie ihn damit verärgern könnte.
 

Die Erleichterung ihm alles gesagt zu haben lies ihr Herz ein Stück weit leichter werden und sie lehnte sich entspannt im Stuhl zurück, wartend auf sein Urteil. Sein Gesicht blieb in der ganzen Zeit unverändert. Ihm schien das ganze Fiasko nicht wirklich nahe zu gehen, was sie innerlich erleichtert aufatmen lies. Womöglich hatte ihn der einmalige Schlag mit der Bratpfanne tolleranter bezüglich ihrer Katastrophenauftritte gemacht, dachte sie und verbot es sich zu grinsen. Nicht, dass er es schlussendlich doch in den falschen Hals bekommen könnte.
 

Am liebsten hätte er lauthals aufgelacht. Er konnte sich Usagi und ihre Freundinnen beinahe bildlich vorstellen. Was ihm allerdings weniger gefiel war die öffentliche Fleischbeschauung, aber was solls. So waren Usagi und ihre Freundinnen eben. Um ihnen wirklich böse zu sein brauchte es mehr als nur eine ungewöhnliche Nacht und eine hundert Jahre alte Bratpfanne als vermeidliche Tatwaffe. Er starrte sie für einen Moment nur an, ehe er sich räusperte. Jetzt war er an der Reihe alles übrig gebliebene zu klären. Leicht würde dieses Gespräch bei weitem nicht werden, aber machten Beziehungen nicht auch solche kleinen/großen Komplikationen aus?!
 

„Okay!“, sagte er, beugte sich leicht mit dem Oberkörper über den Tisch und holte tief Luft. Nervosität überkam ihn, obwohl er noch kein einziges Wort gesprochen hatte, aber einer von ihnen musste den Anfang machen. Die Zeit, sich einen Plan zurechtzulegen reichte nicht. Nicht zum ersten Mal seitdem er Usagi kannte, fegte sie mit nur einen Blick oder einer unerwarteten Geste seinen kompletten Kopf leer. Er ermahnte sich ruhig zu bleiben und irgendwie Sachlich an die ganze Problematik heranzutreten. Beklommen sah er über den Tisch zu ihr hinüber und wartete bis sie seinen Blick erwiderte, aber ausgerechnet das schien sie so gut sie konnte zu vermeiden. Usagi sah überall hin, nur nicht zu ihm. Was hatte sie denn auf einmal?! Frauen waren doch ein Mysterium und seine Usagi wohl das allergrößte unter ihnen. Nichts desto trotz raufte er sich zusammen. Ewig würde sie ihm nicht ausweichen können. Es war Zeit Klartext zu reden. „Wieso bist du gestern so überstürzt gegangen?!“
 

Seine Worte erreichten sie gerade als sie anfing darüber nachzudenken, ob sie noch genügend Milch für einen Kakao hatte. Ablenkung fehl geschlagen, lachte sie ihre innere Stimme aus. Nur widerwillig drehte sie sich zu ihm. Als sich ihre Augen an diesem Morgen kreuzten, fühlte es sich so an als ob ihr jemand die gesamte Luft aus den Lungen gesogen hätte. Alles hätte sie erwartet, nur eben das nicht. Als ob er gefühlt hätte, was ihr auf der Seele brannte, sprach er ganz genau das an, nur war sie auch wirklich bereit sich in diesem Zustand darüber zu unterhalten. Nicht das sie nicht wollte, aber ob sie es konnte?! „Naja … ich dachte ...“ Denken!! Ja was dachte sie denn?! Das sie so schnell wie möglich von ihm weg wollte, weil er sie zu ignorieren schien?! Weil ihr seine Entschuldigung wie eine Tonne Blei auf den Schultern lag?! Sie war fuchsteufelwütend das er dieses Ereignis zu verdrängen versuchte während sie am liebsten nichts anderes getan hätte als darüber zu sprechen … zu hören wie er sich fühlte … zu sagen wie sie sich fühlte … „Ich wusste nicht, dass es dir etwas ausgemacht hatte!“, antwortete sie zögerlich. „Es war recht ungewöhnlich für dich!“, fügte er mit fester Stimme hinzu, was dazu führte, dass sie sich ein Stück weit mehr in ihrer eigenen Haut nicht wohlfühlte. „Mamoru ich … Es fühlte sich komisch an sich danach einfach hinzusetzen und so als ob gar nichts gewesen wäre einen Film zu gucken!“ „Komisch? In wie fern fühlte es sich komisch an etwas zu tun, was wir an die hundert Male vorher gemacht haben?!“, wollte er wissen und verschränkte die Arme vor der Brust, ehe er ihre Körperhaltung nachahmte und sich abwartend in Stuhl zurücklehnte.
 

Vollkommen überrumpelt von seiner Feststellung riss sie überrascht beide Augen weit auf. Mensch, war er dämlich oder stellte er sich absichtlich nichtswissend!!!? „Ich fühlte mich nicht wohl mit der Situation und war überfordert!!“, schoss es schneller aus ihrem Mund als es ein Projektil aus einer Pistole konnte. Nein! Nein!!! Nein!!! Das klang doch völlig idiotisch!! So wollte sie es nicht sagen. Sie beeilte sich dem noch etwas hinzuzufügen, als sie bemerkte wie sich Mamorus Gesichtszüge verhärteten.
 

Ihre Antwort fegte ihm in einer Nanosekunde den Boden unter den Füßen weg und da hatte er seine Bestätigung zu weit gegangen zu sein. Alles was er gemeint hatte sich einzubilden war nichts weiter als eine verdammte Fatamorgana. Ein Trugbild seiner eigenen Phantasie! Hirngespinster oder auch die wahnwitzige Vorstellung zu wissen was sie wollte, der er zum Opfer gefallen war. Noch immer hallten ihm ihre Worte wie ein Echo im Kopf wieder. >Unwohlsein, Überforderung< Er versuchte sich seine Seelenqual von ihr nicht ansehen zu lassen. „Usako ich hoffe nur das du weißt wie sehr ich dich liebe!“
 

Es überraschte sie ausgerechnet diese Worte jetzt und in dieser Unterhaltung von ihm zu hören, doch erreichten sie ihr Herz und fluteten es regelrecht mit Wärme und Liebe. Er sprach zwar leise und schien irgendwie bedrückt aber ehrlich und aufrichtig. Was wollte sie mehr?! War das nicht etwas, was sich jedes Mädchen auf diesem Planeten sehnlichst wünschte, jede Frau, jeder Mann, einfach JEDER? Geliebt und wertgeschätzt zu werden waren bei weitem keine Selbstverständlichkeit und sie bekam all das auf einem Silbertablett serviert? Aber warum nur verwirrten sie sie jetzt so sehr?! Sie konnte sich keinen Reim darauf machen. War das das Ende dieser Unterhaltung? Wollte er sie damit beenden und sollte sie sich nicht noch erst in ihrer Aussage korrigieren? Ausgerechnet jetzt!! Ausgerechnet in ihrem Zustand musste er eine solche Unterredung anzetteln, wo sie doch noch nicht einmal wusste wo ihr der Kopf stand. Verzögert nickte sie, ohne ein Wort zu verlieren.
 

Er bemerkte ihren verwirrten Blick, den sie ihm zukommen lies und wusste nicht, ob sie mehr erwartete, doch wenn ja, was?! Sie besah nachdenklich die Tischplatte. „Ich weiß!“, sprach sie leise mehr zu sich selbst als zu ihm. „Usagi, wenn etwas ist, was dir auf dem Herzen liegt, worüber du gerne sprechen möchtest, dann sag es mir einfach!“

Eisern schwieg sie und musterte die kleine Fliege, die neben seiner Tasse gelandet war. Mamoru beschlich indes das Gefühl etwas vollkommen falsches gesagt zu haben. Der Kopfschmerz meldete sich mit voller Wucht zurück, als ihm die Wanduhr fast halb zehn Uhr morgens meldete. Er musste allmählich los, aber nicht bevor er sich vergewissert hatte, dass sich zwischen ihnen nichts verändert hatte, denn so sehr die Zeit drängte, gab es für ihn nichts wichtigeres als diese wunderschöne Frau. „Sag mir bitte, dass alles ok ist!“, flehte er regelrecht.
 

Verwirrt riss sie sich von dem kleinen schwarzen, fliegenden Eindringling los und blickte durch die Wimpern hindurch zu ihm hoch. Ihre Mine wirkte zurückhaltend, wenn nicht gar misstrauisch. Ihre Stimme klang hart. „Alles Okay!“ Wie gut sie sich doch selbst belügen konnte, aber sie hatte Angst ihm etwas anderes zu offenbaren. Obendrein war eine kleine Stimme in ihrem Kopf der felsenfesten Überzeugung, dass er ganz genau das hören wollte um sich besser zu fühlen und ihr Bedürfnis, dass er sich nicht unbehaglich oder gar verunsichert fühlte, überwog ihren Wunsch, sich ihm zu öffnen. Sie tat lediglich das, was er von ihr erwartete und gab klein bei.
 

„Sicher!?“, versuchte er es abermals, aber in der Hoffnung, dass auch dieses mal nichts anderes kam, als gerade eben. Er hatte ihre Zurückhaltung bemerkt, ihre veränderte Körperhaltung die eindeutig darauf hinwies, dass etwas ganz und gar nicht stimmte, doch er schob diese konfuse Nacht als Begründung vor und ignorierte den Verdacht, dass sich dahinter so viel mehr verbarg als sie bereit war preis zu geben. Es war einfacher sich etwas vorzumachen, als etwas zu hinterfragen, wobei er sich nicht sicher war, ob ihm das Ergebnis gefiel.
 

Kurzerhand schüttelte sie ihren Kopf und lächelte vollkommen untypisch süffisant. „Ich bin nur ein wenig müde von all dem was geschehen ist! Natürlich ist alles in Ordung ...“ Eine verirrte Haarsträhne fiel ihr vor die Augen, die sie sich träge hinters Ohr steckte. Ohne eine Bemerkung abzuwarten stand sie kurzerhand auf und lief um den Tisch herum zu ihm. In der rechten Hand hielt sie ihre eigene Tasse und lugte nun über seine Schulter hinweg, hinein in die seine. Als sie sah, dass er ebenfalls ausgetrunken hatte, schnappte sie danach und machte sich auf um ihnen einen neuen Kaffee zuzubereiten, als sie hörte, wie hinter ihr der Stuhl sachte nach hinten geschoben wurde und er aufstand. „Für mich bitte nichts mehr!“ „Musst du los?!“, fragte sie ohne sich nach ihm umzudrehen. „Ja ich … ähm … naja ...“, fing er an ungewöhnlich nervös zu stottern.
 

Über die Schulter hinweg sah sie zurück. Er schien ziemlich nervös. „Hast du noch einen Termin?!“ „Du weißt doch, dass Saoris Prüfung am Freitag vor der Abfahrt zum Medizinseminar stalttfindet?“, fragte er kleinlaut. NEIN!!! DAS WUSSTE SIE NICHT!! Sie vermerkte sich schließlich nicht Saoris Terminplan im eigenen Kalender wie er. Wütend umfasste sie Shingos Turteltasse fester. Wenn sie nicht so dick und robust wäre, wäre sie ihr womöglich in den Händen zersprungen. Sie fühlte wie ihre Fingerknöchel zu schmerzen begannen und war gleichzeitig dankbar und erfreut darüber an irgendetwas Halt zu finden, wenngleich sie sie am liebsten gegen die Küchenfliesen geschmettert hätte. Anstatt ihm zu sagen, dass es ihr sonstwo vorbeiging, wann Saori ihre Wiederholungsprüfungen hat, sammelte sie sich. „Nein! Das wusste ich nicht!! Seit ihr heute zum Lernen verabredet?“, fragte sie obwohl sie die Antwort bereits kannte. Schüchtern nickte er. Oho! Mamoru in ihrer Anwesenheit mal schüchtern und zurückhaltend! Mal ganz was neues, aber der Grund dafür lies sie innerlich zusammenfahren. „Dann solltest du dich beeilen!“, sagte sie erzwungen freundlich, stellte mit zitternden Händen das schmutzige Geschirr in die Spüle und ging zu ihm.
 

Stumm schritten sie den schmalen Flur zum Eingang. Sie sah ihm dabei zu, wie er sich hinunterbeugte um sich die Schuhe anzuziehen, beobachtete seine geschmeidigen Bewegungen als er in die Jacke schlüpfte und sich erneut zu ihr drehte und plötzlich!! Vollkommener Stillstand!!
 

Niemand von ihnen wusste so recht was er sagen oder tun sollte, also standen sie Beide da wie angewurzelt. Er sah mehrmals von ihr zur Tür, traute sich aber nicht sie zu passieren. Sie tat es ihm gleich, hatte aber nicht den Mut ihn zu bitten nicht zu gehen, bis sie ein vollkommen neues Gefühl von Furcht übermannte. „Mamo!“, flüsterte sie zaghaft, sah aber an ihm vorbei zu der Türklinke. „Ja?!“ „Mach nicht zu lange und sieh zu, dass du auch ein wenig Schlaf kriegst!“
 

Vorerst dachte er, dass ihm das Herz stehen blieb, aber als er dann ihre Worte vernahm, atmete er erleichtert aus. Irgendwie hatte er etwas ganz anderes erwartet. Er wusste zwar nicht was es war, aber gewiss nicht das. Ein liebevolles Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er ihr Gesicht zwischen beide Hände nahm, es anhob und ihr einen zärtlichen Kuss auf die rosigen Lippen hauchte. „Keine Sorge! Ich lege mich gleich nach dem sie weg ist schlafen und du solltest jetzt auch schleunigst ins Bett!“ Träge nickte sie, den Kopf immer noch gehoben in der Position in der er sie geküsst hatte, selbst als er sie losgelassen hatte. „Bye!“, seufzte sie und hoffte, dass er nicht bemerken würde wie sehr ihre Stimme dabei zitterte.
 

„Schlaf schön meine Kleine!“, hörte sie ihn wie durch einen Tunnel heraus sagen und öffnete erst dann die Augen, als sie hörte, wie die Tür in den Verschluss rastete. Ihr Herz raste, ihr Verstand vollführte einen Marathon, trotzdem unfähig seine Worte richtig zu verarbeiten. Hatte sie Mamoru soeben tatsächlich „meine Kleine“ genannt?! Ein weiterer Tiefschlag und mindestens zehn Schritte zurück in die verkehrte Richtung, dachte sie und schlug verdrossen mit der Faust gegen die verschlossene Tür, nur um gleich darauf laut „Aua“ zu rufen.
 

Die geballte Kraft Müdigkeit flutete all ihre Sinne gepaart von unendlichem Wehmut zum gleichen Zeitpunkt, als er vor dem Auto stand, den Griff der Fahrertür in der Hand und voller Reue zum Haus zurück blickte. Beide hatten sie etwas anderes erwartet, anderes sagen wollen, anderes hören wollen und doch standen sie jetzt so weit von einander entfernt unzufriedener denn je. Der Abstand von ihm zu ihr war zwar gering, mit nur vier, fünf großen Schritten eigentlich überwindbar, doch kam es ihnen beiden vor, dass sie nicht nur der Vorgarten trennte, sondern sie mit ihren Verhalten und Worten eine tiefe Schlucht aufgerissen hätten, die sie zu überwinden, in keinster Weise im Stande waren. Unten auf dem Grund lagen all ihre Wünsche, Hoffnungen, Sehnsüchte und der leise verzweifelte Schrei, darum bemüht sie dennoch zu erreichen. Schluchten gab es nicht nur um zu fallen, sondern den Menschen die Möglichkeit zu geben Brücken zu bauen. Sie war nicht entstanden damit sie fielen, sondern damit sie lernten zu fliegen.
 

So fest er konnte umschloss er den Griff, öffnete die Autotür und wartete, als ihn das Summen seines Smartphones aus den Gedanken riss. Saori rief an. Schnell sprang er auf den Sitz. „In einer halben Stunde spätestens bin ich zu Hause, entschuldige bitte die Verspätung!“
 

Usagi stand am Fenster und blickte dem davonrollenden Auto gedankenverloren nach. Ob er geblieben wäre, wenn sie ihm darum gebeten hätte?! „Das hast du aber nicht du Feigling!!“, meldete sich wie auf Bestellung ihre innere Stimme erneut. Sie klang sauer. „Nein das habe ich nicht!“, stimmte sie ihr leise zu, schloss die Vorhänge und machte sich auf zur Treppe. Das Treppengeländer fest umschlossen nahm sie eine Stufe nach der anderen und versuchte sich währenddessen einzureden, dass wenn sie ihn darum gebeten hätte, er geblieben wäre. Es war einzig allein ihre Schuld, dass er gegangen war, aber wieso fühlte sich diese Verabschiedung an der Tür nach viel mehr an als sie eigentlich war. Beinahe, und es schmerzte sie unermesslich auch nur daran zu denken, hatte es den Beigeschmack von einem Abschied, der nicht nur zeitlich begrenzt war.
 

Im Bett angelangt, schüttelte sie sich in der Hoffnung auch diese trübsinnigen Gedanken zu vertreiben, denn schließlich gab es keinen Grund dafür. Zur Bestätigung sprach sie die Worte die ihr durch den Kopf spukten laut aus. „Es ist alles Okay! Nichts hat sich verändert!“ Und mit diesem Wunsch und der kuscheligen Decke über ihrem Kopf schloss sie ihre müden Augen und fiel in einen ruhigen, traumlosen Schlaf. Die Sonne kitzelte durch die geschlossenen Vorhänge hindurch ihre Nase, während sie das Kissen auf dem Mamoru soeben gelegen ist voller Sehnsucht umarmte. Sie hatte sich in das Ehebett ihrer Eltern zum Schlafen gelegt. Sein Geruch in den Lacken, war es der sie sanft ins Nichts schaukelte.
 

Er nahm nicht den Lift. Das hätte viel zu lange gedauert. Ohnehin war er eine dreiviertel Stunde im Stau gestanden. Das schlechte Gewissen, Saori so lange warten gelassen zu haben gab ihm den Auftrieb gleich drei Stufen auf einmal zu nehmen. Er erreichte sie vollkommen aus der Puste und musste sogleich grinsen. Saori saß mit dem Rücken an seiner Tür gelehnt mit einem dicken, fetten Buch in den Händen und in einem zuckersüßen hellblauen Sommerkleidchen. Ihre Brille war ihr bis an die Spitze der Nase gerutscht. Er konnte sich nicht helfen, aber dieser Anblick alleine genügte, dass er sich augenblicklich eine Tonne leichter fühlte. Unbekümmert und beschwingt hallten seine Schritte im Flur wieder. Sie hob lächelnd den Kopf und sah über den Rand der Lesebrille zu ihm empor. „Ich habe Kaffee und Schokolade mitgebracht!“, lachte sie und sprang mit Sack und Pack auf die Beine um ihn Platz zu machen, damit er aufschließen konnte. „Danke Saori! Du bist die Beste!“, lachte er und trat einen Schritt zur Seite um sie vorbei zu lassen. Sie trat mit Anmut an ihm vorbei, streifte zufällig seine Schulter der ein leichter Gänsehautfilm folgte. Erschrocken griff er danach und rieb darüber. Ohne das sie es bemerkte beobachtete er jede ihrer Bewegungen und kam nicht darum herum sich zu fragen, wie es wohl wäre, wenn Usagi sich so erwachsen wie Saori benehmen würde. Würde es ihm leichter fallen sie so wie Saori anzusehen?! Als reife Frau, die sich ihrer Reize und sexualität bewusst war und wieso zum Teufel machten ihm Saoris Berührungen auf einmal etwas aus?! Was war bloß in ihn gefahren?! War er inzwischen schon so notgeil, dass es nur einer Frau bedurfte um ihn spitz zu machen?! REI!!! JA REI!!, schoss es ihm durch den Kopf. Sie und ihre bescheuerte Pfanne waren gewiss an seinem Gehirnschaden schuld!!!
 

Zufrieden mit seinem Schluss streifte er sich schnell die Schuhe von den Füßen und eilte an Saori vorbei überstürzt in die Küche. Er brauchte dringend seinen Kaffee und einen kühlen Kopf!!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Isa007
2019-08-10T07:53:02+00:00 10.08.2019 09:53
Seufz die zwei tänzeln umeinander herum und ich hatte gehofft sie würden noch näher zueinander finden.
Ist aber wirklich gut geschrieben und ich bin gespannt was als nächstes kommt.


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