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Einzelposting: Shreypt kOmüüüs!1 < Fanfiction-Laberthread >


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Von:    Azamir 11.03.2014 16:18
Betreff: Shreypt kOmüüüs!1 < Fanfiction-Laberthre... [Antworten]
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>Ich hab das eigentlich immer als ultimative Gleichberechtigung angesehen: Es ist völlig hupe, ob er oder sie hetero- oder homosexuell ist. Es wird mal erwähnt wie die Haarfarbe oder die Größe, aber sonst nicht weiter thematisiert. Ist das zu oberflächlich gedacht?

ich finde die Idee an sich auch sehr reizvoll, aber ich denke, dass man es letztlich wohl doch irgendwie erklären muss, wie es dazu kommt, dass es im konkreten oder generellen Fall in dieser Story so egal ist, weil es eben sehr sehr weit vom 'Normalbild' entfernt ist (leider) und man sonst halt letztlich sich den gleichen Vorwurf schlechten Woldbuildings machen lassen muss, wie wenn man irgendwelche anderen komischen Sozialstrukturen gänzlich unkommentiert dem Leser vor die Füße schmeißt.

Es kommt natürlich auch immer drauf an, wie ausführlich man sich sowieso mit der Welt innerhalb der Story auseinander setzt. Ist es z.B. nur eine Kurzgeschichte, dann wird eh nicht viel zum Wieso und Warum von irgendwas erklärt, also ist es auch kein Fehler, viele Dinge unkommentiert stehen zu lassen. In einem Fanatsy-Epos, in dem Aufstieg und Fall von Kaiserreichen Themen sind, sind gesellschaftliche Strukturen aber z.B. ja auch wichtig, entsprechend ist auch die Einstellung der Gesellschaft zu bestimmten Macken oder Besonderheiten wichtig - aber im Zweifel eben nicht als Fakt für sich selbst, sondern weil man daraus eben relevante Plotpunkte machen kann. Welche Gruppierungen innerhalb der Gesellschaft sind angesehen oder werden abgelehnt? Das können Magiebegabte, Schwule, Tierwesen, Religionsgemeinschaften, oder oder oder sein.

Der Fakt bei Schwulen ist halt, dass sie, solange man bei biologischen Fakten bleibt, immer die Minderheit sein werden, weil das Biologisch sonst nicht wirklich funktioniert. Und dann kommt eben ins Spiel, was für einen Status eine Minderheit hat. Der kann positiv, neutral oder negativ sein - um mal bei Fanatsy-Settings zu bleiben: Homosexuelle Männer oder Frauen könnten bei einer besonders positiven Minderheit z.B. Auserwählte der Götter sein.
Neutral wäre wahrscheinlich ein Status, wie er in den modernen Industriestaaten angestrebt wird: Mit wem du schläfst ist deine Privatsache. Das ist aber durchaus eine gesellschaftliche Dynamik, weil es mehr Aussagen dahinter hat: a) Menschen haben in dieser Welt eine Privatsphäre, b) sie dürfen selber über ihr Sexualleben entscheiden, c) es gibt Möglichkeiten, andere Homosexuelle zu finden und mit denen die Sexualität auszuleben. (Geht man z.B. von einem feudalen mittelalterlichen Weltbild aus, passen diese dazugehörigen Aspekte nicht wirklich, weil die Menschen in ihren familien sehr eng zusammen gelebt haben und aus dem Elternhaus bestenfalls als Handwerker auf der Walz, ansonsten aber meist erst mit eigener Eheschließung raus gekommen sind. Und Eheschließungen unterlagen nicht selten der Zustimmungspflicht des Fürsten, etc. pp.)
Negativ wäre eine gesellschaftliche Ächtung oder ggf. sogar Verfolgung. Wobei auch die eigentlich mal begründet werden sollte...

Insgesamt: Es ist denke ich eher ne Worldbuilding-Sache. Was ich in der Hinsicht halt kenne, sind überwiegend Geschichten aus dem Crossover-Bereich von Genretechnischer Romance und Fantasy. und ich sage da explizit genretechnischer, denn es gibt ja letztlich wirklich ne ganz Menge Dinge in verschiedensten angeblichen Genres, die untendrunter eigentlich was anderes sind, als das Cover verspricht.

(Ein Autor, den ich sehr liebe, hat mal in einem Interview gesagt: "People ask we what kind of books I write, and when I say "Fantasy" they're like "oh, like Lord of the Rings" and I'm like: "no, like Star Wars." Then they're like "But Star Wars is Science Fiction!" and I'm like: "No, what do you call it when an old magician gives a young hero a magic sword and sends him off on a quest: You call it Fantasy!" <-- Ich find das verdammte Interview leider nicht mehr, aber es hat sich noch mehr mit Themen aus dem Genre-Bereich befasst. Sehr viel von dem was heutzutage in "Mystery"-Abteilungen von Buchhandlungen steht, ist eher 'Paranormal Romance' (ja, auch diese sehr ehrliche Bezeichnung habe ich schon in einem gutsortierten Buchladen am entsprechenden regal gefunden, und geschmunzelt.), siehe Twilight-Hype.)

Blubb. ja. genau. Worldbuilding und Genre.
Wenn du echte Fantasy schreibst, ist es halt imho ne Sache des guten Worldbuildings, dass man sich zumindest überlegt, warum die Gesellschaft so tickt, wie sie tickt. Wenn man damit nie in Konflikt gerät und es deswegen nie erklären muss, weil es für die Story wirklich keine Konsequenz hat, joa, dann kann mans denke ich weglassen.

Konflikte bedeuten Spannung, und sie bringen die Entwicklung der Charaktere voran, weswegen es eben auch reizvoll sein kann, die klassischen gesellschaftlichen Konflikte eines homosexuellen Charas einzubauen. Wenn man aber anderweitig genug Konflikte hat, kann mans sicher auch weglassen - sollte aber dennoch vorsichtig sein, dass man den Chara nicht absichtlich aus bestimmten Konflikten rausnimmt. (Und sei es nur ein Missverständnis, weil er und eine weibliche Mitreisende schief angeguckt werden, weil sie in einem Zimmer schlafen, er sie aber offensichtlich nicht als Liebespartnerin hat, oder er halt mal von ner Frau angegraben wird...)
Vorsicht, dieser Diskussionspartner könnte für Kinder ohne Ahnung nicht geeignet sein, da er pedantisch und mit linguistischer Feinheit Argumente zerfleddern kann.
("A man shouldn't die with no understanding of why he's been murdered" - Matthew Stover)

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