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Thread: Zukunft der Energie

Eröffnet am: 08.02.2020 09:28
Letzte Reaktion: 18.07.2020 12:40
Beiträge: 2
Status: Offen
Unterforen:
- Politik




Verfasser Betreff Datum
Seite 1
 steffi92 Zukunft der Energie 08.02.2020, 09:28
 KarlE Zukunft der Energie 18.07.2020, 12:40
Seite 1



Von:    steffi92 08.02.2020 09:28
Betreff: Zukunft der Energie [Antworten]
Wie oft denkt jeder von uns an unsere Zukunft? Versucht jemand die Umweltschutzprobleme zu lösen? Diese Fragen sind heute besonders aktuell. Wir verbrauchen sehr viel Energie, verschmutzen aber damit die Umwelt. Sehen Sie sich diesen Link an. Da hat die Regierung schon paar Schritte in dieser Richtung gemacht. Was sagen Sie dazu?
Zuletzt geändert: 08.02.2020 09:32:05



Von:    KarlE 18.07.2020 12:40
Betreff: Zukunft der Energie [Antworten]
Hallo steffi92, du schriebst:
> Wie oft denkt jeder von uns an unsere Zukunft? Versucht jemand die Umweltschutzprobleme zu lösen? Diese Fragen sind heute besonders aktuell. Wir verbrauchen sehr viel Energie, verschmutzen aber damit die Umwelt. Sehen Sie sich diesen Link an. Da hat die Regierung schon paar Schritte in dieser Richtung gemacht. Was sagen Sie dazu?

Also erstmal, wir sind hier auf animexx generell per du. Wir sind auch eine Community, wo man sich gegenseitig kennenlernen möchte, ein freigeschalteter Steckbrief zeigt, dass dir daran und an einem Geben und Nehmen gelegen ist. Ohne diesen erfahre ich Null über dich und kann daher auch nicht einschätzen, welches Niveau an Antwort für dich geeignet sein könnte.
Zweitens, dein Beitrag enthält keine Substanz. Ich würde von einem Aufmacher unter dem Titel "Zukunft der Energie" deine Sichtweise oder Meinung erwarten, statt nur Fragen. Die Fragen, die du in den Raum wirfst, für dich auch gleich zu beantworten, würde ich eine bessere Grundlage für die weitere Diskussion finden.
Dass der verlinkte Artikel als einziger Artikel auf einem Blog namens "Testaufgabe" steht, legt den Verdacht nahe, dass du vielleicht eine Schularbeit abliefern sollst/solltest, einfach den Aufgabentext hierher copy&pastet hast, und hofftest, dass sie hier jemand für dich erledigt.

Das Kohleausstiegsgesetz trägt die Handschrift der Industrie, die es hätte regulieren sollen, folglich würde ich zusammenfassend sagen: zu spät, zu langsam, zu teuer.

Im übrigen kopiere ich hier mal rein, was ich vor einiger Zeit in einem Politik-Zirkel zum Thema gepostet hatte:

06.08.2017 16:13
Betreff: Umwelt-, Klima-, Ernergiepolitik

Ui, das ist ein breites Feld. Ich versuche mal meine Einschätzung zusammenzufassen und nach Möglichkeit mit Quellen zu hinterlegen.

Eine aus meiner Sicht sehr wichtige übergreifende Studie ist https://www.greenpeace.de/2050-DerPlan Kurzfassung: https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/publications/derplan_kurzfassung_2015_s_156_3.pdf

Stromerzeugung

Deutschland war mal echt gut was Energiewende und in diesem Zusammenhang Klimaschutz betrifft. Das EEG war prinzipiell eine sinnvolle und vernünftige Maßnahme. Die Förderung der Solarzellen war vielleicht ein bisschen zu hoch angesetzt, aber sie hat letztlich wesentlich dazu beigetragen, den Markt für Solarenergie (Solarzellen und Wandler sind die beiden wesentlichen Technikelemente) überhaupt erst zu schaffen und zwar nicht nur in Deutschland sondern weltweit. Man hätte wohl schneller auf den Preisverfall dieser Komponenten reagieren sollen, denn zeitweise wurde von Spöttern gesagt, es lohne sich sogar, ein Norddach mit Solarzellen zu versehen.

Auch der Kohleausstieg war doch den CO2-Emissionsmarkt eigentlich vorbereitet, und zwar eben nicht über Verbote sondern einfach dadurch, dass Kohlestrom zunehmend unwirtschaftlich würde. Leider wurde der CO2-Emissionsmarkt aber durch die Politik ruiniert, denn es war von vornherein als regulatorisches Instrument mit Marktmechanismen konzipiert und die fortwährende Verknappung der CO2-Mengen, entsprechend den Klimazielen, die dadurch erreicht werden sollten, waren Teil des Konzepts. Das wurde sowohl national als auch auf EU-Ebene zugunsten der Altindustrien über Bord geworfen, mir ist da noch eine Aussage des damaligen FDP-Chefs Rösler in Erinnerung "das ist ein Markt, in den darf man nicht eingreifen" - genau das Gegenteil dessen, wozu er wie beschrieben gedacht war, man hätte eingreifen müssen!

Wenn heute die Kosten der Energiewende an der hohen EEG-Umlage aufgezeigt werden, dann werden mehrere Faktoren übersehen:
1. ist die EEG-Umlage die Differenz zwischen den garantierten Einspeisevergütungen für Ökostrom und dem Markt. Dass sie so hoch ist, liegt also auch ganz wesentlich daran, dass der "dreckige" Strom so billig ist, u.a. weil Kohlestrom mangels CO2-Kosten, die dessen volkswirtschaftlichen Schaden durch Luftverschmutzung und Klimawandel abbilden würden, zu Schleuderpreisen produziert werden kann. Siehe unter https://www.greenpeace-energy.de/service/downloads.html#tab-10561 die Stromkosten-Studie, aber auch viele andere der dortigen Dokumente sind lesenswert.
2. werden nicht alle Stromabnehmer an der EEG-Umlage beteiligt, Ausnahmen, die zunächst zur Vermeidung von internationalen Wettbewerbsnachteilen bestimmter Industrien designt wurden, werden großzügig gewerblichen Verbrauchern diverser Branchen gewährt. https://www.oekologische-plattform.de/2017/06/eeg-umlage-befreite-unternehmen/ http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/energiewende-mehr-firmen-werden-von-eeg-umlage-befreit/13460438.html (ich meine vor Jahren gelesen zu haben, dass sogar die großen Ketten des Einzelhandels ausgenommen wären, die ja gerade ortsgebunden sind und daher nicht im internationalen Wettbewerb stehen, dazu konnte ich aber keine Belege finden.)

Leider wurden aus dieser verfälschten Perspektive auch noch schlechte Maßnahmen abgeleitet. Normalerweise müsste man den regenerativen Strom, der die geringsten Kosten verursacht, nämlich Windstrom an Land, bevorzugen. Stattdessen wurde über ein Ausschrteibungsverfahren die Planungssicherheit für EInzelprojekte völlig über Bord geworfen. Die Energiewende wurde auch deshalb zum Erfolg, weil sie kleinteilig durch die örtliche Bevölkerung betrieben wurde. Während Hauseigentümer das bei Solarzellen ganz individuell auf dem eigenen Dach machen können, sind Windkraftwerke doch eine Aktion, die mindestens eine Dorfgemeinschaft erfordern. Sehr viele Windparks sind von Beteiligungsgesellschaften aufgestellt worden, wo man mit wenigen hundert Euro Einsatz am Erfolg des Windstroms über eine Laufzeit von z.B. 20 Jahren profitieren kann - bei einem Repowering noch viel länger. Das setzt aber ziemlichen Vorlauf zur Planung und zum Einsammeln des Geldes voraus - wenn bis zuletzt nicht klar wird, ob man dann mitmachen darf oder nicht, sterben solche Modelle, und es profitieren Großkonzerne, die kein Problem damit haben, mehrere Dutzend Projekte zu planen, und dann eben die zu realisieren, die den Zuschlag erhalten, und die anderen erstmal wieder in die Schublade zu stecken. Der zeitliche Zusammenfall dieser Änderung mit der Ausgründung "grüner" Energieerzeugungsfirmen aus den Strom-Großkonzernen ist schon bemerkenswert.

Stromnetz und Versorgungssicherheit, Speicher

Ein zweiter Kostenfaktor im Strom neben der EEG-Umlage sind die Netzentgelte. https://www.welt.de/wirtschaft/article158340487/Auf-Verbraucher-wartet-ein-neuer-Strompreis-Schock.html Auch hier versagt die Politik: statt den Bürger nachvollziehbar zu erklären, dass zusätzliche Leitungen für den Transport des Ökostroms erforderlich sind, und es keine technischen Gründe gibt, die gegen die etablierte Bauweise als Luftleitungen mit Masten sprechen, und daher den schnellstmöglichen Ausbau zu propagieren, beteiligen sich Leute wie (der Alptraum jedes vernünftigen Bayern) Seehofer an der Panikmache von vermeintlich Betroffenen, die denken, mit Erdkabeln würden sie etwas gewinnen. Tatsache ist, Erdkabel verbrauchen mehr Fläche, weil eine Schneise entsteht, die letztlich nicht normal nutzbar ist, man kann sie nicht wie Freileitungen über Bauten, Straßen, Bahnlinien, Seen und Flüsse einfach drüberspannen, es kostet ein Vielfaches, und schneller gebaut ist es sicher auch nicht.

Weil die eigentlich vorhandenen Kapazitäten den Verbraucher nicht erreichen, werden Kraftwerke für die Erzeugung von "Ersatzstrom" genutzt, und auch bei wechselnder Erzeugungsmenge abhängig vom Wind oder Sonennschein werden ausgleichende Mechanismen in wesentlich größerem Umfang als bisher benötigt. Das Thema gabs schon immer: auch wenn die Kraftwerke kontinuierlich lieferten, schwankt die Verbrauchsseite. Das war aber eine Schwankung innerhalb des Tagesablaufs, längerfristige Speicher waren dazu nicht erforderlich, eine etablierte Technik sind Pumpspeicherkraftwerke wie am Walchensee.

Ich halte es für eine Schnapsidee, dafür konventionelle Kraftwerke als Standby-Reserve einzuplanen, vielmehr brauchen wir eine Reihe unterschiedlicher Speichertechnologien, die unterschiedliche Zeiträume abdecken können. Im kurzfristigen Bereich sehe ich da vor allem Batteriespeicher, moderne Wandlertechniken und Batterien erlauben über 90% Gesamteffizienz. Diese können auch dezentral platziert werden, da z.B. in stark solar versorgten Siedlungen teilweise eine Erzeugung stattfindet, die aus dem Niederspannungsnetz garnicht abgeführt werden kann. Ob es sinnvoll ist, wie derzeit propagiert, jeden einzelnen Kleinerzeuger damit auszustatten oder ob man nicht besser daran täte, für einen Straßenzug oder ein Dorf so einen Speicher zentral zu installieren, sollte hinterfragt werden und natürlich sind dafür geeignete Tarife erforderlich.

Für eine ganz wichtige Technik halte ich Power-to-Gas, also das Erzeugen von Wasserstoff, der in geringem Umfang direkt ins Gasnetz hineingemischt oder anschließend zu Methan (dem Hauptbestandteil von Erdgas) gewandelt werden kann. Auch Flüssiggas lässt sich so erzeugen. Das Gasnetz ist in sich speicherfähig, und zwar im Umfang von Monaten, es bietet daher eine komplette Entkopplung zwischen Einspeisezeitpunkt und Verbrauch. Einen so großen, schon vorhandenen Energiespeicher gibt es sonst nicht, alle anderen Techniken erfordern neue Infrastruktur. Greenpeace Energy betreibt unter dem Label "proWindgas" solche Wandleranlagen (derzeit nur zu Wasserstoff) und bietet einen Gastarif an, der immerhin über 1% Windgas enthält. https://www.greenpeace-energy.de/privatkunden/windgas/unser-windgas-im-detail.html Einige Autohersteller betreiben auch solche Anlagen, um ihren Fahrzeugen eine rechnerische CO2-Entlastung zu verschaffen. Und das sehe ich auch als großen Vorteil dieser Technik: es ist nicht für alle Anwendungen praktikabel, Elektrizität als Energieträger zu nutzen. Wenn man erneuerbare Energie über den Strom hinaus denkt, dann ist das Szenario für Power-to-Gas nicht, Gas zu erzeugen, um es später in einem Gaskraftwerk wieder zu Strom zu machen, sondern Verbraucher, die bereits Erdgas als Energieträger verwenden, mit regenerativem statt fossilem Gas zu versorgen. Sofern die Erzeugungsanlagen sich schnell hoch- und runterfahren lassen, kann man eine erhebliche Übererzeugung von regenerativem Strom gemessen am Strombedarf zum Systemziel erklären und die Erzeugungsschwankungen dazu nutzen, andere Energieträger regenerativ zu generieren. Statt flächendeckend auf Elektroautos unzustellen kann man dann Autos mit Verbrennungsmotor mit regenerativem Gas betreiben. Die Technik dafür ist längst verfügbar, Ottomotoren können relativ leicht auf Gasbetrieb umgerüstet werden (Flüssiggas oder Erdgas), und auch Dieselmotoren können weitgehend mit Erdgas betrieben werden. Und wir haben ja nicht mur PKW auf den Straßen, von Lastwagen mit Elektromotor habe ich noch wenig gehört.

Die Politik sollte heute neben dem Ausbau der Übertragungsleitungen massiv in Speichertechnologien investieren, entweder als Vorgaben an die Betreiber, als Forschungsförderung und auch regulatorisch, diese Anwendungen zu begünstigen.

Daneben ist natürlich auch das Nachfragemanagement wichtig. Früher gabs z.B. in München mal einen extra Stromanschluß für Nachtspeicheröfen. Ich meine damit nicht Zweitarifzähler, die eine gewisse Spreizung des Strompreises je nach Abnahmezeitpunkt bieten (wobei das auch schon hilft, anzuregen, dass jemand seine Spülmaschine halt um 2 Uhr nachts startet, oft gibt es dafür eine Zeitvorwahl an den Geräten), sondern Strom, der nur in Schwachlastzeiten eingeschaltet wurde, und einen Bruchteil des normalen Strompreises kostete, da war nur garantiert sowas wie "pro 24 Stunden ist dieser Strom mindestens 4 Stunden lang an" aber nicht wann. Sowas kann fürs Laden von Elektrofahrzeugen eine Option sein, aber Heizen mit Strom ist bei regenerativ erzeugtem Strom auch eine sinnvolle Strategie, sofern nicht durch Fernwärme eine Versorgung mit "Abfallwärme" aus KWK möglich ist. Dank moderner Technik kann man statt zentral gesteuertem "Ein und Aus" auch feingliedrige Tarife definieren, und entsprechende Signalisierung an die Verbrauchsstellen schicken.

Uff, das war ein Haufen Text und das Themenfeld ist nach meinem Dafürhalten immer noch nicht komplett besprochen. Auch Quellen habe ich leider auf die Schnelle nur einige wenige nennen können, vielleicht editier ich noch welche dazu.
Mein Japanreise-Blog: https://www.japannerd.de/





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