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Einzelposting: Lieben auch ohne Sex dabei?


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Von:    Daemion 27.08.2018 15:51
Betreff: Lieben auch ohne Sex dabei? [Antworten]
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_Risa_:
> So ganz stimmt das aber auch nicht. Natürlich ist jeder Mensch individuell, aber einige, bestimmte Charakteristika müssen vorhanden sein, sonst würde man dem Menschen nicht eine Entwicklungsstörung, in dem Fall Autismus, diagnostizieren.

Das hatte ich auch gedacht, aber es ist komplexer.

Autismus hat folgende Diagnosekriterien (nach DSM-5):
Spoiler
Nach DSM-5
Das DSM-5 (die US-amerikanische Klassifikation psychischer Störungen) fasst alle Formen des Autismus in der Diagnose Autismus-Spektrum-Störung (ASS) zusammen. Die Diagnosekriterien der ASS sind in fünf Gebiete aufgeteilt (A-E):[25]

A) Anhaltende Defizite in der sozialen Kommunikation und sozialen Interaktion über verschiedene Kontexte hinweg. Diese manifestieren sich in folgenden aktuell oder in der Vergangenheit erfüllten Merkmalen:
- Defizite der sozial-emotionalen Gegenseitigkeit (z. B. ungewöhnliche soziale Annäherung; fehlende normale wechselseitige Konversation, verminderter Austausch von Interessen, Gefühlen und Affekten)
- Defizite im nonverbalen Kommunikationsverhalten, das in sozialen Interaktionen eingesetzt wird (z. B. weniger oder kein Blickkontakt bzw. Körpersprache; Defizite im Verständnis und Gebrauch von Gestik bis hin zu vollständigem Fehlen von Mimik und nonverbaler Kommunikation)
- Defizite in der Aufnahme, Aufrechterhaltung und dem Verständnis von Beziehungen (z. B. Schwierigkeiten, eigenes Verhalten an verschiedene soziale Kontexte anzupassen, sich in Rollenspielen auszutauschen oder Freundschaften zu schließen)

B) Eingeschränkte, repetitive Verhaltensmuster, Interessen oder Aktivitäten, die sich in mindestens zwei der folgenden aktuell oder in der Vergangenheit erfüllten Merkmalen manifestieren:
- Stereotype oder repetitive motorische Bewegungsabläufe; stereotyper oder repetitiver Gebrauch von Objekten oder Sprache (z. B. Echolalie, Aufreihen von Spielzeug, Hin- und Herbewegen von Objekten, idiosynkratrischer Sprachgebrauch)
- Festhalten an Gleichbleibendem, unflexibles Festhalten an Routinen oder an ritualisierten Mustern (z. B. extremes Unbehagen bei kleinen Veränderungen, Schwierigkeiten bei Übergängen, rigide Denkmuster oder Begrüßungsrituale, Bedürfnis, täglich den gleichen Weg zu gehen)
- Hochgradig begrenzte, fixierte Interessen, die in ihrer Intensität oder ihrem Inhalt abnorm sind (z. B. starke Bindung an oder Beschäftigen mit ungewöhnlichen Objekten, extrem umschriebene oder perseverierende Interessen)
- Hyper- oder Hyporeaktivität auf sensorische Reize oder ungewöhnliches Interesse an Umweltreizen (z. B. scheinbare Gleichgültigkeit gegenüber Schmerz oder Temperatur, ablehnende Reaktion auf spezifische Geräusche oder Oberflächen, exzessives Beriechen oder Berühren von Objekten)

C) Die Symptome müssen bereits in früher Kindheit vorliegen, können sich aber erst dann voll manifestieren, wenn die sozialen Anforderungen die begrenzten Möglichkeiten überschreiten. (In späteren Lebensphasen können sie auch durch erlernte Strategien überdeckt werden.)

D) Die Symptome müssen klinisch bedeutsames Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen verursachen.

E) Die Symptome können nicht besser durch eine Intellektuelle Beeinträchtigung oder eine Allgemeine Entwicklungsverzögerung erklärt werden. Intellektuelle Beeinträchtigungen und Autismus-Spektrum-Störungen treten häufig zusammen auf. Um die Diagnosen Autismus-Spektrum-Störung und Intellektuelle Beeinträchtigung gemeinsam stellen zu können, sollte die soziale Kommunikationsfähigkeit unter dem aufgrund der allgemeinen Entwicklung erwarteten Niveau liegen.[7]
Basierend auf den Beeinträchtigungen der sozialen Kommunikation und eingeschränkten, repetitiven Verhaltensmustern wird der aktuelle Schweregrad bestimmt:

- Schweregrad 3: „sehr umfangreiche Unterstützung erforderlich“
- Schweregrad 2: „umfangreiche Unterstützung erforderlich“
- Schweregrad 1: „Unterstützung erforderlich“

DSM 5 weist ausdrücklich darauf hin, dass Personen mit einer gesicherten DSM-IV-Diagnose einer autistischen Störung, Asperger-Syndrom oder nicht näher bezeichneten tiefgreifenden Entwicklungsstörung eine ASS-Diagnose bekommen sollen. Bei deutlichen sozialen Kommunikationdefiziten, die sonst aber nicht die Kriterien der Autismus-Spektrum-Störung erfüllen, solle die Diagnose Soziale Kommunikationsstörung erwogen werden.[25]
[Quelle: wikipedia; 27.08.2018; 15:20 Uhr]



Nochmal zur Erinnerung: Nicht alle Symptome müssen gleichermaßen und in derselben Intensität bei allen Autisten auftauchen. Es muss nur ausreichend alltagseinschränkend sein.


Ich bin sonst jemand, der an einer Stelle wie dieser sagt:
Du hast deine Erfahrungen und ich meine und das ist alles. Verschiedene Ansichten können durchaus gleichzeitig nebeneinander coexistieren.

Aber hier muss ich vehement widersprechen, weil ein Falschwissen in dieser Beziehung gravierend sein kann und andere Menschen (in dem Fall autistische) dadurch von unwahren Vorurteilen und möglicherweise einem ablehnenden Verhalten durch andere belastet werden.

Du kannst es nicht besser wissen, als die diagnostizierenden Fachärzte und einem spezialisiertem Autismusdienst in einem Pflegebereich. Die haben tagtäglich mit duzenden, hunderten oder tausenden Autisten zu tun.

> Dazu zählt weder das Verteufeln noch permanentes s/w sehen.

Anders herum: Wie viele nicht-autistische Menschen kennst du, die eine s/w-Sicht besitzen? Ich kenne einige. Das ist keine ausschließlich autistische Eigenschaft, sondern ein Charakterzug, den Autisten haben können, Nicht-Autisten, psychisch Kranke oder -Gesunde. Meistens entsteht so ein Verhalten durch traumatisierende Lebenserfahrungen oder ein einschlägiges Umfeld.

> Und natürlich kann das nur meine Erfahrung sein, aber egal ob real oder online, alle Autisten, die ich bisher kennengelernt habe, waren in verschiedenen Gebieten wirklich recht bis sehr obsessiv und dämonisieren schnell etwas, was sie eben als schlecht und böse empfinden. Vielleicht weil sie damit nicht umgehen können, I dunno.

Vielleicht warst du aber auch nicht ganz objektiv, weil du so ein Verhalten von ihnen erwartet hast. Ich kenne viele Menschen, die so sind, wie du es beschreibst und die sind unmöglich alle Autisten.

> Inwiefern? Ich spreche von Univorlesungen.

In der Uni wird auch nicht alles unterrichtet und auch nicht in allen Universitäten dasselbe. Alleine zur Uni zu gehen, selbst in einem Fachgebiet, macht einen noch lange nicht zum Profi. Ständige Weiterbildungen, Seminarbesuche u.Ä., das permanente Weiterbilden und offene, sachliche Neugier, das macht einem zum Professionellen.
Ein Chirurg z.B. frisch aus der Uni ist kein Profi in seinem Fachgebiet, nur weil er eine spezielle Fachrichtung erlernt hat. Dazu gehören u.a. auch die Lebenserfahrung, die erst mit der Zeit dazu kommt.

Ich verstehe deine Vorstellung nicht. Glaubst du, dass alle Uni-Abgänger automatisch Profis sind in ihrem Fachbereich, nur, weil sie erfolgreich (und evtl mit guten Noten) zur Uni gegangen sind?

> Meine Lebenserfahrung hat mich gelehrt, dass arrogante Menschen, die ihr Umfeld als Schafsherde oder Objekt ansehen und nie gewillt sind das zu überdenken, fachlich und / oder sozial am wenigsten können und ihren eigenen Fehler nur durch Aufplustern überschatten wollen, tbh.

Dann hast du andere Erfahrungen als ich gemacht.

Meiner Erfahrung nach überdenkt fast kein Mensch seine Ansichten oder gibt Fehler zu. Dazu muss man nicht erst arrogant sein. Vielmehr hat das etwas mit dem Selbstwertgefühl und dem Selbstschutz zu tun.

> Es war einfach eklig, wie diese Menschen alle andere abwerten und sich damit im Recht fühlen und im Speziellen war es eklig, wie die sich in seitenlangen Essays darüber ausgelassen haben, wie überlegen sie Frauen seien.

Aber Autisten sind alle gleich?

> Aber wenn man dem Leser das Gefühl vermittelt, man sei besser als der Rest und der Leser, der einen "versteht" sei dadurch ebenfalls was Besonderes, findet man anscheinend schnell Anklang.

Natürlich. Die Menschen lieben es, geleitet zu werden - nicht alle, aber viele - wenn jemand anderen ihnen das Denken abnimmt, damit sie es einfacher haben. Dadurch sind erst Schubladendenken, Sexismus und Stereotypen entstanden.
Das sieht man im Alltag wunderbar - wer kontrolliert schon den eingehenden Nachrichtenfluss und vergleicht ihn mit unterschiedlichen Quellen? Das tun die Wenigsten. Viele haben dafür nicht die Zeit oder kommen nicht auf die Idee oder ihnen ist der Aufwand zu groß.
Egal, ob es Nachrichten sind, Zeitungsartikel oder auch nur der Tratsch vom Nachbarn: Es wird für bare Münze genommen, ohne hinterfragt zu werden. Nicht alle Menschen sind so einseitig, was die Nachrichtenbeschaffung angeht, aber genug sind es. Sie hören aus einer Quelle eine Nachricht und die ist dann wahr, man muss sie nicht gegenprüfen.
Es reicht schon, eine Neuigkeit zu haben, die sonst keiner oder nur wenige haben, damit ist man schon jemand Besonderes und kann sich besser fühlen, als der Rest.

Dieses Phänomen, welches du beschreibst, findet überall tagtäglich statt, nicht nur in diesen speziellen von dir genannten (Fach-)Bereichen.

Hinzu kommt, dass dadurch ein Gruppengefühl hergestellt wird - weil viele Menschen sozial sind, gibt ihnen das Glücksgefühle und ein gesteigertes Sicherheitsempfinden. Und existiert eine Gruppe bereits, wird das Gruppengefühl dadurch gestärkt. Es hat entsprechend attraktive Vorteile, sich besser als der Rest der Welt zu fühlen. Ganz besonders in Gruppen, in denen man zusätzlichen Zuspruch erhält und eine geschützet Seifenblase aufbauen kann, denn wer eine andere Meinung vertritt, fliegt früher oder später aus der Gruppe.

Aber gut, da unterscheiden sich vielleicht einfach unsere Wahrnehmungen.
Leben und leben lassen.

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