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Einzelposting: Anfrage


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Von:   abgemeldet 18.04.2021 08:42
Betreff: Anfrage [Antworten]
Ich denke, so pauschal kann man das nicht beantworten. Das hier sind nur einige sehr wenige Merkmale, die zum Gesamtbild gehören. Und was sicher noch wichtiger als diese Stichwörter ist, ist Ausstrahlung. Die ist nicht nur von der entsprechenden Person abhängig, sondern auch den Personen, die sie wahrnehmen.
Da ich viel mit kranken Menschen zu tun habe, fände ich persönlich "gesundheitliche Macken" nicht schlimm. Nicht gerade attraktiv ist es jedoch, wenn eine kranke Person ihre komplette Identität auf der Krankheit aufbaut und jede ihrer Handlungen und Gedanken damit begründet. Schließlich möchte man die Person nicht wegen, sondern mit der Krankheit lieben lernen.
Und was genau versteht man unter Kleidungsstil? Jeder hat da eigene Vorlieben. Eine Partnerschaft wegen bestimmter Kleidung auszuschließen halte ich für verkehrt. (Gleiches gilt für Brille, Haare, Länge des linken Ringfingers usw.)

Ich denke daher nicht, dass es an deiner Freundin liegt. Es ist allgemein heutzutage schwer geworden, eine Partnerschaft einzugehen, weil die Ansprüche vieler Menschen ins Unrealistische gewachsen sind. Es wird absolute Perfektion von den Medien vorgespielt. Also muss eine Beziehung für viele genauso sein. Immer harmonisch. Immer bestimmte Charaktereigenschaften beim Partner. Kleine Fehler werden nur am Anfang übersehen und nerven dann immer mehr. Dabei wird ignoriert, dass sie Teil der anderen Person sind. Dass sie daraus besteht.

Es ist also nicht deine Freundin, die es schwer hat, einen Partner zu finden. Die meisten Menschen suchen eher etwas, was sie aus den Medien kennen. Da werden Krankheiten und psychische Störungen zwar teilweise sogar romantisiert. Werden Menschen aber im wirklichen Leben damit konfrontiert, lehnen sie die Person oft ab, weil sie mit der Krankheit nicht zurecht kommen. Meist in Form kleiner Sticheleien: "Ich helfe dir, du schaffst das nicht allein." Eine Beziehung, die mit solchen Sätzen abläuft, ist zum Scheitern verurteilt.
Ansonsten suchen die meisten Töpfe einen Deckel mit vorgefertigter DIN-Norm. Denn das wirkt berechenbar. Man muss sich dann nicht mit Charaktereigenschaften der anderen Person rumschlagen, die einem nicht gefallen. Schüchterne, einfühlsame, zarte Personen assoziieren sie nicht mit einer 1,90m großen Tomboy. Sie sind irritiert, weil sie im Partner etwas anderes erwarten.

Deine Freundin trifft also keine Schuld oder so. Sie kann und sollte auch nichts ändern. Vielmehr liegt das Problem an der extremen Erwartungshaltung. Vielleicht auch die Erwartungen, die sie an ein/e Partner/in stellt? Wer weiß? Wir kennen sie schließlich nicht.

Aber eins ist klar: Noch nie war es so schwer eine Beziehung einzugehen wie heute. Ich rede nicht von den oberflächlichen, die schon nach 8 Monaten enden, weil einem bestimmte Dinge am Partner nicht gefallen. Eine Beziehung, die wirklich innig und tief ist. Deine Freundin steht echt nicht allein da. Und obwohl so viele Menschen niedergeschlagen sind, dass sie keine/n Partner/in finden, treten sie nicht miteinander in Verbindung, um diesen Zustand gemeinsam zu ändern. Die Welt ist merkwürdig geworden.

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