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Einzelposting: "Historische Verantwortung"?!


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Von:   abgemeldet 23.01.2009 17:41
Betreff: "Historische Verantwortung"?! [Antworten]
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Ich sehe, dass hier im Thread, die Begriffe "Verantwortung" und "(Erb)schuld" manchmal nahezu synonym verwendet werden und man irgendwie ganz fix von einem zum anderen Begriff übergegangen ist.

Das sind zwei völlig verschiedene Sachen und gerade bei derartigen Themen, deren Vokabular sowiso schon hundertmal verdreht und wieder zurückgedreht wurde, würde ich mir wünschen, dass man überlegt, was man da verwendet.
Ich werde erstmal so vorgehen, dass ich die beiden Begriffe getrennt betrachte, auf die Unterschiede hinweise und sie dann jeweils in Relation zu diesem Thema setze.

Here we go:

Verantwortung bedeutet, Rechenschaft ablegen zu können oder zu müssen für sich selbst und/oder andere.

Schuld bedeutet die Vorwerfbarkeit, die auf der Willensfreiheit beruht, sofern sie die Tat berührt.

Ganz grob. Es gibt noch verschiedene abweichende Definitionen in bestimmten Fachbereichen, die aber für hier unwesentlich sind.

Der Unterschied ist also, dass ich Verantwortung für andere übernehmen kann, nicht jedoch ihre Schuld.
Wenn man das doch so handhaben will, kommt man bei Sippenhaft wieder raus, weswegen ich das hier ausschließen möchte, da ich Sippenhaft für eine schwachsinnige Einrichtung erachte.

Schuld ist also etwas ganz persönliches. Deswegen kann jemand auch nur dann Schuld haben, wenn er aufgrund seines freien Willens falsch gehandelt hat, währendessen man zur Verantwortung gezogen werden kann, wenn man richtig gehandelt hat, sich daraus aber negative Konsequenzen ergeben haben und hier noch einmal: Schuld betrifft den Einzelnen, Verantwortung kann mehr umfassen.
Innerhalb der Verantwortung kann die Schuld eine Konsequenz aus der Handlung heraus werden/sein.

Wir sehen also, Verantwortung und Schuld ist mitnichten dasselbe, weil nicht ein Umstand sich nicht selbst als Konsequenz haben kann und beide Umstände andere Vorraussetzungen aufweisen müssen.

In wiefern haben die beiden Sachen nun mit uns und unserer Geschichte zu tun?

Wenn ich den Eingangspost aufgreifen darf ... hier von Schuld sprechen zu wollen, ist absoluter Blödsinn.
Hier macht der Begriff der Schuld genau das, was er (glaubt man denjenigen, die ihn verwenden) nicht tun will. Er macht einen Unterschied zwischen dem "jüdischen Kind" und dem "deutschen Kind", da alles andere, wie Ellerfru schon richtig gesagt hat, noch viel unsinniger wäre. Und fix sind wir wo? Achja, wir schmeißen lustig verschiedene Kategorien durcheinander, wie den der Religionszugehörigkeit und den der Staatsangehörigkeit.

Schuld setzt einen freien Willen voraus und wo ist der freie Wille eines kleinen Kindes (oder meiner) insofern, als dass es (oder ich) Entscheidungen betreffs des 3ten Reiches fällen könnte? Schuld ist die Konsequenz einer Handlung ... wo ist hier diese Handlung?
Ich mag die hochgeprügelte Individualität in vieler Hinsicht auch nicht, aber ein Kind mit Menschen vor 60 jahren gleichsetzen zu wollen, ist mehr als nur einfach gemacht ... es ist dumm. Und Schuld ist auch nicht erblich ... das geht gar nicht.

So scheidet der Begriff "Schuld" für mich in diesem Zusammenhang von vorherein schonmal aus.
Bleibt noch Verantwortung.
Das ist eher verwendbar, da es hauptsächlich auf das Tragen der Konsequenzen abzielt, ohne das EIGENE Handeln nach richtig oder falsch primär zu beurteilen.
Dazu kann ich sagen: Ja, wir haben die Konsequenzen zu tragen, weil das Existieren von Konsequenzen impliziert, dass sie getragen werden müsssen (das liegt in der Natur der Sache), aber nicht weil wir schuldig sind, sondern weil es gemacht werden muss, weil es notwendig und unausweichlich ist. Eine Sache zu verantworten, die Konsequenzen zu tragen, heisst nicht, dass man schuldig ist. Das ist etwas ganz anderes. Desweiteren andauernde Verantwortung ist nichts, was nur rückwirkend funktioniert. Es muss auch vorwärts funktionieren ... und ich spreche hier die ganze Zeit von "wir", weil es keinen ausschließt. Ein Franzose hat genauso wenig daneben zu stehen, wenn ein Mensch aufgrund seiner Religions-, Volks-, whatever-Zugehörigkeit getötet wird, wie ich.
Es ist bereits gesagt worden ... jeder sollte sich in der Verantwortung fühlen, auf gewisse Dinge zu achten, die für ein Zusammenleben selbstverständlich sind und ich finde es traurig, dass man immer noch über solch grundlegende Sachen reden muss. Auf der einen, wie auch der anderen Seite.

Auf der anderen Seite möchte ich betonen, dass man doch bitte schön erst einmal beginnen soll, die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, bevor man diese anderen Leuten in die Schuhe schiebt. Deswegen bin ich natürlich persönlich in der Verantwortung, so gut wie ich kann zu verhindern, dass derartige Sachen sich wiederholen. Jeder ist das ... absolut jeder und ich will mir da auch keinen Sonderstatus als "Deutsche" einräumen.
Ich bin zwar manchmal verdammt arrogant und Überheblichkeit macht mir Spass, aber der Deutsche, der zum moralischen Gewissen der Welt wird ... ich bitte euch >.>.

so fürs erste ...
(-_(-_(-_(-_(-_-)_-)_-)_-)_-)
WIR SIND VIELE!

-P.U.R.E. Child-
Zuletzt geändert: 23.01.2009 17:46:58

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