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Einzelposting: Visual Kei langsam ausgenutscht?


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Von:    Asteria 06.04.2014 19:04
Betreff: Visual Kei langsam ausgenutscht? [Antworten]
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*nach hundert Jahren hier wieder blicken lässt*

Ich kenne das gefühl und die Enttäuschung über die letzten Entwicklungen in der VK "Szene". Wobei ich persönlich mich schon aus 2008 aus den aktuelleren Entwicklungen herausgezogen habe, eben weil mich die meisten neuen Bands einfach nur langweilten.

Meiner Meinung nach hat das aber überhaupt gar nichts mit Erwachsen werden zu tun. Ich höre immer sehr viel Visual kei, nur eben meistens "etablierte" Bands, zumeist aus der Ära von ca. 1992 bis 2004. Ich bin eigentlich Visual kei immer noch sehr aufgeschlossen und würde mich wahnsinnig freuen mehr neue Gruppen zu sehen, die solch geniale Musik wie die alten großen Meister (Buck-tick, Luna Sea, ROUAGE, Laputa) machen würden. Nur bleiben meine "Gebete" unerhört, denn in der modernen VK Szene ist sowas einfach nicht mehr in. Stattdessen ist man wie festgebissen noch so jeden kurzweiligen Trend, wie Nu-Metal, Techno Pop und vor allem in jüngster Zeit Metalcore, tot zu melken. Bis halt der nächste Trend kommt. Überhaupt kann ich mit dem ganzen Metalcore und "Wir sind ja so Br00tal und Hardcore" Zeugs nicht anfangen. Mich störten ja schon im Jahre 2006 das uninspirierte Gitarrengeschrammel einiger indie Bands, jetzt gibts furchtbare Deathcore Growls und Screams obendrauf. No thank, Do not want!

Sicherlich gibt sicher viele, die jetzt schreien: "Hey, du lebst in der Vergangenheit, früher war nicht alles besser!" und das stimmt schon. ich will gar nicht leugnen, dass es Ende der 90er nicht auch furchtbare 08/15 Bands gab. Aber die haben halt einfach 3 demo Tapes rausgehauen, 3 Lives vor 20 Fans gespielt und sind verschwunden, ohne dass jemand anderes mitbekommen hat, dass sie jemals existierten. Und das war auch gut so, denn so bekam man in der Regel eher Wind von den Bands, die es auch tatsächlich geschafft haben mehr zu fabrizieren als nur ein paar Songs, die in einer Badewanne abgemischt wurden.

Heute ist eben das Problem, dass Visual kei zur Massenware mutiert ist. Da ist kein Platz mehr für ellaborate Kleidung á la Madeth gray'll oder Malice Mizer oder den provokanten Horror chic von La'Mule. Geschweige denn "Shock Rock" Attitude von X. Sicherlich geben sich viele VK bands heute immer noch hart und düster, aber die Ästhetik ist trotzdem eine andere und erinnert mcih eben mehr an diese Metalcore und sogar amerikanische Emo/Scene Fraktion. Hinzu kommt, dass Host kei und Harajuku Street Fashion Einflüsse sich mit VK vermischt haben. Ich persönlich kann aber diesen durchgestylten und mit Photoshop perfektionierten Milchbubi Gesichtern gar nichts abgewinnen.

Fpr mich fiel es immer schwer Visual kei als Szene zu bezeichnen. Viel mehr ist es einfach ein modephänomen, dass einen Namen bekommen hat, sich in den 90ern aus Heavy Metal, Glam, Punk und New Wave Einflüssen zusammengesetzt hat, seinen Höhepunkt mitten der 90er erlebte und nachher einfach verändern musste als logische Konsequenz auf den immer sinkenden popularitätsgehalt um die Jahrtausendwende. Dann gab es eben ab ca. 2001 noch einen kurzen kleinen Trend, der dann auch europa traf. Bereits zu dem zeitpunkt war VK schon längst zu etwas komplett anderem geworden, denn die Wave und Glam Einflüsse verschwanden. Es ist daher etwas komisch von einer Szene oder gar einem Genre zu sprechen… und es war zu erwarten, dass sich das ganze noch einmal stärker von den Wurzeln wegbewegt (und auch mehr in Richtung "Mainstream"). Es gibt einige, zumiest Neueinsteiger, die sicherlich gut damit klarkommen, weil einfach die musikalischen Einflüsse in ihre Generation fallen. Für uns "ältere" fällt es schwer sich mit den ganzen neumodischen Kram zu identifizieren, auf den nun 14-jährige Japanerinnen abfahren.

Abschließend will ich noch sagen, dass VK nie individuell war, eben aufgrund dessen, was ich oben anspreche. Es gab immer irgendwelche Leitbilder, an denen sich Gruppen orientiert haben. In den 90ern waren es halt Luna Sea, Kuroyume und Buck-Tick, später dann eben Dir en grey. Ich glaube das Problem ist noch, dass die derzeitigen Leitbilder selbst keine besonders gute Arbeit mehr liefern (siehe Gazette, die, wie ich finde, seit Jahren nur noch ein schwaches Release nach dem anderen bringen). Dann kann man auch nicht erwarten, dass die Nahczügler besser sind.

Meine derzeitigen aktuellen Lieblinge sind, nunja, nicht so das Wahre, aber sie sind halt nah dran an dem Sound, den ich lieben gelernt habe: Bugscream, La'veil Mizeria, Kiryu, DEZERT, Ru:natic, Cell, emmurée und Avelcain, um ein paar zu nennen. Grieva gehören auch dazu, aber die sind absolut Geschmackssache, denn sie kopieren die frühen Dir en grey teilweise 1:1. Trotzdem sehr schön, wenn man mal nostalgisch ist und gerne old school Visual kei hört.

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