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Einzelposting: Finder 1 auf dem Index!


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http://desu.de/FQjIIrS




Von:    Swanpride 22.05.2009 13:09
Betreff: Finder 1 auf dem Index! [Antworten]
@NikitaKnight

Ich verweise auf den Link, den ich hier geposted habe...in dem Artikel waren einige nette Beispiele, was über die Jahre alles auf dem Index gelandet ist.

Und ja, ich vermisse es zum Beispiel, dass ich "mein Kampf" nicht lesen kann...nicht, weil ich der Überzeugung bin, dass da irgendetwas Bedeutungsvolles drinsteht, sondern weil ich mir gerne selbst ein Bild darüber machen würde, welche Gedankengänge einen Wahnsinnigen wie Hitler bewegt haben. Ich lese auch immer gerne und aufmerksam die Wahlprogramme der Rechten (und der ultralinken)...denn wenn man den Feind nicht kennt, dann kann man ihn auch nicht bekämpfen.

Ja, der Manga ist ab 18...steht ja auch breit und bräsig drauf. Deswegen ist er in meinen Buchhandlungen eingeschweißt (das Cover ist ja wohl nicht schädlich). Der Inhalt diese Buches ist nicht schlimmer, als der Inhalt so mancher Romane, die ebenfalls einfach in der Buchhandlung stehen, und bei denen kein "ab 18" Stempel drauf ist, und die sich jedes Kind oder Jugendlicher aus dem Regal nehmen und darin blättern kann. Gabaldon wurde schon genannt, Piraten des Südmeeres auch, und ich biete jetzt noch die "Schwert der Wahrheit"-Serie. Der einzige Unterschied ist, dass bei dem Manga das Beschreibene durch ästhetische Bilder begleitet wird, während es bei den anderen Büchern nur Worte sind. Um mal eine kleine Anekdote zu erzählen: Ein Lehrerin hat mir mal ein Buch geschenkt, weil sie wußte, dass ich mich für Geschichte interessiere. Nun, offensichtlich hatte sie es selbst vorher nicht gelesen, denn das Buch war sozusagen mein erster Porno: Alle paar seiten wurde sex beschrieben (ich habs letztendlich nie zuende gelesen, weil ich die Beschreibungen widerlich fand), natürlich unter dem Deckmäntelchen des "historischen Realismus".

Ich würde es ebenfalls begrüßen, wenn die "erwachsenenen" Mangas von den anderen getrennt stehen würden und die Verkäufer ein wenig darauf achten würden, was sie wem verkaufen (was sie in meiner Buchhandlung übrigens tun...aber das scheint ja allgemein nicht so zu sein). Aber man kann es auch übertreiben.

Ich finde den Index einfach nicht verhältnissmäßig, schon gar nicht, wenn man bedenkt, dass ein Kind nur nachts den Fernseher einschalten muss, um schlimmeres zu sehen. Es liegt in der Verantwortung der Eltern dafür zu sorgen, dass eben dies nicht geschieht. Nicht in der Verantwortung des Staates. Richtlinien bezüglich der Platzierung der Werbung und der Art des Verkaufes sind okay, aber wenn man ein Buch nicht mehr vom Verlag selbst erwerben kann (der sich noch nicht einmal traut den Titel des besagten Buches zu erwähnen), man sich nicht mehr über den Inhalt des Buches informieren kann und letztendlich dank staatlichen Druck mit dafür gesorgt wird, dass der Verlag sich gegen eine Weiterveröffentlichung entscheidet, dann geht das in meinen Augen zu weit. Klare Regeln was illegal ist und was nicht: Da bin ich absolut dafür. Aber nicht mit einem Gremium von Leuten, die Selbstherrlich darüber bestimmen, was schädlich ist und was nicht, was Kunst ist und was nicht.

Es gibt da eine schöne Folge von den Simpsons, die sich mit dem Thema beschäftigt. Darin setzt MArge durch, dass das Fernsehen usw. völlig gewalt- uns sexfrei ist. Das geht am Ende so weit, dass die lieben Moralapostel Michelangelos David für unzulässig erklären, weil die Statue nackt ist.

Was ist wohl schädlicher für die Jugend: Zigaretten und Alkohol oder ein Büchlein? Ich sehe hier aber niemanden der darauf besteht, dass Alkohol oder Zigaretten "aus dem Bewußtsein der Jugend" verschwinden muss. Das ist auch keine Lösung um Suchtprobleme vorzubeugen. Und genau so wenig ist es eine Lösung, einige wenige ausgewählte Werke zu verbannen um zu vermeiden, dass Teenager eine falsche Vorstellung von Sex und Liebe entwickeln. Auch da wäre Aufklärung (und zwar richtige Aufklärung, nicht Schulmädchenreport 1-1000) um einiges angebrachter als Verbote.

In meinen Augen ist ein Manga, der mit gezeichneten Figuren eine irreale Welt darstellt um einiges weniger schädlich, als eine Ausgabe der Bravo-Girl, in der echte junge Frauen in als "Fotostories" getarnte supersoftpornos gezielt junge Menschen anspricht und ihnen erzählt, wie sie ihre Sexualität zu erleben haben. Oder ein Rap-Stück, in dem schön rythmisch eine Vergewaltigung beschrieben wird, und in denen Sex besungen wird, der mit Liebe nichts mehr zu tun hat.

Und damit klinke ich mich aus. Ich möchte nur ein letztes Mal die Hoffnung bekunden, dass sie die Verlage nicht einschüchtern lassen und sich trotzdem noch weitere Rechte an dem ein oder anderen japanischen Manga sichern werden. Die Zeit wird zeigen, ob ich überregiert habe, oder ob die Folgen dieser Entscheidung weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen.

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