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Einzelposting: Shades of Grey


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Von:   abgemeldet 20.11.2012 00:19
Betreff: Shades of Grey [Antworten]
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Ich glaube, das große Problem hier ist für viele, dass Dinge glorifiziert und romantisiert werden, die es eventuell nicht sollten (das wäre eben zu diskutieren).

Ich lese gerne Bücher aus dem Horror-Genre, in denen richtig kranke Arschlöcher die Hauptfiguren sind. Aber die sind eben so angelegt. Man hasst sie, man findet sie ekelhaft, man findet es falsch, was sie tun, weil man es SOLL - und klar haben sie irgendeinen Hintergrund und vielleicht eine traurige Geschichte, aber dennoch identifiziert man sie klar als Täter und romantisiert nichts, auch wenn man sie am Ende vielleicht etwas mehr versteht.
Natürlich hinkt der Vergleich, weil er zu stark ist, aber ich hoffe man merkt, worauf ich hinaus will.
Es gibt genug Charaktere, die einem als Arschloch erscheinen, weil sie genau DAS sein sollen.
Man soll sie hassen, gerade, damit man sie manchmal am Ende doch wieder erheben kann oder doch vollkommen abschießt - je nachdem, was man so erfährt.
Allerdings neigen viele Leute dazu, hier zu… euphorisch zu sein. Ich nehme mal Professor Snape aus Harry Potter als bekanntes Beispiel: Klar mögen ihn viele von Anfang an und natürlich geht man erstrecht mit ihm mit, wenn man seine Hintergründe erfährt, aber viele tun plötzlich so, als hätte er ja IMMER richtig gehandelt und wäre immer toll und super gewesen und das stimmt einfach nicht.
So ist er auch nicht angelegt, aber das muss er auch nicht, man geht trotzdem mit ihm mit.

Letztendlich braucht man aber auch irgendwas, was einen dazu verleitet, mit der Hauptperson (oder einer anderen Person) mitzugehen.
Es gibt Bücher, die einem das sehr schwer machen, weil sie es so wollen. Man soll angewidert sein, aber gerade das reizt einen letztendlich auch daran weiter zu lesen (und wenn es nur ist, um zu lesen, dass der Arsch seine Strafe bekommt).
In den meisten Fällen ist es natürlich eher die Sympathie, die uns mitgehen lässt.
Bei "Shades of Greay" verleitet mich persönlich (!) aber nichts und niemand zum Mitgehen. Es interessiert mich schlicht nicht.

Ich denke, für viele ist der kritische Punkt, dass sie nicht wirklich gerne eine Sklavin ist. Natürlich kann das viele Frauen anmachen (Das Stichwort "Vergewaltigungsphantasien" fiel ja bereits), aber ich verstehe auch, wenn es abschreckt - was ich allerdings nicht so recht verstehe, ist dieses zwanghafte Romantisieren... und da darf Mr. Grey auch noch 100 Kirchen und 300 Waisenhäuser mit den Füßen aufbauen.
Dennoch ist das für mich nichtmal der Knackpunkt an dem Buch. Es hat bei mir zwar auch einen faden Beigeschmack hinterlassen, aber nicht so einen starken, dass ich Mitleid mir ihr hätte.
Dann hätte ich es vielleicht zu Ende gelesen, in der Hoffnung, dass sie ihn abschießt, weil sie mir so Leid tut.
Aber ich will gar nicht wissen, ob er sich ändert oder ob sie sich ändert, weil ich mit beiden nicht mitgehe. Sie sind mir beide zu unsympathisch, aber auch nicht unsympathisch genug, dass ich sie unbedingt scheitern sehen wollte.
Dafür sind sie mir beide einfach viel zu platt.
Natürlich hast du Recht, dass man nicht NUR nach den Charakteren gehen sollte, aber viel mehr bietet Shades of Gre für mich nicht.
Klar lese ich auch mal gerne stumpfe, erotische Literatur, aber dafür war es mir dann doch zu langatmig und die Sexszenen haben mich auch nicht wirklich angesprochen.
Und der ganze Rest ist so... belanglos.

Aber jeder entscheidet ja selbst bei was er mitgeht und bei was nicht.
Ich würde auch nicht allen Frauen, die das Buch mögen, unterstellen, dass sie genauso sind wie die weibliche Hauptperson. Ich kenne genug Frauen, die das Buch eben wirklich nur als Porno lesen und nicht als Romanze und bei denen, die es als Romanze sehen und die ich kenne, bin ich mir ziemlich sicher, dass sie im realen Leben sofort vor so einem Typ fliehen würden.
Denn wie gesagt, wie im Buch geht sowas im echten Leben selten aus.
Und die, die wirklich auf solche Typen reinfallen, die tun es so oder so.

Mit persönlich bietet das Buch einfach in allen Bereichen viel zu wenig.
Wenn das Buch aber etwas dafür tut, dass Frauen sich mehr mit ihrer Sexualität beschäftigen und offener werden, dann finde ich das sehr schön (wobei ich mir hier ehrlich gesagt auch nicht viel erwarte, aber irren ist ja bekanntlich menschlich ;)) und wenn es nur dazu dient, anderen ein kurzweiliges Lesevergnügen zu bieten, ist das auch vollkommen in Ordnung, das ist es bei Twilight genauso.
~sleep all day, party all night,
never grow old, never die,
it`s fun to be a vampire(69)~

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