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Der Wahnsinn spielt Verstecken. Humor, Literatur, Zitatsammlung

Autor:  halfJack
Der Wahnsinn hatte sich entschlossen, all seine Freunde, die Gefühle und Qualitäten des Menschen, zum Kaffee einzuladen. Alle Gäste gingen hin und nach dem Dessert gähnte die Langeweile bereits zum dritten Male. Da schlug der Wahnsinn vor: "Lasst uns Verstecken spielen!"

Die Intrige hob die Augenbraue und die Neugierde konnte sich nicht mehr zurückhalten und fragte: "Verstecken, was ist das?"

"Verstecken ist ein Spiel. Ich zähle bis hundert und ihr versteckt euch. Wenn ich dann fertig gezählt habe, muss ich euch suchen und der erste, den ich finde, ist als nächstes mit dem Zählen dran."

Der Wahnsinn war wahnsinnig begeistert. Die Begeisterung und die Euphorie tanzten vor Freude. Die Freude machte so viele Sprünge, dass sie so den letzten Schritt tat, um den Zweifel zu überzeugen und sogar die Gleichgültigkeit, die sonst an nichts Interesse zeigte, machte mit.

Alle akzeptierten, außer der Faulheit, die sich nicht vom Fleck rühren wollte. Der Stolz meinte, dass es ein dummes Spiel wäre (im Grunde ärgerte er sich nur, dass die Idee nicht von ihm kam) und die Feigheit und die Furcht zogen es beide vor, nichts zu riskieren.

"1, 2, 3, ...", fing der Wahnsinn zu zählen an. Die Eile versteckte sich als erste - irgendwo, irgendwie. Als nächstes die Trägheit, die sich wie immer hinter den ersten Stein fallen ließ.

Die Großzügigkeit schaffte es kaum, sich selber zu verstecken, da sie bei allen Verstecken, die sie fand, glaubte, ein wunderbares Versteck für einen ihrer Freunde gefunden zu haben.

Die Schüchternheit, schüchtern wie üblich, versteckte sich in einer Baumkrone. Die Lüge verstecke sich auf dem Meeresgrund (stimmt nicht, in Wirklichkeit verstecke sie sich hinter dem Regenbogen).

Die Leidenschaft und das Verlangen im Zentrum der Vulkane.
Die Vergesslichkeit... ich habe vergessen, wo sie sich versteckte, aber das ist auch nicht so wichtig.

Die Freude rannte glückseelig durch den Garten. Die Traurigkeit fing zu weinen an, da sie keinen richtigen Platz zum Verstecken fand.
Der Neid ging mit dem Triumph und versteckte sich ganz nahe bei ihm hinter einem Felsen.

Der Wahnsinn zählte immer weiter, während seine Freunde sich versteckten. Die Verzweiflung war verzweifelt, als sie feststellte, dass der Wahnsinn schon bei 99 angekommen war. "HUNDERT!", rief der Wahnsinn. "Ich fange jetzt an zu suchen!"

Die Erste, die gefunden wurde, war die Neugier, denn sie konnte es sich nicht verkneifen, aus ihrem Versteck zu kommen, um zu sehen, wer als erstes geschnappt würde.

Dann hörte er den Glauben, der im Himmel mit Gott über Theologie diskutierte. Als sich der Wahnsinn etwas umsah, entdeckte er die Trägheit, nur drei Schritte vom ersten Stein entfernt.
Das Verlangen und die Leidenschaft hörte man im Vulkan vibrieren.

In einem unachtsamen Moment fand er den Neid und so natürlich auch den Triumph. Mit dem Zweifel war es noch einfacher, ihn entdeckte er auf einer Mauer sitzend, weil er sich nicht entscheiden konnte, ob es besser sei, sich davor oder dahinter zu verstecken.

So fand er einen nach dem andern: Er entdeckte die Freude, die Traurigkeit, die Schüchternheit , die Gleichgültigkeit... Als sie wieder alle beisammen waren, fragte die Neugier: "Wo ist denn die Liebe?" Niemand hatte sie gesehen.

Der Wahnsinn fing an sie zu suchen. Er suchte in den Bergen, Flüssen und unter den Felsen - ohne Erfolg und als er schon aufgeben wollte, erblickte er einen Rosenbusch.

Mit Hilfe eines Holzstöckchens fing er an, zwischen den Zweigen auf die Suche zu gehen - da hörte er plötzlich einen Schrei. Es war die Liebe. Der Wahnsinn hatte ihr mit seinem Stock die Augen ausgestochen. Hilflos wusste er nicht, wie er seine Tat wieder gutmachen konnte.

Er bat um Verzeihung, flehte um Vergebung und versprach der Liebe, für immer ihre Sehkraft zu werden. Die Liebe akzeptierte die Entschuldigung.

Seit dieser Zeit ist die Liebe blind und wird ständig vom Wahnsinn begleitet.

Autor: Volksgemeinschaftliche Metamorphose unbekannter Herkunft
Datum: 05.09.2013 09:47
Das ist total schön und so herrlich verspielt, man will einfach nur den Klang der Worten und Witzigkeiten folgen. Ich find diese Doppeldeutigkeiten lustig, wenn Gefühle und Eigenschaften andere Gefühle empfinden, weil es ja kaum möglich ist in der Sprache das eine ohne das andere auszudrücken, wie es letztlich auch nicht möglich ist, die Liebe ohne den Wahnsinn zu betrachten.
Datum: 07.09.2013 20:47
Wohmöglich wohlmöglich, sicherlich handelt es sich dabei wenigstens um eine Triole. Was mir allerdings nicht aus meinem Schädel will, ist die Frage, ob diese Art der Paarung auf einer Internet Plattform wie dieser überhaupt anerkannt werden kann. Immerhin geht es hier um die Verbindung zwei femininer Abstrakta (die Vernunft, die Liebe) mit einem Maskulinen (Der Wahnsinn). Dabei ist es ja nicht nur (äußerst) fragwürdig, ob diese semiheterosexuelle Partnerwahl überhaupt noch als Nievauvoll und nicht eher als geschmacklos betrachtet werden soll, nein, es bleibt auch die pikante Frage bestehen, ob die Vermischung einer (reinen) homosexuellen Beziehung (Vernunpft, Liebe) mit der einbezugnahme anderer Sexualitäten nicht der Eindruck erweckt werden könnte, das es den jeweiligen heiligen homosexuellen Parts des "Gang Bang"s nur darum geht, möglichst viel mit anderen Begriffen zu kopulieren. Also das ALLE Homosexuelle IMMER und ausnahmslos in Wirklichkeit Bisexuell wären. Und das, meine Liebe, finde ich bedenklich.
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Datum: 04.11.2013 11:47
Du darfst damit machen, was du willst, weil der Text ohnehin nicht von mir ist. Darum steht er auch in meinem Weblog. Der Autor ist unbekannt. Ich habe zwar einige Änderungen vorgenommen, aber im Internet kursieren etliche Varianten davon und keiner scheint mehr zu wissen, von wem der Text ursprünglich stammte.
Die Dinge, die wir zum Leben zwangen, schlagen zurück. Haben wir sie überreden können, Wirkung auszuüben, dann können wir sie nicht überreden, auf uns selbst keinen Einfluss zu haben.
Datum: 05.11.2013 09:25
Ahhh. Ich hatte jetzt ehrlich gesagt auch nicht gewusst, ob die Geschichte von dir stammt. (Vor allem weil du normalerweise recht genau deine Quellen angibst. Also ist nichts in dem Webblog von dir? (Abgesehen von Reiseberichten und Kranichen und Kritiken und so.)
Vielleicht solltest du dann hinschreiben: Autor unbekannt. Oder Autor Volksgemeinschaft und den Hass aller Germanisten dieser Welt auf dich ziehen : D
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Datum: 05.11.2013 13:23
Einen literarischen Text würde ich entweder als Geschichte hochladen oder im Weblog mit "Persönliches" ausweisen. Stimmt aber, daran habe ich nicht gedacht. Zum Hass aller Germanisten wurde nun eine entsprechende Quelle nachgetragen.
Die Dinge, die wir zum Leben zwangen, schlagen zurück. Haben wir sie überreden können, Wirkung auszuüben, dann können wir sie nicht überreden, auf uns selbst keinen Einfluss zu haben.
Datum: 06.11.2013 08:54
Wenn ein selbst die Worte fehlen, sagt mal es mit Hitleradaptationen:

http://www.youtube.com/watch?v=xoMgnJDXd3k
Datum: 10.12.2013 17:51
Ein sehr interessanter Text...
Die Kommentare dazu sind ebenso interessant. Ich bin immer hocherfreut Texte von dir (bzw welche du hier mit uns teilst) zu lesen.


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