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3. Gozirkel-Treffen

Autor:  hekari

Vom Kölner Dom zum Rinderwahn

                       

 

Keine Sorge der Titel ist nur für Wenige verständlich, im Anhang werde ich ihn auch erklären, für den den’s interessiert.

Das zweite Zirkel-Treffen konnte ich leider nicht besuchen. Doch beim Dritten war ich mit von der Partie *smirk*. Ich habe wieder einen Bericht darüber verfasst.

 

 

Klein aber fein

 

Das dritte Go-Zirkel-Treffen fand bei mir statt. Jeah, ich hab’s geschafft, es sind Leute zu mir gekommen, und zwar: Tinki-chan, Isobeutel, DieHandvonGott, Imagination, AprilEagle, Miluiel und LokINST.

Macht mit mir zusammen immerhin acht Leute. Der Titel „klein aber fein“ traf absolut zu. Danke an alle, die gekommen sind, danke für das schöne Wochenende.

 

Ein Zirkeltreffen bei mir im kleinen Dorf Herreden, 400 Einwohner und 200 Kühe, das ist fortschrittlich, denn als ich hierher zogen, waren es 200 Einwohner und 350 Kühe, man beachte die Entwicklung zu einem großen Ort. Dann hat man uns noch in die Stadt Nordhausen mit eingegliedert, der einzige Unterschied für mich: Ich muss jetzt mehr Hundesteuer zahlen.

Meine Mutter betreibt im besagten Ort die „Dorfkneipe“, die meiste Zeit unseres kleinen Go-Zusammentreffens hielten wir uns im Clubraum eben dieser auf.

 

Und da uns Imaginations Foto sowieso verraten werden, gestehe ich  gleich, wir haben nicht sehr viel Go gespielt an diesem Wochenende, sondern uns ganz und gar anderen Brettspielen und Gesellschaftsspielen hingegeben.

 

 

Highnoon

 

Immer wieder stöhnen wir, wenn ein Blitzlichtgewitter auf uns niedergeht, wir meckern über Sais Paparazzi-Verhalten und amüsieren uns dabei eigentlich aufs Köstlichste. Und unser Durchhalten wird belohnt. Gibt es dank Sai und seines treuen Begleiters mit den Blenden und Knöpfchen schließlich immer hunderte wundervoller Fotos, die uns die Ereignisse unvergesslich machen.

Habe ich Sai und sein Hobby wirklich als Ausnahmeverhalten beschrieben?

Ich nehme alles zurück.

Imagination ist schlimmer.

Zwar fällt es bei Sai mehr auf, weil seine Waffe groß und auffällig ist, doch Imagination ist echt schlimmer.

Er trägt seine Ausrüstung am Gürtel im Holster mit sich rum. Kommt es zu einer Szene, die unbedingt auf Speicherkarte eingefangen werden muss, (die Auswahlkriterien schafft fast jede Alltagsszene)springt Imagination auf, stellt sich breitbeinig bereit, streicht den Saum seines T-Shirts zurück und zückt die Kamera. Unser Revolverheld war jederzeit bereit und ließ einen das Bedauern vergessen, dass Sai nicht kommen konnte.

Am wichtigsten, jede Partie wird im Anfangsstadium, im Mittelspiel und natürlich beim Endspiel fotografiert.

 

 

Ich hätte mich fast auf den Boden gekugelt vor Lachen als April schilderte, wie sie und Imagination einmal dazu gezwungen waren eine Steilwand hochzuklettern, unter höchsten Adrenalinverbrauch, mit Flattern in den Eingeweiden und den Nahen Tod vor Augen, blickte sie nach unten um zu sehen, wie ihr Freund zurechtkommt. Der Gute hatte nichts Besseres zu tun, als einhändig, am Felsen hängend, die über ihm kämpfende April zu knipsen.

Er meinte dann noch leicht gekränkt, auf dem Foto hätte sie nicht sehr freundlich geguckt.

 

 

Der lange Weg zum Go

 

Die Woche vor dem Go-Zirkel-Treffen hatte ich in Hannover verbracht und raste dann Freitagmittag, Tinki im Gepäck nach Nordhausen um alles für meine Gäste vorzubereiten.

Während ich leicht panisch umher lief  und versuchte Ordnung zu schaffen, wo es eh sinnlos war, fand Tinki blitzschnell ihren Hauptanziehungspunkt im Haus. Meine Daisuki-Sammlung. Für den Rest des Wochenendes war sie theoretisch versorgt. Auf dem Bett hockend, mit Nummer eins beginnend, verschlang sie die Mangamagazine und schenkte meinen Rotationen, die dem Umherlaufen einer Henne mit abgehacktem Kopf ähneln mussten, keine Beachtung.

Ich liebe Gäste die man einfach beschäftigen kann. Nachdem ich es aufgegeben hatte, Herrscher über das Chaos werden zu wollen, spielten wir am Stammtisch eine Neunerpartie mit den Banzaibrettchen und Pappsteinen, dann noch zwei 13er bei denen wir uns über die Vor- und Nachteile einer 4-4 Eröffnung auf dem 13er „stritten“, Zanken natürlich nur in sofern, dass wir im Spiel uns gegenseitig bewiesen, wie wir diese Eröffnung ausnutzten.

War cool, doch dummer Weise habe ich über diese Partien vergessen noch mal ins Internet zu gucken, ob Godshand und Isobeutel abgeholt werden wollten, als ich dies um sechs nachholte, stand da, dass sie um fünf am Bahnhof auf mich warten würden.

Ups, da stehen zwei Gospieler mitten in Nordhausen und warten seit einer Stunde darauf abgeholt zu werden.

Schnell düsten wir los, doch verständlicher Weise fanden wir nirgends die beiden Mannsbilder. Als wir gerade aufgaben, rief mich meine Muter an und gab durch: „Die Jungs sind da.“

Wie Imagination beim ersten Treffen mal treffend bemerkt hatte, haben Go-Spieler ein außerordentliches Kombinationsvermögen, darum waren die beiden, nach enttäuschtem Warten losgezogen und zu Fuß nach Herreden gelaufen. Sobald Tinki und ich dort ankamen und die Gaststätte betraten, begrüßte uns schon das wohlvertraute Klack, Klack…  Klack.

 

Tinki-chan und ich setzten uns dazu spielten erst noch ein kleines Neuner(auf Neunern ist sie mir überlegen) danach Rundgo und dann Keima-Go, Blitz-Go und noch mal Keima-Go, während Godshand Isobeutel Probleme zeigte, deren Lösung und korrekten Aufbau er selbst nicht kannte. ^^

Dann kam die Action, wir ließen Godshand und Isobeutel Phantom-Go, gegeneinander spielen, die Variante, wo jeder ein Brett vor sich hat und die Züge des Gegners nicht sieht. Ein Schiedsrichter sagt, ob ein Zug möglich oder verboten ist. Diese Art zu spielen ist lustig, irgendwie wie „Schiffe versenken“. Doch die größte Gaudi entsteht, wenn man den Spielern zusieht.

Da sitzen die beiden auf einer Matratze, Rücken an Rücken, vor sich die Neunerbrettchen. Der Schiedsrichter sagt an, dass vier weiße Steine im Atari stehen. Weiß hat nur eine Gruppe aus vier Steinen, doch er sieht es nicht, aber auch Schwarz findet die letzte Freiheit nicht. Das ist megalustig.

 

 

Die Reise ins Wunderland

 

Um acht hatte ich Milu angerufen, um herauszufinden, wo der Rest, die alle in einem Auto aus Leipzig kommen sollten, bleiben würde.

Milu versicherte mir alles liefe einwandfrei, sie wären um sechs in Leipzig losgefahren und schnurstracks auf dem Weg.

Um halb Zehn waren sie da. Damit hatten sie meine erwartete Fahrtzeit um einiges übertroffen.

Mit der Eleganz von Zahnpasta quetschten sich aus den treuen alten Renault Chamade April und Imagination heraus und vom Rücksitz lugten zwischen Reisematratzen, großen Taschen und Rucksäcken Loki und Milu hervor.

April war mit den Nerven fertig. Um sie nicht weiter aufzuregen, habe ich nicht tiefer nachgeforscht, durch welche Gegenden ihre Odyssee verlaufen war, zumal ich das Wort „Fähre“ aus ihren genervten und müden Report heraushörte und mich verzweifelt fragte, wo bei uns in Mitteldeutschland Ortschaften sein könnten, wie sie mir die Weitgereisten beschrieben. Teilweise war ich an Sibirien erinnert und ab und zu auch an Mecklenburg Vorpommern. Aber ist ja alles das Gleiche, Hauptsache sie waren sicher und gut angekommen, wenn auch nicht schnell.

Innerlich fragte ich mich, ob April wohl den Mut haben würde am Sonntag wieder ins Auto zu steigen und den Rückweg zu suchen.

 

„Oh, Gott!“

 

[zensiert]

 

Zuerst knete man einen platten lila Fladen...

 

Nachdem wir nun vollzählig in ganzer Stärke vertreten waren und hungrig Gehacktesbrötchen und andere belegte Köstlichkeiten verzehrten, durfte ich Godshand auch schon wieder zum Bahnhof fahren. Er hatte seine Runden Go gespielt und die Nase voll von dem Ganzen. Nee, er hatte nur nichts zum Übernachten mit und wollte schnell nach Hause(ins Eichsfeld <-- *abfälliger Ton*) dort nur pennen und am nächsten Morgen von mir wieder am Bahnhof abgeholt werden. So ist meine Gotteshand.

Trotzdem fand ich es schön, dass er Freitag mit Nils gekommen ist, auch wenn ich ihn eine Stunde in der Stadt warten ließ und er wegen mir drei Kilometer über einen unangenehmen Berg wandern musste.

 

 

Nachdem ich Gottes Extremität abgeliefert hatte, kehrte ich voller Erwartung zurück zu meinen Gästen.

Ich hatte einen heimlichen Plan geschmiedet. Vor zwei Jahren zu Weihnachten auf einen Anime-Fan-Treffen, hatten Freunde ein Spiel dabei, dass mir tierischen Spaß machte, zur Spielemesse fand ich die Typen mit den Aufblasgehirnen auf den Kopf nur genial, und  Weihnachten vor einem Jahr spielte ich es wieder mit lustigen Leuten bei einem Fanfic-Autoren-Treffen. Zwei Monate später sah ich es dann im Angebot!

Ich musste es haben.

Seitdem schaute ich ihm beim Einstauben zu.

Ich muss gestehen, dass ich ein Gesellschaftsspielfanatiker bin.

Ich habe nur ein Problem.

Ich wohne auf einem Dorf, bin relativ von allem abgeschottet und meine Familie teilt meine Leidenschaft nicht. Ihr müsst mal sehen wie sie die Nasen über meine Gospiele im Internet und meine Spieleabende rümpfen. Doch das akzeptieren sie eher als die Trickfilme und Comics. *seufz* (Wissen Sie schon, ich hatte ein sehr schweres Erwachsenenleben, weil meine Hobbys als Kinderkram angesehen werden.)

Da es mühsam ist, das schwere Spiel mit zu Treffen in Hannover oder sonstwohin zu buckeln(*vorsichtig zu Katja und Heiko schielt* die immerhin einen Beutel voll Spiele mit zu mir schleppten), wartete ich schon lange auf Opfer, die bei mir zu Hause in die Falle tappen würden.

Das rätselhafte Spiel heißt Cranium, und für die, die es nicht kennen: Es ist wie Mensch-ärgere-dich-nicht mit verschiedenen Aufgaben. Mit einem Farbwürfel erwürfelt, muss man entweder ein Lied summen, einen Begriff Kneten, Malen oder pantomimisch darstellen, Wörterpuzzle lösen eine berühmte Persönlichkeit imitieren, oder Wissensfragen beantworten. Rundum ein kreatives Spiel, das umso mehr Spaß macht desto größer die Gruppen sind. Selten habe ich so gelacht wie bei dem Anblick, als einst alle Jungs des Anime-Fan-Treffens kollektiv den Untergang der Titanic darstellten.

Auch wenn ich kein Geld dafür kriege, kann ich dieses Spiel nur empfehlen, es ist auf einem Level mit Tabu und  Therapy, dazu unheimlich kreativ und man erfährt viel über die Leute im Team.

Natürlich können auch Aggressionen entstehen. So hätte ich mal beim Fanfic-Autoren-Treffen einen sogenannten Hartmetaller fast erwürgt, als ich ihm eine Minute lang schmachtend „Morning has broken“ vorsummte und er mich nur mit großen Nilpferdäuglein ansah und den Kopf schüttelte.

 

 

Von unserer Gotruppe lernte ich an diesem Abend, dass sie alle für solche Art von Spielen zu begeistern sind. Was ich schon mal großartig finde, und sie in meinen Augen zu besseren Menschen macht. Außerdem, dass Godshand und Isobeutel im Team zu gut sind. Sandkastenfreunde haben zu viele Insider um sich Tipps zu basteln.

Zum Glück für viele unserer Generation werden Schlager wie „Azuro“ und „Tür an Tür“ auch von ihren Lieblingsbands interpretiert. Die beiden hätten ohne Die Ärtzte, den Toten Hosen und JBO manches Mal keine Ahnung gehabt wie ein Lied geht, und zu hören wie jemand JBO summt ist echt unterhaltend. Apropos Tote Hosen, warum klatschte sich April wohl gegen die Stirn. Sie hatte Imaginations Bild nicht erraten, auf dem eine Hose und Grabstein zu shen waren.

Unsere klassische Bildung kann sich sehen lassen, konnten doch über die Hälfte von uns die Anfangszeilen von Schillers Glocke rezitieren.

Jeder hat seine Talente. April summt wie ein Bienchen, Imagination knetet wie ein Pizzabäcker, Godshand malt wie Picasso, Loki könnte jede Hitparade leiten, Tinki und Milu sind jung und unverdorben und der alles übertreffende Isobeutel hat schauspielerisches Talent, das ihn zu Stummfilmzeiten zum absoluten Hollywoodstar gemacht hätte.

Nach zwei Rundgängen in verschieden gemischten Gruppen, war es sehr früh geworden. Die Konzentrationsfähigkeit reichte für keine weitere Runde, für Go schon gar nicht mehr, aber für ellenlange Gespräche.

 

 

Aufbau Ost

 

Es bot sich ein interessantes Thema, das sonst in Hannover, Hamburg oder München selten aufkommt, wir tauschten die Erinnerungen unserer Ostjugend aus. Wehmütige und sinnierend ließen wir Zeiten der FDJ-Hemden und Pionierhalstücher wieder aufleben. Tinki konnte nur staunend zu hören und Milu ist zu jung um mitreden zu können, für die beiden waren es Geschichten aus einem Land vor ihrer Zeit.

Ich war so müde zur Zeit dieser Konservationen, dass ich mich nur an Bruchstücke erinnere, doch so ist das nun mal mit diesen ellenlangen Nachtgesprächen.

Es war interessant die Wende mal wieder zu durchleben und den Blickwinkel anderer darauf kennen zu lernen.

Über fünfzehn Jahre wiedervereint ist immer noch ein Unterschied zwischen Ost und West, nicht in den Preisen(wenn auch in den Gehältern) nicht in den Städten, nicht auf dem Land, sondern in den Köpfen der Leute. Als ich letztes Jahr die Hannoveranertruppe meines Anime-Fan-Treffens zu mir einlud und ihnen die Wegbeschreibung gab, kam von einem die erstaunte Bemerkung: „Das ist ja in der Zone!“

(*räusper* Hannover liegt auch in der Zone)

Um unsere Gespräche dieser Nacht zu beschreiben habe ich eine Anekdote aus meinem eigenen bescheidenen Leben ausgewählt:

 

„Das ist eine Leberwurst“

 

Ein Erlebnis an das ich mich nicht erinnern kann, von dem mir aber oft erzählt wurde, ist eine Bahnfahrt aus Richtung Eisenach mit dem Interzonen-Zug.

Ich musste etwa drei Jahre alt gewesen sein. Bei uns im Abteil saß eine Westtante, die von dem kleinen, süßen Mädchen begeistert war. Sie griff in ihre Handtasche und rief mich zu sich. Dann bekam ich von ihr eine schöne gelbe Banane. Schüchtern zog ich mich zu meinen Eltern zurück. Diese schoben mich jedoch gleich wieder in Richtung der Fremden. „Was sagt man da?“

Ich also wieder zur Tante. „Dsankesfchön!“

„Oh, so lieb die Kleine! Weißt du denn auch was das ist?“

Nickend schaute ich auf die gelbe Frucht. „Das ist eine Leberwurst.“

Der Tante standen die Haare zu Berge und meine Eltern waren von Peinlichkeit erfüllt.

„Nein, Süße, das ist eine Ba-na-ne“.

Ich gucke das Obst wieder an. „DAS IST EINE LEBERWURST.“

Ich war die gesamte Bahnfahrt nicht vom Gegenteil zu überzeugen. Die Tante war völlig schockiert und meine Eltern aufgelöst. Wenn man weiß, dass ich Bananen sehr wohl kannte, denn auch im Osten gab es Bananen zu kaufen, nicht so viele und so einfach wie im Westen, doch es gab sie.

Seither durfte ich mir oft von meiner Familie anhören: Na was ist das? während sie mir gelbe Früchte unter die Nase halten.

 

 

„Sättigend“

 

Samstag Morgen holte ich Godshand vom Bahnhof ab um unsere Runde zu vervollständigen. Er brachte erst mal seinen Kram hoch. Ein paar Leute saßen schon im Clubraum beim Frühstück, der Rest trudelte nach und nach ein.

 

 

Meine Mutti entschuldigte sich für den leicht angebrannten Geschmack der Brötchen.

Alle waren gerade intensiv dabei eben diese Brötchen(es gab auch Körnerbrötchen und Vollkornbrot) schweigsam zu verspachteln.

Isobeutel testete bewusst sein eigenes Bäckerprodukt, stellte dann trocken fest: „Solange es nur dem Kriterium „Sättigend“ entspricht, genügt das unseren Ansprüchen“ und überreichte währenddessen ein besonders dunkles Exemplar der gerade dazugekommenen Hand Gottes.

Von seinem Schauspieltalent mal abgesehen, bewundere ich Isobeutels Talent, die Sachen auf den Punkt zu bringen, simpel, zutreffend, kurz.

Ach, nebenbei, nach dem dritten Bier ist er unschlagbar im Lösen von Knobelaufgaben *bg*.

 

 

Das ist wie Rundgo nur eckig

 

Isobeutel brachte vom Go-Kongress in Prag nicht nur einiges an Erfahrung und gute Storys über die Spielweisen von Dans mit, auch die Sprüche die er von anderen Spielern aufschnappte waren nicht ohne.

So zitierte er, als wir über die Unzumutbarkeit eines 30 Steine in fünf Minuten Byoyomis

diskutierten: „Das ist Tot auf Raten.“

 

„Das ist wie Rundgo nur eckig.“

Alles stutzte und schaute zu Godshand.

Alles klar, Godshand erläuterte Loki nur gerade die Idee vom Unendlichen Go

 

 

Zwischen Ärzten und Spielern

 

Vom Mittag bis zum Abend wurde hier und da Go gespielt, flotte Neuner, aber auch tiefernste Partien auf ausgewachsenen Brettern. Ich ärgerte Imagination, er schlug zurück. Das klassische Nehmen und Geben des Gos.

Kribbelnd auch die Spannung einer Partie zwischen Milu und Godshand.

Ein Spiel um die Ehre,

Beide hochkonzentriert.

Aufs Töten aus.

Ich liebe diesen blutigen Schlachtgeruch in der Luft, wenn sich zwei Gegner gar nichts gönnen.

Das ist Dramatik pur.

Es kann nur einen geben.

 

 

Am Nachmittag hörte ich  im Hintergrund ab und zu das Einstürzen eines Jenga-Turmes, also hatten wohl ein paar den Karton mit den Bauklötzchen erobert.

Mir bleibt aber als Geräuschkulisse dieses Go-Zirkel-Treffens immer nur die Musik aus Godshand mit Lautsprechern versehenen Discman in Erinnerung.

Es ist schwer sich aufs Spiel zu konzentrieren, wenn Ärzte von einer Hyperthermie im Colon aufgrund fremder Körperflüssigkeiten schmachten.

Doch wir konnten uns rächen. Milu, mit der ich schon beim ersten Treffen im April eine Seelenverwandtschaft entdeckte, hatte Wise Guys Cds mit.

Obercool, wir bekamen die Genugtuung uns mit dem Alle-meine-Entchen-a-capella-Techno postwendend zu revanchieren. Die Hintergrundberieselung war also alles in allem so einzigartig und besonders wie die Teilnehmer dieser elitären Versammlung.

Nachdem wir dem Go genug Aufmerksamkeit geschenkt hatten, wurde Siedler aufgebaut und das Erobern von Territorium ging weiter.

 

 

Wo ich wohne

 

Die folgenden Cranium-Runden waren auch nicht übel. Es spielten Männer gegen Frauen. Die Rollenverteilung innerhalb der Gruppen war streng und wurde kaum durchbrochen. Tinki entwickelte ein erstaunliches Geschick meine Skizzen zu interpretieren, während Milu den Job übernahm Sprichwörter pantomimisch zu erraten. April summte, ich knetete.

Bei den Dreibeinern genauso. Isobeutel Imitationen und Pantomime, Godshand Zeichnen und Heiko Kneten.

Godshand und Isobeutel summten sich zu, und Loki errät alles, vor allem die allseits gefürchteten Worträtsel..

Habe ich schon mal erwähnt wie sehr ich dieses Spiel mag.

Es gibt da jedoch ein Gesellschaftsspiel, das liebe ich. Doch nicht alle sind dafür zu begeistern und niemand spielt es gern gegen mich.

Nobody is Perfect.

Durch die bisherigen Ereignisse ermutigt, rief ich nach diesem Spiel und tatsächlich gingen wir zum verbalen Kampf über.

Wer das Spiel nicht kennt, es geht darum Erklärungen für die abstraktesten Fremdwörter oder Ereignisse zu finden. Man muss sie nicht erraten oder wissen, sondern es gewinnt der, der seinen Mitspielern die plausibelste Antwort gibt, auf den also die meisten hereinfallen.

Wie nicht anders erwartet, war April großartig darin. Wer könnte einen sonst schon glaubhaft vermitteln, dass die Tür der Fürstengruft zu Weimar 1,435 Meter breit sei.

Den Vogel hat in meinen Augen jedoch Loki abgeschossen, der für das seltsame Wort „Woiwode“ die Beschreibung parat hatte: Das ist eine Dialektform für „Wo ich wohne.“

Alle fieberten und strengten ihr Hirn an. Das wurde gegen Mitternacht langsam echt mühsam.

Dann - nach Siedler und zwei spaßigen Runden Cranium und zweimal Nobody - setzte Milu ihren Willen durch und wir spielten Paargo(warum sind bei jeder Zusammenkunft mitten in der Nacht, wenn alle ihren Verstand abgeschaltet haben immer Rundgo-Spiele angesagt?)

 

 

Susi und Strolch

 

Ein paar Stunden waren seit dem Abendbrot vergangen, bei dem die Vor- und Nachteile des Essens mit Stächen betrachtet wurden waren und über die Ehrung des Reiskorns philosophiert wurde. (uiui, welch anspruchsvolle Konservation)

Einige verspürten also wieder etwas Hunger und es lag ja noch die flotte Paargo-Partie Loki und Imagination gegen Milu und mich an.

Godshand war am schnellsten und hatte sich die Schüssel mit den Flips gekrallt. Er hat allerdings ein weiches Herz und fütterte den hungrig dreinblickenden Loki kurzerhand mit den knusprigen Kringeln. Wie Ro und Ro da so neckisch mit den Käseflips spielten und wir Mädels mit vor Müdigkeit geröteten Augen dem Schauspiel folgten, kam seufzend der Kommentar über unsere Lippen: „Aah, das haben Susi und Strolch auch gemacht.“

 

Die Partie verlief nicht gut, ich hab’s mal wieder verrissen. Auch wenn Milus Kampfgeist ungebrochen blieb, es war einfach zu spät morgens, eine Einigung auf Jigo, beendete den wilden Kampf und jeder schlüpfte in seine Bettrolle, soweit vorhanden. Es ist nicht leicht sieben Leute in einem kleinen Zimmer bequem unterzubringen, doch dank der Müdigkeit, war ihnen der Platzmangel wohl egal.

 

Zeit für etwas Werbung. Bitte bleiben Sie dran!

 

 

Freiheit für den Hund

 

Der Sonntagmorgen verlief gemütlich und beschaulich. Lecker Frühstück, zwei drei Partien auf den Brettern mit den gekreuzten Linien.

 

Was mögen Gospieler mehr als sich als Massenmörder zu betätigen und Gruppe um Gruppe ums Leben zu bringen?

Genau!

Wortspiele, über die nur Go-Insider lachen können.

Meine Hunde, die ich streng behandele, tun mir an solchen Wochenenden immer sehr leid. Die täglichen anderthalb Stunden Spaziergang schrumpfen zusammen, es herrscht viel Trubel und sie haben nicht viel Entspannung. Um mein Gewissen zu beruhigen, erlaube ich ihnen als Ausgleich sich so richtig von den Gästen verwöhnen zu lassen. Das nutzt Rex immer extrem aus. Heimliche Leckerlis unter dem Tisch, auf der Bank sitzen, nonstop gegrault zu werden, seine Welt.

Beim Frühstück störte mich genau diese Zügellosigkeit ein weinig und ich stellte fest: „Rex hat zu viele Freiheiten.“

„Wieso? Ist doch gut.“, widersprach mir Godshand. Schon ging die Diskussion los. Noch besser wäre es mit zwei Augen, aber wer sollte ihm die denn zudrücken...

Diese platten Wortspiele wurden mir allmählich zu makaber und ich konzentrierte mich wieder auf meine Marmeladenbrötchen (Mmh, schwarze Johannisbeere von Mutti selbstgemacht.)

Da machte Loki die Bemerkung: „Er kann ja noch rausrennen und anbinden.“

Nicht ganz mitgekommen fragte ich verwirrt: „Warum willst du meinen Hund anbinden!“

Darauf schnaufte Godshand entrüstet: „DAMIT ER LEBT!“

Schon klar. Verstanden.

 

 

Tischtennis

 

Die Truppe wirkte so faul und verschlafen, dass ich den Vorschlag machte, uns körperlich zu betätigen, und Tischtennis zu spielen.

Im Planungs-Thread dieses Treffens nachzulesen, hat unsere Gaststätte einen Saal, der von Tischtennisspielern benutzt wird.

Das hat den Vorteil bei jedem Wetter eben mal aus der Stube heraus um die Ecke im weiten Saal spielen zu können. Nun sind unserem Sportverein die Platten heilig und sie müssen perfekt für die Tuniere sein, bla, bla...

Daher machen sie ein Riesentamtam draus, wenn ich sie um Erlaubnis bitte mit Freunden an der ältesten Platte spielen zu dürfen.

Ich gebe zu ich bin böse, ich frage deshalb nicht mehr. Sie kriegen es nicht mit und wenn, was wollen sie tun, sie können die Platten nicht wegsperren. Doch das ist ein bizarrer Verein alter Männer, die einen Spleen haben und noch dazu Paranoia. Wie man im Text erkennt, lade ich öfter Freunde zu mir ein, und die Tischtennisfuzzis glauben wir missbrauchen jedes Mal ihre Platten. Was nicht der Fall ist, nur ein zweimal im Jahr lade ich Freunde zum Spielen ein, mehr nicht.

Aber um ihren Verdacht zu bestätigen bauen die Leutchen kleine Fallen ein, festgeklemmte Bälle unter er den Platten seltsame Verwicklungen der Netze etc, um feststellen zu können, ob wer Fremdes auf dem Saal war. So ist es zu meinem Sport geworden die Hinweise meistens ganz genau so wieder hinzubauen und an Tagen, wo niemand auf dem Saal war, die Indizien zu verwischen. Lustiges Spielchen, aber das Misstrauen des Vorsitzenden wächst, bald brauche ich eine bessere Methode ihn zu ärgern.

Das beiseite, waren die Gospieler auch für Tischtennis zu haben. Trotz Mangels an Kellen wurde eifrig bis zum Schweißausbruch gespielt.

Auch ohne Kellen. Lokis und Isobeutels Talent mit den Handflächen zu Schmettern und punktgenaue Angaben zu machen ließ mir die Kinnlade runterklappen. Es gab Doppel und Dreier und viel Gelache.

Sowie sie sich etwas ausgetobt hatten, gingen wir wieder nach unten.

 

 

 

Vom Looser zum Gewinner

 

Nach dem Essen spielten wir noch Mankomania und es stellte sich heraus, das tatsächlich vorherige Gewinner der Spiele nun weiter gewannen und damit bei diesem Spiel verloren. *hehe*

Ein lustiger Ausklang war eingeleitet und leider musste die Leipziger Truppe danach abrücken.

 

 

Leseratten

 

Später war dann die Luft raus, wir hatten uns das ganze Wochenende mit Spielen gegen- und miteinander verausgabt und bedröppelt sah ich zu, wie Milu und Tinki Manga um Manga verschlangen. Isobeutel und ich spielten zum Abschluss noch einmal das Spiel der Götter.

Dann brachte ich ihn nach Hause.

Milu und Tinki blieben noch über Nacht.

Doch am Montagmorgen war es dann entgültig vorbei.

 

 



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