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Trauer

Autor:  hekari
Ich beschäftige mich mal wieder intensiv mit dem Tod.

Das liegt zum Einen daran, dass ich vorgestern unseren alten Hund habe einschläfern lassen, "einschläfern lassen" klingt so distanziert und human, aber Fakt ist: Ich habe ihn getötet, da führt kein Weg dran vorbei.

Unser vierzehn Jahre alter Dackelmischling, Mittelpunkt der Familie seit meiner Pubertät, hatte im letzten Jahr angefangen zu humpeln und im Herbst haben wir herausgefunden, dass er einen Tumor in der Schulter hat.
Bei so einen alten Hund ist es abzusehen, dass er die Narkose nicht verkraftet und wahrscheinlich hätte man das Geschwür nicht wirklich operieren können, die Aussichten waren schlecht. Doch unser "Alter Mann" hat sich ganz gut arrangiert. Täglich humpelte er noch mit meinem Opa durch den Ort und schien recht glücklich.
Um Weihnachten herum hat sich die Situation dann sehr schnell verschlechtert und die Familie hat angefangen, darüber nachzudenken, dass man eventuell an Einschläfern denken muss. Doch wer denkt schon gern zu Weihnachten daran ein Familienmitglied umzubringen.
Zu unser aller Erstaunen hat er sich auch wieder mal mit den erschwerten Bedingungen arrangiert. Doch wirklich gut ging es unserem Alten Mann wohl nicht. Tägliche Schmerztabletten und keine Spaziergänge mehr, waren für mich die Zeichen. Obwohl sein Zustand stagnierte, fand ich es schon nicht mehr wirklich schön, wie er so dahin humpelte und schwankte.
Dann kam jedoch der Egoismus. Ich bin im Februar für zwei Monate nach London geflogen zum Jobben in einer Computerspielefirma(Berichte werden wahrscheinlich noch nachgeliefert.)
Ich wollte einfach nicht mit den Gedanken fliegen, ich hätte ihn umgebracht. Also schob ich es wieder mal auf. Um ehrlich zu sein, hoffte ich schon seit letztem Jahr darauf, dass er im Schlaf von uns geht, bei dem Alter und er Größe des Tumors (inzwischen Tennisball groß) hatte er wahrscheinlich schon Metastasen in Lunge und Darm, ein allgemeines Organversagen ist da eigentliche fast vorprogrammiert. Aber den "Gefallen" hat er mir leider nicht getan.
Als ich letzte Woche aus London zurück kam, hat mich meine Mutter sofort um meine "fast tierärztliche" Meinung gefragt und schon hineingeflochten, dass es wohl auf Tötung hinausläuft. Der Tumor hatte jetzt schon fast Handballgröße.

Das letzte Wochenende war schlimm, weil die ganze Familie noch mal drüber gesprochen hat und es mir so vorkam, als würde man einen Mordkomplott stricken.
Montag war richtig grausam, in Gedanken zählte ich die Stunden, die ihm noch vergönnt sind. Am liebsten hätte ich es gleich nach dem Aufstehen hinter mich gebracht, nach einer schlaflosen Nacht. So zog sich der Tag hin bis zum späten Nachtmittag ...

Es ging ihn für so einen alten kranken Hund noch erstaunlich gut, er humpelte überall im Haus hin, treppauf treppab, sprang noch auf Betten und Sofa nur um ja beim Rudel zu sein, wedelte freudig mit dem Stummelschwänzchen und sah einen mit treuen Äuglein an. Man kam sich vor wie der letzte Meuchelmörder. Mein Vater hat es ganz gut beschrieben. All das war zwar noch da, doch der wirkliche Glanz, das Blitzen der Freude in seinen Augen, war in den letzten Wochen verschwunden. Die Freude war nur noch oberflächlich, darunter war Leid.
Hätte ich es nicht getan, wäre das reiner Egoismus gewesen. Die sogenannte emotionale Tierliebe, die mein Tierschutzprofessor immer beschrieben hat. Wir hätten den Alten Mann für uns und nicht für den Hund am Leben erhalten, und im Laufe dieses Jahres, wäre er mit großer Wahrscheinlichkeit von uns gegangen, ich denke, spätestens wenn es wärmer wird, wäre sein Röcheln zu Atemnot geworden, auch Fressen ging nicht mehr sehr gut.
All das wäre Quälerei gewesen, und wir als Tierhalter haben die Verantwortung gegenüber denjenigen, die in unserem Schutz stehen, ihnen jegliches Leiden zu ersparen. So steht es im ersten Paragraphen des Tierschutzgesetzes. Wäre ich Montag nicht zu unserem Tierarzt gegangen, hätte ich mir großes Leid erspart, aber nicht unserem treuen lieben Hund.

Unser alter Dorftierarzt ist über siebzig und führt die Praxis nur noch nebenbei um sich nicht zu langweilen, Montags und Donnerstags machte er mal kurz zwei Stunden Sprechstunde.
Er kennt meine Familie gut und hat schon den Kälbern meines Urgroßvaters auf die Welt geholfen.
Er ist für mich ein Vorbild schlechthin, der Grund weshalb ich Tiermedizin studiert habe und ich schäme mich so vor ihm, es nicht geschafft zu haben.
Dieser Mann ist eine Unikum. In seinem Alter macht er jetzt noch einen Englischkurs an der Volkshochschule.
Was mich so sehr an ihm fasziniert ist, dass er kein Tier aufgibt. Immer will er noch irgendwas versuchen. Einschläfern hasst er. Ich habe so viele Doktoren und Professoren gesehen, die mit viel Distanz Euthanasien vorgenommen haben, dass ich unseren alten Tierarzt fast dafür liebe, dass er nach fünfzig Jahren Praxis und tausenden Euthanasien immer noch so viel Gefühl für die Tiere und die Besitzer aufbringt.
Dummer Weise war Montag sein Hof mal wieder voll mit Patientenbesitzern, so dass er mich wieder nach Hause geschickt hat(für Euthanasien braucht er Ruhe und toter Hund im Behandlungsraum wirkt schlecht auf das Image). Für mich war das psychologisch nicht grade der Aufschwung und der Alte Mann war auch angepisst vom Hin- und Hergetrage.

Wer auch immer schon mal dabei war, wenn sein Tier einschläfert wird, weiß wie das ist.
Das war mein drittes Tier, das ich getötet habe, außerhalb des Tiermedizinstudiums. Zwei davon Tiere mit denen ich mehr als fünf Jahre zusammengelebt habe. Das tut so weh.
Es ist schlimm, wenn sie auf einmal leblos und steif daliegen, (drei meiner eigenen Tiere sind zu Haus ohne Nachhelfen gestorben) man weint und muss die Reste beseitigen. Doch richtig schlimm ist es, sie im Arm zu halten, während man sie tötet. Wenn sie noch atmen, leben und warm sind. Dann sehen sie dich mit diesem wissenden Blick an... und dann...

Ich sage mir, es ist gut, dass er nicht mehr leiden muss. Aber ich glaube, wenn man ihm die Entscheidung überlassen hätte, er wäre lieber noch ein wenig länger mit der Familie zusammengewesen, denn das ist für einen Hund, auch für einen todkranken, das Wichtigste.









So eine Runde geflennt und jetzt zum zweiten Grund meiner Todesgedanken.


Als einzige Gaststätte im Dorf sind wir relativ häufig Ausrichter des Leichenschmaus', eben fast so häufig, wie Leute im Ort sterben, denn wenige richten das Essen nach der Beisetzung zu Hause aus. Warum auch? Ich würde mir das auch nicht antun. Um mein "häufig" zu relativieren, sag ich mal, etwa alle zwei Monate stirbt jemand. Das ist etwas viel, doch letztes Jahr sind sechs Leute gestorben, das benutz ich mal als Reverenz.
Meist sind es alte Leute, die man inzwischen, nach fünfzehn Jahren in diesem Ort fast alle persönlich kennt.
Für diese Trauerfeiern bieten wir die Räume, Kaffee, geschmackvolle schwarzsilberne Deko und Kuchen. Sehr häufig wünschen die Leute mehr zum Essen als nur Süßkram.
Nun ist einem nach so einer Beisetzung zumeist der Hals etwas zugeschürt und Hunger ist eines der entferntesten Gefühle welches mich dann befallen würde, ein Schweinebraten, Roulade oder ein üppiges Büffet sind da nicht das Richtige. Doch viele Beerdigungen sind kurz vor Mittag. Elf Uhr ist hier fast eine Standardzeit. Wenn die Leute also früh auf sind, sich eine Stunde kaltgesessen und -gestanden haben, emotional belastet sind, kommt ihnen tatsächlich eine Mahlzeit ganz gelegen. So bieten wir belegte Brote und Brötchen an. Kleine Happen die appetitanregend arrangiert sind und nach dem ersten Pflichtbissen wird den Leuten bewusst, dass sie hungrig sind und sie essen noch drei Schnittchen.
Kanapees und belegte Brote machen wir sonst nie, die Kosten und der Zeitaufwand sind zu groß, um effektiv zu sein. Aber am Tod wollen wir nichts verdienen und ohne als Samariter dastehen zu wollen, muss ich sagen, so eine Trauerfeier bringt uns kein Geld in die Kasse.
Die appetitliche Arrangierung ist seit jeher mein Job. Das liegt meiner Mutter nicht. Ihr fehlt die Geduld hunderte Schnittchen zu bestreichen, zu garnieren und zum Schluss zu dekorieren. Meine Lieblingskombi ist mein Käsehäppchen: Auf Vollkornbrot mit etwas Paprikabrunch bestrichen und einem Blättchen Salat darunter, liegt eine dicke Scheibe Gouda, zu Blumen geschnittene Weintraubenhälften, pro Häppchen eine dunkle Traubenhälfte eine helle Traubenhälfte und eine sternförmig geschnittene Physalis und die obligatorische Petersilie. Nicht nur das die Dunkelbraun-, Gelb-, Grün-, Orange- und Violetttöne herrliche Kontraste bilden, ich liebe den Geschmack solcher herb fruchtigen Happen.
Auch wenn ich natürlich etwas angenervt bin urst früh aus dem Bett zu kriechen um Schnittchen zu machen, mag ich diesen Teil meiner Aufgaben hier im Haus. Seit ich immer mehr der Verstorbenen auch als Menschen kannte und sie nicht mehr nur Namen sind, sehe ich in meiner Aufgabe eine nette kleine Andacht und Ehrung für den Toten und vor allem für die Hinterbliebenen. Es lag mir noch nie, mit auf dem Friedhof zu gehen, und mich in Kondolenzschlangen einzureihen. Aber stundenlang Brote schmieren und liebevoll zu dekorieren ist viel intensiver, ich stehe da alleine und denke über die Leute nach, an ihr Leben und ihren Tod und wie ich das Essen am besten präsentieren kann. Da schießen einen dann so absurde Gedanken durch den Kopf, wie: Ob Blutwurst auf den Brötchen als unästhetisch für eine Beerdingung gilt? Aber das Dunkle gegen meine weißen in Blätterform gestanzten Rettichscheiben sieht so genial trauerdekorativ aus, hm, was tun, was tun wir bloß?
Der Friedhof ist hinter uns und die Leute gehen am angekippten Küchenfenster vorbei um dorthin zu gelangen ,während ich da die Messer schwinge. Das ist nicht schlimm. mir ist es egal, wenn mir Leute von draußen bei der Arbeit zu sehen, doch extrem peinlich war es mir als die Trauergäste dort standen und ich laut zu meinen MP3-Player "Wir werden alle sterben" von Knorkator vor mich hingesungen habe.
Ich glaube das war unästhetisch.

Wiederbelebungsversuch eines Weblogs

Autor:  hekari
öhm

Wir letztens auf der Connichi:


Unser fleißiger Sascha vom TCG-Bereich.
Voller Neid hatten wir zwanzig Minuten zugesehen wie die Leute von Amigo ihren Stand aufbauten, mit einer riesigen Schwarzen Stellwand und coolen Postern, dazu ihre Gamemats vorbereiteten und die Verkaufsware zu kleinen attraktiven Stapeln sortierten. Neidvoll wurden sie von unseren Blicken verfolgt. Da meinte Sascha zu mir: „Die wirkten beim Aufbau so richtig professionell... “ in Gedanken kann ich ihm nur zustimmen, an unser chaotisches Hin und Her denkend. Sascha hatte tief Luft geholt - seine Augen noch immer die Amigoleute verfolgend - „... bis sie die Regelhefte rausholten und anfingen sie zu lesen.“

Animexx - Spiegel unserer Gesellschaft

Autor:  hekari
Geht es nur mir so, oder erschreckt es noch andere, dass es im Animexxshop täglich mehr gebrauchte Freunde zu kaufen gibt?

Freunde werden einfach so zurückverkauft. Gruselig!

Das sinkende Niveau, die steigende Unhöflichkeit, teilweise der völlige Verlust allgemeiner Umgangsformen, all das kann man seit Jahren hier bestaunen.
Der Shop entwickelt sich in mienen Augen zum wahren Meßgerät animexxlischer Untiefen.


Mir tun die Augen weh. Ich lese seit drei Tagen ununterbrochen, Fanfics. Lange Fanfics. Nichts zum Ausdrucken(Farbe ist alle).
Ich will nicht nur den Storys die Schuld geben.
Leider beschleicht mich auch das Gefühl, mein Monitor will mich im Stich lassen. Nach zehn Jahren enger und treuester Zusammenarbeit, bringt er kein klares Bild mehr zu Stande.

Fazit: Animexx schadet meiner Gesundheit.

Schockverdauung

Autor:  hekari

ICh muss mir ein wenig den Schock von der Seele schreiben.

Für alle die, die es nicht wissen können. Meine Mutter betreibt eine Gaststätte in unserem kleinen Kuhdorf. Und da ich ja im Moment bei ihr wohne, "muss" ich ihr ab und zu helfen. Das tu ich viel zu selten und enttäusche sie damit sehr. Doch ich hasse die Gastronomie und alle Jobs, die damit zusammenhängen.

Bei einigen Familienfeiern helfe ich dann mit. Das schlimme an diesen Veranstaltungen sind die Kinder.

Versteht mich nicht falsch. Ich mag Kinder, auch bei diesen Feiern. Man muss zwar die ganze Zeit mit Stolperfallen auf Kniehöhe rechnen, doch das ist reine Übungssache. Auch das Gekreische und der Lärm der aufgedrehten Winzlinge nehme ich gerne in Kauf.

Was mich wirklich aufregt  sind die Eltern, die scheinbar Gaststätten mit Kindergärten verwechseln. Die Kleinen düsen durch unsere Räume, reißen Tischdecken runter und greifen an heiße Dishtöpfe, watscheln in die Küche und kommen hinter die Theke. Die Eltern gehen anscheinend davon aus, dass wir sie beaufsichtigen würden.

Natürlich, reiße ich die kleinen Hände von den Töpfen weg und ermahne die Kurzen, dass sie hinter der Theke nichts zu suchen haben. Ich mag die Kinder unserer Stammgäste, die schon zu mehreren Veranstaltungen bei uns waren. Diese Kiddys stehen dann da und belehren andere Zwerge, dass man das nicht darf und jenes nicht tut, sie fragen mit Bitte und Danke nach Getränken und stehen nicht arg so viel im Weg. Heh, schließlich haben wir zum Beispiel bei Vanessa schon sechs Jahre Erziehungsarbeit hinter uns.

Am schlimmsten finde ich es, wenn die Kinder im Flur gelassen werden. Ja, bei uns ist es eng. Und der Bewegungsdrang von Kindern kann nicht ausgelebt werden zwischen den Omas und Opas. Das reicht mir trotzdem nicht als Grund, sie im Flur machen zu lassen, was sie wollen. Da ist eine Treppe zu unserer Privatwohnung und oben hocken meine Hunde und regen sich tierisch über den Lärm auf.

Gestern hatten wir so eine Feier mit fast vierzig Leuten drin. Zehn Kinder von null bis acht Jahren. Ein kleiner Zweijähriger war die ganze Zeit schon quengelig, heulte und jammerte rum. Die Mutter gab ihm Spielzeug und Snickers, ließ ihn am Kuchenbüffet rumtatschen, wollte sofort Milch für ihren Sohn von mir. Die Frau hat mich genervt, unerträglich wichtig diese Person einfach nur anstrengend.

Irgendwann zwischendurch sah ich den Kleinen nicht mehr, und dachte jemand würde mit ihn draußen im Schnee spielen.

Dann gab es einen wahnsinnigen Rumms, der den Boden wackeln ließ. Als nächstes ein herzzerreißendes Gebrüll aus voller Lunge.

Seit vierzehn Jahren hängen wir zu Feiern, die Tür des Klubraums aus. Eine große schwere Tür, mit Glasscheiben, die dann im Flur an der hintersten Wand steht, bei der Küchentür, wo keine Gast was zu suchen hat.

Unter dieser lag jetzt der Kleine den Kopf durch das zerborsten Mittelfenster, mit lauter Scherbenstücken um seinen Hals und schrie um sein Leben.

Der Schock ging mir durch und durch. Eigentlich war ich nur erleichtert, dass er überhaupt so schrie, denn dann würde, was auch immer kaputt war, wieder heilen. Von den paralysierten Erwachsenen reagierte erst mal keiner. dann wurde der Kleine von meienm Vater und dem Opa befreit. Erst da kam die Mutter und brach in hysterisches Geschrei aus.

Ganz ehrlich. So leid es mir für den Kleinen tat, der Mutter hätte ich am liebsten die Augen ausgekratzt. So eine unmögliche Frau, die nicht mal wusste dass ihr Sohn im Flur spielt. Der hatte voller Neugierde einfach versucht diese große Tür aufzumachen.

Dem Kleinen ist nichts weiter passiert, er war noch bis zehn Uhr nachts  da, wir schenkten ihm einen Truck, er fiel die Stufe neben der Theke runter, wir schenkten ihm ein Malbuch, er griff beim Büffet an den heißen Topf, obwohl Mutti die schon nach ganz hinten stellt, ich machte ihm ein buntes Kindermixgetränk.

Ein wenig zittere ich immer noch, wenn ich daran zurückdenke. Naja, trotz blauen Rücken ist ihm kaum was geschehen, puh...

 

3. Gozirkel-Treffen

Autor:  hekari

Vom Kölner Dom zum Rinderwahn

                       

 

Keine Sorge der Titel ist nur für Wenige verständlich, im Anhang werde ich ihn auch erklären, für den den’s interessiert.

Das zweite Zirkel-Treffen konnte ich leider nicht besuchen. Doch beim Dritten war ich mit von der Partie *smirk*. Ich habe wieder einen Bericht darüber verfasst.

 

 

Klein aber fein

 

Das dritte Go-Zirkel-Treffen fand bei mir statt. Jeah, ich hab’s geschafft, es sind Leute zu mir gekommen, und zwar: Tinki-chan, Isobeutel, DieHandvonGott, Imagination, AprilEagle, Miluiel und LokINST.

Macht mit mir zusammen immerhin acht Leute. Der Titel „klein aber fein“ traf absolut zu. Danke an alle, die gekommen sind, danke für das schöne Wochenende.

 

Ein Zirkeltreffen bei mir im kleinen Dorf Herreden, 400 Einwohner und 200 Kühe, das ist fortschrittlich, denn als ich hierher zogen, waren es 200 Einwohner und 350 Kühe, man beachte die Entwicklung zu einem großen Ort. Dann hat man uns noch in die Stadt Nordhausen mit eingegliedert, der einzige Unterschied für mich: Ich muss jetzt mehr Hundesteuer zahlen.

Meine Mutter betreibt im besagten Ort die „Dorfkneipe“, die meiste Zeit unseres kleinen Go-Zusammentreffens hielten wir uns im Clubraum eben dieser auf.

 

Und da uns Imaginations Foto sowieso verraten werden, gestehe ich  gleich, wir haben nicht sehr viel Go gespielt an diesem Wochenende, sondern uns ganz und gar anderen Brettspielen und Gesellschaftsspielen hingegeben.

 

 

Highnoon

 

Immer wieder stöhnen wir, wenn ein Blitzlichtgewitter auf uns niedergeht, wir meckern über Sais Paparazzi-Verhalten und amüsieren uns dabei eigentlich aufs Köstlichste. Und unser Durchhalten wird belohnt. Gibt es dank Sai und seines treuen Begleiters mit den Blenden und Knöpfchen schließlich immer hunderte wundervoller Fotos, die uns die Ereignisse unvergesslich machen.

Habe ich Sai und sein Hobby wirklich als Ausnahmeverhalten beschrieben?

Ich nehme alles zurück.

Imagination ist schlimmer.

Zwar fällt es bei Sai mehr auf, weil seine Waffe groß und auffällig ist, doch Imagination ist echt schlimmer.

Er trägt seine Ausrüstung am Gürtel im Holster mit sich rum. Kommt es zu einer Szene, die unbedingt auf Speicherkarte eingefangen werden muss, (die Auswahlkriterien schafft fast jede Alltagsszene)springt Imagination auf, stellt sich breitbeinig bereit, streicht den Saum seines T-Shirts zurück und zückt die Kamera. Unser Revolverheld war jederzeit bereit und ließ einen das Bedauern vergessen, dass Sai nicht kommen konnte.

Am wichtigsten, jede Partie wird im Anfangsstadium, im Mittelspiel und natürlich beim Endspiel fotografiert.

 

 

Ich hätte mich fast auf den Boden gekugelt vor Lachen als April schilderte, wie sie und Imagination einmal dazu gezwungen waren eine Steilwand hochzuklettern, unter höchsten Adrenalinverbrauch, mit Flattern in den Eingeweiden und den Nahen Tod vor Augen, blickte sie nach unten um zu sehen, wie ihr Freund zurechtkommt. Der Gute hatte nichts Besseres zu tun, als einhändig, am Felsen hängend, die über ihm kämpfende April zu knipsen.

Er meinte dann noch leicht gekränkt, auf dem Foto hätte sie nicht sehr freundlich geguckt.

 

 

Der lange Weg zum Go

 

Die Woche vor dem Go-Zirkel-Treffen hatte ich in Hannover verbracht und raste dann Freitagmittag, Tinki im Gepäck nach Nordhausen um alles für meine Gäste vorzubereiten.

Während ich leicht panisch umher lief  und versuchte Ordnung zu schaffen, wo es eh sinnlos war, fand Tinki blitzschnell ihren Hauptanziehungspunkt im Haus. Meine Daisuki-Sammlung. Für den Rest des Wochenendes war sie theoretisch versorgt. Auf dem Bett hockend, mit Nummer eins beginnend, verschlang sie die Mangamagazine und schenkte meinen Rotationen, die dem Umherlaufen einer Henne mit abgehacktem Kopf ähneln mussten, keine Beachtung.

Ich liebe Gäste die man einfach beschäftigen kann. Nachdem ich es aufgegeben hatte, Herrscher über das Chaos werden zu wollen, spielten wir am Stammtisch eine Neunerpartie mit den Banzaibrettchen und Pappsteinen, dann noch zwei 13er bei denen wir uns über die Vor- und Nachteile einer 4-4 Eröffnung auf dem 13er „stritten“, Zanken natürlich nur in sofern, dass wir im Spiel uns gegenseitig bewiesen, wie wir diese Eröffnung ausnutzten.

War cool, doch dummer Weise habe ich über diese Partien vergessen noch mal ins Internet zu gucken, ob Godshand und Isobeutel abgeholt werden wollten, als ich dies um sechs nachholte, stand da, dass sie um fünf am Bahnhof auf mich warten würden.

Ups, da stehen zwei Gospieler mitten in Nordhausen und warten seit einer Stunde darauf abgeholt zu werden.

Schnell düsten wir los, doch verständlicher Weise fanden wir nirgends die beiden Mannsbilder. Als wir gerade aufgaben, rief mich meine Muter an und gab durch: „Die Jungs sind da.“

Wie Imagination beim ersten Treffen mal treffend bemerkt hatte, haben Go-Spieler ein außerordentliches Kombinationsvermögen, darum waren die beiden, nach enttäuschtem Warten losgezogen und zu Fuß nach Herreden gelaufen. Sobald Tinki und ich dort ankamen und die Gaststätte betraten, begrüßte uns schon das wohlvertraute Klack, Klack…  Klack.

 

Tinki-chan und ich setzten uns dazu spielten erst noch ein kleines Neuner(auf Neunern ist sie mir überlegen) danach Rundgo und dann Keima-Go, Blitz-Go und noch mal Keima-Go, während Godshand Isobeutel Probleme zeigte, deren Lösung und korrekten Aufbau er selbst nicht kannte. ^^

Dann kam die Action, wir ließen Godshand und Isobeutel Phantom-Go, gegeneinander spielen, die Variante, wo jeder ein Brett vor sich hat und die Züge des Gegners nicht sieht. Ein Schiedsrichter sagt, ob ein Zug möglich oder verboten ist. Diese Art zu spielen ist lustig, irgendwie wie „Schiffe versenken“. Doch die größte Gaudi entsteht, wenn man den Spielern zusieht.

Da sitzen die beiden auf einer Matratze, Rücken an Rücken, vor sich die Neunerbrettchen. Der Schiedsrichter sagt an, dass vier weiße Steine im Atari stehen. Weiß hat nur eine Gruppe aus vier Steinen, doch er sieht es nicht, aber auch Schwarz findet die letzte Freiheit nicht. Das ist megalustig.

 

 

Die Reise ins Wunderland

 

Um acht hatte ich Milu angerufen, um herauszufinden, wo der Rest, die alle in einem Auto aus Leipzig kommen sollten, bleiben würde.

Milu versicherte mir alles liefe einwandfrei, sie wären um sechs in Leipzig losgefahren und schnurstracks auf dem Weg.

Um halb Zehn waren sie da. Damit hatten sie meine erwartete Fahrtzeit um einiges übertroffen.

Mit der Eleganz von Zahnpasta quetschten sich aus den treuen alten Renault Chamade April und Imagination heraus und vom Rücksitz lugten zwischen Reisematratzen, großen Taschen und Rucksäcken Loki und Milu hervor.

April war mit den Nerven fertig. Um sie nicht weiter aufzuregen, habe ich nicht tiefer nachgeforscht, durch welche Gegenden ihre Odyssee verlaufen war, zumal ich das Wort „Fähre“ aus ihren genervten und müden Report heraushörte und mich verzweifelt fragte, wo bei uns in Mitteldeutschland Ortschaften sein könnten, wie sie mir die Weitgereisten beschrieben. Teilweise war ich an Sibirien erinnert und ab und zu auch an Mecklenburg Vorpommern. Aber ist ja alles das Gleiche, Hauptsache sie waren sicher und gut angekommen, wenn auch nicht schnell.

Innerlich fragte ich mich, ob April wohl den Mut haben würde am Sonntag wieder ins Auto zu steigen und den Rückweg zu suchen.

 

„Oh, Gott!“

 

[zensiert]

 

Zuerst knete man einen platten lila Fladen...

 

Nachdem wir nun vollzählig in ganzer Stärke vertreten waren und hungrig Gehacktesbrötchen und andere belegte Köstlichkeiten verzehrten, durfte ich Godshand auch schon wieder zum Bahnhof fahren. Er hatte seine Runden Go gespielt und die Nase voll von dem Ganzen. Nee, er hatte nur nichts zum Übernachten mit und wollte schnell nach Hause(ins Eichsfeld <-- *abfälliger Ton*) dort nur pennen und am nächsten Morgen von mir wieder am Bahnhof abgeholt werden. So ist meine Gotteshand.

Trotzdem fand ich es schön, dass er Freitag mit Nils gekommen ist, auch wenn ich ihn eine Stunde in der Stadt warten ließ und er wegen mir drei Kilometer über einen unangenehmen Berg wandern musste.

 

 

Nachdem ich Gottes Extremität abgeliefert hatte, kehrte ich voller Erwartung zurück zu meinen Gästen.

Ich hatte einen heimlichen Plan geschmiedet. Vor zwei Jahren zu Weihnachten auf einen Anime-Fan-Treffen, hatten Freunde ein Spiel dabei, dass mir tierischen Spaß machte, zur Spielemesse fand ich die Typen mit den Aufblasgehirnen auf den Kopf nur genial, und  Weihnachten vor einem Jahr spielte ich es wieder mit lustigen Leuten bei einem Fanfic-Autoren-Treffen. Zwei Monate später sah ich es dann im Angebot!

Ich musste es haben.

Seitdem schaute ich ihm beim Einstauben zu.

Ich muss gestehen, dass ich ein Gesellschaftsspielfanatiker bin.

Ich habe nur ein Problem.

Ich wohne auf einem Dorf, bin relativ von allem abgeschottet und meine Familie teilt meine Leidenschaft nicht. Ihr müsst mal sehen wie sie die Nasen über meine Gospiele im Internet und meine Spieleabende rümpfen. Doch das akzeptieren sie eher als die Trickfilme und Comics. *seufz* (Wissen Sie schon, ich hatte ein sehr schweres Erwachsenenleben, weil meine Hobbys als Kinderkram angesehen werden.)

Da es mühsam ist, das schwere Spiel mit zu Treffen in Hannover oder sonstwohin zu buckeln(*vorsichtig zu Katja und Heiko schielt* die immerhin einen Beutel voll Spiele mit zu mir schleppten), wartete ich schon lange auf Opfer, die bei mir zu Hause in die Falle tappen würden.

Das rätselhafte Spiel heißt Cranium, und für die, die es nicht kennen: Es ist wie Mensch-ärgere-dich-nicht mit verschiedenen Aufgaben. Mit einem Farbwürfel erwürfelt, muss man entweder ein Lied summen, einen Begriff Kneten, Malen oder pantomimisch darstellen, Wörterpuzzle lösen eine berühmte Persönlichkeit imitieren, oder Wissensfragen beantworten. Rundum ein kreatives Spiel, das umso mehr Spaß macht desto größer die Gruppen sind. Selten habe ich so gelacht wie bei dem Anblick, als einst alle Jungs des Anime-Fan-Treffens kollektiv den Untergang der Titanic darstellten.

Auch wenn ich kein Geld dafür kriege, kann ich dieses Spiel nur empfehlen, es ist auf einem Level mit Tabu und  Therapy, dazu unheimlich kreativ und man erfährt viel über die Leute im Team.

Natürlich können auch Aggressionen entstehen. So hätte ich mal beim Fanfic-Autoren-Treffen einen sogenannten Hartmetaller fast erwürgt, als ich ihm eine Minute lang schmachtend „Morning has broken“ vorsummte und er mich nur mit großen Nilpferdäuglein ansah und den Kopf schüttelte.

 

 

Von unserer Gotruppe lernte ich an diesem Abend, dass sie alle für solche Art von Spielen zu begeistern sind. Was ich schon mal großartig finde, und sie in meinen Augen zu besseren Menschen macht. Außerdem, dass Godshand und Isobeutel im Team zu gut sind. Sandkastenfreunde haben zu viele Insider um sich Tipps zu basteln.

Zum Glück für viele unserer Generation werden Schlager wie „Azuro“ und „Tür an Tür“ auch von ihren Lieblingsbands interpretiert. Die beiden hätten ohne Die Ärtzte, den Toten Hosen und JBO manches Mal keine Ahnung gehabt wie ein Lied geht, und zu hören wie jemand JBO summt ist echt unterhaltend. Apropos Tote Hosen, warum klatschte sich April wohl gegen die Stirn. Sie hatte Imaginations Bild nicht erraten, auf dem eine Hose und Grabstein zu shen waren.

Unsere klassische Bildung kann sich sehen lassen, konnten doch über die Hälfte von uns die Anfangszeilen von Schillers Glocke rezitieren.

Jeder hat seine Talente. April summt wie ein Bienchen, Imagination knetet wie ein Pizzabäcker, Godshand malt wie Picasso, Loki könnte jede Hitparade leiten, Tinki und Milu sind jung und unverdorben und der alles übertreffende Isobeutel hat schauspielerisches Talent, das ihn zu Stummfilmzeiten zum absoluten Hollywoodstar gemacht hätte.

Nach zwei Rundgängen in verschieden gemischten Gruppen, war es sehr früh geworden. Die Konzentrationsfähigkeit reichte für keine weitere Runde, für Go schon gar nicht mehr, aber für ellenlange Gespräche.

 

 

Aufbau Ost

 

Es bot sich ein interessantes Thema, das sonst in Hannover, Hamburg oder München selten aufkommt, wir tauschten die Erinnerungen unserer Ostjugend aus. Wehmütige und sinnierend ließen wir Zeiten der FDJ-Hemden und Pionierhalstücher wieder aufleben. Tinki konnte nur staunend zu hören und Milu ist zu jung um mitreden zu können, für die beiden waren es Geschichten aus einem Land vor ihrer Zeit.

Ich war so müde zur Zeit dieser Konservationen, dass ich mich nur an Bruchstücke erinnere, doch so ist das nun mal mit diesen ellenlangen Nachtgesprächen.

Es war interessant die Wende mal wieder zu durchleben und den Blickwinkel anderer darauf kennen zu lernen.

Über fünfzehn Jahre wiedervereint ist immer noch ein Unterschied zwischen Ost und West, nicht in den Preisen(wenn auch in den Gehältern) nicht in den Städten, nicht auf dem Land, sondern in den Köpfen der Leute. Als ich letztes Jahr die Hannoveranertruppe meines Anime-Fan-Treffens zu mir einlud und ihnen die Wegbeschreibung gab, kam von einem die erstaunte Bemerkung: „Das ist ja in der Zone!“

(*räusper* Hannover liegt auch in der Zone)

Um unsere Gespräche dieser Nacht zu beschreiben habe ich eine Anekdote aus meinem eigenen bescheidenen Leben ausgewählt:

 

„Das ist eine Leberwurst“

 

Ein Erlebnis an das ich mich nicht erinnern kann, von dem mir aber oft erzählt wurde, ist eine Bahnfahrt aus Richtung Eisenach mit dem Interzonen-Zug.

Ich musste etwa drei Jahre alt gewesen sein. Bei uns im Abteil saß eine Westtante, die von dem kleinen, süßen Mädchen begeistert war. Sie griff in ihre Handtasche und rief mich zu sich. Dann bekam ich von ihr eine schöne gelbe Banane. Schüchtern zog ich mich zu meinen Eltern zurück. Diese schoben mich jedoch gleich wieder in Richtung der Fremden. „Was sagt man da?“

Ich also wieder zur Tante. „Dsankesfchön!“

„Oh, so lieb die Kleine! Weißt du denn auch was das ist?“

Nickend schaute ich auf die gelbe Frucht. „Das ist eine Leberwurst.“

Der Tante standen die Haare zu Berge und meine Eltern waren von Peinlichkeit erfüllt.

„Nein, Süße, das ist eine Ba-na-ne“.

Ich gucke das Obst wieder an. „DAS IST EINE LEBERWURST.“

Ich war die gesamte Bahnfahrt nicht vom Gegenteil zu überzeugen. Die Tante war völlig schockiert und meine Eltern aufgelöst. Wenn man weiß, dass ich Bananen sehr wohl kannte, denn auch im Osten gab es Bananen zu kaufen, nicht so viele und so einfach wie im Westen, doch es gab sie.

Seither durfte ich mir oft von meiner Familie anhören: Na was ist das? während sie mir gelbe Früchte unter die Nase halten.

 

 

„Sättigend“

 

Samstag Morgen holte ich Godshand vom Bahnhof ab um unsere Runde zu vervollständigen. Er brachte erst mal seinen Kram hoch. Ein paar Leute saßen schon im Clubraum beim Frühstück, der Rest trudelte nach und nach ein.

 

 

Meine Mutti entschuldigte sich für den leicht angebrannten Geschmack der Brötchen.

Alle waren gerade intensiv dabei eben diese Brötchen(es gab auch Körnerbrötchen und Vollkornbrot) schweigsam zu verspachteln.

Isobeutel testete bewusst sein eigenes Bäckerprodukt, stellte dann trocken fest: „Solange es nur dem Kriterium „Sättigend“ entspricht, genügt das unseren Ansprüchen“ und überreichte währenddessen ein besonders dunkles Exemplar der gerade dazugekommenen Hand Gottes.

Von seinem Schauspieltalent mal abgesehen, bewundere ich Isobeutels Talent, die Sachen auf den Punkt zu bringen, simpel, zutreffend, kurz.

Ach, nebenbei, nach dem dritten Bier ist er unschlagbar im Lösen von Knobelaufgaben *bg*.

 

 

Das ist wie Rundgo nur eckig

 

Isobeutel brachte vom Go-Kongress in Prag nicht nur einiges an Erfahrung und gute Storys über die Spielweisen von Dans mit, auch die Sprüche die er von anderen Spielern aufschnappte waren nicht ohne.

So zitierte er, als wir über die Unzumutbarkeit eines 30 Steine in fünf Minuten Byoyomis

diskutierten: „Das ist Tot auf Raten.“

 

„Das ist wie Rundgo nur eckig.“

Alles stutzte und schaute zu Godshand.

Alles klar, Godshand erläuterte Loki nur gerade die Idee vom Unendlichen Go

 

 

Zwischen Ärzten und Spielern

 

Vom Mittag bis zum Abend wurde hier und da Go gespielt, flotte Neuner, aber auch tiefernste Partien auf ausgewachsenen Brettern. Ich ärgerte Imagination, er schlug zurück. Das klassische Nehmen und Geben des Gos.

Kribbelnd auch die Spannung einer Partie zwischen Milu und Godshand.

Ein Spiel um die Ehre,

Beide hochkonzentriert.

Aufs Töten aus.

Ich liebe diesen blutigen Schlachtgeruch in der Luft, wenn sich zwei Gegner gar nichts gönnen.

Das ist Dramatik pur.

Es kann nur einen geben.

 

 

Am Nachmittag hörte ich  im Hintergrund ab und zu das Einstürzen eines Jenga-Turmes, also hatten wohl ein paar den Karton mit den Bauklötzchen erobert.

Mir bleibt aber als Geräuschkulisse dieses Go-Zirkel-Treffens immer nur die Musik aus Godshand mit Lautsprechern versehenen Discman in Erinnerung.

Es ist schwer sich aufs Spiel zu konzentrieren, wenn Ärzte von einer Hyperthermie im Colon aufgrund fremder Körperflüssigkeiten schmachten.

Doch wir konnten uns rächen. Milu, mit der ich schon beim ersten Treffen im April eine Seelenverwandtschaft entdeckte, hatte Wise Guys Cds mit.

Obercool, wir bekamen die Genugtuung uns mit dem Alle-meine-Entchen-a-capella-Techno postwendend zu revanchieren. Die Hintergrundberieselung war also alles in allem so einzigartig und besonders wie die Teilnehmer dieser elitären Versammlung.

Nachdem wir dem Go genug Aufmerksamkeit geschenkt hatten, wurde Siedler aufgebaut und das Erobern von Territorium ging weiter.

 

 

Wo ich wohne

 

Die folgenden Cranium-Runden waren auch nicht übel. Es spielten Männer gegen Frauen. Die Rollenverteilung innerhalb der Gruppen war streng und wurde kaum durchbrochen. Tinki entwickelte ein erstaunliches Geschick meine Skizzen zu interpretieren, während Milu den Job übernahm Sprichwörter pantomimisch zu erraten. April summte, ich knetete.

Bei den Dreibeinern genauso. Isobeutel Imitationen und Pantomime, Godshand Zeichnen und Heiko Kneten.

Godshand und Isobeutel summten sich zu, und Loki errät alles, vor allem die allseits gefürchteten Worträtsel..

Habe ich schon mal erwähnt wie sehr ich dieses Spiel mag.

Es gibt da jedoch ein Gesellschaftsspiel, das liebe ich. Doch nicht alle sind dafür zu begeistern und niemand spielt es gern gegen mich.

Nobody is Perfect.

Durch die bisherigen Ereignisse ermutigt, rief ich nach diesem Spiel und tatsächlich gingen wir zum verbalen Kampf über.

Wer das Spiel nicht kennt, es geht darum Erklärungen für die abstraktesten Fremdwörter oder Ereignisse zu finden. Man muss sie nicht erraten oder wissen, sondern es gewinnt der, der seinen Mitspielern die plausibelste Antwort gibt, auf den also die meisten hereinfallen.

Wie nicht anders erwartet, war April großartig darin. Wer könnte einen sonst schon glaubhaft vermitteln, dass die Tür der Fürstengruft zu Weimar 1,435 Meter breit sei.

Den Vogel hat in meinen Augen jedoch Loki abgeschossen, der für das seltsame Wort „Woiwode“ die Beschreibung parat hatte: Das ist eine Dialektform für „Wo ich wohne.“

Alle fieberten und strengten ihr Hirn an. Das wurde gegen Mitternacht langsam echt mühsam.

Dann - nach Siedler und zwei spaßigen Runden Cranium und zweimal Nobody - setzte Milu ihren Willen durch und wir spielten Paargo(warum sind bei jeder Zusammenkunft mitten in der Nacht, wenn alle ihren Verstand abgeschaltet haben immer Rundgo-Spiele angesagt?)

 

 

Susi und Strolch

 

Ein paar Stunden waren seit dem Abendbrot vergangen, bei dem die Vor- und Nachteile des Essens mit Stächen betrachtet wurden waren und über die Ehrung des Reiskorns philosophiert wurde. (uiui, welch anspruchsvolle Konservation)

Einige verspürten also wieder etwas Hunger und es lag ja noch die flotte Paargo-Partie Loki und Imagination gegen Milu und mich an.

Godshand war am schnellsten und hatte sich die Schüssel mit den Flips gekrallt. Er hat allerdings ein weiches Herz und fütterte den hungrig dreinblickenden Loki kurzerhand mit den knusprigen Kringeln. Wie Ro und Ro da so neckisch mit den Käseflips spielten und wir Mädels mit vor Müdigkeit geröteten Augen dem Schauspiel folgten, kam seufzend der Kommentar über unsere Lippen: „Aah, das haben Susi und Strolch auch gemacht.“

 

Die Partie verlief nicht gut, ich hab’s mal wieder verrissen. Auch wenn Milus Kampfgeist ungebrochen blieb, es war einfach zu spät morgens, eine Einigung auf Jigo, beendete den wilden Kampf und jeder schlüpfte in seine Bettrolle, soweit vorhanden. Es ist nicht leicht sieben Leute in einem kleinen Zimmer bequem unterzubringen, doch dank der Müdigkeit, war ihnen der Platzmangel wohl egal.

 

Zeit für etwas Werbung. Bitte bleiben Sie dran!

 

 

Freiheit für den Hund

 

Der Sonntagmorgen verlief gemütlich und beschaulich. Lecker Frühstück, zwei drei Partien auf den Brettern mit den gekreuzten Linien.

 

Was mögen Gospieler mehr als sich als Massenmörder zu betätigen und Gruppe um Gruppe ums Leben zu bringen?

Genau!

Wortspiele, über die nur Go-Insider lachen können.

Meine Hunde, die ich streng behandele, tun mir an solchen Wochenenden immer sehr leid. Die täglichen anderthalb Stunden Spaziergang schrumpfen zusammen, es herrscht viel Trubel und sie haben nicht viel Entspannung. Um mein Gewissen zu beruhigen, erlaube ich ihnen als Ausgleich sich so richtig von den Gästen verwöhnen zu lassen. Das nutzt Rex immer extrem aus. Heimliche Leckerlis unter dem Tisch, auf der Bank sitzen, nonstop gegrault zu werden, seine Welt.

Beim Frühstück störte mich genau diese Zügellosigkeit ein weinig und ich stellte fest: „Rex hat zu viele Freiheiten.“

„Wieso? Ist doch gut.“, widersprach mir Godshand. Schon ging die Diskussion los. Noch besser wäre es mit zwei Augen, aber wer sollte ihm die denn zudrücken...

Diese platten Wortspiele wurden mir allmählich zu makaber und ich konzentrierte mich wieder auf meine Marmeladenbrötchen (Mmh, schwarze Johannisbeere von Mutti selbstgemacht.)

Da machte Loki die Bemerkung: „Er kann ja noch rausrennen und anbinden.“

Nicht ganz mitgekommen fragte ich verwirrt: „Warum willst du meinen Hund anbinden!“

Darauf schnaufte Godshand entrüstet: „DAMIT ER LEBT!“

Schon klar. Verstanden.

 

 

Tischtennis

 

Die Truppe wirkte so faul und verschlafen, dass ich den Vorschlag machte, uns körperlich zu betätigen, und Tischtennis zu spielen.

Im Planungs-Thread dieses Treffens nachzulesen, hat unsere Gaststätte einen Saal, der von Tischtennisspielern benutzt wird.

Das hat den Vorteil bei jedem Wetter eben mal aus der Stube heraus um die Ecke im weiten Saal spielen zu können. Nun sind unserem Sportverein die Platten heilig und sie müssen perfekt für die Tuniere sein, bla, bla...

Daher machen sie ein Riesentamtam draus, wenn ich sie um Erlaubnis bitte mit Freunden an der ältesten Platte spielen zu dürfen.

Ich gebe zu ich bin böse, ich frage deshalb nicht mehr. Sie kriegen es nicht mit und wenn, was wollen sie tun, sie können die Platten nicht wegsperren. Doch das ist ein bizarrer Verein alter Männer, die einen Spleen haben und noch dazu Paranoia. Wie man im Text erkennt, lade ich öfter Freunde zu mir ein, und die Tischtennisfuzzis glauben wir missbrauchen jedes Mal ihre Platten. Was nicht der Fall ist, nur ein zweimal im Jahr lade ich Freunde zum Spielen ein, mehr nicht.

Aber um ihren Verdacht zu bestätigen bauen die Leutchen kleine Fallen ein, festgeklemmte Bälle unter er den Platten seltsame Verwicklungen der Netze etc, um feststellen zu können, ob wer Fremdes auf dem Saal war. So ist es zu meinem Sport geworden die Hinweise meistens ganz genau so wieder hinzubauen und an Tagen, wo niemand auf dem Saal war, die Indizien zu verwischen. Lustiges Spielchen, aber das Misstrauen des Vorsitzenden wächst, bald brauche ich eine bessere Methode ihn zu ärgern.

Das beiseite, waren die Gospieler auch für Tischtennis zu haben. Trotz Mangels an Kellen wurde eifrig bis zum Schweißausbruch gespielt.

Auch ohne Kellen. Lokis und Isobeutels Talent mit den Handflächen zu Schmettern und punktgenaue Angaben zu machen ließ mir die Kinnlade runterklappen. Es gab Doppel und Dreier und viel Gelache.

Sowie sie sich etwas ausgetobt hatten, gingen wir wieder nach unten.

 

 

 

Vom Looser zum Gewinner

 

Nach dem Essen spielten wir noch Mankomania und es stellte sich heraus, das tatsächlich vorherige Gewinner der Spiele nun weiter gewannen und damit bei diesem Spiel verloren. *hehe*

Ein lustiger Ausklang war eingeleitet und leider musste die Leipziger Truppe danach abrücken.

 

 

Leseratten

 

Später war dann die Luft raus, wir hatten uns das ganze Wochenende mit Spielen gegen- und miteinander verausgabt und bedröppelt sah ich zu, wie Milu und Tinki Manga um Manga verschlangen. Isobeutel und ich spielten zum Abschluss noch einmal das Spiel der Götter.

Dann brachte ich ihn nach Hause.

Milu und Tinki blieben noch über Nacht.

Doch am Montagmorgen war es dann entgültig vorbei.

 

 

Aus Hekaris Ruthe-Tagebuch:

Autor:  hekari

Das hab ich damals zwischen Hinundherhetzen von Stall zu Stall niedergeschriebn, daher der Stil.

 

(Zur Erklärung: Ruthe ist ein Landwirtschaftspraktikum für Tiermedizinstudenten. Ein besonderes Angebot auf einem Lehr- und Forschungsgut in dem kleinen Ort Ruthe.)

 

 

Ruthe

 

Wir schreiben das Jahr 2001, Sternzeit 16 06 6:50.

 

Verpennt.

 

Wie immer hat Anke es sich so lange überlegt, mich zu wecken, dass ich selbst feststelle: „Keine Zeit irgendwas zu schaffen.“

Ich bin erleichtert, dass ich meine Tasche Sonntagnacht um zwölf Uhr Mitternacht gepackt habe (nach acht Stunden Spätschicht)

Ich weiß ja zu meinem vermaledeiten Glück da auch noch nicht, dass mein Film, der Block und der von Anke dringend gewünschte Fön fehlen. Autsch!!

 

Ich eile, ich düse, ich pfusche und ich schwitze.

Den Hund hat Anke gestern zu Nicole gebracht, die nach vier Wochen intensivster Dogsittersuche breitgeschlagen wurde, beide Flohtransporter zu übernehmen.

 

Gunhilt

Tine(nie)

Eltern(Urlaub)

 Anki

Julia

Erich

 Tina und

 

 

Nicole

Ich vermisse ihn *schnüff*

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Das Kaninichen will ich in den Flur stellen. Noch Trinken einpacken. Müll raus. Erichs Geschenk. Anke nicht fertig. Ich erledige alles.

Dann steht sie schon drängelnd am Auto.

Ich hinters Steuer. Schnell Überlegung:

„Geld, Papiere?“

„Ja.“

Wir sind fast am Ostkreisel. Ich atme auf.

Es wird zwar knapp, aber wir schaffen es bestimmt gerade noch rechtzeitig bis acht Uhr Ulrike und Sascha abzuholen und dann noch Anja. Es bereitet mir geringes Kopfzerbrechen, wie um alles in der Welt ich das Gepäck von fünf Leuten plus diese selbst unterbringen soll...

Da kommt Anke in ihrer trockenen Art mit der Botschaft rüber:

„Wir müssen noch mal zurück!“

Sie hat Anki, die auf Katzen und Kaninchen aufpassen will keinen Schlüssel hingelegt.

Also zurück.

Zwölf Minuten Verlustzeit.

LKW vor uns.

Alles Scheiße!

 

 

Anja ist verstaut. Ich habe übrigens keine Jacke mit. Es gießt aus Kannen.

Inzwischen schlägt die Uhr schon halb neun unsere vorgegebene späteste Ankunftszeit. Während ich nach Ruthe düse, meckern alle an meinen Fahrstil. Zu Recht. Hätte uns fast auf einen Corsa draufgesetzt(gedanklich den Clio tätschelt).

Trotzdem nervt es mich. Sie hätten ja auch mit Bahn oder selbst fahren können.

 

Derweil ich versuche vernünftig dahinzurasen, wird ausgemalt, was man mit uns macht, wenn wir dort später ankommen (Wahrscheinlichkeit 100%). Interessante Möglichkeiten tun sich auf, die ich versuche zu verdrängen.

Oberpeinlich! Zuerst rennen wir wie kopflose Hennen herum, weil wir auch nicht die geringste Ahnung haben, wo denn alle hin sind. Anke, wie immer ohne Skrupel, tippelt prompt in die Kantinenküche, findet die Köchin, welche uns den Konferenzraum zeigt.

Süry, der Leiter ist mitten in den ersten Erläuterungen. Wir wie, geprügelte Hunde, schleichen rein, bezahlen Geld und setzen uns auf den Präsentierteller.

Alles zusammen eigentlich ein Scheißanfang, der eine äußerst interessante und erfreuliche Woche einläutete.

Nicht übermäßig toll, wie der Index 3B zeigt.

Doch trotzdem würde ich es jederzeit wieder machen.

 

Zuerst Jungvieh bei Jens Klase. Erzählt viel, aber durchaus interessant.

Futtermittel- und Tierhygienetheorie durchgeschlafen, wie etwa fünfzig Prozent der anderen auch.

Immer vier Termine pro Stall zweimal morgens und nachmittags.

 

Melken planmäßig vier Uhr dreißig tatsächlich fünf Uhr, hat mir sehr gefallen, bis auf Güttje den Melker, zählt die Tage bis zum Ruhestand und ist sexistisch hoch drei, hört Heimatmusik.

(es gibt in Ruthe zwei parallele Haltungssysteme für Milchkühe, einmal alternativ und dann mit Melkroboter).

Hammer war die Technik mit der wir Fenster putzen sollten,

Repräsentativer Stall.

Ich fand Fensterputzen ok. Aber so?

-         mit Eimer Wasser an Fenster schmeißen

-         mit Stiefelbürste schmieriges Fenster schrubben

-         wieder Wasser dran schmeißen

-         abziehen

Einer schmeißt, einer holt Wasser und einer schrubbt.

 

Total sinnlos!

 

Ferkel kastrieren. Ich fand es nicht schön, die armen unschuldigen Tiere mit unseren stümperhaften Versuchen zu quälen, doch ich denke, wir haben viel gelernt.

Schweinestall bei Wischnersky, der das Bedürfnis hat sich bis auf die Unterhose auszuziehen und umherzustolzieren. (Vor jedem Stallbetreten zieht man frische Overalls an.)

Die Absetzer erinnerten mich an „Babe“. Sonst war es laut und grausam, z.B. als Anja und ich ohne Anleitung Eisen spritzen und Schwänzchen abkneifen mussten.

 

Als Nächstes Mastgeflügel.

Puten sind doof und Moschusenten nicht für die Massenhaltung geeignet. (Dunkel, stinkig, stark verletzt und lahm) (MUSS DAS SEIN?)

Puten gehen nicht weg, wenn sich ihnen ein Stiefel nähert.

Ach ja, Gang putzen und ständig dumme Sprüche von Timo, dass er das schneller und besser kann. (Quer über die Geflügelmastställe geht ein Gang mit großen Fenstern, für Führungen von Promis, z.B. Schröder, die ja nicht staubig werden wollen.)

 

Dann Legehennen. Drei Haltungsformen. Käfighaltung(fünf Hennen auf einen A3 Block), ausgestalteter Käfig(mit Nest, Sandbad, 15 Hennen in Relation auf denselben Raum, mit Stange und Krallenfeile) und Volieren-Haltung(auch als Bodenhaltung bekannt, dieselbe Zahl Tiere pro Quadratmeter, wie in den beiden anderen Formen, nur frei umher flatternd. Sehr dreckig!)

Hauptsächlich Eier sortiert, während Frau Hoffmann(mit Kopftuch und Staubmaske – uns stand kein Schutz zu) uns belehrt, Gewicht und Güteklasse der Eier.

 

Am letzten Abend Party mit Grillen. Schön und lecker. Eis gekauft. Fünf Leute in Clio stopfen und nach Sarstedt rumpeln, Eis suchen...

 

Letzter Tag ich sitze in Tierhygiene, bin sauer auf Anke und Anja.

 

Sonst schaue ich bitter in die...

 

Zukunft?

Klack, Klack, Klack, Knirsch...

Autor:  hekari
Man stelle sich vor: eine paar Anime- und Mangafans treffen sich im Internet, dort wird gechattet und geblödelt.
Dann passiert es, dass einige dieser Japan-freaks ein altes chinesisches Brettspiel entdecken.

Der Suchtfaktor dieses netten kleinen Spieles mit den weißen und schwarzen Steinen übertrifft den von Nikotin bei weitem und günstiger als Tabak ist es auch.
Man ist gebannt vom neuen Sport und in Fankreisen wird sofort ein Go-Zirkel gegründet.

Der illustre Kreis erfreut sich reger Teilnahme. So wird nach mehrmonatigem Bestehen beschlossen, auch offline mal zusammen zu finden, das erste Animexx-Go-Zirkeltreffen wird geplant.

Man findet sich zusammen am ersten Aprilwochenende im schönen Hannover.
Hach, ein Treffen mit Go-spielenden Leuten, mit Wehmut im Blick erinnere ich mich an vier denkwürdige Tage auf der Leipziger Buchmesse, wohlgemerkt Bücher, die Teile, die im Regelfall viele Papierseiten mit massig Buchstaben drauf haben.
Vier Tage...
Non-Stop-Go! Von morgens um zehn bis abends achtzehn Uhr, da machte die Messe zu und dann weiter Go spielen, in der &#8222;Villa&#8220; oder bei den Leuten zu Hause.
Auf einen ähnlichen Go-Marathon war ich vorbereitet.
Doch es kam anders...
Du sollst zwar keine Spiele haben neben dem Go, doch DDR ist ja Tanzen, kein Spiel.

In Sais bescheidener Bleibe traf man am Freitag aufeinander.
Ich bin von Natur aus ein unhöflicher Mensch, daher kam ich prompt eine Stunde zu früh(so gegen siebzehn Uhr) und erwischte Sai und die gute Takuto(die mit den dunklen Augenringen) beim Putzendspurt.
Noch etwas paralysiert von den palasthaften Ausmaßen dieser Wohnung in der List, ein Stadtteil im Zentrum Hannovers, überfiel ich den Gastgeber mit der nächsten Unhöflichkeit: &#8222;Du, ich hab da draußen zwei Hunde. Dürfen die mit rein?&#8220;
Sai ist nicht nur gastfreundlich, scheinbar auch recht tierkompatibel.
So gehörten an diesem Freitagabend nicht nur Sai, Takuto, Miuiel, Gotteshand, Tinki-chan, Zimbl, Imagination und Aprileagle zur Go-Freunde-Runde sondern auch noch meine Vierbeiner Rex und Kira, die zugegebener Maßen nix mit Go am Hut haben, aber zufrieden waren, dabei sein zu dürfen.

Noch einmal: Ein dickes, großes, liebes Dankeschön an Sai1 von meinen Hunden.

Anfänglich wirkte die Runde noch etwas befangen. Man druckste ein wenig herum, die narkotisierte Takuto vermittelte den Eindruck der Ruhe.
Doch hey, das waren nicht nur Leute die das Go-Spiel mochten, nein, in diesem Kreis konnte ich mir sicher sein, dass ich mit einem &#8222;Onegaishimasu&#8220; am Anfang der Partie niemanden befremden würde.
Es sei denn Imagination saß auf der anderen Seite des Brettes, der stets mit einem bescheidenem &#8222;dir auch&#8220; reagierte. Trotz unserer Bemühungen vermied er das ganze Wochenende die japanische Höflichkeitsformel. Einen kleinen Sieg errangen wir doch, Am Sonntag setzte er die Steine in der Manier, dass auch ein Akira Toya nichts hätte einwenden können.
Das war für mich eigentlich das Höchste bei diesem Treffen. Gospielende Leute mit einem Faible für Animes und Mangas.
Hikaru no Go war natürlich ein Hauptthema. Das Lästern über Akiras Klamotten macht in der großen Gruppe am meisten Spaß. Die Anbetung eines Hikaru no Go Artbooks(*sabber*) ist in größeren Groupiekreisen ebenfalls erquickender.



Das Gospielen lief am Freitagabend schleppend an. Erst hatte man sich beschnuppert, ein wenig die Lage gecheckt, war dann zu leichter Plauderei übergegangen, die schnell lebhafter, &#8222;boshafter&#8220; wurde. Schon bald mit Lachen und Quieken, Atemnot und Tränen erfüllt.
Und dann geschah es, die ersten wurden abtrünnig, sie verschwanden um sich auf Metal Pads die Seele aus dem Leib zu hüpfen. Die Dancing-Queen, die Dancing-Princess und nicht zu vergessen der Dancing-King wurden gekürt. Die ehrenwerten Titel wurde übrigens auf den Namensschildern festgehalten, die jeder mit Kreppklebeband anfertigte um Besitzanspruch auf ein Glas zu markieren.

Etwas enttäuscht meinten Gotteshand und ich, dass wir gedacht hätten, hier würde Go gespielt.
Blicke trafen sich über den Tisch.
Einverständnis spiegelte sich darin.
Schon wurde Sais Schrank geplündert. (Sai hatte absolute Selbstbedienung, Go und Fressalien betreffend angeordnet) Man stelle sich das vor, Gobretter und Steindosen in Hülle und Fülle.
Ich handelte meine Vorgabesteine aus und kommentiert von Miluiel fand das erste Go-Spiel des Treffens statt, in dessen Verlauf ich auf eine Bemerkung von Gotteshand, die Überlebenschance meiner Gruppe betreffend, bierernst erwiderte: Da würde ich meine Hand nicht für ins Wasser legen.



Inzwischen hatte Sai ein leckeres Mahl aus Nudel und Tomaten und viel weiterem Gemüse zubereitet.
Noch über dem Go-Spiel vertieft, ist mir irgendwie entgangen, dass sich alle um die große Tafel sammelten. Auch Imaginations und Aprils Ankunft war nur tröpfchenweise in mein Bewusstsein gesickert.
Da passierte, was sonst selten bei mir vorkommt, ich verpasste meinen eigenen Teller reichlich zu füllen. Das ist nicht meine Art , fünfundvierzig Kilo Übergewicht kommen nicht von ungefähr. Essen ist mir heilig. Doch selbst meine Mutter hat schon gemerkt, dass Go mich vom Essen ablenkt(Juchhu, die neue Brigitte Diät: Abnehmen mit Go).
Zum Glück bin ich doch noch an meine gute Portion Nudeln gelangt.
Takuto war wohl zwischendurch irgendwann aus dem Koma erwacht, die Runde war gemütlich und das Essen absolut lecker.
Gerne denke ich nicht an diese erste Partie Go am ersten April zurück, ich hab mir doch glatt am Rand vierzig Punkte abnehmen lassen, doch sie endete mit einem Sieg für mich und Gotteshand verlangte Revanche.
Ein neues Spiel mit zwei Vorgaben weniger begann. Diesmal fast komplett begleitet von Miluiels Sprüchen, die in etwa aussagten, dass Gotteshand nicht unbedingt gute Züge spielen würde und ich diesen oder jenen Stein nicht ernst nehme solle, da er nicht ernst zu nehmen sei.
Das brachte nebenbei unser beider Vorliebe für Stones-Comics zu tage, die eigentlich jeder in der Runde mochte. Aber nur Miluiel und ich können stundenlang aus unserer gelben Go-Fibel rezitieren und immer noch drüber lachen. Knirsch?
Kurz vor Ende des Spiels waren typischerweise noch ein paar Kos auszukämpfen. Ich hatte eine beachtlich Gruppe Weißer im linken oberen Viertel zu Tode stranguliert. Als Ko-Drohung spielte Gotteshand einen Stein der sie zum Leben gebracht hätte.
Während ich mir die Gesamtsituation betrachtete, schlug mein Gegner mir nettgemeint vor, ich könnte die Drohung ja ignorieren und dafür gleich ZWEI Steine auf einmal fangen.
Ja, klar!

Kurz darauf begannen für mich die neuen Go-Erfahrungen. Aus den bisher erzählten Anekdoten hatte ich schon entnommen, dass es nicht nur die Spielform gibt, die mir bisher als die einzig wahre erschienen war. Ich hörte von Rund-Go, Keima-Go. 1000-Volt-Go?
Meine Verwunderung wuchs.
Die Variante, die ich noch am ehesten verstand war Paar-Go. Also, wie jetzt? Ein Gruppe hat Schwarz, die anderen Weiß, man zieht nacheinander. Die alte Leier: Weiß gegen Schwarz. (Warum denke ich grad an ein paar Bishis im Blumenladen?)
Inzwischen leicht bedöselt, vom anstrengendem Tag erschlafft, saß ich vor einem Go-Brett und sinnierte noch über eine Partie, die kurz vorher zwischen Takuto und Miluiel zu Ende gegangen war, bei der Takuto fast graue Haare wuchsen, denn wie bei einer Epidemie starben alle ihre Gruppen auf dem Brett. (Ob es noch Leben auf anderen Brettern gibt?) Bis sie mit erkennenden Ausruf konstatierte: &#8222;Was grübele ich überhaupt bei Leben-und-Tod-Problematiken. Ihr seid doch Manjas Leipziger Truppe.&#8220;
Gerade ging ich ihre Zweite-Reihe-Invasion im Kopf durch, und fragte mich, ob man sie hätte stoppen können, da wurde wohl außerhalb meiner Gedankenwelt entschieden Paar-Go zu spielen. Ich sollte doch mitmachen.
Und jetzt kommt der Hammer. Ich wandelnder Selbstwertkomplex, so ein schlechtes Zwanzig-kyu-Ding eben, sollte mit Sai 6dan zusammenspielen, gegen Miluiel, Leben-und-Tod-Meisterin, meiner Meinung nach um die 11kyu, und eine bescheidene Takuto, 5kyu-Spielerin.
Da fragte sich: Wer wird in diesem Spiel die dümmsten Züge machen?
Ich fühlte mich ja so gar nicht unter Druck gesetzt. Nach ein paar Zügen bei denen Sai noch hier und da beruhigend sagte, da hätte er auch hingespielt, steht fest, dass Schwarz, die anderen also, jede Menge Randgebiet abgesteckt hatte und wir so gut wie nix.
Sai ermunterte mich, das könne man alles noch ändern und fragte frohgemut, wie gut ich denn im Invadieren wäre. Mit großen Augen sah ich ihn an. Ich, eine 20kyu, die die meisten Spiele ihres kurzen Go-Lebens neun Vorgabesteine hatte. Ehrlich antwortete ich: &#8222;Auf einer Skala von eins bis zehn, bin ich wohl ne glatte minus eins.&#8220;
Auf Sais Gesicht stand geschrieben: Na dann wird das wohl schwierig. Doch er ermunterte mich und setzte forsch den ersten Weißen ins gegnerische Gebiet.
Zu dem Zeitpunkt etwa, ja ich denke etwa da wo meine Panikskala ihren höchsten Punkt erreichte, so gegen Mitternacht, fragte April ob denn der Wasserhahn auch Out-of-Order wäre. Die Dusche eines der zwei Bäder zierte nämlich ein großes OUT OF ORDER Schild. Sai verneinte die Anfrage, der müsste an und für sich funktionieren. Warum denn? April antwortet verzweifelt: &#8222;Ich krieg das Wasser nicht raus...&#8220; Die Müdigkeit kroch fürwahr langsam in unser aller Gehirne.
Tatsächlich brachten Sai und ich zwei Gruppen im gegnerischen Raum zum Leben (in mir steckt halt doch ein Genie) und unsere Kontrahenten wollten aufgeben. Nach Sais diplomatischen Verhandlungen und Erklärungen, wo wer noch Schwachstellen gehabt hätte, einigten wir uns auf ein Jigo.
Ich muss jedoch sagen, dass diese Art des Spieles, wo man auf Gedeih und Verderb seinem Partner ausgeliefert ist, mir durchaus gefällt. Ich will es jedoch erst wieder spielen, wenn mein Selbstvertrauen mich zu einem 15kyu gemacht hat.
Wie der Zwischenbesuch von April deutlich machte, hatte der Rest der Bande sich schlaffertig gemacht, man zog sich zurück in Bett und Schlafsack, was Miluiel, Gotteshand und mich nicht davon abhielt, bis morgens um halb sechs noch rumzuplaudern.
Sie brachten mir Go-Begriffe bei und zeigten mir interessante Tsumego. Hikaru no Go und Stones-Comics waren, glaube ich, Hauptthemen dieser Nacht und Gottes linke Hand konnte es sich nicht verkneifen aus meinen Namen Hekäri zu machen. (Die ganze Nacht versuchte er die Namen auf den Gläsern mit Umlauten auszustatten.)

Der Samstag des zweiten April im Jahre zweitausendfünf verlief unspektakulär, für den Rest der Welt, bis vielleicht auf die Menschen, die um den Papst bangten(der in der Nacht um einundzwanzig Uhr dreißig verstarb). Aber in Hannover in der List in diesem seltsamen neoklassizistischen Haus im zweiten Stock da...
Da...
... wurde Rund-Go gespielt.



Go auf einem runden Brett ohne Rand und ohne Eckprobleme. Nach anfänglicher Skepsis muss ich gestehen, das Spiel ist genial. Da übersieht selbst Miluiel ein gewaltiges Atari.



Nach einem üppigen und gemütlichen Frühstück mit versteckten Croissants und gewalttätigen Nuttelakämpfen, wurden erste kleine Spiele gespielt und die Tanzmatten wieder aufgewärmt.
Die Entscheidung, was es zum Abendessen gäbe, fiel zu meinem Glück nicht demokratisch. Die Mehrzahl entschied sich nämlich für Sushi und der Rest bekam die Erlaubnis sich Pizzazutaten zu kaufen.
So begleiteten Imagination, April und ich Takuto und Sai in die Stadt, die ja bekanntlich direkt vor der Haustür lag. Wir folgten den rasch vorrauseilenden Sai. Immer dem Mann mit dem langen blonden Zopf hinterher. Ich gebe zu, wir waren nicht ganz sooo aufmerksam in unserer Verfolgungstätigkeit, denn plötzlich war Sai unseren Blicken entschwunden.
Da unser ursprüngliches Ziel ein Supermarkt sein sollte, kombinierte ich haarscharf, dass unser Leader wahrscheinlich links in den Sparmarkt abgebogen war.
Da fällt Imagination spontan ein: &#8222;Das zeichnet Go-Spieler aus, ihr außergewöhnlich logisches Denkvermögen.&#8220; Mit kugelrunden Augen sehe ich zu Imagination auf. Echt? Wow!
Die wirklich Gemeinheit kam erst noch. Die hatten doch glatt in diesem Supermarkt keinen Kochschinken mehr. Nun hätten sich normale Leute mit Salami zufrieden gegeben. Nicht so meine Wenigkeit. Was nützt es schließlich sich Pizza selbst zu belegen, wenn man dies nicht mit ordentlich Kochschinken tun kann. So jagten wir nach Sais Richtungsanweisung fieberhaft dem verschollenem Schinken hinterher.
Zum Glück wurde unser Pizzabelegungsprojekt durch einen reichlichen Kochschinkenfund im Penny Markt gerettet.
Am Samstagmorgen waren Flicksi und Sonne zu uns gestoßen. Mittags gab es dann noch etwas Go auf neuner und dreizehner Brettern, nebenbei Keima-Go und 100-Volt-Go.

Das herrliche Wetter ausnutzend wurde beschlossen eine Light-Sight-Seeing-Tour zumachen. Den Jungs wurden zwei Kartons mit Ritteltischchen in die Hände gedrückt und drei Bahnstationen bis zur Markthalle per U-Bahn zurückgelegt. Dann ging es an der Marktkirche vorbei, durch die Altstadt zum Leineufer, wo Takuto auf dem dortigem Flohmarkt ein cooles Armband erfeilschte. Dort lernte man Weisheiten aus dem Munde eines älteren Herrn, der am Stand von zwei jungen Frauen zu seinem Enkel sagte: &#8222;Siehst du! Hier ziehen die Frauen die Männer ab.&#8220;
Am Landtag vorbei oberhalb des Waterlooplatzes lang schlenderten wir zum Rathaus. Sai wie immer mit seiner Kamera bewaffnet knippste alles was sich so bewegte, was bei mir Timotei-Werbung-verdächtige Haarschüttler veranlasste. Hinter dem wahrlich beeindruckenden Rathaus, das laut meines Wissens auf ein paar tausend Holzstützen im Wasser steht, ist eine Treppe, die in einen Teich führt. Auf dieser Treppe verteilt, wurden die Gotischchen(ich liebe diese kleinen Teile) ausgepackt und unter den konsternierten Blicken der Menschen, die die Sonne und die Bänke am Teich ausnutzten, begannen heiße Go-Schlachten.
An diesem Nachmittag äußerte Sai meinen absoluten Lieblingsausspruch an diesem Wochenende. Bei der Frage ob ein bestimmter Kampf im Seki enden könnte, und dass wir so was nicht erkennen könnten, meinte er nonchalant: &#8222;Irgendwann sieht man das aus dem Rückenmark! So aus dem Nickenwinkel."
Puh, bin ich froh, dann trainiere ich mal mein Rückenmark.
Was ist, wenn eine junge Frau im X-Files-Shirt vor dir steht, eine Schale in der Hand vor sich hält und den Satz beginnt mit: Hast du mal...
Nein, sie will keinen Euro. Sie braucht schwarze Steine, weil beim Paar-Go, neue Pairings entstanden sind und sie diagonal von mir saß.
Meine Hunde fanden es toll. Wir gingen noch ein Stück am Maschsee entlang, bewunderten die Osterglocken und rosa blühenden Büsche. Noch ein Eis für jeden und alle waren glücklich.

Am Abend gab es dann mit Liebe zubereitetes Sushi und unsere Pizza ist etwas wässrig geworden, weil wir es mit den Kirschtomaten dann doch leicht übertrieben. Geschmeckt hat es scheinbar trotzdem allen.
Takuto, in der ich ein verwandte Yaoi-Fan-Seele fand, zeigte uns eine wirklich coole Hikaru-Fanart. Sie redete über Hikaru no Go Fanarts auf Animexx: &#8222;Ja, da hat jemand Sai gezeichnet...&#8220;
Ein kurze Pause unterstrich die Beurteilung des Bildes, &#8222;Den Hut konnte man erkennen.&#8220;

Ein paar Go-Spiele später, stellte ich genervt fest: &#8222;Der Frenzel macht mich fertig.&#8220;
Tinki fragte erstaunt: &#8222;Wer?&#8220;
Resignierend zeigte ich über den Tisch auf Gotteshand. &#8222;Der!&#8220;
Tinki fragte mit verwundertem Blick: &#8222;Wie bist du denn zu den Spitznamen gekommen?&#8220;
Gotteshand erwiderte kühl: &#8222;Den gaben mir meine Eltern.&#8220; (Sie haben nämlich den gleichen Namen hintern ihren Vornamen.)
Rundgo bringt auch ein paar schöne Sprüche hervor, da kommen dann so Kommentare wie, eine Treppe läuft erst mal rund, bevor sie läuft. Aha, ja, sehe ich ein...
Wir wurden wieder abtrünnig, wir sahen Anime auf Takutos Notebook. Sukisyo eine süßer Shonen-Ai-Anime, der doch glatt nichts mit Go zu tun hat. In dem übrigens ein Typ mit langem blondem Haar jedes Mal, wenn eine der Hauptpersonen, geschlagen geprügelt, oder gefallen darniederliegt seine Quicksnap zückt und Klick ein Foto schießt. &#8222;Da ist Sai!&#8220;, war unsere einhellige Meinung.

Der Sonntag, an dem auch Luna dazukam, war sonnig, wie die Tage zuvor.
Wir frühstückten wieder gemütlichst mit Nuttelakämpfen und Frischkäse, lernten etwas über Trenn-Kost und beschlossen ein weiteres Mal draußen spazieren zu gehen. Das coole an Sais Wohnung ist, dass sie nicht nur an einer Fußgängerzone liegt, die jede Menge Eisdielen und Cafés anbietet, sondern dass auf der anderen Seite der Stadtpark liegt. Dort genossen wir die wärmenden Sonnenstrahlen. Mein Hund wurde von mir baden geschickt, was sie nicht unbedingt mochte, aber wir fanden es lustig.



Wir fanden das Rad, eine germanische Kultstätte, ein Rasenlabyrinth, wie es so erhalten nur noch einmal in Deutschland gibt. Im Gänsemarsch folgte die ganze Schar dem Labyrinth, nur Takuto, wohl eine Querdenkerin, schwamm gegen den Strom. Auch ich hielt mich zurück, denn Hunde sollten dort nicht stören.
Wir sielten uns noch etwas in Gemütlichkeit auf der Mauer dort und kehrten dann entspannt und glücklich zurück, dem Rad sei dank.



Beim Go-Spiel wurde diesmal der Spruch geprägt, dass sich jemand wie ein Kind freute, was sonst bei Gospielern nicht vorkommt.
Nee, keiner von uns ist kindisch, nur etwas albern vielleicht.
In Flicksi und Sonne fand ich zwei begeisterte Mein kleines Pony Fans und im Spiel gegen Flicksi gab ich das erste mal viele Vorgaben auf einem 13er. Obwohl ich gewann, bekleckerte ich mich nicht gerade mit Ruhm.
Wir bestaunten noch Takutos Taktiken gegen den KGS-Computerspieler und grübelten über Probleme, die ihr gestellt wurden.
Der Rest ging unter in Go und DDR, bis so gegen achtzehn Uhr der Nachbar doch aufgab und Sai telefonisch Bescheid sagte, dass er Ruhe brauchte, damit war die Dance Dance Revolution vorbei und auch das Treffen löste sich auf.

Zum Abschluss noch ein kleines Gebet, dass mir beim Spiel gegen Miluiel in den Kopf kam(*haushoch verloren hat*)


Kleines Go-Gebet

Igo unser im Go-Himmel.
Geheiligt werde das Komi,
Das von Weiß, Schwarz hat ja nichts.
Mein Sieg komme, mein Wille geschehe.
Wie im Himmel, so auch auf dem Brett.

Und gib mir bitte zwei Augen.
Bewahre meine Gruppen vor dem Tode,
So will auch ich vermeiden schlechte Formen.
Erlöse mich vom Atari
Und gib mir viel Gebiet,
wie auch ich es gebe meinen Widersacher,
nur ein weinig kleiner.

Denn dein ist das Brett und das Joseki
und mir sei Sente und der Sieg in Ewigkeit

Apropos Glaube....

Autor:  hekari
Ich bin ein notorischer Langschläfer.
Vor zwölf Uhr bin ich nicht ansprechbar, dass einzige, was diese Zeitspanne verkürzen kann, ist ein gutes und reichhaltiges Frühstück.

Wer es wagt mich vor dem Frühstück zu nerven, tut dies meist nur einmal, denn hat er eine Antwort erhalten, die über ein Knurren oder Grummeln hinausging, dann brennen ihm oder ihr bestimmt noch heute die Ohren.

Ich räkel mich also gemütlich unter meiner Lieblingskuscheldecke. Meine Nase sagt mir, im Zimmer sind nicht mehr als 5 Grad. Es ist acht Uhr morgens, also nach Hekarizeitmessung noch mitten in der Nacht. Ich könnte theoretisch aufstehen, doch das will ich nicht.

Da klingelts.
War ja klar!
Normalerweise würde ich mich einkusheln, denn mich besucht kaum einer und alle, die mich kennen, würden nie so früh meine Klingel betätigen.
Doch ich warte seit Wochen auf ein Päckchen und würde mich ärgern, es nicht mehr vorm Wochenende zu bekommen. Also schmeiß ich die Hunde von der Decke, schlüpfe in die klamme Jeans, zieh mir den Pulli falschrum an, der Pyjama guckt natürlich an allen Ecken noch raus.
Meine Haare ähneln morgens denen von Medusa, riesige Haarballen und -strähnen schlängeln sich in alle Richtungen. Auch mein Rumwuscheln, während ich in Richtung Haustür stolpere, verbessert nichts an der Frisur.
Meine Hunde sind noch viel zu müde zum Bellen(sind halt an Frauchens Zeiten gewöhnt).
An der Tür verheddere ich mich wieder mal mit der Sicherheitskette. Also ab das Ding!
Wuselkopf durch den Türspalt gesteckt.
Zwei junge Männer im Anzug weichen erschrocken zurück.

Der linke spricht mich an. In meinem langsam elektrisierten Gehirnwindungen ist jedoch gerade erst die Information angekommen, dass er verdammt attraktiv ist.
Also nuschele ich ein klassisches. "Wasch?"
Der Schönling lächelt.
Doch mein Blick ist zum rechten Anzugträger geschwiffen, die besser versorgten Gehirnwindungen, erlauben sich noch die Anmerkung: Der is auch jung, aber nich ganz so niedlich(keine Saphiraugen). Doch sie sind inzwischen so gut geölt, dass sie mit erhöhter Treffsicherheit die Zeitschriften unter seinem Arm bemerken.
Wachturm!
Na toll.
Der lächelnde Supertyp hat inzwischen sein Spüchlein wiederholt.
"Wollen Sie nicht mit uns ein wenig über Gott reden?"
"MMMmm, nä!"
Die Sprachbegabung ist noch nicht aufgewacht. Aber ich füge hinzu.
"Su früüüh."

Dieser verdammt hübsche Kerl lächelt jetzt noch breiter, mustert nochmal mein verkrustetes, zerknautschtes Gesicht und die verwurschtelte Kleidung, die beiden neugierigen Hundenasen hinter mir und sagt umwerfend charmant: "Das kann ich verstehen. Auf Wiedersehen!"
Er zieht seinen Begleiter mit davon und schon sind sie weg.

Ich gähne herzhaft, wuschele nochmal durch meine Haare und schließe die Tür.

Erst Minuten später wird mir bewußt, dass ein paar elendige Zeugen Jehovas mich aus dem Bett geschmissen haben.
Oh Mann! Wenn ich wach gewesen wäre, dann...
Mein Problem ist, dass ich, wenn ich einmal aufgestanden bin, nicht mehr zur Ruhe komme. Da saß ich nun, meine Hunde ratzten schon wieder in ihren Körbchen, und trauerte meine warmen Kuscheldeck hinterher.

Ich muss nochmal dazusagen, dass ich mich eigentlich über Zeugen Jehovas freue, bisher waren die auch nie jung und attraktiv gewesen. Doch sie werden normalerweise von mir eingeladen, bekommen einen Kaffee und Kuchen und wir reden darüber warum ich nicht Zeuge werden will.
Meistens sind diese Leute total glücklich, wenn man sagt, man glaubt an Gott und sie reinbittet. Ich habe jedoch schon solche Kanditaten zum Weinen gebracht. Ist ja auch gemein, wenn jedes mit einer Bibelstelle unterlegte Argument mit einem ebenfalls bibelspruchzitierenden Argument abgewehrt wird.
Wenn man den Leuten klar macht, dass Gott was ganz anderes will, als der Wachturm. Ich liebe solche beschaulichen Nachmittag, aber eben nur nach dem Mittag.

Kirchengang

Autor:  hekari


Nach wochenlanger Schmollpause, weil ich sauer auf mein Leben bin, mal wieder was Neues.

Heute ist der Erster Advent. Das ist für mich ein besonderer Tag. Denn, ja, ich bin kirchlich. Ich glaube an Gott und an seinen eingeborenen Sohn, Das tue ich aus ganzen Herzen. Der erste Advent symbolisiert für mich den Beginn einer Zeit der Hofffnung, der Anfang des Kirchenjahres, der Start einer schönen, besinnlichen Periode.

Ich wurde christlich erzogen. Mit Taufe als kleiner Wurm, mit Christenlehre, mit Vorkofirmanden- und Konfirmandenunterricht. Mit Kirchgängen und kirchlichen Aktivitäten und Freizeiten.

Als meine Mutter vor zwölf Jahren die Gaststätte in einem kleinem Dorf kaufte(damals 350 Kühe, 200 Einwohner), gab es in diesem Kirchenleben einen Knick. Dieses Dorf ist Rot. Politisch, versteht sich. So Rot, dass man sich schon unwohl fühlt, wenn man einen grauen Pullover anzieht. Diese Gesinnung hat zur Folge, dass die kleine 400 Jahre alte Kirche an Sonntagen so gut wie leer bleibt.

Wir haben als kleines Dorf mit sechs aktiven Christen kein Anrecht auf einen eigenen Pfarrer, uns wird einer geliehen. Dieses traurige Bild ergibt, dass wir ein recht hohen Verschleiß an Seelsorgern haben, denn länger als ein Jahr blieb keiner. Unsere letzte Pastorin hat leider im August abgedankt, gerade als sie einen guten Kontakt zur Gemeinde aufgebaut hatte.

Seitdem ist Ebbe mit Nahrung für Gotteskinder am Sonntag. Einen kleinen Erntedank-Sonntag gab es, den der neueingesetzte Superintendant abhielt. Das hat mir gefallen, doch hat dieser Mann nicht annähernd genug Zeit, sonntags auf ein kleine Dorfklitschchen zu karren, um vier bis sechs hungernde Christen zu nähren.

Unser Kirchenrat ist jedoch verbissen, und nervt solange in der Stadt, bis wir wenigstens einen Laienprediger bekommen, der uns am Adventssonntag mit Gottes Wort versorgen kann.

Nun, wie läuft so ein Gottesdienst auf dem kleinen roten Dorf(inzwischen 400 Einwohner, 20 Kühe)ab.



Natürlich gibt es da eine Art Schablone.

Diese Kirchgänge laufen sehr liturgisch durch. Ich mag Liturgie nicht, zumindest nicht die Form, wo über die Hälfte des Zusammenkommens damit erfüllt ist, Floskeln und Sprüche runterzuleiern. Das hat mit Glaube nichts zu tun. Aus diesem Grund wird auch der traditionelle Gottesdienst vielerorts schon aufgelockert, die Litanei wird auf Glaubensbekenntnis und Vater Unser zurückgeschraubt, da die anderen Sprüche eh kaum noch einer aus dem Kopf kennt.

Wenn schon liturgische Elemente, dann aber bitte die klassische gesungene Variante, ich liebe ein gesungenes Kyrie Eleison und verehre Pfarrer die den altchristliche Segen singen können mit so gutturalen Stimmen, dass man meint, man ist im Mönchskloster. Doch die wenigsten heute können und tun das noch, können sie es nicht, bin ich natürlich dankbar, dass sie es nicht tun.



Da bei uns jedoch vier von sechs Kirchgängern um die achtzig Jahre alt sind, werden vor allem diese bedient und Menschen diesem Alters mögen alte Muster und gewohnte Abläufe.

Zur ewigen Litanei und den mehr schlechten als rechten Gesängen, ständigen Fehltönen der Organisten, wenn sie überhaupt da ist, kommt hinzu, dass diese Kirche eiskalt ist, ob Sommer ob Winter, geheizt oder nicht ich frier mir dort den A... ab. Ehrlich! Sonst frier ich kaum.

Das, was bei uns dazugehört, ist Frau B.

Sie kommt immer, und sie kommt immer zu spät. Die Glocken läuten und der Prediger leitet den Gottesdienst ein, die Tür öffnet sich und Frau B. kommt rein und setzt sich umständlichst in die erste Bank. Das ist Ritual. Jeder weiß, Frau B. kommt zu spät. Immer!

Heute, war es cool. Stunk in der Familie und Regen führten, dazu dass wir für den fünf Minuten Fußweg das Auto nahmen. Frau B. ist unsere Nachbarin und zwangsweise begegnet man ihr in der Sundgasse. Wir sind eine höflich Familie und nahmen sie selbstverständlich mit. Als wir im Kirchenvorraum saßen(zu kalt für das Kirchenschiff), die Gesangsbücher verteilt waren, kam A. rein, die immer alles mit vorbereitet und den Schalter für die Glocken betätigt. Verwirrt schaute sie auf ihre Uhr und setzte sich. Auch H. schaute als erstes perplex auf ihren Chronometer, so wie sie Frau B. in der ersten Reihe erblickte.

A. sprang darauf hin immer noch total zerstreut auf, sie musste ja noch die Glocken zu läuten. Um zwei Minuten vor neun, saßen dann alle erwartungsvoll in den Bänken. Aufgrund der eintretenden Stille, fragte die Organisten ganz verdattert: &#8222;Wie spät ist es denn nun wirklich.&#8220;

Doch ihre Uhr ging richtig. So ist das, wenn zwanzig Jahre lang, jemand immer zu spät kommt. Die frühe Anwesenheit bringt das ganze Kirchenhaus durcheinander.

Ich erinnere mich, einmal war sie noch pünktlich, da hatte ihr aber niemand gesagt, dass der Gottesdienst eine halbe Stunde später stattfindet.



Der Prediger heute war gut. Er gab sich Mühe, war gut gelaunt, auch wenn er beim zweiten Lied, fast aus der Bank fiel, als Frau B. erklang, oder vielleicht gerade deshalb.

Er benutzte einen Liedtext von Karat um seine Predigt zu unterstreichen und das Befolgen von Richtlinien verbildlichte er mit fünzig fahren in der Ortschaft und dem Licht, das man findet, wenn man sich nicht dran hält, beim Christen natürlich andersrum.

War niedlich.





Hundegeschichten

Autor:  hekari
Da ich im Moment bei meinen Eltern abhänge, hat sich mein kleines Hunderudel um ein Mitglied vergrößert. Der dackelgroße Mischlingsrüde Robbie, mischt meine beiden so richtig auf.

Er ist der älteste, der coolste, der gelassenste, der bequemste überhaupt und dass das klar ist: Das hier ist sein Revier!


Beim Spazierengehen mit allen drei Vierbeinen zeigt sich ein gewohntes Bild, meine beiden raufen die ganze Zeit und Robbie läuft vorneweg,
Während Rex und Kira sich hauptsächlich dafür interessieren ihren Beinen Bewegung zu verschaffen, gilt für Robbie nur: Revier markieren! Revier markieren! Revier markieren!

Weil Kira heute Rex nicht in Ruhe ließ, obwohl mein Kleiner heftig husten musste, griff ich in ihr Gerangel ein. Als ich wieder aufblickte, musste ich feststellen, dass Robbie schon weiter vorne war als üblich.
"Robbie, mach mal etwas langsamer!", galt ihm jetzt meine Aufmerksamkeit.
Gehorsam wie der Süße nun mal ist, blieb er sofort stehen und drehte sich gar zu mir hin, um mich mit einem Was-ist-Blick zu bedenken. Jedoch war er sofort bereit auf ein "Komm her" augenblicklich zu mir zu spurten. Doch ich rief ihm nur ein "Guter Hund" zu.
Sein niedlicher Blick sucht noch mal schnell meine Augen, der Kopf wird leicht schräggelegt um auch keinen Befehl zu überhören. Da nichts weiter aus meiner Richtung folgte, wackelte er kurz mit dem Stummelschawnz *Diididii* drehte sich wieder um und hoppelte in seiner typischen Chaplin-manier ein-zwei-drei-hopp den Weg entlang.

Für Außenstehende hat diese Szene vielleicht nichts besonderes, wenn man jedoch bedenkt, das dieser Hund sehr eigen ist, sehr verwöhnt wird, in die Jahre kommt und mich eigentlich nicht wirklich gut leiden kann, wird sein Verhalten um so putziger.

Ich hätte gern noch fünf Hunde. Jeden auf seine Art zu händeln, seine Reaktionen zu erleben und das Rudel untereinander zu beobachten, ist für mich das Größte.


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