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Schmetterling

Autor:  june-flower
Freundschaft ist schon eine merkwürdige Sache, nicht wahr? Man kann sich ewige Freundschaft versprechen, die darauf basiert, dass der Eine sowieso nur dafür da ist, dass der Andere sich ausheulen kann, wenn es ihm schlecht geht. Ist die Situation umgekehrt - sieht man sich plötzlich alleine im Regen stehen. Kann man es als Freundschaft bezeichnen, wenn doch der "Geben-Teil" mehr auf der einen Seite liegt als auf der Anderen? Bei einer Freundschaft sollte es ausgeglichen sein, das müsste der Normalzustand sein.

Beispiel 1: Zwei Freunde sind voneinander abhängig, denn der eine ist blind, der andere lahm. Wenn also der Blinde den Lahmen immer mit sich herumträgt, ihm die Welt zeigt, die er selbst zwar nicht sehen kann, aber von der er bereits mehr hatte als der Lahme, der sein Leben lang im Bett verbracht hat - ist das eine Koexistenz, nehme ich an, denn der Lahme kann dem Blinden alles erzählen und berichten, was er sieht. Er spielt praktisch die Augen für den Blinden, welcher wiederum die Beine für den Lahmen darstellt.
Stellt sich aber nun heraus, dass die Blindheit nur vorübergehend war und sich der angeblich Blinde die ganze Zeit nur des Lahmen bedient hat, um sein eigenes Lebensziel zu erreichen - zum Beispiel, ganz banal, um den Behindertenparkplatz vor dem Supermarkt zu bekommen - ist das noch Freundschaft? Selbst, wenn er behauptet, dies alles nur getan zu haben, weil sie zusammengehören - er hat den Lahmen ausgenutzt, der ihm vollständig vertraute.
Ist es also Freundschaft, wenn zwei Wesen koexistieren, der eine jedoch mehr Vorteil davon hat als der andere?

Beispiel 2: Ein Mensch ist von der Gesellschaft ausgeshclossen worden, weil er anders ist als die Anderen. Es gibt nur einen Menschen, der sich immer mit ihm unterhält, der ihn tröstet, wenn er traurig ist, dem es nichts ausmacht, dass er anders ist, der da ist, wenn ihm schlecht ist. Dafür schenkt der Andere ihm sein bedingungsloses Vertrauen und ist dementsprechend empört, wenn jemand seinen Freund angreift. Er würde dessen Ehre bis zu seinem Tod verteidigen. genauso geht es seinem Freund: er würde ihn niemals allein lassen. Sie sprechen es nie aus, aber sie sind, im Grunde ihres Herzens, Freunde.
Ist das wahre Freundschaft? Keiner profitiert dabei vom anderen. Sie sagen nicht, was sie spüren, sie halten nur zusammen. Unausgesprochene Koexistenz - ist das Freundschaft?

Wenn Freundschaft auf den Sinn basiert und nicht auf den Nutzen...

Sinn würde bedeuten, sie erhalten keine Gegenleistung für ihre treue zueinander. Nutzen widerrum, dass einer von ihnen einen Vorteil erhält.

Wenn man nun einen Freund hatte, der einem alles bedeutete, von dem man aber ausgenutzt wurde? Wenn man ihn immernoch mag, obwohl diese Person sich längst nicht mehr um den Anderen kümmert? Wenn auch die anderen Freunde sagen, man sollte diese eine Person vergessen, man wird schliesslcih nicht einmal mehr gegrüßt - ist das noch Freundschaft?

Wenn man einen Freund hatte, der schliesslich wegzog, mit dem man jedoch trotzdem in Kontakt geblieben ist, und dieser Kontakt langsam abbricht, obwohl man dies nicht möchte? Kann man dann noch behaupten, es handle sich um seinen "besten Freund"?

Wenn man jemanden hat, der einem alles bedeutet, man aber nicht sagen kann, wie viel, weil jemand anderes den Titel des "besten" Freundes für sich beansprucht - wie kann man zeigen, ob das Freundschaft ist, wie tief sie reicht und wie lange sie halten wird? So viele Dinge im Leben gehen kaputt. So viele Freundschaften brechen auseinander, aus den banalsten Gründen. Warum ist das so?

Warum kann ein einzelner Satz so verletzend sein, wenn er vn einer Person ausgesprochen wurde, die man als seinen Freund bezeichnet?

Ich weiß es einfach nicht. Es ist mir ein Rätsel. Wer weiß, was passieren wird? Wen wir hinter der nächsten Biegung der Straße kennenlernen werden? Werden sich alte "Freundschaften" halten, und wenn ja, wie lange, und unter welchen Umständen? Was tut man mit einer längst verloschenen Freundschaft, die man gerne wiederbeleben würde, der andere jedoch kein Interesse zeigt und man selbst nicht mehr an den "Anfang" zurückgehen kann? Zeit ist unveränderbar, nicht wahr.

Ich wünsche den Menschen Personen, denen sie rückhaltlos vertrauen, für die sie alles tun würden - und deren Freunde auch das Selbe für sie tun würden.


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