Zum Inhalt der Seite



Eventmanagement im Hause Weber

Autor:  june-flower
Früher bin ich immer davon ausgegangen, dass Feiern Spaß macht.

Und zwar sowohl das Feiern an sich als auf die Vorbereitung. Denn irgendwie war ich immer voll und ganz in beides verwickelt.

Das hat eine längere Vorgeschichte, und die beginnt wohl bei meiner Mutter schon. Die Dame, äußerst liebenswert normalerweise (was ich ihr nie sagen würde, sie ist eben meine Mutter) hat leider weder ein Händchen für gute Küche noch für Vorbereitungen in irgendeiner Art noch für Dekoration und Tische. Deshalb habe ich irgendwann nach meinem 9ten Geburtstag meine Geburtstagsfeiern selbst in die Hand genommen, bis heute, und das ist immerhin schon 10 Jahre her.
Aber auch mein Vater hat immer gerne gefeiert. Früher hatten wir oft eine Art lockere Empfänge für Partei- und sonstige Freunde, und mein Vater liess mich und meine Geschwister aktiv mitschuften. Häppchen zubereiten, Sektgläser spülen (okay, das nicht, aber halten) oder die Gäste bewirten. Als kleines Kind macht das riesigen Spaß, später wird man schüchterer - "Ich bleibe aber die ganze Zeit in der Küche!" - und noch viel später wird es irgendwann gewöhnlich. Man geht herum, das Lächeln ist aufgesetzt und sogar echt (in meinem Fall zumindest) und man lernt, wie man sich mitten im Gespräch einigermaßen höflich aus dem Staub machen kann, um nach den Blätterteigteilchen im Ofen zu schauen.

Leider (oder nicht) haben diese Empfänge mit der Zeit nachgelassen. Mein Vater ist nun eher geschäftlich als parteilich unterwegs, meine Mutter mag außerdem solche Events nicht wirklich und hat uns jedes Mal die Hölle heiß gemacht, wenn solch einer stattfand, und... ich weiß nicht, vielleicht sind wir alle nur älter geworden.

Eine der wenigen Feiern, die ich nicht mit vorbereitet habe, war meine eigene Kommunion (gemeinsam mit der meiner kleinen Schwester). Als Ausgleich dafür habe ich dann die Feier meines Bruders geschmissen - und dachte eigentlich, mit meinen naiven 11 Jahren, dass es damit gut wäre. Ich konnte ja nicht wissen, dass meine Mutter vorhatte, noch ein Baby zu bekommen.

Tja, so ist mein kleiner Bruder letztes Wochenende auch dran gewesen mit seiner Ersten Heiligen KOmmunion. Und wer hat die Feier vorbereitet? Meine Großmutter und ich.

Es hat Spaß gemacht. Nicht falsch zu verstehen - es hat richtig Spaß gemacht. Aber es war Arbeit. Und zwar richtig. Ich habe schon zwei Tage zuvor in der Küche gestanden - und dann am Morgen meine Cousine frisiert, bin zur Kirche gelaufen, nach dem Dankgebet bereits gegangen und nach Hause gerannt (in Schuhen mit hohen Absätzen, bitte ich zu beachten) und hab den Backofen angeschmissen. Die Garderobe schnell präsentabel gemacht, eine Tischdecke auf den hässlichen Biertisch geworden, eine Bank aus dem Garten ins Haus geshcleppt und einige Stühle umarrangiert, einen start ... durftenden Lachs mit Sahnesoße mariniert, Blätterteighäppchen im Backofen gewärmt, Minipizzen aufgebacken, Baguette hineinverfrachtet - beziehungsweise koordiniert, dass all dies geschah. Es war lustig. Die Küche war voll, man konnte sich kaum umdrehen, man konnte kaum sein eigenes Wort verstehen. Und mittendrin all die Gäste, die mich eben begrüßen wollten, meine Mutter, die sich gerne nützlich gemacht hätte, aber nur im Weg war, meine Omi, die gerne schneller gemacht hätte, aber nicht konnte, und Cousine und Cousin, die halfen, wo sie konnten...

Aber ich hab alles geschafft. Die 5 Ladungen Geschirr sind im Laufe des Tages in der Spülmaschine verschwunden, die vielen Blumen irgendwo in Vasen untergebracht, die Geschenke in das Zimmer meines Bruders verfrachtet, die Weingläser per Hand gespült (meine Mutter liess nicht zu, dass ich sie in die Maschine steckte, ich war sauer, denn ich musste sie ja spülen nachdem sie es einmal erledigte und die Gläser immernoch dreckig waren), die Essensreste in den Kühlschrank gesteckt...

Und heute geht das Leben normal weiter. Ich muss lernen (fürs Abitur) und treffe heute noch meine Nachhilfe in der Schule. Und vorher muss ich mit meiner Omi noch ein paar Blumen pflanzen und das Resthaus aufräumen.

Aber genau aus diesem Grund werde ich Eventmanagement nicht studieren. Man soll sein Hobby ja nicht zum Beruf machen - das predigen meine Eltern schon so lange.


Zum Weblog