Mikeito: Mikeito und ihre kleine kuriose Welt :3

So, nun ist der diesjährige Eurovision Song Contest vorbei und der Sieger ist: Portugal

Ich bin ehrlich: Ganz zu Beginn (also noch vor den Halbfinalen) dachte ich auch so: Hm, nettes Lied, gibt aber besseres. Dann habe ich im 1. Halbfinale Salvador auf der Bühne singen gesehen - und war irgendwie verzaubert von diesem simplen Auftritt. Keine Windmaschine, kein Feuerwerk, keine Tänzer - nur er alleine, der da stand und sein Lied sang. Okay, ich weiss von einigen, die seine Mimik oder Gestiken seltsam fanden, aber mir machte das nichts aus. Und überhaupt: Ich finde es wundervoll, dass ein Land einen Sänger schickt, der in der eigenen Sprache singt. Spread Diversity heisst das diesjährige Motto des ESC und bei 99 % englischen Songs fällt der portugiesische Beitrag so oder so auf. Zusätzlich noch: Ich fand seine Reaktionen im Halbfinale genial, die waren teils echt random. xD
Nach dem Halbfinale hab ich mir "Amar Pelos Dois" noch paarmal angehört und das Lied ist mir mit jedem Male ein bisschen mehr ans Herz gewachsen. Es erinnert mich sehr an die Lieder in alten Hollywoodfilme aus den 50ern Jahren. Ein wenig "französisches Feeling" hatte ich irgendwie auch dabei. Klar, es ist ein Liebeslied und für viele ist das schon langweilig und "unkreativ", aber pff. Wenn's nur danach ginge, wäre die Mehrheit der ESC-Beiträge unkreativ.

Zurück zum Finale: Portugal hat wie schon gesagt gewonnen. Persönlich hat mich das auch ein bisschen überrascht. Ich hätte mit einer Top 10-Platzierung gerechnet, aber den Sieg? Vor allem, wenn da noch andere potenzielle Sieger dabei waren wie z.B. Italien (welches auch mein persönlicher Gewinner war), das auch in der eigenen Landessprache sang und ne fröhliche Performance mit einem Kerl im Affenkostüm hatte. Oder Moldawien, die den nun berühmten "Epic Sax Guy" im Gepäck hatten. (und für den 3. Platz hatte es sogar gereicht). Vergessen wir auch nicht Schweden  oder Bulgarien (dessen Popularität für mich wiederum sehr überraschend kam). Tja, aber Europa hat sich nunmal für Salvador und sein zartes Liedchen entschieden. Man muss auch anmerken, dass er Platz 1 bei sowohl der Jury als auch den Televotern war. (und das auch im Halbfinale und Finale)

Wie erwartet spaltet der Gewinnersong mal wieder die ESC-Gemeinde. Manche lieben ihn und sehen es als verdienter Sieg an, andere hassen ihn und können es nicht fassen, wie son langweiliges Lied gewinnen konnte. Da Portugal einer meiner Lieblings dieses Jahr war, bin ich natürlich happy über den Sieg, kann aber auch verstehen, wenn das Lied nicht jedermanns Geschmack ist.

Was ich nicht verstehen kann ist, wenn der Song (und Salvador) gehatet wird - und das meist mit den dümmsten Argumenten. Ich lese so viele Kommentare, dass Salvador nur wegen seiner Herzprobleme gewonnen hätte, also ein Mitleidssieg. Darüber kann ich nur lachen, weil das wirklich die dämlichste Begründung in meinen Augen ist. Ginge es nur nach Krankheit oder auch Behinderung, hätte der eine polnische Beitrag von 2015 gewonnen oder die Band aus Finnland im gleichen Jahr hätte es zumindest ins Finale geschafft.

Generell ist der Gewinner oftmals mit Hass konfrontiert. Ich erinnere mich an das Drama letztes Jahr, als Jamala mit einem "politischen" Song gewonnen hat und das viele scheisse fanden, weil Politik habe ja nichts im ESC zu suchen. 2014 wurde über Conchita aufgeregt, die doch sicher nur gewann, weil sie "eine Frau mit Bart" sei und all die Homo-Befürworter für sie angerufen hätten. Und dieses Jahr ist es Salvador. Es kommt mir aber wirklich vor, dass nur Gewinner, die dem Standard abweichen, gehatet werden. Ein Mans Zelmerlöw durfte sich maximal vielleicht anhören, dass sein Lied einem David Guetta-Song ähneln würde. Loreen und Emmelie de Forest kamen auch ziemlich gut davon und Alexander Rybak ist wahrscheinlich der bisherig einzige ESC-Gewinner des 21. Jahrhunderts, der wohl von allen akzeptiert wurde.
Tja, und wenn nicht der Gewinner an sich gehatet wird, wird seine Bühnenshow kritisiert und es heisst dann, dass die Show den Sieg gebracht hätte, und nicht der Song. Irgendwo liegt doch immer was, was einem nicht passt...

Auch immer wieder komisch zu lesen: Das ist doch kein Eurovision- (Gewinner-) Song!
Man erkläre mir nun, was ein "Eurovision- (Gewinner-) Song" bitte sei. Jeder hat doch eine andere Definition dafür und somit werden wir nie alle einer Meinung sein. Der eine liebt es mehr stimmungsvoll, der andere mag es gefühlvoll, der Dritte will verrückte Acts etc. Persönlich liebe ich alle Facetten des ESC und mal ehrlich: Es wäre doch stinklangweilig, wenn jedes Land diesselbe Nummer bringen würde wie alle anderen. Wird ja schon oft genug gemeckert, wie viele immer Balladen schicken. Natürlich gefällt mir auch nicht jeder Song, der aus dem Rahmen fällt, z.B. fand ich Rumäniens diesjährigen Jodel-Rap auch nicht der Wahnsinn, anderen gefiel er aber und fanden's lustig und "mal was Neues". Schweden und Bulgarien brachten mMn ziemlich generische Popsongs (und deren Sänger waren zusätzlich attraktiv oder knuffig anzusehen), waren aber auch sehr erfolgreich am Ende. Mir gefielen deren Lieder nicht so sehr, aber ich käme nie auf die Idee, die Sänger oder deren Fans blöd anzumachen deswegen.

Und als Schlusswort noch: Ich fand's schade, dass Verka Serduchka keinen richtigen Auftritt hatte oder wenigstens die Show moderiert hat. Sie kam zwar vor, aber hätte sie "Dancing Lasha Tumbai" performt, hätte ich das richtig gefeiert. (der Song bleibt einer meiner All-Time-Favoriten xD)