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Bulimie- die Sehnsucht nach Leben Trigger-Warnungen: Depression, Essstörung, Psychische Erkrankung

Autor:  _Coyote_

Bulimie - die Sehnsucht nach Leben

 

"Wer frisst und kotzt, hat nicht das Leben gefunden, das ihm schmeckt", mit diesen Worten beschrieb eine Bulimie-Betroffene ihre Situation.

Nach Schätzungen leiden über drei Millionen Frauen zwischen 18 und 35 Jahren an der Ess-/Brechsucht, die u.a. durch Prinzessin Diana etwas mehr in den Blick der Öffentlichkeit gerückt wurde.

Was ist eine Bulimie und wie äußert sie sich?

Bulimie, auch Ess-/Brechsucht genannt, ist eine Essstörung. Das Essen ist für Betroffene ein Mittel, um mit Problemen fertig zu werden und Spannungen und unangenehme Gefühle abzubauen.

Wer unter einer Bulimie leidet, zeigt folgende Störungen im Essverhalten:

  • Er leidet unter Heißhungeranfällen, bei denen er eine größere Menge Nahrungsmittel innerhalb kurzer Zeit verzehrt.
  • Er hat während des Essanfalls den Eindruck, die Kontrolle über das Essen verloren zu haben.
  • Er führt regelmäßig Erbrechen herbei, benutzt Entwässerungs- oder Abführmittel oder fastet, um eine Gewichtszunahme zu vermeiden.
  • Er hat im Durchschnitt mindestens zwei Heißhungeranfälle wöchentlich über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten.
  • Er macht sich ständig Gedanken über sein Körpergewicht und seine Figur.
  • Das Erbrechen und die Krankheit werden verheimlicht.
  • Er kann trotz Anstrengung nicht mit seinem gestörten Essverhalten aufhören.

 

Wie entsteht eine Bulimie?

Viele unterschiedliche Ereignisse und Umstände können für das Entstehen der Bulimie verantworlich sein.

1. Die Gesellschaft trägt wesentlich zu der zunehmenden Zahl der Betroffenen bei. Wir brauchen nur eine Frauenzeitschrift aufzuschlagen und schon springen uns schlanke Frauen und Diätvorschläge entgegen.

Gleichzeitig steigt das Angebot und die Vielfalt an Nahrungsmitteln in unserem Lande ins Unermessliche. Im Fernsehen und auf der Leinwand sind erfolgreiche attraktive Frauen meist schlank. Über 75 Prozent aller Frauen glauben infolgedessen zu dick zu sein und lehnen ihren Körper ab. In Ländern, in denen mollige Frauen akzeptiert und sogar gern gesehen werden, sind Essstörungen fast unbekannt.

2. Die Wertvorstellungen, Maßstäbe und Erwartungen, die in der Familie vermittelt werden, können eine Essstörung ebenfalls mitverursachen. Bulimie-Betroffene kommen in Familien, die aus einer dominanten Mutter, einem sich zurückhaltenden Vater und einem braven Kind bestehen, gehäuft vor.

Bulimie-Betroffene erleben ihre Familien als deutlich verschlossener als Personen ohne Essstörung. Es ist dort nicht üblich, über Gefühle zu reden, Kritik zu äußern oder Ärger auszudrücken. Streit und Nörgeleien sind häufig. Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist gering. Selbständigkeit wird nicht gefördert, gleichzeitig haben Leistung und Erfolg einen hohen Stellenwert.

3. Auch die persönlichen Einstellungen zu sich und dem Leben und persönliche Eigenschaften können die Entstehung einer Bulimie mitverursachen:

Folgen des gestörten Essverhaltens

Eine Bulimie beginnt gewöhnlich im Alter von 17 - 20 Jahren. Sie bewirkt sehr viele unterschiedliche körperliche Veränderungen. Beispielsweise:

  • Das selbst herbeigeführte Erbrechen führt dazu, dass die Betroffenen Flüssigkeit und lebenswichtige Mineralstoffe verlieren. Wenn Mineralstoffe wie Natrium, Magnesium, Chlorid, Kalzium und Kalium fehlen, kann es zu Müdigkeit, Muskelkrämpfen und Muskelschwäche kommen. Bei Kaliummangel wird die Fähigkeit, Harn zu sammeln, herabgesetzt. Ferner können innere Unruhe, Kreislauf- und Konzentrationsschwierigkeiten auftreten. Der Säure-Basen-Haushalt wird durch den Verlust von Magensäure gestört, die auf ihrem Weg durch die Speiseröhre und den Rachen Schäden an der Schleimhaut und an den Zähnen verursachen kann.
  • Der schnelle Verzehr großer Mengen Nahrungsmittel übt einen außergewöhnlichen Druck auf die Magenwand und die Speiseröhre aus. Heißhungerattacken in Verbindung mit Erbrechen können gelegentlich zu Entzündungen der Bauchspeicheldrüse führen.
  • Wird nach einem Heißhungeranfall gefastet, kann es zu einem erniedrigten Blutzuckerspiegel kommen. Dies kann zu Kreislaufbeschwerden führen.
  • Der Gebauch von Abführmitteln über längere Zeit kann abhängig machen. Die größte Gefahr entsteht durch einen Verlust des Minerals Kalium: Muskelschwäche, Verlangsamung der Magenentleerung und Verdauung. Beim Entzug kann es zu Verstopfung kommen.
  • Es kommt zu Magen- und Darmstörungen wie etwa dem Reizmagen und dem Reizdarm.

Wie sieht die Behandlung einer Bulimie aus?

Nur selten finden Betroffene alleine den Weg aus der Sucht. Sobald sie sich dafür entschieden haben, ihr "Geheimnis" der Bulimie zu offenbaren, und ihre Sucht überwinden wollen, sollte der erste Weg zum Arzt führen, um dauerhafte körperliche Schäden zu verhindern.

Therapeutische Unterstützung bieten ambulante Einzel- oder Gruppenpsychotherapie oder eine Behandlung in einer psychosomatischen Klinik. Der Besuch einer Selbsthilfegruppe kann zusätzlich motivierend und stützend wirken.

Im Unterschied zu anderen Suchterkrankungen (z.B. Alkohol- und Nikotinabhängigkeit) ist es bei einer Bulimie nicht möglich, auf das Suchtmittel, in diesem Fall das Essen, zu verzichten und trotzdem weiterzuleben. Aus diesem Grund ist es für Betroffene notwendig, den Umgang mit dem Essen neu zu erlernen.

Da Betroffene das Essen einsetzen, um Gefühle zu unterdrücken, müssen sie lernen, ihre Gefühle, insbesondere Wut, Langeweile, Einsamkeit und Traurigkeit, wahrzunehmen und angemessen auszudrücken.

Darüber hinaus müssen sie lernen, zu ihrem Körper ein liebevolles Verhältnis zu entwickeln und ihn durch angemessene Ernährung und Bewegung zu unterstützen.

Neues Selbstvertrauen und Problemlösestrategien müssen aufgebaut werden, um nicht mehr auf die alte Problemlösestrategie Essen zurückgreifen zu müssen. Es gibt wirksame therapeutische Strategien für Betroffene, um wieder ein gesundes Essverhalten aufzubauen.  
 

 



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