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Mhh ..

Autor:  WhiteFighter
Ich weiß nicht was ich sagen oder denken soll. Ich fühle mich, als würde ich zwischen zwei Stühlen sitzen, ohne mich an einen der beiden fest klammern zu können. Ich kann meinen Halt nicht sichern, nicht wenn ich so verbleibe wie ich jetzt bin. Ich habe die Möglichkeit eben jener zwei Stühle auf zwei verschiedene Weisen in Betracht gezogen. Die eine, die viel mehr fiktive und zukünftige Weise wäre mein eigenes Leben, das völlig aus den Bahnen geworfen wurde, durch das was in den Monaten geschehen ist. Immer wieder denke ich, mich selbst davon überzeugt zu haben, dass es für mich einen nicht gerade geringen Sinn macht, so weiter zu leben, wie ich es bis jetzt getan habe. Wartend. Hoffend. Zweifelnd. Trauernd. Und dann, in manchen Situationen, da denke ich völlig engstirnig und nur bewusst auf den Moment gerichtet. Aber das ist es, wofür ich lebe. Ich lebe nicht für irgendeine Zukunft, ich muss für den Moment leben, weiß ich doch nicht einmal genau, wie viele mir davon noch bleiben. Meine schwächen ohne Tabletten und Medikamente werden immer offensichtlicher. Immer häufiger setzt meine Atmung aus, immer häufiger muss ich um Luft ringen, um mich selbst am Leben zu halten. Und doch ist es nur ein Reflex, mich daran zu binden und lebendig zu bleiben. Ich fürchte mich nicht. Ich habe keine Angst, nicht mehr die Gelegenheit zu haben, nach Luft zu ringen. Dass ich einmal nicht wieder aufstehe und denke „Hey, das war mal wieder zu knapp, als dass ich mich wohl fühlen könnte!“. Dass ich einfach hinfalle. Dass ich nicht mehr atme und eventuell die Augen schließe und einfach aus dem Leben trete, als hätte es nie für mich existiert. Und das tut es momentan nicht. Es ist ein sinnloses Unterfangen, immer wieder dieselbe Routine. Es ist nicht, die die ich gewohnt habe, sie ist viel schlimmer. Ich habe nicht mehr einfach diese „Kleinigkeiten“ zu erledigen, ich habe gar nichts mehr. Nichts was sich lohnen würde, weiter zu machen. Und dann, im nächsten Moment erscheinen mir einige Dinge vor Augen, die unter eventuellen Umständen wieder da wären, um mich am Laufen zu halten. Es sind die Menschen, die ich in den letzten beiden Jahren gewonnen habe. Als Menschen, mit denen ich reden kann, als Menschen, zu denen ich Vertrauen habe, und natürlich die Menschen, die alles verbinden, und meine Freunde darstellen. Sie halten mich Monat um Monat hier, sie lassen mich nicht gehen, wollen mich nicht gehen lassen. Und ich kann es verstehen. Ich erinnere mich sogar einmal an ein Versprechen, das ich jemandem gemacht habe. Es trug den sinn in sich, dass ich mein Leben nicht eher lasse, als dass ich nichts mehr dagegen tun kann. Und ich kann etwas dagegen tun. Ich kann jederzeit Willens sein zu leben und mich dabei zu halten. Ich bin zu neugierig um zu sterben. Ich möchte die Veränderungen miterleben, die eventuell noch geschehen könnten. Und dann, wenn ich zurückdenke, hatten Veränderungen im Endeffekt nie etwas Gutes für mich bereit gehabt. Ja, ich hatte mich sogar einmal mit der simplen Hoffnung auf Liebe am Leben gehalten. Es ist nicht lange her, vielleicht einen, maximal zwei Monate, an dem ich ein weiteres Mal ganz kurz davor stand, einfach Schluss zu machen. Es war der Tag, an dem ich mich vor Wut zusammengekauert und zittern auf den Kacheln meines Badezimmers auffand und kurz darauf die Augen schloss – diesmal mit dem Funken der Hoffnung, sie nicht mehr aufmachen zu müssen. Aber was dachte ich? Dachte ich, dass ich es endlich geschafft hatte? Ich weiß noch, dass ich etwas dachte. Ich dachte an die Person, die mir so oft unbewusst geholfen hatte. Der Mensch, für den ich den letzten Winter überlebt habe. Für den ich sogar den Unfall überstanden habe, von dem sie wohl noch immer nichts weiß. Von dem niemand weiß, außer den Beteiligten selbst. Und nun .. nun stehe ich wieder kurz davor, eine unbewusste Entscheidung zu treffen. Was ich will, dessen bin ich mir bewusst. Ich bin mir über meine Möglichkeiten im Klaren, die das Erreichen fördern könnten. Und dennoch .. kann ich mir ganz einfach nicht sicher sein, ob ich die kraft aufbringen kann. Ich hänge einmal mehr zwischen zwei Stühlen ..

Nicht auf der Basis meines Lebens, nein, es ist etwas wesentlich Wertvolleres. Das, was ich schon immer sagte, und wiederholt sagen kann ist, dass mir die Liebe zu einem Menschen viel mehr bedeutet, als mein eigenes Leben. Ich habe oft, vielleicht zu oft, die Situation durchgemacht, den Menschen zu verlieren, den ich aus ganzem Herzen geliebt habe. Vielleicht ist es ungewöhnlich, vielleicht nur ein bloßes Denken meinerseits, aber mir ist es vergönnt, so gut wie jedes Gefühl, dass ich einmal empfunden habe, auf eine gewisse Art hervorrufen zu können. Es bildet sich also eine Grundbasis dessen, was ich empfunden habe, als Erinnerung. Diese Eigenschaft führte mich zu dem Schluss dass, egal wie sehr ich Melina und Petra damals liebte, dass ich jedoch jemand anderes mehr liebte. Stärker. Intensiver. Reeller. Und nun bildet sich in mir der Gedanke, ob dieses Gefühl, trotz dessen dass es noch in mir existiert, wertvoll genug ist, um darum zu kämpfen. Um einen Menschen, der mir wichtiger ist als ich selbst, wenn ich ehrlich zu mir selbst bin. Durch verletzten Stolz, durch die Ungewissheit und nicht zuletzt durch ihre verletzende Art trug ich eine Wut mit mir herum, die mich viele Dinge hat sagen lassen, die ich wohl auch so meinte, aber mit gutem Gewissen jetzt auch fallen lassen könnte. Der Gedanke „Warum hast du das eigentlich gesagt?“ drängt sich mir bei der Überlegung auf. Es war nicht nötig gewesen, mich aufzuregen. Vielleicht war es ja nicht einmal ihre Absicht gewesen, mich derartig zu verletzen. Ich sagte ihr zwar, dass wenn sie mir einen klaren Grund liefern würde, es direkter und sicherlich kurzfristig schmerzhafter sein würde, aber ich damit besser klar käme, als dieser Schmerz jetzt. Dieser immer wieder aufkeimende, nimmer enden wollende Schmerz, der Nacht um Nacht in Trauer, Missmut und Sehnsucht ausartet. Aber genau das ist es. Ihre Unsicherheit sich selbst gegenüber macht es so schwierig. Niemand außer ihr selbst, weiß geschieht. Sie versteckt das, was andere wissen sollten. Um sich zu schützen, vor eventuellem Schmerz. Schmerz, der ihr genommen werden würde. Wenn sie sich denn nur für die Hilfe anderer öffnen könnte, anstatt stur nach vorne zu sehen, und sich nur auf sich selbst zu verlassen ..
Ich könnte ihr einfach ins Gesicht sagen, was ich für sie empfinde. Ich könnte wenn ich wollte alles in Gang setzen, was sie wollte, um es ihr zu beweisen. Und dann, genau dann, wenn ich daran denke, keimen Zweifel. Wenn ich es tue, wie von ihr gewünscht, was wird die Antwort sein? Ich hoffe auf nichts mehr. Ich wünsche mir Gutes, hoffe aber nicht darauf, schenke ihm nicht den Glauben an Gelingen. Ich möchte damit abschließen, doch fehlen mir die Worte. Bin mir nicht sicher, ob mein Selbstbewusstsein am richtigen Fleck ist, ob ich mir nicht doch die Arbeit sparen sollte. Und das sage ich, obwohl ich spüre, dass es gelingen kann ..


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