Die Schulzeit ist die schönste Zeit des Lebens!
Gedanken, die mir schon zu lange im Kopf herumfliegen und ich einfach aufschreiben musste. Sie mussten einfach raus. Stilistisch ist das alles wahrscheinlich nicht sonderlich gut und vermutlich auch wirr, aber darum geht es mir nicht. Ich will nur einige zum Nachdenken bringen und gleichzeitig eine gewaltige Last loswerden. Und auch, wenn ich eigentlich nicht darum bitte, bitte ich doch in den Kommentaren auf Rücksicht. Nicht um meinetwegen sondern für all die Menschen, die leiden. Bitte. Manchmal sind einzelne Worte so verletzend, dass sie einen ein Leben lang verfolgen. Danke.
„Die Schulzeit ist die schönste Zeit deines Lebens! Genieße sie!“ Immer wenn ich diese Sätze oder ähnliche höre, würde ich am liebsten kotzen. Ich werde wütend und traurig. Aber vor allem wütend. So unglaublich wütend wie sich die Menschen, die mit dieser beschissenen Phrase um sich schmeißen nicht vorstellen können. Wenn diese Zeit wirklich die schönste meines Lebens gewesen wäre, wäre mein restliches Leben die absolute Hölle und Glück wäre für mich in keinster Weise zu finden.
Darüber zu schreiben fällt mir schwerer als ich erwartet habe. Ich sitze hier, in meinem Wohnzimmer und spüre, wie mein Herz anfängt zu pochen. Mir wird sogar ein wenig schlecht und ich zitterte. Ich trage noch immer viel Wut in mir und diese Wut richtet sich nicht unbedingt gegen meine ehemaligen Mitschüler, sondern vor allem über die Menschen, die meinen, die wissen, wie schön oder nicht schön das Leben anderer ist und sein wird und vor allem gegenüber meinen ehemaligen Lehrer. Auch die, die haben helfen wollen, denn diese Menschen haben mich zu einem Stück kaputt gemacht.
Aber ich muss wohl von vorne anfangen. Mit meiner Grundschulzeit. Die Zeit im Kindergarten habe ich als größtenteils positiv in Erinnerung. Auch da war ich nicht der Typ Mensch, der im Mittelpunkt stehen wollte und viele Freunde hatte. Ich war und bin introvertiert. Nicht schüchtern, ich bin gerne alleine und mich überfordern viele Menschen auf einen Fleck einfach. Gerade, wenn es laut wird und viel durcheinander passiert (die einzige Ausnahme bilden da Konzerte, gerade Outdoor-Konzerte und Festivals, Clubs und Discos sind für mich furchtbar). Aber da hat es niemanden wirklich gestört, zumindest nicht, dass ich es mitbekommen habe. Ich hatte einige Freunde, sogar eine Kindergarten-Liebe (wir haben uns sogar geküsst!) und habe mich vom Großteil der anderen Kinder zurückgehalten und draußen gespielt, während die anderen Mädchen Mutter-Vater-Kind gespielt haben. Ich war eine Heldin, ein Ritter, ein Jedi-Ritter oder eine Krieger-Prinzessin. Was auch immer. Ich war nie wirklich so, wie die anderen.
Dass das etwas Schlechtes ist, habe ich erst in der Grundschule erfahren. Meine Klassenlehrerin, Frau L., war eine furchtbare Frau. Eine Frau, für die ich nur Verachtung über habe. Ein Mensch, den ich bis heute hasse und ich hasse nicht viele Menschen. Meinen Hass bekommt man nicht so schnell.
Ich weiß nicht wieso, aber sie hasste mich. Vielleicht, weil ich anders war. Ich schrieb gute Noten, war im Unterricht sehr erträglich (nur eben verträumt, was für ein Kind der ersten Klasse natürlich total böse ist!) und eben ruhig. So, wie ich halt bin. Wie andere Menschen eben laut und aufgedreht sind. Sie aber... sie machte mich runter. Nicht nur mich, die ganze Klasse. Es ging so weit, dass sich ein Junge nicht traute zu fragen, ob er auf Toilette gehen kann. Er machte in die Hose. Ein anderer Junge trank morgens so viel kalten Apfelsaft, dass er Durchfall bekam – weil er Angst vor der Schule hatte. Sie stellte andere Kinder extrem positiv in den Vordergrund, sodass sie so Hass und Neid provozierte – und uns andere sich schlecht fühlen ließ.
Ich kann mich an viele Situationen erinnern, viele, in denen ich mich gedemütigt gefühlt habe (sie hat mich einmal angemault, weil ich geweint habe). Die Klasse entwickelte ein ungesundes Konkurrenzdenken. Man wollte sich gegenseitig ausstechen und ließ an anderen aus. Unter anderen an mir, wobei ich es nicht als krass in Erinnerung habe – zumindest traf es andere schlimmer. Als schön kann ich meine Grundschulzeit nicht bestreiten. Meine Eltern bestätigen diesen Eindruck im Übrigen. Gerade meiner Mutter, es hat auch ihr nicht gut getan. Sie hat ebenfalls darunter gelitten und sie ist garantiert nicht alleine damit.
Besser als diese Zeit geht es allemal! Aber es wurde auch in meiner restlichen Schulzeit nicht besser.
In der weiterführenden Schule wurde ich gemobbt. Was passiert ist , klingt von außen wohl gar nicht so schlimm, schließlich wurde ich „nur“ ignoriert, aber es hat Wunden hinterlassen. Tiefe, aber welche, die ich mittlerweile ganz gut überwunden habe. Nicht komplett, aber es wird immer besser.
Ich habe die Schule gewechselt, habe Freunde verloren und mich verraten gefühlt. Die meisten Mitschüler waren Opfer der unfähigen Lehrer und Eltern, der Gemeinschaft und der ungesunden Dynamik. Andere waren einfach Arschlöcher. Und vielleicht, und den Stolz räume ich mir ein, waren sie neidisch auf mich, weil ich so war, wie ich war. Weil ich mich nicht für andere verbogen habe und mich angepasst habe. Ich war stolz und bin es immer noch. Mein Andersein kann mir keiner nehmen. Erst recht nicht Menschen, die es nötig haben, andere nieder zu machen, weil sie sich selbst so klein fühlen.
Besser wurde es mit dem Mobbing schon, auch, wenn ich nie beliebt war und es auch schon zu spüren bekommen habe. Wohl gefühlt habe ich mich mit den anderen Schülern, bis zur 11. Klasse, nach der ich allerdings abgebrochen habe, allerdings nie. Beruhte aber auch auf Gegenseitigkeit und so schlimm finde ich das nicht. Es war in Ordnung so, aber ich denke, auch dass kann deutlich besser gehen.
Was schlimm war, waren die Lehrer. Ich bekam so oft mitgeteilt, dass es falsch war, dass ich introvertiert bin. Ich habe immer gehört bekommen, ich solle mehr sagen. Dann wäre ich ja auch beliebter und würde mehr im Mittelpunkt stehen – Dinge, die ich nicht wollte. Und scheinbar was das falsch, immerhin gefiel das ja anscheinen allen. Ich war schlecht so, wie ich war. Das wurde mir durch jeden Lehrer, der mir „helfen“ wollte schlimmer. Teilweise hat mir das echt Hass auf Extrovertierte gebracht. Weil alle Welt sie als perfekt ansah und ich nicht wusste, wieso. Ich habe mich nicht genügend gemeldet. Teils, weil ich Angst hatte, ausgelacht zu werden, teils, weil ich einfach darüber nachdenke, was ich sage. Haben andere eben nicht gemacht. Dafür waren meine Beiträge größtenteils gut, durchdacht und richtig. Über den Sinn und Zweck von mündlichen Noten will ich mich jetzt nicht auslassen, das gehört nicht direkt hier rein.
Es waren so viele Gespräche. Und es tut noch heute weh, wenn ich mich daran erinnere. Es waren nicht unbedingt die Notenbesprechungen, eher gutgemeinte Ratschläge.
„Meine Tochter war mal wie du, dann war sie in einer Theater-WG und seitdem steht sie immer im Mittelpunkt und unterhält alle Leute. Das solltest du auch mal versuchen.“
Ja, schön für sie. Ich WOLLTE nie zu sein. Ich WILL auch nicht so sein. Ich bin ruhig, ich bin gerne ein Beobachter und gebe meine Kommentare eben mal ab, wenn ich es will und für sinnvoll erachte. SO BIN ICH HALT! SO SIND VIELE MENSCHEN! UND DAS IST NICHT SCHLECHT!
Ich musste mir solche Sprüche oft anhören. Angebliche Sorge, die sich in Überheblichkeit und einem beschissenen Weltbild geäußert hat. Von Pädagogen.
Und diese Sprüche... sie haben mich verunsichert. Sie haben mir wehgetan und ich hatte immer weniger Lust auf die Fächer, die von diesen Lehrern unterrichtet worden sind. Es tat weh, es tut immer noch weh. Ich habe nun Tränen in den Augen und eigentlich bringt man mich nicht so schnell zum Weinen.
Ich war verunsichert, natürlich. Ich war jung und mir wurde gesagt, dass ich so im Leben nie Erfolg haben werde. Es tat weh, es tat verdammt weh. Heute weiß ich, dass das Schwachsinn war, damals aber nicht. Und meine Unsicherheit haben manche Lehrer auch gespürt … und fanden es toll, mich deswegen runter zu machen. Immer sehr subtil, sodass man ihnen nichts nachweisen konnte, aber sie habe es getan. Und ich würde am liebsten dafür sorgen, dass solche Arschlöcher ihren Beruf verlieren. Die, die helfen wollten und auch die, die deswegen scheiße zu mir (und anderen) waren.
Ich kenne Leute, die haben Panikattacken vor der Schule. Leute, die sich fertig machen, weil sie ähnliches erlebt haben und nicht die Stärke (und den Trotz) haben, sich trotzdem gut zu fühlen. Sich nicht als falsch zu sehen. So viele wären gerne anders, weil man ihnen eingeredet hat, dass sie scheiße, Abschaum sind, weil sie so sind, wie sie sind. Ich kenne Leute, die weinen, wenn sie an die Schule denken. Sie haben Angst davor. Manche, wegen der Lehrer, manche wegen anderer Schüler. Es gibt Leute, die wurden verprügelt, beinahe getötet! Diese Wunden bleiben oft ein Leben lang. Sie leiden darunter auch viele Jahre später...
Und diesen Menschen sagt man ins Gesicht, dass es nicht besser, sondern schlechter wird? Wisst ihr eigentlich, wie weh das tut? Eine Zeit, in der man so leidet, als die schönste Zeit des Lebens zu bezeichnen? Zu sagen, dass es schlechter wird?
Es geht bei einigen nicht mal schlechter also haltet eure Klappe, wenn ihr so etwas behauptet. Bitte. Das ist einfach Schwachsinn. Wenn das für euch so gewesen war, dann ist das zwar schön für euch, aber für mich war sie das nicht.
Die jetzige Zeit ist für mich viel schöner. Ich weiß, dass ich so bin, wie ich bin, gut bin. Ich kann Leute zum Lachen bringen, einfach nur zuhören und mich dennoch verstanden fühlen. Ich kann das Leben so leben, wie ich es will. Und das ist gut so.
PS.
Und für alle die meinen, meine Lehrer hatten recht und so, wie ich bin, würde ich nie zurecht kommen: Bullshit! Ich mache eine Ausbildung zur Physiotherapeutin und wisst ihr was? Die Patienten mögen mich! Sie mögen mich, weil ich ruhig bin. Weil ich auch mal schweige und sie nicht vollquatsche, teilweise höre ich auch einfach zu, was viele von ihnen brauchen. Und wenn sie reden wollen – Überraschung! - dann spreche ich auch mit ihnen!