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Nur ein kleines Ereignis des heutigen Tages...

Autor:  Ice
Heute in der Stadt ist mir etwas passiert. Also nicht mir persönlich. Und wer schwache Nerven hat, oder schnell mitleidet sollte vielleicht aufhören zu lesen. Nein, keine Tote, keine Sorge.
Eigentlich wollte ich in die Bücherei, die Präsentationen für mein mündliches erarbeiten (morgen bekomme ich das Thema xx). Davor war ich noch bei der Post Pakete aufgeben und bin dabei an diesen ach so teuren und schicken Boutiquen vorbeigegangen. Irgendwas sagte mir, ich solle hochschauen. In einem der Vordächer, wo immer diese Netze und Stacheln sind. Dort hing kopfüber eine Taube, verzweifelt mit den Flügeln schlagend um dort weg zu kommen. Sie musste sich dort wohl verfangen haben. Ich hab das noch nie gesehen, dass sich ein Vogel in diesen Netzen verfangen hat. Ich hab meine Pakete schnell (oder so schnell das bei der Post eben geht >>) abgegeben und bin wieder hin. Ich hatte gehofft, sie hätte sich vielleicht schon von alleine befreit. Hatte sie leider nicht. Inzwischen saß sie ganz ruhig da und schaute nach unten. Ich überlegte, ich wollte ihr helfen. Hochklettern ging nicht. Die Taube war in mindestens 6 Meter Höhe, um sie herum nichts als Luft, nichts wo man sich festhalten konnte und durch an der Wand hochklettern hätte man nur das Netz erreicht. Zu diesem Zeitpunkt war es ungefähr halb vier. Ich überlegte, ob man nicht vielleicht eine Leiter aus den Läden nebenan holen konnte, als ich neben mir zwei Männer bemerkte, die ebenfalls die Taube beobachteten und miteinander redeten. Ich ging auf sie zu und fragte, wen man den anrufen könnte, das Ordnungsamt oder ähnliches. Der erste erwiederte, sie hätten gerade schon im Laden neben an bescheid gesagt, diese würden jetzt die Hausverwaltung holen. Nach einer gefühlten halben Stunde tauchte der Hausmeister auf. Wir sahen, wie er die Taube ansah und meinte, das man die Leiter holen müsste. Ich fragte mich, ob das denn nicht offensichtlich gewesen wäre. Wieder verstrich die Zeit, während zwei die Leiter holen gingen und wir drei die Taube beobachteten, ihr Beistand leisteten. Sie versuchte ab und an, sich wieder loszuflattern, was natürlich nicht funktionierte. Als endlich die Leiter kam, stellten wir gleich fest, sie ist zu kurz. Trotzdem wollte der eine Mann es probieren, er stieg also die Leiter hoch, fersuchte, am benachbarten Vordach Fuß zu fassen, was aber immer noch zu weit weg. Die Verkäuferin, die die Hausverwaltung gerufen hat, meinte, sie hätten noch eine größere Leiter, die würden sie jetzt holen gehen. Wir drei warteten weiter, wir wollten sicher gehen, dass dieser Taube auch geholfen wird. Wieder verging eine halbe Stunde, bis die Verkäuferin wieder da war. Ohne Leiter. Sie erklärte, sie dürfen die Leiter nicht nehmen, das Haus, zu dem das Dach gehöre sei privat, da dürfen sie nichts machen und sie dürfen uns auch die Leiter nicht geben, versicherungstechnisch. Sie würde aber jetzt das Ordnungsamt rufen gehen. Wir drei sahen uns an. Irgendwie war das zu erwarten gewesen. Während wir also auf das Ordnungsamt warteten, überlegten wir, wie man anderweitig an die Taube kommen könnte. Der einer Mann versuchte es dann letztlich doch mit hochklettern, er kam jedoch nur an das Netz und auch das schütteln brachte nichts.
Ich weis nicht, wie viel Zeit vergangen war, bis das Ordnungsamt endlich da war. Die Ordnungshüter begutachteten die Taube und einer rief die Hausverwaltung der Besitzer. Erwürde bald da sein, hieß es. Aus dem bald wurde über eine Stunde. Wobei letzlich nur ein Mann kam, der keine Leiter hatte und der eigendlich auch nur da war um zu sagen, dass die Leiter aus Frankfurt käme und gerade im Stau stehe. Wir hatten alle nicht verstanden wozu dieser Mann eigentlich gekommen war. Der einen Ordnungshüter platzte auch der Kragen und er rief die Feuerwehr. Diese kam dan nach einer weiterern viertelstunde und befreite endlich das arme Tier. Es musste mitsammt dem Gitter rausgeschnitten werden.
Letztlich hing die Taube über vier Stunden in dem Gitter fest und hatte immer wieder versucht, sich zu befreien. Die einzigen, die wirklich interesse hatten, das Tier zu befreien, waren die beiden Männer - zwei türkische Mitbürger, die die ganze Zeit mit mir gewartet hatten. Viele Passanten sahen sich um, betrachteten das Tier kurz - und gingen weiter. Oder sahen es garnicht.
Ich will dazu nur sagen: Deutschland ist ein zu bürokratisches Land. Hätte man uns am Anfang einfach die Leiter und eine Zange gegeben, hätte die Taube nicht so lange leiden müssen. Aber Versicherung und die Hauswand sich ja wichtiger. Das ist etwas, dass ich nicht verstehe. Ja, es ist nur eine Taube. Davon gibt es in Mannheim zu viele. Deswegen muss man sie aber nicht elendlich in einem Gitter eingehen lassen (Davon abgesehen, dass es nicht gut für das Image von jenem Haus wäre, wenn vor ihrer Tür eine tote Taube rumhinge...). Ich jedoch habe mir nach einem Vorfall auf einer italienischen Autobahn geschworen, nie wieder ein Tier leiden zu lassen, wenn ich irgendwie helfen kann. Und wenn es nur dadurch ist, dass ich da bin und das Ordnungsamt zum Handeln zwinge.
Vielleicht will ich etwas Gesellschaftskritik betreiben, vielleicht will ich auch, das diese Gitter/Netze wegkommen und der Taubenbestand durch strengere Brutkontrolle verkleinert wird. Ich weis, das Taubenkot giftig/gesundheitsgefährdend, bis tötlich ist. Aber vielleicht will ich einfach nur nicht, dass Tiere, deren Lebensraum wir nehmen und nicht teilen können, sich nicht den Fuß verdrehen müssen oder ähnliches.
Oder vielleicht wollte ich euch einfach erzählen wie mein Tag war.

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Datum: 17.05.2011 21:35
Ich find's so toll, dass ihr drei auch darum gekümmert habt, dass der Taube geholfen wurde, wirklich <333.
So viele wären - wie du schon gesat hast - einfach weitergegangen.

Und zu diesem ganzen Bürokratie-Müll. Lol, echt ey. Gesetze, die die Welt nicht braucht, aber immerhin man hält sich dran.
No matter the man, we all wear masks. Whether it be over our faces or over our hearts.
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Datum: 17.05.2011 23:48
awww ;___;"
die arme taube!!!
klasse, dass ihr der armen beistand geleistet habt! <333
hätte ich auch gemacht!!!
ich mein, das arme tier kann ja nichts dafür, dass das dach privat ist!!!
muss denn ein so hilfloses lebewesen wegen sowas sterben?? hier in deutschland anscheinend, ja Dx wärt ihr nicht stehen geblieben und hättet ihr geholfen, mein ich <33333
Fiiirst,
I was waaaaaay~ to awesome for brain~
but then, Poland took it !!!D:
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Datum: 18.05.2011 10:51
So etwas scheint banal zu sein, wenn man es so liest. "Eine Taube hängt in einem Gitter fest. Passiert jeden Tag, und es gibt millionen von Tauben"
Aber wenn man es als banal empfindet, dass ein Tier leiden muss und gestorben - nein, elendiglich verreckt wäre - wenn sich keiner drum gekümmert hätte, dann kann man sich nicht mehr als Mensch bezeichnen.
Ich freue mich, dass es Leute gibt, wie dich und diese beiden Männer denen ein Leben (egal WAS für ein Leben) nicht einfach egal ist.
Diese ganzen Leute die drann vorbei gerannt sind spenden bestimmt 100 € im Monat an den WWF oder die Welthungerhilfe, aber würdem einem Obdachlosen keinen Cent geben, jede Spinne in ihrer Wohnung totschlagen, nur zusehen wenn Leute in der Straßenbahn belästigt werden und tragen Pelz ...
Oh, diese Welt ....
O tempora, o mores. >__>; Es ist so alt und immernoch wahr.

NATÜRLICH IST BÜROKRATIE WICHTIGER ALS EIN LEBEN!
UND GELD AUCH!
Sonst würde es auf dieser Welt doch nicht so aussehen!
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Datum: 18.05.2011 22:28
Deutschland - Land der unnötigen Bürokratie!

Ich weiß nicht, ob man das in dem Fall so nennen kann, weil es nicht um Menschen geht, aber ich finde ihr drei habt Zivilcourage gezeigt.
Der Taube wäre niemals geholfen worden, wenn ihr nicht daneben gestanden wärt und darauf bestanden hättet.

Denn für die meisten Menschen ist eine taube in erster Line weder Tier noch wichtig, sondern eine "Ratte der Lüfte".
In Spanien werden Hunde auf der Straße erschlagen, weil zu viele da sind. In Tunesien die Katzen. In Deutschland die Tauben.
Da stehlen wir ihnen schon ihren lebensraum, stellen Fallen für sie auf und dann lassen wir sie elendig krepieren.
Uuuh, toll gemacht, Staat meines vertrauens. Ich bin ja sooo stolz!
Tse, das hat mal wieder schön bewiesen, wie ohne die Einzelinitative nichts geschieht, weil jedem der Aufwand zu groß, die Zeit zu kostbar ist.
Ich bin stolz auf das Verhalten, dass du und die zwei Männer an den Tag gelegt habt.
Die Taube verdankt euch euer Leben.
Let the feeling of "wanting to protect" turn into "strength"...
Turning "strength" into "power"...
...that's what being a "God" is all about!


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