Eltern...
Autor: -Broeckchen-
Bin grad wirklich ein wenig sehr grummelig. Warum? Weil ich endlich diese Stelle bei Kaiser's gefunden habe - Kündigung und neuer Arbeitsvertrag sind beide schon abgeschlossen und ich darf dort nächste Woche anfangen. Als ich das erste Mal nix mehr hatte, hätten meine Eltern mich am liebsten ständig zu Netto und Konsorten geschleift, damit ich mich da an die Kasse setze. Nun wo das bei Kaiser's ansteht, wo sogar Zehntklässler sich lange ein Zubrot verdient haben, habe ich mir angeblich "wieder mal das Schwerste ausgesucht". Heute kam ernsthaft der Vorschlag, doch mal mit jemandem zu reden, der dort gearbeitet hätte, damit jener Jemand mich davon abbringen könnte. Wie zum Beispiel meiner Tante. Ja. Nett. Völlig unter den Tisch fällt dabei, dass mehrere Freunde von mir schon mal dort gearbeitet haben und mir auch davon erzählten. Ebenso, dass Putzen auch verdammt anstrengend ist und man dabei tausend Fehler machen kann (mein Kollege hat mir gezeigt, was allein passiert, wenn man Steinpflege versehentlich auf Linoleum tropfen lässt - das Eine ätzt das Andere weg).
Und vor allem, dass ich sowieso schon verunsichert genug bin.
Verdammt nochmal, wenn ich nicht mal an einer Kasse im Supermarkt sitzen kann, was soll denn dann bitteschön aus mir werden? Ich hab selbst Angst, ich fühle mich unsicher und fürchte mich bereits genug davor, es zu verhauen - und genau deshalb könnte ich zur Abwechslung mal etwas Rückhalt gebrauchen. Meinen Eltern fallen immer Gründe ein, wieso genau die Schule, die Uni oder der Job, die oder den ich mir anlache, genau das Falsche für mich ist. Mir ist neuerdings fast rund um die Uhr schwindelig und schlecht und ich kränkle schon wieder vor mich hin, seit ich den Putzjob habe. Das fällt ihnen natürlich nicht auf.
Ich erwarte keinen Job, in dem ich meine Erfüllung finde. Aber das habe ich jetzt auch nicht. Ich erwarte keinen Job, der total unanstrengend ist. Aber das habe ich jetzt auch nicht. Ich erwarte keinen Traumchef, keine übernatürlich tollen Arbeitsbedingungen und mir ist durchaus bewusst, dass nicht jeder Kunde ein Schnuckelchen sein kann. Ebenso nicht jeder Kollege.
Mein jetztiger Chef, die Eltern der Kinder und die Erzieherinnen sind ebenfalls nur Menschen.
Das Einzige was ich erwarte ist, drei Tage in der Woche Zeit für "Ckaзka" zu finden, oder wenigstens einen oder zwei davon.
Ich werde hart arbeiten und pünktlich sein müssen, und es ist möglich, dass mir dort einige Menschen tiefe Schrecken einjagen werden - einer Freundin von mir wurde an der Supermarktkasse mal ein voller, schwerer Rucksack ins Gesicht geschlagen. Aber egal was wird - jetzt hilft mir auf keinen Fall mehr, kleine Fabeln aus der Sicht meiner Lieblingskinder zu schreiben, die mich darin zum Bleiben in der KiTa überreden. Mir würde jetzt helfen, mir auf die Schulter zu klopfen und zu sagen: "Hey, den ersten Schritt hast du schon geschafft. Wenn du dich weiter so bemühst, wirst du dir nichts vorzuwerfen haben."
Wenn wir über Unis und dergleichen reden, maulen die beiden immer: "Ist doch egal, was wir sagen, du machst es immer gleich negativ." Ich wünschte, sie würden sich bei meinen Taten anders verhalten - und einfach von vornherein horchen, was ich überhaupt will, anstatt sich über meine Ablehnung zu beschweren, wenn sie mir etwas völlig Anderes anbieten.
*sfz* In solchen Momenten hilft es mir, das Lied aus dem heutigen Sehenswert zu hören - auch wenn es eigentlich heut mehr ein "Hörenswert" ist. Tut mir leid, aber ich fand nur zwei Videos von der Filmszene drumherum, und das eine ging mir zu lang, das andere war nicht einbettbar. Wem es aber gefällt, der kann sich ja mal "Repo - the Genetic Opera" zu Gemüte führen. Es ist ein toller und fast erschreckend realistischer Film, wie ich finde. Und selbst wenn ihr ihn nicht mögt - hört wenigstens mal dieses Lied. Es ist eine echte und wunderschöne Ode an die Kinder und Eltern dieser Welt, wie ich finde.
Sehenswert #10
Also du kleines Gemüse lasse dich niecht beirren und halte Tapfer durch... Dein Netto-Mitarbeiter (Schwarzes Netto mit Scottie !!!) xD