Problemzone Cosplay
Autor: Hattushiri
>Fanfare<
Eigentlich sollte der nächste Cosplaybezogene Artikel erst nach der Animuc entstehen, wenn ich neues „Material“ habe, aber ich hatte das Gefühl, ich schulde euch was, Leute, denen der letzte Eintrag schon gefallen hat.
Und weil ich absolut keine Selbstkontrolle habe, kommen wir zu einem anderen Aspekt der Szene, namentlich präsentiere ich euch
DIE PROBLEMZONE
>Fanfare<
(Untertitel:1111einself111zomgwtf111)
>Fanfare<
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Wir alle kennen die Probleme, die bei der Erstpräsentation eines Cosplays auftauchen können. Es betrifft nicht nur Neulinge und nicht nur Leute, die etwas Neues ausprobieren.
Man muss nur denken >Hui, der Rock ist 3,27cm kürzer als mein letzter<, um schon zu erahnen, was los sein wird. Aber wir sind mutige Kreaturen und los geht’s. Fotos gemacht, Fotos komprimiert (Wer nicht weiß, wie das geht, ich hoffe, ihr habt Geduld beim Hochladen ;)) und bevor man dann hochlädt, macht man sich noch einmal letzte Gedanken.
Die Reaktionen, die positiven wie die negativen. Die möglichen Diskussionen über ein Bild, auf dem man den Oberschenkel sieht. Die Vielzahl der Trolle, die schon sabbernd und geifernd auf die Startseite starren, begierig darauf, alles niederzumachen, was Aufmerksamkeit auf sich lenken könnte.
Man sagt ja, man sollte mit jeder Art Aufmerksamkeit klarkommen, die man sich einfängt. Wer fleißiges Fishing for Compliments betreibt, muss auch mit Kritik klarkommen oder damit, dass einer der ambitionierten Kritiker gerade einen schlechten Tag hat.
Wisst ihr was? Dem widerspreche ich. Man muss mit gar nichts klarkommen. Natürlich sollte man sich kritikfähig zeigen und damit klarstellen, dass man bereit ist, einen Hinweis anzunehmen, wenn er auch auf einen negativen Aspekt der eigenen Arbeit, auf die man so stolz ist, darstellt. Das ist ein Zeichen für guten Charakter. Aber das heißt nicht, dass man sich alles geben muss, aus Angst, man könnte als kleinlich hingestellt werden.
Du fühlst dich beleidigt? Der User führt sich auf wie Malefiz und schändet ganz nebenbei die deutsche Rechtschreibung? Und endet mit der Aussage, „dass war nu r so weit meine meinnung wens dir nicht passt ist dein Ding löschs doch“? Ja, was bleibt denn da noch zu tun, außer dem Schreiber in Gedanken herzlichst zuzustimmen, ihm für sein/ihr Leben alles Gute zu wünschen und nach kurzem Druck auf das „Löschen“-Icon wieder zu vergessen?
Aber bevor man die Seele eines neuen Cosplays zur Ruhe betten kann, muss man eventuell erst einmal durch einige Sorgen hindurch. Ja, das müssen wir alle.
Um unseren Charakter zu stärken und das Gemüt eines Brauereigauls entwickeln zu können, was die Bewältigung von Troll-Invasionen angeht, müssen wir innere Größe beweisen und der versammelten Userschaft ein Vorbild sein.
Die
„Hören sie, Ich habe Freunde…“
Oh Gott nein. Der Cosplayer hat Freunde. Rennt, Freunde! Reeennt! Kennt ihr denn die Folgen nicht? Wisst ihr nicht Bescheid über die bevorzugten Methoden des Opportunismus?
Wenn ihr jetzt nicht rennt, dürft ihr die nächsten vier Wochen euer Gästebuch ausmisten, denn wenn die eisernen Verteidiger des Rechts auf Beratungsresistenz darauf Zugriff finden, ja dann haben sie erst Blut geleckt und die folgenden Tage sind angefüllt mit anstrengender Konversation, warum ihr auf eurer Meinung besteht, warum ihr die Hintergrundgeschichte nicht gelesen habt, ob ihr blind seid und nicht lesen könnt, dass der Cosplayer den Stab aus Wellpappe gemacht hat, um damit in die Con reinzukommen und dann wurde der Stab von rücksichtslosen, gemeinen und außerdem (!) rücksichtslosen anderen Besuchern, die keine Ahnung vom Cosplay und nichts haben, verbogen, das hätte man sich bei Wellpappe doch niemals träumen lassen!
Doch halt. Der eine oder andere wird sagen „Ich hab mein Gästebuch doch nicht offen?“ Es gibt immer noch die ENS-Funktion, meine Leidensgenossen und natürlich habt ihr die Wahl, diese Nachrichten ungelesen zu löschen und wer mit den Opportunisten, ihren Bekannten, Conbekanntschaften und Zirkelfreunden rein nichts zu tun hat, muss auch nicht fürchten, innerhalb kürzester Zeit den Ruf eines Arroganten Miststücks weg zu haben.
Die unendliche Geschichte
Jeder kennt das. Es war Freitagabend, Samstagmorgen war die Con, Abfahrt um 6:15, sieben Stunden Fahrt ohne jede Chance auch nur eine Nähnadel zu halten. Die Woche war stressig, es wurden Arzttermine fällig, in der Arbeit mussten Überstunden gemacht werden und man wollte einfach verdammt nochmal mit Portal 1 durchkommen, um sich auf Portal 2 zu freuen*.
Die Prioritäten lagen anders, erst Arbeit, dann Gesundheit, dann die Gesundheit des Hamsters und Cosplay ist ohnehin nur ein Hobby. Auf was greift man also zurück? Genau. Das glorreiche Provisorium. Pah Nähen, mit Superkleber hält das sicher. Pah, Perücke schneiden, nimmt man halt einmal eine längere, ist ja auch nur ein Stück zu lang. Pah, Jeansweste nähen, zu wenig Stoff da und es ist 21:41 am Freitag, schlacht‘ ich halt mal eben den Jeansmantel aus**.
Man redet sich selber gut zu, versucht, den gigantischen Nervenzusammenbruch zu verhindern, der sich anbahnt und tut sein Bestes. Das Ergebnis… Nun, andere werden sagen können, was sie wollen, doch der Cosplayer selber weiß am besten, welches Teil gerade drauf und dran ist, sich vom Outfit zu verabschieden.
Was man in dieser Situation am wenigsten braucht: Jemanden, der es einem erzählt. Es ist ziemlich sinnlos, zu versuchen, die Sache zu erklären, es wird immer mindestens einen Troll geben, dem auffällt„Hey… dein Ärmel macht sich vom Acker XD“ Und dann wird es ein Dutzend geben, die ihm zustimmen und dann wird das Cosplay, nachdem es die Convention doch so schön überstanden hat, im Nachhinein durch Kommentare zerlegt. Keine große Katastrophe, aber… doch unangenehm.
*Das übrigens heute rauskam, ich werde wohl meinen Freund die nächsten zwei Monate nicht mehr zu Gesicht bekommen…
**Wahre Geschichte, siehe dazu mein „Yoshino Fujieda“-Cosplay
Der Cosplayer an sich ist ein Herdentier
Okay, wer hat hier „Mitläufer“ gerufen? Weil das stimmt so voll total gar nicht.
Im Ernst, wer jemals einen Schwarm Geier gesehen hat, die mitten in der Wüste auf ein dahin krepierendes Opfer hinabgestürzt sind, der hat eine ungefähre Vorstellung davon, was vor sich geht, wenn eine Gruppe User, die für ihr Leben gern kritisieren, ein mangelhaftes Cosplay gefunden haben.
Die Höflichkeitsgrenzen werden nach gefühlten 37 Sekunden niedergerissen und die Geier brechen die Beute auf. Die bekämpfen sich nicht gegenseitig, die arbeiten zusammen. Auf den Hinweis auf einen falsch gefärbten Ärmel folgt der nächste und dann gleich ein anderer Hinweis, der aber den Ärmel beinhaltet und so weiter, bis die Federn fliegen.
Allerdings wissen wir natürlich alle, dass es nie etwas bringt, die Leute auf ein Problem, das man mit ihrem Outfit hat, anzusprechen, denn wie wir alle wissen, sprechen Cosplayer Na’Vi in so vielen unterschiedlichen Dialekten, dass man schon bei der Frage nach einer Portion Pommes Gefahr läuft, einen Heiratsantrag zu machen. Schon wieder.
Jedoch der größter Fehler, den man in diesem Fall als der betreffende Cosplayer machen kann, besteht darin, den User auch nur aufs freundlichste anzusprechen, ob er denn den vor vier Stunden entstandenen Kommentar nicht gelesen hat, in dem praktisch das gleiche steht und zwar so gleich, dass die Furcht aufkommen muss; der User ist im Besitz einer der kuriosen Guttenberg-Tastaturen.
Das Ergebnis ist, dass das Bombardement der Bemängelungen noch genauso weitergeht wie zuvor, nur, dass unter jedem Kommentar der Zusatz stehen wird, dass es sich um die eigene Meinung handelt, die verdammt nochmal raus muss, sonst gibt’s Verbalverstopfung.
Teh Rechtschreibreform
Was viele junge Cosplayer noch nicht wissen und eine Erfahrung, die sie erst zum Abschluss ihrer Schulzeit hin machen werden – in einigen traurigen Fällen dauert es allerdings länger – alles vergeht im Perfektionismus. Nobel geht die Welt zugrunde und wenn nicht alles im Augustiner ersoffen ist, werdet auch ihr Jungspunde die Wirren der Ahnungslosigkeit hinter euch lassen und euch wird die Erleuchtung zuteilwerden. Hier schon mal ein kleiner Vorgeschmack: Wenn man dem wahr sein „h“ wegnimmt, dann war es mal und wird sehr traurig darüber und so eingedeutscht „Cosplay“ oder seine Kurzform „Cos“ auch sein mögen, ihr tut unrecht, sie bei den Wörtern einzuordnen, die klein geschrieben werden.
Eine der mächtigsten Waffen eines mit dem Duden bewaffneten Cosplayers, um sein Werk zu verteidigen, besteht darin, den unerwünschten Kritiker darauf hinzuweisen, dass eine Grammatik, wie er sie benutzt, einen Fünftklässler veranlassen würden, krebsrot anzulaufen und seinem kleinen Bruder aus der Grundschule die Schuld anzuhängen*.
Ich meine, kritisieren lassen dürfen wir uns alle, aber wir wollen es wenigstens in Würde über uns ergehen lassen. Die lockere Haltung gegenüber der Rechtschreibung und vor allem dem korrekten Ton der Anrede beruht auf der anonymen Vertrautheit des Internets. Da schadet es wirklich nicht, hin und wieder darauf hinzuweisen, dass der User es nicht mit einem Klassenkameraden zu tun hat, dass wir alle mal die Groß- und Kleinschreibung gelernt haben und dass niemand hier kleinlich sein will, aber ein Satz in dem die großartige Leistung erbracht wurde, jedes einzelne Wort falsch zu schreiben**, ist de facto schwerer zu lesen.
*Der daraufhin konsultierte Grundschüler lachte seinen älteren Bruder aus und begann, die vorgelegte Arbeit zu korrigieren.
**Jener Satz bestand aus fünf Wörtern.
Don’t feed the Troll!
Wir haben sie alle schon mindestens einmal gesehen und mit ihnen zu tun gehabt, sind in den Genuss von Street-Ghetto-Manieren gekommen und haben so offensichtlich mangelnde Bildung erlebt, dass wir heute noch beten, die Hauptschule möge sich der armen Seelen erbarmen*.
Die wichtigste Regel ist und bleibt: Don’t feed the Troll! Gebt ihm keine Aufmerksamkeit! Lasst ihn bloß nicht merken, dass ihr wisst, dass er da war und seinen unverkennbaren (wenn auch bemerkenswert leicht zu löschenden) Fußabdruck in der Geschichte der Website hinterlassen hat!
Wenn man einmal mit einem Troll zu tun hatte, gibt es die folgenden zwei Möglichkeiten:
Nummer eins, niemand antwortet auf den Trollkommentar, es findet sich kein zweiter Troll, um euphorisch zuzustimmen und die einzige Andeutung, die gemacht wird, dass die Existenz des trolligen Individuums an sich überhaupt wahrgenommen wurde, findet sich in subtilen und geradezu amüsanten Anspielungen weitaus kultivierterer User, darunter auch Kritiker. Denn wenn es eines gibt, was ein Kritiker auf den Tod vermeiden möchte, dann ist es, mit einem Troll verwechselt zu werden.
Nummer zwei, es finden sich sofort sowohl ein zweiter Troll, der dem ersten, von viel angedeutetem Gelächter und Jux und Dollerei begleitet begeistert beipflichtet, als auch mindestens zwei andere User, die trollige Luft schnuppern und den Kommentar sofort aufs Schändlichste verurteilen und den Verfasser anweisen, er möge sich ein sehr sehr tiefes Loch graben und sich reinsetzen, bis er ausgiebig darüber nachgedacht hat, was er getan hat. In diesem Fall gewinnt der Troll, denn er bekommt all die Aufmerksamkeit, nach der sich sein kleines Herz sehnt, auch wenn er es niemals über sich bringen könnte, es zuzugeben, ach! Dieser süße Schmerz!
*Als ehemalige Hauptschülerin nehme ich mir die Freiheit, sowas zu sagen
Wichtige Anmerkung: Dieser Eintrag dient der Satire und dem Amusement des Lesers. Ist der Leser nicht amüsiert habe ich versagt und muss einen neuen Eintrag verfassen.