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Die Gedanken des grünen Hasen II

Autor:  -Mirai-
Nun bist du weg, die Melancholie ersetzt den Platz neben mir, den du leer zurückgelassen hast. Es weihnachtet, es trauert. Ich habe den Spiegel zerschlagen, seine Scherben haben tiefe Narben in mein Fleisch geschnitten, und den Schmerz habe ich nicht einmal realisiert.
Ich habe dich gesucht, schon seit längerem, und Gestern sah ich... Du warst weg. Ich weiss nicht wie ich dich jemals wieder erreichen sollte, wie ich dir jemals mitteilen sollte, dass ich mir keinen anderen Bruder je gewünscht hätte. Liebe? Liebe, vielleicht, vielleicht auch nicht. Im Endeffekt spielt es auch keine Rolle, denn du bist schon wieder aus meinem Leben verschwunden, einfach so hast du dich von mir abgewandt, und bist gegangen, hast all deine Spuren verwischt, und kein einziges Wort verloren.
Ich dachte ich könnte mich der Realität anpassen. Ich habe geirrt. Verzweifelt sammle ich eine Scherbe nach der anderen auf, um den Spiegel wieder herzustellen, den ich zerschlagen habe, weil ich mich selbst nicht mehr sehen konnte. Es war einfach zu lachen, und jedem eine stütze zu sein, solange ich nicht in den Spiegel sehen musste, um zu erkennen, wie er immer mehr und mehr von mir auf die andere Seite zog.
Die Theorie... Hat sie versagt? Ich bin mir nicht sicher, aber ich weiss, dass ich vergessen habe ein Symbol zu setzen um zurück zu kommen. Irgendwo bin ich nun also gefangen.
Ich würde dieses Gefängnis mit der Zeit gleichsetzen. Denn egal in welche Richtung ich mich bewege, ich fühle mich unwohl. Mal die Tatsache, zuerst den Tod der Mutter und kurz darauf den deren Mutter zu verkraften, vergessend glaube ich kaum, dass mir etwas an wert zurück gegeben wurde. Und als wäre es nicht noch genug, weiss ich nicht wie ich mich bewegen soll.
Eine Depression? Wohl kaum. Die Melancholie sitzt mir schon des längeren im Nacken, vielleicht verlangt sie einfach nach langer Ignoranz meine Aufmerksamkeit.
Im eigentlichen freue ich mich über ihren Besuch, denn sie lässt mich schreiben, was ich sonst nicht ausdrücken könnte. So gesehen ist an der Sache doch nichts negatives, oder? Die Wahrnehmung der Realität ist wie eine Brandwunde. Man verbrennt sich, man zuckt zusammen und ärgert sich darüber, nicht aufgepasst zu haben. Im ersten Moment tut sie weh und egal wie sehr man versucht sie abzukühlen, der Schmerz pocht immer wieder auf. Und plötzlich ist der Schmerz weg. Abgeklungen, verblasst, erloschen. Aber eine Brandwunde wird immer sichtbar sein, auch wenn sie längst verheilt ist, so verschwindet sie nicht.
Die Realität ist nicht anders. Man ist glücklich und lebt in den Tag hinein, und plötzlich passiert etwas, man wird von einem Ereignis erschlagen, ärgert sich darüber das anrollende Unglück nicht früher bemerkt und verhindert zu haben, und egal wie sehr Andere einem versuchen zu helfen, drückt der Schmerz immer und immer wieder durch. Der Schmerz zu realisieren, dass das Leben kein Kinderspiel ist. Und selbst dann wenn alles angeblich wieder in Ordnung ist, ist diese innere Wunde da, wenn immer man sich daran erinnert.
Nun so betrachtet, vielleicht nicht der beste Vergleich, und vielleicht auch nur so präsent in meinem Kopf, weil ich mich gerade verbrannt habe, nun zumindest macht es für mich Sinn.
Nun um zu der Theorie des Spiegels zurück zu kehren, so glaube ich kaum noch, dass ich diese surreale Welt betreten könnte. Ich habe den Spiegel zerschlagen, weil mich der Gedanke ihn zu betreten, verausgabt hat. Das heisst jedoch nicht, dass ich es aufgegeben hätte. Keiner von euch hat es aufgegeben. Das weiss ich, weil ihr euch, kaum das etwas in eurem Leben schief läuft, einen Ausweg wünscht.
Wer nicht?
Es ist sicher nicht falsch einen Ausweg zu suchen, aber wäre es nicht einfacher zu warten, bis man ihn erkennen kann? Wie viel Energie kostet es uns tag täglich einen Ausweg aus irgendwelchen Situationen zu finden, wo sich doch selbst einer ergeben würde, wenn man nur einfach warten würde.
Warten?
Vermutlich einer dieser Tugenden, die kaum einer sein eigen nennen kann. Auch ich warte nicht, denn das Leben ist schon langweilig genug, abgesehen davon, dass man sowieso einsam ist in der Zeit in der man wartet, hat man einfach nichts zu tun. Denn egal was man tut, es hat keinen nennenswerten Wert in der Zeit in der man wartet. Wieso also nicht suchen? Auch wenn man vermutlich so oder so ans Ziel kommt, und suchend nur mehr Zeit vergeudet als wartend, weil man nie da ist, wo die Lösung ist.
Das ist jedoch schon wieder nur eine Theorie. Oder, vielleicht eine Metapher? Nein, wohl doch eher die Praxis wie sie in der Theorie funktionieren sollte, praktisch jedoch nie angewandt wird. So etwas kann einen wahnsinnig machen, während man glaubt alle anderen würden sich einfach nur hinlegen, und schlafend warten.
Ob ich auch so sorgenfrei schlafen kann?
Nein, denn keiner schläft sorgenfrei. Das haben wir übrigens unserem Unterbewusstsein zu verdanken. Wenn ihr glaubt, alles sei perfekt, dann erinnert euch mal daran, was ihr träumt. Ich weiss nicht, kennt ihr das Gefühl Morgens aufzuwachen, und euch müder zu fühlen, als zu dem Zeitpunkt als ihr ins Bett gegangen seit? Das liegt wohl daran, dass der Körper nie ruht.
Im Eigentlichen liegt der Sinn des Erwachens. Oder doch eher in der Tatsache, überhaupt eingeschlafen zu sein? Welche Welt würdet ihr als realer bezeichnen, und habt ihr die Stadt auf der anderen Seite des Spiegels gesehen? Ich habe sie gesehen, sie ist wunderschön, und scheint sorgenfrei und aufregend zu sein. Scheint, im eigentlichen spiegelt sie nur das wieder, was man nicht haben kann, sich jedoch keinen Falls erwünscht.
Nennt mich einen Masochisten, aber mein Leben ist an einem Punkt angelangt, an dem es langweiliger nicht sein könnte. Während ich für alle anderen einen Ausweg suche, bleibe ich selber stehen und komme kaum vorwärts, bzw. nur sehr sehr langsam. Der Unterstützer und tapfere Held der sich Bedenkenlos für andere ins Abenteuer stürzt, und warum? Weil mein Eigenes Abenteuer momentan pausiert.
Vielleicht sollte ich es doch wieder versuchen, den Spiegel als eine Art Anderswelt zu betrachten, in die ich eintauchen könnte, wenn ich nur wüsste wie. Das Symbol habe ich schon beim Aufbau vergessen zu setzen, also wird jedem bewusst sein, das ein Rückweg aussichtslos ist.
Immanent und Transzendenz.
Zwei Welten, die man als Dies- und Jenseits bezeichnet, und die gleichzeitig für das Hier und Jetzt und dem unbekannt Dort und Dann stehen. Ist diese surreale Welt die ich auf der anderen Seite des Spiegels erwarte, die Transzendenz? Wenn ja könnte man sie mit dem Jenseits gleichstellen, und es würde erklären, weswegen alles was ich verloren habe, sich dort wieder findet, und warum ich keinen weg finde in meiner Existenz diese Welt zu betreten.
Diese Theorie jetzt mal als wahr zur Kenntnis nehmend, erhebt sich stark die Frage, wie weit bin ich gewillt, dafür zu sterben? Die Antwortet lautet gar nicht. Deswegen verwerfen wir die angeblich zur Kenntnis genommene Wahrheit wieder, und beschäftigen uns weiter damit, dass es einfach nur eine Theorie ist, deren Sicherheit nicht bestätigt und somit andere Möglichkeiten offen lässt.
Es pocht, diese Brandwunde, komisch nicht? Von allen Schmerzen ist es wohl den, den man am schlechtesten beschreiben kann.
Es erscheint einem schier unmöglich Schmerzen abzustellen, aber habt ihr schon versucht, mal einfach nicht daran zu denken? Es wirkt, wenn immer Schmerzen auftauchen, muss man sich einreden, dass sie nicht existieren. Denn sie tun es nicht. Sie sind irreal, Einbildung, eine Kreation des Kopfes um uns zu signalisieren, dass wir leben, und dass wir uns verletzt haben, um nicht noch weiter zu gehen, um vermutlich zu sterben. Welche Angst wäre denn noch mit dem Tod verbunden wenn nicht der Schmerz?
Ich weiche wieder von einem Thema ab, dass es gar nicht gibt. Wo sind wir?
Bei einem zerbrochenen Spiegel, dessen Scherben ich geduldig zusammen setzte. Sein Bild wird mir nie wieder das selbe zeigen wie zuvor, aber das Spielt keine Rolle. Vielleicht ist dieses verzerrte Ich die wahrheit, die man nur dann erkennen kann, wenn man die Lüge zerschlagen hat. Nehmt euch einen Spiegel, und zerschlägt die Lüge, die euch ins Gesicht lacht, jedes Mal wenn ihr euch darin betrachtet, und versucht zu erkennen, was von euch übrig bleibt, wenn ihr ihn mit allen Teilen die ihr finden könnt wieder zusammen setzt.
Dies ist ein ernst gemeinter Rat, denn obwohl ich mich nun verzerrt sehe, glaube ich den Ausweg klarer zu erkennen.

Mata ne


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