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Der Glasgarten

von

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„Du hast mir nicht gesagt, dass sie...“

Ken war wie erschlagen von der Möglichkeit die sich ihm hier bot.
 

„Nein. Das habe ich nicht. Ich weiß schließlich wie groß deine Abneigung gegen Crawford ist.“
 

„Ah...ja?“ Er war noch immer nicht bereit das volle Ausmaß, der Katastrophe, die ihn ereilt hatte gedanklich zu bemessen und sie angemessen verbal zu kommentieren.
 

„Mr. Hidaka... glauben Sie mir die Abneigung gegen meinen Bruder könnte auf meiner Seite nicht größer sein. Er steht auf der falschen Seite, das heißt aber nicht, dass ich dies gut heiße oder es ihm nachtue.“
 

Ken antwortete nicht, suchte in dem Gesicht, in der Haltung den eiskalten, arroganten, berechnenden Killer. Und er fand ihn in Teilen. In der Haltung, in dem strengen Zug um die Mundwinkel und vor allem in diesen stechenden Blick, der alles zu durchleuchten schien. Der ihm suggerierte wie unbedeutend und nutzlos er war.
 

„Was wollen Sie von mir? Sie sehen aus als könnten Sie die meisten Probleme gut alleine lösen“, sagte er zögernd.
 

„Das täuscht. Ich leite ein Außeneinsatzteam, aber in diesem speziellen Fall spiele ich eher eine ermittelnde Rolle. Ich brauche ihre Ortskenntnisse“, sagte sie und ein zurückhaltendes Lächeln milderte den strengen Zug um die Mundwinkel.

Sie sah ihrem Bruder verdammt ähnlich. Wie alt war sie? Älter oder jünger?
 

Manx hatte ihnen ihren Frage und Antwortpart gelassen und mischte sich jetzt ein.
 

„Du hast den Auftrag ihr zur Seite zu stehen und sie uneingeschränkt zu unterstützen. Ihr operiert ohne Unterstützung und Erlaubnis der örtlichen Behörden. Ihr seid auf euch gestellt.
 

Alles wie immer, also, kommentierte er in Gedanken.

„Die Rahmenbedingungen?“, hakte er trotzdem nach.
 

Manx brauchte einen Moment um die Worte aus der leisen Stimme herauszuhören. Es war eher ein ahnen, denn ein hören. Ken Hidaka war offenbar im Schock über die Tatsache, dass er hier einem Spross der Crawfords gegenüberstand.

Vermutlich hatte er nicht in seinen kühnsten, wildesten Albträumen damit gerechnet, dass diese Art Katastrophe auf ihn zurollen würde. Und es kein entkommen für ihn gab.

Manx lächelte zuvorkommend.

„In den Dreissiger Jahren des 20. Jahrhunderts war es der Russe Olof Strigo der Menschen mit latenten...“, sie schaltete den Bildschirm ihnen gegenüber an.

Ein fensterloses Gebäude war zu sehen.

„... PSI-fähigkeiten versammelte. Er bevorzugte Kinder, nahm aber auch Erwachsene in seine kleine Arche auf. Olof Strigos Forschungen wurden zunächst von vielen Staaten verdeckt finanziell unterstützt, bis die Weltwirtschaftskrise den Geldhahn zudrehte. Strigo stand kurz davor das Heim schließen zu müssen. Zum damaligen Zeitpunkt existierte es seit wenigen Jahren. Er selbst hatte schwache Fähigkeiten in Bezug auf die Empathie.
 

Um den Kindern weiterhin einen geeigneten Platz zum Leben bieten zu können begann er sie an verschiedene Institutionen für bestimmte Aufträge zu vermieten.“
 

Ken sah auf dem Monitor einen gut gelaunten alten Herrn, der eine Schaar von Halbwüchsigen, Kindern und Erwachsenen um sich versammelt hatte. Sie sahen nicht gerade so aus als würden sie zu etwas gezwungen werden.
 

„Was für Aufträge?“, fragte er leise.

Er konnte es sich schon vorstellen: Attentate, Spionage, internationale Intrigen.
 

Manx erkannte die Gedanken des Mannes nur zu gut. Aber sie konnte seine düsteren Ahnungen vorerst zerstreuen.

„Er vermittelte sie als Berater in Kinderheime, Psychiatrien, Krankenhäuser, Erholungszentren, je nach ihren Fähigkeiten wurden die PSI Befähigten eingesetzt und konnten so einen Platz in der Gesellschaft erhalten. Natürlich wurde nicht offen darüber gesprochen, aber viele der Mitarbeiten gerade in Psychiatrischen Anstalten verfassten in ihren Berichten nur positive Bewertungen über diese besonders einfühlsamen, befähigten Mitarbeiter. Sie wurden auch zur Verbrechensaufklärung herangezogen.“
 

„Zu gut um wahr zu sein“, meinte Ken vorsichtig und sein Blick traf Eve Crawford. Sie sah ihn unverwandt an und lenkte dann ihr Augenmerk wieder auf den Film.
 

„Einige Jahrzehnte ging es gut. Vielleicht lag es daran, dass die Fähigkeiten noch nicht so ausgeprägt waren wie sie heute bei Schwarz zu finden sind.“
 

„Sie wurden nicht als gefährlich eingestuft?“, Ken sah in dem Werbefilm des Internats, ein Film aus den siebziger Jahren, wie universitäre Anlagen und ein großer neuer Wohn- und Forschungskomplex für die Menschen dort gebaut wurde.
 

„Ja.“

Manx öffnete eine weitere Datei.

„Lange blieb es nicht dabei. Etwa fünfzig Jahre nach Eröffnung des Zentrums für Spezielle Sinnesbefähigte, dem ZSS starb Strigo an Altersschwäche friedlich im Kreis seiner Schüler im Internat in dem auch er lebte.

Er hatte fünf Schüler, die inzwischen die Schule leiteten. Noch immer gab es das Problem der Finanzierung und es wurden Pläne wegen einer Umstrukturierung gemacht. Sheela Ram und Sakura Kawamori, eine Inderin und eine Japanerin wollten Strigos Erbe weiterführen während die drei anderen einen etwas radikaleren Weg einschlagen wollten. Sie hatten vor mit Gentechnologie ihre Fähigkeiten zu steigern um effektiver zu arbeiten. Der Gesellschaft mehr Nutzen zu bringen. Und zwar durch gezieltes Zusammenbringen der unterschiedlich ausgeprägten PSI Befähigten.
 

Strigo hatte es untersagt, dass PSI Befähigte untereinander ihr Erbgut mischten. Er sagte, dass sei ein nicht zu kontrollierbarer Faktor. Strigo selbst hatte sich einst nicht daran gehalten und zusammen mit einer Telepathiebegabten Frau einen Sohn gezeugt. Das Ergebnis war ein Junge, der im Heranwachsen mehr als zwanzig seiner Mitschüler in einem Akt der Raserei tötete. Keiner wollte geistig geschädigten Nachwuchs, also herrschte die Meinung unter den PSI, dass es gefährlich war sein Potential so zu verstärken. Die meisten hielten sich daran.
 

Aber nicht alle. Vienno, Malezza und Miller – die drei Schüler von Strigo, die einen radikaleren Kurs propagierten nahmen die Schüler mit sich, die sich nicht mehr den alten Geboten von Strigo unterordnen wollten. Sie züchteten sich durch gezielte Genetik über Jahrzehnte starke PSI heran. Ihrer Meinung nach waren sie die nächste Stufe der Evolution und waren nicht mehr bereit sich zu verstecken.“
 

Manx schwieg. Sie hatte die Informationen von Eve Crawford erhalten im Tausch gegen ihre Hilfe vor Ort. Kein zu geringer Preis wie sie fand, für das Chaos das auf sie zurollte.
 

Eve sah zu Manx und nickte ihr zu. Ihre warme Stimme drang an Kens Ohr und nistete sich dort ein.

„Es begann ein Wettrennen zwischen Strigo Verfechtern und den Abtrünnigen. Wobei ich betonen sollte, dass diese für ihr Handeln anfangs gute Argumente hatten. Denn sie forschten mehr in Richtung der Kontrolle der PSI. Sie gaben ihren Schülern durch strenges Training etwas in die Hand um sich selbst kontrollieren zu können. Strigo hielt nichts davon, er wollte seinen Schülern zu seinen Lebzeiten vermitteln, dass sie nur mit Nichtbefähigten eine reelle Chance auf Entwicklung hatten, vor allem was das soziale Zusammenleben, Kompetenzen auf diesem Gebiet, Herzensbildung, Moral, Charakterbildung anbetraf.

Die Gegenseite vertrat das Argument, dass sich ihre PSI Fähigkeiten wieder auswaschen uns schwächer werden würden wenn sich die PSI mit Nichtbefähigten genetisch vermischen würden. Sie sehen, dass diese Diskussion mit Sicherheit auf beiden Seiten ihre Berechtigung hatte.
 

Unglücklicherweise entwickelte sich die Abtrünnigen immer weiter von ihrem Ursprung weg und begannen Kinder mit latenten Fähigkeiten nicht nur gezielt anzuwerben, sondern zu entführen.

Die Strigo Schule bekam Wind davon und versuchte ihre Schützlinge zu schützen was sehr schwierig war. Aber Sakura Kawamori ließ aus ihrer Heimat drei ihrer Familienangehörigen einfliegen und teilte sie besonders gefährdeten Schützlingen zu. Sie sollten sie Tag und Nacht beschützen. Ebenso verfuhren Sheela und noch zwei andere Lehrer. Alle hatten besondere Fähigkeiten in Kampf und Verteidigung.

In Deutschland war es die Familie Martín, in der Nähe der französischen Grenze, die zwei ihrer Söhne schickte um zwei PSI zu beschützen. Aus Indien kamen sogar fünf aus der Sheela Familie. Aus Südamerika schickte die Tonya- Clan Oberin vier ihrer Söhne.
 

Fortan bildeten diese vier Familien ihre Kinder dazu aus am Ende dieser Ausbildung PSI Schützlinge zu betreuen. Sie nahmen Kinder in ihre Clans auf und stellten es ihnen frei, wie sie ihre berufliche Laufbahn angehen wollten. Finanziert wurde das Ganze durch verschiedenste Missionen in alle Länder. Von Botengängen, schwierigen wirtschaftlichen Verhandlungen bis hin zu Transportbegleitungen heikler Güter verdingten sich die PSI und ihre Beschützer ihren Lebensunterhalt. Bis zu dem Tag an dem ein verheerender Angriff die Strigo Schule bis auf ihre Grundfesten auslöschte.
 

Die PSI die mit Aufträgen unterwegs waren wurden gnadenlos gejagt. Nur wenige überlebten und zogen sich in den Untergrund zurück. Sie gerieten über ihre Fastauslöschung in Vergessenheit.“
 

„Das heißt, dass SZ diese Abtrünnigen waren und sie weiter gemacht haben um SuperPSI zu züchten?“
 

Sie blinzelte irritiert über seinen vermutlich ungeschliffenen Ausdruck. „So... könnte man es auch ausdrücken. Und um dabei zu bleiben, haben sie SuperPSI gezüchtet. In der Tat... das haben sie“, ihr Blick ging von ihm weg wieder zum Bildschirm hin.
 

„Und was hat sie schlussendlich davon abgehalten die Weltherrschaft an sich zu reißen oder alles zu vernichten? Wir vor drei Jahren? Was sollte sie daran hindern es wieder zu versuchen?“
 

Eve ging einen Schritt zur Seite und wandte sich ihm zu.

„Nichts kann das verhindern, wenn sie es darauf anlegen. Selbst ihr heroischer Einsatz vor einiger Zeit kann das nur zeitlich begrenzt aufhalten. Wer sollte sich Schuldig entgegenstellen, wenn er sich einbildete unsere Präsidentin zu beeinflussen? Wer?“

Die Frage hing lose im Raum bis Ken sie sich griff.

„Niemand. Niemand kann das.“
 

Eve seufzte und Ken sah auf. Er musste sich mit ihrem Profil zufrieden geben, denn sie sah mit nachdenklichem Gesicht auf den Bildschirm.

„Strigo hatte Recht, wissen Sie? Je stärker ein PSI Akteur ist desto mehr ist er auf die Spiegelung seiner Taten angewiesen, ansonsten entfernt er sich immer mehr von dem was er sein sollte: menschlich. Ein Mensch unter Menschen.
 

Nachdem die Führung unter SZ an Boden verloren hatte und durch Schwarz zerschlagen wurde, diese aber die Führung nicht anstrebten zerstreuten sich die Schüler und verloren sich in der Welt. Einige der früheren Strigo Schüler suchten sie um ihnen einen Weg, eine Möglichkeit zu geben um sich selbst zu finden, aber sie blieben in ihren Verstecken. Manche von ihnen wurden wahnsinnig und traten mit grausamen Taten an die Öffentlichkeit. Serienmörder, die hunderte von Menschen töteten, Regierungen wurden in den Bürgerkrieg getrieben, Selbstmorde verübt, dort wo noch ein Gewissen der Gesellschaft gegenüber herrschte... vieles konnte vertuscht werden aber nicht alles.
 

Eine der Familien hatte ihr Erbe weitergetragen, doch es wurde aus der Not geboren missverstanden. Anstatt zu beschützen und zu leiten verstand die jüngere Generation der Sakurakawas es, dass es ihre Aufgabe sei die wahnsinnigen PSI vom Antlitz der Welt zu löschen. Sie bildeten nach wie vor ihre Ninjutsus aus und gründeten SIN eine Gruppe, die seit einigen Jahren PSI aufspürt und liquidiert.“
 

„Okay... DAS hatte ich nun nicht dahinter vermutet. Scheint als sollten wir ihnen einen Orden anhängen anstatt sie zu jagen. Wo ist das Problem?“, sagte Ken und sah Eve Crawford ruhig an.
 

„Ich verstehe ihren Standpunkt hinsichtlich der negativen Erfahrungen, die sie bisher machten. Aber... kaum zu glauben, es gibt auch nette PSI... unschuldige PSI Akteure. So viele wurden getötet ohne auch nur irgendjemanden ein Leid zugefügt zu haben. So viele Kinder.“
 

„Kinder?“
 

„Die eleganteste Art PSI zu töten ist dann wenn sie am verletzlichsten sind und am anfälligsten gegen Einflüsse. In Kindergärten, Schulen...“
 

Jetzt verstand Ken ihre Argumentation. Diese PSI hatten gar nicht die Chance jemanden zu verletzen und auf die schiefe Bahn zu geraten.

„Und Schwarz sind jetzt dran?“
 

„Nein. Die Mitglieder von Schwarz waren schon früher das Ziel solcher Angriffe. Vor allem ihr Anführer, mein Bruder. Wir haben in der Vergangenheit, in der mein Bruder im Kindesalter und später im Jugendalter war den einen oder anderen Angriff vereiteln können.“
 

„Sie möchten ihren Lieblingsbruder immer noch beschützen? Nach allem was er der Welt angetan hat?“ Kaum zu glauben, dass Crawford mal ein Kind war. Vermutlich ein schlecht gelauntes, immer mürrisches.
 

„Das ist... tatsächlich nicht mehr meine Aufgabe. Vielleicht war es das nie. Er lehnte mich schon vor vielen Jahren als seinen Guard ab – so wurden damals die Beschützer der PSI genannt.“
 

Sie sah diesen Mann an, dessen rechte Gesichtshälfte im Schatten lag, dessen Blick sie auseinanderzunehmen schien und dachte daran, dass Brad mit einem Guard niemals das geworden wäre was er heute war: ein Raubtier. Einst hatte sie darum gebetet, dass jemand kommen möge um ihren Bruder vor diesen perfiden Angriffen auf sein Leben zu schützen. Allerdings kam dieser rettende Engel nicht. Es war ein Todesengel der schlussendlich am Bett ihres Bruders saß mit unschuldigen braunen großen Kinderaugen. Der Todesengel vertrieb sich die Zeit bis zum Eintreten des Ablebens ihres Bruders damit seine Tagebücher zu durchstöbern. Bis sie hereinkam, ihn überraschte, selbst überrascht war und es nicht glauben konnte, wie ein Kind einem anderen derartiges antun konnte. Und dann begann sie mit dem Tod zu verhandeln.

Ein Leben für ein Leben...
 

Ken bemerkte, dass das Thema ihr zu persönlich war, denn ein kurzes Flackern in den warmen Braun ihrer Augen zeigte ihm, dass dies viel zu nahe war.

Also wechselte er das Thema.

„Schwarz sind ein zu großer Brocken um ihn zu schlucken?“
 

„So ist es. Also musste wohl ein neuer Plan her. Die Resistenz gegen PSI Beeinflussung? Die Angriffe auf Schwarz und die Kontakte mit Sin lassen den Schluss zu, dass sie von Schuldig und Berserker mit ihren Sinnen nicht zu erfassen sind“, sagte Manx.
 

„Schuldig tötete einen der Mitglieder eher zufällig bei einer Observation unseres Wizzkids Naoe. Berserker hat ein anderes Mitglied ausgeschaltet, eine Frau. Ihr Mädchenname lautet Elisabet Villard, sie heiratete vor einigen Jahren in den Clan ein. Das bemerkenswerteste an der Sache ist, dass in ihrer DNS hohes PSI Potential vorhanden ist.“ Manx unterließ es Ken Hidaka die Verwandtschaftsverhältnisse von Schuldig und Elisabeth Villard näher zu bringen. Das war nicht relevant.
 

Noch nicht.
 

„Ich dachte sie sind gegen PSI?“
 

„Vielleicht heiligt der Zweck die Mittel. Das wissen wir nicht. Ich habe einen Kontakt innerhalb der Familie hergestellt. Um diesen zu treffen brauche ich sie. Wenn wir wissen was dort vorgeht können wir Zugang zur Familie erlangen und uns überlegen wie wir sie entweder ausschalten oder zum umdenken bewegen. Es gibt einige Familienmitglieder in der Hierarchie weit oben, die gerne ein Ende dieses Irrweges einschlagen würden, aber nicht die Mittel und Wege kennen wie dies zu bewerkstelligen wäre. Die Familie ist sehr mächtig, vor allem in den Staaten.“
 

„Wissen Schwarz davon?“
 

„Mein Bruder weiß von Strigo und der Abspaltung, aber ich bezweifle, dass sie wissen, dass der Sakurakawa Clan einer derer war, die die PSI eigentlich schützen sollten – zumindest in der Vergangenheit.“ Ihr Bruder hatte es nicht so mit der Vergangenheit. Für ihn war lediglich die Zukunft von existentieller Wichtigkeit. Alles andere interessierte ihn nicht. Sie selbst gehörte zu dem Teil seiner Vergangenheit die er am liebsten auslöschen würde.
 

„Ich könnte mir vorstellen, dass ihr Bruder diesen Clan zerschmettern wird wenn sich ihm die Möglichkeit bietet.“
 

„Glauben Sie mir. Das wäre auch in meinem Sinne. Entweder das oder eine radikale Kehrwende. Nur müssten dazu die verdorrten Äste abgeschnitten werden.“
 

Ken sagte nichts dazu. Er sah zu Manx hinüber und nickte. „Gut. Ich bin dabei.“
 

Manx war erleichtert. Ken war freiwillig hier und sie war froh, dass er trotz seiner Abneigung gegen die Crawfords mitmachte. Sie brauchte diesen stets gut gelaunten Haudegen für diesen Job. Mehr als dieser wohl ahnte.
 

„Wir treffen uns in einigen Stunden...“, Manx warf ihm einen digitalen Planer zu, den er in die Innentasche seiner Jacke verstaute. „... am vermerkten Treffpunkt. Ich bringe den Überwachungswagen mit, bis dahin habt ihr Zeit euch zu besprechen und dort aufzukreuzen.
 

Ken nickte und ging zur Tür. Er musste an Eve vorbei und hielt ihr die Tür auf. Sie verabschiedete sich von Manx und sah ihn mit diesem sezierenden Blick an, als würde sie ihn bemessen. Tja..., murmelte er in Gedanken... er war einfach kleiner als sie, da gab es nichts zu deuteln. Vor der Tür standen zwei Agency Gorillas, extrem unauffällige Typen, Marke Schrankwand. Immerhin hatten sie keine schwarzen „Uniformen“ angelegt, sondern neutrale Anzüge im Businesslook. Was ihnen trotz allem einen Bodyguard Status verlieh. Ken hatte die Hände in den Taschen seiner Jacke, trottete hinter dem Grüppchen als Letzter her und tat so als wäre er völlig zufällig hier. Alles an ihm sagte: Lasst mich in Ruhe, verpisst euch.
 

Am Aufzug angekommen drückte Eve Crawford mit ihren behandschuhten Fingern die gewünschte Fahrtrichtung ins Erdgeschoss und wandte ihren Blick leicht nach hinten um einen Blick zu dem Killer mit speziellen Fähigkeiten zu werfen.
 

Er stammte aus dem Team, dass ihren Bruder beinahe zur Strecke gebracht hatte. Vielleicht war er der richtige für diesen Job. Sie wandte den Blick nach vorne, als die Türen aufgingen.

Er fühlte sich nicht unwohl mit dem Rücken zu ihnen zu stehen, das spürte sie. Selbstsicher mit drei Waffen im Rücken, so verdammt selbstsicher.
 

Sie betrachtete sich seine Statur, die breiten Schultern, den knackigen Hintern in der Lederhose und rief sich fast augenblicklich zur Ordnung. Sex während des Jobs war indiskutabel, vor allem nicht wenn so viel auf dem Spiel stand.
 

Die Türen öffneten sich und sie traten in die verdunkelte Eingangshalle, in die nur das spärliche Licht der Straßenbeleuchtung von draußen durch die Scheiben viel.

„Hey Siberian...“, begrüßte ihn Maneater. „Als Einziger noch auf der richtigen Seite zu stehen ist ziemlich einsam, hmm?“, kam der Satz zu ihm geschallt. Das Team von Maneater besaß noch fünf Mitglieder. Maneater war eine braunhaarige um zwei Jahre jüngere Frau und ihre Stimme klang wie pure Erotik in seinen Ohren.
 

„So ungefähr“, sagte er, ein wirklich unanständiges Lächeln auf den Lippen, zog er beide Hände aus den Taschen, griff nach ihr, schleuderte sie auf den Tisch und kam samt ausgefahrener Krallen auf dem Glastisch auf.

„Hör mal zu meine Liebe... nur weil ich dich im Bett hatte heißt das nicht, das du mein Team verunglimpfen kannst. Wir stecken euch noch immer locker in die Tasche“, sagte er lächelnd. Er mochte das attraktive Gesicht der Teamführerin, aber sie hatte manchmal ein zu loses Mundwerk.
 

„Mach mal halblang Siberian, bist ein wenig nervös, was? Du kennst doch ihre vorlaute Klappe...“, versuchte Sineater ihr Vize die Wogen zu glätten.

Ken hielt die zierlichen Handgelenke neben ihrem Kopf zwischen den scharfen Klingen gefangen ohne sie zu berühren und Maneater war schlau genug um sich nicht zu bewegen.

Ihre zarten Lippen kamen seinen näher und sie platzierte einen versöhnenden Kuss auf seine. Er erwiderte diese Offerte. Sie lächelte zufrieden als sie ihren Kopf mit dem Lockenschopf auf das Glas legte, ganz die erlegte Beute, die sie so gern war...

„Und jetzt?“, fragte sie kokett.

Ken seufzte. Seine Krallen klickten auf dem Glas als er sich abstieß und mit einem Sprung absetzte. Seine Krallen versetzten ihr als Denkzettel einen dünnen Strich am linken Handgelenk.

„Du hast mich geschnitten, Catboy“, brummte sie und leckte sich das Handgelenk.
 

„Hey Siberian“, rief ihm Sineater hinterher, als Ken dem Ausgang entgegenstrebte ein gut gelauntes Lächeln auf den Lippen. „Grüß mir Abyssinian! Hey ich meins ernst. Er hält uns Schwarz vom Hals. Wie auch immer deine Jungs das machen...!“
 

Ken war sich da nicht so sicher ob sie genau wussten was seine Jungs da machten. Er bezweifelte, dass selbst die Jungs wussten was sie machten.
 

o∼
 

Die innere Unruhe trieb, Manx dazu im Büro auf und ab zu gehen. Sie blieb schließlich am gleichen Punkt wie zuvor Hidaka stehen. Nur war die Aussicht weniger lohnenswert. Statt eines Sonnenuntergangs sah sie nur die trübe Dämmerung der beginnenden Nacht.

Sie atmete tief ein und stand noch eine Weile in Gedanken versunken da als ihr Mobiltelefon einen Anrufer ankündigte. Sie vermutete Maneater, der es langweilig wurde und die nun neue Anweisungen wollte. Sie nahm ab ohne auf ihr Display zu sehen.

„Ja?“, meldete sie sich etwas unwirsch.
 

„Wir haben uns lange nicht mehr gehört, Hiya Nanami.“ Die ältere Frauenstimme ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Das lag nicht daran, dass es Angst war die ihr nun den Hals zuschnürte, oder unangenehme Erinnerungen, die ihre Sicht verklärten. Nein, es war die stete Freundlichkeit, die nicht zu dieser Situation passte, nicht in diese Zeit gehörte und ganz bestimmt nicht zu dieser Frau, die sie als Kawamori Chiyo kannte, obwohl ihr öffentlicher Name ein anderer war.

Und die sie nun daran erinnerte was für ein doppeltes Leben sie selbst führte.

„Kawamori-sama. Es ist... mir stets eine Ehre mit Euch zu sprechen“, kam es etwas stotternd aus ihr heraus. Jahre waren vergangen ohne eine einzige Nachricht, oder ein Anruf von ihr, dagegen war es in letzter Zeit bereits drei Mal vorgekommen, dass die unscheinbare ältere Frau sie kontaktiert hatte.
 

„Ich bringe dich durcheinander, Nanami.“ Fast hörte Manx ein Lächeln aus den kalkuliert gewählten Worten heraus. Sie tat der Frau den Gefallen und sprang darauf an.

„Ein wenig. Es ist vieles im Umbruch im... Augenblick.“ Sie musste vorsichtig sein was sie ihr erzählte, obwohl die alte Kawamori vermutlich ohnehin schon alles wusste.
 

„Ja, ich weiß. Und ich habe vor diesen Umbruch mitzugestalten. Es ist jetzt an der Zeit, Nanami die Schuld, die ich mir aufgeladen habe zu büßen. Ich werde ein nötiges Opfer bringen um meinen Ahnen zu zeigen, dass ich ihr Bemühen nicht vergessen habe. Ich erwarte deine Unterstützung.“
 

Manx erlaubte sich einen tiefen Atemzug. Das Dunkel, dass die Nacht einläutete drohte sie zu verschlucken.
 

„Ich beschreite den Pfad ohne Wiederkehr Nanami. Wirst du mich begleiten?“

Manx hörte die Frage und verstand ihren Sinn. Die Zeit der Rache war für Kawamori Chiyo gekommen.

„Ich werde Euch begleiten, wie ich es immer tat, Chiyo.“
 

Es entstand eine Pause, die Worte hingen wie ein Versprechen aus der Vergangenheit zwischen ihnen und sie sah die starke, ältere Frau vor sich, als wäre sie hier im Raum doch sie war viele tausende Kilometer entfernt in New York.
 

„Was kann ich tun?“
 

„Eleminiere Masahiro. In den nächsten Stunden wird er in einem Club sein, dem East Ash. Er trifft sich dort mit seiner Geliebten.“
 

Manx presste die Lippen zusammen. Das war nicht gut, es würde eine Lawine lostreten, aber sie vermutete, dass es genau das war was Chiyo wollte.
 

„Warum? Warum jetzt?“
 

„Um ein Anrecht auf meine Trauer zu bekommen, Nanami. Die Zeit ist reif dafür. Melde dich bei mir wenn es erledigt ist.“

Ihre Stimme war so kalt und beherrscht, dass es Manx betroffen machte.

Die Verbindung wurde unterbrochen und Manx starrte auf das Display. Sie brauchte einige Minuten um Nachzudenken. Das Treffen mit Hidaka und Crawford konnte sie mit diesem Auftrag nicht einhalten. Die beiden waren auf sich gestellt. Und das in einer gefährlichen Situation, die sich durch ihr Eingreifen noch verschlimmern würde.
 

Sie wählte die Nummer von Maneater.

„Macht euch fertig, es gibt eine Planänderung, wir fahren ins East Ash dort gibt es Arbeit.“
 

Kawamori Chiyo riss die verfaulten Wurzeln heraus, aber was das in Gang setzte blieb abzuwarten. Sie kannte diese Frau nur als beherrschte, in sich gekehrte Ehefrau, die ihrem Mann weder widersprach noch ihren eigenen Willen gehabt zu haben schien. Doch Manx wusste es besser, denn diese Frau war es, die sie ausgebildet hatte, die ihr die Familie ersetzt hatte als sie an die Sakurakawas verkauft worden war und diese Frau war es auch, die sie in die Freiheit entlassen hatte als es an der Zeit gewesen war. Sie war ihr etwas schuldig. Und sie beglich ihre Schulden immer.
 

Manx nahm ihre Daten mit sich und verließ die Büroräume.
 


 

o∼
 

Eve Crawford saß im Wagen und ließ die letzten Minuten Revue passieren. Sie hatte dem Treiben von Hidaka mit Irritation zugesehen, nicht dass sie in ihrem Job Gewalt nicht ausüben oder gesehen hätte, aber... diese spielerische, erotische Art im nahtlosen Übergang in dieser Geschwindigkeit...

Noch dazu erkannte sie jetzt welche Waffe er benutzte. Er kämpfte mit Krallen an seinen Händen...

War das ein Omen?
 

Ein Zeichen, dass es die Theorie der Selektion gab? Dass es eine Suche gab?

Während der Fahrt zum Hotel beobachtete sie das Motorrad im Rückspiegel das ihnen folgte. Sie saß auf der Rückbank.
 

„Mitch, was halten sie von ihm?“
 

Der angesprochene lenkte den Wagen. „Kann ich noch nicht sagen, Eve. So normal wie die anderen Freaks.“
 

„Ein Freak, hmm?“, hakte sie leise nach und sie sah nach draußen als das Motorrad sie überholte.
 

„Es sind freakige Zeiten“, mischte sich Gregg ein, der daneben saß. „Also... nach meiner Rechnung wer wäre dazu besser geeignet als ein Freak?“
 

Sie sah ihn immer noch wie er ohne Vorwarnung mit einer Kraft und einer Schnelligkeit über diese Frau herfiel... und doch so ruhig und ohne dass er außer Atem war, ohne Anstrengung über ihr kauerte wie ein Tier.

Das war so... anders... so roh und nicht ihre Welt.
 

Ihre Welt war so starr, geprägt von Strukturen und Ordnung. Es gab Regeln, Vorschriften. Warum hatte ihr Bruder ihr den Zugang zu sich verwehrt? Warum wollte er sie nicht bei sich haben?

Und warum hatte sie wieder den alten Streit begonnen als sie ihn gesehen hatte? Sie hatte sich vorgenommen ihn zu fragen wie es ihm geht, was ihn bewegte hier in Tokyo zu bleiben, warum er nicht fortging?

Nicht ihm die ewig gleichen Vorwürfe machen. Aber dann hatte sie sein kaltes unbewegtes Gesicht gesehen, die gefühllosen Augen, der unbarmherzige, verächtliche Blick. Das war nicht ihr Brad.

Es tat ihr in der Seele weh was aus ihm geworden war.
 

Sie hielten in der Nähe des Hotels. Von Siberian und dem Motorrad war nichts zu sehen. Sie betraten das Hotel über einen Notausgang, den sie präpariert hatten. Ihre Zimmer waren schnell überprüft.
 

„Gregg“, wies sie ihren Kollegen an. Mitch und er begannen die mitgebrachten Geräte zu einer Kommunikationszentrale aufzubauen. Es dauerte nicht lange und ihr Boss in Langley tauchte auf dem Bildschirm auf. „Crawford. Sie sind vor Ort.“ Er sah auf die Uhr. „Ich hatte mit Ihrem Anruf erst in einigen Stunden gerechnet.“
 

„Das Treffen mit dem Operator der Spezialeinheit Kritiker kam pünktlich zu Stande. Unterstützung wurde uns zugesagt, aber wir agieren in rechtsfreiem Raum... sozusagen.“
 

„Dafür ist Kritiker bekannt. Ich bin immer noch nicht überzeugt davon, dass Sie bei dieser Mission dabei sein sollten, Eve.“
 

Eve sah ihn kühl lächelnd an. „Das hatten nie Sie zu entscheiden, Tom.“ Er verzog das Gesicht unwillig. „Sie sind für den Außendienst nicht ausreichend gewappnet. Nicht für diese Art Außendienst. Es ist als hätten wir Sie an die Front geschickt, mit nichts als Ihren... Ihren Händen bewaffnet. Das ist eine Farce.“
 

„Diplomat...“
 

„Ich bitte Sie, Eve, dort ist mit Diplomatie nichts mehr zu machen. Der Clan hat hier bereits die Schotten dicht gemacht und uns nach den letzten Angriffen auf unsere Agenten deutlich gemacht was er von Einmischung hält.“
 

Mitch stand an der Tür und Gregg saß neben dem Monitor, zuckte nur mit den Schultern ungesehen von ihrem Boss.
 

„Was ist mit Schwarz?“, fragte dieser nun. „Konnten Sie den Kontakt herstellen?“
 

„Wie erwartet kein Interesse von dieser Seite. Solange sie sich verteidigen können sehen sie es nicht als Notwendigkeit an sich einzumischen.“
 

„Das Interesse könnte steigen wenn eine persönliche Note hinzukommt...“, ließ er den Satz offen im Raum hängen. Die Antwort auf die unausgesprochene Frage kam prompt von ihr mit der für sie so typischen Kälte.
 

„Falls Sie glauben meinen Bruder ließe sich hervorlocken indem ich, vom Feind als Geisel gehalten werde irren Sie sich. Das wäre reine Zeitverschwendung.

Mein Kontakt innerhalb der Familie hat sich mit mir in Verbindung gesetzt und mir eine Möglichkeit aufgezeigt, wie wir die Familie empfindlich treffen könnten. Diese Daten werde ich – sofern alles glatt geht – bald in Empfang nehmen können.
 

„Sie werden nicht alleine gehen.“
 

„Ich habe Unterstützung von Kritiker erhalten.“
 

„Von diesen grobschlächtigen Verrückten? Das sind doch selbst nichts anderes als psychopathische Killer mit der Erlaubnis zu morden und das von zweifelhafter Stelle.“
 

„Sagen Sie bloß? Und Sie möchten abstreiten, dass es diese Art nichtoffizielle Organisation bei uns je gegeben und noch immer nicht gibt, nehme ich an.“
 

Er sah sie gelangweilt an. „Selbstverständlich.“ Er grunzte unwirsch. „Nur sind das ausgebildete Soldaten. Keine soziopathischen Kinder, die nichts als Töten kennen und das auf möglichst blutrünstige unprofessionelle Art, sodass es hinterher aussieht wie ein Schlachtfeld. Die Liquidationen, die Weiß, Crasher, Maneater und andere Teams durchführten stehen dem Wahnsinn, den sie beenden sollten in nichts nach. Ich wiederhole mich aber Sie sind für diese Art Wahnsinn völlig fehl besetzt.“
 

„Ich nehme das zur Kenntnis. Ihr Boss sicher auch.“
 

Das nahm dem Sektionsleiter den Wind aus den Segeln.
 

„Sie wissen warum Sie dort sind.“
 

„Ja“, gab sie knapp zurück.
 

„Passen Sie auf sich auf. Wir hören uns wenn Sie die Daten haben.“
 

Sie wusste warum sie hier war. Um Schwarz in Schach zu halten. Denn ihr Bruder würde einen Bogen um sie machen als hätte sie die Pest. Das hatte er schon immer.
 

Die Verbindung wurde getrennt und Mitch begann damit das Equipment abzubauen. Sie schwiegen, nur Gregg beobachtete ihre reglose Miene.
 

„Ihren Bruder kenne ich nur aus unserer Datensammlung, es ist jedoch schwer zu leugnen, dass sie verwandt sind. Falls diese Typen Sie erwischen, wäre es sicher sinnvoll darauf zu drängen Schwarz zu kontaktieren.“
 

Sie hielt einen Moment damit inne, die Jacke halb ausgezogen und sah eisig lächelnd zu ihm hinüber.

„Keine gute Idee. Wenn wir Schwarz involvieren, könnten die Daten verloren gehen. Es ist beinahe unmöglich zu kontrollieren was ihr Telepath unternimmt. Er kann uns trotz der angelernten Mechanismen lesen wie Bücher. Das klappt nicht immer so wie gedacht, Gregg. Der Kerl ist verrückt. Verrückter als der Typ den wir von Kritiker geliehen bekommen haben.“ Der würde sie lediglich filetieren, das Schwarzmitglied könnte sie in den Wahnsinn treiben.
 

Die Welt war verrückt. Um sie herum nichts logisch, nichts mehr in Ordnung. Es wurde Zeit für eine grundlegende Veränderung. Zur Rückkehr zu einer alten Ordnung. Und dafür brauchte es Opfer. Nur wer diese Opfer sein würden war noch nicht klar.
 

Während die Agenten ihren Statusbericht ablieferten saß Ken Hidaka auf dem Dach des fünfzigsten Stockwerks. Er genoss die Dunkelheit, die Lichtpunkte dazwischen. Es regnete im Moment nicht dafür war es schwül und drückend. Endlich hatte er wieder etwas zu tun. Die Untätigkeit hatte ihn unruhig werden lassen, die Unzufriedenheit über die Entwicklung der Dinge hatte ihn wütend werden lassen.
 

Er spürte wie wenig Beherrschung in letzter Zeit von ihm ausgegangen war. Die Wutanfälle hatten sich gehäuft und für kurze Zeit hatte er sich sogar Maneater angeschlossen. Nur um in einem intakten Team sein zu können. Weiß war seine Familie gewesen. Bis zu dem Zeitpunkt als Aya sie verlassen hatte.
 

Er hatte sich auch vorhin nicht beherrschen können als Maneater ihre lose Zunge nicht hinter ihren hübschen rosa Lippen halten konnte.
 

Seine Familie war auseinandergebrochen, wo er diesen Halt doch so dringend brauchte. Äußerlich ruhig und beherrscht hatte er doch innerlich das Gefühl zu explodieren und er fand kein Ventil dafür. Es zerriss ihn, dieses Gefühl. Halsbrecherische Fahrten mit dem Motorrad brachten etwas Erleichterung, aber keine Befriedigung.
 

Der letzte Mord war zu lange her.
 

Dieser Gedanke brachte ihn zum lachen. Er warf den Kopf in den Nacken und lachte. Da war es wieder sein Lachen. Krank und spröde, künstlich und gequält. Er wurde verrückt. Oder war es bereits.
 

Es begann zu nieseln.

Und er saß wie eine Krähe auf dem Dachfirst, lauernd auf eine Gelegenheit.

Er zog sich die Kapuze tiefer ins Gesicht und verfiel in Grübelei. Bis zu dem Zeitpunkt als ein sanftes Ping eine ankommende Nachricht übermittelte.
 

Zögernd griff er in die Tasche und zog das Pad hervor, das er von Manx erhalten hatte. Das Display ließ sein Gesicht in einem kranken fahlen Licht erscheinen. Er holte sich die Nachricht.

Eve Crawford verlangte zu wissen wo er sich herumtrieb.
 

Er beorderte sie aufs Dach.
 

Wenig später hörte er von seinem Platz aus wie sich in einiger Entfernung die Sicherheitstür öffnete und wieder ins Schloss fiel.

Es dauerte noch einige Minuten bis er die warme Frauenstimme vernahm. „Sind Sie lebensmüde? Oder ist das nur der Ausdruck Ihrer machohaften Art wie zuvor mit dieser Frau im Bürogebäude?“, alles andere als warm. Eher kühl, gereizt.
 

„Suchen Sie sich etwas aus. Oder lassen Sie es und nehmen Sie beide Antworten“, sagte er leise.

„Ich mag es nicht wenn das Team beleidigt wird“, fühlte er sich dennoch gezwungen sich zu rechtfertigen, für seinen Ausrutscher zuvor.
 

„Abyssinian, Bombay und Balinese haben der Welt den Arsch gerettet und sie würden es wieder tun falls es notwendig wäre. Nur weil Manx sie abgezogen hat und sie sich bedeckt halten heißt das nicht, dass wir nicht mehr auf der gleichen Seite stehen.“ Sie sollten in den nächsten Tagen abtauchen, aus dem Land verschwinden, aber offenbar war etwas dazwischengekommen, denn Manx war urplötzlich total beschäftigt mit irgendeiner Sache. Dreck. Es war die einzige Chance gewesen Omi und Yohji von Schwarz fern zu halten. Gescheitert.
 

Eve sah die einsame schattenhafte Gestalt an der zweimeterhohen Brüstung sitzen, eine schmale Sitzfläche von vielleicht zehn, fünfzehn Zentimetern in luftiger Höhe. Nieselnder warmer Regen und die hohe Luftfeuchtigkeit pappten ihr das Haar an die Schläfen und in den Nacken und kringelten die welligen Haare noch mehr ein als ohnehin unerwünscht von ihr war.
 

„Wir haben vier Stunden Zeit um den Treffpunkt zu erreichen. Es bleibt also noch genügend um einige Dinge klarzustellen. Sie tun das was ich Ihnen sage. Wenn Sie das nicht schaffen sind Sie draußen. Mir ist es egal wie viele Freiheiten Sie bei Kritiker genießen, wenn wir dort draußen sind tanzen Sie nach meiner Pfeife und ich halte nicht viel von Alleingängen. Wenn ich sage, dass Sie springen sollen, fragen Sie mich allerhöchstens wie hoch. Haben Sie das verstanden?“
 

„Meinen Sie jetzt gleich?“, fragte er amüsiert zurück und grinste in den Abgrund hinunter.
 

Sie hörte das Grinsen aus den Worten, wenn sie es auch nicht sah und runzelte die Stirn.
 

„Hören Sie auf mit diesem Blödsinn“, brummte sie gelassen und breitete die Arme aus. „Ich bin auf Sie angewiesen, Sie Komiker und Sie wollen hier gleich einen Abgang hinlegen?“
 

Das brachte Ken dazu sich zumindest in ihre Richtung zu drehen, sich schließlich nach unten fallen zu lassen und vor ihr zu landen.

„Was ist mit ihren Kollegen? Sind die nicht für ihre Sicherheit verantwortlich?“
 

„Nein. Sie begleiten uns nur bis zum Treffpunkt mit Manx. Dann sind wir auf uns selbst angewiesen.“
 

„Sie haben Angst, dass sie die Kontrolle über mich verlieren? Eine Kontrolle, die sie nie besessen haben?“ Er lachte leise.
 

„Unsinn. Ich habe lediglich die Befürchtung, dass Sie die Kontrolle über sich selbst verlieren.“

Es war ein gnadenloser Peitschenhieb auf den Rücken seiner Duldsamkeit sich selbst gegenüber.
 

„Das werde ich nicht“, antwortete er versöhnlicher. Er musste sie unterstützen, das war wichtiger als seine Wut auf Schwarz oder Ran oder sonst jemanden. Der Job zählte. Wenn er das nicht mehr hinbekam, zu was war er sonst noch nütze?
 

Er konnte sich schon vorstellen warum Kontrolle für die Crawford so wichtig war. Ihr Bruder war ein eiskalter Kontrollfreak. Warum sollte seine Schwester anders sein? Er würde ihr schon zeigen wie wenig Kontrolle sie hier in diesem Land auf die Ereignisse hatte. Keine.

Und über ihn. Niemand kontrollierte ihn.
 

Sie verließen das Dach und während Eve sich ausruhte begab sich Ken nach unten, inspizierte sein Motorrad, tankte nach, überprüfte und reinigte seine Waffen in dem Zimmer, dass er bezogen hatte. Er wartete auf Nachricht von Eve Crawford. Als diese kam ging er hinunter und wartete in der Lobby auf sie.
 

Als sie kam war er etwas erstaunt. Sie trug die volle Motorradkluft in schwarz. Ihre braunen welligen Haare wippten auf ihren Schultern.

Ihre Augen leuchteten geradezu in hellem Braun. Ihm waren ihre Augen vorhin nicht so hell erschienen.

So sah sie noch mehr aus wie eine weibliche Ausgabe ihres Bruders. Er verzog das Gesicht mürrisch.
 

„Ich kann verstehen, dass Ihnen das nicht gefällt. Trotzdem werde ich später mit Ihnen mitfahren. Es kann sein, dass wir uns aufteilen müssen. Einwände?“
 

„Nicht im Geringsten“, sagte er notgedrungen. Tatsächlich jedoch verspürte er kein großes Bedürfnis sie nahe bei sich zu haben. Er traute ihr nicht. Aber eine bessere Wahl gab es nicht.
 

Die beiden anderen Agenten gingen mit ihr zum Wagen und sie fuhren in Richtung Treffpunkt mit Manx.
 

Während sie Tokyo verließen und in Richtung Westen fuhren kreisten seine Gedanken nur um ein einziges Thema: die Crawfords. Jetzt waren es Zwei von der Sorte und das sagte ihm, dass ihre momentane Lage nur schlimmer werden würde. Dort wo der Hellseher und der zwielichtige Dunstkreis, der ihn umgab auftauchten geschah nichts Gutes. Es änderte auch nichts, dass seine Schwester angeblich nichts für ihn übrig hatte. Blutsbande waren schwer zu leugnen und schlussendlich ging die Familie immer vor, selbst wenn man in verschiedenen oder gar gegensätzlichen Lagern lebte.

Wusste Crawford davon, dass seine Schwester hier war und mit Manx eine Kooperation bildete?
 

Er war Hellseher. Natürlich wusste er das. Oder?
 

Aber warum verhielt sich Schwarz so passiv? Sie hielten sich raus, weil sie gejagt wurden?

Nein. Ken war der Überzeugung, dass es sie schlicht nicht interessierte was um sie herum geschah solange es sie nicht persönlich ankratzte scherten sie sich einen Dreck um andere.

Es war ihm ein Rätsel wie dreiviertel von Weiß dem gefährlichen Gift von Schwarz erliegen konnte.
 

Ken beschleunigte und raste mitten durch die Stadt, vorbei an Leuchtreklamen, beleuchteten Läden, dem pulsierenden Leben in Tokyos Herz, als ein Anruf hereinkam. „Ein Anruf vom Operator“, meldete sein Systemagent. „Annehmen.“
 

„Es gibt eine Änderung. Ich werde euch nicht unterstützen können. Wenn ihr die Daten habt kontaktiert mich um ein Treffen zu vereinbaren. Ihr müsst das Treffen mit dem Informanten so schnell wie möglich hinter euch bringen, denn Maneater und ich haben eine Zielperson der Familie im Visier.“
 

„Warum jetzt? Warte bis wir die Daten haben, das könnte das Treffen mit dem Informanten gefährden.“
 

„Das ist mir klar, Ken. Aber das kann nicht warten, es muss jetzt geschehen, die Gelegenheit kommt nicht wieder. Melde dich, wenn ihr die Daten habt.“

Sie legte auf und ließ Ken wie so oft in der Vergangenheit ohne konkrete Informationen zurück.

Er fuhr die nächste Ausfahrt an und hielt am Bordstein bis der Wagen der Agenten hinter ihnen hielt. Crawford und einer der Agenten stiegen aus. „Was ist los?“
 

„Manx rief gerade an, sie kann nicht zum Treffpunkt kommen da sie eine Zielperson der Familie im Visier haben. Mehr Informationen habe ich nicht, wir sollten uns also schnell mit ihrem Informanten treffen um an die Daten zu gelangen, bevor die Situation zu brenzlig wird.“
 

„Wie viel Zeit bleibt noch?“
 

Eve Crawford sah auf die Uhr. „Drei Stunden und zwanzig Minuten.“

Der zweite Agent kam nun auch aus dem Wagen. Die beiden Männer sahen sich an. „Dann sollten wir uns beeilen damit wir den Treffpunkt noch etwas beleuchten können.“
 

„Wir teilen uns besser auf“, sagte Eve und beugte sich in den Wagen um ihren Helm herauszunehmen. Sie legte ihn auf dem Wagendach ab und fädelte ihren Rucksack auf den Rücken.

„Jungs, bis gleich“, sagte sie und kam zu Ken, der das Treiben mit gemischten Gefühlen verfolgt hatte. Natürlich war es sinnvoller sich aufzuteilen, aber er hatte nicht gern einen Crawford im Rücken. Er stöhnte innerlich und schwang sich auf sein Motorrad. Wenige Augenblicke später spürte er das leichte Gewicht der Brünetten und ihre Arme, die sich kaum spürbar um seine Mitte schlangen.

„Halten Sie sich fest“, brummte er etwas ungehaltener als beabsichtigt und fuhr los. Ihr Ziel war der Nakana Autosalon im Westen der Stadt. Warum gerade dort war im schleierhaft. Ihm gefiel der Gedanke nicht besonders, dass Manx den Plan, den sie ihm vor nicht mal mehr als einer Stunde mitgeteilt hatte umwarf. Das war nicht ihr Stil. Es musste etwas passiert sein. Vielleicht waren Schwarz involviert. Und wenn ja betraf das auch Weiß.
 


 

o∼
 


 

Etwas gelassener sah Finn Fuchoin alias Finn Asugawa alias Satoshi Kawamori dem Abend entgegen. In seinem Leben hatte er schon viele Namen benutzt. Sein wahrer Name aber war so tief in ihm verborgen wie das Wissen um seine eigentlichen Pläne in den nächsten Stunden. Kiguchi sein treuer Wegbegleiter seit Kindertagen wusste von seinem Vorhaben.

Er schob sich einen Lolly zwischen die Lippen schmeckte die säuerliche Süße der zuckerhaltigen Süßigkeit auf seiner Zunge und grinste den Hünen Kiguchi an der am Eingang seines Domizils auf ihn wartete. Ehemals war es ein Teehaus gewesen, das auf dem Gartengelände des Anwesens der Vorbesitzer errichtet worden war. Als die Sakurakawa Gruppe das Anwesen samt eines überaus großen Grundstücks erworben hatte und Sakurakawa Masahiro hier als Galionsfigur des Tokyo-Standortes eingesetzt wurde, bezog Finn das Teehaus und baute es nach seinen Bedürfnissen um.
 

„Gute Laune?“ wurde er mit weitaus weniger Begeisterung empfangen, als er selbst sie in Anbetracht wie die Dinge sich entwickelten empfand.
 

„Wie könnte ich keine gute Laune haben? Alles läuft hervorragend!“ Er trabte mit beschwingtem Schritt an Kiguchi vorbei, der seine massige Gestalt zur Seite bewegte um ihm den Zugang zu seinem gegenwärtigen Heim zu gewähren. Finn öffnete die Tür und ließ den anderen hinein.
 

„Wie viel Zeit bleibt?“
 

Finn wandte sich um, öffnete sein Hemd um es gegen ein neues zu wechseln und schlüpfte aus seinen teuren Schuhen. „Zwei Stunden, bis dahin müssen wir dort sein“, sagte er und ging in seinen begehbaren Kleiderschrank. Kiguchi kam ihm nach und blieb am Entree zu dem überfüllten Raum stehen. Finn suchte sich ein frisches blütenweißes Hemd heraus und zog es sich über den tätowierten Körper. Er spürte wie stets den stoischen Blick seines Mitstreiters über seine gezeichnete Haut streifen. Er wandte sich halb zu ihm um, als er die Knöpfe des Hemdes verschloss und sich bückte um in seine roten Chucks zu schlüpfen.
 

„Wo ist Lilli?“, ging die Fragerunde weiter. Kiguchi war sonst nicht gerade ein Mensch der gerne oder gar viel redete.
 

„Beim Kinderturnen. Sie hat heute ein Vorturnen und die anschließende Feier dürfte bald zu Ende sein. Wir werden sie abholen.“
 

„Gabe?“
 

Finn seufzte. Dem Jungen ging es gar nicht gut. Die Regenzeit machte ihm dieses Jahr zu schaffen. Das schwülfeuchte Wetter war nichts für den Kleinen. Letztes Jahr hatte er diese Zeit besser durchgestanden. Finn glaubte zu wissen woran es in diesem Jahr lag, aber er würde dem Ganzen bald Abhilfe schaffen. Nicht mehr lange und Gabe würde es besser gehen.

„Er ist bei Lilli. Sie bestand darauf, dass er sie begleitete. Sie spürt seine Labilität.“
 

Kiguchi brummte etwas Unverständliches und Finn richtete sich mit Skepsis im Blick auf.

„Das hat ihr Vater erlaubt?“
 

Finn zuckte mit den Schultern. „Was hätte er tun sollen? Viel Einfluss hat er nicht auf die Beiden. Und sie mitzunehmen zu Mia wäre wohl doch etwas billig geworden. Sein Interesse an seinen eigenen Kindern hält sich seit dem Tag ihrer Geburt in wirklich sehr engen Grenzen.“
 

„Masahiro ist bei Mia?“
 

„Er kanns eben nicht lassen, sich in der Öffentlichkeit lächerlich zu machen. Kaum ist seine ach so geliebte Frau zu Asche verarbeitet geht er mit Mias ins Bett. Das hat er zuvor schon getan, allerdings nicht so unbekümmert und derart gedankenlos. Jetzt ist nicht die Zeit für Ausschweifungen. Er ist frustriert, dass der Alte ihn nicht für voll nimmt. Soll nicht mein Problem sein.“
 

Finn wollte noch etwas sagen als Kiguchis Mobiltelefon vibrierte. „Ja“, meldete sich der Große mit sonorer Stimme. Finn hörte die aufgeregte Stimme des Anrufers bis zu sich herüber und runzelte die Stirn. „Gut, ich suche ihn“, hörte er Kiguchi antworten während er die letzten Knöpfe seines Hemdes schloss.
 

„Wo ist dein Telefon, Boss?“, brummte Kiguchi als er die Verbindung getrennt hatte und zog ein finsteres Gesicht.

„Warum?“ rollte Finn mit den Augen und nestelte in seiner Hosentasche. Akku leer diagnostizierte er.

„Weil wir ein Problem haben.“
 

Finn sah von seinem Mobiltelefon auf.
 

„Jemand hat Masahiro erledigt.“
 

„Wann?“
 

„Vor einer Stunde.“

Kiguchi atmete tief ein. Das brachte Finns Pläne zum Erliegen und das wiederum mochte sein filigraner teuflischer Freund – wie er aus Erfahrung wusste – gar nicht. Die sonst so vielschichtigen braunen Iriden verkamen zu dunklen Murmeln und starrten ihn an.
 

„Scheiße“, fuhr es aus Finn heraus und das Mobiltelefon ächzte geplagt auf als sich seine Finger darum krallten. Er stützte sich auf die Mittelkonsole im Ankleidezimmer ab. „Dieser verdammte Wichser. Nicht jetzt“, brach es unflätig voller Wut aus ihm heraus und sein lodernder Blick traf Kiguchi.
 

„Du musst dem Alten die Neuigkeit berichten“, gestatte dieser sich eine Bemerkung.
 

Finn musste nicht nur seine Pläne von Grund auf ändern, er hatte jetzt vermutlich noch Anwesenheitspflicht und die Oberaufsicht über die unangenehme Rasselbande dort draußen. So war er jetzt nicht nur unter der Beobachtung von Superbia, dem persönlichen Schoßhund von Sakurakawa Yoshio, sondern war auch noch unabkömmlich bis sie herausgefunden hatten welcher Idiot ihm in die Parade gefahren war.
 

Er warf das Mobiltelefon auf die Konsole und atmete tief ein. „Geh und hol die Kinder ab“, knurrte er. Tränen der Wut brannten ihm, in den Augenwinkeln. Er war so nah dran gewesen. Die ganze jahrelange Arbeit für die Katz! Was sollte er jetzt tun? Der Plan war in der jetzigen Lage nicht mehr einzuhalten.

„Bring sie hier her. Verdammte Scheiße!“ Er warf das Telefon in die sorgfältig nummerierten, hängenden Kleidungsstücke. Es brachte ihm nicht die erhoffte Genugtuung als es verhalten raschelte anstatt in tausend Teile zu zersplittert – wie seine Pläne es gerade getan hatten.
 

Kiguchi stand immer noch im Eingang. Finn war selten derart ausfallend in seiner Wortwahl. Der Hüne sah es ungern wenn sein langjähriger Weggefährte auf diese Weise zeigte wie sehr ihn eine Situation aus der Bahn warf. Finn neigte dann dazu Dinge zu tun die er später bereute oder auf noch verrücktere Art versuchte zu kitten. Das nahm dann sehr oft ungute, wirklich irre Züge an. Aber es gab nichts, wirklich nichts was Finn nicht schaffte.

Ein Umstand den Kiguchi mit Sorge sah. Finn zog die Fäden an so vielen Enden, dass Kiguchi immer wieder darüber staunen konnte, dass nicht einer davon riss. Irgendwann jedoch... irgendwann würde das künstliche Kartenhaus über dem Intriganten, dem Strippenzieher, dem Chamäleon zusammenbrechen. Aber vielleicht würde auch der Tag kommen an dem Finn kein Berater, kein Spielball von Sin, kein Sklave der Sakurakawas mehr sein würde, sondern nur noch das wozu er ausgebildet worden war und was er seit Jahren im Verborgenen tat.

Kiguchi wünschte es dem Windhund wirklich. Er hatte nur die Befürchtung, dass alles was Finn jetzt – nach dem Tod von Masahiro – einfiel und er deshalb gezwungen war zu tun ihn von dem wegbrachte was er sich sehnlichst wünschte: frei zu sein.
 

„Geh endlich. Verschwinde und lass mich allein!“, schrie Finn außer sich vor Wut. Er wandte sich ab und atmete tief ein. Fieberhaft überlegend zog er sich erneut um. Offizielles Outfit.

Während er in die Rolle des Finn Asugawa schlüpfte formte sich ein Bild vor seinem geistigen Auge. Es war hässlich, schmutzig, schäbig, verdorben, und bei Gott nicht unblutig aber es würde funktionieren. Dessen war er sich sicher. Fast sicher.
 

Er hechtete ins Badezimmer und streifte sein erschrecktes Abbild im Spiegel. Das brachte ihn zum innehalten.

‚Ruhe. Du brauchst Ruhe.’ Er schloss die Augen, fand seinen inneren Kern und spulte die Sätze gedanklich ab die ihm halfen sein Gleichgewicht wiederzufinden. Dann öffnete er die Augen wieder und konzentrierte sich darauf den Schreck aus seiner Mimik und seinen Augen zu entfernen. Es dauerte einige Augenblicke bis der vertraute, alerte Blick des getreuen Sakurakawa Handlangers ihm entgegenblickte. Die reservierte Miene des Organisationstalents ihm sagte, dass er nun der Boss der japanischen Vertretung war und dem Oberhaupt Bericht erstatten musste. Seine letzte Tat war es den Ring aus Stoff mit dem Knopf vom Finger zu nehmen, ihn an ein Lederband um den Hals zu binden sodass er nicht zu sehen war.
 

Er verließ seine Wohnung auf dem Gelände und ging hinüber ins Haupthaus. Dort warteten Sin auf ihn. Kiguchi stand bei ihnen. „Ich fahre die Kinder abholen.“
 

„Bring sie hinunter ins Labor wenn du zurück bist“, verlangte Finn und Superbia hatte ein spöttisches Lächeln auf den Lippen.

„So schnell steigt man zum Boss auf, Invidia.“
 

Finn erlaubte sich lediglich einen langen Blick in die Augen des älteren Mannes erwiderte jedoch nichts darauf. Er sah zu Kiguchi und dieser hob beschwichtigend eine Hand. „Bin schon weg.“
 

Seine Sekretärin Rai folgte ihm, als er sich durch die vier übriggebliebenen Mitglieder von Sin hindurchdrängte um in Masahiros Büro zu gelangen. „Stell eine Verbindung nach New York her. Was haben wir für Informationen über das was passiert ist?“ Sie gingen durch das verwinkelte Haupthaus, schritten den Korridor entlang, der ihnen einen wunderschönen Blick in den Garten gewährte.
 

„Masahiro ging zu Mia und hatte die übliche Bewachung dabei. Er war gerade vielleicht eine oder zwei Stunden dort bevor sie angegriffen wurden. Die Überwachungskameras weisen fünf Angreifer auf.“
 

„Also nicht Schwarz?“
 

„Es hatte eher den Stil von Kritiker. Sie starben durch Kugeln. Keine PSI Aktivität am Tatort. Die Angreifer trugen Sturmmasken. Ich gehe davon aus, dass Schwarz ihre Identität nicht verbergen würden.“
 

„Das denke ich auch. Also waren es Kritiker“, wisperte Finn und er lächelte minimal. Das war ein Wehrmutstropfen in dem Chaos.
 

Sie waren am Büro angekommen und Rai setzte sich an den Schreibtisch um die Verbindung herzustellen. Superbia blieb an der Tür stehen, Gula setzte sich auf einen der Stühle und schlug die Beine übereinander.
 

Die anderen – Avaritia und Luxuria verteilten sich im Raum. Finn hatte nicht vor bei Sakurakawa Yoshio zu Kreuze zu kriechen, sie waren nicht für die Bewachung Masahiros nach Japan gekommen und hatten somit auch nicht die Verantwortung für die Sicherheit seines nutzlosen Sohnes zu tragen.
 

Minuten vergingen bis die Verbindung stand und Finn musste sich von Superbia gefallen lassen, dass dieser ihn anstarrte und nicht mehr aus dem höhnischen Blick ließ.
 

Als der Patriarch endlich erschien war er von der Störung offensichtlich nicht angetan, nach seiner Begrüßung zu urteilen.

„Asugawa ich hoffe du hast eine ausreichende Begründung für diese Störung.“
 

„Die habe ich Sakurakawa-sama. Uns erreichte soeben die Nachricht, dass Kritiker und Schwarz Masahiro angegriffen haben. Bei diesem Angriff starb Masahiro.“

Der Patriarch verzog keine Miene. Er verzog nur minimal den Mund, presste die Lippen zusammen. „Wo fand dieser Angriff statt?“
 

„In einem Etablissement im Norden Tokyos. Er besuchte Mia. Die Bewachung war ausreichend. Wir haben noch keine Details.“
 

„Offensichtlich war sie das nicht. Die Kinder?“
 

„Ich habe veranlasst sie vom Unterricht abzuholen.“
 

„Gut. Trennt sie. Bringt den Jungen nach Kyoto. Ich komme in fünf Tagen nach Kyoto um einen Gegenschlag zu überwachen. Die Kinder haben oberste Priorität.“
 

„Was ist mit dem Mädchen?“, fragte Finn in geschäftigem Tonfall. Ihm missfiel die Splittung der Zwillinge. Das würde weder Lilly noch Gabe gefallen.
 

„Sie bleibt im Labor in Tokyo. Wo sind die sterblichen Überreste meines Sohnes?“
 

„Wir werden uns darum kümmern. Noch wissen wir nichts Genaues. Wir werden ihn nach Kyoto überführen.“
 

Das Oberhaupt der Sakurakawa Gruppe nickte. „Gut. So soll es sein. Um 8.00 Tokioter Zeit findest du dich zu einer Videokonferenz mit Kyoto ein um mir den neuesten Stand der Dinge zu übermitteln. Ich will, dass du die Leitung übernimmst bis ich dort eintreffe. Ich bringe meine Männer mit.“
 

„Wie viele?“
 

„Drei Sektionen. Bereite ihnen Unterkünfte in Tokyo und Kyoto vor. Und ich möchte ein oder zwei Pläne von dir für einen Vergeltungsakt vorgelegt bekommen. Falls dir vorher etwas dazu einfällt hast du meine Genehmigung für die Umsetzung. Ich vertraue auf deine Kreativität.“
 

„Natürlich, Sakurakawa-sama.“
 

Das Zeichen der Sakurakawa Corp. Erschien auf dem Bildschirm als die Verbindung beendet wurde.
 

Finn starrte einen langen Moment darauf, bevor er sich an Rai wandte.
 

„Veranlasse eine Versammlung der Belegschaft inklusive der Wachen und Fahrer. Darüber hinaus schalte mir eine Verbindung nach Kyoto. Außerdem brauche ich jemanden der den Jungen dorthin bringt.“

Er sah ihren Planer an.

„Kiguchi? Er hat einen guten Draht zu Gabe.“
 

„Nein, ich brauche Kiguchi hier, mir schwebt da etwas vor... ich denke wir könnten...“, er ließ seine Gedanken im Raum schweben und ein unternehmungslustiges Lächeln blitzte auf.

Es diente zur Tarnung und nur ausschließlich dazu. Ihm war nicht zum Lächeln zumute.
 

„Wir könnten den Jungen dorthin bringen“, meldete sich Gula zu Wort.
 

Finn sah auf und wurde mit Superbias spöttischem Lächeln konfrontiert. Das war nicht das was er bevorzugte. Gabe mochte Gula ganz und gar nicht. Aber mit Superbia kam er klar und Finn wusste woran das lag. Superbia hatte da so seine Methoden...
 

„Du und wer noch?“ Eine rein rhetorische Frage, denn Gula würde nur mit Superbia nach Kyoto fahren. Es war gut den älteren Mann, der als Bewacher für ihn vom alten Sakurakawa eingesetzt war los zu werden. Später würde es schwierig werden aber momentan war es geradezu perfekt.
 

„Superbia.“
 

Finn sah den Mann Mitte Vierzig an und nickte. „Gut. Ich übertrage euch die Verantwortung für den Jungen und bis zur Ankunft vom Boss die Geschicke in Kyoto. Bereitet alles für die drei Sektionen vor. Ich breche hier die Zelte ab und komme nach sobald hier alles geregelt ist.“
 

„Was hast du vor, Intrigant?“, fragte Superbia und der Spott war ehrlichem Interesse gewichen.
 

Finn lächelte träge.

„Da dieser Standort offensichtlich aufgeben wird kann ich ihn als Spielwiese benutzen. Ich habe in den vergangen Tagen eine Möglichkeit gefunden um Schwarz und Kritiker einen empfindlichen Schlag zu versetzen. Unglücklicherweise ging die erste Runde in dieser Kampferöffnung auf sie. Die Zweite Runde allerdings... kann ich für uns verbuchen.“
 

„Die Kurzfassung?“ fragte Avaritia.
 

„Ich locke Schwarz in die Labors, riegle sie hermetisch ab und töte alle mit dem Sicherheitsprogramm. Ganz einfach“, sagte er ebenso einfach.
 

„Hört sich simpel an aber so wie ich dich kenne ist die Sache nicht ganz so einfach wie du sie uns verkaufen willst“, sagte Luxuria und nestelte an seinem zum Zopf geflochtenen Haar.
 

„Wir haben noch genug separiertes Serum um die Männer hier vor Ort damit zu versorgen.“
 

„Du willst ihnen die volle Dosis verabreichen?“, fragte Superbia mit so etwas wie Amüsement in der Stimme. Er schien gefallen daran zu finden die Männer süchtig zu machen, wie Sin es nach der Droge war.
 

„Nein, dafür reicht es nicht, aber dafür, dass ihr Telepath und ihr Empath nur schwer Einfluss nehmen können. Bei der Masse an Männern werden sie ausreichend beschäftigt sein um Fehler zu machen.“
 

„Wie willst du sie hierher locken?“

Superbia sah ihn durchdringend an und versuchte zu erahnen was er vorhatte.

Was ihm aber offenbar nicht gut gelang.
 

„Mit einem wirklich vorzüglichen Köder...!“
 

„Ein Köder, hmm?“, fragte Gula. „Viele Unsicherheiten bei diesem Spiel. Bist du sicher, dass auch alle bei deinem kleinen Spiel mitspielen werden?“
 

Finn wandte ihr sein Gesicht zu. Seine Augen hatten den Glanz von blank polierten Murmeln angenommen. Das Lächeln welches seine Lippen verzog hatte offenbar etwas an sich, dass sie einen Schritt zurück treten ließ.

„Die...meine Liebe, die nicht mitspielen wollen werde ich aus dem Spiel entfernen“, sagte er freundlich, die Stimme so klar und geschliffen hart, dass sie Stahl durchtrennt hätte.
 


 

o∼
 


 

Ken fuhr von der Hauptstraße runter und bog in eine schmale Seitenstraße ein von wo ihr Zielort zu sehen war. Er fuhr zunächst eine Runde und sie machten sich ein Bild. Der Schauraum des Autohauses war beleuchtet, die Pforten geschlossen.
 

Eve nahm Kontakt zu Gregg auf. „Was ist mit dem Satelliten?“
 

„Wir haben Zugang bekommen. Alles unauffällig. Die Aufnahmen der letzten Stunden zeigen keine abnorme Aktivität.
 

Sie hielten auf einer kleinen Anhöhe in der Nähe der Auffahrt zur Schnellstraße. Eve zog ihren flachen Rucksack nach vorne und holte eine Wärmebildkamera hervor.
 

Minuten vergingen und Ken lotete Möglichkeiten für eine schnelle Flucht aus.
 

„Momentan alles sauber. Wir sollten uns einen Platz suchen um zu warten“, meldete sich Eve leise bei ihm nach einigen Minuten die vergangen waren.
 

Sie warteten in gebührendem Abstand zum Gebäude von wo der Parkplatz gut einsehbar war und sie die Möglichkeit auf einen schnellen Abgang hatten falls es unsauber ablaufen sollte. Nach einer Stunde kam ein Motorrad die Straße herunter und fuhr ohne die Sicherheitsmaßnahmen, die sie zuvor exerziert hatten sofort auf den spärlich beleuchteten Parkplatz. Ken fand das ziemlich unvorsichtig, wenn nicht gar dreist in Anbetracht der Lage.
 

„Sie kennen diesen Informanten?“
 

Eve zuckte mit den Schultern. „Kennen ist zu viel gesagt. Wir haben... eine etwas unschöne Vergangenheit zusammen, könnte man sagen. Ich schulde ihm etwas... und mein Schuldenberg wird immer größer, je öfter er mir hilft, fürchte ich.“
 

„Ein Doppelagent?“
 

Eve lachte zynisch. „Nein, leider nicht. Ihm ist nicht zu trauen. Er dreht gern sein eigenes Ding, solange er etwas davon hat hilft er einem.“
 

„Und was könnte er hiervon haben?“
 

„Er sucht einen Ausweg und wir geben ihm diesen.“
 

Sie warteten. Der Mann stieg von seinem Motorrad und bockte es auf. Er schien nicht nervös zu sein. Ken besah sich den Mann durch die Fernsichtbrille. Mitte, Ende Zwanzig, schwer einzuschätzen, die Haare in einem lässigen kurzen Zopf im Nacken, Jeans, enges Shirt, keine Waffen auf den ersten Blick zu sehen und einen Lolly zwischen den Lippen. Stress hatte der offenbar keinen.

Er lehnte sich an seinen Bock und wartete.
 

Als Gregg das Signal per Funk gab, dass niemand im Umkreis zu sehen war startete er die Maschine und sie fuhren auf den Parkplatz. Einige Meter vor ihm hielten sie an. Ken konnte es sich nicht erlauben auf der Maschine sitzen zu bleiben, wenn er sicher gehen wollte, dass Eve nichts passierte, also stieg er ab, nahm den Helm ab wie Eve es bereits getan hatte.
 

Der Mann hatte ihr ankommen verfolgt und lehnte immer noch gelassen an seiner Maschine. Eve ging näher an ihn heran, blieb aber in einem Sicherheitsabstand von fünf Metern stehen. Er nahm den Lolly aus dem Mund und zeigte auf Ken.
 

Eve ließ ihn nicht aus den Augen. „Eine nötige Versicherung, Sie werden hoffentlich nachsichtig mit mir sein“, sagte sie emotionslos und Ken fühlte sich wieder an ihren Bruder erinnert. Dieses kalte arrogante Stück Dreck.
 

Er ging zu ihr blieb aber in einem Meter Abstand halb hinter ihr stehen.
 

„Was haben Sie für mich?“
 

„Der große Zampano kommt in einigen Tagen nach Kyoto.“
 

„Aus welchem Anlass?“ Sie hatte seine Stimme schon früher gemocht. Nur heute war etwas anders, irgendetwas fehlte. Sie runzelte die Stirn. Der spanische Akzent fehlte völlig.

Sie tat den Gedanken als unwichtig ab und konzentrierte sich wieder auf das Gespräch.
 

„Oh, das wissen Sie nicht, Eve?“ Er führte die Hand wieder zum Mund um den Lolly für Sekunden zu bearbeiten bevor er weitersprach.

Er deutete mit dem Lolly auf Ken „Kritiker haben Masahiro kalt gemacht und das erst vor einigen Stunden.“ Ken sah zu ihr und sie wandte sich halb um. Was zur Hölle hatte Manx getan?

„Wir...“, setzte sie dazu an, als sie etwas metallisches im Augenwinkel aufblitzen sah, das an ihr vorbeiflog und Ken im Auge traf. Sie wandte sich in einem Atemzug um, zog ihre Waffe und spürte den Luftzug eines zweiten Geschosses, das erneut an ihr vorbei auf Ken zuflog.
 

Ken keuchte auf, tastete nach der Waffe, fühlte seine taub werdenden Finger nicht mehr. Er taumelte zurück, hörte Eve einen Schuss abgeben bevor seine Beine nachgaben und er bis auf das Gefühl seines taub werdenden Körpers nichts mehr fühlte, hörte und sah.
 

Eve hatte keine Chance, die Nadeln trafen sie am Hals, als sie nach ihrer Waffe griff, die ihr schlussendlich aus den kribbelnden, tauben Fingern glitt und während sie auftraf einen Schuss abgab. Hände griffen nach ihr und ließen sie zu Boden gleiten. Die Spinne erschien in ihrem kleiner werdenden Sichtfeld.

„Ach und was ich noch sagen wollte, Eve. Es gibt eine kleine Änderung im Plan. Das haben Sie Kritiker zu verdanken. Sie schulden mir ein Leben. Ich habe mich nun entschieden, Ihres zu nehmen...“, hörte sie als ihr Körper tauber wurde, ihr Körpergrenzen zu einer breiigen Masse verschwammen. Sie begann zu schweben, hörte die Worte wie aus weiter Ferne. Ihre Augen waren offen, aber sie sah nichts mehr von ihrer Umgebung.
 

‚Ein Leben für ein Leben’, waren die Gedanken die sie bewusst denken konnte, bevor sich auch diese ins Unendliche zerfaserten und schließlich verstummten.
 


 


 


 


 


 

WIRD FORTGESETZT!

VIELEN DANK FÜRS LESEN.

GADREEL ^__^



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