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Bonnie & Clyde

Die Story über Bonnie und Clyde
von

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Information für Information

Information für Information
 

Bonnie lehnte sich total entspannt zurück und lächelte den Polizisten, der ihr gegenüber saß freundlich an. Ihr machte es Spaß, die Polizisten an der Nase herumzuführen. Obwohl Bonnies momentane Umgebung jede Fantasie ersticken ließ, fielen ihr so viele gelogene Geschichten ein.

Die Wände waren grau und kein Fenster war in dem kleinen Kämmerchen. Dafür gab es eine verdreckte Schirmlampe, die über dem kleinen quadratischen Holztischchen pendelte. Nur eine kleine Wanduhr unterbrach die monotone Stille.

"Nun... Noch einmal Miss Parker...", fing der Polizist an und seufzte auf. Er lehnte sich mit verschränkten Armen auf den Tisch.

"Mir ist kalt.... Könnten Sie die Heizung etwas mehr aufdrehen?", fiel ihm Bonnie ins Wort. Sie sah dem Polizisten in die Augen.

"Ihnen wird wärmer, wenn sie reden!", sagte der Mann knurrend.

"Hey...", sagte Bonnie und tat es dem Polizisten gleich und lehnte sich auf den Tisch. "Hör zu... Roy... Ich weiß nichts, also kann ich nichts sagen, so einfach ist die Sache! Darf ich jetzt gehen?"

"Verdammt, Miss Parker! In dem Flur Ihrer Wohnung liegt eine Leiche! Ich will wissen, woher der Schuss kam!", fluchte der Polizist. Er verlor die Nerven und haute mit aller Kraft gegen den Tisch. Als es knallte zuckte Bonnie nicht einmal mit der Wimper. Sie war es schon gewohnt, dass Gäste in "Marcos Café" auf den Tisch schlugen.

"Ich mach mit dir einen Deal! Du gibst mir die Informationen über Clyde C. Barrow und ich werde dir sagen, was in der Bruchbude passiert ist! Na? Was hältst du davon?", schlug Bonnie naiv vor.

"Ich mache keinen Deal mit Ihnen! Steht der Mann in Verbindung mit Clyde C. Barrow?", fragte der Polizist leicht hoffnungsvoll. Er hoffte endlich einen kleinen Hinweis gefunden zu haben.

"Da musst du ihn selbst fragen!", antwortet Bonnie und lehnte sich wieder zurück. Sie legte ihren Kopf in den Nacken. Es war jetzt schon der dritte Polizist, der sie verhörte. Die vorherigen zwei Beamten hatte sie in den Wahnsinn bereits getrieben. Bonnie sah sich die dunklen Schimmelflecke an der Decke näher an. In den Ecken hingen ein paar Spinnenweben. Aber von irgendwelchen Spinnen war nichts zu sehen.

"Miss Parker! Hören Sie auf, sich wie ein Kind zu benehmen! Die Sache ist sehr ernst!", sagte der Polizist und stand auf. Der Stuhl von ihm rutschte knarrend zurück. "Ich will wissen, wer der Mann war und was er von Ihnen wollte!"

"Fragen Sie ihn doch selbst!", antwortete Bonnie. "In der Wohnung neben an wohnt eine Frau, die behauptet mit Toten Kontakt aufnehmen zu können! Wenn sie nicht zu Frieden sind, brauchst du nur noch ein bisschen mehr bezahlen und sie vögelt dich in die Hölle! Dann bist du ja direkt bei deiner Familie!"

"Sind Sie gläubig, Miss Parker?", fragte der Polizist unbeirrt. Bonnie musste zugeben, er verstand seine Aufgabe.

"Sehe ich so aus?", lachte Bonnie und sah auf sich hinunter. Sie trug einen grauen Mantel mit einer breiten Schnalle. Ihre schwarze Strumpfhose hatte lauter kleine Laufmaschen.

"Also nicht.", seufzte der Polizist und kitzelte etwas auf sein Klemmbrett.

"Sieht so aus. Bist du gläubig?", fragte Bonnie.

"Ja, das bin ich!", sagte der Polizist abwesend.

"Irgendwas machst du falsch, Roy! Ich weiß jetzt mehr über dich als du über mich! Soll ich das Verhör weiter für dich führen?", grinste Bonnie.

Bevor der Polizist darauf antworten konnte, ging die eisenbeschlagene Tür auf. Das Licht vom Flur blendete Bonnie. Sie konnte nicht erkennen, was an der Tür passierte.

Aber es schien kein neuer Tausch von den Beamten sein. Langsam gewöhnten sich Bonnies Augen an das helle Licht. Sie sah einen jungen Mann, der eine Weste über sein graues Hemd trug. Anscheinend war es ein Sekretär. Bonnie fühlte sich an einen Bankangestellten erinnert. Er erklärte dem Polizisten was auf dem Blatt stand. Erst jetzt konnte Bonnie den Polizisten richtig erkennen. Es war ein alter Mann. Das erklärte seine ganze Erfahrung in den Verhören. Roy nickte und schloss wieder die knarrende Tür.

"Also Miss Parker... Wo ist der Revolver?", fragte der Polizist und sah Bonnie an. Bonnie zuckte unwillkürlich zusammen. Woher wusste die Polizei von Clydes Revolver.

"Weiß nich...", sagte Bonnie kleinlaut.

"Miss Parker! Ich habe hier gerade das Geständnis ihrer Mutter! Das würde reichen um Sie für mindestens fünf Jahre wegzusperren!", knurrte der Polizist.

"Dann möchte ich nicht in den Knast von Cement City!", sagte Bonnie sofort. "Ich habe keine Lust meinen Exmann dort anzutreffen!"

"Sie verstehen nicht den Ernst der Lage! Ich werde sie noch mal aufklären und darauf hin...", seufzte der Polizist. Aber Bonnie fiel ihm ins Wort: "Aufgeklärt bin ich schon lange! Und ich möchte sofort einen Anwalt! Das grenzt an sexueller Belästigung!" Bonnie wurde immer lauter und stand auf.

"Miss Parker!", erzürnte sich Roy. "Es reicht langsam!"

"Jetzt pass mal auf! Ich habe zwar noch nicht so viele Jahre auf dem Buckel wie du! Aber, verdammte scheiße! Ihr Dreckssäcke habt meine Zukunft versaut! Wegen euch gestörten Rammböcken ist Clyde im Knast! Ihr sagt mir sofort, wo er ist und ich sag euch was in diesem verfickten Drecksloch passiert ist!", schrie Bonnie rum. "Ich hab jetzt die Schnauze gestrichen voll!" Sie stand auf und schmiss den Stuhl hinter sich um. Ihre blonden Haare fielen ihr ins Gesicht und verdeckten etwas die vor Zorn und Ungeduld funkelnden Augen. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt. Sie stampfte auf den Boden.

Roy sah Bonnie an. "Ich habe einen anderen Vorschlag.", fing er an.

"Ich lehne ab! Information für Information! Das ist fair!", schrie Bonnie.

"Dann sind sie auch ehrlich?", hakte der Polizist nach.

"Ja!", knurrte Bonnie. "Einen Schwur leiste ich trotzdem nicht ab! Dir muss mein Wort genügen!"

Roy nickte. Er ging zur Tür und klopfte daran. Die Tür wurde aufgemacht und der Polizist namens Roy verschwand. Für paar Minuten hatte Bonnie für sich Zeit. Bis dahin ging Bonnie im Kreis. Sie musste unbedingt ihre Wut dämpfen, denn sonst würde sie zuviel erzählen. Kurz darauf kam Roy wieder. Er hatte einen dicken Ordner unter dem Arm.

"So Miss Parker!", sagte er geschäftig und setzte sich wieder auf seinen Platz. "Bitte setzen Sie sich."

Bonnie tat ihr wie geheißen und faltete sogar fromm die Hände auf dem Tisch. Doch innerlich kochte sie noch vor Wut.

"Information für Information... Ihre Worte...", fing er an.

"Hör auf zu quatschen! Gib mir den Haftbefehl und die Zellendaten von Clyde C. Barrow.", sagte Bonnie und streckte ihre Hand aus.

"Sie können lesen?", fragte der Polizist nach.

"Ja verdammt! Die Blätter!", sagte Bonnie und entriss ihm die Blätter die er hinhielt. Sie überflog die Zeilen und ihr Blick verdunkelte sich. "Ich will nicht wissen, was Clyde vor zwei Jahren getrieben hat! Ich will wissen wo er JETZT sitzt!", fauchte sie und warf ihm die Blätter entgegen.

"Ihr hattet Euch nicht klar genug ausgedrückt!", entschuldigte sich der Polizist. "Aber hier sind seine aktuellen Daten!"

Ungeduldig las sich Bonnie die Sachen durch. Sie erfuhr, dass Clyde in Waco saß. Der Antrag zur Versetzung auf die Baumwollplantagen wurde jedoch abgelehnt. Bonnie atmete tief durch. Clyde hatte Glück gehabt. Wenn er sich gut hielt, musste er nicht dort hin. Das war ungefähr das Schlimmste, was einem Gefangenen geschehen konnte! Die Plantagen waren mitten in der Wildnis und wurden auch streng überwacht. Ein Ausbruch war fast unmöglich. Die Arbeit war unter der warmen Sonnte äußerst anstrengend. Nicht viele sind schon daran gestorben.

Plötzlich fühlte Bonnie in sich eine leere Kälte. Sie breitete sich in ihrem Körper bis in die Fingerspitzen und Zehen aus. Was würde sie machen, wenn Clyde es auf den Plantagen nicht aushielt? Clyde, der manchmal zu zerbrechlich aussah, als dass man ihn irgendwas böses nachsagen konnte.

"Nun Miss Parker. Sie haben Ihre gewünschte Informationen, jetzt möchte ich gerne meine!", lächelte der Polizist. Er stützte sein gewaltigen Kiefer auf den gefalteten Händen ab.

Bonnie sah ihn an. Ihm gefiel es, dass sie Qualen litt. Sie konnte es aus seinen kalten, erbarmungslosen Augen lesen. Doch Deal war Deal und in der Hinsicht war Bonnie ein ehrlicher Mensch.

Sie erzählte fast alles, was er wissen wollte. Auf die Frage, woher sie den Revolver hätte, sagte sie nichts. Auch erfuhr der Polizist nicht, wo sie den Revolver versteckt hielt. Das Verhör zog sich weiter in die Länge. Bald darauf kam der Polizist auf Bonnies Mutter zu sprechen. Das löste Bonnies Zunge nun endgültig. Sie erzählte ihm vom illegalen Whiskey und von des Mutters Abhängigkeit.

Nach fünf Stunden durfte Bonnie das Wachhaus verlassen. Der Himmel schien sie für diese Befreiung belohnen und öffnete die dichte Wolkenwand. Vereinzelte Sonnenstrahlen fielen auf den Asphalt der Straßen von Dallas. Der Schnee schmolz langsam vor sich hin. Auf den Straßen fuhren schwarze Autos an Bonnie vorbei und ließen das Wasser in den Pfützen aufspritzen.

Schon bald hatte sich Bonnie unter die Menschen gemischt und verschwand in der Gesamtmasse von Dallas.



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