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Bonnie & Clyde

Die Story über Bonnie und Clyde
von

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Besuch im Waca-Gefängnis

Besuch im Waca-Gefängnis
 

"Hey Kleine! Hast du dich verlaufen? Der Kindergarten ist wo anders!", brüllte ein Häftling. Seine Freunde, die sich um ihn gesammelt hatten, lachten laut auf. "Komm! Ich bring dich hin!", schlug der Anführer vor. Er offenbarte mit seinem dreckigen Lächeln seine schwarzen Zähne.

Lässig lehnte er sich gegen das Geländer. Seine Finger umschlangen den dünnen Maschendrahtzaun. Doch Bonnie ging mit erhobenen Kopf an ihm vorbei. Sie schenkte den Männern hinter dem Zaun keine Beachtung. Die zwei Beamte, die hinter Bonnie liefen und sie in das Hauptgebäude vom Waca-Gefängnis führten, schlugen mit ihren Holzkeulen gegen die Gitter und funkelten die Häftlinge an.

Sofort wichen die Männer im schwarz-weiß-gestreiften Anzügen zurück und hoben die Hände um den Wachmännern zu versichern, dass sie unschuldig waren. Doch die Polizisten achteten gar nicht weiter auf die Häftlinge.

Bonnie und ihre zwei Begleiter gingen zielstrebig weiter auf das große Backsteingebäude mit den vielen kleinen mit Gittern versehenen Fenster. Zweifelnd ob sie jemals Clyde in dem Kollos finden würde, trat sie durch die schwere Eisentür, die die zwei Polizisten aufhielten. Bonnie kannte von sich nicht diese Unsicherheit. Die eher kleine graue Eingangshalle schien sie mehr und mehr einzuschüchtern. Doch Bonnie hatte keine Zeit, sich darum zu beschäftigen. Eine großgewachsene, stämmige Frau in schwarzer Uniform empfing Bonnie. Ihre haselnussbraunen Augen blickten streng. Mit einer unbeholfenen Handbewegung wies sie Bonnie an ihr zu folgen. Ungeduldig und eilend folgte Bonnie der Beamtin. Sie wurde in einen kleinen Raum geführt. Aber der Raum war bis auf einen kleinen Raumteiler, ein Regal und einem Stuhl nichts drin. Verwirrt blieb Bonnie auf der Schwelle stehen.

"Miss Parker, ich bitte Sie sich bis auf die Haut auszuziehen. Wir müssen überprüfen, ob sie irgendwelche Waffen oder Drogen ins Gefängnis schmuggeln wollen.", sagte die Frau mit einer dröhnenden Stimme. Sie setzte sich auf den Stuhl und wartete geduldig. Ohne weiteren Kommentar sah sie auf den Raumteiler, hinter dem Bonnie sich auszog.

Danach trat Bonnie hinter der Wand hervor und verdeckte ihre Blöße. Wieso sollte sie sich einer fremden Frau nackt zeigen? Außerdem hätte jeder Zeit jemand in die Kammer reinstolpern können.

Die Durchsuchung dauerte Bonnie viel zu lang. Innerlich seufzte sie mehrmals auf. Aber sie behielt ihre Geduld. Noch war sie eine Fremde im Waca-Gefängnis. Sie durfte auf keinen Fall irgendwie negativ auffallen.

Nachdem alles gründlichst durchsucht und nichts gefunden wurde, wurde Bonnie eine Station weiter geführt. Dort musste sie einem gelangweiltem Sekretär ihre Daten abgeben. Auch hier wurde Bonnies Geduld bis auf den letzten Rest strapaziert. Es dämmerte schon, als sie endlich aus den Anmeldetrakt vom Waca-Gefängnis entlassen wurde.

Wieder musste Bonnie, begleitet von mehreren Polizisten, durch lange, dunkle Gänge gehen. Ab und an wurden eiserne Gittertüren aufgeschlossen und hinter ihr wieder abgeschlossen. Endlich kam Bonnie in einen Raum, der einer Verhörskammer der Polizeiwachstelle ähnelte, nur mit dem Unterschied, dass alles hell erleuchtet war. Man wies Bonnie an, sich auf einen der zwei hölzernen Stühle zu setzen. Mit den gepflegten Fingernägeln auf den Tisch klopfend wartete Bonnie. Ihre Haare standen leicht zu Berge, weil sie sich oft durch die Haare gefahren hatte, um ihre Ungeduld zu vertuschen oder weil sie nervös war.

Endlich klickte die zweite Tür, die ihr gegenüber lag. Quietschend fiel sie auf und Clyde kam flankiert von zwei Polizisten in den Raum. Er hatte anfangs eine sehr fragende Mine. Aber als er Bonnie erkannte, strahlte er übers Gesicht und stürmte auf sie zu.

Bonnie stand auf und lief ihm entgegen. Ohne Worte fielen sich die beiden in die Arme und küssten sich innig. Beide waren sich einig, dass sie sich viel lange nicht mehr gesehen hatten. Als die Polizisten das Pärchen trennen wollten, ließen die beiden voneinander ab und setzten sich an den Tisch.

Ihr Gespräch begann eher etwas stolpernd. Beide wollten wissen, was der andere in der Zeit gemacht hatte. Irgendwann setzte sich Bonnie durch und Clyde erzählte ihr von seinem Gefangenendasein. Sie erfuhr, dass Clyde sich keinen Anwalt leisten konnte und somit auch kein Widerspruch auf das Urteil einlegen konnte. Es sei eh jetzt schon zu spät. Doch dann wusste Clyde auch nicht mehr zu sagen. Jeder Tag war im Gefängnis gleich. Man musste wissen, wie man sich ablenken konnte, dann war es sogar einigermaßen erträglich.

"Brauchst du irgendwas? Soll ich dir irgendwas besorgen?", fragte Bonnie besorgt.

"Mh... Ich hab alles! Wirklich. Hier wird man rund um die Uhr versorgt!", lachte Clyde. "Ist fast sogar besser als das normale bürgerliche Leben!"

"Aber... Aber irgendwas muss daran eine Strafe sein!", runzelte Bonnie die Stirn.

"Jaaa... Man kann eben nicht das machen was man will. Und wenn man was machen darf, dann darf man das nicht zu jeder Zeit. Außerdem sind die Betten total hart und kalt.", berichtete Clyde. "Doch das ist für mich nicht schlimm. Die schlimmste Bestrafung ist, nicht in deiner Nähe sein zu dürfen!"

Er lächelte Bonnie unsicher an. Aber sie erwiderte sein Lächeln strahlend und strich Clyde über die Wange.

"Die Besucherzeit ist abgelaufen, Miss Parker!", sagte einer der drei Polizisten, die auch im Raum standen und das Tun von Bonnie und Clyde strengstens Beobachteten. Bonnie kniff ihre Augen zusammen und ermahnte sich innerlich zu Ruhe. Sie hatte den ganzen Tag damit verplempert irgendwelche Kontrollen zu passieren, hatte alles gemacht, was diese äußerst faulen Beamten von ihr verlangt haben und darunter hatte die Besucherzeit gelitten. Dann öffnete sie wieder ihre Augen und stand auf. Auch Clyde stand auf. Sofort stürzten zwei Polizisten an seine Seiten und packten ihn unter den Arm. Doch Bonnie hielt die beiden zurück. Sie nahm Clydes schmales Gesicht in die Hände und küsste ihn lange. Dann wurde es den zwei Beamten doch zu bunt und rissen das Paar auseinander, in dem sie Clyde rückwärts durch die Gefangenentür schleppten. Bonnie sah sein sehnsuchtsvollen Blick. Sie warf Clyde noch schnell einen Handkuss entgegen. "Ich komme wieder! Versprochen!", rief sie ihm hinterher und wendete sich zum Gehen.

Es war bereits dunkel und die Häftlinge auf dem Hof wurden reingetrieben. Sie sah sich kurz um. Doch der Macho vom Vormittag war nicht mehr da. Kopfschüttelnd zuckte Bonnie kurz mit ihren Schultern. ,Schade...', dachte Bonnie leise. ,Den Kerl hätte ich gerne noch zur Sau gemacht! Leider waren heute morgen die zwei Bullen da! Sonst hätte ich mir den gleich vorgeknöpft! Wir werden sehen. Vielleicht sehe ich ihn ja morgen wieder!'

Breit grinsend und überglücklich ging Bonnie zu der nächsten Straßenbahn und fuhr nach Hause. Dort würde sie ihre Wäsche erst mal zusammenpacken und in die Wäscherei laufen. Sie hatte schon lang nicht mehr selbst ihre Wäsche gewaschen. Aber da ihre Mutter wegen illegalen Alkoholkonsums im Knast saß, war Bonnie auf sich alleine angewiesen. Es hatte eben seine Vor- und Nachteile. Doch in den nächsten Tagen würde sie ihren ganzen Haushalt für die täglichen Besuche bei Clyde vernachlässigen. In ihrem Leben drehte sich nur noch um Clyde. Sie freute sich den ganzen Tag darüber Clyde am Abend im Waca-Gefängnis zu besuchen. Was sie aber nicht wusste, war, dass Clyde es nicht anders erging. Auch er war mit den Gedanken nur bei Bonnie und schrieb ihr viele Zeilen pro Tag, die er ihr dann am Abend überreichte.

Bald gehörte Bonnie zu eine der wenigen Stammbesuchern, die wirklich jeden Tag ihre gefangenen Angehörigen besuchten. Man vernachlässigte schon bereits nach einer Woche die Kontrollen bei ihr und ließen sie schon bald nur noch auf der Besucherliste unterschreiben. Jeder ihrer Besuche bei Clyde füllte sie mit so viel Lebensfreude und Glück, dass sie schon bald nicht mehr merkte, dass sie Clyde nun fast schon zwei Jahre täglich besuchte, egal ob es ein gewöhnlicher Werktag oder ein Feiertag war.

Nur eine Person war nicht so begeistert von Bonnies Verliebtheit: Marco. Der Besitzer von "Marco's Café" konnte es nicht mit ansehen, wie Bonnie mit einem permanenten Lächeln auf den Lippen seine Gäste bediente. Sie las in jeder freien Sekunde irgendeinen Brief von Clyde.

Ebenso gefiel es Marco nicht, einen äußerst gebildeten Konkurrenten zu haben, der auch noch das Rennen um die Gunst von Bonnie Parker beeinflusste. Immer wieder fragte er sich, was Bonnie an Clyde so faszinierte. Er war so weit, dass er sogar Bonnie einmal fragte. Doch zur Antwort erhielt er nur ein äußerst unbefriedigendes Schulterzucken.



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