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Bonnie & Clyde

Die Story über Bonnie und Clyde
von

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Raymond Hamilton

Raymond Hamilton
 

Es war genauso wie vor zwei Jahren. Das große Wohnhaus, in dem Clyde Bonnie ‚entführt’ hatte, hatte sich kaum verändert. Die Wände waren nur noch schwärzer und trostloser. Traurig sah sich Clyde um. Ihm fehlte seine Bonnie. Wenn sie bei ihm war, hätte er auch eine Woche in der Kanalisation überleben können. Doch jetzt wo Bonnie weg war, schien ihm alles keinen Sinn mehr zu machen.

Seufzend setzte sich Clyde auf einen kleinen Hocker. Er rieb sich übers Gesicht und seufzte schwer. Clyde kam sich so nutzlos vor. Die Tankstellen wurden in Dallas zu gut überwacht, als dass er einen Anschlag planen konnte. Seine letzte Flucht war auch schon sehr knapp gewesen. Hoffentlich würde die Polizei nicht auf den Gedanken kommen, dass sich Clyde im selben Haus wie vor zwei Jahren verstecken würde. Sophie und seine Mutter wurden auch schon wieder nach Clyde gefragt. Das wusste Clyde, weil er stetig immer noch den Briefkontakt mit seiner Schwester aufrecht hielt. Sie würden ihn niemals verraten, dass wusste er. Selbst als er noch klein war, stand seine Familie hinter ihm.

Ein lautes Knacken vom Treppenhaus ließ Clyde aus seinen Gedanken fallen. Er stand sofort auf und zog seine Waffe. Langsam und vorsichtig ging Clyde zur Wohnungstür und riss sie auf. Er konnte gerade noch ein paar Füße nach oben verschwinden sehen. Langsam und vorsichtig schlich sich Clyde zur Treppe und sah hoch, doch er konnte nur den Schatten sehen. Aus dem heimlichen Verhalten der fremden Person schloss Clyde, dass es sich nicht um einen Beamten handelte. Trotzdem lud Clyde seine Flinte und schlich der Person hinterher. Irgendwas an dieser Person machte Clyde stutzig. Dieser schwerfällige Gang, die gebückte Statue, das helle Haar und dieser unglaublich dreckige Mantel... all dies kam Clyde so bekannt vor. Aber woher?

Die Person hielt inne, als ob sie Clyde bemerken würde. Dann drehte sich die Person um und zielte mit einen kleinen Taschenrevolver auf Clyde, der sofort aus Reflex seine Flinte anlegte.

„Ich hätte früher geschossen!“, bemerkte der blonde Mann. Er grinste Clyde an, so dass der vordere Goldzahn blitzte.

„Meine Flinte hätte dir den Kopf zermalmt!“, entgegnete Clyde kühl. „Außerdem hättest du mich nicht getroffen! Du konntest doch noch nie richtig zielen, Hamilton.“

„Na, na, Clyde! Spricht man so mit einem alten Freund?“, lachte Hamilton und steckte seinen Revolver zurück. Er ging mit offenen Händen zu Clyde, der die Flinte runternahm. Die beiden Männer begrüßten sich herzlich. Wie lang hatten sie sich nicht mehr gesehen!

„Na? Biste mal wieder aus dem Knast?“, lachte Hamilton.

„Musst du grade sagen! Ich bin schon seit drei Monaten frei!“, bemerkte Clyde stolz.

„Und seit drei Monaten sind sie Bullen dir wieder auf den Fersen, stimmt’s?“, seufzte Hamilton.

„Na ja... Wenn ich ehrlich bin: Ja. Aber diese Dumpfbacken sind zu dumm um mich zu schnappen!“, grinste Clyde und begleitete seinen alten Jugendfreund in seine äußerst bescheidene Behausung.

„Wenn ich den Kerl erwische, der die Tankstellen in die Luft jagt...“, begann der Blonde knurrend. Clyde hob die Augenbraue: „dann was?“

„Dann beglückwünsche ich ihn! So ein Hund! Jagt drei Tankstellen in die Luft! Aber diese Schweine haben es ja verdient! Weißt du wer das ist? Die ganze Unterwelt stellt Gerüchte auf. Eines unglaubwürdiger als die anderen!“, lachte Hamilton.

„Ich hab die Scheiße in die Luft gejagt.“, bemerkte Clyde stolz. Er setzte sich auf den verfaulenden Teppich.

„Hör auf, so ein Stuss zu reden!“, grinste Hamilton. „Du warst doch schon als kleines Kind total verängstigt! Konntest keiner Fliege etwas zu leide tun und jetzt willst du schon knapp vier Leute auf dem Gewissen haben?“

„Mehr als vier! Zwei Polizisten habe ich bei meinem Ausbruch vor zwei Jahren getötet, dann eben vier Menschen an den Tankstellen. Das macht sechs Menschen!“, zählte Clyde.

„Ich sag ja... Ein Gauner ist unglaubwürdiger als der andere!“, lachte der blonde.

„Glaub was du willst... Aber ich muss aus Dallas raus!“, seufzte Clyde. „Jedoch darf ich nicht aus Texas! Bin noch fast knapp zwei Jahre auf Bewährung!“

„Arme Sau!“, seufzte Raymond Hamilton. „Aber ich hab zur Zeit nichts zu tun... Wir können uns ja mal wieder zusammen tun, nicht?“

„Klar! Wieso nicht? Wie in den alten Zeiten!“, lachte Clyde ironisch.

„Ich meine das ernst!“, runzelte Raymond die Stirn.

„Ich auch! Wenn wir uns zusammentun, dann habe ich doch spätestens nach einem Jahr deine Knarre an der Schläfe.“, knurrte Clyde verärgert.

„Hey! Ich wurde von dem scheiß Daggi bedroht! Was hätte ich denn machen sollen?“, versuchte sich Raymond zu erklären. „Der Kerl hätte mich umgenietet!“

„Daggi? Mh... Bonnie hatte auch mal Probleme mit einem gewissen Daggi... Sie hatte den Kerl umgenietet!“, meinte Clyde monoton.

„Und lebt diese Bonnie noch?“, fragte Hamilton gleichgültig. „Nein!“

„Ja!“, bemerkte Clyde.

„Was?“, stotterte Hamilton. „Jeder der sich gegen Daggi auflehnt, ist so gut wie tot!“

„Nun... Bonnie lebt und erfreut sich bester Verpflegung im Knast!“, grinste Clyde.
 

Bonnies Fieber ist senkte sich nur schwer. Sie war ausgelaugt und erschöpft. An einem Tag, bekam Bonnie einen Besuch, den sie ihr ganzes Leben nicht mehr vergaß. Die kleine Statue von dem Mafiaboss Daggi machte nicht sehr viel her, doch die beiden Wandschränke hinter ihm, unterstrichen die Macht von Daggi.

„So, so, so.“, raute Daggi, als er sich neben Bonnies Bett setzte. „Bonnie Parker! Schön Sie endlich mal persönlich kennen zulernen. Ich habe gehört, Sie müssen sich von einer Krankheit erholen. Also mache ich es kurz! Ihre Mutter schuldet mir noch genau hundert Dollar. Doch leider ist Ihre Frau Mutter letzten Monat verstorben. Darum haben Sie, als einzigste Tochter die Schulden geerbt.“

Bonnie stöhnte nur auf. Durch das viele Morphium konnte sie den Mann kaum folgen. Doch es reichte, was sie mitbekam.

Daggi fuhr mit einer wesentlich kälteren, dennoch geschäftlichen Stimme fort: „Ich erwarte, dass man immer seine Ehrenschulden begleichen kann! Darum lasse ich eine Visitenkarte da und wenn sie das Geld haben, dann werden Sie mich umgehend anrufen! Denken Sie erst gar nicht daran, die Polizei zu verständigen! Alles steht hinter mir. Darum denken Sie erst gar nicht daran, Miss Parker. Ich hoffe, Sie haben einen guten Freund da draußen, der Ihnen hundert Dollar beschaffen kann.“

Daggis berührte kurz die Krempe seines Hutes und ging aus Bonnies Zelle, die nur laut seufzend ihren Kopf in das harte Kissen fallen ließ. Selbst nach dem Tot, brachte ihre Mutter Bonnie nichts als ärger. Es war zum verzweifeln!

Langsam ging Bonnie alle Menschen durch, die ihr vielleicht bei den Schulden helfen könnten: Jack Deadman war reich genug. Doch sie wollte ihm nicht schon wieder um Geld bitten! Sophie, Clydes Schwester konnte ihr auch nicht helfen, da sie selbst arm wie eine Kirchmaus war. Der Einzigste war Clyde! Doch woher sollte er soviel Geld nehmen? Wie sollte sie ihn auch noch erreichen? Sie wusste doch nicht einmal, wo er war. Sophie war bestimmt die Einzigste, die wusste, wo Clyde war.
 

Clyde bekam wenige Tage später von Sophie einen Brief, in dem sie erklärte, dass Bonnie in schweren Geldnöten steckte. Ein gewisser Daggi bedrohte sie sogar. Clyde las den Brief laut vor Raymond vor, der immer größere Augen bekam.

„Sie wurde von ihm persönlich besucht?“, hauchte er. „Wir müssen sofort die Stadt verlassen! Der Kerl hat mehr Leute auf dem Gewissen, als du zählen kannst!“

„Aber dann muss ich gerade ihr helfen!“, sagte Clyde bestimmt. „Sie hat mir auch geholfen!“

„Vergiss das Mädchen, Mann! Rette lieber dein Leben!“, sagte Raymond panisch und suchte seine Sachen zusammen.

„Ich würde dich sogar für dieses Mädchen umlegen!“, knurrte Clyde. „Außerdem sind hundert Dollar nicht viel!“

„Hundert Dollar? Nicht viel? Bist du größenwahnsinnig geworden?“, schrie Raymond auf. „Das ist eine Menge Geld!“

„Wo ist denn der Raymond Hamilton geblieben, mit dem ich alles ausgeräumt habe? Wir brauchen doch nur einen Juwelier ausrauben und wir haben tausend Dollar! Und ein Zehntel lassen wir Bonnie zukommen, dass sie aus dem Schuldensumpf ihrer Mutter rauskommt!“, knurrte Clyde. „Mach was du willst! Aber ich habe mal einen Raymond Hamilton gekannt, der alles für fünfhundert Dollar gemacht hatte!“

„Der ist durch Daggi gestorben!“, seufzte Raymond.

„Schade!“, trauerte Clyde. Er packte seine Sachen. Nach dem Überfall war es höchste Zeit für Clyde die Stadt zu verlassen. Inständig hoffte Clyde, noch genug Zeit zu haben, Bonnie das Geld zu geben. Denn sonst war alles umsonst.



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