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Ich Severus Snape

Young Severus - ein bisschen Depri - Erster Band meiner Saga
von

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Davor Danach

Prolog

Hogwarts

Danach

E

r ist tot. Sirius Black ist tot. Getötet durch dieselbe gnadenlose Hand, die auch seinen Bruder Regulus ermordet hat.

Nicht die Meine, nein - Aber ich bin dennoch nicht ganz unschuldig an Sirius Ableben. Habe ihn einmal zu oft schwach angeredet. Einmal zu oft eine zynische Bemerkung fallen lassen, wie ich es so gerne mache. Habe gesagt, er sei ein Feigling, würde sich in der Sicherheit seines Elternhauses verstecken, obwohl ich ganz genau wusste, wie sehr er dieses Haus gehasst und verabscheut hat.

Manchmal war er gemein, oft gedankenlos, hatte immer ein loses Mund-werk. Ein Feigling war er jedoch nie. Tapfer. Furchtlos. Tollkühn - Seinen Freunden loyal, bis über deren Tod hinaus.

Sirius…

Plötzlich bricht meine ganze Vergangenheit über mich herein. Meine Kindheit und Jugend. Alles, was damals war. Fünfzehn lange Jahre habe ich alles verdrängt, es beinahe vollständig vergessen – oder habe mir das wenigstens eingeredet oder es schnellstmöglich vertrieben, wenn es mein Bewusstsein doch einmal an die Ufer meines Verstandes gespült hat.

Ich bin hart geworden und kalt. Gehässig und zynisch. Boshaft - Verbit-tert. Damit ich meine grenzenlose Einsamkeit besser ertragen kann. Nur in den dunkelsten Stunden der Nacht, in meinen tiefsten Träumen, wenn ich endlich einmal Ruhe fand, habe ich manchmal Streiflichter von damals gesehen. Erinnerungsblitze, die ich so schnell wie möglich verjagt habe, sobald ich wieder wach war und die Möglichkeit dazu hatte.

Alles so lange her.

Jetzt rollen meinen ganzen Erinnerungen wie eine einzige gigantische Flutwelle über mich hinweg. Ertränken mich beinahe.

James Potter - Lily Evans - Sirius Black.

Und auch Hieratus. Schon so lange tot. Ermordet, wie so viele andere auch … Erinnerungen. Alles so ewig her, so verdammt lang…

Es beginnt vor fast dreißig Jahren in…


 

M

…Yorkshire

ein Name ist Severus Ravenous Lucindus Snape. Ravenous nach meinem Vater, Lucindus nach meiner Mutter Lucinda und ich habe vor einiger Zeit meinen zehnten Geburtstag gefeiert.

Geboren wurde ich mitten in der Nacht am 6. April 1958 in einem kleinen Dorf in Yorkshire, einer sehr ein-samen, ländlichen Gegend und unser Dorf ist noch ab-gelegener, als es hier üblich ist.

Seit ich denken kann, leben wir am Rande des Ortes in einer kleinen, schäbigen, uralten Holzhütte – man nennt sie (nur flüsternd) das Rabennest und wir sind anders, als die anderen Leute und werden von fast allen gemieden. Niemand kommt je freiwillig zu unserer Be-hausung herauf. Wir sind Zauberer und mein Vater sagt, dass wir Reinblüter sind, was heißt, dass wir den meisten anderen Zauberern haushoch überlegen sind und den jämmerlichen Muggel, die hier leben, sowieso. Ich muss ihm das glauben, denn schließlich ist er mein Vater.

Er ist ein großer Mann, erscheint mir immer wie ein lebender Berg. Hat lange, schwarze Haare und eine rie-sige Hakennase. Beides habe ich von ihm geerbt.

Außerdem hat er grausame, grüngelbe Augen, die meis-tens blutunterlaufen sind. Mir graut vor seinem zyni-schen, hundsgemeinen Blick.

Meine Mutter ist ein leises, verhuschtes Wesen, das meinem Vater gegenüber völlig unterwürfig ist. Sie muss einmal sehr hübsch gewesen sein, habe ich gehört, aber jetzt merkt man nichts mehr davon. Von ihr habe ich meine pechschwarzen Augen.

Seit fast drei Jahren gehe ich hier zur Schule und lerne mit den Muggelkindern Lesen und Schreiben. Ich darf keinem sagen, dass wir Zauberer sind, ich darf auch niemand zu mir nach Hause einladen, weil der ja sonst merken würde, was mit uns los ist. Würde ohnehin kei-ner zu mir kommen, bei dem üblen Ruf, den meine Fa-milie hier in der Gegend hat. Daher habe ich keine Freunde.

Wir sind anders, als die anderen Dorfbewohner. Das beginnt schon bei der Kleidung, lange Roben und Um-hänge. Alles in dunklen, trostlosen Farben, grau, braun, schwarz. So ganz anders als die fröhlichen, bunten Sa-chen der Muggelkinder. Schäbig, verwaschen, ge-braucht, abgetragen. In der Schule sehen mich alle ganz eigenartig an und verspotten mich dauernd. Ich höre sie hämisch miteinander flüstern:

„Soll der sich doch mal die Haare waschen!“

„Wie der schon rum läuft. Wie in einem alten Kartoffelsack.“

„Glibberig, schmierig, Schnüffelnase.“

Na ja, meine Nase läuft wirklich oft und dann ziehe ich eben den Rotz hoch. Was soll ich auch sonst machen? Ich habe kein Taschentuch und es wäre noch viel wider-licher, wenn mir das Zeug in den Mund laufen würde, oder? Und ich wasche mir auch die Haare. Na ja, viel-leicht nicht so oft, wie ich sollte. Ich hasse kaltes Wasser und es gibt nur selten warmes bei uns in der Hütte.

Mein Vater schreit und tobt, wenn er von den Beleidi-gungen hört. „Pah, Muggel – Abschaum!“ ist die Lehre, die er mir dann in die Seele pflanzen will. Aber er schreit und tobt ohnehin immer und schlägt mich und meine Mutter – ich weis nicht, warum er keine Flüche benutzt, aber ich denke, anders macht es ihm mehr Spaß – Er schüttet flaschenweise Feuerwhiskey in sich hinein, bis er stockbesoffen ist (Vielleicht ist das der Grund, warum er keine Magie benutzt – haut wohl nicht besonders gut hin, wenn man blau wie ein Veil-chen ist) und dann verprügelt er uns noch schlimmer, bis er einfach umfällt und irgendwo seinen Vollrausch ausschläft. Ein äußerst unangenehmer, geradezu wi-derwärtiger Mensch.

Ich bin nicht besonders gut in der Schule. Außer Lesen, Schreiben und Rechnen interessiert mich das alles nicht. Wenn ich elf bin, komme ich ohnehin an die Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberkunst. Dann muss ich mich nicht länger mit den engstirnigen Muggelkindern abgeben. Dort werde ich lernen, meine Magie richtig zu benutzen, aber das dauert noch ein Jahr.

Nachts liege ich oft in meinem Zimmer und höre meinen Vater brüllen und poltern, das Schluchzen meiner Mut-ter und später das Quietschen der Bettfedern im Zim-mer nebenan. Es klingt schrecklich, furchtbar, irgend-wie grausam. Ich höre das gierige Keuchen meines Va-ters und das hilflose Jammern und Schluchzen meiner Mutter. Kein besonders schönes Schlaflied, aber das ein-zige, das ich je kannte.

Wieder einmal liege ich in meinem Bett und höre mei-nen Vater rumoren, meine Mutter heulen. Ich habe Angst und versuche nicht zu flennen. Als er wieder an-fing zu toben, wollte ich in mein Zimmer verschwinden, aber mein Vater hat mich festgehalten und geschüttelt und gerüttelt, hat mich angeschrieen, weil er aus ir-gendeinem Grund mit mir unzufrieden war. Das ist er übrigens immer. Er hält mich für jämmerlich, unzurei-chend und schwach. Ich bin auch nicht besonders groß oder gar stark – fast wie eine Pflanze, die zu wenig Dünger bekommen hat.

Meine Mutter stand nur daneben und hat flehendlich die Hände gerungen. Was soll sie auch tun? Sie be-kommt ohnehin dauernd Prügel von ihm und wenn sie sich dazwischen stellt, wird alles nur noch schlimmer. Kenne ich alles schon. Irgendwie verstehe ich meine Mutter, aber irgendwie verachte ich sie auch für ihre verdammte demütige Passivität … Sie ist doch meine Mutter – sie sollte doch für mich da sein, oder? Warum lässt sie nicht zu, dass ich sie lieben kann? Ein Kind soll-te doch seine Eltern lieben und ihnen dankbar sein,

oder? Aber meinen Vater kann ich nur fürchten und meine Mutter nur verachten und im gleichen Augen-blick schäme ich mich jedes Mal schrecklich dafür.

Mein Vater hat mich zu Boden geworfen und den Gürtel von seiner Robe abgeschnallt. Dann hat er wie ein Ver-rückter auf mich eingeschlagen. Meine fadenscheinige Kleidung hat nicht viel abgehalten und jetzt ist mein Rücken wund und blutig, brüllt vor Schmerzen und ich winde mich vor Demütigung und Pein. Ich warte auf das gewohnte Quietschen der Bettfedern von nebenan, aber es kommt nicht.

Stattdessen höre ich, wie sich die Schritte meines Vaters nähern. Die Angeln meiner Türe quietschen und der große Mann kommt herein. Er nähert sich meinem Bett, mit Schritten, wie die einer Spinne. Ich hasse Spinnen. Sie erinnern mich an meinen Vater. Sein dunkler Umriss beugt sich über mich und er sagt mit leisem Zischen:

„Sohn, das wäre nicht nötig gewesen, du musst nur nett zu mir sein. Deine Mutter, diese alte Vettel ist nie nett zu mir, darum muss ich euch beide auch so häufig züchtigen.“

Dann fummelt er an seiner Robe herum und zieht sie hoch. Seine Gestalt ragt über mir auf, wie ein Berg. Er kommt noch näher, streckt mir seinen Unterleib entge-gen.

„Komm“, sagt er, „mach schon. Fass mich an und sei nett zu mir.“

Und ich gehorche ihm, denn ich habe Angst, so schreck-liche Angst und mein Rücken brennt von den Gürtelhie-ben so entsetzlich. Ich könnte heute keine weiteren Schläge mehr ertragen.

Schwach ... jämmerlich ... so hilflos ... und so voller schrecklicher Scham über meine eigene Unzulänglichkeit...

Mein Laken und die Rückseite meines Nachthemds kle-ben von meinem Blut. Dann klebt auch mein Nacht-hemd auch vorne an meinem Körper, denn er stöhnt und grunzt, dann lacht er, ein schreckliches, grausames Lachen und spritzt seinen heißen Saft auf meine beben-de Brust. Und es schaudert mich noch mehr und möchte weinen und schreien – möchten den Ekel über das alles aus mir herauskotzen - aber ich traue mich nicht. Denn, wenn ich das mache, heißt er mich eine elende Heulsuse und schlägt wieder zu - auch das kenne ich schon - doch das, was gerade abläuft, ist neu für mich.

Es kommt mir vor, wie eine Ewigkeit, bis er wieder geht, bis ich höre, wie seine Spinnenschritte sich wieder ent-fernen. Ich starre mit weit offenen Augen in die Dun-kelheit. Sie scheint mich zu umschlingen, mich zu wür-gen, zu ersticken. Ich kann kaum atmen und das Nachthemd reibt an meinem zerschlagenen Rücken.

„Versuch einfach, alles zu vergessen, Severus“, sage ich gequält und verzweifelt zu mir selbst. „Versuch einfach zu schlafen, Severus, morgen ist ein neuer Tag.“

Müde, übernächtigt und vollkommen verwirrt sitze ich am nächsten Tag in der Schule. Ich höre, wie die Mug-gelkinder mich wieder verspotten. Fünfzehn Kinder aller Alterstufen, die abwechselnd von nur einem Lehrer un-terrichtet werden. Ihm ist es egal, wie sie mich behan-deln, völlig egal. Er hasst meinen Vater, meine ganze Familie und damit auch mich. Alles so fremd hier, so anders. Eine ganz andere Welt, als die zu Hause. Ich verstehe oft gar nicht, über was sie reden. Manchmal hätte ich wirklich gerne ein paar Freunde, aber das geht ja nicht. Mein Vater. Die schäbige Hütte. Magie…

Meine Gedanken kreisen um und um. Der Lehrer staucht mich zusammen, weil ich zu träumen scheine. Ich reiße mich zusammen und höre ihm zu, bis mein Blick auf das offene Fenster fällt, hinaus in den Früh-lingssonnenschein. Meine Gedanken treiben in die na-hen Hügel und Wälder. Weit, weit weg...

Heute, nach der Schule, werde ich nicht gleich heimge-hen, beschließe ich. Ich werde meine Schultasche neh-men und rennen, einfach immer weiter rennen und rennen. Durch die Hügel und Wälder laufen und frei sein. Einige Stunden lang frei sein, bis es dunkel wird und ich wieder nach Hause muss, zu meinem schreienden und tobenden Vater, zu meiner stillen, weinenden Mutter, die mich beide nicht mögen, denen ich nur im Weg bin ... unerwünscht – ungewollt ... es tut so weh ... Sie wechseln ja kaum Mal ein Wort mit mir...

Das Läuten der Schulglocke reißt mich aus meinen trau-rigen Gedanken, ich springe auf, greife nach meiner abgenutzten Tasche und renne - renne hinaus in die Sonne. Hinter mir höre ich das unzufriedene Grummeln des Lehrers und das hämische Lachen und Feixen der anderen Kinder.

In die Hügel laufe ich, wie ich es mir ausgemalt habe. Die Sonne scheint hell und freundlich, aber irgendwie können ihre warmen, goldenen Strahlen meinen kalten, klammen Körper nicht richtig erwärmen. Ich friere oh-nehin fast immer. Meine Robe reibt an den blutigen Schrunden auf meinem Rücken und mein Kopf ist schwer mit Gedanken und Fragen. Was wollte mein Va-ter letzte Nacht denn eigentlich von mir? Warum muss-te ich ihn dort unten anfassen? Und die brennendste Frage: Wird er heute Nacht wieder kommen?

Ich bin zu einem kleinen Rinnsal gekommen und setze mich auf einen Stein an seinem Ufer. Ich starre in das schnell fließende Wasser und meine Gedanken treiben dahin, wie die toten Blätter und Zweige im Bach. Ich verliere das Gefühl für Zeit und Raum. Bin nichts mehr und niemand. Bin eigentlich gar nicht mehr da. Es gibt mich nicht mehr...

Plötzlich reißen mich helle Stimmen aus meiner träume-rischen Versunkenheit und ich muss zu meinem Leidwe-sen erkennen, dass es mich doch noch gibt...

Kinder, die ich aus der Schule kenne, kommen näher. Ich will ihnen nicht begegnen, habe keine Lust, mich wieder von ihnen verspotten und verhöhnen zu lassen, ihr hämisches, gemeines Feixen zu hören. Ich will mich verstecken, aber bevor ich auch nur aufstehen kann, sind sie schon zu nahe und haben mich gesehen.

„Schaut mal“, ruft einer von ihnen. „Der schmierige Se-verus in seinem schäbigen Kartoffelsack. Sag mal, Schnüffelnase, was machst du hier? Das ist unser Re-vier! Verschwinde oder du wirst es bereuen!“

Er hebt einen Klumpen weiche Erde auf und wirft ihn mir an den Kopf. Ich versuche noch dem Geschoß aus-zuweichen, aber da haben sich die anderen Kinder auch schon Erdklumpen gegriffen und schmeißen sie auf mich. Es tut weh, so entsetzlich, schrecklich weh.

Nicht nur am Körper, sondern auch tief in mir drinnen. Warum können sie mich denn blos nicht leiden? Und wenn sie mich schon nicht leiden können, warum kön-nen sie mich dann nicht wenigstens einfach in Ruhe lassen?

Endlich komme ich auf die Beine und fange an zu ren-nen. Die ganze Bande lautstark johlend hinter mir her. Immer weitere Erdklumpen fliegen mir nach, treffen mich am Rücken, reißen die Striemen wieder auf. Fri-sches, heißes, klebriges Blut rinnt mir an Rücken und Beinen hinunter und ich renne und renne, als ginge es um mein Leben – vielleicht tut es das auch – es fühlt sich beinahe so an und ich muss gestehen, ich bekomme ziemlich viel Angst, doch ich lasse nicht zu, dass mich lähmt, dennoch bin ich nicht sehr schnell, aber wohl schnell genug. Die Bäume werden dichter und tiefhän-gende Äste schlagen in mein Gesicht, greifen nach mei-nen Haaren. Baumwurzeln wollen meine eiligen Füße zum Stolpern bringen, aber ich überspringe sie in mei-nem fast atemlosen Lauf. Hinter mir ertönen laute Rufe und schallendes Gejohle. Immer weitere Brocken fliegen hinter mir her. Nach ein paar weiteren Minuten verlie-ren meine Plagegeister jedoch die Lust an ihrem nieder-trächtigen Spiel und lassen mich schließlich doch noch entkommen.

Doch wo bin ich? Der Wald hat sich um mich geschlos-sen und es ist recht dunkel. Mein eiliger Lauf verlang-samt sich, denn mein Körper schmerzt und alles tut mir weh. Ich ringe verzweifelt nach Luft und meine Seite sticht vom schnellen Rennen.

Da! Dort vorne ist wieder ein fröhlich plätschernder Bach, da kann ich mich sauber machen, mir das Blut aus dem Gesicht und vom Körper waschen. Vorsichtig pirsche ich mich heran und fürchte einen erneuten Hin-terhalt meiner Peiniger – wäre nicht das erste Mal (ich bin es gewohnt über hinterhältig gestellte Beine zu stol-pern, von jemand (den ich nicht erkenne) geschupst zu werden oder auch dass mir wer Kaugummi in die Haare klebt) und so bin ich auf so Einiges vorbereitet - aber diesmal habe ich Glück, es ist niemand da.

Ich lasse meine Schultasche fallen und versuche, meine Robe auszuziehen. Der Stoff klebt widerlich an meiner blutigen Haut. Es zwickt und ziept, als ich sie stöhnend über den Kopf ziehe. Sie reibt an den Schrammen in meinem Gesicht, die mir die peitschenden Äste der Bäu-me gerissen haben, aber das stört mich kaum – ich bin Schlimmeres gewohnt – wesentlich Schlimmeres.

Ich steige ins Wasser. Es ist eiskalt, aber das ist mir im Augenblick ziemlich egal und es reicht mir ja nur bis zu den Knien. Ich wasche mir das Blut und die Erde vom Körper, aus dem Gesicht, aus den Haaren. Das Wasser brennt zuerst in den Wunden, aber es ist so kalt, dass es schon bald alle Empfindungen betäubt. Dann hole ich meine vollkommen verdreckte Robe ins Wasser und wa-sche den Schmutz aus dem Stoff, winde das nasse Ding aus und steige aus dem Bach. Ich werfe mir die feuchte Robe um die Schultern und hebe meine Schultasche auf. Dann wandere ich weiter durch den Wald.

Ich bin hier ganz allein, nur ein paar Vögel zwitschern, aber sehen kann ich sie nicht. Ein paar Eichhörnchen flitzen durch die Zweige und es knackt im Gebüsch – ein Fuchs ... ein Hase ... oder etwas Gefährlicheres? Weis nicht ... ist auch egal ... hoffe nur, dass das, was auch immer es ist, keinen Appetit auf einen kleinen, einsa-men, blutenden Jungen hat.

Doch die Abstände zwischen den Bäumen werden schnell größer und ich komme zu einer wunderbaren Lichtung. Die Sonne flirrt im hohen Gras und den Blät-tern der Bäume und Sträucher. Der Wind spielt mit den langen Halmen, biegt sanft die dünnen Äste und treibt verträumte Insekten über den Himmel.

Alles wirkt so ruhig und friedlich - sicher. So Zeitlos.

Weil sich die feuchte Robe auf meiner Haut unange-nehm anfühlt, entschließe ich mich, sie in die Sonne zu legen und den Stoff trockenen zu lassen. Meine verwa-schene, graue Unterhose klebt an meinem Hintern, aber ich will sie nicht ausziehen. Ich fühle mich nicht wohl, wenn ich nackt bin (für meinen Geschmack bin ich be-reits jetzt zu nackt, aber das lässt sich im Augenblick wohl nicht ändern). Fühle mich dann klein, hilflos und verletzlich und irgendwie schäme ich mich auch meines blassen, zerschlagenen, dürren, mickrigen Körpers.

Ich werfe meine Robe über das hohe Gras und lege mich darauf. Die Sonne ist jetzt wirklich warm und die Insek-ten summen hypnotisch. Alles ist so still und strahlt ei-ne so unglaubliche Harmonie aus, wie ich sie noch nie in meinem Leben empfunden habe, also lege ich mich auf den Rücken und starre zum Himmel hinauf. Er ist so phantastisch blau und der leichte Wind treibt weiße Wölkchen vor sich her. Sie haben die unwahrschein-lichsten Formen. Da, ein Drache, dort ein Riese und die-se sieht aus, wie ein Einhorn…

Meine wirren Gedanken zerfasern rasch und ich schlafe ein.

Als ich wieder aufwache, ist die Sonne gerade dabei, hinter den Hügeln zu verschwinden. Über meinen gan-zen Körper zieht sich eine klamme Gänsehaut, alles ist ganz ausgekühlt und ich friere schon wieder mal. Als ich versuche aufzustehen, falle ich gleich wieder hin. Meine ganzen Muskeln sind verkrampft und alles pocht in einem dumpfen, durchdringenden Schmerz. Die an-getrockneten Blutkrusten reißen bei jeder Bewegung. Aber es wird immer dunkler und ich muss jetzt wirklich nach Hause – auch wenn ich das sicher nicht will...

Ich mühe mich also in die Höhe und ziehe stöhnend meine verknitterte Robe an, nehme meine Tasche und mache mich ans Gehen. Ich muss sehr weit gelaufen sein, denn es ist ein langer Heimweg und es ist schon recht dunkel, als ich wieder das Dorf erreiche. Dann muss ich noch den gewundenen Pfad den kleinen Hügel hinauf, der zu unserer verfallenen Hütte führt.

Kaum habe ich die Tür geöffnet, da packt mich auch schon die gnadenlose Hand meines Vaters bei meinen langen, glatten Haaren und zerrt mich gewaltsam hin-ein. Er schleudert mich mit aller Kraft zu Boden, schlägt zu und tritt wie ein Besessener auf mich ein, trifft mei-nen Rücken, meine Seiten, meinen Magen, ich krümme mich zusammen, um meine empfindlichsten Teile und meinen Kopf zu schützen – nicht wirklich erfolgreich.

Währenddessen brüllt der Alte so laut, dass ich kaum ein Wort verstehen kann.

„...verdammter Bengel ... undankbarer Bastard ... da füttert man dich durch ... das wirst du bereuen ... ich bring dir schon noch Manieren bei...“

Jeder Satzfetzen wird von einem Hieb oder einem Tritt begleitet. Ich hasse es, wenn er so laut wird … und ich fürchte ihn, wie den Teufel persönlich, von dem immer dieser Priester in der Schule redet (nicht, dass ich wirk-lich verstehe, wovon der spricht, aber es klingt einfach grässlich – allein die Vorstellung auf ewig in einem Feu-er zu brennen - Brrr). Doch es scheint, als müsse ich nicht auf den Tod warten, es scheint als sei diese ‚Hölle’ genau hier - hier in unserer schäbigen Hütte und mein Vater sei ihr gnadenloser Fürst.

Ich krümme mich weiterhin schmerzerfüllt zusammen und versuche immer noch meinen Kopf mit den Armen vor seinen harten Hieben zu schützen. Seine Tritte tref-fen trotzdem meine Nieren, mein Steißbein, meinen Hin-tern. Ich schreie vor Schmerzen auf, stöhne, wimmere … aber ich flehe nicht um Gnade. Zu genau weis ich, dass es mir nichts nützen würde, dass es alles nur noch schlimmer machen würde ... nein, der Fürst dieser Hölle kennt sicherlich keinerlei Gnade.

Mein Erzeuger reagiert nicht im Geringsten auf meine Schmerzenslaute oder vielleicht doch, wenn auch nicht so, wie von mir erhofft (verzweifelt ersehnt), vielmehr schreit er nur weiter, bis er heiser ist und schlägt gna-denlos auf mich ein, bis er seinen Arm nicht mehr heben kann und seine Beine schwer werden. Dann packt er mich wieder grausam an den Haaren, schleift mich zum Keller und wirft mich dort die wacklige, ausgetretene Treppe hinunter, dann verriegelt er oben - immer noch lauthals fluchend - die Tür.

Ich höre meine Mutter in der Küche leise und hoff-nungslos weinen und schluchzen, aber sie sagt nicht das kleinste Wort gegen ihn, um mir damit irgendwie zu helfen – sie wagt es wohl einfach nicht...

Alles tut mir nun noch mehr weh. Meine Nieren fühlen sich wie heiße, verschrumpelte Dörrpflaumen an und meine Blase drückt entsetzlich. Mir bleibt nichts ande-res übrig, als den Urin einfach laufen zu lassen, da ich ihn nicht mehr halten kann – ich kann im Augenblick noch nicht mal aufstehen. Es brennt wie flüssiges Feuer und ich stöhne leise auf, schäme mich so entsetzlich - einzupissen, wie ein kleines Baby - meine Robe ist ganz zerfetzt und es ist schrecklich ungemütlich und dunkel hier unten. Meine stinkende Pisse klebt in meiner Un-terhose und trocknet jetzt an meinen Oberschenkeln, reizt meine Haut und macht alles noch wunder.

Es knistert und raschelt in der nahezu undurchdringli-chen Dunkelheit. Dünne, haarige Füßchen huschen über meine nackten Beine, etwas saugt kitzelnd an meinen blutenden Wunden, leckt den ekelhaften Urin von mei-ner Haut. Ich weis nur zu genau, was das ist, aber mir graut davor, darüber ausführlicher nachzudenken – am liebsten würde ich vor Angst leise in mich hinein wei-nen, aber ich wage es nicht – was, wenn er mich hört...?

Meine Gedanken kreischen ohne Stimme im meinem pochenden Schädel: Spinnen … Hunderte haarige Spinnen mit langen, dünnen Beinen … und Ratten ... Widerliche Ratten, die über meinen geschundenen Leib huschen!

Auf meinem Körper stellt sich jedes einzelne Härchen auf und es beginnt mich zu würgen. Nur aus einem ein-zigen Grund kotze ich mir nicht die Seele aus dem Leib – ich habe nichts im Magen. Ich muss etwas tun, oder ich fange aus purem Ekel zu schreien an und plötzlich erin-nere ich mich daran, wie mein Vater magisch Licht macht, aber ich habe noch keinen eigenen Zauberstab. Trotzdem raune ich fast tonlos „Lumos.“ Ein kränkliches, blaues Flämmchen beginnt auf meiner zitternden Hand zu tanzen und erleuchtet den nachtschwarzen Keller ein wenig – gibt mir ein bisschen Trost und Hoffnung – nur sehr wenig, aber immerhin...

Wieder ein eiliges Huschen von Füßchen und Beinchen - einen langen, nackten, bleichen Rattenschwanz sehe ich noch in einem finsteren Loch in der Fußleiste ver-schwinden – und - Sie sind weg! Merlin sei Dank, die grässli-chen Tiere sind weg!

Ich werde etwas mutiger und recke und strecke mich. Meine Knochen knacken, meine Muskeln fühlen sich heiß und schwer an und meine nasse Unterhose klebt immer noch ekelhaft an mir. Als ich genauer nachsehe, bemerke ich, dass mein Urin sie rötlich gefärbt hat und mein ganzer Unterleib fühlt sich geschwollen, heiß und irgendwie krank an. Es ist noch immer sehr dunkel hier unten, aber das schwache, blaue Flämmchen auf meiner Hand wärmt und tröstet mich.

Wenn mein Vater herausfindet, dass ich magisch Licht machen kann, wird er mich wieder verprügeln. Na und? Wird er schon nicht herausfinden, schließlich weis ich auch, wie ich es wieder auslöschen kann ... und ich weis auch, wo mein Vater seine alten, zerlesenen (aber mehr als nur hoch interessanten) Zauberbücher aufbewahrt, fällt mir jetzt ein. Ich werde sie heimlich lesen, beschlie-ße ich. Nochmal lasse ich mich nicht von den Muggel-kindern so fertig machen…

Ich denke und plane, plane und denke. Stundenlang. Viel später, es muss schon mitten in der Nacht sein, hö-re ich wieder die Spinnenschritte und flüstere schnell: „Nox!“ um mein Licht zu löschen. Gerade noch rechtzei-tig. Kaum ist es wieder dunkel um mich herum, wird auch schon die Tür aufgerissen und mein Vater steht oben im Rahmen. Er stinkt, wie eine ganze Schnaps-brennerei und schwankt hin und her, wankt ungelenk die Treppe herunter. Er spricht zu mir mit leiser, rauer – aber für mich einfach nur grässlicher - Stimme: „Komm, Sohn, ins Bett mit dir. Ich bring dich nach oben“ – als würde er es nur gut mit mir meinen – aber leider kenne ich ihn besser – er meint es mit keinem gut – wohl noch nicht mal mit sich selbst, wenn ich ehrlich bin...

Er packt mich an der Schulter und zieht mich mit for-derndem Griff auf die Beine. Seine Hand ist befehlend und eisern. Da ist nichts Sanftes oder gar Fürsorgliches in seiner Berührung – nur Befehl und Besitzanspruch. Er führt mich die Treppen hinauf und in mein Zimmer. Ich hinke übel und habe peinigende Schmerzen, aber ich folge seinem wortlosen, stählernen Diktat.

Oben angekommen, befiehlt er mir, mich auszuziehen. Meine Robe ist wieder an meinem Blut angetrocknet, aber ich wage es nicht, seinem Befehl zu zögerlich nach-zukommen. Die Prügel reichen mir für heute wirklich. Also fetze ich mir einfach den zerrissenen Stoff von der Haut. Es reißt und tut weh, aber egal, ich muss ihm ge-horchen, er ist schließlich mein Vater und er hat Macht über mich – ich gehöre ihm, bin sein Eigentum – und das ist wohl der einzige Wert, den ich in dieser von allen gütigen Göttern verlassenen Welt habe...

Ich greife nach meinem Nachthemd, da befiehlt er mir, auch meine Unterhose auszuziehen. Ich mag das gar nicht, aber ich muss es tun. Ich lasse das stinkende, feuchte Ding einfach auf den Boden gleiten und stehe splitternackt vor ihm. Ich schäme mich so sehr, versu-che aber mir meine Gefühle nicht anmerken zu lassen – er könnte mehr als nur übel enden, wenn er weis, wie sehr er mich damit demütigen kann.

Seine großen, knorrigen Hände gleiten über meinen nackten, schutzlosen, dürren Hüften, meine schmalen Oberschenkel hinab, meinen knochigen Hintern hinauf, spielen unbarmherzig mit meinem Kleine-Jungen-Penis. Grob, befehlend, verlangend, gierig - abscheulich. Kein bisschen zärtlich. Ich weis, dass er das nicht darf – nicht dürfen sollte – doch wer sollte ihn hindern? – ich nicht (viel zu schwach), auch meine Mutter (viel zu ver-ängstigt) nicht und sonst hat keiner auch nur das ge-ringste Interesse an dem kleinen, schutzlosen Jungen namens Severus...

Ich könnte mich vor alles erstickender Abscheu winden, könnte kreischen und toben – wie kann er mich nur auf so eine widerliche, absolut perverse Art anfassen...? - aber ich stehe da, steif wie ein Stock und lasse ihn ge-währen – was sollte ich auch sonst tun? Wenn ich mich auch nur im Geringsten wehre, wird er mich tot prü-geln, wie einen räudigen Hund, da bin ich mir völlig sicher.

Er nimmt meine bebende Hand, legt sie zwischen seine Beine und ich spüre seine widerlich pochende Erregung – mit läuft es eiskalt den Rücken hinunter und ich ekle mich vor mir selbst – wie kann ich das nur zulassen ... wie kann ich nur ... aber wie könnte ich nicht...?

„Mach“, sagt er nun keuchend. „Sei nett zu mir!“

Ich stehe da, wie vor den Kopf geschlagen und meine Hand liegt reglos - wie eingefroren, wie gelähmt - zwi-schen seinen Beinen – Ich will das nicht!!!

„Das konntest du gestern aber besser“, faucht er mich eiskalt und wütend an.

Er packt mich grob am Handgelenk und zeigt mir, was ich mit ihm (seinem heißen, harten, widerlichen Ding) tun soll.

„Nicht denken, nicht fühlen“, sage ich wie versteinert zu mir selbst (denn es gibt keine Wahl) und mache einfach.

Ich bin wie ferngesteuert, wie eine Marionette, gar nicht ich selbst, nur eine leere, seelenlose, irgendwie funktionierende Hülle.

Sein Unterleib beginnt zu zucken und zu stoßen. Wieder keucht und stöhnt er und etwas Klebriges, Heißes spritzt in seine Unterhose, über meine unwillige Hand. Dann wendet er sich wortlos, doch mit einem grausam-zynischen Gelächter ab und geht. Die Tür fällt hinter ihm zu, er hat mein Zimmer verlassen. Ich stehe mitten im Raum und weis nicht, was ich denken soll, weis nicht, was ich fühlen soll. Ich bewege mich minutenlang um keinen Zentimeter, wische nur gedankenverloren meine klebrige Hand in meinem Bettzeug ab – einfach nur widerlich...

Ich zittere. Wieder läuft mir eine Gänsehaut über den ganzen Körper. Ich ekle mich vor mir selbst, starre durch das Halbdunkel meines Dachzimmers. Nur das flackernde Licht eines winzigen Kerzenstummels erhellt den kleinen Raum ein wenig. Meine Gedanken rasen und mein Schädel hämmert. Meine Augen sind heiß und brennen.

Schließlich schüttle ich den Kopf. Nur einmal hin und her – als wolle ich die Erinnerung aus meinen Gedanken bannen. Dann zucke ich mit den Schultern, hebe mein Nachthemd vom Boden auf, wo ich es zuvor habe hin-fallen lassen, ziehe es über und lege mich ins Bett, neh-me meine alte Decke und wickle mich hinein – Gebor-genheit? – Nein, sowas kenne ich nicht, aber es muss sich wohl so ähnlich anfühlen, wie in eine wärmende, weiche Decke gewickelt zu sein...

„WAS?“ denke ich etwas zusammenhanglos.

Doch bevor sich der Gedanke richtig in meinem über-drehten Bewusstsein formen kann, hat mich auch schon der Schlaf überfallen, wie ein gemeiner Dieb.
 

Das war viele – sehr viele -Jahre lang das letzte Mal, dass ich traumlos oder auch nur die ganze Nacht durchschlafen konnte. Auch das letzte Mal, dass ich als Kind einschlief. Als ich am nächsten Morgen wieder wach wurde, war ich um Jahre älter geworden. Nicht körperlich – nein, das sicher nicht - aber irgendwo tief in mir drinnen. Tief in meiner Seele. Ein tiefer Schnitt in mein Ich – bei Weitem nicht der erste und bei Weitem nicht der letzte – nur einer von vielen - eines jener Ereignisse, die anfin-gen, Stück um Stück das zu zerstören. was die Person namens Severus Snape ausmacht, bis nur noch das übrig war, was ich heute bin - wobei ich noch nicht mal selbst so genau sagen kann, was oder wie viel das

überhaupt noch ist.
 

Mehr als ein Jahr vergeht.

Ich habe meine Pläne wahr gemacht und habe aus den Zauberbüchern meines Vaters Vieles gelernt. Das Meiste davon lässt sich ohne Zauberstab nicht bewerkstelligen, aber vielleicht ist das auch ganz gut so. Die Versuchung, die Zauber gegen meine Mitschüler einzusetzen, wäre zu groß und es ist von unseren Gesetzen verboten, dass Minderjährige Magie ausüben. Ich kenne also die Zau-ber, aber ich habe die meisten von ihnen noch nie wirk-lich eingesetzt.

Mein Vater stattet mir häufig einen seiner verhassten, ekelhaften Besuche ab, meistens nachdem er mich halb-tot geprügelt hat. Ich habe keine Ahnung, ob meine Mutter etwas darüber weis, aber ich glaube, dass sie zumindest etwas davon ahnt. Sie ist noch unfreundli-cher und kälter zu mir geworden. Es ist, als sei ich für sie gar nicht mehr da. Sie kümmert sich kaum mehr um mich und meine Sachen (alles ist so schäbig und abge-tragen. Meine eigene Kleidung genauso, wie die meiner Eltern. Wir müssen arm sein, sehr arm). Gerade Mal, dass sie noch hin und wieder Essen vor mir auf den Tisch knallt. Reden tut sie überhaupt nicht mehr mit mir (nicht, dass sie früher viel gesprochen hätte) – und es tut weh – schlimmer, als die härtesten Schläge mei-nes Vaters und an einer anderen Stelle – tief in mir drinnen...

Auch wenn ich jedes Mal schreckliche Prügel dafür be-komme und stundenlang in den Keller gesperrt werde, verschwinde ich doch immer wieder in die Wälder und Hügel der Umgebung. Das ist die einzige Art von Frei-heit, die ich kenne und - wie gesagt - der Preis dafür ist verflixt hoch.

Meine Lichtung hat noch keiner gefunden und dort füh-le ich mich sicher und beinahe schon beschützt und ge-borgen. Sonst gibt es keinerlei Geborgenheit für mich – nirgendwo - aber Angst macht mir auch nur noch we-nig. Selbst an die Ratten und Spinnen habe ich mich inzwischen gewöhnt, schließlich leisten sie mir bei mei-nen Aufenthalten im Keller jedes Mal – krabbelnd und raschelnd - Gesellschaft. Ich fürchte nur eins: dass mich jemand blos stellt oder demütigt, das ja, aber sonst? Nein, mir macht fast nichts mehr Angst.

Wenn sich meine Mitschüler über mich lustig machen, zahle ich es mit gleicher Münze zurück und ich habe ein richtig zynisches, übles Mundwerk bekommen – sie fürchten meine hämischen Bemerkungen und sie sind mir rhetorisch nicht gewachsen – was heißt, dass sie sich nahezu alle zusammen tun, um mich zu verprügeln – aber ich bin Schmerzen und Prügel gewohnt und kei-ner von ihnen kann auch nur halb so fest oder grausam zuschlagen, wie mein Vater.

Einige kleinere Zauber funktionieren auch ohne Stab und keiner merkt, wenn ich sie einsetze – manchmal, die einzige Möglichkeit zu entkommen, ohne halb zum Krüppel geschlagen zu werden. Ja, ich bin ziemlich bos-haft und hinterhältig geworden, aber das geschieht ih-nen Recht, sie müssen mich ja nur in Ruhe lassen, mehr nicht. Ich räche mich immer, wenn sie mich beleidigen oder mir etwas antun, aber meistens gehe ich ihnen einfach nur aus dem Weg – nicht, dass sie mir aus dem Weg gehen würden.

Ich bin immer allein und fühle mich oft schrecklich ein-sam – verlassen, hilflos und leer – ungewollt.
 

Es ist schon Mitte August und vor einigen Tagen kam mit der Eulenpost ein Brief für mich. Der erste Brief, den ich je in meinem Leben bekommen habe. Es war die Auf-forderung ab September die Hogwarts Schule für Hexe-rei und Zauberkunst zu besuchen – wie schon erwartet.

Mein Vater hat mir aus seiner Bibliothek, die benötigten Bücher heraus gesucht. Die meisten davon kenne ich ohnehin schon so gut wie auswendig, aber das habe ich ihm natürlich nicht gesagt (schließlich bin ich ja nicht lebensmüde). Er wird mir einen seiner alten Zauberstä-be geben, wenn er mich in den Hogwarts Express setzt, hat er gemurmelt und meine Mutter hat meine beiden einzigen Roben schwarz gefärbt. Irgendwo im Keller lag eine alte Kiste, die haben sie mir als Koffer gegeben und alles hineingepackt, was ich sonst noch so brauche. Viel ist es wirklich nicht.

Soll ich mich auf die Zukunft freuen? Ich weis es nicht – wie kann ich mir auch vorstellen, was sein wird, wenn ich nur das hier kenne? Aber es wird gut sein, nicht mehr die ganze Zeit zu Hause leben zu müssen, wo mein Vater mir so unangenehm nahe ist und mich nahezu erstickt, körperlich, wie geistig und seelisch.

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Kanoe
2010-05-21T07:31:38+00:00 21.05.2010 09:31
ich hab zwar mit dem ganzen erst in der mitte angefangen aber mal sehen was mir der anfang noch so alles offenbart
Von: abgemeldet
2009-04-15T20:32:41+00:00 15.04.2009 22:32
hallo :D
die ff wurde mir gerade von einer bekannten empfohlen und ich dachte mir: schaust du doch gleich mal vorbei.
ehrlich. meine erwartungen wurden meilenweit übertroffen. grad hab ich das erste kapitel gelesen und ich muss sagen, wenn der rest deiner saga auch SO ist, na dann freu ich mich drauf. die art und weise, wie du die gedanken rüberbringst, ist wirklich gut, obwohl ich anmerken muss, dass ich mit zehn oder elf noch nicht gewusst hab, was das wort pervers bedeutet =)
ansonsten ist die ganze umsetzung wirklich sehr realistisch. ich denke das passt wirklich sehr gut zu unserem miesepetriegen tränkeprofessor.
also, wie gesagt, bin auf den weiteren verlauf gespannt :D
ich glaub ich les gleich weiter xD

glg chrysanthes
Von: abgemeldet
2006-07-24T15:33:59+00:00 24.07.2006 17:33
Meine Augen brennen ><
Nyooo zu viel gelesen XD
Aber mir gefällt die FF sehr gut und du musst wissen ich mag keine 'Ich'-Form
Ich lese die meist nicht gerne außer wenn sie gut geschrieben ist ^^
Severus tut mir leid, er hat ja viel erleben müssen. aber man konnte es sich wirklich gut vorstellen... Also es passte sehr gut zu den Büchern irgendwie... War nicht zu unrealistisch... naja wenn man jetzt mal von der Realität mit Zauberern ausgeht *seufz*

Nur wie schon jemand geschrieben hat das mit den Bindestrichen hat wirklich etwas verwirrt... Mich jedenfalls kommt das von Word? *mal so frag* Sorry bin neugierig
aja und mir sind ein paar Fehler aufgefallen.
Das wars aber schon mit der Kritik
Wie gesagt mir gefällts sehr gut und ich werde mit sicherheit auch die anderen Teile von der Saga lesen sobald meine Augen wieder mitmachen

Bye Kira
Von: abgemeldet
2006-05-22T19:28:07+00:00 22.05.2006 21:28
Wow!*schnief*
Das ist echt...boah...hart!
Ich weiß echt nicht was ich sagen soll,außer vielleicht die Trennungen,das irritiert ein bisschen.Wenn mitt im Satz ein Wort steht was durch einen bindestrich getrennt wird.
Ansonsten,gut geschrieben und es geht einen echt nahe!
Könntest du mir bitte eine ENS schicken wenn das nächste Kapi kommt?
Bye


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