Zum Inhalt der Seite

Ich Severus Snape

Young Severus - ein bisschen Depri - Erster Band meiner Saga
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Das Erste Jahr

Kapitel 1

Das erste Jahr

Beginn der Fehde
 

I

ch sitze im Hogwarts Express und starre verloren aus dem Fenster auf die vorbeieilende Landschaft hinaus, aber meine Gedanken sind nicht bei den Dingen da draußen – sie treiben...

Mein Vater hat uns mit Flohpuder in die Winkelgasse versetzt und von dort aus sind wir zu Fuß nach Kings Cross gegangen. Er hat vor sich hin geflucht, was es doch für ein elendes Leiden sei, dass ich auf Jahre hin-aus noch nicht apparieren dürfe und zur Strafe hat er mich meinen schweren Koffer selbst ziehen lassen. Trotzdem war er ungewöhnlich gut gelaunt, als er mir im Tropfenden Kessel den alten Zauberstab in die Hand gedrückt hat.

Über den wahren Grund seiner eigenartigen guten Lau-ne denke ich jetzt nach, während ich weiter blicklos aus dem Fenster starre. Neben mir sitzen einige Jungen und Mädchen und schnattern aufgeregt miteinander. Sie sind in meinem Alter (auch wenn ich mir um viele Jahre älter vorkomme), aber es gibt auch noch viele ältere Ju-gendliche im Zug, doch ich bemerke sie nur so nebenbei.

Ich denke und denke, aber meine Gedanken gehen drun-ter und drüber. Gestern Nacht, die letzte Nacht zu Hau-se für vier Monate, kam er wieder herein, stakte wie eine Spinne in mein Zimmer, stank widerlich nach dem starken Alkohol, atmete schwer und keuchend – ein ent-setzliches Geräusch – es verursacht mir jede Menge Alp-träume – wenn ich denn mal so halbwegs schlafen kann.

Aber dieses Mal war sein unerwünschter Besuch anders als sonst. Er grabschte nicht nur einfach an mir rum oder ließ mich an sich rumfummeln. Er schob mich grob an die Wand und stieg schnaufend zu mir ins Bett.

„Du bist alt genug“, zischte er „und du wirst jetzt einige Zeit weg sein. Da will ich dir etwas geben, das du nicht so schnell vergisst. Damit du immer weist, wem du ge-hörst und wem du zu gehorchen hast.“

Er presste seinen riesigen, knochigen, heißen, ver-schwitzten, stinkenden Leib an meinen schmächtigen, schwachen Körper. Sein steifer Penis bohrte sich mit einer grausamen, perversen Gier in meinen Rücken, dann packte er meine Pobacken und zog sie auseinander und schob er sein hartes Ding gewaltsam in mich hin-ein. Es waren furchtbare Schmerzen, tausendmal schlimmer als jede Prügel, die ich bis dahin jemals bezo-gen hatte. Etwas dehnte sich, gab nach, bis es nicht mehr weiter ging und zerriss. Blut lief mir heiß und klebrig die Schenkel hinunter. Er begann sich ächzend zu bewegen und werkelte grob an mir herum. Ich hätte am Liebsten laut aufgeschrieen vor Schmerzen, vor Ekel, vor Demütigung, aber das durfte ich ja nicht und so biss ich nur verzweifelt in mein Kissen.

Mein Magen zog sich zusammen und mir war kotzübel, doch auch erbrechen durfte ich mich nicht und so schluckte ich den brennenden Magensaft mit verzwei-felter Selbstverachtung wieder hinunter. Es dauerte schier ewig, bis er fertig war. Immer noch keuchend und stöhnend stand er auf und ging wortlos.

Mein Hintern brannte wie mit Säure verätzt und alles klebte vor Blut und anderen unsäglichen Dingen. Ra-sende Schmerzen in meinem Inneren und ein unglaubli-cher, gewaltiger, riesiger Ekel vor mir selbst. Ich habe mich die halbe Nacht hin und her gewälzt, konnte nicht schlafen, hatte entsetzliche, grausame Schmerzen. Ge-gen drei Uhr morgens habe ich mich aufs Klo geschli-chen und mir das eingetrocknete Blut von den Ober-schenkeln gewaschen und geschrubbt.

Beim Pinkeln hat es gebrannt, als käme rostiger Draht aus mir heraus und mein Gang war so spinnenartig ge-worden, wie der meines Vaters. Meine Pobacken rieben ekelhaft aneinander, wenn ich nicht breitbeinig ging, wie ein Berufsreiter. Als ich wieder im Bett lag, konnte ich vor lauter Erschöpfung schließlich doch noch ein-schlafen – und hatte mal wieder die inzwischen schon altbekannten Alpträume...
 

Plötzlich reißt mich eine Streiterei aus meinen schwer-mütigen Gedanken. Zwei Jungs haben sich in die Wolle gekriegt. Beide haben genauso schwarze Haare wie ich, aber da enden auch schon die Ähnlichkeiten so ziemlich. Der eine ist recht groß und hat schwarze, lustig fun-kelnde Augen. Der andere ist kleiner, hat das wirrste Haar, das ich je gesehen habe, haselnussbraune – eben-so fröhliche - Augen und trägt eine runde Brille.

„Black“, sagt der Kleinere, „man weis ja, was man von dieser Familie zu erwarten hat. Schwarze Magier alle-samt, schwärzer als schwarz.“

„Halts Maul, Potter, du weist nicht, wovon du redest!“ faucht der andere zurück.

Sie stehen sich mit geballten Fäusten gegenüber und funkeln sich an. Ich sehe ihnen neugierig und gespannt zu – eine nette Show, die hier geboten wird.

„Was starrst du so, du Schmierlappen?“ geht der Größe-re, der Black heißt, auf mich los, als er meinen erwar-tungsvollen Blick bemerkt.

„Black und Potter“, sage ich, schniefe kurz und starre sie weiter unverwandt an.

Ich wüsste nicht, was ich sonst noch sagen sollte – hab keine Erfahrung darin, wie man mit anderen Kids redet oder auch nur über was.

„Wer bist du überhaupt?“ fragt Potter.

Ich nenne meinen Namen und beide beginnen spöttisch zu lachen, aber ihre Körper entspannen sich.

„Snivellus Snape“, sagen sie wie aus einem Mund, werfen sich einen übereinstimmenden Blick zu und lachen sich schief – verdammt, das tut mal wieder weh ... aber nur nichts anmerken lassen...

„Ja“, sagt Potter, „der Name passt. Snivellus - Schnüffel-nase.“

„Stimmt“, fügt Black hinzu. „So werden wir dich in Zu-kunft nennen, Kerl – Snivellus!“

Ich funkle die Beiden hasserfüllt an, sage aber nichts mehr. Ich kenne die Namen. Beide Reinblüter, beide aus einem alten Geschlecht, beide so verdammt reicht, dass ihnen das Gold regelrecht aus dem Arsch fällt. Der eine aus einem weißen, der andere aus einem schwarzen Haus. Mein Vater hat den einen Namen zufrieden, den anderen wütend vor sich hin gemurmelt (daher weis ich auch das von ihrem Reichtum – der meinem Vater so gar nicht gefällt). Aber so wie es scheint, ist auch der aus dem schwarzen Haus ein Weißer. Darüber haben sie wohl auch gestritten. Der Streit scheint aber vorläufig vorbei zu sein, da sie sich jetzt gemeinsam ausgiebig über mich lustig machen können – Nicht, dass ich sowas nicht schon zur Genüge kennen würde – doch irgendwie hatte ich gehofft, dass sich das ändern würde – dass ich ein neues Leben anfangen könnte – dort in Hogwarts, wo man vielleicht grade Mal meinen Familiennamen kennt – ich meine, wo sollten denn meine Eltern denn sonst zur Schule gegangen sein?

Heißer Hass gegen die beiden Jungs brandet in mir auf, brennt in meiner Kehle – sengend, heiß und intensiv. So intensiv, wie nur ein Junge hassen kann, der noch nie einen Freund hatte, der immer nur alleine war, der im-mer nur alleine für sich kämpfen musste – der es ein-fach nicht anders kennt, aber der dennoch noch nicht alle Hoffnung verloren hat, aber jetzt wieder ein weite-res Stück davon aufgeben musste. Hass, ja und gleichzei-tig unsäglicher Neid darüber, dass sie fröhlich und glücklich miteinander lachen können (Gefühle, die ich zwar bei anderen erkenne, die ich aber noch nie emp-funden habe und die ich daher nicht nachvollziehen oder gar verstehen kann – und ehrlich gesagt nur zu gern einmal selbst würde empfinden wollen).

Ein Lachen in einer Art, die mich vollkommen aus-schließt und mich zu einem jämmerlichen, absolut wert-losen Nichts schrumpfen lässt. Muss sich denn jeder über mich lustig machen, sobald ich auch nur mit ihm spreche?

Ich wende mich mit dem letzten Rest meines Stolzes (und da ist noch etwas in mir, das man als Stolz be-zeichnen kann – vielleicht ist er das Einzige, was mich all die Jahre unter der erstickenden Gewalt meines Vaters hat überstehen lassen, ohne dass ich vollkommen zerbrach) von ihnen ab und starre wieder blicklos aus dem Fenster, höre ihnen aber bei ihrer Un-terhaltung weiter zu.

Black erklärt Potter, dass er mit den Ambitionen seiner Familie nichts am Hut hat, dass er es hasst, wie sie sind. Potter grinst, wuschelt sein zerzaustes Haar, damit es noch wirrer von seinem Kopf absteht und nickt. Schein-bar glaubt er ihm. Die Scheibe spiegelt und ich kann sie weiter beobachten, ohne dass sie es bemerken.

Mit der Zeit wird es langweilig und meine Gedanken schweifen erneut ab. Ich denke zum ersten Mal wirklich über die Zukunft nach. Ich weis, dass es in Hogwarts vier Häuser gibt. Mein Vater war früher in Slytherin. Wahrscheinlich komme ich auch dort hin. Ist mein Va-ter eigentlich ein schwarzer Magier? Wenn ich an seine Bücher denke, glaube ich das. Werde ich auch ein schwarzer Magier, wenn ich nach Slytherin komme? Keine Ahnung, aber es ist auch egal. Mir geht es eigent-lich nur um magisches Wissen. Ganz gleich welcher Richtung. Aber wenn ich es richtig beurteilen kann, sind die Sprüche (wenigstens die komplexeren), die ich heimlich gelernt habe, fast alle schwarzmagisch. War-ten wir es also einfach ab.

Der Zug ist angekommen und es ist schon fast dunkel. Alle steigen aus. Katzen miauen, Eulen schuhuhen und hin und wieder quakt eine Kröte. Ich habe kein Haustier – noch nicht mal eine Ratte (auch wenn es davon genü-gend in unserem Keller geben würde, mag ich die Bies-ter immer noch nicht) - meine Eltern haben es für über-flüssig gehalten, mir eins zu schenken. Vielleicht haben sie aber auch kein Gold dafür übrig … und ich hielt es für besser, keine Fragen zu stellen ... für gesünder.

Potter und Black haben sich schon wieder in den Haa-ren. Sie rangeln miteinander und schubsen sich hin und her, fauchen sich an, wie zwei Straßenkater, die um den Besitz des gleichen Zauns streiten. Echt sehenswert.

Plötzlich kommt ein riesiger Kerl daher geschossen, mindestens drei Meter groß, wildes Haar, wilder Bart und funkelnde Käferaugen – er sieht barbarisch und ziemlich gefährlich aus. Er packt die beiden Jungs an den schwarzhaarigen Köpfen und haut diese mit einem dröhnenden Knall zusammen.

„A Rua is jezad“, sagt er in einem eigenartigen Dialekt. „Habts nix Bessas zum toa, als eich zum Streit´n. Eini do in de Boot, zua de andan Eastklassla!“

Er schleudert die Beiden vehement in Richtung See und sie taumeln in die Boote. Meine Laune hebt sich – eine nette kleine Genugtuung für mich - und ich will ihnen recht beschwingt folgen, als sich wieder die Schmerzen in meinem Hintern bemerkbar machen und ich nur noch gepeinigt und schleichend vorwärts watscheln kann - Spinnenschritte - wie demütigend.

Die Bänke in den Kähnen sind hart und unbequem, aber die Fahrt über den See dauert nicht besonders lange und der Anblick des beleuchteten Schlosses ist so präch-tig, dass er mich auch weitgehend ablenkt. Im Schiff-chen vor mir haben die beiden Streithähne wieder die Köpfe zusammengesteckt und tuscheln einträchtig. Scheint ja der Beginn einer großartigen Freundschaft zu sein. Mir auch egal, sollen sie doch... (aber in Wahrheit brennt ätzender Neid in meinem Inneren – warum kann nur keiner so mit mir tuscheln? – sich fröhlich unter-halten und lachen?)

Schließlich haben wir das Schloss erreicht. Ich höre, wie die anderen Erstklässler ein wenig unruhig und besorgt über die Auswahlzeremonie tratschen. Auch ich bin neugierig, denn keiner hat mir gesagt, wie die vor sich geht, doch ich will keinen danach fragen – was, wenn sie nur wieder über mich lachen? - Nee, brauche ich echt nicht.

Der Riese scheucht uns in einen engen Raum und wir drängen uns schutzsuchend zusammen. Es ist irgendwie unheimlich hier, aber auch ungemein spannend. Eine große Hexe mit einer quadratischen Brille und einer sehr strengen Frisur kommt herein und schaut uns um Aufmerksamkeit heischend an. So zwingend ist ihr Blick, dass sofort alle verstummen. Dann erklärt sie uns, was uns jetzt erwartet.

Kurz darauf watscheln wir im Gänsemarsch in eine ge-waltige Halle. Wir stehen wie verschreckte Schafe zwi-schen vier langen Tischen und schauen auf einen fünf-ten, an dem Erwachsene sitzen, wohl die Lehrer. An den anderen langen Tischen sitzen - nach ihren Häusern getrennt - die älteren Schüler.

Vor uns steht ein uralter, zerknautschter, schäbiger Zauberhut. Plötzlich öffnet sich an seiner Krempe ein Riss und der Hut beginnt zu singen. Einige zucken er-schrocken zusammen, doch derartige Reaktionen, habe ich mir schon längst abgewöhnt – es ist gesünder, bei mir Zuhause, wenn man nicht so schnell zusammen-zuckt.
 

Ich bin nicht schön

Bin alt und grau

Doch meine Pflicht

Kenn ich genau

Es war der kühne Gryffindor,

Der einst mich hat getragen

Der Geist der edlen Gründer vier,

Lässt mich die Auswahl wagen

Folgt ihr dem mut´gen Gryffindor,

So tapfer, stark und kühn?

Ist es das gute Huffelpuff,

Das Ziel für eure Mühen?

Ruft euch das kluge Ravenclaw?

Habt ihr den Kopf dafür?

Seid schlau ihr und von reinem Blut?

Zeigt Slytherin die Tür.

So kommt und setzt mich auf das Haupt

Ich mach es recht und gut.

Ich treff die Wahl, ich weis genau,

Ich bin der sprechend Hut…
 

Der alte Zauberhut verstummt wieder und verharrt so reglos, wie zuvor. Die Lehrerin, sie heißt McGonagall, liest unsere Namen alphabetisch von einer Pergament-rolle ab. Einer nach dem anderen setzt den Sprechenden Hut auf. Es dauert ewig, bis ich dran komme. Mir tun die Beine weh vom Stehen, der Hintern vom Sitzen und ich bin ziemlich müde.

Ein alter silberhaariger und –bärtiger Mann schaut mich so durchdringend durch seine halbmond-förmige Brille an, als könne er meine Gedanken lesen. Er scheint irgendwie alles über mich zu wissen. Es ist eigenartig, aber irgendwie vertraue ich ihm, ohne zu wissen warum … und ich fasse wirklich nicht leicht Vertrauen – ich wüsste noch nicht mal wie das geht, denn noch nie gab mir jemand einen Grund dafür.

Black wird nach Gryffindor gewählt und auch Potter kommt dort hin. Endlich bin ich dran. Ich gehe zum Stuhl und setze den alten Hut auf. Er redet mit mir, sagt dass ich großes, magisches Talent habe, starken Ehrgeiz und ein hoch entwickeltes Geltungsbedürfnis. Und dann schickt er mich - wie erwartet und wohl auch erhofft - nach Slytherin. Vielleicht ist mein Vater jetzt endlich mal mit mir zufrieden. Er hat immer von Slythe-rin vor sich hin gemurmelt.

Ich gehe zum Haustisch der Slytherin hinüber. Die Schüler dort klatschen, wie es die anderen zuvor auch schon bei jeder Wahl getan haben und ich setze mich zu ihnen.

Der silberhaarige Mann ist erst vor kurzem zum Direk-tor ernannt worden und heißt Dumbledore. Diesen Na-men habe ich schon oft gehört. Der Alte gilt als ver-schroben, aber gleichzeitig auch als der mächtigste wei-ße Magier unseres Jahrhunderts. Mein Vater verflucht ihn häufig, wenn irgendwas schief gegangen ist. Er mag ihn nicht besonders, glaube ich. Vielleicht fürchtet er ihn auch. Mir hingegen ist er äußerst sympathisch.

Er hat einige Worte zu sagen. Als er mit seiner kleinen Rede fertig ist, erscheint aus der leeren Luft vor uns ein wundervolles Abendessen. Mir liegt sonst nicht viel am Essen und ich esse daheim nur, wenn ich echt Hunger habe (wohl auch, weil ich es dort immer so lieblos und gefühlskalt auf den Tisch geknallt bekomme - kann ei-nem echt den Appetit verderben, wenn man weis, dass man es nur bekommt, weil es nicht anders geht), aber hier schmeckt es mir wirklich und ich haue rein.

Die Anderen am Tisch plaudern miteinander. Mit mir sprechen sie nicht und meinen Namen haben sie ja bei der Auswahlzeremonie gehört. Kein Grund also, mir ir-gendwelche Fragen zu stellen oder sich gar mit mir zu unterhalten. Egal. Ich bin so satt, wie noch nie in mei-nem Leben und so müde, dass ich auf der Stelle ein-schlafen könnte. Ich fühle mich außerordentlich wohl – beinahe glücklich und dieses Gefühl ist sehr fremd und ungewohnt für mich – aber sehr schön.

Die Vertrauensschüler im fünften Jahr rufen ihre Häu-ser zusammen und uns führen sie in die Verliese hinun-ter, dort liegen die Räume der Slytherin. Ich bin mit drei weiteren Jungen in einem geräumigen Schlafsaal mit rohen Steinwänden. Dort stehen vier bequeme, einla-denden Himmelbetten und davor unsere Koffer. Jetzt habe ich ein Problem: wie ziehe ich mein Nachthemd an, ohne dass die anderen die Narben auf meinem Rü-cken und meine schäbige Unterhose sehen? Das will ich nicht, es wäre mir peinlich und ich hasse es außeror-dentlich, mich vor anderen nackt sehen zu lassen. Aber die Betten haben Vorhänge und dahinter sieht mich keiner – dort kann ich mich verstecken.

Kaum liege ich auf dem weichen Kissen, bin ich auch schon eingeschlafen. Aber nicht für lange. Ein böser Traum weckt mich schon bald wieder auf (und sowas bin ich wie gesagt schon gewohnt, aber ich hatte ge-hofft, davon verschont zu bleiben – wenigstens hier in Hogwarts). Ich habe von meinem Vater geträumt, von letzter Nacht und bin mit einem leisen Schrei hoch ge-schreckt. Jetzt sitze ich aufrecht und mit kaltem Schweiß bedeckt im Bett. Mein Hintern tut wieder weh und ich gehe leise aufs Klo. Was sollte ich auch sonst tun?

Durch die schlecht beleuchteten Korridore gleiten durchscheinende Geister und hätten mich sicher er-schreckt, hätte ich sie nicht schon beim Essen an den Haustischen gesehen. Die Verliese sind so düster und kalt, sie bedrücken mich, engen mich ein, rauben mir die Luft zum Atmen - ich möchte den offenen Himmel und die Sterne sehen. Da fällt mir die Große Halle ein, die hat eine verzauberte Decke, die so aussieht, wie der Himmel draußen und so schleiche ich mich dort hin.

Ich lege mich einfach auf den Boden (ich bin es durch-aus gewohnt am harten Steinboden in unserem Keller Zuhause zu schlafen und so stört es mich nicht weiter) und wickle mich in meinen alten Umhang, starre zur Decke. Der Mond scheint und Wolken ziehen über den Sternenhimmel. Es ist so angenehm und ich lasse meine Gedanken mit den Wolken treiben. Meine Augen werden schwer und ich schlafe schließlich ein - keine üblen Träume quälen mich.

Ich werde wieder wach, als es fast schon hell ist, springe rasch auf und schleiche mich in meinen Schlafsaal zu-rück. Keiner hat bemerkt, dass ich den größten Teil der Nacht nicht da war. Alle anderen schlummern sorglos und friedlich. Wie es wohl sein mag, so sorglos schlafen zu können?

Ich ziehe mir - wieder hinter den grünen Vorhängen - meine schwarze Robe an. Als die anderen schließlich wach werden, gehe ich mit ihnen zum Frühstück in die Große Halle hinauf.

Die Tage vergehen. Es ist für mich nicht leicht, mit dem ganzen Unterrichtsstoff mitzukommen (auch wenn ich bereits viel zuhause gelernt habe, so war es doch nicht das, was hier im ersten Jahr gefragt ist), aber irgendwie schaffe ich es. Es gibt Muggelstämmige, denen das viel leichter fällt. (Verdammte Schlammblüter, haben mit uns reinblütigen Zauberern nichts gemein. Mein Vater hat mich gelehrt, sie zu verachten, auch die Mischblü-ter, bei denen nur ein Elternteil magisch ist, sind nichts wert, sagt er, aber ich weis nicht, ob ich das glauben soll – nicht, wenn sie so gut mit der Magie sind).

Diese Professor McGonagall ist eine großartige Ver-wandlerin, aber ich möchte ihr nicht in die Quere kom-men. Sie ist sehr streng, Hauslehrerin von Gryffindor und stellvertretende Direktorin. Bei ihr fällt es mir be-sonders schwer, etwas Sinnvolles zu Stande zu bringen. Ich habe einfach kein großes Talent für Verwandlungen und sie nie zuhause geübt – wie denn auch ohne Stab.

Unser Hauslehrer heißt Professor Leech. Er gibt Zauber-tränke und die interessieren mich wirklich. Pflanzen und Teile von Tieren und Mineralien, die in Zinnkesseln vor sich hin brodeln und eigenartige Dinge bewerkstel-ligen. Unheimlich interessant. In diesem Unterricht ha-be ich auch Black und Potter wieder gesehen. Sie schei-nen sich mit einem dritten angefreundet zu haben. Er heißt Remus Lupin und sieht für einen elfjährigen Jun-gen sehr eigenartig aus. Irgendwie uralt und müde und gleichzeitig sehr jung und nicht ganz gesund. Er hat struppiges, hellbraunes Haar und gelbbraune Augen, die einen warmen, humorvollen Schimmer aufweisen. Er ist etwas größer als ich, wirkt aber ziemlich ausgemer-gelt. Ein wirklich eigenartiger Bursche.

Die drei hocken dauernd zusammen und hecken span-nende Sachen aus. Ich weis, dass sie oft in der Nacht durch die Schule wandern, weil ich dann selbst auch meistens unterwegs bin. Ich kann immer noch nicht besonders gut schlafen und es ist langweilig, mit offe-nen Augen in der Dunkelheit zu liegen und an die Decke zu starren. Also, warum nicht durchs Schloss wandern?

Ich würde die Bande nur zu gern bei etwas Unzulässi-gem erwischen, dann bekämen sie Ärger und ich hätte meine Rache, denn ich bin immer noch sauer auf Potter und Black und würde ihnen ein paar üble Schwierigkei-ten wirklich von Herzen vergönnen.

Wenn ich aber mit mir selbst ganz ehrlich bin, wäre ich noch lieber bei ihnen mit dabei, denn sie scheinen im-mer eine Unmenge Spaß zu haben.

Wenn sie mich sehen, machen sie sich über mich lustig und ich habe mir angewöhnt, ihnen den einen oder an-deren Zauber hinterher zu schicken, aber das ist nicht ganz ungefährlich. Sie sind zu dritt und ich bin allein. Besonders Black und Potter sind geradezu geniale Ma-gier, das muss der Neid ihnen lassen. Lupin steht meis-tens nur daneben und mischt sich nicht ein. Er ist auch recht geschickt im Unterricht, aber bei Weitem nicht so gut, wie die zwei Anderen.

…und von den Lehrern sollte ich mich wohl besser auch nicht erwischen lassen … wäre echt nicht gut für mich und meine Knochen – mein Vater würde sie mir alle ein-zeln brechen, wenn er einen blauen Brief aus der Schule bekommt...

Heute haben wir unsere erste Besenflugstunde. Als ich auf dem Rasen vor dem Schloss ankomme, stehen Potter und sein Klüngel schon dort. Die schon wieder, na bes-tens - Verflixte Kerle!

Eine sehr junge Lehrerin - Madame Hooch - kommt da-her und sagt uns, wie wir die Hexenbesen handhaben sollen und wir steigen auf. Ich bin ziemlich nervös und das krumme und schiefe Ding unter mir macht mir ein wenig Angst – ich bevorzuge es, festen Boden unter meinen Füßen zu haben, denn einen Besen konnten wir uns nie leisten und so habe ich nicht die leiseste Ahnung vom Fliegen.

Der Hexenbesen unter mir steigt hoch, wie ein durchge-gangener Hippogreif und bockt wie verrückt, versucht mich abzuwerfen – vielleicht kann er meine Unsicher-heit und Angst spüren, wie ein Tier. Unten steht ein Mädchen aus meinem Haus und lacht sich bei diesem Anblick schief. Ich glaube sie heißt Parcy LaCroix. Die Anderen sind mit ihren eigenen Besen beschäftigt, zu mindestens tun sie so. Trotzdem ist das so schrecklich peinlich. Warum kann ich denn nie mit irgendwas mal gut dastehen und Anerkennung oder gar Respekt dafür bekommen?

Schließlich kann ich mich nicht mehr am Griff festhal-ten und krache runter, wie ein Stein. Mein ganzer Kör-per dröhnt vom Aufprall. Ich drehe mich ächzend um und stehe schwerfällig auf. Ein schneller Blick beweist Madame Hooch, dass mir nichts Ernstliches passiert ist. Mein Besen dreht noch eine einsame Runde und geht dann - irgendwie spöttisch - neben mir am Rasen nie-der. Ich nehme ihn wieder in die Hand und halte mich krampfhaft daran fest.

Da steigt Potter in den blassblauen Himmel auf und das lenkt alle ab, denn er fliegt wie ein junger Gott. Sein wirres schwarzes Haar fliegt hinter ihm her, die ande-ren klatschen und jubeln (Neid - brennender Neid in meiner Brust und Wut darauf, dass er es ist, der diese positive Aufmerksamkeit erhält und nicht ich).

Mich beachtet keiner mehr. Ich stehe da, wie der letzte Trottel und alles tut mir weh, aber ich gebe mir alle Mühe, mir nichts anmerken zu lassen. Als Potter wieder landet, steigt einer nach dem anderen auf und dreht seine vorgeschriebene Runde. Keiner von ihnen stellt sich so dämlich an, wie ich, auch wenn keiner so gran-dios fliegen kann, wie Potter. Lieber Himmel, ist das demütigend und unfair.

Ich stehe verkrümmt neben meinem Besen und sehe ih-nen beim Fliegen zu. Madame Hooch schüttelt nur den Kopf, als ihr schweifender Blick auf mich fällt.

„Sie steigen heute wohl besser nicht mehr auf, Mr Sna-pe“, sagt sie ernst zu mir. „Ein Absturz am Tag genügt mir vollkommen.“

Mir auch – auch vollkommen. Ich beschließe, bei weite-ren Flugstunden zu fehlen – einfach krank zu sein – Kopfweh oder so.
 

Und wirklich habe ich erst viele Jahre später gelernt, auf einem Besen zu fliegen. Damals machte es Spaß, aber heute tue ich es nicht mehr wirklich gern – ich habe dafür auch gute Gründe ... lassen wir das ... später mehr davon.
 

Am Ende der Stunde hinke ich unglücklich zum Schloss zurück und wünsche mir, ich könnte so gehen, dass man nichts mehr von meinem Absturz bemerkt, doch ich kann es nicht wirklich verhindern. Hinter mir höre ich ein fröhliches Lachen und als ich mich umdrehe, sehe ich wie Potter über Black lacht, der meine harte Lan-dung sehr theatralisch nachahmt. Wirklich ein begna-deter Mime, dieses Ekel. Sie haben mein Missgeschick also doch gesehen. Mistkerle! Mein Gesicht wird heiß und ich laufe knallrot an, meine Ohren brennen. Him-mel, ist das peinlich! Himmel, bin ich wütend!

Ich beeile mich, in die Räume von Slytherin zurück zu kommen, denn für heute ist der Unterricht zu Ende. Ich sollte eigentlich im Gemeinschaftsraum meine Hausauf-gaben erledigen, aber ich kann jetzt keine Gesellschaft und keine spöttischen Blicke ertragen, also gehe ich in den Schlafsaal hinauf.

Fliegen summen herum - Fliegen? Hier unten in den Verliesen? Sie gehen mir auf die Nerven, denn sie kön-nen fliegen und ich nicht. Ich ziehe meinen Zauberstab aus der Tasche meiner Robe und blase die Biester aus der Luft. Sie fallen zappelnd auf den Boden und sind kurz darauf Geschichte.

„Na wartet, ihr Kerle! Euch krieg ich noch dran! Euch zeig ich’s noch!“ murmle ich stinkwütend vor mich hin.

Ich meine Potter und Konsorten, nicht die Fliegen, aber in Ermanglung eines Besseren lasse ich meine hilflose Wut an den lästig summenden Fliegen aus.

Sie lachen über mich, spotten und feixen. Alle, sogar meine eigenen Hauskameraden. Dauernd flüstern sie hinter meinem Rücken.

„…Schleimbeutel…“ - „…schäbig…“ - „…Kohlensack…“ - „…noch nie in der Dusche gesehen…“ - „Der soll sich doch mal seine schmierigen Haare waschen!“

Das haben sie auch schon in meiner alten Schule immer gesagt. Aber wenn ich mir die Haare zu oft wasche, flie-gen sie mir vor die Augen und das stört mich. Duschen gehe ich sowieso nur, wenn ich völlig sicher sein kann, dass mir keiner dabei zusehen kann, wie gesagt, ich hasse es wenn mich jemand nackt sieht.

Dennoch habe ich mich ein bisschen mit Hieratus Morch angefreundet oder er sich mit mir, wie man´s nimmt. Er ist in Slytherin der Einzige, der mal mit mir redet, sich sogar länger mit mir unterhält. Es tut gut, nicht ganz so alleine zu sein, aber so ganz vertrauen kann ich Hieratus auch nicht. Wenn die Anderen sich über mich lustig machen, lacht er nicht selten auch mit und wenn er dann bemerkt, dass ich ihn ansehe, hört er sofort damit auf und wird knallrot. Ich weis nicht recht, was ich davon halten soll. Ist er nun sowas wie ein Freund, oder ist er keiner?
 

Halloween kommt und am Abend ist ein Fest in der gro-ßen Halle geplant. Heute, beim Frühstück, rief Dumble-dore uns zur Ruhe und stellte uns eine neue Schülerin vor. Lily Evans. Sie ist erst jetzt nach Hogwarts gekom-men, weil sie die Masern hatte, das ist eine Kinder-krankheit der Muggel. Sie ist also ein Schlammblut. Ein seltsames Gefühl. Eigentlich sollte ich sie deswegen ver-achten, aber sie scheint etwas Besonderes zu sein. Sie hat herrliches, langes, rotbraunes Haar und wundervol-le, leuchtend smaragdgrüne Mandelaugen – die schöns-ten Augen, die ich je gesehen habe. Ich kann nicht an-ders, als sie anzustarren, als hätte ich noch nie ein Mädchen gesehen – was auch stimmt – auf diese Art habe ich noch nie ein Mädchen gesehen – Nee, so echt noch nicht.

Dumbledore sagt, dass sie in seinem Büro den Spre-chenden Hut aufgesetzt hat und dieser sie nach Gryf-findor gewählt hat. Schade. Es wäre mir lieber, wenn sie bei mir in Slytherin wäre, aber das ist wohl kaum mög-lich, denn es heißt, dass Salazar Slytherin Reinblüter bevorzugt hat und das ist sie nun mal nicht.

Ich kann meine Augen erst von ihr abwenden, als ich Blacks lautes Gelächter höre. Er zeigt auf mich und feixt mit blitzenden Augen. Neben ihm sitzen Potter und Lu-pin und lachen ebenfalls. Verflixte Mistkerle!

Wir gehen zum Zaubertrankunterricht in die Verliese hinunter. Wie von selbst, habe ich meinen Stab in der Hand und jage Potter einen Wabbelbein in den Rücken. Er eiert herum, wie ein betrunkener Frosch und ich krümme mich in hämischem Gelächter. Er sieht so un-glaublich komisch aus. Aber ich lache nicht lange, denn Black wirbelt herum und schickt mir etwas ins Gesicht, das meine Nase zum Bluten bringt und meinen Stab durch die Luft wirbeln lässt. Es klingt wie „Expelliarmus!“

In diesem Moment kommt Leech aus dem Verlies heraus, in dem wir Unterricht haben. Er sieht den gezückten Zauberstab in Blacks Hand und meine blutige Nase. Er kombiniert messerscharf und zieht Gryffindor fünf Punkte ab. „Finite Incantatem!“ beendet er beiläufig Pot-ters herumeiern.

Der Punkteabzug, das geschieht ihnen Recht, aber wenn ich ehrlich bin, hätte ich auch fünf Punkte Abzug ver-dient, schließlich habe ich dieses Mal mit diesem Mist angefangen.

Wieder sitze ich alleine im Schlafsaal und puste mit meinem Zauberstab Fliegen aus der Luft. In einer Stun-de fängt das Halloween Festmahl an. Ich fühle mich so elend, einsam und verloren. Komme mir so beschmutzt vor, höre das dreckige Lachen meines Vaters und rieche seinen stinkenden Whiskeyatem.

Nach der letzten Unterrichtsstunde (heute war es nur am Vormittag, wegen Halloween) bin ich hier runter gegangen und weil ich letzte Nacht wieder fast nicht geschlafen habe (ich konnte nicht und habe Potter und seinem Klüngel nachspioniert), bin ich dann eingeschla-fen und hatte wieder mal einen elenden Alptraum von meinem Vater.

Ich sitze voll bekleidet auf meinem Bett und habe die Vorhänge zugezogen. Ich zittere jämmerlich und kalter Schweiß läuft mir den Rücken hinunter. Mir ist kotzübel und meine Vorfreude auf das Fest später hält sich in sehr engen Grenzen. Ich glaube nicht, dass ich viel run-ter bekommen werde. Ich fühle mich so Scheiße.

Lily Evans saß im Unterricht bei Potter und seinen Freunden. Sie hat sich mit ihnen freundlich unterhalten und glücklich mit ihnen gelacht. Ein wundervolles, per-lendes Lachen, das mir wie ein glühendes Messer ins Herz gefahren ist.

„Severus, du musst härter werden, das darf dich alles nicht kümmern. Das muss dir alles egal sein. Mach die Kerle fertig, bevor sie dich fertig machen können. Hier darfst du Magie benutzen, auch wenn du noch minder-jährig bist. Der Wabbelbein, war schon mal nicht schlecht, aber du darfst dich nicht dabei erwischen las-sen. Du musst es so hindrehen, dass die anderen ihr Fett abbekommen“, murmle ich missmutig und unglücklich vor mich hin.

Ich sitze da, puste weiter die lästigen Fliegen aus der Luft, grüble sauer vor mich hin und warte, bis die Zeit vergeht. Hieratus kommt rein und will mich zum Fest abholen. Ich grinse ihn unfroh an und gehe mit ihm mit. Eigentlich recht nett von ihm, nachzusehen, wo ich abgeblieben bin.

Wie ich es erwartet habe, kann ich fast nichts essen, obwohl alles wirklich köstlich ist. Lilys perlendes Lachen schnürt mir einfach die Kehle zu.

„Schlammblut, Schlammblut“, flüstere ich vor mich hin, aber das nützt auch nichts. Dieses Mädchen ist wirklich etwas ganz Besonderes.
 

Es wird Weihnachten und Hieratus hat mich zu sich nach Hause eingeladen. Ich bin zu Dumbledore gegan-gen und habe gefragt, ob das möglich ist. (Es würde mir viel besser zusagen, Weihnachten mit Hieratus, oder sonst wem zu verbringen, als wieder nach Hause zu müssen). Der Alte hat mich mit sehr traurigen Augen angesehen und gesagt, dass mein Vater ihm bereits eine Eule geschickt hat, um in Erfahrung zu bringen, wann die Ferien anfangen, damit er mich rechtzeitig in Kings Cross abholen kann und dass er sich schon sehr auf mich freut. Wenn der Alte ihm diesen schleimigen Bockmist glaubt, warum schaut er dann so traurig? Ich bin ganz sicher, dass Dumbledore viel mehr weis, als er zugeben würde.

Der Zug bringt mich nach London. Viele meiner Mit-schüler sind im Zug und lachen und quatschen und freuen sich. Aber in mir rührt sich keinerlei frohes Ge-fühl. Noch weniger, da ich im Abteil nebenan hören kann, wie Potter und Black sich glänzend amüsieren. Höre ein murmelndes Gequassel und fröhliches Lachen.

Ich habe gehört, dass Black die Feiertage bei Potter ver-bringt, weil er nicht zu sich nach Hause will. Ich habe keine Ahnung, wo Lupin steckt. Er verschwindet von Zeit zu Zeit für ein oder zwei Tage. Jetzt ist er auch mal wieder weg. Seltsamer Kerl, aber wenn er nicht zu Pot-ters Klüngel gehören würde, wäre er eigentlich ganz OK – denke ich mal – ich weis es nicht wirklich, schließlich kenne ich ihn ja nicht näher und immerhin ist er in Gryffindor, mit denen wir Slytherins nichts zu tun ha-ben wollen (so heißt es jedenfalls in unseren Räumen und wer bin ich, mich dagegen aufzulehnen?)

Hieratus sitzt neben mir und versucht, mich aufzuhei-tern. Nett von ihm, aber im Moment kann mich nichts aufheitern. Der Gedanke an meinen Vater hängt wie das berüchtigte Schwert des Damokles über mir und die Erinnerung an das Weinen meiner Mutter stimmt mich auch nicht grade fröhlicher.


 

Wintersturm

M

ein Alter hat mich abgeholt und wir sind mit Flohpuder nach Hause gezappt. Meine Mutter hat mich angesehen, als wäre ich etwas, das man sich angeekelt von der Schuhsohle kratzt. Mein Vater nahm sich sofort seine Flasche Feuerwhiskey und begann haltlos zu trin-ken, bis er so dicht war, dass er anfing zu pöbeln.

Nichts mehr, war ihm recht, alles war verkehrt, alles ging ihm auf die Nerven. Meine Mutter, ich, Hogwarts, Dumbledore. Besonders Dumbledore scheint er wie die Pest zu hassen. Ich habe keine Strafen aus Hogwarts, musste noch nicht einmal nachsitzen und es gab erst recht keinen blauen Brief nach Hause. Auch meine Leis-tungen sind gar nicht so schlecht – eher im Gegenteil.

(Zugegeben, die von Potter und Black sind besser – be-sonders in Verwandlungen, wo ich mich immer noch jämmerlich anstelle, allerdings kann mir in Zauber-tränken kein einziger Mitschüler das Wasser reichen und das stellt mich dann doch sehr zufrieden - aber die beiden haben auch schon einigen Ärger bekommen, weil sie es einfach nicht lassen können, allen anderen alle möglichen und auch unmöglichen Streiche zu spielen).

Mein Vater hat rumgeschimpft und gewettert und als ich nicht darauf reagiert habe, hat er mich an meinen Haaren hoch gezogen und mir hart ins Gesicht geschla-gen. Blitzschnell hatte er wieder seinen Gürtel in der Hand und prügelte auf mich ein. Die alten Narben wa-ren in Hogwarts verheilt, aber jetzt verpasste er mir dazu passende Neue.

Meine Mutter saß in der Ecke und heulte vor sich hin. Wieder schleifte er mich an den Haaren nach oben in mein Zimmer und warf mich hinein. Dann hörte ich, wie seine Schritte wieder nach unten polterten, seinen Ruf nach einer neuen Flasche, die hier sei leer. Jetzt sit-ze ich auf meinem Bett und die Schmerzen lassen lang-sam wieder nach. Ich starre trübsinnig vor mich hin und warte auf die Spinnenschritte - er wird reinkom-men, wenn er genug gesoffen hat, da bin ich mir mehr als nur sicher.

Und wirklich, lange muss ich nicht darauf warten. Die Treppe knarrt und ich höre den schweren, keuchenden Atem meines Vaters. Die Türe quietscht und er stakt herein.

„Zieh dich aus“, zischt er. „Mach schon, Junge, du musst mich in diesen langen Monaten doch schon sehr ver-misst haben.“

Habe ich mit Sicherheit nicht - ich habe mich vor die-sem Moment schon den ganzen Tag gefürchtet - aber was soll ich tun? Er ist schließlich mein Vater. Ich muss ihm gehorchen, weil ich ihm gehöre. Ich darf auch keine Magie gegen ihn einsetzen, nicht hier, nicht in meinem Elternhaus, nicht, wenn ich diese Nacht überleben will.

Er steht wie ein Berg über mir und wirft seine Robe ab. Ich bewege mich nicht, mache keine Anstalten mein Nachthemd auszuziehen, bin wie erstarrt. Er packt mich am Kragen und reißt es mir vom Körper. Dabei stranguliert er mich beinahe.
 

Den Striemen habe ich noch heute und trage daher immer hochgeschlos-sene Kleidung, damit es keiner sehen kann und möglicher Weise dumme Fragen stellt, die ich weder beantworten kann noch will.

Er zieht mich aus dem Bett und zwingt mich brutal vor sich auf die Knie. Ich ringe keuchend nach Luft und würge. Seine Hand hat er in meine Haare geschlungen. Er reißt daran und es tut schrecklich weh. Tränen tre-ten mir in die Augen, aber ich will nicht weinen - ich wage es nicht. Er zwingt mich still zu halten und dringt von hinten schonungslos in mich ein. Das ist so demüti-gend. Es ist als würde er mich innerlich mit einem sehr rauen, viel zu dickem Sandpapier bearbeiten. Seine zweite Hand krallt sich in meine Schulter und ich spüre, wie seine Fingernägel in meine Haut eindringen. Er keucht und stöhnt. Wieder fühle ich, wie Blut meine Schenkel hinunter rinnt und schließlich - nach einer schieren Ewigkeit - wie sich sein Sperma damit ver-mischt.

Ich breche kraftlos am Boden zusammen und höre, wie seine Schritte hinausschwanken, das Schlagen meiner Tür, dann das Schlagen der Tür des Elternschlafzim-mers, das Quietschen der Bettfedern und das jämmerli-che Schluchzen meiner Mutter.

Ich liege verloren am Boden und will mich nie wieder bewegen. Es ist so eiskalt auf den nackten Dielen. Meine Schulter schmerzt, mein Körper ist verschwitzt und klebrig und mein Hintern brennt wie Feuer. Am liebsten würde ich sterben, einfach nicht mehr sein. Ich fühle mich, so miserabel, so gedemütigt, beschmutzt und missbraucht. Wie der letzte Dreck. Einfach nur wertlos.

Aber dann höre ich eine leise Stimme in meinem Kopf sprechen. Sie ist nüchtern und beinahe ohne Emotionen. Sie sagt, ohne wirklich Worte zu gebrauchen:

„Gib dem Drecksack nicht die Genugtuung. Steh auf, Severus, geh ins Bad und wasch dich ab. Dann gehst du ins Bett und versuchst ein bisschen zu schlafen und morgen … morgen, gehst du wieder in deine geliebten Wälder … Frieden … Freiheit…“

Ich höre auf den Rat der Stimme, rapple mich auf und schwanke mit weichen Knien ins Bad. Dort nehme ich mir einen Lappen und mache ihn mit kaltem Wasser nass, reibe mir das Blut und das klebrige Zeug vom Kör-per. Meine Haut ist klamm, grau, irgendwie farblos und tot. Ich schaue in den Spiegel: Meine Augen stehen leer, wie schwarze Löcher, in meinem bleichen, angespann-ten Gesicht. Meine Lippen sind zusammengekniffen und blutig gebissen, schmal, meine Zähne zusammengebis-sen, gefletscht, wie bei einem bissigen Hund. Ich bin doch erst elf, werde erst im April zwölf, bin noch ein Kind, aber ich fühle mich alt, so uralt und verbraucht. Angeekelt, hilflos, verlassen, leer.

Ungeweinte Tränen brennen in meinen Augen und Hass fetzt in meiner Seele. Hass auf alles, was mich verletzt, sei es nun mein widerlicher Vater oder Potter und sein elender Klüngel. Und meine Mutter, dieses leere, hohle Wesen...

„Spielt keine Rolle, Severus, überhaupt keine Rolle. Nichts fühlen, nicht denken, nur handeln, Severus.“

Ein guter Rat dieser Stimme.
 

Sie sollte in den folgenden Jahren noch oft zu mir sprechen. Sie sollte dafür sorgen, dass ich weiter lebte, auch wenn ich tausendmal Schluss machen wollte. Sie gab mir die Kraft dazu. aber eigentlich war es nur der Wunsch, den anderen nicht die Genugtuung zu geben, mich scheitern zu sehen, dass ich heute noch lebe.
 

Fast eine viertel Stunde stehe ich vor dem Spiegel und starre hinein. Mein Gesicht verwandelt sich langsam. Es wird zu einer grässlichen Horrorfratze, hat nichts mehr mit dem Jungen namens Severus Snape zu tun.

„Das musst du werden“, sagt die Stimme in meinem Kopf. „Dann kann dir keiner mehr was.“

Weiter starre ich in den Spiegel, bis alles vor meinen Augen verschwimmt, undeutlich wird, die Bedeutung verliert. Schließlich wende ich mich müde und unglück-lich ab und schlappe in mein Bett. Ich schlafe wie ein ängstliches Kaninchen hinterm Strauch. Immer wieder suchen meine Augen die erstickende Dunkelheit ab, bis sie sich langsam auflöst, als schließlich doch die Mor-gendämmerung über die Hügel gekrochen kommt.

Kaum kann ich draußen Einzelheiten unterscheiden, ziehe ich meine alte Robe an und werfe mir meinen Umhang über, schleiche mich die Treppe hinunter und aus dem Haus. Es ist eiskalt und der Schnee ist recht tief. Ich sinke fast bis zu den Knien ein und mein Atem raucht in einer dichten, weißen Wolke vor meinem fast erstarrten Mund.

Habe ich Hunger? Ich weis es nicht. Und wenn, auch egal – ich hatte schon öfters mal Hunger. Friere ich? Keine Ahnung – mit ist fast immer kalt. Nur weg von unserer Hütte, von Vater und Mutter, dem ganzen un-endlichen Elend. Einfach ein Schritt nach dem anderen. Meine tiefe Spur im Schnee hinter mir, blasses, unbe-rührtes Weiß vor mir. Ich ziehe mir die Kapuze über den Kopf, denn meine Ohren brennen in der Kälte. Die Haa-re in meiner Nase gefrieren, aber ich nähere mich lang-sam dem Wald.

Hier unter den Bäumen liegt kaum Schnee, aber meine Füße, Beine und Socken sind jetzt schon klatschnass – und kalt, so eiskalt.

„So kalt, wie deine Füße musst du selber werden, Severus, keine Gefühle mehr“, sagt die kleine Stimme in meinem Kopf.

„Ich versuche es“, antworte ich ihr entschlossen. „Ich versuche es wirklich.“

Schritt um Schritt gehe ich weiter. Unter den Bäumen ist es viel einfacher vorwärts zu kommen, als draußen auf offenem Gelände. Meine Lichtung kann nicht mehr weit weg sein.

Da! Endlich kann ich sie sehen. Ich war noch nie im Winter hier, immer viel zu kalt. Sie sieht ganz fremd aus. Kalter Schnee drückt das trockene Gras nieder und eine fahle Sonne bringt das Weiß grell zum Leuchten. Die glitzernde, reine Helligkeit brennt in meinen Augen und lässt sie tränen. Ich kann es nicht verhindern und wische mir unwillig mit dem Ärmel meiner Robe übers Gesicht, verschmiere die salzige Feuchtigkeit auf meiner eisigen Haut. Meine Nase läuft und ich schniefe, dabei dringt eisige Luft in meine Lungen und auch sie begin-nen wie Feuer zu brennen.

Die Bäume sind so kahl und tot und einsam. So einsam, wie ich es immer bin. Ich hasse den Winter und ich has-se die Kälte!

Plötzlich wird mir alles zu viel und ein schrecklicher Schrei quält sich über meine Lippen. Ich klinge, wie ein hungriger Wolf, der in eine Falle geraten ist und sich die Pfote abgebissen hat, um seine Freiheit wieder zu erlangen und breche zusammen, sinke auf die Knie und weine, flenne wie ein kleines Baby. Ich schreie das end-lose Leid, das quälende Elend, den grenzenlosen Kum-mer, den nie enden wollenden Schmerz aus meiner Seele zum fahlen, leeren Winterhimmel hinauf.

Doch ich erhalte keine Antwort von wo auch immer und das macht mich hilflos wütend, also schlage ich wie von Sinnen mit meinen nackten Fäusten auf den verharsch-ten Schnee. Das gefrorene Zeug ist messerscharf und reißt meine Haut auf. Meine Hände beginnen zu bluten, doch ich achte nicht darauf. Fast eine Stunde lang tobe ich in der Einsamkeit, dann wird mein Inneres kalt, so kalt wie der Schnee auf dem ich kauere.
 

Es waren die letzten Tränen, die ich auf Jahre hinaus vergießen sollte. So sehr ich es mir auch wünschen sollte, es dauerte schier ewig, bevor ich wieder weinen konnte. Kalt, gefühllos, so wollte ich von nun an sein - redete ich mir damals auf jeden Fall verzweifelt ein.

...und wieder wurde ein weiteres Stück meines Ichs zerstört – vielleicht auch nur tief in mir eingeschlossen – ich weis es bis heute nicht...
 

Ich friere so sehr, dass es sich schon fast heiß anfühlt, aber auch diese Unannehmlichkeit sollte mir egal sein. Egal, wie alles andere auch. Es mag jetzt bald Mittag sein und ich sollte eigentlich wieder nach Hause gehen, aber ich will noch nicht. Ewigkeiten lang starre ich blicklos in die Unendlichkeit. Jahre. Jahrzehnte. Jahrhunder-te…

Das warme Blut auf meinen Händen gefriert in der Käl-te, genau wie die Feuchtigkeit auf meinem Gesicht, mei-ne Nase verklebt. Ich bekomme nur noch Luft, wenn ich durch den Mund atme, keuchend, schnaufend, wie ein uralter Drache. Die eisige Luft beginnt noch stärker in meinen Lungen zu stechen. Aber mir ist das alles egal, so egal.

Dicke Wolken ballen sich am Himmel zusammen und er wird schwefelgelb. Jetzt ist es wirklich Zeit zu gehen, es sieht aus, als wolle es beginnen zu schneien. Ich rapple mich auf die Füße, meine Gelenke knacken und meine Muskeln sind steif. Zu lange habe ich fast bewegungslos im verharschten Schnee gekniet.

Ich quäle mich vorwärts und die Schmerzen, als mein Blut die Muskeln wieder erwärmt, sind exzellent, erle-sen. Mir ist jetzt wirklich kalt, eiskalt. Meine Füße spüre ich fast nicht mehr, nur noch die nassen, halb gefrore-nen Socken, die mit dem harten Leder an meiner Haut scheuern. Ich fasse mir mit meiner fast gefühllosen Hand ins Gesicht. Es fühlt sich an, wie toter, gefrorener Marmor. Ein trockener Husten löst sich aus meiner Keh-le, rollt durch meine Luftröhre, brennt in meinem Hals. Meine Nase beginnt jetzt wieder zu laufen. Der Rotz gefriert in der kalten Luft fast sofort. Das angetrockne-te Blut auf meinen Händen lässt glühende Nägel in meine klammen Finger schießen. Was nicht mit verkrus-tetem Blut bedeckt ist, hat sich bläulich verfärbt.

Ich wickle mich fester in meinen verschlissenen Um-hang, stecke meine Hände unter die Achseln, damit sie wieder etwas wärmer werden. Hilft auch nicht viel. Ein eisiger Wind faucht durch die Bäume, sie ächzen, kra-chen, bersten im Frost, wanken hin und her. Oder bin ich es, der wankt?

Buntes Flirren vor meinen Augen. Blitze, Sterne, ganze Galaxien. Meine Stirn brennt, sie glüht regelrecht. Jeder Schritt fällt mir schwer, ich stolpere, strauchle, falle, stehe wieder auf und schleppe mich schwerfällig weiter. Der wütende Wind treibt Schnee zwischen die Bäume. Die Flocken sind wie Nadeln und peitschen mein Ge-sicht, reißen mir fast die Haut von den Wangen. Ich zie-he den Kopf zwischen meine Schultern, mache mich klein, mache mich unscheinbar.

Wo bin ich? Was mache ich hier überhaupt?

Weiter, einfach weiter! Kalt wie Eis, Severus, noch kälter als Eis! flüstert die Stimme in mir und ich tappe - taumelnd und schwankend - weiter, immer weiter.

Endlich lichtet sich der Wald und ich komme an den Rand des Dorfes. Ich stolpere wieder, falle hin. Der starke Wind hat den lockeren Schnee in große Haufen an die Hüttenwände geweht, meine Hände treffen auf blankes Eis und fangen wieder an zu bluten. Ich prelle mir die Arme bis in die Ellenbogen, bis in meine Schul-tern. Ich stöhne auf, ächze – aber meine Arme tragen das Gewicht meines Körpers.

Der Sturm treibt die Eisnadeln über meinen geschunde-nen Leib, weht mir die Kapuze vom Kopf, spielt so grau-sam mit meinem wehenden Haar, wie die groben Finger meines verfluchten Vaters. Ich krieche auf allen Vieren auf unsere Hütte zu. Irgendwie schwebe ich über mir selbst und sehe, wie ich mich durch den Blizzard quäle:

Ein kleiner, dürrer Junge, mit fettigem, schwarzem Haar, das im Wind peitscht. Er hat eine laufende, große Hakennase, die fast schon blau ist. Schmale, zusam-mengepresste Lippen, violettblau. Hin und wieder keucht er, Speichel tropft dann in den Schnee und ge-friert sofort in der Kälte. Seine Augen sind zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen und glänzen fiebrig – schwarz, so schwarz, wie eine mondlose Nacht und oh-ne Hoffnung. Um seine schmächtigen, gebeugten Schul-tern hängt ein schneebedeckter, klammer, schäbiger Umhang. Und der Junge ist elend, so entsetzlich elend.

Mit allerletzter Kraft erreicht er die abgeschlagene Holztür der Hütte auf dem kleinen Hügel und bricht davor zusammen, rollt sich wie eine Katze ein und bleibt reglos liegen.
 

Als ich wieder zu mir komme, liege ich in meinem Bett und mein ganzer Körper brennt, gleichzeitig läuft kal-ter, klebriger Schweiß an mir herunter. Meine Augen spielen verrückt. Purpurne Schatten tanzen um mich herum. Meine Mutter? Mein Vater? Ich weis es nicht, ich kann keinen erkennen. Kalte Finger, die mich im Nacken packen und meinen bleischweren Kopf hochzie-hen. Heiße, würzige Flüssigkeit, die heilsam meine Kehle hinunter rinnt und ich falle wieder in mein Kissen zu-rück. Wärme, herrliche Wärme, die sich in mir ausbrei-tet, langsam meine eisigen Finger und Zehen erreicht. Aber die Wärme bringt auch die Schmerzen wieder zu-rück. Meine Finger verkrümmen sich zu Klauen, meine Arme wischen ziellos durch die Luft, fuchteln heftig herum. Meine Beine zucken, als wollten sie laufen, im-mer weiter laufen – keine Ahnung wohin. Ich werfe mich hin und her, keuche, stöhne. Immer weiter und weiter, nur nicht aufgeben, nur nicht einfach so sterben ... oder wäre der Tod eine Erlösung? Ich weis es nicht...

„Ein kaltes Herz“, flüstert die Stimme, aber ich kann sie nicht richtig verstehen und bevor ich sie bitten kann, deutlicher zu reden, hat mich ein fast totenähnlicher Schlaf überfallen.
 

Ich sitze wieder im Hogwarts Express und denke an meine unerträglichen Ferien zurück, während ich aus dem Fenster starre. Ich habe fast die ganze Zeit zwi-schen Leben und Tod im Bett gelegen. Es hat fast zwei Wochen gedauert, bis die Lungenentzündung und die Erkältung so weit abgeklungen waren, dass ich wieder aufstehen konnte und dann war es schon fast wieder so weit gewesen, den Zug nach Hogwarts zu nehmen. Mein Vater hat mich fast die ganze Zeit in Ruhe gelassen, bis auf gestern Abend. Jetzt brennt mir wieder der Hintern, aber was soll´s – ich bin inzwischen auch sowas ge-wohnt und es ist mir ziemlich egal geworden – er ist mein Vater und er kann mit mir machen, was er will – es gibt keinen, der irgendwas daran ändern kann.

„Kalt wie Eis“, hat die Stimme immer wieder zu mir ge-sagt und jetzt bemühe ich mich, genau das zu werden – ich will nichts mehr fühlen, nichts mehr denken – gar nichts mehr.

Hieratus ist furchtbar erschrocken, als er mich wieder gesehen hat. Ich habe mindestens zehn Pfund abge-nommen, als ich krank im Bett lag und ich war ohnehin nie besonders dick. Hab ihm nur gesagt, dass ich erkäl-tet gewesen bin, dass es mir aber schon wieder besser geht. Stimmt aber nicht ganz, denn meine Nase läuft und tropft noch immer, auch habe ich noch etwas Fie-ber, aber ich bin nicht so dumm, das zu Hause zu er-wähnen. In Hogwarts ist wenigstens mein Vater mei-lenweit weg.


 

Am See

D

er Schulbetrieb hat wieder angefangen und Potter und sein Klüngel sind wieder unterwegs. Nachts - Ich folge ihnen – natürlich – was sollte ich denn auch sonst tun, wenn ich wieder mal nicht schlafen kann?

In letzter Zeit hat sich ihnen ein rattenartiger, kleiner Junge angeschlossen, Peter Pettigrew, so heißt er. Ein seltsamer Knabe, er himmelt Black geradezu an und vergöttert Potter. Den beiden scheint das sehr zu gefal-len. Lily hält nicht viel davon und hat sich deswegen übel mit Potter gestritten. Freut mich, aber leider ist sie mir deswegen auch nicht näher.

„Kalt wie Eis“, flüstert die Stimme wieder und ich raune verächtlich, aber auch verzweifelt „Schlammblut, Schlammblut“, vor mich hin. Doch das hilft auch nicht, denn ich habe trotzdem noch Gefühle und die wollen raus. Also gebe ich bissige Antworten, verfluche und beleidige mit einem grenzenlosen Zynismus, wie ich es schon früher gemacht habe, dann lässt die Spannung wenigstens etwas nach und ich finde ein wenig Genug-tuung.

Manchmal geht ein Flüstern durch das ganze Slytherin Haus. Über einen Dunklen Lord, der Recht habe, der gegen diese Schlammblüter und elenden Mischlinge sei. Den man unterstützen müsse. Klingt irgendwie gut. Dieser Dunkle Lord würde meinem Vater sicher gefallen. Mal sehen.
 

Der erste warme Wind säuselt heute über das Gelände von Hogwarts. Ich habe den Frühling immer geliebt, aber in mir flüstert die Stimme dauernd „Kalt wie Eis“, wenn sich in mir eine menschliche Regung zeigt. Doch heute bringe ich sie gewaltsam zum Schweigen und ge-he nach draußen. Die Sonne ist so warm und gut auf meinem Gesicht, wärmt meine kalte Seele, gibt mir ein selten gewordenes Gefühl von Freiheit und Glück. Ich schlendere über das Gelände zum See hinunter und su-che mir einen Baum, unter den ich mich setzen kann. Es ist Wochenende und ich habe viel Zeit. Ich habe meine Hausaufgaben dabei und fange an, sie zu erledigen.

Licht fällt durch die hellgrünen Blätter der Birke, unter der ich mich niedergelassen habe, bringt sie wundervoll zum Schimmern. Der Wind spielt auf dem Wasser und die Sonne funkelt in den leichten Wellen. Wie Juwelen, wie Diamanten. Ich starre auf den See, schreibe nicht weiter, verliere mich in dem gleißenden Flimmern, träu-me gedankenlos vor mich hin.

Plötzlich reißen mich nur zu bekannte Stimmen aus meiner tiefen Versunkenheit.

„Sieh da, der alte Snivellus! Was hast du denn da Schleimbeutel?“ und ein paar lange Finger winden mir mein Pergament aus den Händen.

Ich sehe Blacks unverschämt hübsches Gesicht über mir. Er steht da, Schulter an Schulter mit Potter und hält meine Rolle hoch, als wolle er mich dazu bringen da-nach zu springen, wie ein kleines Hündchen nach einer Scheibe Wurst. Er ist schon ein komischer Vogel. Wenn ich zu mir selbst ehrlich bin, wäre ich gerne ein Freund der beiden, aber wir sind wohl zu unterschiedlich. Ir-gendwie stehen wir einfach auf verschiedenen Seiten. Ich interessiere mich sehr für die Schwarzen Künste (weil ich mich wehren können will und sie – was auch immer sie sonst sein mögen – doch sehr interessant und reizvoll sind) und Potter würde die nicht mal mit seinen Drachenlederhandschuhen anfassen – er hält sich für einen großen weißen Magier.

Da er von meinen Ambitionen weis, könnten wir wohl nie Freunde werden. Und Black, dieser Scherzkeks, ko-misch, wie ein Troll mit Zahnschmerzen, er kann es ein-fach nicht lassen, andere aufzuziehen und ihnen Strei-che zu spielen. Das macht er sogar mit Pettigrew und Potter, nur Lupin lässt er seltsamer Weise ziemlich in Ruhe.

Er steht noch immer vor mir und liest lachend vor, was ich geschrieben habe, so wie ich es geschrieben habe. Ich hatte es noch nie sehr mit der Rechtschrift, wenn ich beim Schreiben dem Fluss meiner Gedanken kaum nachkommen kann – nicht, dass ich nicht richtiges Eng-lisch beherrschen würde – wenigstens, wenn ich schrei-be.
 

Hat sich im Lauf der Jahre sehr geändert, heute bekomme ich einen Wut-anfall, wenn ich Hausaufgaben mit schlechter Rechtschrift oder Gramma-tik bekomme und über eine Sauklaue kann ich regelrecht ausrasten. Es wirkt immer so dämlich, wenn eigentlich doch ganz intelligente Leute sowas Dummes machen.
 

Potter hält sich an Blacks Schulter fest, damit er nicht umkippt und kringelt sich regelrecht vor Lachen. Von Lupin ist weit und breit nichts zu sehen. Nur Pettigrew steht im Hintergrund und sprüht geradezu vor heimtü-ckischer Häme.

„Gib mir das zurück“, sage ich verärgert zu Black.

Er lacht nur und wedelt weiter damit vor meiner Nase herum.

„Snivellus, du solltest deine Muttersprache etwas besser lernen“, feixt er. „So ist das ein einziger Lachschlager!“

„Es ist ein Wunder“, sagt Potter, „dass der alte Snivellus überhaupt einen einzigen Zauber richtig aussprechen kann, so wie der schreibt.“

Ich werde wütend. Ich weis, dass ich mit einem recht schweren Yorkshireakzent spreche und ich bemühe mich schon, ihn abzulegen, seit ich in Hogwarts bin und ich bin recht empfindlich, wenn mich jemand damit auf-zieht. Wie ich auf fast alles empfindlich reagiere, was mich von anderen so unterscheidet, dass man sich dar-über lustig machen kann oder mich wie einen Trottel hinstellt – ich bin nämlich keiner.

Ich greife nach meinem Stab und ziele damit auf die Beiden. „Petrificus Totalus!“ will ich gerade rufen, als sich Pettigrew zwischen den beiden größeren Jungen hin-durch schlängelt und mir den Stab aus der Hand reißt. Er schleudert ihn in den See hinaus und hüpft vor den beiden Anderen auf und ab, als wolle er gelobt werden. Wirklich, wie eine Ratte.

Da kommt, als habe ihn jemand herbei gezaubert, Pro-fessor Leech vorbei und sieht die drei feixenden Jungen.

„Wat is hier los?“ sagt er mit seiner Krähenstimme.

Er sieht die schuldbewussten Blicke der drei Kerle, be-kommt aber keine Antwort.

„Also?“ fragt er nach.

„Nur eine kleine Diskussion“, sagt Potter.

„Yeah“, sagt Black, „über Rechtschrift und so.“

Professor Leechs Augen schweifen herum, da sieht er meinen Stab auf dem Wasser treiben.

„Accio Zauberstab!“ krächzt er und der Stab fliegt in seine Hand. „Wem ist der?“

„Das ist der meine, Sir“, antworte ich höflich.

Ich bin nicht bereit, die anderen zu verpetzen. Wenn es Leech selbst herausfindet, na gut, aber nicht von mir - auch Potter und sein Klüngel würden ja auch nie pet-zen, was auch immer sie sonst tun.

„Dann nehmen sie ihn - und ihr anderen trollt euch jetzt besser. Ich glaube, Mr Snape ist durchaus in der Lage, seine Rechtschrift selbst in Ordnung zu bringen – und zehn Punkte von Gryffindor.“

Mit fahrigen Handbewegungen scheucht er die drei Jungs von mir weg und folgt ihnen sicherheitshalber. Ich schaue ihnen nach. Black und Potter schlendern wie Könige über den Rasen und Pettigrew springt wie ein Hofnarr um sie herum. Meine gute Laune ist verflogen und auch die Sonne scheint mir nicht mehr so strah-lend.

„Kalt wie Eis!“ flüstert die Stimme wieder und dieses Mal höre ich auch auf sie.

Ich nehme mein Pergament, das Black im Gehen hat fallen lassen und schreibe an meiner Hausaufgabe wei-ter. Aber es macht keinen Spaß mehr. Ich konzentriere mich zu sehr auf meine Rechtschrift.
 

Es ist April und mein zwölfter Geburtstag. Nicht, dass jemand Notiz davon genommen hätte, nicht einmal Hieratus - Bin ich selbst dran Schuld, hab ihm nichts davon gesagt – doch über eine Eule meiner Eltern hätte ich mich schon gefreut – auch wenn ich sie nicht wirk-lich erwartet hätte – wenn ich zu mir selbst ehrlich bin. Es tut weh, zu sehen wie andere Kids welche bekommen und sich darüber freuen können und ich habe nie etwas Derartiges – also rede ich mir mal wieder ein, dass ich sowas auch nicht brauche und schon klarkomme.

Alles ist alles sogar noch schlimmer. Dumbledore hat mich rufen lassen und gesagt, dass ich auch über die Osterferien zu Hause erwartet werde.

„Wie schön“, habe ich geantwortet, aber die Augen des alten Mannes sagten mir, dass er ganz genau wusste, dass ich die Nachricht alles andere als schön fand.

Zu gerne würde ich ihn bitten, mir zu helfen, weil ich ihm einfach vertraue. Aber dann müsste ich ihm auch erzählen, was mein Vater mit mir anstellt und das wäre mir dann doch zu peinlich und ich hasse es, wenn mir etwas peinlich ist. Aber es ist einfach nur gut, zu wis-sen, dass der alte Mann immer noch da sein wird, wenn ich aus den Ferien zurückkomme. Ich wende mich zum Gehen, da ruft er mich unerwartet zurück.

„Übrigens, Severus, alles Gute zum Geburtstag!“

Ich glotze ihn an, wie ein Fabeltier, schnappe wie ein Fisch nach Luft, dann stammle ich:

„Vielen Dank, Sir!“

Ich werde ziegelrot und mein Gesicht wird ganz heiß. Dumbledore lächelt mich freundlich an und winkt mich aus seinem Büro. Ohne noch ein weiteres Wort heraus zu bringen, stolpere ich davon. Erst in den Verliesen wird mir klar, dass der alte Mann der Einzige ist, der mir Glück gewünscht hat.


 

„Deine Mutter, diese Vettel…“

W

ieder im Zug, wieder auf dem verhassten Weg nach Hause. Hieratus hat dieses Mal eine andere Strategie gewählt, um mich aufzuheitern. Er hat ein uraltes magisches Schachbrett zwischen uns aufgestellt und erklärt mir die Züge. Es ist interessant und spannend und Hieratus scheint ein sehr guter Spieler zu sein. Die magisch belebten Figuren huschen auf unsere Anwei-sungen über die schwarz-weißen Felder des Spielbretts und rufen uns manchmal Ratschläge zu. Die Zeit ver-geht wie im Flug und ich konzentriere mich ganz auf das Spiel.

„Danke Hieratus!“ denke ich noch, als wir in London den Zug verlassen.

Doch ich habe keine Gelegenheit mehr, es auch laut zu sagen, denn da steht auch schon mein Vater am Bahn-steig und winkt mich zu sich hin, packt mich mit eiser-nem Griff an der Schulter und schiebt mich durch die geschäftigen Muggelstraßen zum Tropfenden Kessel. Kurz darauf sind wir auch schon wieder zu Hause.

Kein „Hallo“ von meiner Mutter und schon gar kein „Al-les Gute“. Kalt, fremd und freudlos scheint mir unsere halb verfallene Hütte. Zwei elend lange Wochen in den Händen meines Vaters - mir graut und ich wage es nicht, länger darüber nachzudenken, denn das würde es nur noch schlimmer machen – leider habe ich manch-mal einfach zu viel Phantasie.

Aber es ist Frühling und die Wälder sind nahe, so kann ich dem Allen wenigstens zeitweilig entkommen, wenn mir es mir zu viel wird. Das Essen meiner Mutter schmeckt mir nicht, es ist mit zu viel Elend gewürzt. Selbst das Feuer im Herd scheint kalt zu sein, traurig wie alles hier, in diesem unglücklichen Haus.

„Kalt wie Eis“, murmelt die kleine Stimme wieder in mir und ich muss ihr Recht geben.

Nur zu bald ist es Zeit ins Bett zu gehen. Mein Vater hat weder gebrüllt, noch geflucht, noch geschlagen. Er hat nur schweigend an seiner Whiskeyflasche gehangen und stetig in sich hinein gesoffen. Eigenartig – wenn er sonst so gut abgefüllt ist, rastet er nämlich gewöhnlich verdammt übel aus.

Ich schleppe mich so elend die Treppe zu meinem Zim-mer hinauf, als ginge ich zum Galgen – es kann einfach nicht sein, dass wirklich nichts weiter geschieht – so war das noch nie. Zitternd in einer ungewissen Angst, ziehe ich meine Robe aus und mein Nachthemd an. Auch mein Zimmer scheint mir kalt, leer und trostlos. Stocksteif liege ich im Bett, wage es nicht, mich zu be-wegen und warte wieder auf die gefürchteten Spinnen-schritte, aber sie kommen nicht. Als sie dann doch kommen, bewegen sie sich nicht auf meine Tür zu, son-dern auf das Elternschlafzimmer. Noch eigenartiger. Aber es soll mir Recht sein. Seufzend drehe ich mich zur Wand und versuche zu schlafen, aber es geht nicht. Die ganze Atmosphäre hier macht mich regelrecht verrückt, kribbelig. Ich wälze mich hin und her und bin müde, so müde, aber der Schlaf will einfach nicht kommen.

Ich stehe auf und gehe aufs Klo. Vielleicht kann ich schlafen, wenn ich beim Pissen war – manchmal hilft sowas ja – wenn auch bei mir nur sehr selten. Der Bo-den unter meinen Füßen fühlt sich irgendwie tot an - uralt und verbraucht - als würde ich durch eine vermo-derte Gruft gehen. Ich stehe am Becken und will Wasser lassen, da wird mein Penis hart. Das ist mir noch nie passiert. Was mache ich jetzt? Ich nehme mein Ding in die Hand und spiele daran herum. Fühlt sich irgendwie gut an, aber der miserable Gedanke, wie mein Vater an mir rummacht, drängt sich mir ungewollt auf und vor-bei ist es mit dem steifen Penis.

Ich lasse irgendwie enttäuscht Wasser und schlurfe in mein Zimmer zurück. Mein Bett stellt keine Verlockung für mich da, also zünde ich einen Kerzenstumpen an und hole meine Schulbücher heraus. Vielleicht kann ich ja ein bisschen lernen. Die Prüfungen sind nicht mehr weit.

Ich muss wohl irgendwann eingeschlafen sein, denn als ich meiner selbst wieder bewusst werde, liegt mein Kopf auf den Seiten von Magische Kräuter und Pilze und das alte Pergament drückt sich hart in meine Wange. Es ist noch sehr früh am Morgen, aber ich ziehe mich dennoch an, packe meine Schultasche ein und verlasse leise das Haus. Lernen kann ich auch auf meiner Lichtung.

Es ist noch etwas kühl, aber das Wetter ist schön. Das beschwingte Gefühl des ersten Frühlingstages stellt sich wieder in mir ein und die kleine Stimme in mir schweigt machtlos. Wie von selbst finden meine Füße den Weg in den Wald und auf die Lichtung. Ich setze mich unter einen Baum und lehne mich an seinen Stamm, spüre seine Kraft, seine Ruhe irgendwie in mir – Bäume haben schon was. Ein leichter Wind fegt durchs Gras und bringt es zum Beben.

Ich habe nichts zu Essen dabei und auch nichts zum Trinken, aber der Bach fließt ganz in der Nähe und sein Wasser ist gut – also habe ich alles, was ich brauche, um einige Zeit hier verbringen zu können.

Ich schlage meine Schulbücher auf und beginne sie ein-gehend zu studieren. Die Sonne wird wärmer und scheint freundlich auf mich herunter. Ich fühle mich ruhig und frei und die Worte bleiben wie von selbst in meinem Gedächtnis haften, aber mit der Zeit werden meine Augenlider schwer und ich schlafe ein.

Als ich wieder wach werde, ist es erst kurz nach Mittag. Mein Magen knurrt, ich habe Durst und muss wieder mal pissen. Also werfe ich das Buch auf meine Tasche und suche mir eine geeignete Stelle. Kaum habe ich meinen Schwanz heraußen, ist der auch schon wieder knüppelhart. Seltsam.

Ich spiele wieder damit rum. Was sollte ich auch sonst damit tun? Es fühlt sich immer noch gut an und die Sonne brennt warm und beruhigend auf meinen Rü-cken. Ich fühle mich wohl und mit mir selbst im Reinen. Ich starre auf das sich wiegende Gras und denke an ei-gentlich gar nichts. Mein Ding fühlt sich heiß und schwer an - ungewohnt. Plötzlich zieht sich mein Unter-leib krampfartig zusammen und Sperma spritzt aus meinem Penis. Heftig, so heftig, dass ich auf die Knie sinke. Mein Kopf surrt und um mich dreht sich alles.

Ist es das, was mein Vater immer bei mir will? Dann kann ich ihn irgendwie verstehen, aber warum sucht er das dann bei mir und nicht bei meiner Mutter? Ich ver-stehe das alles nicht und ich kann auch keinen um Rat fragen – nicht bei sowas und auch bei nichts anderem...

Mein Durst bringt mich wieder ganz zu mir. Ich pisse mich aus und trotte zum Bach. Das Wasser ist kalt und schmeckt gut, so gut. Mein Magen knurrt wieder, aber ich will noch nicht nach Hause und Geld, dass ich mir von den Muggel was kaufen könnte, habe ich nicht. Was soll´s, der Hunger lässt auch wieder nach – kenne ich schon von früher.

Ich stehe auf, das Wasser gluckert in meinem Bauch und ich entschließe mich, zurück zu meiner Lichtung zu gehen und noch etwas zu lernen. Die Erinnerung an das, was ich gerade erlebt habe, beschäftigt mich. Ich weis nicht, ob sowas normal ist, aber es gibt wirklich keinen, den ich danach fragen könnte und so zucke ich im Geist die Schultern. Egal, lässt sich nicht ändern.

„Mach dir nichts draus, Severus, nimm einfach deine Bücher und lerne“, sage ich zu mir selbst.

Ich setze mich wieder hin und stecke meine lange Nase erneut in meine Bücher. Das tolle Gefühl, wie von selbst alles zu verstehen, ist jetzt weg. Zeile für Zeile, Absatz für Absatz muss ich wieder und wieder lesen, bis mein Verstand endlich den Sinn behält. Irgendwie bin ich ab-gelenkt.

Die Zeit vergeht und als die Sonne langsam die Hügel berührt, entschließe ich mich, heim zu gehen. Meine Füße kennen den Weg von alleine, mein Verstand hat kaum einen Anteil an meinen Schritten – was auch gut so ist, denn ich bin mit meinen Gedanken immer noch meilenweit weg - und so erreiche ich irgendwann das Dorf, dann unser Haus.

Als ich die Tür öffne, höre ich das Schluchzen meiner Mutter. Sie sitzt auf einem Stuhl in einer Ecke der Küche und hat ihr Gesicht in den Händen verborgen. Als sie das Quietschen der Angeln hört, blickt sie auf. Ganze Haarbüschel wurden von ihrem Kopf gerissen und sie hat ein übles Veilchen. Ihr rechtes Auge ist beinahe zu-geschwollen.

Mein Vater steht in einer anderen Ecke der Küche am Fenster, hat die Fäuste geballt und atmet schwer. Sein Gesicht ist ziegelrot und sein säuerlicher Whiskeyatem beschlägt die Scheibe. Am Boden liegt eine Flasche von Odgens Altem Feuerwhiskey und ihr Inhalt rinnt über die Dielen. Die ganze Küche stinkt grässlich nach dem star-ken Alkohol.

Langsam, sehr langsam, dreht sich mein Vater um und seine blutunterlaufenen Augen fallen beklemmend auf mich, seinen Sohn. Mit seinen üblichen Spinnenschrit-ten kommt er bedrohlich auf mich zu und ich stehe nur da, wie am Boden festnagelt. Innerlich winde ich mich und bebe, aber äußerlich bin ich ganz ruhig und kalt.

„Kalt wie Eis“, höre ich wieder die kleine Stimme in mir – Richtig - Kalt wie Eis.

Seine knorrigen Hände sind jetzt zu Klauen verkrümmt und ehe ich es mich versehe, hat sein harter Handrü-cken mein Gesicht getroffen und mich zu Boden ge-schickt. Meine Nase blutet und ich schniefe. Er beugt sich über mich, wie ein lebender Berg. Seine Finger schlingen sich in meine Haare und er zieht mich hoch, bis ich beinahe auf den Zehenspitzen herumtänzle.

Schwer schnaufend und keuchend zieht er mich die Treppe hoch, in mein Zimmer. Er stößt mich auf mein Bett, ohne mein Haar los zu lassen. Meine Kopfhaut dehnt sich und meine Haarwurzeln werden herausgeris-sen. Blut rinnt mir über das Gesicht und verklebt meine Haare.

Bis zum heutigen Tag wachsen dort keine Haare mehr und seitdem trage ich einen Mittelscheitel, um die kahle Stelle und die lange Narbe zu ver-bergen.
 

Ich falle und lande auf der Matratze. Von der Hand mei-nes Vaters baumelt ein blutiges, schwarzes Haarbüschel und ich komme mir vor, wie skalpiert. Der pochende, reißende Schmerz treibt mir Tränen in die Augen und ich blinzle sie weg. Jetzt nur nicht anfangen zu heulen, nur keine Schwäche zeigen – das macht alles nur noch schlimmer, das weis ich nur zu gut. Er beugt sich über mich und haut mir die blutigen Haarstränen grausam um die Ohren, das es nur so pfeift und zischt.

„Ausziehen!“ keucht er. „Deine Mutter diese Vettel ... sie ist an allem Schuld ... aber der habe ich es gezeigt ... das macht die nie wieder ... ihr gehört alle Beide mir ... nur mir und ihr habt mir zu gehorchen ... dass das ein für alle Mal klar ist...“

Ich verstehe nicht wirklich, wovon er redet und ich habe auch nicht die Zeit darüber nachzudenken. Seine gelben Augen funkeln so bedrohlich, dass ich mich nicht bewe-gen kann und jeder Gedanke in mir erstirbt. Ich be-komme noch nicht mal mehr richtig Luft.

„Woran soll Mutter denn Schuld sein?“ schießt es mir blendend durch den Kopf und ich verstehe echt nicht, was er meint.
 

Erst Jahre später, als ich seine geheimen Bücher über Zaubertränke stu-dierte, wird mir klar, über was er damals gesprochen haben muss. Meine Mutter hat ihm wohl etwas ins Essen gemischt, das ihn Impotent gemacht hat. Er hat es bemerkt und sich gerächt. Und seine Rache war schreckli-cher, als es damals einer von uns ahnen konnte.
 

Er zieht mich halb aus dem Bett und platziert meinen wehrlosen Körper über die Bettkante, stößt ich mit den Füßen zu Recht und seine Hand drückt meinen Ober-körper tief in die Matratze. Dann zerrt er mir meine Robe herunter, fetzt mir die Unterhose vom Leib. Ich kann mich nicht wehren, wüsste nicht wie, wage es auch nicht.

Ich höre das verdächtige Rascheln seiner Kleidung, spü-re seine groben Hände an meinem Hintern, das gnaden-lose Auseinanderziehen meiner Pobacken, dann seinen harten, steifen, trockenen Penis in mir. Es brennt, schmerzt und beginnt fast sofort entsetzlich zu bluten, aber seltsamer Weise, wird auch mein Penis steif und ich hasse mich dafür.

Mein Vater keucht und stöhnt. Sein stinkender Whis-keyatem streift ekelerregend mein Gesicht, doch plötz-lich muss ich auch stöhnen, unter mir wird es feucht und klebrig und mein Ding wird wieder schlaff. Er scheint es bemerkt zu haben, denn er sagt:

„Du bist ein richtiges Schwein, Sohn. Sieh dir das an, der ganze Schlabber auf deinen Laken.“

Seine harte Faust trifft meinen Hinterkopf und ich sehe Sterne. Mir ist schlecht und ich könnte Kotzen, aber wenn ich das tue, wird er mich weiter schlagen. Gewalt-sam schlucke ich die saure, brennende Flüssigkeit, die mir in der Kehle aufsteigt.

Ich höre wieder etwas rascheln, dann klatscht der Le-dergürtel beißend auf meinen nackten Rücken. Die alten Narben reißen wieder mal auf, kreischen, bluten und sein Schwanz scheuert mich innerlich wund. Er ist grö-ber und roher, als je zuvor und stößt und schlägt, bis er endlich genug hat.

Wie ein zerfetztes Lumpenbündel lässt er mich über der Bettkante liegen. Mein Körper zuckt ohne mein Zutun und mein eiskaltes Sperma klebt auf meinem Bauch, sein heißes an meinen Oberschenkeln. Ich fühle mich wie Dreck, schlimmer als Dreck. Ich will aufstehen und ins Bad gehen, um mich sauber zu machen, aber meine Beine tragen mich noch nicht – sie sind einige Augenbli-cke lang wie gelähmt.

Es dauert noch ewig, bis ich wieder nach Hogwarts zu-rück kann. Eine schiere Ewigkeit.

Meine Augen brennen vor ungeweinten Tränen, aber ich kann sie nicht mehr weinen, ich fühle mich zu leer, zu gedemütigt, zu missbraucht.


 

Hexenjagden, Mönche und Klöster

W

ieder sitze ich im Zug und grüble bedrückt. Die Ferien hatten kein Ende nehmen wollen - Jede Nacht hat mir mein Vater einen Besuch abgestattet, jede Nacht ist es mir auch gekommen und jede Nacht hat er es gemerkt und mich dafür wieder mit seinem Gürtel verprügelt. Mein Rücken fühlt sich an, wie ein Klumpen rohes Hackfleisch und meine Robe klebt am getrockneten Blut, meine Unterhose haftet in meiner Pofalte. Dieses Mal kann ich wirklich nur noch breitbeinig gehen.

Meine Haare habe ich über die Stelle gekämmt, wo mein Vater mir das Büschel ausgerissen hat, damit man es nicht sehen kann und niemand dumme Fragen stellt – ich will sicher nicht darüber sprechen. Ich fühle mich elend, traurig und irgendwie verloren. Die kleine Stim-me, die wieder flüstert „Kalt wie Eis“, kann mir jetzt auch nicht helfen.

Zuerst fand ich es schön, an mir selbst herum zuspielen, jetzt hasse ich es. Übel ist nur, dass mein Körper es jetzt von mir zu verlangen scheint. Wenn ich ihm nicht gebe, was er von mir will, kann ich kaum mehr klar denken. Ich hasse das alles. Hasse! Hasse! HASSE! Hieratus sitzt neben mir und sagt nichts. Er hat mir in die Augen ge-schaut und hält es nun wohl für besser, einfach zu schweigen.

Ich bin müde, so müde. Keine Nacht kann ich mehr durchschlafen, keine Nacht. Aber am Tag muss ich wach bleiben. Es gibt so viel zu tun, aber ich bin so ent-setzlich müde ... wie soll das nur enden?

Nebenan höre ich das Lachen von Potter und seinem Klüngel. „Mistkerle!“ denke ich und empfinde gleichzei-tig eine unerklärliche Sehnsucht, mich ihnen anzu-schließen und mit ihnen mit zu lachen, doch ein fröhli-ches, echtes Lachen wird es für mich wohl nie geben...

„Lass das, Severus“, flüstert die Stimme. „Du weist ganz genau, kalt wie Eis!“

„Sei still“, denke ich schwach.

Dann wende ich mich an Hieratus und frage ihn, ob er sein Schachbrett dabei hat. Er hat. Wir schlagen die Zeit tot.
 

Die Prüfungen kommen näher und ich lerne. Hieratus hat sich mir angeschlossen und wir fragen uns gegen-seitig ab. Die Nächte sind schlimm und werden immer schlimmer, ich kann kaum noch zwei Stunden am Stück schlafen, wälze mich im Bett herum, bis es zu meinem Feind wird, dann verlasse ich es fluchtartig, schleiche mich aus dem Schlafsaal und durchs stille Schloss.

Sicher, die Geister gleiten durch die Gänge und Filch, der Hausmeister, schleicht mit seiner Katze herum. Er muss mich schon öfter gesehen haben, hat mich aber noch nie angehalten, was seltsam ist, denn sonst hasst er alle Schüler und versucht ihnen eins reinzuwürgen, wann immer er kann. Aber ich will mein Glück nicht in Frage stellen.

Ich geistere durch die einsamen Gänge, verstecke mich hinter Statuen und Rüstungen. Potter und seine Kumpel schleichen auch herum. Wenn ich kann, folge ich ihnen. Doch manchmal höre ich ihre Schritte, aber wenn ich lauernd auf die Stelle schaue, wo das Geräusch her-kommt, ist dort keiner. Eigenartig, als wären die Jungs unsichtbar oder so.

Meine Wanderungen führen mich treppauf, treppab, durch Geheimtüren und Geheimgänge, dennoch glaube ich nicht, dass ich so viele Geheimnisse des Schlosses kenne, wie Potter und sein Klüngel. Wenn ich ihnen doch nur besser folgen könnte – ich bin so schrecklich neugierig, was sie so alles miteinander unternehmen! Und wenn ich schon nicht daran teilnehmen kann, dann will ich wenigstens dabei zuschauen oder wissen, was sie so alles tun und daran meine heimliche Freude haben.

Mein Körper lässt mich einfach nicht in Ruhe. Wieder und wieder will er von mir befriedigt werden und ich hasse es von Mal zu Mal mehr.

Ich sitze in der Bibliothek und lese in mittelalterlichen Büchern über Hexenjagden und Folter, über Mönche und Klöster. Darin steht, dass auch diese Leute diesel-ben Probleme mit ihrem Körper hatten, wie ich jetzt. Sie haben sich dann gegeißelt, um sich die Lust aus dem Fleisch zu treiben. Interessante Idee! Ich gehe zu dem Riesen, Hagrid, dem Wildhüter - er lebt in einer Hütte am verbotenen Wald – und bitte ihn um ein Stück Leder.

„Was wuist´n damit, Bua?“ fragt er mich.

Ich murmle was von wegen einem Experiment für Ver-wandlungen und hoffe, dass Hagrid keine Ahnung hat, wie schlecht ich in diesem Fach bin. Hat er nicht.

„Da hast as, Bua“, sagt er und gibt mir eine ungegerbte Haut.

Der Riese ist schon in Ordnung, auch wenn er ein ei-genartiger Mensch ist, außerdem ist er auch noch mit den Herumtreibern befreundet, trotzdem mag ich ihn irgendwie und ich glaube, es gibt ein Wort für Leute wie ihn - Es lautet: anständig.

Mit meinem scharfen Messer schneide ich das unge-gerbte Leder in Streifen und verknote sie miteinander. Wenn mein Körper mich wieder ärgert, werde ich ihm geben! Nur zu bald ist es so weit und ich stehe fast nackt in einem leeren Verlies. Es ist mitten in der Nacht und das Schloss ist dunkel und still. Selbst Potter und seine Kumpel liegen heute mal in ihren Betten und pen-nen. Morgen beginnen die Prüfungen, da brauchen sie wohl ihren Schlaf. Aber ich kann morgen einfach keine Prüfungen schreiben, wenn mein Körper keine Ruhe gibt, kann mich schon jetzt kaum mehr richtig konzent-rieren.

Ich habe meine Lederpeitsche in der Hand, stehe still da und überlege. Soll ich es tun oder nicht? Da schießt es mir wieder heiß in den Unterleib und mein Penis wird steif. Wie von selbst hebt sich meine Peitsche und klatscht auf meinen Rücken. Schmerzen, erlesene Schmerzen. Die Haut platzt nicht sofort, denn ich habe nur sehr leicht zugeschlagen, aber mein Unterleib zuckt. Wieder und wieder schlage ich zu, fester und fes-ter. Meine Haut reißt, Blut fließt mir zwischen den Schulterblättern hinunter, über meinen Rücken und in meine Unterhose. Wie besessen schlage ich auf mich selbst ein. Da schüttelt mich ein gewaltiger Orgasmus, klebriges Sperma spritzt in den fadenscheinigen Stoff, befleckt mich, macht alles glitschig. Ich bin wütend, hasse mich selbst.

Das war wohl nichts, aber meine Prüfungen werde ich morgen schreiben können, denn mein Körper gibt end-lich Ruhe. Das gefällt mir und ich hasse es gleichzeitig. Die Erleichterung ist zwar enorm, aber ich habe immer meinen Vater im Hinterkopf, wenn ich mich befriedige. Und jetzt auch noch diese Sache mit der Peitsche. Es ist widerlich, einfach nur widerlich. Ich muss irgendwie abartig sein, pervers.
 

Die Prüfungen sind vorbei, aber die Noten lassen noch auf sich warten. Ich habe die Fragen noch mal nachge-lesen und mit meinen Büchern verglichen. Sieht nicht schlecht aus. Selbst in Verwandlungen ist die Theorie gut gelaufen und gleicht vielleicht meine miserablen praktischen Leistungen aus. Es ist ja nicht so, dass ich zu dumm dazu wäre, mir fehlt lediglich das notwendige Talent.

Mein Rücken pocht und schmerzt - dumme Sache - aber solange die Schmerzen anhalten, gibt mein Körper we-nigstens Ruhe. Ich mag gar nicht an die Ferien denken. Vielleicht kann ich ein paar Nächte im Wald schlafen, wenn mir alles zu viel wird. Mal sehen.

Hieratus sitzt neben mir und redet und redet. Über die Prüfungsaufgaben, über die Ferien, über Schach. Ich nicke, sage „Yeah“ und „Richtig“, wenn es passend er-scheint, aber eigentlich hänge ich nur meinen eigenen Gedanken nach. Plötzlich höre ich dann doch genauer zu: Hieratus hat mich wieder für die Ferien eingeladen. Nett von ihm, aber ich werde ihm wohl erneut absagen müssen. Mist!

Ich versuche es ihm mit wohlgesetzten Worten zu erklä-ren. Dass ich gerne mitkommen würde, dass meine El-tern mich aber zu Hause brauchen, leider. Er nickt, ak-zeptiert meine Erklärung, meint dann noch „Vielleicht klappt es ja das nächste Mal.“

Es tut weh, schrecklich weh, tief in mir drinnen und die kleine Stimme flüstert wieder: „Kalt wie Eis!“

Manchmal hasse ich sie regelrecht, manchmal ist sie mein einziger Trost.
 

Das Schuljahr ist zu Ende, die Prüfungen bestanden, die letzten Beleidigungen mit Potter und seinen Kumpanen ausgetauscht, der Hogwarts Express fährt auf Gleis 9 ¾ ein und mein Vater wartet schon - Wie grauenvoll!


 

Sonic

D

ie Ferien sind wie ich es erwartet habe. Unerträglich.

Ich bin in den Wald geflohen, habe die Speisekammer geplündert und hoffe jetzt inständig, dass mich hier keiner findet. Mein Rücken schmerzt wieder vom gnadenlosen Gürtel meines Vaters, meine Pobacken scheuern aneinander, als würde Sand dazwischen kle-ben. Vierzehn Tage lang, jede Nacht, war er wieder in meinem Zimmer und die elende Geschichte aus den Os-terferien hat sich wieder und wieder wiederholt. Jetzt kann ich wirklich nicht mehr. Ich musste einfach raus!

Da ist der Bach, da meine Lichtung und ich werfe meine schäbige Wolldecke unter einen Baum über das hohe, weiche Gras. Sonne und Frieden. Wind, der mit den lan-gen Halmen spielt. Insekten summen träge und Vögel zwitschern fröhlich. Das Geheimnis dieses Ortes um-fängt mich und sein Frieden sickert in meine Seele ein. Die kleine nüchterne Stimme ist endlich verstummt.

Ich richte mich häuslich ein. Einsamkeit und Frieden. Ruhe, kein Kummer, kein Leid, keine elenden Gedanken. Und mein Vater ist weit, weit weg!
 

Es ist mitten in der Nacht. Ein wilder Wind und klat-schender Regen haben mich geweckt. Ich hänge meinen Umhang über einen niedrigen Ast, kauere mich darun-ter zusammen, doch schon bald sickert die Nässe durch. Ich zittere, bin klatschnass, mein tropfendes Haar hängt mir über die Augen, klebt an meinem Gesicht. Ich fühle mich jämmerlich und einsam, aber dennoch frei.

Ich bin erst zwei Tage hier, aber meine Eltern scheinen mich nicht zu vermissen, scheinen mich nicht zu su-chen. Gut so!

Der Wind verfängt sich in meinem Umhangzelt, der Stoff flattert und so greife ich nach den Enden, halte sie krampfhaft fest. Der Sturm bringt den Stoff regelrecht zum Knallen. Es ist nasskalt, meine Hände werden steif und verkrampfen sich immer mehr. Und ich bin müde, so entsetzlich müde...

Plötzlich werde ich wach. Ein einzelner Sonnenstrahl fällt durch einen Riss in meinem Umhang und blendet meine schlaftrunkenen Augen. Vögel zwitschern und der Regen der letzten Nacht ist vorbei, schon seit Stunden, wie es scheint.

Jeder Muskel in meinem Körper ist verkrampft und schmerzt dumpf. Ich will aufstehen, mir über einem klei-nen Feuerchen einen heißen Kräutertee kochen. Mir ist immer noch kalt, denn meine nasse Kleidung klebt an meinem zitternden Körper, Blut fließt wieder in meine untergeschlagenen Beine und sie kribbeln, wie von tau-send Ameisen. Meine Hände lassen sich kaum von mei-nem Umhang lösen und ich muss pissen, pissen wie ein kranker Hippogreif.

Meine Beine tragen mich noch nicht wieder und so krabble ich auf allen Vieren zu meinem Kloloch im Bo-den hinüber. Dort fummle ich mit ungeschickten, tau-ben Händen an meiner Robe herum, aber ich schaffe es nicht, meine Unterhose zur Seite zu ziehen und pisse mich voll, wie ein kleines Baby. Mein Gesicht wird rot, meine Ohren heiß. Himmel, ist mir das peinlich. Ich schäme mich so - aber hier kann mich keiner sehen und so ist es eigentlich egal.

Langsam quäle ich mich auf die Beine und hinke zu meinem Lagerplatz zurück. In meinem Bündel ist frische Kleidung, die ziehe ich heraus, dann humple ich zum Bach. Dort wasche ich mir den stinkenden Urin vom Körper und aus meiner dreckiggrauen Unterhose. Wird mir auch langsam zu klein, das Ding. Das Wasser ist kalt und ich reibe mir den ganzen Körper ab. Mir wird warm, meine Haut prickelt und meine verkrampften Muskeln gehorchen mir endlich wieder. Ein wundervol-les Gefühl!

Ich ziehe mir eine frische Unterhose an, werfe mir mei-ne Ersatzrobe über und fühle mich wieder wirklich wohl. Mein Umhang trocknet in der Sonne und ich hänge meine Unterhose und meine Robe über einen Zweig in der Nähe. Der Umhang bewegt sich, aber es geht doch kein Wind. Was kann das sein? Neugierig und ohne Bedenken, schlage ich ihn auseinander.

Eine handgroße Fledermaus hat sich drinnen verfangen. Ich befreie sie aus den Falten und sie kuschelt sich zu-traulich an meine Brust und scheint keine Angst vor mir zu haben. Vielleicht bleibt sie bei mir – hoffentlich - ich wollte schon immer ein Haustier haben, wie die anderen Schüler. Warum dann keine Fledermaus?

Plötzlich beißt sie mich ins Handgelenk und trinkt le-ckend mein Blut. Es tut fast nicht weh. Wahrscheinlich hat sie nur Hunger. Gut, dann weis ich wenigstens, wie ich sie füttern kann. Meine freie Hand streicht sanft über ihren pelzigen Körper. Er ist weich, rau und doch so weich. Fühlt sich irgendwie gut an. Warmes Leben unter meiner Hand ... Name ... Ich brauche einen Namen für das kleine Geschöpf. Sonic, wegen seiner Orientie-rung im Dunkeln. Sonic klingt gut.

Die Tage vergehen ruhig und friedlich, aber meine Le-bensmittel gehen langsam aus und so muss ich bald wieder nach Hause zurück, aber nicht alleine, Sonic wird mich begleiten. Er hat mich nicht verlassen, wie ich es eigentlich irgendwie erwartet hätte – schließlich ist er ein Wildtier und braucht seine Freiheit. Er ist dennoch bei mir geblieben und trinkt täglich von mei-nem Blut. Wir gehören jetzt zusammen.

Ich packe meine Sachen ein und mache mich auf den Rückweg. Schweren Herzens. Sonic hält sich mit seinen Greifflügeln in meinen Haaren fest, wippt fröhlich auf meiner Schulter auf und ab. Nur zu bald erreiche ich das Dorf und unsere Hütte. Ich will gerade die Tür öff-nen, da wird sie auch schon wütend aufgerissen. Mein Vater steht wie ein Berg im Türrahmen, packt mich am Kragen und reißt mich nach drinnen.

Er schleudert mich mit voller Wucht gegen den Herd. Pfannen und Töpfe prasseln wie ein metallener Hagel auf mich herab, treffen mich an Kopf, Schultern und Armen, hinterlassen blutige Schrammen und blaue Fle-cken. Er reißt mich grob wieder hoch, wirft mich hart gegen die Garderobe. Das Ding kracht herunter und zerbricht schmerzhaft auf meinem Rücken.

Da entdeckt er Sonic, der aufgeschreckt um meinen Kopf flattert. Er greift nach der kleinen Fledermaus und Sonic beißt vor Schreck zu - Fest, sehr fest. Mein Vater haut mir das Tier um die Ohren, bis es wieder los läßt und seine Flügel nur noch abgerissene Fetzen sind. Blut rinnt durch sein weiches Fell und er kreischt herzzerrei-ßend. Dann packt er Sonic mit beiden Händen und dreht ihm den Hals um, bricht ihn regelrecht in der Mitte durch. Er schlägt mir den blutigen Kadaver weiter brutal um die Ohren. Meine Augen brennen und mir ist schlecht. Ich möchte weinen, aber ich kann nicht. Es kommen einfach keine Tränen.

„Keine Gefühle, kalt wie Eis“, lässt sich die kleine Stimme zum ersten Mal seit zwei Wochen wieder hören.

Nein, nicht kalt wie Eis, in mir kocht heiße Wut. Wa-rum, warum nur, musste er die Fledermaus umbringen? Meinen kleinen pelzigen Freund?

Ich springe auf, will auf ihn losgehen, ihm meinen schmächtigen, schwachen Jungenkörper entgegenwer-fen. Will treten, schlagen, beißen – ihn in der Mitte durchbrechen, wie er es mit Sonic gemacht hat. Er fischt mich im Sprung aus der Luft und schleudert mich auf den Brennholzstapel in der Ecke. Meine Knochen krachen und spitze Holzsplitter graben sich in meine Haut.

Mit seinen widerlichen Spinnenschritten nähert sich mein Vater, beugt sich erstickend über mich, greift nach einem armdicken Holzscheit und prügelt mit dem Teil auf mich ein, bis ich höre, dass meine Rippen brechen, zerschlägt meine Hände und Finger. Es kracht, wie Eis im Winter auf einem See.

Schmerzen? Spüre ich Schmerzen? Ich weis es nicht. Mein Herz fühlt sich an, als wolle es in tausend Einzel-teile zerspringen und das tut so sehr weh, dass ich mei-nen Körper einfach nicht mehr spüre.

Sonic!

„Du darfst nicht lieben!“ sagt die kleine emotionslose Stim-me in meinem Kopf. „Wenn du liebst, wirst du nur verletzt und leidest. Sei kalt wie Eis!“

Als ihm das raue Holzscheit die Hände weit genug auf-gerissen hat, lässt er endlich von mir ab. Ich versuche aufzustehen, aber meine Beine zittern zu sehr und so wanke ich auf den Knien hin und her. Da trifft mich ein erbarmungsloser Tritt in die Rippen. Ich keuche, huste, dann spucke ich Blut und Schleim aus. Wieder trifft mich ein harter Tritt. Und wieder … Und wieder…

Mein Vater stiefelt mich durch die Küche, zur Treppe und die Treppe hinauf, in mein Zimmer. Dort trifft mich ein Tritt, schlimmer als jeder zuvor und schleudert mich gegen die Wand. Ich rutsche daran hinunter, meine Ba-cke scheuert an der rissigen Holzverkleidung, dann höre ich, wie der Riegel an meiner Tür zugeschoben wird. Höre, wie die Spinnenschritte sich entfernen. Das hat er noch nie gemacht. Er hat mich noch nie in meinem Zimmer eingesperrt.

Mein ganzer Körper brüllt, beginnt krampfhaft zu zu-cken. Unkontrolliert werfe ich mich nach vorne und muss mich erbrechen. Magensaft und blutiger Schleim klatschen zu Boden. Noch nie hatte ich solche entsetzli-chen Schmerzen. Meine gebrochenen Rippen stechen in meiner Brust, meine Hände und Finger jaulen und krei-schen. Auf meinen Unterarmen schleppe ich mich wie eine zerquetschte Schnecke zum Bett. Es dauert schier ewig. Jede einzelne Bewegung ist Schmerz, nur Schmerz (jetzt spüre ich meinen Körper wieder und wünschte, dem wäre nicht so) und die Holzsplitter in meiner Haut stechen peinsam. Ich wälze mich auf den Rücken und versuche die Splitter mit den Zähnen heraus zu ziehen - geht nicht und meine Hände und Finger sind nutzlos.

„Mein Stab, wo ist mein Zauberstab?“ murmle ich tonlos vor mich hin.

Ich weis, wie man damit Knochenbrüche heilt, habe was darüber gelesen. Verdammt sei das Ministerium und das Verbot der Zauberei bei Minderjährigen. Ich brauche jetzt einfach meine Magie. Da ist mein Koffer und dort drinnen ist mein Stab. Unter unsäglicher Mühe und ra-senden, irrsinnigen Schmerzen gelingt es mir, den De-ckel zu öffnen. Ich hänge über dem Rand der Kiste wie ein gestrandeter Wal.

„So nimm ihn doch“, denke ich gequält.

Aber meine Hände … meine Hände…

Gegen die rasende Pein versuche ich meine zerschlage-nen Finger zu beugen. Es geht einfach nicht und daher klemme ich den Stab zwischen meine gepeinigten Hand-flächen, nehme die Zähne zur Hilfe, um ihn festzuhal-ten, beiße kräftig hinein, schmecke das alte Holz auf meiner Zunge. In meinem Kopf dreht sich alles und mir ist so furchtbar schwindlig. Bunte Blitze flirren vor meinen Augen, mein Körper gleitet zur Seite und ich falle zu Boden. Der Aufprall erschüttert meine Knochen. Brennende, kreischende Qual durchzuckt mich. Ich schreie schmerzerfüllt auf und verliere das Bewusstsein.
 

Als ich wieder zu mir komme, ist es bereits dunkel. Mein Körper fühlt sich wie ein einziger blutiger Fleischklum-pen an, aber den Stab halte ich immer noch sicher zwi-schen meinen Zähnen. Ich murmle mit heiser wispern-der Stimme den heilenden Zauber. Langsam, ganz lang-sam, als müssten sie es sich genau überlegen, wachsen die geschundenen Knochen in meinen Händen wieder zusammen. Es tobt, brüllt und kreischt in meinen ver-krampften Fingern, aber die Magie wirkt.

Meinen Zinnkessel und meine Schachtel mit den Zau-bertrankzutaten, das Buch Magische Kräuter und Pilze, das brauche ich jetzt. Ein kränklich flackerndes magisches Feuer am Boden meines Zimmers und ein leiser Schutz-bann - „Intimo Ferrendum“ - der verhindert, dass das Ministerium erfährt, was ich hier tue.

Ich ziehe mir ächzend meinen Stuhl zum Kessel und set-ze mich darauf. Jede Bewegung fällt mir so elend schwer, aber schließlich kocht der Heiltrank vor sich hin. Hoffentlich habe ich alles richtig gemacht. Ich habe doch erst ein Jahr Hogwarts hinter mir – aber Tränke liegen mir einfach und so hoffe ich es.

Das Gebräu sollte silberweiß sein und einen purpurnen Rauch von sich geben. Das tut es auch. Gut.

Ich humple zu meinem wackligen Holzregal hinüber und halte mich daran fest. Oben steht ein alter Blechbe-cher, den brauche ich jetzt. Meine zitternden Hände schließen sich um das kalte Metall, sie schmerzen immer noch, lassen sich aber bewegen. Meine Beine fühlen sich an, als hätte mich jemand mit einem Wabbelbein belegt, sie geben nach und ich rutsche wieder zu Boden. Meine geschundenen Rippen jaulen auf und ich krieche stöh-nend zu meinem Kessel hinüber. Kann mich nicht daran festhalten. Zu heiß.

Mit dem Becher in der Hand ziehe ich mich wieder auf den Stuhl. Mein Kopf ist leer, bis auf das, was ich jetzt unmittelbar tun muss. Mühsam beuge ich mich über den Kessel und versuche, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Es gelingt mir unter Schmerzen und ich schöpfe mit dem alten Becher etwas Flüssigkeit heraus. Ich habe Glück, dass ich mir meine bebenden Finger nicht in der brodelnden Flüssigkeit verbrühe. Dann schlürfe ich von dem beinahe noch siedenden Gebräu.

Es läuft wie flüssiges Metall meine Kehle hinunter. Es brennt und bringt mich zum Husten, aber es lindert auch augenblicklich die Schmerzen. Wieder greife ich nach meinem Stab, den ich auf mein Bett gelegt habe, murmle noch mal den Knochenheilzauber und fahre mit dem Zauberstab an meinen Rippen entlang.

Dieses Mal arbeitet der Zauber schneller und die ge-splitterten Knochen fügen sich wieder zusammen. Ich muss mich beeilen, denn wenn der Trank richtig wirkt, werde ich einschlafen. Ich lösche das Feuer und krabble zu meinem Bett. Mit großer Anstrengung schlüpfe ich hinein, ohne mich auszuziehen. Der Schlaf überwältigt mich, wie ein heimtückischer Mörder. Wenige Sekunden später weis ich von nichts mehr.

Als ich wieder zu mir komme, müssen viele Stunden ver-gangen sein. Mein Magen knurrt, wie ein beleidigter Drache, aber die Schmerzen haben weiter nachgelassen. Auf meinem Nachttisch steht ein Teller mit altem, tro-ckenem Brot. Jemand muss herinnen gewesen sein. Mein Vater? Kaum. Meine Mutter? Kann ich mir nicht vorstellen – das würde sie nie wagen, außerdem kann sie mich sowieso nicht leiden. Aber wer könnte es denn sonst gewesen sein? Nun, das Zeug ist da und ich habe kein echtes Interesse daran, jetzt diese Tatsache zu hin-terfragen.

Ich fühle mich leer, so leer und kalt und greife gedan-kenverloren nach dem harten Brot, reiße mir einen Fet-zen herunter, dann schlinge ich es heißhungrig in mich hinein. Es ist wirklich schrecklich trocken und reizt meine Kehle. Ich muss wieder husten und ein blutiger Klumpen Schleim, vermischt mit dem durchgekauten Brot, klatscht neben meinem Bett zu Boden. Das ganze Zimmer stinkt entsetzlich nach Kotze und Urin. Meine Unterhose ist nass - ich muss mir im Schlaf eingepisst haben und ich ekele mich schon wieder Mal vor mir selbst.

Ich schaue zur Fensterbank, aber mein Wasserkrug ist leer, denn ich habe alles für meinen Heiltrank ge-braucht. Also will ich aufstehen und ins Bad gehen, möchte mich sauber machen, mich waschen - möchte auf jeden Fall was trinken und so quäle ich mich auf die Beine, sie zittern, aber sie tragen mich bis zur Tür. Sie ist verriegelt. Ich schleppe mich matt zu meinem Nacht-tisch zurück, dort liegt auch mein Stab. Vater ist nicht zu Hause – jedenfalls höre ich ihn nicht - vielleicht hat es meine Mutter daher gewagt, mir etwas zum Essen zu bringen.

Was der alte Säufer eigentlich arbeitet, weis ich nicht, hat er mir nie gesagt. Ich weis noch nicht mal, ob er überhaupt was arbeitet. Oft ist er wochenlang zu Hause und macht uns fertig, dann ist er wieder tagelang ver-schwunden (wenn er es nur nachts auch wäre). Egal. Hauptsache, er ist jetzt nicht da.

Wieder schwerfällig zurück zur Tür.

„Alohomora!“ flüstere ich und der Außenriegel gleitet zu-rück. Auf Katzenpfoten schleiche ich ins Bad, trinke, mache mich sauber.

Jetzt noch die Holzsplitter aus meiner Haut entfernen. Gestern hat mir alles so wehgetan, dass ich gar nicht mehr an sie gedacht habe, jetzt haben sie wieder ange-fangen zu zwicken. Einen nach dem anderen schabe ich mit meinem Wurzelmesser aus meiner Haut. Am linken Arm geht es ja noch, aber meine linke Hand ist schreck-lich ungeschickt und ich schneide mich einige Male in den rechten Unterarm. Auch nicht so schlimm, das Blut spült wenigstens die Splitter heraus. Mein Trank wirkt immer noch und ich habe beinahe keine Schmerzen mehr, auch nicht von den diesen feinen Schnitten - Gut so. Aber wenn ich so tue, als wäre ich immer noch ver-letzt, dann lässt er mich vielleicht in Ruhe…

 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kanoe
2010-05-21T10:35:56+00:00 21.05.2010 12:35
Grausam und erschreckend aber die Innere Stimme scheint wohl sein selbstschutz zu sein


Zurück