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Schattendiener

von

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Die Erinnerung an das Leben

Einzelne Wolken ziehen über den Sternenhimmel. Der große Mond hat fast seine volle Rundung erreicht, doch noch sieht man ihm die Sichel deutlich an. Wenn man ihn lange genug anstarrt, erkennt man das Grinsen der Grinsekatze aus Alice.

Doch John mochte den Mond nicht. Der Mond hatte ihn vor langer Zeit verbannt, ihne aus seinem ehemaligen Leben herausgestoßen und zu einem Leben als Ausgestoßener verbannt. John hasste den Mond. So verschloss er die Augen, um sein hypnotisierendes Sein nicht sehen zu müssen. Doch das schließen der Augen brachte Erinnerung. Erinnerung, die ich er nicht mehr haben wollte.
 

~*~
 

Es schien ein wunderbarer Tag zu werden. Es war einer dieser wunderschönen Herbsttage, die noch einmal den Sommer in die Erinnerung rief. Es war kaum windig und es war relativ warm. Die Bäume waren noch grün, nur sehr wenige hatten schon die rote und gelbe Blätter, die für den Herbst so typisch waren.

Das einzige was diese Idylle zerstörte, war die Tatsache, dass Johns Wecker um Fünf Uhr Dreizig anfing zu klingeln, um ihn aus den Federn zu werfen.

Seufzend drehte er sich nach links, wo seine Frau Betty lag und noch firdlich schlummerte. Berneidenswert, wenn man bei so einem Krach schlafen konnte!

Lächelnd beugte er sich über sie und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Sie seufzte lediglich und drehte sich auf die andere Seite,

Kopfschüttelnd und mit einem Grinsen machte John endlich den Wecker aus und stand auf. Nach einer kalten Dusche und einen schönen heißen Kaffee, fühlte er sich sogar Arbeitsbereit.

Pünktlich zwei Minuten vor halb sieben kam dann auch seine 15-jährige Tochter aus ihrem Zimmer gestürmt und rief laut "Ich komme zu spät!". Ohne erst Morgen zu rufen, verschwand sie deshalb gleich nach draußen, um den Schulbus noch zu erwischen.

John kümmerte sich schon gar nicht mehr darum. Das kannte er inzwischen seit vier Jahren. Er trank genmütlich seinen Kaffee aus und las seine Zeitung, bis er kurz vor Sieben das Haus verlies, um zur Arbeit zu fahren.
 

Es war bereits neun Uhr, als der erste Klient sein Büro betrat.

John legte die Akte weg, die er bis eben noch bearbeitet hatte und stellte sich auf seinen jetztigen Fall innerlich vor.

Sein Klient hies Maximilian Stark, desen Leben aus Hunde bestand. Maximilian hatte weder Frau noch Kinder, dafür aber fünf Hunde. Drei Rottweiler, einen Schäferhund und einen Mischling. Er war ein Hundezüchter und Hundetrainer, war aber keine Ikone auf seinen Gebiet. Maximilian war ein einfacher Arbeiter.

Bis vor zwei Wochen hatte er noch einen Wolfhound besessen, einen großen, herrlichen Iren. Der war Maximilians ganzer Stolz gewesen. Doch dann kam sein Nachbar und erschoss das Tier, aus bisher ungeklärten Ursachen.

Der besagte Nachbar - Edward Wiedmannsheil - sagte aus, dass der Hund auf seinen Grundstück war und dort seinen drei jährigen Sohn angefallen war. Später revidierte er es in >>wollte<<, denn der Sohn war unverletzt. Zudem galt der Ire als außerordentlich Kinderfreundlich, was jeder in der Straße bezeugen konnte, außer Wiedmannsheil natürlich.

Deswegen war Maximilian zu John gekommen, einen Anwalt, den er sich leisten konnte und trotzdem noch einen guten Ruf besaß.

John sollte dafür Sorgen, dass Maximilian Schadenersatz bekommt, denn Wiedmannsheil weigerte sich zu zahlen.

Heute stand nur ein kurzes GEspräch an, Maximilian wollte den Termin zum gerichtlichen Treffen haben, sowie noch kleine Hilfen, wie er sich am besten im Gericht benahm.

Das war dem Soziophobiker sehr wichtig, immerhin wollte auch er einen guten Eindruck hinterlassen.

Nachdem Maximilian abgehackt war, gönnte sich John ein Frühstück. Die Chance hatte er nicht jeden Tag, denn auch als kleiner Anwalt war man ziemlich im Stress.

Zwischenzeitlich flirtete er auch noch mit der Sekretäerin, mit der er sich jeden Donnerstagabend in einem Motel traf und etwas Dampf ablies.

Seit Betty wieder schwanger war, lies sie ihn nämlich nicht mehr ran. Er vermutete eh, dass Betty ebenso eine Affäre hatte wie er und dass das Kind von dem anderen Mann kam und nicht vom ihm. Eigentlich rechnete er schon mit einer baldigen Scheidung, denn obwohl es ganz harmonisch zwischen ihnen lief, so war ihre Heirat doch nur aus reinen Nutzen entstanden.

Betty hatte sich als Jugendliche mit einem Kiffer eingelassen, der sie ebenso schnell ins Drogengeschäft gezogen hatte, wie sie das erste Mal schwanger war. Sie lies zwar das Kind abtreiben, blieb aber bei den Drogen.

Irgendwann wollte sie sich von den Kiffer trennen, doch aus Eifersucht lies er sie nicht gehen, bis sie beim Schnorren durch Zufall auf den Junganwalt John traf, der immerhin gerade seine erste Frau durch einen Unfall verloren hatte.

Er rette sie vor dem Kiffer und begann mit ihr eine reine Sexbeziehung, bis er ärger von der Familie bekam und sie heiratete, um sie auch weiterhin nehmen zu können. Das lief nun seit 30 Jahren gut, aber inzwischen hatten sie genug von einander.
 

So verging sein Tag in aller Ruhe wie immer. Etwa um 18 Uhr machte er schließlich Feierabend und machte sich auf den Weg nach Hause. Zwischendurch hielt er noch bei der Reinigung und holte sein Jacket ab. Erst ann fuhr er seelenruhig nach Hause, wo Betty schon mit den Abendbrot wartete. Sein Sohn Karl war schon fertig und Marie war aus.

Das Essen verlief fast schweigensam, nur einmal fragte Betty, wie es auf Johns Arbeit war und er sagte lediglich: "Ganz okay." Das war ja auch nicht gelogen. sondern entsprach der Wahrheit.

Als das Essen fertig war, sahen sie noch gemeinsam fern, bis Betty schließlich ins Bett ging.

John schaute noch eine Stunde länger und schlich sich dann ins Bad, wo er sich schnell eine runder holte und dann duschte.

Als das endlich fertg war, ging er ins Schlafzimmer. Wie erwartet hörte er das leise Schnarchen seiner Frau, dass er schon immer putzig fand. Am liebsten hatte er Betty eh immer so. Und natürlich laut schreiend natürlich, während sie beide im Bett waren und sich vereinigten.

Seufzend schalltete er den Wecker an und legte sich endlich schlafen.
 

~*~
 

Fluchend schüttelte John den Kopf. Warum musste er sich gerade jetzt erinnern? Jetzt war nicht die Zeit für Erinnerungen!

Neugierig sah er nach unten, wo die weit unten Lichter vorbeifuhren. Mit seinen empfindlichen Ohren konnte er die Gespräche der wenigen Menschen hören, die um diese Zeit draußen waren. Da dies keine Discogegend war, waren es relativ wenige. Wenn er sich sehr anstrengte, konnte er sogar die einzelnen Wörter hören, aber wozu sollte er das? Er wollte es auschließen, für immer. Er wollte nicht mehr der sein, der er war. Er wollte sein altes Leben zurück.



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