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Black Cerise

Jahre des Löwenzahn
von

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Trill

TRILL
 

Der junge Mann, der kurz nach ihnen eingetreten war, saß lässig zu ihnen gedreht auf seinem Stuhl und grinste.

„Hier im Sakander scheint so einiges möglich zu sein. Ihr sucht einen ambitionierten Bass-Gitarristen und meine Suche nach einer fähigen Band scheint ebenfalls beendet zu sein.“

Eine kurze, ungläubige Stille folgte.

„Aber ich hab mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Jake Winter.“ Er war inzwischen aufgestanden und hielt Shin, der ihm am nächsten saß, freundschaftlich die Hand entgegen. Dieser schlug ein und stellte sie der Reihe nach vor. Miyuki rückte einen Platz auf, sodass sie nun zu allen vier Seiten des Tisches saßen, Jake Lan gegenüber. So hartnäckig sich letzterer bemühte, gegen den Neuen keine Vorurteile aufzubauen, gelang es Lan nicht richtig. Er glaubte, Jake vom Sehen zu kennen und allein schon seine Anrede Miyuki gegenüber missfiel Lan. Möglicherweise glaubte er, der Neuling würde ihm sein Revier streitig machen. Abwegig schien dies nicht.

Jake, der sich inzwischen vorgestellt hatte, war ein australischer Einwanderer, der bereits 10 Jahre in Japan bei seinen Großeltern lebte. Das erklärte, wieso er trotz seiner Statur leichte japanische Züge trug. Sein Gesicht war leicht gebräunt und von langem, schwarzen Haar eingerahmt. Seine tiefgrünen Augen fixierten immer wieder mit einem besonderen Blick Miyuki.

„Tut mir leid, dass ich mich einfach so in eure Unterhaltung eingemischt habe. Aber meine neugierigen Ohren konnten etwas für mich so interessantes unmöglich überhören.“ Er schob ihnen eine CD zu.

„Survivor Project“, las Shin laut vor, „Hatten die vorletztes Jahr nicht soetwas wie ein lokales ‚One Hit Wonder’? Was sollen wir damit anfangen?“

„Es war nicht ganz ein One Hit Wonder“, korrigierte Miyuki, „hier in der Gegend waren die schon bekannt mit einen Song, der in die mittlere Top 50 der Charts gekommen ist. Danach ist die Band auseinandergefallen, weil der Sänger durch eine Überdosis im Krankenhaus landete.“

„Da ist aber jemand gut informiert! Nachdem Taro einige Male rückfällig geworden war, hatten unsere Proben schon über ein Jahr ausgesetzt, niemand kannte uns mehr und ehrlich gesagt trauten wir ihm keinen Neustart zu.“

„DU bist deren Bassist gewesen?“

„Nein, nicht ganz, Gitarrist. Aber da ihr bereits einen Guten zu haben scheint, biete ich mich fürs Bass an. Na, wie wärs? Meine Erfahrungen können euch nur von Nutzen sein.“

Ganz geschickt, dachte Lan. Er bootet mich nicht aus, sondern handelt frei nach dem Motto ‚Wenn du den Kavalier töten willst, töte erst das Pferd’. Nämlich indem er Respekt und offenes Vertrauen zeigte. Von Lans Fähigkeiten konnte er wohl kaum allein durch dieses kurze Gespräch überzeugt sein. Die Frage war nur, ob Miyuki auf den Möchtegern-Star hineinfiel.

Sie meldete sich zu Wort.

„Es ist wirklich unglaublich wen man hier so alles zufällig trifft.“ Begann sie in einem schwärmerischen Ton, dass Lan sie beinahe abschrieb. Doch ihr Ton veränderte sich. „Ich kann es mir kaum erklären, wie ein solcher Zufall zustande kommen kann. In dem Artikel über ‚Survivor Project’ habe ich gelesen, dass ihr etwas ausserhalb lebt, wie also kommst du ausgerechnet in dieses stinklangweilige Wohnviertel? So ganz allein mit eurer CD im Anschlag.“

Lan begann in sich hinein zu grinsen und Shin begann langsam, Miyukis Ausführungen zu folgen während Jake mit einer Mischung aus Verlegenheit und Interesse weiter zuhörte.

„Ich frage mich nur, wieso du mir so bekannt vorkommst. Nicht von Zeitungsberichten, sondern von der Art her. Jetzt könnte ich mich fast daran erinnern, dass ich einen kleinen Jungen im Orchester habe, Ko-chan, der ebenfalls auf den Nachnamen ‚Winter’ hört.“

Jake seufzte laut. „Alright Ms. Marple. Unser Treffen hier war nicht ganz so zufällig wie es den Anschein haben sollte. Aber ganz so kalt kalkuliert, wie Sie es hier darlegen, war es auch nicht. Wenn man einen kleinen Bruder hat, so wie der Angeklagte, der urplötzlich von einem Tag auf den anderen mit Freude und Motivation in seine Orchesterproben hüpft, wird man zwangsweise neugierig. Man fragt nach dem Grund. Oder besser gesagt, man frägt nicht. Denn dann beginnt ein Wasserfall von Lobeshymnen auf die begnadete neue Sängerin. Er ist nicht so leidenschaftlich, dass er es von allein erzählt hätte, aber wenn man ihn hört, wie er von dir schwärmt wird man direkt neidisch.“

Miyuki wusste kaum wie sie reagieren sollte. Einerseits freute sie sich, bei den Kindern einen solchen Eindruck hinterlassen zu haben, jedoch fragte sie sich andererseits, was Jake mit diesem Ausschweifen bezwecken wollte.

Lan bemühte sich eisern, seine Fassung nicht zu verlieren und den Schleimbolzen ungespitzt in den Boden zu rammen und auch Shin klappte seine Kinnlade erst wieder hoch, um nicht im Strom von unerhöhrlichen Dingen zu ertrinken.

„Du hast deinen Bruder auf Miyuki angesetzt?“

„Auf Miyuki, ihre Band, auf jeden einzelnen von euch“ bestätigte er stolz. Als sich in seinen beiden männlichen Gegenübern jedoch nicht das geringste bisschen Verständnis regte, sie im Gegenteil misstrauisch und launisch wurden, bemühte er sich die Lage zu beschwichtigen.

„Meine Herren, jetzt tut doch nicht so, als wäre ich ein Stalker! Als ich Ko-chan einmal von der Probe abholte, hab ich lediglich gefragt, wer das denn sei und er erklärte es mir. Natürlich war da mein Interesse mehr als geweckt und ich bat ihn, mich auf dem Laufenden zu halten. Das ist alles.“

Die anderen drei tauschen skeptische Blicke aus und trafen still eine Entscheidung. Der Sängerin war es überlassen, das Urteil auszusprechen: „Nächsten Donnerstag, nach Orchesterprobe.“

Dann erhob sie sich und entschuldigte sich mit einer kurzen Geste zur Toilette.

„Was ist denn mit ihr los? Irgendwie wirkt sie gestresst.“ Shin lehnte sich zu seinem Freund.

Mit einem kurzen Blick zu Jake erwiderte Lan: „Kein Wunder dass sie entnervt ist. Aber ist ausser ihm hier noch was los?“

„Nichts besonderes. Nur Klausuren, Orchesterproben. Das bedeutet, momentan mehr Orchesterproben, damit auch alles sitzt. Aber ich kann mir kaum vorstellen, dass ihr das zu schaffen macht, es ist ja ihr Hobby und sie kümmert sich gern um die Kids.“

„Meinst Du, es hat mit dem Ball zu tun? Neulich bei der Probe wirkte sie so ernst, ich glaube, sie wollte etwas fragen.“

Nun hielt Jake nicht mehr an sich. „Ihr habt den Weihnachtsball noch? Das ist ja irre. Seid ihr beide auf dem daVinci?“

„Ich bin es noch, Lan ist schon vor einer Weile abgegangen.“

Lan bestätigte. „Hab vor zwei Jahren meinen Abschluss gemacht.“

„Achso. Naja, bei mir ist es inzwischen sogar schon ungefähr vier Jahre her. Na, aber wenn euer Goldstück da auftritt, werdet ihr doch hingehen hoffe ich? Für Shin ist es ja fast eine Pflicht eine seiner Mitschülerinnen auszuführen und Lan und ich sind doch sicherlich als Ehrengäste eingeladen.“

„Natürlich. Es kommen immer viele Ehemalige. Ich werde auf jeden Fall mit Hana dort sein.“

Miyuki kam zurück und spitzte die Ohren. Kaum war sie weg wurde ihr unliebsamstes Thema Nummer eins aufgeschlagen. Sie setzte sich gerade als Jake nach Hana fragte.

„Sie ist inzwischen am Ende der Mittelstufe. Und wie sieht es mit deiner Lady aus, Lan?“

Mit einem Mal wurde es still am Tisch. Das Thema driftete in Ebenen ab, die Miyuki schlecht beeinflussen konnte. Nachdem sie Lan abgehandelt hatten, wäre sie an der Reihe. Aber Lan, abgehandelt? Sie beschloss, alles auf eine Karte zu setzen.

„Lan, würdest Du…“

„Allerdings.“

Sie erstarrte mitten im Satz. Diese Antwort war natürlich nicht ihr zugedacht, wie auch, hatte sie doch noch nicht einmal fertig gesprochen. Blieb also nur Shins Frage nach der Tanzpartnerin.

Lan blitzte Jake an.

„Eine gute Freundin von mir hat dieses Jahr mit der Oberstufe begonnen. Ich habe sie mitgebeten, damit ich auch dabei sein kann.“

Beim zweiten Satz zwinkerte er Miyuki verschwörerisch zu.

Diese stöhnte innerlich. ‚Der Zug ist dann wohl abgefahren’ dachte sie traurig. Kein Lan. Kein Tanzpartner. Kein Happy-End. Wobei letzteres hauptsächlich bedeutete, dass sie überhaupt hingehen konnte.

So viele Gedanken zuckten ihr innerhalb von Sekundenbruchteilen durch den Kopf, dass sie gerade noch schnell genug reagieren konnte als sich drei neugierige Augenpaare auf sie richteten.

„Oh einen Moment, ich glaube, da ruft gerade wer an.“ Entschuldigte sich und kramte hektisch und umständlicher als nötig in ihrer Handtasche.

Endlich zog sie ihr Handy mit einem „Ha!“ heraus, das unschuldig und nicht klingelnd in ihrer Hand lag, während sie so tat, als lese sie den Anrufer vom Display ab.

„Hallo Mam! Was gibt’s?“ meldete sie sich zu ihrem imaginären Telefonat. Dann hörte sie eine Weile und erwiderte in lässigem Tonfall.

„Aber die kommen doch erst am siebzehnten!“
 

Shin gab Handzeichen, um ihr zu bedeuten, dass es bereits der 17. war. Miyuki riss die Augen auf, bedeutete ihrer Mutter, die Gäste in Schach zu halten und legte auf.

„Tut mir leid Leute, aber ich hab völlig vergessen, dass meine Großeltern für dieses Wochenende hier sind, ich muss mich wirklich schicken!!“ sprachs und entschwand aus der Schenke.

Sie hinterließ drei etwas verdutzte junge Männer, ein halbes Glas Spezi und die Zeche dafür.

„Das aber war ein schneller Abgang.“ Kommentierte Jake trocken.

„Allerdings.“ Nickte Lan und sah zur Tür, die eben entgültig ins Schloss fiel.
 

Miyuki verlangsamte ihren Gang erst, als sie gute fünf Minuten vom Sakander entfernt war. Ein beklemmendes Gefühl stieg in ihr hoch und trieb ihr beinahe die Tränen in die Augen. Wieso, warum hatte sie niemand aufgefordert? Sie war weder eine graue Maus noch unbeliebt an der Schule. So kitschig es auch klang, sie wollte den gleichen Stress, den es bedeutete, ein Kleid auszuwählen, sich an besagtem Abend zurecht zu machen. Es war ja ihr erster Ball. Diese Stimmung des ersten Males, die Aufregung, bevor er sie abholen würde und so fort.

Zudem hatte sie keine Ahnung wie sie sich beim Ball und dessen striktem Aufbau davon schleichen sollte.

Die Planung sah zuerst ein kleines, halb- bis dreiviertelstündiges Konzert der Big Band vor, währenddessen sich die Gäste mit einem Willkommens-Cocktail (je nach Stufe auch alkoholfrei) in Stimmung brachten. Dann, nach dem Auftritt sollte ausgerechnet das Orchester den Ball mit einem Walzer eröffnen. Wie Miyuki die Proben dafür ohne lästige Fragen überstanden hatte, wusste sie schon gar nicht mehr. Aber man würde genau auf die Sängerin achten, da das Orchester in strikter Ordnung, und nebenbei gesagt freiwillig, schwarz und weiß trug. Über die Solokünstlerin wurde abgestimmt, sie habe farblich hervorgehoben zu sein. Egal wie man es drehte und wendete, es würde immer eine peinliche Situation dabei herauskommen, würde sie tatsächlich – und danach sah es aus – tanzpartnerlos bleiben.
 

Der Ball rückte immer näher und die Sängerin wurde in dieser Zeit immer stiller und nachdenklicher. Jake stellte mit dem Probespiel seine Qualitäten unter Beweis, wurde in die Band aufgenommen und trug wesentlich zu deren Namensgebung bei: Cerise Black. Das einzige, was noch etwas haperte war das Zusammenspiel, doch auch das wurde von Mal zu Mal ein kleines bisschen besser. Auch legte sich Jake jetzt mehr ins Zeug. Seine Bemühungen richteten sich mehr auf Shin und Lan, seit er begriffen hatte, wie wichtig deren Freundschaft in der Band waren. Was nicht bedeutete, dass sie schnell Freunde wurden.

Miyuki dachte im Gegenzug nicht viel über Jake nach. Sie war verletzt und kam aus dem Grübeln nicht mehr hinaus. Keiner, niemand, nicht ein einziger hatte auch nur annähernd versucht, sie probeweise zum Ball einzuladen. Es wollte ihr einfach nicht in den Kopf und verursachte ein hartnäckiges, unangenehmes Stechen in ihrer Brust. Gedemütigt fühlte sie sich und sie suchte nach der Eigenschaft, die sie für andere, so glaubte sie zumindest, so abstoßend wirken ließ. Ihre Konzentration litt stark darunter, so auch Big Band- und Cerise Black-Proben und nicht zuletzt der Unterricht. Es ging soweit, dass einer der Lehrerinnen sie nach dem Kurs zu sich rief.

„Miyuki, ist momentan alles in Ordnung bei dir?“ fragte sie in ihrer direkten Art ohne Umschweife.

„Ja, eigentlich.. Nein ist es nicht.“ Resignierte Miyuki. „Ich bin nur ein bisschen neben der Spur wegen des Balls.“ Es fiel ihr sichtlich schwer, sich der Frau anzuvertrauen. „Es hat mehr mit mir als mit anderen zu tun.“

„Vielleicht könntest du versuchen die positiven Seiten davon zu finden, was auch immer es ist. Es wird vorbei gehen und sich eine Lösung finden, da bin ich mir ganz sicher. Nur darfst du dich nicht so gehen lassen. Bestimmt setzt nicht nur das Orchester auf dich.“

Mit diesen Worten und einem ernsten Blick aus ihren milden Augen verließ sie das Klassenzimer.

Sie bemühte sich den ganzen restlichen Donnerstag keinen Gedanken an das bevorstehende Fest zu verschwenden und wenn dann nur an die guten Seiten. Wenn Freundinnen von wunderbaren Abendkleidern oder ihren Tanzpartnern schwärmten freute sie sich nach Kräften für sie. Sie zuckte auch nicht mehr zusammen, sobald jemand sie und den Ball in einen Satz brachte und unterdrückte jedes Gefühl von Trauer oder Missmutigkeit.
 

Die Orchesterprobe entfiel wegen einer großen Klassenarbeit und so fanden sich die vier bereits um 17 Uhr ein. Zumindest theoretisch, denn von Jake war noch keine Spur zu sehen und auch Shin schien sich diesmal zu verspäten.

Die Sängerin öffnete gerade die Tür zum Musiksaal, als sich eine warme Hand auf ihre Schulter legte und jemand nah an ihrem Ohr sagte:

„Schau doch nicht immer so traurig.“

Tatsächlich stiegen ihr gerade wieder sämtliche Erlebnisse hoch und sie glaubte unbeobachtet leise seufzen zu dürfen, doch nicht einmal das war ihr gestattet. Sie wandte sich zu dem Sprecher um und sah mit großen, leicht glasigen Augen in Lans besorgtes Gesicht. Die Situation war rührselig. Miyuki, die so dringend jemanden brauchte, der eine Schulter zum Anlehnen hatte und dem sie die Geschichte erzählen konnte. Und Lan, dem sie so allein und hilfebedürftig vorkam, dass er sie am liebsten in die Arme geschlossen hätte. Doch noch während er über ihr leeres Gesicht grübelte, verflog dieser Moment und sie traten in den Raum.

„Sag doch wenigstens was los ist.“ Die Tür wurde geschlossen. „Das geht schon bald seit zwei Wochen, diese Stille an dir. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich darauf tippen, dass es mit Jake zu tun hat.“ Jetzt war Lan es, der schwieg. Vermutlich, da ihm aufging, dass er es gar nicht besser wusste. Eifersucht?

„Nein, Jake war nicht der Auslöser.“ Beschwichtigte Miyuki ihn. ‚Vielmehr warst es du’ fügte sie in Gedanken hinzu.

Der Moment in dem Lan mit einem Augenzwinkern verkündete, er wäre mit einer Freundin mit auf dem Ball, hatte in ihr viel ausgelöst. Sie wusste nicht, woher dieses Gefühl kam. Es war ein bisschen Eifersucht, eine Prise Schlag in den Magen, abgeschmeckt mit Enttäuschung, Trauer und Wut auf sie selbst. Denn es war der Moment, in dem er klar aussagte, dass er vorher noch keine Tanzpartnerin gehabt hatte. Die Sekunde, in der sich Miyuki wie ein Volltrottel vorkam, weil sie ihn nicht gefragt hatte. Und schließlich auch die Einsicht, dass die letzte Chance nun auch vorbeigezogen ist.

Verliebt? Lan war für sie inzwischen ein guter Freund geworden, jemand, zum Pferde stehlen. Auf eine etwas unerklärliche Art und Weise ergänzten sie einander im Spiel ideal und auch sonst waren sie auf einer Wellenlänge. Vielleicht war es tatsächlich mehr als sie sich selbst eingestand.

Sie hatte jedoch keine Möglichkeit, diesen Faden weiterzuspinnen, denn der Schlagzeuger von Cerise Black trat soeben ein und fragte: „Nicht Jake? Es gibt größere Probleme als ihn?“ Doch er grinste. Der neue Bassist war zwar tatsächlich eine schiere Katastrophe, wenn man versuchte, ihm irgendeine Art von Ordnung beibringen zu wollen, aber alles in allem schloss er sich ihrem Teamgeist an.

Ihr Gespräch mit der Lehrerin, Lans besorgte Miene als er hereinkam und nun Shins sprühende Lebenslust brachten Miyuki dazu, eine Entscheidung zu treffen. Mit seiner üblichen fünf- bis dreißigminütigen Verspätung trat nun auch Jake mit einem kurzen, Verlegenheit heuchelnden Grinsen ein. Nach allen Floskeln der Begrüßung wandte sich Miyuki an den Rest.

„Ich würde gern mit euch Reden.“ Begann sie zögerlich. Sprechen vor vielen Leuten war eigentlich kein Problem. Zumindest nicht vor dem Orchester. Jetzt verhaspelte sie sich und obwohl sie den Mund ein paar Mal öffnete, kamen ihr die gewählten Formulierungen nicht über die Lippen.

„Ich habe keinen Tanzpartner zum Ball.“ Kam plötzlich der Ruck.

‚Ich bin rot, ganz sicher bin ich bis über die Ohren rot angelaufen.’ Rasten die Gedanken durch ihren Kopf während sie sich eingehend mit der Maserung des Parketts beschäftigte. „Und das hat mich irgendwie ständig runtergezogen, ich weiß, dass das kindisch ist. Tut mir leid. Lasst uns jetzt bitte einfach anfangen wie üblich, okay?“

Lan wurde schlagartig einiges klar. ‚Das wollte sie mich immer fragen... Ich Volltrottel! Was hätte es nahe liegenderes gegeben?’ In Gedanken nannte er sich noch so einiges anderes. Laut sagte er, etwas harscher als gewollt: „Deshalb dein plötzlicher Aufbruch neulich im Sakander!“

Er war von sich selbst enttäuscht. Alles, was er wollte, war doch nur auch dabei sein. Sie vielleicht einmal zu einem Tanz aufzufordern und mit ihr an die Bar oder nach draußen zu schlendern. Stattdessen serviert er ihr auch noch noch mit einem Zwinkern die Tanzpartnerin. Woher sollte sie denn auch wissen, was für eine Beziehung er zu ihr hatte? Bestimmt ging Miyuki vom Schlimmsten aus. Derweil war Lans Begleitung nicht übermäßig begeistert gewesen und hatte noch ob der langen Freundschaft schließlich und recht spät, eingewilligt. Wie mochte das nur erst nach Aussen, auf SIE wirken?
 

Und Shin setzte hinzu: „Und die Themenwechsel, das urplötzlich Beschäftigt-sein und deine Ablehnung.“

Unter dieser Kanonade von Fragen wich Miyuki zurück und stieß mit ihrem Rücken gegen den Flügel. Beschämt gab sie alles zu und entschuldigte sich mehrmals. Sie hatte immer noch ein schlechtes Gewissen. Zwar hatte sie sich jetzt frei von einer großen Last geredet, doch sie wusste, wie irrig die Vorstellung war, Lan könnte bloß deswegen alles stehen und liegen lassen und seine Verabredung rückgängig machen.
 

„Darf ich Dich bitten, mich zum Ball zu begleiten, Miyuki?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Petey
2007-01-16T05:47:58+00:00 16.01.2007 06:47
Fieser Schluss! >_<
Ich tippe auf Ko... äh... Jake. :3
Find ich ja stark, dass seine alte Band Surviver Project hieß. Der Name ist ja mal echt cool für eine Band. .___.
Und wer hat da noch so mitgespielt? Ein Panther?

Dein Schreibstil ist echt toll, nach wie vor. (Hey! wir sollten mal wieder eine Fortsetzungsgeschichte schreiben. XD)

Wo ich den Schwachpunkt der Story sehe, ist in der Zahl der Charaktere, die so kurz hinter einander auftauchen. Man kennt Miyuki noch gar nicht, dann ist Shin schon da. Kaum hat man die irgendwie auf die Reihe gebracht, tritt Lan auf. Und dann gleich danach Jake. Ich weiß nicht, ob mich das nicht sehr verwirren würde, wenn ich die Geschichte nicht schon kennen täte.... :3


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