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Zwillinge retten zwei Pferde

von

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Die Neue

Die Neue
 

Das Essen in Lindenhof war fast immer gut. Nur selten gab es das, was die Mädchen als "Mampf" bezeichneten. Am ersten Tag nach den Ferien war es Traditionsgemäß besonders gut. Heute gab es zumn Nachtisch Kuchen mit Schlagsahne. Und so viel davon, wie man wollte. Hanni wollte gleich drei Stück.

"Haben deine Eltern dich in den Ferien hungern lassen?", fragte Elli.

Sie hatte ihr einziges Stück nicht mal aufgegessen, weil sie auf ihre Linie achten musste. Sie war hübsch und eitel und neigte zur Rundlichkeit.

Hanni antwortete ernsthaft und mit vollem Mund: "Genaudas, Ellimaus. Das heißt, gehungert haben wir nicht gerade, aber Paps hat im Großhandel hundert Dosen Hundefutter eingekauft. Die solten Nanni und ich aufessen. Es schmeckt nicht besonders, nicht einmal mit Ketschup. Deshalb....., Hausmutter, ch bitte, kann ich noch ein Stück Kuchen haben?"

Wie immer nach den Ferien unterhielten sich alle an diesem Abend während des Essens lautstark über tausenderlei Dinge. Nachdem die spannendsten Erlebnisse ausgetauscht waren und der Geräuschpegel sich wieder noramlisierte, klopfte Frau Theobald an ihr Glas. Sie hielt eine kleine Begrüßungsrede. Auch das gehörte zur Tradition. Zum Schluss stellte sie uns zwei neue Schülerinnen vor. Eine Erstklässlerin, die tatsächlich rote Ohren bekam, als sie aufstehen und ihren Namen nennen sollte.

Hanni und Nanni und ihre Freundinnen interessierten sich nicht für die kleine Rothaarige. Das war ein "Baby". Sie hatten vergessen, dass sie vor nicht allzu langer Zeit auch als solche "Babys" in Lindenhof angefangen hatten.
 

Die zweite Neue war weitaus interessanter, denn sie kam wahrscheinlich in ihre Klasse. Es war eine große , schlaksige; sie war nicht direkt hübsch, aber sie hatte ein klares, sympatisches Gesicht, helle graue Augen und kurzes, glattes blondes Haar. Si ewurde nicht rot, als sie ihren Namen nennen musste. Sie hieß Marion Henders und kam aus Norddeutschland.

"Ich möchte ein paar Wort über Marion sagen", erklärte Frau Theobald. "Damit ihr wisst, warum sie zu uns kommt. Un dauch, um etwaigen neugierigen Fragen vorzubeugen, wenn....."

Marion hob die Hand.

"Ja?"

"Bitte, Frau Direktor, darf ich selbst...."

Frau Theobald schaute sie irritiert an. Es kam selten vor, das heißt, es war, soweit sie sich erinnerte, überhaupt noch nie nir vorgekommen, dass siech eine neue Schülerinn selbst vorzustellen wollte. Eine winzige Falte erschien auf ihrer Stirn und glättete sich dann wieder.

"Natürlich darfst du selbst zu deinen neuen Mitschülern sprechen", sagte sie freundlich. "übrigens Marion ich möchte hier in Lindenhof nicht Frau Direktorin genannt werden. Sag Frau Theobald zu mir wie alle anderen."

"Danke Frau Dir..., Frau Theobald." Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht, nun doch etwas nervös. "Also...", fing sie an, "Also..... Ich will euch erzählen, warum ich nach Lindenhof gekommen bin, obwohl ich nie im Traum daran gedacht hätte, in ein Internat zu gehen, und meine Eltern auch nicht. Vielleichtmeint ihr, ich spinne, weil ich mich hier hinstelle und über mich reden möchte. Kann sein, es interessiert euch überhaupt nicht. Oder eben doch. In jeder Schule wird eine Neue so nach und nach ein bisschen ausgefragt.Das ist normal. Ich möchte das, was zu Hause passiert ist, vergessen. Deshalb erzähle ich es euch gleich heute. Und dann, bitte, sprechen wir nir wieder davon." Sie machte ein Pause.

Niemand unterbrach die Stille. Die Mädchen schauten sich an, sie waren neugierig und gleichzeitig verwirrt. Was wollte Marion ihnen sagen?

War es eine Beichte?

"Sie hat sicher was schlimmes ausgefressen", flüsterte Marianne. "Vielleicht geklaut."

"Oder einen Unfall verursacht", spann Carlotte mit ihrer Lebhaften Fantasie das Thema weiter. "So etwas gibt es doch. Irgendein Leichtsinn im Verkehr, mit dem Rad zum Beispiel, ein Autofahrer muss ausweichen und überfährt ein Kind. Dann war Marion an seinem Tod schuld. Furchtbar..."

"Quatsch mit Soße", murmmelte Nanni. "Hör lieber zu!"

"Also...", fing Marion wieder an. "Meine Eltern, meine Brüder und ich, wir wohnen in einem kleinen Ort bei Hannover. Unser Nachbar hat ein Gestüt mit Reitstall. Ich habe reiten gelernt, als ich sieben war. Seitdem waren Reiten und Pferde das Schönste und Wichtigste für mich. Als ich älter wurde, habe ich im Stall geholfen und durfte dafür jeden Tag umsonst reiten. Dann habe ich mit Turnieren angefangen. Bitte haltet mich nicht für eingebildet, aber ich muss das jetzt sagen, es ghört nämlich zu meiner Geschichte-- ich war ziemlich gut. Ich habe ein paar Jugendpokale gewonnen. Wilko, der Chef des Reitstalls meinte ich hätte eine Karriere als Springreiterin vor mir, wenn ich weiter so fleißig trainieren würde." Marion schluckte. "Ich habe trainiert. Und beim Training ist es schließlich passiert. Der Chef hatte mir Catalina gegeben, sein schönstes Pferd. Natürlich nicht geschenkt. Aber sie gehörte trotzdem irgendwie mir. Ich habe sie so sehr geliebt. Ja und dann blieb Catalina an der Planke hängen, dabei war das Hindernis gar nicht besonders hoch. Wir stürzten....." Marion schluckte wieder. Ihre Augen waren groß und fast durchsichtig.

"Sie weint", flüsterte Nanni.

"Nein",meinte MArianne, "sie weint nicht. Aber beinahe. Sie begherrscht sich. Sie imponiert mir. Anscheinend eine supersportlerin."

Sport war für Marianne ungeheuer wichtig.Eine Neue, deren Fähigkeiten als sportlerin sie anerkannte, konnte sich ihrer Freundschaft sicher sein.

"Ich war bewusstlos.", fuhr Marion fort. "Ich bin erst im Krankenhaus wieder aufgewacht. Ich hatte eine Rückenverletzung. Wilko erzählte mir, dass er Catalina erschießen musste. Es hat lange gedauert, bis ich wieder gehen konnte. Jetzt bin ich gesund. Der Arzt sagte mir, ich hätte nicht einen sondern mindestens drei Schutzengel gehabt. Ich kann heute bei leichten Sport mitmchen, Schwimmen und Gymnastik sind sogar gut für mich. Aber ich darf keinen Leistungssport betreiben. Das wäre mir egal. Bloß: Ich darf nie wieeer reiten."
 

Im Speißesaal von Lindenhof hätte man die berühmte Stecknadel fallen hören. Es gab keine Stecknadel. Dafür musste Petra niesen. Die anderen Mädchen warfen ihr strafende Blicke zu. Sie genierte sich furchtbar und nieste noch einmal.

"Ich bin dankbar, dass ich kein Krüppel geblieben bin", sagte Marion. "Aber es war so schwer für mich, als ich wieder zu Hause war. Von meinem Fenster aus sehe ich die Reitbahn und die Pferde, ich höre die Kommandos und das Wiehren der Pferde. Einige Oferde erkenne ich sogar an ihrem Wiehren. Mein Brüder sind zehn und zwölf. Sie reiten alle. Ich habe sie dazu angeregt. Ich konnte das alles nicht mehr aushalten. Deshalb ghabe ich meine Eltern gebeten mich in ein Internat zu schicken. Meine Tante war als junges Mädchen mal ein Jahr lang in Lindenhof. Sie sagte hier gäbe es keine Pferde. Deshalb bin ich hergekommen. Danke, dass ihr mir zughört habt." Sie setzte sich und trank ihren kalten Tee. Nicht weil er ihr schmeckte, sondern weil sie den Blicken ausweichen wollte, die auf sie gerichtet waren. Sie war froh, dass sie es hinter sich gebracht hatte. Sie hatte ihren ganzen Mut zusammennehmen müssen um vor all den fremden Mädchen und Kehrerinnen über ihr Problem zu sprechen. Jetzt war es vorbei und man würde sie hoffentlich in Ruhe lassen. Natürlich wurde nun an allen Tischen durcheinander geredet.

Frau Theobald unterbrach das Stimmengewirr nur kurz um zu sagen, sie hoffe, dass die "alten" Lindenhofferinnen MArion helfen würden sich einzuleben. "Und", sagte sie dann noch, direkt an Marion gewand, "dir wünsche ich, dass du dich hier wohl fühlst und Freundschaften schließt, die es dir leichter machen mit den Kummer fertig zu werden."

Marion bekam einen Sthul am Tisch der vierten Klasse. Zuerst verlief die Unterhaltung etwas schleppend, denn niemand wagte es, Marion eine Frage zu stellen. Auch nicht über ihre frühere Schule, ihre Freundinnen, ihre sonstigen Hobbys, Schließlich war es Marion, die fragte. Als Neue im Internat möchte man tausend Dinge wissen. Dann erschien die Hausmutter mit einem Packen Bettwäsche und Handtüchern.

"Du bist erst kurz vor dem Essen angekommen und hast einen anstrengenden Abend hinterdir", sagte sie herzlich. Sie hatte von den Küchentür aus alles mit angehört. "Ich helfe dir dein Bett zu machen. Auspacken kannst du morgen."

Bobby und Carlotta, die MArion das Zimmer teilten, sprangen auf.

"Wir kommen mit", sagte Carlotta. "Wenn wir alle zusammen helfen, ist Marions Zeug in zehn Minuten aufgeräumt. Dann kann sie morgen in Ruhe den ersten Lindenhofer Tag genießen." Sie grinste. "Aber das Bett machen sie trotzdem, Hausmütterchen. So schön wie sie kann das keine von uns."

"Natürlich", lachte die Hausmutter. "Mein angebot gilt."

Am Tisch der vierten wurde jetzt nur über die Neue gesprochen. Die Meinungen flogen über den Tisch wie Tischtennisbälle.

Marianne sagte: "Toll, dass sie schon mal Turniere gewonnen hat. Sie ist sicher eine prima Sportlerin. Das heißt, sie war es. Schade, dass sie von der Verletzung her was zurückbehalten hat. Sonst wäre sie bestimmt auch ein gute Handball- oder Tennisspielerin."

Carlotta meinte: ""Ich verstehe sie so gut, die Arme! Wenn ich an mein Pferd denke, damals beim Zirkus. Mein Gott, mir kommt es vor, als wäre es eine Ewigkeit her....."

"Also, nett ist sie schon, glaube ich", meinte Elli. "Aber nicht besonders hübsch. Sie sollte sich wenigstens die Haare eindrehen. Locken würden ihr viel besser stehen."

"Sie tut mir Leid", sagte Hanni. "Sie braucht Freunde."

"Mir tut sie auch Leid. Uns allen", seufzte Nanni. "Klar, dass es sie nervt, jeden Tag von ihrem Fentser aus den anderen zuzuschauen, die das tun, was sie nicht mehr tun kann. Aber diesen Pferdekomplex wird sie im laufe der Zeit bestimmt ablegen."

Anja sagte nichts. Sie dachte: Ich verstehe ihren Kummer. Nur, ich selbst wäre so glücklich, wenn ich wenigstens normal gehen könnte.....
 

so auch das war es wieder..

Mila-chan



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