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Zwillinge retten zwei Pferde

von

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Pluspunkte für Marion

Pluspunkte für Marion
 


 

Eine Neue im Internat, das ist immer eine heikle Sache. Man verbringt ja nicht nur die Unterrichtsstunden miteinander, sondern das ganze Leben, Tag und Nacht. Die Mädchen der vierten waren Marion als Zuwachs zufrieden. Sie war ruhig und kameradschaftlich und ließ sich nach der Rede am ersten Abend von ihrem Kummer nichts mehr anmerken. Manchmal konnte sie richtig witzig sein. Die Lehrerinnen mochten sie ebenfalls. Sie war eine gute Schülerin, aber nicht so gut, dass es die anderen Mädchen gestört hätte. Außerdem war sie hilfsbereit. Wenn jemand von ohr abschreiben wollte, machte sie keine Zicken. Nachdem Marion etwa zwei Wochen in Lindenhof war, ging es Jenny an den Kran´gen. Bei einer Klassenarbeit in Französisch ähnelte ihr Text verflixt dem von Marion.

"Jenny", schimpfte Mamsell, "Du hast abgeschrieben."

"Ja", gab Jenny zu. Erstens, weil es keinen Sinn hätte es auszuarbeiten, und zweitens, weil sie zwar abschrieb, wenn sich ihr die Chance bot, aber nicht log. Hatte man pech dabei, nun ja, dann musste man die Suppe eben auslöffeln, lautete ihr Motto.

"Du wirst die Klasen arbeit morgen wiederholen", fuhr Mamsell fort, "am Nachmittag, allein. Damit ich sehe, was du wirklich kannst. Außerdem wirst du als Strafe für deinen Betrug zehn Seiten aus unserer Klassenlektüe übersetzen."

Jenny nickte. Sie war wütend. Warum musste Mamsell ausgerechnet heute ihr Rheuma haben, dachte sie. Jeder in Lindenhof wusste, dass Mamsell gute und schlechte Tage hatte. Die Rheuma-Tage waren die allerschlechtesten. Sie konnte reizend sein - oder reizbar wie ein alter Bär. Da die guten Tage überwogen, liebten die Mädchen sie trotz ihrer häufigen Wutausbrüche und gelegentliche Ungerechtheiten. Jenny wusste, dass die Strafarbeit keine Ungerechtigkeit war, aber sie ärgerte sich trotzdem darüber.

Marion hob die Hand.

"Von die will ich nichts hören", fauchte Mamsell. "Du hast Jenny nicht am abschreiben gehindert. Ihr werdet alle beide am Samstag zu Hause bleiben. Der Ausgang ist gestrichen."

"Darf ich trotzdem etwas sagen?", behaarte Marion. "Ich wollte sie bitten, dass ich die Strafübersetzung mit Jenny teilen darf. Ich bin genauso schuld wie sie. Ich selbst habe sie abschreiben lassen. Ich habe mein Heft so hingelegt, dass sie alles lesen konnte."

Mamsell schwieg. Die Klasse hielt den Atem an. Auf einmal lächelte Mamsell. Ihr großes, bereites pferdezähniges Lächeln. Ein vergnügtes, freundliches Lächeln.

"In Ordnung. Nartürlich wird Jenny die Übersetzung ebenfals von dir abschreiben. Bring ihr wenigstens ein bisschen was bei, Marion. Den Subjonctif vor allem. Ihr bringt mich noch ins Grab, weil kaum eine von euch den Subjonctif beherrscht. Übrigens, das Ausgangsverbot für Samstag hebe ich hiermit wieder auf. Du kannst dich bei Marion bedanken Jenny."

"Ja, Mamsell", murmelte Jenny. Sie schämte sich. Zumindest in Mamsells Unterricht würde sie nicht mehr abzuschreiben versuchen, nahm sie sich vor.

MArion hatte durch ihre Haltung eine Menge Pluspunkte gesammelt. Nicht nur bei Mamsell und Jenny, auch bei den anderen Mädchen. Man war ihr von Anfang an freundlich begegbnet, denn alle hatten Mitleid mit ihr. Aber Mitleid genügt auf die Dauer nicht. MArion erwies sich als gute Freundin und bewies auch das, was man Zivilcourage nennt, eben Mut im Alltag.

Mit den Zwillingen verstand sie sich besonders gut.

"Das liegt daran, das die Wellenlänge stimmt", hatte HAnni einmal lachend gesagt.

Anja brachte Marion ganz besondere Zuneigung entgegen. In diesem Fall war es nicht die Wellenlänge. Anja, die auch vor dem Unglück eher künstlerischen als sportlichen Interessen nachgegangen war, und Marion, für die Leistungssport das Ein und Alles gewesen war, hatten wenig gemeinsame Interessen. Dafür verband sie eine echte sympathie und das Wissen, dass sie beide mit Prblemen zu kämpfen hatten, die den anderen fremd waren. Mit ihren Zimmergenossinnen vertrug sich Marion bestens. Außer Anja waren sie die einzigen, die wussten, dass sie manchmal im Bett weinte. Am schlimmsten war es nach einem Fernsehfilm über junge Turnierreiter gewesen. Da hatte sie geheult wie der wohl bekannte Schlosshund. Die beiden Mädchen mussten ihr in die Hand versprechen "nuie im Leben" ein Wort darüber zu verlauten zu lassen. Sie hielten ihr Versprechen.
 

So das wars mal wieder ich weiß kurz, aber die Kapitel werden immer unterschiedlich ausfallen, mal länger und mal kürzer!



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