Yoshiko und Hikaru
„Wunderschönen guten Morgen.“ Sie lächelte. Tsubasa hatte sich über sie gebeugt und begrüßte sie mit einem leidenschaftlichen Kuss.
„Guten Morgen, Tsu.“
„Ich hab meine Mutter angerufen, sie hat gesagt, dass wir doch heute mal zum Essen vorbei kommen sollen. Roberto will grillen.“
„Grillen?“ fragte Sanae überrascht.
Tsubasa nickte und schaute seine Freundin überrascht an.
„Ich habe schon lange nicht mehr gegrillt.“ Meinte sie.
„Nein?“
Sie schüttelte den Kopf. „Meine Eltern hatten seit sie die neuen Jobs angenommen hatte, kaum noch Zeit für so was. Schließlich bin ich auch schon erwachsen und brauch keine Aufsichtsperson, die den ganzen Tag für mich da ist.“
„Dann hast du dir aber wirklich einen guten Freund gesucht, denn Roberto liebt Grillen. Bei uns kommt das manchmal viermal in der Woche vor.“
„Echt so oft?“
„Ja, meine Mutter findet das auch toll, dass muss sie nicht in der Küche stehen. Sie macht dann einen Salat und Roberto macht den Rest.“ Er lächelte. „Also kommst du?“
Sie nickte. „Sehr gerne. Hier ist es sehr langweilig.“ Sagte sie. „Sollen wir vielleicht was mitbringen?“
„Nee.“ Meinte er.
Sie reckte sich erst mal im Bett. „Noch müde?“ fragte er.
Sanae schüttelte den Kopf, beugte sich über ihn und küsste ihn.
„Was hast du vor?“ fragte er.
„Weiß ich noch nicht.“ Sagte sie und setzte sich nun ganz auf ihn drauf und küsste ihn leidenschaftlich weiter.
Es klingelte.
Sie blickte auf. Doch Tsubasa zog sie wieder zu sich.
Es klingelte wieder. „Ich muss runter, das ist unsere Nachbarin. Sie will nach mir schauen.“ Tsubasa seufzte und ließ Sanae los. Sie küsste ihn, zog sich ihren Morgenmantel über und tapste aus dem Zimmer.
Sie machte die Tür auf.
Doch es war nicht ihre Nachbarin.
Es war Yoshiko. Und sie weinte.
Yoshiko blickte Sanae an. „Ich wollte dich nicht wecken.“ und wollte gerade schon wieder umkehren.
„Hast du nicht. Komm rein.“ Sie legte den Arm um das verstörte Mädchen. „Ich mach uns einen Tee.“ Yoshiko setzte sich zu ihr in die Küche.
Es polterte oben.
„Hast du Besuch? Dann sollte ich wirklich besser gehen.“
Sanae nickte. „Du bleibst hier. Das ist nur Tsubasa.“
„Achso.“ Sagte Yoshiko. Und schon kamen ihr wieder die Tränen.
Sanae kniete sich vor sie und schaute sie an. „Was ist denn passiert?“
„Hikaru…“ fing sie an zu schluchzen.
„Ja, was ist denn mit ihm?“
„Er mag mich nicht mehr?“
„Wie kommst du denn darauf?“ fragte Tsubasa. Die Mädchen schauten auf und er stand in der Türangel.
„Ich hab die beiden gesehen!“ meinte Yoshiko.
„Wen denn?“ fragte Sanae.
„Na Hikaru und das Mädchen.“
„Welches Mädchen?“ fragte Tsubasa.
„Das wunderschöne mit der er im Eiscafe saß.“
„Das war bestimmt seine Cousine.“ Meinte Tsubasa. „Oder eine gute Freundin.“
Er setzte sich an den Tisch, nachdem er Sanae wieder auf half.
„Wie geht’s deinem Fuß?“ fragte Yoshiko.
„Mach dir mal um mich keine Sorgen. Von so was lass ich mich nicht unterkriegen. Kennst mich doch.“ Sagte Sanae mit einem Lächeln.
Yoshiko nickte. „Ja, du warst immer die stärkere und mutigere von uns beiden.“
„Das hat doch jetzt damit gar nichts zu tun. Hör mal, ich glaub nicht, dass Hikaru eine Andere hat.“
„Ich stimme Sanae zu. Hikaru hat jeden Tag an der Rezeption nach gefragt, ob wieder ein Brief von dir gekommen ist. Er liebt dich, glaub mir. Ich bin sein bester Freund. Ich weiß das.“
Yoshiko blickte Tsubasa fragend an.
Das Telefon klingelte.
Sanae humpelte aus der Küche und nahm das Telefon im Flur an. „Moshi-Moshi. Nakazawa, Sanae.“
„Hallo hier ist, Matsuyama, Hikaru. Ich wollte wissen, ob Yoshiko bei dir ist, wir waren nämlich verabredet.“
„Ja sie ist hier.“ Sagte Sanae. „Aber ich weiß nicht, ob sie mit dir reden will.“
„Sanae… ich weiß nicht was ich getan hab. Gib sie mir bitte.“ Er bettelte sie an. Sanae nickte. „Yoshiko, es ist für dich.“
Yoshiko stand von ihrem Stuhl in der Küche auf und ging zu Sanae, diese reichte ihr den Hörer und ging wieder in die Küche.
„Ist es Hikaru?" fragte Tsubasa. Sanae nickte und setzte sich auf seinen Schoss.
„Du hast ja immer nur noch dein Morgenmantel an.“ Meinte er verführerisch.
„Wann hätte ich mir denn was anderes anziehen sollen, muss eh noch unter die Dusche.“ Sagte sie mit einem Grinsen.
Er küsste ihre Lippen.
Sanae hörte, wie Yoshiko den Hörer wieder auflegte.
Sie kam in die Küche und schaute die beiden ein wenig verschämt an. „Ihr habt Recht gehabt.“ Sagte sie.
„Ich kenne Hikaru lange genug.“ Meinte Tsubasa.
Yoshiko nickte. „Ich geh jetzt auch. Wir treffen uns gleich. Tut mir Leid, dass ich euch gestört habe.“ Sagte sie.
„Yoshiko du weißt, dass du nie stören würdest.“ Sagte Sanae und brachte ihre Freundin zur Tür.
„Danke noch mal.“ Sagte diese zu ihrer Freundin.
Sanae nahm sie noch mal in den Arm. „Du weißt, dass ich immer für dich da bin und nun genieß die Zeit mit Hikaru.“
Yoshiko nickte und verließ das Haus.
Als Sanae die Tür verschloss, spürte sie schon seine Hände auf ihren Körper entlang gleiten.
Sie lächelte verlegen und legte den Kopf zur Seite. Er küsste ihren Hals.
„Du bist wunderschön, meine Liebste.“ Sagte er, nahm sie auf den Arm und trug sie wieder die Treppe hinauf.“ Sie schmiegte sich an ihn.
Als er sie sanft aufs Bett legte, fanden sich ihre Lippen wieder zu einem Paar.
„Sanae!“
Diese drehte sich um. Yoshiko kam angerannt. „Hast du schon das Neueste gehört?“
„Nein, was denn?“
„Wir kriegen eine neue Schuluniform. Sie soll uns heute vorgestellt werden.“
„Woher weißt du dass denn?“
„Meine Mutter ist doch im Studienrat.“
Sanae nickte. „Weißt du schon wie sie aussehen wird?“
Yoshiko schüttelte den Kopf. „Aber meine Mutter sagte mir, dass sie etwas anders aussehen wird. Die Sommeruniform vor allem und unsere Sportuniform, die soll uns besonders gefallen.“
„Welche Farben?“
„Das werden wohl dieselben bleiben. Blau, weiß und rot.“ Sagte Yoshiko.
„Wie war es gestern noch mit Hikaru? Ich hatte dich gestern noch versucht anzurufen, aber deine Mutter sagte mir, dass ihr immer noch unterwegs seid.“
„Ja, tut mir Leid. Wir kamen gestern auch nicht sehr früh zurück. Da wollte ich nicht noch mal zurück rufen.“
„Na dann.“ Sagte Sanae mit einem Lächeln. Es ging zwischen den beiden also wieder super.
„Du humpelst ja gar nicht mehr so schlimm.“ Bemerkte Yoshiko.
„Es nervt aber immer noch.“ Sagte Sanae mit einem leichten Seufzer in ihrer Stimme.
„Ja, das glaub ich dir. Wirst du mit nach Hokkaido kommen?“
„Was gibt es denn da?“
„Na da werden unsere Jungs ein Wochenende sein.“
„Was machen die da? Und von wem aus?“
„Von Roberto glaub ich. Das soll ein kein Trainingscamp sein, sondern ein Spaßcamp. Zur Erholung bevor die ganzen Spiele wieder losgehen.“
Sanae schüttelte den Kopf. „Nein, ich weiß nichts davon.“
„Tsubasa wollte es dir bestimmt noch sagen.“ Sanae nickte. „Wo ist er eigentlich? Ich denke er bringt dich jetzt jeden Tag persönlich zur Schule.“
„Er musste noch mal nach Hause. Hatte was vergessen. Gestern ging bei euch wieder alles okay?“ fragte Sanae sie.
Yoshiko nickte. „Ihr hattet Recht. Es war eine alte Bekannte von ihm, mit der sich gestern nach langem wieder getroffen hatte und nur gut verstanden hatte.“
Sanae nickte. „Siehste mal. Ich geh mal schnell bei den Mädchen vorbei.“
Yoshiko nickte. „Aber wie willst du mit dem Fuß schnell sein.“ Sagte Yoshiko mit einem Grinsen.
Sanae streckte ihr die Zunge raus und ging in die Sporthalle.
Wo sie schon sehnsuchtsvoll erwartet wurde.
„Wie du hast es ihr noch nicht gesagt?!“ meinte Kojiro vorwurfsvoll. „Warum denn nicht?“
„Weil ich nicht weiß, ob sie mitkommen würde.“ meinte Tsubasa seufzend.
„Warum sollte sie nicht?“
„Weiß ich nicht.“
„Mach dir mal um Sanae keine Sorgen. Die wird schon mitkommen.“ Sagte auch Taru.
Tsubasa seufzte. „Sie ist einfach so …“
„Was?“ fragte Genzo.
Tsubasa blickte seine Freunde an. „Na ja. Sie hat nen starken Willen.“
„Ja bei dir beißt sie aber auch auf Granit.“ Sagte Kojiro.
„Wie meinst du das?“
„Ihr beide seid Dickschädel will er dir sagen.“ Sagte Taru.
„Nenn mir mal einen Grund, warum Sanae nicht mitkommen sollte.“ Forderte Genzo.
Tsubasa zuckte mit den Schultern. „Also fragst du sie nachher ganz einfach!“
„Ich stimme Genzo zu. Und somit ist das Thema erledigt.“ Sagte Taru.
"Für euch vielleicht." meinte Tsubasa nur seufzend.
„Eine wichtige Durchsage. Wir bitten die Schülerin Nakazawa Sanae ins Rektorat zu kommen.“ Erklang eine Stimme durch den Lautsprecher.
Yoshiko schaute Sanae fragend an, diese zuckte mit den Schultern, stand aber auf und verließ das Zimmer.
Sie ging den langen Gang Richtung Rektorat entlang.
Sanae war mulmig zu Mute. Sie war sich zwar keiner Schuld bewusst, irgendetwas angestellt zu haben, aber man ließ sie ja nicht ohne Grund ins Rektorat rufen.
Sie klopfte und als sie von drinnen ein „Herein“ vernahm, öffnete sie die Tür, nachdem ein Seufzer ihre Lippen verlassen hatte.
„Schön, dass du so schnell kommen konntest.“ Sagte der Direktor vertraut zu ihr. Sie kannten sich schon länger. Er war ein guter Freund ihres Vaters, deswegen diese Vertrautheit.
„Was gibt es denn Herr Minawa?“
„Ich habe nur eine Nachricht von deinen Eltern an dich.“
„Warum schicken Sie mir die denn in die Schule.“
Herr Minawa seufzte. „Weil es die Schule auch etwas angeht.“ Sanae verstand nicht. Herr Minawa gab ihr den Brief und ging ans Fenster. Sanae öffnete ihn.
Es war die Handschrift ihrer Mutter.
„Unser liebes Mädchen,
leider haben wir eine schlechte Nachricht für dich.
Dein Vater und ich, wir werden uns trennen. Wir werden uns scheiden lassen. Es ist besser so.
Was mit dir passiert, wissen wir noch nicht.
Du bist nun auch schon erwachsen.
Bleib erstmal zuhause.
Wir werden schon eine Lösung finden.
Wir haben die beide sehr lieb.“
Sanae blickte auf. „Das ist doch nicht wahr?“ Sie musste schlucken. Irgendetwas in ihr wollte es nicht wahr haben.
„Sanae, meine Liebe…“
Doch diese stand auf und blickte ihn an. Sie hatte Tränen in den Augen. „Das kann nicht wahr sein. Erst lassen sie mich im Stich und nun das.“ Sagte sie und war den Brief zu Boden. „Warum kann ich nicht Eltern wie jedes andere Mädchen auch haben.“ Sie rannte aus dem Büro.
Herr Minawa seufzte.
Sanae sackte auf der Mädchentoilette zusammen. „Ich glaub das nicht. Das kann nicht sein.“
Ihr Knöchel tat ihr auch wieder weh.
Sie lehnte sich mit dem Kopf gegen die Wand und ließ ihren Tränen freien Lauf.
„Wo sie wohl steckt.“ Meinte Tsubasa.
Er war mit Sanae in der Pause verabredet. Doch sie kam nicht.
Dann sah er Hikaru und Yoshiko auf ihn zukommen.
„Wo ist den Sanae?“
„Wie, wir dachten sie ist bei dir.“ Meinte Hikaru.
Tsubasa schüttelte den Kopf. „Ihr wird doch nichts passiert sein.“ Meinte Tsubasa.
„Nein, sie ist bestimmt noch bei Herr Minawa.“ Meinte Yoshiko.
„Beim Direktor?“ fragte Hikaru.
„Warum dass denn?“ fragte auch Tsubasa.
„Herr Minawa kennt Sanae schon von klein auf. Er ist der beste Freund ihres Vaters. Wir sollten mal bei ihm vorbeischauen.“ Die Jungs stimmten ihr zu und sie gingen Richtung Rektorat.
„Ich muss noch mal aufs Klo. Wartet bitte.“ Sagte Yoshiko und ging ins Mädchenklo.
Sie erschrak ein wenig, als sie Sanae dort saß.
Sie hatte geweint.
„Sanae!“ Sie eilte zu ihr und schaute sie an. „Was ist denn los?“
„Meine Eltern lassen sich scheiden.“
Yoshiko drückte ihre Freundin an sich. „Tsubasa wartet draußen. Er macht sich Sorgen.“
Sanae lächelte und stand auf. „Ich sollte zu ihm.“
Yoshiko nickte und half ihr auf die Beine.