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Der lange Weg zu dir

von

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Die ersten Sonnenstrahlen fielen über den Wald nicht weit entfernt des Anwesens der Familie de Jarjayes. Der leichte Wind der aufzog brachte Andrè für kurze Zeit ein wenig Abkühlung. Er setzte sich wieder auf die Mauer und beobachtete das plätschern des Brunnens, der sich nur einige Meter von ihm entfernt befand. Der Schweiß lief ihm den Körper hinunter. Übers Gesicht, den Nacken und den Rücken. Das Geräusch einer Pferdekutsche ließ Andrè aufhorchen, er beobachtete wie eine Kutsche vor der Tür des Anwesens halt machte, die Person die sich darin befand musste von adliger Herkunft sein, denn die Kutsche war mit Gold bestückt und sah sehr vornehm aus. Der Kutscher half einer Dame aus der Kutsche. Sie trug ein langes rotes Kleid, hatte langes blondes Haar das ihr fast bis zur Taille reichte und sah Oscar sehr ähnlich, der Unterschied war nur das diese Dame geschminkt war, sie trug Schmuck und ein Kleid. Man hätte fast denken können, dass dies Oscar war, die ein Kleid trug und sich heraus geputzt hatte. Andrè beobachtete die Frau immer noch gespannt und fragte sich wer sie wohl war. Vielleicht war sie eine Gräfin, die den General besuchte, oder eine Bekannte von Madame de Jarjayes. Für einen kurzen Moment schaute die junge Dame zu Andrè hinüber und lächelte ihm zu, Andrè war überrascht darüber dass ihn die Frau so vertraut ansah, so als schien sie ihn schon länger zu kennen. Als er kurz seinen Kopf von ihr abwand und dann ein weiteres mal hinüber sah, war die junge Frau bereits im Haus verschwunden. Mit Sicherheit erwartete der General mal wieder hohen Besuch und das schien wohl diese Frau gewesen zu sein, dachte er bei sich und öffnete die Haarschleife die sein Haar zusammen hielt. Er schwitzte ungemein und musste sich etwas abkühlen, dazu tauchte er seinen Kopf im Brunnen unter Wasser. Das Wasser war angenehm kalt und kühlte seinen Kopf etwas ab. Sein nasses langes Haar klebte ihm nun an den Wangen, und er strich es aus dem Gesicht. Andrè trug sein Haar sonst nie offen, außer nachts wenn er schlief, noch nie hatte ihn jemand so gesehen. Das Wasser tropfte ihm vom Haar auf sein noch trockenes Hemd. Heute lief er klitsch nass und mit offenem Haar in sein Zimmer, er war noch immer in Gedanken wegen Oscar und es kümmerte ihn nicht falls ihn jemand so sehen sollte. Er begegnete keiner Menschenseele, bis er kurz vor seiner Zimmertür stand. „Andrè!!? Wie siehst du denn aus?“ Oscar stand vor ihm und sah ihn etwas entsetzt an. Das weiße Hemd klebte an seiner Haut und brachte seine Muskeln zum Vorschein, wieder musste Oscar daran denken was sie vor ein paar Stunden gesehen hatte. Ihre Blicke trafen sich für einen Augenblick anders als sonst. Sie bemerkte wie sein Körper sie schwach machte, aber es war nicht nur sein Körper, sondern auch sein Aussehen. „Ich habe mich nur etwas abgekühlt!“ antwortete er kühl und betrat sein Zimmer, Oscar wollte ihm nachlaufen, doch er warf die Türe hinter sich ruckartig ins Schloss. War das wirklich Andrè? Er sah so anders aus, noch nie hatte sie ihn so gesehen. Sein langes Haar gefiel ihr ungemein. Was war bloß los mit ihr? Wieso fand sie nur seinen Körper so anziehen, dann seine Augen und nun auch noch seine Haare. Sie klopfte an seine Tür. Eigentlich wollte sie wieder gehen, doch etwas hielt sie davon ab jetzt schon zu gehen. „Was gibt es Oscar?“ „Kann ich rein kommen Andrè?“ Sie wartete auf ein ‚ja’ von ihm, doch er sagte nichts mehr. „Andrè???“ Auch der zweite Versuch scheiterte. Allmählich wurde sie ungeduldig und platzt nach einer guten Minute Wartezeit einfach in sein Zimmer. „Krieg ich irgendwann einmal eine Antwort?“ schrie sie nun verärgert. Andrè saß auf seinem Bett und trocknete seine Haare mit einem Handtuch ab, er trug kein Hemd mehr und war oben vollkommen nackt. Oscar errötete bei dem Anblick und drehte ihm rasch den Rücken zu. „Tut mir leid, ich wollte nicht…“ „Ist schon gut.“ Sprach er ihr sanft ins Wort. „Was wolltest du Oscar?“ Ja, was wollte sie eigentlich? Wollte sie überhaupt etwas? „Ähm…ich…“ stotterte sie nun vor sich hin und wusste nicht was sie sagen sollte. „Ich habe vorhin draußen eine Frau gesehen….“ Begann Andrè nun zu erzählen und legte das Handtuch beiseite „..die Frau sah dir sehr ähnlich…“ sprach er weiter. Oscar hörte ihm aufmerksam zu und ertappte sich dabei wie sie seinen Körper von oben bis unten bemusterte. „Sie ist sehr hübsch… ob sie wohl eine Gräfin ist? Was meinst du Oscar?“ Diese Worte ließen Oscar aus ihrem Tagtraum erwachen. Wieso erzählte er ihr von dieser Frau? Er sagte sie sei hübsch… Sagte er das tatsächlich? Seine Worte verletzten sie, sie wusste selbst nicht wieso aber es tat ihr weh ihn sagen zuhören sie sei hübsch. „Ist sie wirklich so hübsch?“ fragte Oscar mit zitternder Stimme. „Ja, aber das hat seinen Grund.“ Er lächelte sie sanft an. Wie meinte er das –es hat seinen Grund- Oscar wusste nicht wieso, aber sie ertrug es nicht mehr länger in seinem Zimmer zu bleiben. „Ich muss jetzt gehen, ich habe noch etwas zu erledigen!“ Da war sie wieder, ihre etwas giftige Art mit der Andrè draußen schon Bekanntschaft gemacht hatte. Sie sah ihn an als hätte er etwas ausgefressen und verschwand dann aus seinem Zimmer. Auch diesmal verstand Andrè nicht was Oscar hatte, er wusste nur das er sie unsagbar liebte und es ihm weh tat wenn sie sich ihm gegenüber so kühl verhielt.
 

Neugierig machte sich Lady Oscar auf den Weg diese Frau kennen zulernen, sie musste auf einmal wissen wie sie aussah und ob sie wirklich so schön war wie Andrè sagte. Als sie die Treppen hinunter ging und rechts um die Ecke bog um ihren Vater in seinem Arbeitszimmer aufzusuchen stieß sie mit jemandem zusammen. Oscar wollte sich gerade für ihre Unachtsamkeit entschuldigen als sie sah wer sie vor sich hatte. Es war niemand anderer als die Frau von der Andrè erzählt hatte. „Oscar, meine Liebe, wie geht es dir? Es ist so schön dich wieder zu sehen?“ Oscar blinzelte mit den Augen. Woher kannte diese Person sie? „Oscar mein Kind, was schaust du denn so überrascht?“ General de Jarjayes kam aus seinem Arbeitszimmer. „Vater!“ „Nah weißt du nicht mehr wer das ist? Deine Schwester Josephine, sie hat einen Grafen geheiratet und hat damals das Haus verlassen. Ich weiß es ist lange her, mindestens fünfzehn Jahre.“ Nun erinnerte sich Oscar wieder, alle ihre Schwestern haben längst das Haus verlassen und haben geheiratet, sie kamen nie zu Besuch, deshalb konnte sie auch nicht wissen wie sie alle heute Aussehen. Sie würde sie nur noch an ihren Namen erkennen. Überrascht stellte Oscar fest dass ihr ihre Schwester ziemlich ähnlich sah. „Ich habe dich nicht wieder erkannt Josephine, aber es ist zu lange her, du hast dich sehr verändert. Weshalb bist du hier?“ Josephine senkte traurig den Kopf und brachte keinen Ton mehr heraus. „Ihr Mann, Graf Laurent ist vor einigen Monaten an einer schweren Krankheit erkrankt und verstorben.“ Antwortete der General auf Oscars Frage. Oscar fand es schrecklich, es musste furchtbar für ihre Schwester gewesen sein und bestimmt hat sie eine Menge durchgemacht.
 

An diesem Abend lag Oscar noch lange wach in ihrem Bett und dachte über den Tod nach. Jeder würde irgendwann einmal sterben, auch sie! Niemand konnte sich dem Tod entziehen. Desto tiefer sie darüber nachdachte desto mehr wurde ihr klar das sie ihr Leben noch gar nicht ausgelebt hatte. Sie hat zwar viele Abenteuer erlebt und hatte es ins Königliche Garderegiment geschafft, sie war eine angesehene Persönlichkeit, doch reichte das um glücklich zu sein? Ihr wurde immer mehr bewusst dass sie in ihrem Leben nichts anderes tat außer die Königin zu schützen. Sie war nur für die Königin da. Und sie lebte schon ihr Leben lang das Leben das ihr Vater sich für sie gewünscht hatte. Was sie selbst wollte hat er sie nie gefragt! Gedankenverunken und leicht schlaftrunken begab sie sich auf den Balkon ihres Zimmers. Am liebsten schaute sie in den klaren Nachthimmel und betrachtete die Sterne. Heute Nacht schienen sie besonders klar auf sie herab. Oscar bemerkte nicht wie ein etwas trauriger Andrè sie dabei beobachtete, er konnte diese Nacht ebenfalls nicht schlafen und stand auf seinem Balkon der einige Meter von Oscars entfernt war. Andrè konnte durch die Dunkelheit kaum was erkennen, doch er sah, dass Oscar ein weißes Nachthemd trug. Am liebsten hätte er sie nun in den Arm genommen, doch das war ihm untersagt. Und außerdem liebte Oscar ihn schließlich nicht. Bald darauf trafen sich ihre Blicke und er konnte Tränen in ihren Augen glitzern sehen. Der Wind spielte zärtlich mit ihrem Haar, ihr Gesicht war zart und schimmerte hell im Licht des Mondes. Er sah sie an und ließ seinen Blick auf ihr ruhen. Beide hatten alles um sich herum vergessen und sahen nur noch sich. Die Sehnsucht nach seinem Körper wurde immer größer, sie wollte sich in seine Arme werfen. Sie wollte ganz nah bei ihm sein und seinen warmen Körper spüren. Sie fror durch die kalte Nachtluft und fing leicht an zu zittern. Durch die Kälte wurde ihr erst bewusst was sie da eigentlich tat, sie stand nachts auf einem Balkon und beobachtete einen Mann, ein Mann der ihr bester Freund seit Kindertagen war. -Was ist nur in mich gefahren- dachte die junge Frau und lief ohne sich noch einmal umzudrehen in ihr Zimmer zurück. Oscar konnte nicht sehen das auch Andrè Tränen in den Augen hatte. Zurück in ihrem warmen Zimmer dachte Oscar weiter über ihr Leben nach, die Gedanken an Andrè waren in dem Moment weit weg. Was wäre wenn sie auch wie ihre Schwestern geheiratet hätte? Wäre sie dann glücklicher als jetzt? Sie musste sich bei diesen Gedanken eingestehen, dass sie manchmal ziemlich einsam war und das Gefühl hatte das irgendetwas fehlen würde. Langsam wurde ihr klar, das sie immer mehr im Begriff war wie eine Frau zu denken, sie hegte sogar Gefühle für einen Mann. Nein.. das durfte sie einfach nicht, denn sie wurde als Mann erzogen und lebte das Leben eines Mannes, wie konnte sie dann Gefühle für einen Mann aufbringen? Sie war Oscar Francoise de Jarjayes Kommandant des Königlichen Garderegiments!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2006-08-07T13:03:28+00:00 07.08.2006 15:03
Na da ist unsere liebe Oscar aber ganz schön hin und her gerissen.
Wie immer sehr gut geschrieben. Vielleicht wären ein paar Absätze hin und wieder ganz gut - ist sonst ein bisschen anstrengend beim Lesen.


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