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Verschlungene Pfade

Brillante Meuchelmörderin und tollpatschige Marinesoldatin auf Abwegen
von

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Gerechtigkeit - Tashigi

Hunde, die fortlaufen um ihre Wunden zu lecken, haben nicht das Recht, von Gerechtigkeit zu sprechen. Das ist eine Regel dieses Meeres.

Ununterbrochen hallte dieser Satz in ihrem Kopf wider, während sie, äußerlich vollends gelassen, durch die Straßen Arbanas schlenderte. Der Aufruhr von damals schien sich gänzlich gelegt zu haben, obgleich die Geschehnisse noch gar nicht so weit in der Vergangenheit lagen. Dennoch gab es keine Spur mehr von der Gefahr, in welcher diese Insel dereinst geschwebt hatte.

Jemand, der nichts davon wusste, würde niemals auf die Idee kommen, dass ihn auf eben diesem belebten Platz, den die junge Frau gerade erreichte, einmal das Klirren von Schwertern und Kampfeslärm erwartet hätten.

Jener Tag aber hatte sich unwiderruflich in Tashigis Gedächtnis gebrannt. Zu viel war in wenigen Stunden geschehen, als dass sie ihn einfach so aus ihren Erinnerungen hätte streichen können, was ihr, wenn sie ehrlich zu sich selbst war, um einiges lieber gewesen wäre.

Zögerlich schweifte ihr Blick über den Marktplatz, auf dem buntes Treiben herrschte. Der Duft von Ölen und Gewürzen aus allen Teilen der Welt kroch ihre Nase empor und lenkte ihre Gedanken für wenige Augenblicke in eine andere Richtung. Flüchtig freute sie sich für die Menschen, die hier wohnten und Handel betrieben, und keineswegs mehr um ihr Leben bangen mussten.

Ein Lächeln huschte über das Gesicht der Marinesoldatin.

Doch sogleich verdüsterte sich ihre Miene wieder. Damals hatte sie versagt und einsehen müssen, dass alleine der Wille, sich für die Gerechtigkeit einzusetzen, nicht ausreichte. Dass es nicht war wie in Kitschromanen, wo das Gute schlussendlich immer über das Böse obsiegte und dass das Leben der meisten Menschen trotzdem seinen gewohnten Lauf nahm. Niemand schien zu bemerken, dass es falsch war, was auf der Welt vor sich ging. Die Leute sahen einfach weg.

Die Erkenntnis, dass sie - wenngleich sie stets ihr Bestes gab - niemandem eine Hilfe gewesen war, hatte die junge Marinesoldatin getroffen wie ein Schwerthieb. Das Gefühl der hoffnungslosen Unterlegenheit kroch auch jetzt wieder in ihre Glieder, nistete sich in Tashigis Bewusstsein ein wie ein Vogel in der eigens für ihn gemachten Brutstatt und marterte sie.

Ja, sie war schwach und hatte deshalb versagt; das Böse hatte das Gute einmal mehr niedergerungen. Und auch wenn Sir Crocodile zu guter Letzt doch noch aufgehalten worden war, konnte die Marine lediglich offiziell behaupten, es sei ihr Verdienst gewesen. Nur wenige wussten, dass es einer Bande von Gesetzlosen zu verdanken war, dass nicht tausende von Menschen einen sinnlosen Tod gestorben waren; doch nur weil die meisten Menschen nicht davon in Kenntnis gesetzt wurden, änderte dies den Sachverhalt nicht.

Erniedrigend.

Es war erniedrigend, sich fragen zu müssen, weshalb Verbrecher andere Verbrecher unschädlich machten. Was hatten die Strohhüte nur davon gehabt? Und was zur Hölle hatte sie, Tashigi, dazu bewogen, die Piraten nicht festzunehmen, als sich eine einmalige Gelegenheit bot? Für sie gab es keinen Zweifel daran, dass die Mitglieder der Strohhutbande eigentlich nicht besser waren als diejenigen, die Alabasta einst ins Chaos gestürzt hatten. Irgendeinen Vorteil würden Monkey D. Ruffy und dessen Leute von ihrem Handeln schon gehabt haben.

Piraten waren gewiss alles mögliche, aber nicht selbstlos. Um das zu glauben, hätte Tashigi schon über die Maßen einfältig sein müssen.

Aber wieso hatte sie die Verbrecher dann laufen lassen?

Im Grunde wusste Tashigi, dass es einzig an den absurden Umständen gelegen hatte. So sehr sie auch darauf versessen war, Lorenor Zorro dingfest zu machen… zu jenem Zeitpunkt wäre es einfach nicht richtig gewesen. Sie ging sogar noch weiter in ihren Überlegungen, indem sie zu dem Schluss kam, dass es vollkommen inakzeptabel gewesen wäre, die Strohhutbande auf diese Weise zu überwältigen. Es wäre alles andere als ehrenhaft gewesen, über Schlafende herzufallen, die soeben unzähligen Menschen das Leben gerettet hatten; ganz gleich, was ihre Motive gewesen sein mochten.

Die Beweggründe von Kriminellen gingen sie in den meisten Fällen ohnehin nichts an. Sie selbst stand auf der Seite der Gerechtigkeit, Piraten keineswegs; das war es, was in ihrem Beruf von Bedeutung war, und daher gab es wichtigere Dinge, über die es nachzudenken galt. Doch dies allein war auch nicht das, was ihr so sehr zu schaffen machte.

Tashigi hielt inne und schaute sich um, als sie die Menschenmassen vor dem Palast bereits eine Weile hinter sich gelassen hatte.

Diesen Ort kannte sie. Eine Gasse, gebildet aus dicht aneinander gereihten Häusern, so wie die meisten Straßen in dieser Stadt. Von hier aus gab es einige Wege, zwischen denen ein Vorbeikommender wählen konnte. Einer von ihnen führte zum Grabmal der ehemaligen Könige Alabastas.

Tashigis Blick glitt zu der Stelle, an der sie gestanden und die Marine verhöhnt hatte.

Hier war es gewesen. Damals. Zum zweiten Mal innerhalb von kurzer Zeit war Tashigi vor Augen geführt worden, wie klein und unbedeutend sie doch war im Vergleich zu denen, die sie eigentlich unschädlich machen sollte. Dass sie nichts ausrichten konnte, wenn es darauf ankam. Sie war sich unendlich nutzlos vorgekommen. Deplaziert und überflüssig.

"Das ist ein gefährlicher Ort, um zu warten. Nicht wahr, Fräulein Marine?“

Deutlich hörte sie die ruhige, selbstgefällige Stimme jener Frau, die sie sogar noch mehr hasste als Lorenor Zorro, der ihr einstmals, noch vor dem Trubel auf Alabasta, den Gnadenstoß verwehrte, nachdem er sie besiegt und sie nur noch hatte sterben wollen.

Nico Robin und deren Boss hatten der jungen Frau einmal mehr gezeigt, dass die Welt nicht fair war. Jene Verbrecher hatten sie nicht einfach nur gedemütigt. Nein, sie waren Tashigi von vorneherein mit unverhohlenem Spott begegnet, der schnell in Hohn umgeschlagen war.

Die Farben um Tashigi herum schienen für einen Augenblick zu verblassen. Sie blinzelte, versuchte, die unerwünschten Erinnerungen zu verdrängen. Vergeblich. Vor ihrem geistigen Auge tauchte das Geschehen von damals auf.

Vor ihr stand Nico Robin, die König Kobra in ihrer Gewalt hatte. Und hinter Tashigi sie selbst und einige weitere Soldaten der Marine; bewaffnet, im Gegensatz zu der Frau, die sie betrachtete, als wären sie ausnahmslos nichts weiter als lästiges Ungeziefer, das zu zertreten nicht einmal die Mühe wert war.
 

"Das ist ein gefährlicher Ort um zu warten, nicht wahr, Fräulein Marine? Lasst uns durch, wir haben es eilig."

"Nein, niemals!“ Wie kam diese Frau eigentlich auf den grotesken Gedanken, die Marine würde sie hier einfach so vorbeispazieren lassen? "Das kommt überhaupt nicht in Frage! Wir haben von den Soldaten gehört, was hier auf Alabasta geschehen ist! Wissen Sie überhaupt, wer der Mann, den sie da bei sich haben, ist?“

"Huh“, machte die in Weiß Gekleidete und unwillkürlich fragte Tashigi sich, wie man so viel Verachtung in einen einzigen, kurzen Laut legen konnte. ,,Es ist unwichtig, wer er ist. Ich hasse die Regierung, die Marine, alle. Wenn ihr den Weg jetzt nicht frei macht, werdet ihr das bereuen.“

"Kommt nicht in Frage!“, wiederholte Tashigi aufgebracht. "Ich kann euch nicht durchlassen!“

"Wenn das so ist, werde ich euch allesamt töten müssen", verhieß die ihr unbekannte Frau. Die Sachlichkeit, mit der sie dies aussprach, kündete davon, wie viele Menschenleben diese Verbrecherin bereits auf dem Gewissen haben mochte. Für Tashigi gab es keinen Zweifel daran, dass diese Person hier und jetzt aufgehalten werden musste, bevor sie noch mehr Leuten schaden konnte.

"Ich bitte euch!“, setzte der König hastig an und lenkte damit alle Aufmerksamkeit auf sich. Der Tonfall, in dem er sprach, machte deutlich, dass er etwas Bedeutungsschweres zu sagen hatte; etwas, das ihn offenbar stark beunruhigte. "Was mit mir geschieht, ist unwichtig! Ihr habt etwas viel Wichtigeres zu erledigen... auf dem Platz vor dem Palast soll um halb fünf eine Bombe hochgehen! Ihr müsst das unter allen Umständen verhindern!“

"Wie bitte? Was sagt Ihr da?!" Die Ereignisse schienen sich zu überschlagen. Was war hier nur los? Rasch warf sie einen Blick auf die Taschenuhr, die sie zumeist bei sich trug. "Noch sieben Minuten…“, stellte sie so leise fest, dass es vermutlich nur sie selbst hören konnte. Was sollte sie jetzt tun? Eine Bombe…

Die Stimme des Königs riss sie aus dem soeben begonnenen Grübeln. "In der Nähe des Platzes befinden sich ungefähr eine Millionen Menschen!“

"Aber…“, murmelte sie. Eher unbewusst streifte ihr Blick die Unbekannte an Kobras Seite, die seelenruhig abzuwarten schien. Wer auch immer sie sein mochte, sie gehörte zu Sir Crocodile. Unter keinen Umständen könnte die Marine es verantworten, den König in der Gewalt dieser Person zu belassen. Doch es war unleugbar der falsche Zeitpunkt für einen inneren Konflikt. Nun gut, es blieb ohnehin nur eine Möglichkeit, die vertretbar wäre.

"Wir befreien Euch und verhindern dann, dass die Bombe gezündet wird!“, verkündete sie daher entschlossen.

"Halt, wartet! Diese Frau ist-“

Hatte der König das tatsächlich gesagt, oder spielte ihr Gedächtnis Tashigi einen Streich? Damals jedenfalls hatte sie keine Notiz von diesen Worten genommen.

"Achtung…“ Sie zog ihr Katana. Auch die übrigen anwesenden Marinesoldaten, die ihr unterstellt waren, legten die Waffen an.

"Mach’ ja keinen Ärger.“ Die Augen ihres Gegenübers nahmen einen Ausdruck an, der Tashigi Unbehagen bereitete. Und dann… "Trente Fleur. Würgegriff!“

Die Schwertkämpferin fuhr herum. ,,Sie hat Teufelskräfte!“, rief sie aus, sobald sie gewahrte, dass sich Arme von hinten an die Kehlen der Bewaffneten gelegt hatten und ihnen ganz offensichtlich die Luft abschnürten. Ihre Leute rangen nach Atem.

"Ich habe dir doch gesagt, dass wir es eilig haben, nicht wahr? Reiz mich nicht weiter."

"Leutnant Tashigi, diese Frau dort ist Nico Robin!“, meldete sich plötzlich die Stimme eines ihrer Männer zu Wort. Sie blickte über die Schulter. Nico Robin… der Name sagte ihr etwas. Aber woher kannte sie ihn? "Hundertprozentig. Käpt’n Smoker hat mir befohlen die Steckbriefe durchzusehen; ich erkenne sie wieder – sie hat sich kaum verändert.

Diese Person ist vor zwanzig Jahren überall gesucht worden; die Zeitungen war’n voll von ihren Bildern. Ich kann mich noch ganz genau an die Artikel erinnern.

Sie hat als Achtjährige bereits mehrere Kriegsschiffe versenkt! Kein Mensch konnte das damals glauben. Die Regierung hat sie zum Staatsfeind Nummereins erklärt … und es waren 79.000.000 Millionen Berry auf ihren Kopf ausgesetzt! Aber dann verschwand sie ohne jede Spur…“

"Hör auf mit dem Geplapper!“ Unmerklich zuckte Tashigi zusammen. Aus irgendeinem Grund wohnte der Stimme der Frau, welche also die berüchtigte Nico Robin war, nun etwas inne, das Tashigi unmissverständlich mitteilte, dass diese Frau nicht mehr weit davon entfernt war, ihre Drohung wahr zu machen. Die anfängliche Gelassenheit der Verbrecherin war Zorn gewichen. ,,Lasst ihr mich nun passieren? Oder wollt ihr alle sterben? Was wird es sein?!“

Es machte wohl wirklich keinen Sinn, jetzt mit ihr zu kämpfen. Die Tatsache, dass sie sich in der Überzahl befanden, schien vollkommen bedeutungslos. Trotzdem… sie durfte die Kriminelle nicht weitergehen lassen, solange diese König Kobra in ihrer Gewalt hate.

"Ihr geht zum Palast!“, rief Tashigi ihren Leuten zu. ,,Versucht unter allen Umständen, die Explosion zu verhindern!“

"Aber, Leutnant Tashigi…“

"Beeilt euch!“, unterbrach sie den Mann, der ihr mit Sicherheit zu bedenken geben wollte, dass ihr Vorhaben an Selbstmord grenzte. Doch er sollte auch wissen, dass es ihr egal war. Sie konnte es nicht verantworten, diese Person das Fortsetzen ihres Weges zu gestatten. "Uns bleiben noch sechs Minuten!“

Aus dem Augenwinkel nahm Tashigi wahr, dass der Mann salutierte. "Aye, aye, Ma'am.“

Damit wandte er sich um und stürzte davon, in Richtung des Platzes, auf dem sich nach der Aussage des Königs die Bombe befinden musste. Die übrigen Soldaten folgten ihm.

Tashigi sah ihnen eine Weile nach, ohne dabei das Mitglied der Baroque-Firma aus den Augen zu lassen. Sobald ihre Männer außer Sichtweite waren, ging die Schwertkämpferin in Kampfposition. Ihre Hände schlossen sich fest um den Griff des Katana. "Und jetzt… lässt du ihn sofort laufen.“

"Geh aus dem Weg, habe ich gesagt.“ Noch bevor der eisige Unterton ihr einen Schauer über den Rücken jagen konnte, befand Tashigi sich schon fest in Nico Robins Griff; das eigene Schwert an der Kehle. Vor Überraschung und der in ihr aufkommenden Furcht gleichermaßen, weiteten sich ihre Augen.

Doch anstatt sie zu töten, schleuderte Nico Robin sie unsanft zu Boden. Auch jeder weitere Versuch seitens Tashigi, die Frau aufzuhalten, führte zu diesem Ergebnis; schließlich zerrte ein wie aus dem Nichts aufgetauchtes Knäuel Hände Tashigis rechtes Bein auf den Boden, was ihr das erneute Aufstehen unmöglich machte; zumal sie sich nicht sicher war, ob sie in diesem Zustand überhaupt hätte aufstehen können, selbst wenn die Teufelskräfte ihrer Gegnerin sie nicht daran gehindert hätten.

Ohne ihr auch nur einen weiteren Blick zu schenken, schickte Nico Robin sich an, ihren Weg fortzusetzen. Tashigi fragte sich für die Dauer eines Herzschlags, ob sie wirklich so kläglich und unbedeutend war, dass nicht nur ein Mann, der sie aufgrund ihres Geschlechts nicht ernst nahm, es für unnötig erachtete, sie zu töten. Doch gleich, für wie harmlos diese Verbrecherin sie hielt, Tashigi würde den König nicht seinem Schicksal überlassen.

Sie nahm ihre ganze Kraft zusammen und schloss ihre Hand um den Fußknöchel der Frau. Doch sie schaffte es nicht einmal mehr, den Versuch zu starten, Nico Robin auf diese Weise zu Fall zu bringen.

"Ich lasse… dich nicht gehen…“, war alles, was sie noch mühsam hervorbrachte. Nico Robin hielt inne. Nicht einmal mehr das Gesicht der Frau vermochte sie zu sehen, denn weder konnte sie den Kopf heben noch nach ihrer Brille greifen, die irgendwo hier liegen musste.

"Wie oft willst du es noch versuchen, bevor du endlich zufrieden bist?“ Die Stimme der Kriminellen ließ darauf schließen, dass sie kurz davor war, endgültig die Geduld zu verlieren. Möglicherweise würde Tashigi also doch noch durch ihre Hand sterben. Immerhin. Vielleicht würde man ihr mehr Bedeutung beimessen ,wenn sie im Dienst starb. Trotzdem hätte sie ihren Traum, jene legendären Schwerter zu sammeln, die sich in falschen Händen befanden, gerne wahr gemacht. Das musste auch der Grund sein, weshalb plötzlich das Bild von Lorenor Zorro in ihrem Kopf auftauchte.

Doch dann machte Nico Robin, entgegen Tashigis Erwartungen, ihren Fuß lediglich aus der Umklammerung los – eine Bewegung, als wolle sie Ungeziefer abschütteln - und schritt an der am Boden liegenden vorbei, ohne sie auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen. Ganz offensichtlich wusste diese Verbrecherin nur zu gut, wie man seine Feinde demütigte.

"Ich werde dich kriegen… Nico Robin…“, wisperte Tashigi, wenngleich die Frau sie längst nicht mehr hören konnte.

Nico Robin entfernte sich aus ihrem Blickfeld und Tashigis Körper rebellierte, nachdem sie ihr einige Meter auf allen Vieren nachgerobbt war. Vor der Marinesoldatin lagen die Männer, die infolge des unerwarteten Würgegriffs das Bewusstsein verloren hatten. Oder waren sie tot?

Tashigi hustete gerade, als hinter ihr plötzlich ein verächtlicher Laut zu hören war. Abrupt riss sie den Kopf herum und blickte in das verschwommene Gesicht eines dünkelhaft grinsenden Mannes.

"Croco…dile!“, presste sie mühsam hervor, unfähig aufzustehen. Sie brauchte keine Brille, um sich seine selbstgerechte Miene vorstellen zu können. Wirklich erniedrigend. So begegnete sie also dem Mann, hinter dem sie ursprünglich her gewesen waren. Sie lag am Boden und schaffte es nicht einmal, ihr Schwert ausfindig zu machen, während der Gesetzesbrecher gar nicht zufriedener auf sie hätte wirken können.

"Sieht aus, als wäre diese Frau euch begegnet“, sagte er, scheinbar mehr zu sich selbst. "Wer hätte gedacht, dass die Marine mich bis in diese Stadt verfolgen würde?

Was ist eigentlich mit deinem Boss? Hat dieser Smokey den Schwanz eingezogen und ist gerannt?“ Tashigi dachte an den Mann, den sie bewunderte, seit sie denken konnte, und bebte innerlich vor Zorn. Wie kam dieser Verbrecher dazu, so von Kapitän Smoker zu sprechen? Wut mischte sich mit Verzweiflung, denn sie wusste, dass Crocodile nicht aufhalten konnte. Genauso wenig wie sie Nico Robin hatte stoppen können. "Hunde, die fortlaufen um ihre Wunden zu lecken, haben nicht das Recht, von Gerechtigkeit zu sprechen. Das ist eine Regel dieses Meeres.

Also warum geht ihr nicht zurück zu eurem Marinehauptquartier und diskutiert eure Gerechtigkeit stattdessen wieder mal ein wenig?“

Auch Crocodile stolzierte an ihr Vorbei, ohne sie weiter zu beachten. Noch eine Weile hallte das höhnische Lachen in ihren Ohren wider.

Crocodile…

Es dauerte eine Weile, bis es ihr endlich wieder gelang, ihren Körper dazu zu bewegen, ihr zu gehorchen. Doch schließlich streckte sie die Hand nach Shigure aus und umschloss mit dieser fest den Schwertgriff. Physisch gesehen war es ein Ding der Unmöglichkeit für sie, in der nächsten halben Stunde überhaupt jemanden zu verfolgen. Ihr Katana gab ihr zumindest seelisch die nötige Kraft, sich langsam aufzurichten.

Doch sobald sie den Blick hob, stand eine weitere Person vor ihr. Verdammt, was war hier heute nur los? Reflexartig hob sie das Schwert, als sie erkannte, wen sie da vor sich hatte. "Strohhut!“ Die Spitze ihrer Waffe richtete sie auf den Jungen, auch wenn es unschwer zu erkennen sein dürfte, dass sie in ihrem momentanen Zustand kaum gebrauch davon machen könnte.

Monkey D. Ruffy schenkte dieser Geste in der Tat noch weniger Beachtung als zuvor Nico Robin.

Stattdessen fragte er: "Welchen Weg hat er genommen… das Krokodil?!“

Leicht perplex starrte Tashigi ihn nun an. Bedeuteten diese Worte tatsächlich, dass er hinter Crocodile her war? Zumindest klang es nicht so, als würde der junge Pirat diesem Mann übermäßig viel Sympathie entgegen bringen. Aber konnte sie, ein Marineleutnant, so ohne Weiteres einem gesuchten Verbrecher helfen, nur weil die geringe Chance bestand, dass sie dieses eine Mal den selben Feind hatten?

Kurz schweiften ihre Gedanken zu dem Patz, auf dem die Rebellen gegen die Soldaten des Königs kämpften. Dort würde eine Bombe gezündet werden, wenn es niemand verhinderte. Eine Millionen Menschen, die im Grunde keine Schuld an der Situation trugen, in die sie alle geraten waren, würden in wenigen Minuten den Tod finden, verhinderte es niemand.

Ob ihre Leute die Bombe inzwischen wohl schon hatten? Wie viel Zeit blieb ihnen noch, um sie zu entschärfen? Oder versuchten sie, die Menschen zu evakuieren? Doch dies wäre, so wie die Sache sich momentan verhielt, wahrscheinlich ein Ding der Unmöglichkeit.

Hunde, die weglaufen, um ihre Wunden zu lecken, haben nicht das Recht, von Gerechtigkeit zu sprechen. Das ist eine Regel dieses Meeres.

Sie konnte nichts mehr tun; nur noch abwarten. Aber es wäre falsch, einem Piraten zu helfen. Vollkommen falsch.

Oder?

"Sag es mir! Wo ist das Krokodil hin?!“

Tief, aber unmerklich, atmete Tashigi ein. Ihre leicht zitternde Hand, in der sie das Katana hielt, senkte sich kaum wahrnehmbar. Die Entschlossenheit des Strohhutjungen war die einzige verbleibende Hoffnung, Crocodile aufzuhalten. Sie selbst hatte kein Recht mehr, in dieser Sache über ihn zu urteilen, denn sie hatte jämmerlich versagt. Nach kurzem Zaudern ließ sie das Schwert zur Gänze sinken und schließlich kraftlos zu Boden fallen. Dann hob sie den Arm erneut. Die ausgestreckte Hand zeigte in die Richtung, in welche sowohl Nico Robin als auch Sir Crocodile verschwunden waren.

"Dort entlang. In Richtung des Grabmals“, sagte sie und war insgeheim erstaunt über die Festigkeit ihrer eigenen Stimme.

"Da lang?“, wiederholte der Pirat die unausgesprochene, aber offensichtliche, Antwort auf die von ihm gestellte Frage und folgte mit den Augen ihrer Armbewegung. "Danke!“

Sobald er fort war, streifte Tashigis Blick aus den Augenwinkeln die im Dreck liegenden Marinemitglieder. Auch ihre Brille und – was ihr unwillkürlich einen Stich ins Herz versetzte – ihr geliebtes Shigure.

"Welche Gerechtigkeit?!", fragte sie sich laut und indem sie mehr oder minder erfolgreich Tränen zurückhielt, sobald sie sich Sir Crocodiles Worte in Erinnerung riefen.

Tashigis Körper bebte, als sie die Hände in den Sand krallte und den Kopf in ihrer Verzweiflung heftig auf den sandigen Boden schlug. So verharrte sie reglos. Das Gefühl der Machtlosigkeit, das sie in den vergangenen Minuten immer wieder überkommen hatte, kehrte erneut zurück, legte sich wie Blei in ihren Magen und brachte sie beinahe zum erbrechen.

Heute hatte es, wie so oft in letzter Zeit, keine Spur von Gerechtigkeit gegeben. Alles, wofür sie stand, schien ihr mit einem Mal ebenso bedeutungslos wie sie selbst.

War die Tatsache, dass sie eine Frau war, wirklich der einzige Grund für ihre Unfähigkeit? Oder existierte das Wort Gerechtigkeit so überhaupt nicht mehr?

Natürlich existiert Gerechtigkeit, dachte sie und hasste sich nur noch mehr dafür, dass sie so sehr in Selbstmitleid versank. Gerechtigkeit war nichts Greifbares, nichts, das man hätte anfassen können; dennoch gab es sie. Man konnte sie sehen, an den unterschiedlichsten Orten, wenn man nur wusste, dass sie da war.

Trotzdem.

Tashigi hatte getan, was sie konnte. Genutzt hatte es niemandem etwas. Dabei hatte sie doch ihr Bestes gegeben. Reichte das denn nicht?

Was nur war die Ursache für ihr ständiges Versagen, immer genau dann, wenn es darauf ankam? Lag es an ihr?

Sie konnte sich so viele derartige Fragen stellen, wie sie wollte. Sie wieder und wieder durchgehen. Antworten fand die junge Frau keine einzige.

Es war einfach nicht fair.
 

Ein weiteres Mal schloss Tashigi die Augen, um die störenden Gedanken abzuschütteln; dieses Mal mit mehr erfolg. Nur das Gefühl der Leere blieb zurück.

Sie wusste, tief in ihrem Inneren, dass der Kampf für Gerechtigkeit nicht sinnlos und schon gar nicht falsch war. Seit damals hatte sie es sich schon mehrere Male selbst bewiesen. Zumeist hatte es sich nur um kleine Fische gehandelt, mit denen sie es seither zu tun bekommen hatte; aber ganz gleich, wie stark oder schwach die Verbrecher gewesen waren, die ihr in den letzten Wochen über den Weg gelaufen waren, sie hatte Menschen damit geholfen, als sie die Banditen unschädlich gemacht hatte.

Flüchtig schmunzelte sie, nachdem ihre Schritte sie erneut auf den Marktplatz trugen. Die Hauptsache war doch, dass es den Leuten hier wieder gut ging. Um sich dessen zu vergewissern, war sie hergekommen. Zumindest glaubte sie das.

Ein kurzer Landurlaub zu dem Zweck, sicherstellen zu können, dass sie die Unruhen in Alabasta wieder gelegt hatten.

Und dennoch…

Sie hatte die Versprechen nicht vergessen, die einzuhalten sie sich selbst schuldig war.

Irgendwo liefen unbehelligt zwei Kriminelle herum, die sie aus persönlichen Gründen bis ans Ende der Welt jagen würde, wenn es sein musste. Eine kaltblütige Mörderin und ein ehrloser Schwertkämpfer mit gleich mehreren Katana, die ihm aufgrund der Tatsache, dass er ein Pirat war, nicht zustanden.

Nico Robin und Lorenor Zorro.

Früher oder später würde sie einem der Beiden wieder begegnen. Und dann wäre Versagen gar keine Option mehr.

Sie würde für ihre Ideale kämpfen und siegen, denn Gerechtigkeit existierte.
 


 

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So; das hier ist ein erster Versuch. Hach, ich sollte endlich mal meine Schreibkrise überwinden.

Der Rückblick ist übrigens geprägt von den deutschen und englischen Texten der Charakter sowie der Tonlage, in der sie im Japanischen gesprochen haben und meinem persönlichen Eindruck von ihren Gefühlen.

Ich hoffe, es ist mir einigermaßen gelungen.

Möglicherweise bleibt das erste Kapitel so, aber wie ich mich kenne, werde ich es noch um die fünfzig Mal überarbeiten. ;P

Konstruktive Kritik ist daher sehr erwünscht.

Nun ja, kurz gesagt:

Danke für's lesen und etwaige Kommentare. ^^

Heuchelei - Nico Robin

Mit ausdrucksloser Miene sah sie der Flying Lamb nach.

Die untergehende Sonne, deren Strahlen von der Wasseroberfläche reflektiert wurden, tauchten das Schiff in ein sanftes orangefarbenes Licht, während es aus dem Blickfeld der Frau entschwand.

Nun war sie also auf sich allein gestellt. Erstmals wieder nach einer langen Zeit inmitten von Leuten, deren Anwesenheit sie durchaus zu schätzen gelernt hatte – so kam es ihr zumindest vor. Tatsächlich fühlte sie sich mit einem Mal unendlich einsam. Dabei war sie es doch längst gewohnt. Schon immer war sie alleine gewesen und konnte, ohne sich dabei selbst belügen zu müssen, behaupten, in Gewisserweise von Natur aus eine Einzelgängerin zu sein. Sie hatte sich mit ihrem Los abgefunden in all den Jahren, in denen sie um ihr Überleben gekämpft hatte. Sie war alleine, seit ihre Heimat ausgelöscht und jeder, der ihr einmal etwas bedeutet hatte, getötet worden war.

Getötet? Nein, ermordet, korrigierte sie sich in Gedanken selbst, und ein bitteres Lächeln huschte über ihr Gesicht. So viele Menschen waren grausam abgeschlachtet worden. Jedoch nicht von gemeinen Verbrechern, sondern von Leuten, die niemals für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden würden. All die Menschenleben – auch die unschuldiger Kinder – waren grausam beendet worden, und zwar unter dem Deckmantel der Gerechtigkeit.

Die Institutionen, die sich damit rühmten, für Recht und Ordnung zu sorgen, waren allesamt nichts weiter als elendige Heuchler. Die Regierung, die Marine… Heuchler mit einer in jedweder Hinsicht verabscheuungswürdigen Doppelmoral.

Jeder gewöhnliche Schurke, wie viele Menschen er auch auf dem Gewissen haben mochte, war besser als diejenigen, die im Namen vorgeblicher Gerechtigkeit Blutbäder anrichteten.

Es gab, davon war Nico Robin überzeugt, keine unschuldigen Mörder.

Sie selbst war gewiss nicht die Art von Mensch, die man als unschuldig hätte bezeichnen können, dessen war sie sich bewusst. Manch einer ihrer Feinde ginge zweifelsfrei sogar so weit, zu behaupten, allein ihre Existenz sei eine Sünde.

Unschuldig war vermutlich die kleine Prinzessin aus Alabasta. So unschuldig, idealistisch und naiv, dass es bereits an Lächerlichkeit grenzte. Niedlich, aber töricht. Dennoch, so musste sie sich eingestehen, irgendwie beneidenswert.

Robin selbst war alles andere als das. Sie verstand sich schon lange auf Attentate; ihren ersten Mord hatte sie vor mehr als einem Jahrzehnt begangen. Auch hatte sie bereits mit vielen Gesetzlosen gemeinsame Sache gemacht und bereute zudem nur wenig von dem, was sie in den achtundzwanzig Jahren ihres bisherigen Lebens getan hatte. Es war niemals ihr Wunsch gewesen, ihr Bild, wohin sie sich auch wendete, auf Steckbriefen zu sehen. Damals hatte sie nicht verstanden, weshalb man ihr das antat. Sie hatte nichts gewusst davon, wie grausam die Welt zu einem arglosen, einfältigen kleinen Mädchen sein konnte.

Doch mittlerweile kümmerte es sie nicht mehr, ob Menschen lebten oder starben, Länder untergingen oder aufblühten. Es blieb sich gleich.

Hier und da hatte sie es vermieden zu töten und bei der Ausführung ihres Auftrags unsauber gearbeitet. Vielleicht war sie einfach zu weich, um sich als brillante Meuchelmörderin bezeichnen zu dürfen. Doch es machte ihr nichts aus. Im Gegenteil, sie war froh darüber, gewisse Personen verschont zu haben, obgleich sie in ihrem Sinnen anfangs nicht sehr subtil gehandelt und dadurch beinahe den eigenen Kopf verloren hatte. Auftraggeber mochten es nicht, wenn das Opfer überlebte und sollten dies vorzugsweise niemals erfahren; diese Lektion hatte sie rasch verinnerlicht. Mittlerweile fiel es ihr schwer zu glauben, dass sie eine solche Selbstverständlichkeit einmal außer Acht gelassen hatte.

Oh ja, sie hatte viele Fehler in ihrem Leben begangen. Oder war der größte von all diesen Fehlern vielleicht der gewesen, dass sie nicht einfach den anderen ehemaligen Einwohnern Oharas ins Jenseits gefolgt war?

Ein fast schon spöttisches Schmunzeln zeigte sich auf ihren Zügen. Mittlerweile sollte sie es besser wissen. Schon lange hatte sie sich keine Selbstzweifel mehr erlaubt. Gewissermaßen war sie sogar stolz auf das, was sie erreicht hatte.

Ihre neuen Reisegefährten hatten sie in ihrem Glauben bestärkt. Eines Tages würde sie das Rio-Porneglyph gewiss finden, war sie doch bereits weit gekommen.

Ihre gute Menschenkenntnis und die Fähigkeit, eine Maske aufzusetzen, die zu durchschauen niemand – zuweilen nicht einmal sie selbst – in der Lage war, hatten ihr in diesem Bestreben immer gute Dienste geleistet.

Robin hatte mit vielen Leuten zusammengearbeitet und gelegentlich auch Beziehungen zu diesen aufgebaut, die einem freundschaftlichen Verhältnis sehr nahe gekommen waren. Doch spätestens dann, wenn eine jener Personen von dem auf Nico Robin ausgesetzten Kopfgeld erfuhr, hatte diese alles daran gesetzt, sie ihren Feinden auszuliefern, um die Belohnung einstreichen zu können. Zu Anfang hatte es ihr jedes Mal aufs Neue einen Stich ins Herz versetzt, obgleich es im Nachhinein immer sie selbst gewesen war, die den Erfolg hatte verzeichnen können. Ab einem gewissen Zeitpunkt hatte es dann niemals mehr Zweifel für sie daran gegeben, dass es sich schlussendlich nur um ein Zweckbündnis handelte und dass es ihr daher auch nicht schwer fallen würde, selbst Verrat zu begehen. So hatte sie überlebt. Seit ihrem achten Lebensjahr hatte es niemanden mehr gegeben, dem sie vorbehaltsloses Vertrauen hätte entgegenbringen können – oder wollen – und es war sowohl ein Segen als auch ein Fluch für sie gewesen. Denn jeder, dem sie dennoch nicht mit übermäßig viel Argwohn begegnet war, hatte sie irgendwann hintergangen. Und sie konnte es denjenigen nicht einmal verübeln. Die Belohung war einfach zu verlockend. Und was bedeutete schon das Leben eines kleinen Mädchens verglichen mit einem Haufen Geld? Die Welt war kalt und dunkel und jeder, der in ihr lebte, nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Schnell hatte Robin gelernt, dass sie sich anpassen oder sterben musste und dass sie niemals wieder jemandem Vertrauen schenken durfte.

Doch nun verhielt es sich mit einem Mal vollkommen anders; ganz plötzlich. Sie misstraute ihren Freunden keineswegs - im Gegenteil.

Erneut seufzte Robin unhörbar.

Jetzt war es also so weit, dass sie Ruffy und dessen Crew als ihre Freunde bezeichnete. Dabei konnte sie es sich doch gar nicht leisten, eine derartige Beziehung zu irgendjemandem aufzubauen. Schon gar nicht zu der Bande des Strohhutjungen.

Nicht zum ersten Mal, während sie sich vom Meer in Richtung Hauptstadt der Insel wegbewegte, zierte ein verächtliches Lächeln ihre Mundwinkel.

Lächerlich; sie verhielt sich vollkommen absurd. Inakzeptabel.

Ganz offensichtlich war sie dabei, die Kontrolle zu verlieren. Oder hatte sie das etwas längst? Hatte sie die Kontrolle vielleicht schon in dem Moment verloren, in dem sie sich dazu entschloss, Ruffy und seiner Bande den Eternal-Port anzubieten?

Neben der Regierung und all den dazugehörigen Instanzen gab es nur noch eine Sache, die sie mehr hasste als alles andere und die sie tunlichst zu vermeiden suchte; sie verabscheute das Gefühl, das sie überkam, wenn ihr die eigene Situation entglitt.

Angst. Sie fürchtete sich vor dem, was aus dem Verlust der Kontrolle über ihre Emotionen resultieren könnte.

Es war nicht so, dass sie jemals vorgehabt hätte, ihre neuen Reisegefährten ähnlich zu benutzen wie die zahlreichen Verbrecher, durch die sie ihrem Ziel jedes Mal ein klein wenig näher gekommen war. Dazu war die Strohhutbande ihr vom ersten Aufeinandertreffen an viel zu sympathisch gewesen. Sie hatten Träume und einen ausgeprägten, durchaus realistischen Gerechtigkeitssinn. Und vor allem waren sie frei. Ungebunden.

Sie selbst war niemals wirklich frei gewesen. Umso mehr genoss sie es, wenn sie sich an Bord der Flying Lamb befand, inmitten von in der Tat sehr angenehmen Piraten, die ausgelassen ihrer jeweiligen Lieblingsbeschäftigung nachgingen.

Dennoch.

Sie konnte sich dieser Illusion von Freiheit nicht ewig hingeben. Früher oder später würde sie die Crew endgültig verlassen müssen. Besser früher als später. Ansonsten würde ihre Maske der anmaßenden Selbstsicherheit nach und nach zerbröckeln, unwiderruflich. Und dann gäbe es kein Zurück mehr. Nie mehr. Und auch dieses Mal würde sie alles verlieren, was ihr wichtig war. Robin wusste, dass sie eine Gefahr für jeden Einzelnen darstellte, der sich in ihrer Nähe aufhielt. Es wäre nicht schade gewesen, hätten diejenigen, die hinter ihr her waren, ihren ehemaligen Boss oder einen seiner Vorläufer in die Finger bekommen. Keinem dieser törichten Personen hätte sie eine Träne nachgeweint. Niemand hätte diesen skrupellosen Verbrechern eine Träne nachgeweint.

Doch immer wieder musste sie sich eingestehen, dass sie Ruffy und die Seinen gewissermaßen bewunderte. Sie wollte nicht, dass ihnen etwas zustieß. Um jeden Preis musste sie verhindern, dass diese unzweifelhaft einmaligen Piraten ihretwegen nicht dazu kommen würden, ihre Träume zu verwirklichen.

Robin war sich sicher, dass sie auch ohne deren Hilfe weiterhin sehr gut zurecht käme. Und dies würde sie vorläufig auch müssen.

Das, was sie vorhatte, ging den Rest der Bande nichts an. Sollten sie doch glauben, dass sie sich auf der Insel, die sie sich zum Ziel auserkoren hatte, nur eine Weile erholen wollte.

Die Weltregierung würde ihr bei ihrem eigentlichen Vorhaben dicht auf den Fersen sein, falls jene Vereinigung Wind davon bekommen sollte. Daher erachtete die Archäologin es als notwendig, ihre Reisegefährten zumindest für einen begrenzten Zeitraum zu verlassen. Solange niemand mit Sicherheit wusste, dass sie nun zu der Bande des Strohhutjungen zählte, war diese vorläufig außer Gefahr. Und sie selbst auch… mehr oder weniger.

Sie wollte nicht wählen müssen zwischen dem Leben etwaiger Freunde und der Möglichkeit, eines Tages das Rio-Porneglyph zu finden; wusste sie doch längst, wie ihre Entscheidung ausfallen würde. Bisher hatte sie nur überlebt, weil es in den letzten neunzehn Jahren niemals etwas gegeben hatte, das sie hätte schützen müssen. (In dem Jahr davor war es – mehr oder weniger – ein kleines Kätzchen gewesen. Ein dummes Tier, das glücklicherweise rasch Opfer seines eigenen Leichtsinns geworden war.)

Unwillkürlich schüttelte die Frau den Kopf. Milde überrascht von den verworrenen, nachgerade melancholischen Gedanken, die sie mit einem Mal überkommen hatten in dem eigentlich recht unbedeutenden Moment, als die Flying Lamb hinter dem Horizont verschwunden war.

Tief atmete sie ein, bevor sie ihren Weg fortsetzte. Die trüben Gedanken würde sie sich für ein anderes Mal aufheben. Schließlich war sie Nico Robin; die einzige noch lebende Person, die dazu in der Lage war, die Porneglyphe zu entschlüsseln. Eine fähige Archäologin und außerdem subtile Attentäterin, die schon als Achtjährige Schlagzeilen gemacht und damit die Aufmerksamkeit etlicher Leute auf sich gelenkt hatte. Eine Frau, die seit nunmehr zwanzig Jahren unter anderem von bedeutenden Geheimorganisationen wie der Neunten Gerechtigkeit gejagt wurde und seitdem untergetaucht war.

Ja, sie war die berüchtigte Nico Robin.

Und sie hasste diesen Namen. Er beinhaltete ihre gesamte Vergangenheit und damit jede einzelne von zahlreichen Enttäuschungen. Er war der Grund, weshalb sie sich seit zwanzig Jahren auf der Flucht befand, immer darauf gefasst, fliehen zu müssen; selbst vor den eigenen Leuten. Es war der Name, der auf den Steckbriefen stand, und der ihr das Leben seit jeher zur Hölle gemacht hatte.

Während ihre Gedanken erneut abzuschweifen drohten, schalt sie sich selbst eine Närrin. Sie konnte es sich nicht leisten, sich in Selbstmitleid zu suhlen wie ein Schwein im Dreck. Widerwillig fand sie sich damit ab, dass die Schuld für ihre momentane Gemütslage bei der Abwesenheit der Strohhutbande zu suchen war. Kaum zu glauben, aber für gewöhnlich lenkten diese Leute sie vorzüglich von derlei überflüssigen, nostalgischen Grübeleien ab.

Wie auch immer. Sie schob den lästigen Trübsinn beiseite, indem sie eine wegwerfende Handbewegung machte.

Vor ihr hoben sich bereits die Häuserdächer vom Rest der Landschaft ab. Es wäre einfacher gewesen, am Hafen der Stadt anzulegen. Während sie sich der im Grunde belanglosen Überlegung hingab, wie die Einwohner wohl reagieren würden, ginge aus heiterem Himmel ein Piratenschiff bei ihnen vor Anker, entrang sich ein leises, selbstironisches Kichern ihrer Kehle.

Lächerlich. Einfach lächerlich.
 


 


 

__________

So, das wäre dann das zweite Kapi. o.o

Irgendwie sind Robins Gedankengänge nicht ganz so geworden, wie ich sie ursprünglich hatte haben wollen, aber nun gut.

So ist das halt. ^^"

Auch hier gilt: Möglich, dass ich wieder mal das unbändige Verlangen verspüre, alles etliche Male zu überarbeiten.

Und es wird eventuell noch etwas Text hinzugefügt werden.

Hm... nein, noch ist Robin nicht auf Alabasta; das kommt mit dem erwähnten Text oder aber erst im nächsten Kapitel. ;P

Konstruktive Kritik und Kommentare im Allgemeinen wie immer erwünscht.

Danke für's lesen/etwaiges Kommentieren. ^-^

Sir Crocodile

Das Wetter auf der Grand Line war schon immer launenhaft gewesen, doch wenn man sich in den letzten Jahren nicht allzu oft dort aufgehalten hatte, fiel es nicht schwer zu vergessen, wie launenhaft.

Zuweilen sogar vollkommen unberechenbar.

So kam es, dass er trotz der enormen Windstärke an der Reling des großen Schiffs stand, vollkommen durchnässt. Er hatte nicht mit diesem Sturm gerechnet, der die Wellen aufpeitschte und das Meer gefährlicher machte, als es in diesen Gewässern ohnehin schon war. Dunkle Wolken erfüllten den Horizont und nicht selten zuckte ein greller Blitz am Himmel.

Es waren nicht die idealen Voraussetzungen für jemanden, der von einer Teufelsfrucht gegessen hatte und folglich nicht schwimmen konnte, sich aber einfach nicht in der Stimmung dazu befand, sich auch nur geringfügig darum zu scheren. Man mochte es für Leichtsinn halten, der vielleicht sogar an Dummheit grenzte, wenn ein Nichtschwimmer sich unter diesen Umständen auch nur an Deck wagte.

Dennoch.

Weder er, der muskulösen Mann mit dem rauchfarbenen Haar, noch die heute beinahe zierlich wirkende, zweifelsohne attraktive Frau, die direkt neben ihm stand, störten sich daran.

Smoker der Weiße Jäger und Flottenführerin Hina Blackcage sahen mit undeutbaren Mienen auf die See hinaus - und kochten innerlich viel zu sehr vor Wut, als dass sie sich um Nichtigkeiten wie diese hätten kümmern wollen.

Sie waren, daran zweifelte keiner der beiden, erfahren genug, um einen tödlichen Sturz in das kalte Nass zu vermeiden, welches in Form von beachtlichen Wellen versuchte, sich des Schiffes zu bemächtigen.
 

Smoker war der Meinung, dass das Wetter nicht passender hätte sein können. Beschissen,

so wie alles andere an diesem Tag auch.

„Idioten“, murmelte die Frau zu seiner Linken mit unterdrückter Wut in der Stimme.

Fragend hob der Marineoffizier die Brauen leicht an, zeigte aber ansonsten keine Reaktion. Im Grunde konnte er sich denken, auf wen sie sich da bezog.

„Dieser Befehl ist absolut lächerlich“, bestätigte Hina seinen Verdacht auch schon einen Atemzug später.

„Was du nicht sagst.“

„Hina angepisst.“

„Nicht nur Hina.“

Die beiden Marinekapitäne schwiegen eine Weile, was Smoker unwillkürlich dazu veranlasste, über das nachzusinnen, was vor mehr als drei Wochen vorgefallen und bisher von der Weltregierung geheim gehalten worden war.

Diese verdammten...

War es denn zu viel verlangt, einen der berüchtigtsten Verbrecher so bewachen zu lassen, dass sich eine Flucht von vorneherein ausschließen ließ? War es denn tatsächlich so schwer, diesen einen verdammten Mann und nur eine Handvoll seiner Leute auf einer Gefängnisinsel zu halten, die für ihre Sicherheit bekannt war?

Die Antwort lautete: Ja; das war es in der Tat, wie sich herausgestellt hatte.

Zumindest schien die Regierung damit überfordert.

Von diesen Hohlköpfen musste schließlich auch niemand einen Finger krumm machen, um das Ganze wieder gerade zu biegen. Das war Drecksarbeit, und diese Art von Drecksarbeit überließ man vorzugsweise Leuten wie ihm. Oder Hina.

Arschlöcher, war die Meinung der Flottenführerin von Anfang an zu dieser Geschichte gewesen und ganz eindeutig sah sie die Angelegenheit noch immer so. Zumindest machte sie keinen Hehl daraus, dass sie sich einen besseren Zeitvertreib vorstellen könnte als den, einem ehemaligen Samurai nachzujagen, den sie doch erst vor kurzem auf Impel Down abgeliefert hatte. Von seinen Untergebenen einmal ganz zu schweigen.

Und nun hatte man ausgerechnet sie beide, ihn und die Offizierin, darauf angesetzt, Sir Crocodile wieder einzufangen. Ohne Aufsehen zu erregen, hatte das Hauptquartier außerdem betont.

Wie stellten diese Schwachköpfe sich das denn vor?

Selbst er und Hina gemeinsam konnten diesen Auftrag unmöglich erfolgreich und genau so ausführen, wie es ihre Vorgesetzten verlangten, wenn ihr Ziel sich offiziell noch auf der Gefängnisinsel befand. Eine ganze Flotte von Marineschiffen – insbesondere die Blackcage-Flotte –war schließlich nicht gerade das, was man als unauffällig hätte bezeichnen können.

Jäh unterbrach er seine Gedanken, als er endlich bemerkte, dass Hina ihn beinahe argwöhnisch musterte. „Was ist?“

„Nichts.“ Beide setzten sie nun ausdruckslose Mienen auf und trugen so eines ihrer üblichen Duelle aus, von denen vermutlich niemand außer ihnen selbst jemals Notiz nehmen könnte. Regungslos und stumm standen sie da, keineswegs bereit dazu, den intensiven Blickkontakt abzubrechen und dem jeweils anderen somit den Sieg zu überlassen. Als er nach einer Zeitspanne, die einer kurzen Ewigkeit gleich kam, noch immer nichts erwidert hatte, wandte die Frau – zu Smokers ehrlicher Verblüffung – den Kopf in eine andere Richtung. Für die Dauer eines Herzschlags sah es so aus, als schwiege sie auch weiterhin, dann aber warf sie ihm einen kühlen Blick zu. „Eigentlich hätte man doch von dir erwarten dürfen, dass du ihnen in den Hintern trittst.“

Auch er richtete seine Aufmerksamkeit nun wieder auf etwas anderes. „Sagt wer?“, fragte er dann in nichts sagendem Tonfall.

„Hina sagt das.“

Manchmal war diese Frau also doch noch berechenbar.

Smokers Antwort beschränkte sich zunächst auf ein missgelauntes Brummen, dann erwiderte er tonlos: „Von dir hätte man erwartet, dass du einen Befehl von diesen alten Säcken aus dem Hauptquartier ohne Murren entgegen nimmst.“

„Sagt wer?“, imitierte Hina ihn daraufhin und versuchte vergeblich, sich trotz des heftigen Regens eine Zigarette anzuzünden. Erst nach einiger Zeit gab sie es auf und gab ein leises, frustriertes Zischen von sich. Scheinbar fiel ihr so schnell keine passende Erwiderung ein. Etwas, das er nicht unbedingt von ihr gewohnt war und ihn somit leicht aus dem Konzept brachte.

Nun gut, was sie konnte, konnte er auch. Also lautete seine beiläufige Antwort: „Smoker sagt das.“

Die Marineoffizierin gab einen Laut von sich, der nach Verärgerung klang, bevor sie in einer fast schon gleichmütigen Geste die Schultern zuckte. „Hina meinte die Weltregierung, nicht das Hauptquartier.“

Die anderen alten Säcke also? Natürlich.

Smokers Mundwinkel verzogen sich lediglich zu einem sardonischen Lächeln. „Mhm“, murmelte er schließlich. Wie er selbst wusste auch Hina, dass der Unterschied zwischen diesen beiden Instanzen sich immer mehr verringerte. Es war offensichtlich, dass die Regierung plante, die Marine zu schlucken. Das Wort Gerechtigkeit verlor bereits immer mehr an Bedeutung.

„Was? Hina findet das Ganze einfach albern.“

„Mhm“, machte der Mann erneut und in dem vollen Bewusstsein, dass er seine langjährige Bekannte und Kollegin damit bis an den Rand der Weißglut treiben konnte, wenn sie sich in einer derart schlechten Stimmung befand wie es gerade der Fall war.

„Vollidiot.“

Die Versuchung, abermals mit einem „Mhm“ zu antworten, war groß, doch er kam zu dem Schluss, dass es nicht klug wäre, sein Leben so leichtfertig auf Spiel zu setzen. Am Ende würde sie ihn noch in einem Wutanfall versehentlich von der Reling stoßen.

Der Marinekapitän verbiss sich aus selbigem Grund auch ein Schmunzeln und setzte stattdessen eine todernste Miene auf.

Wieder herrschte einige Minuten Schweigen zwischen ihnen.

Dann fragte Hina so beiläufig, dass ihre Worte beinahe im Tosen des Sturms untergegangen wären: „Und du bist dir sicher, dass du nicht deinen Leutnant dabei haben möchtest?“

„Welcher Leutnant?“ Smoker gab sich ahnungsos. Weshalb wusste er selbst nicht genau. Vermutlich weil es ihm aus einem unerfindlichen Grund stets Vergnügen bereitete, diese Frau zu necken, wo es nur ging. Umgekehrt verhielt es sich da nicht viel anders.

„Smoker weiß genau, wen Hina meint. Die Kleine mit dem Schwert und den zwei linken Händen.“

„Tashigi? Da könnte ich Crocodile ja gleich bitten, uns abzustechen.“

„Gib doch zu, dass du sie magst.“ Für einen Moment glaubte er, ein wissendes Lächeln auf den Zügen der Offizierin erkennen zu können. Doch im nächsten Moment tadelte sie ihn: „Dauernd nervst du Hina damit, wie beschissen das Hauptquartier doch wäre. Aber über das zerstreute Mädchen hast du noch kein schlechtes Wort verloren. Hina würde wahnsinnig werden, wenn sie so ein tollpatschiges Gör am Hals hätte.“

Smoker erlaubte sich den Anflug eines sarkastischen Grinsens, dann zuckte er die Achseln. „Sie macht ihre Sache gut. Der Großteil der Marine könnte sich eine Scheibe von ihr abschneiden.“ Ihm war bewusst, dass Unmut in seiner Stimme mitschwang.

„Wenn du das sagst, muss es wohl stimmen. Also nimmst du sie mit?“

„Sie hat sich ihren Urlaub verdient. Meinst du nicht?“

„Das beantwortet nicht Hinas Frage.“

„Ich kann ihr diesen ganzen Scheißdreck ja schlecht verheimlichen, nicht? Es sei denn, wir ignorieren die Gerüchte.“

„Und meiden Alabasta? Du bist manchmal wirklich ein noch größerer Idiot als ´die alten Säcke´, Smoker.“

„Gerüchte...", knurrte er. „Es sind nur Spekulationen, für die ein paar Volltrottel verantwortlich sind, nichts weiter."

Ihm behagte der Gedanke einfach nicht, Tashigi in das Ganze mit hinein zu ziehen. Die letzte Begegnung mit Sir Crocodile hatte sie, da war er sich sicher, noch immer nicht verwunden. Vielleicht würde sie etwas Dummes tun, in ihrem ständigen Bestreben, richtig zu handeln.

Aber hatte er das Recht, ihr diese Chance zu nehmen?

Smoker seufzte unhörbar und wandte sich um.

„Was hast du vor?“

„Meinem Leutnant eine Nachricht zukommen zu lassen. Oder würdest du es als unauffällig erachten, wenn ich ganz Alabasta nach ihr absuche? So unbekannt bin ich dann auch wieder nicht.“ Nun klang ein Hauch von Ironie in seiner Stimme mit.

Und er wusste, dass Hina, die noch immer auf das Meer hinaus blickte und sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte, sich während des Sprechens nach ihm umzudrehen, belustigt lächelte, noch bevor er unter Deck verschwunden war.
 

Während ein nicht geringer Teil der Marine sich darauf vorbereitete, Alabasta endlich hinter sich lassen und die Suche nach den entflohenen Kriminellen in etwas vielversprechenderen Gefilden fortsetzen zu können, wurde an einem recht abgelegenen Ort auf eben dieser Insel ein eher ungewöhnliches Treffen abgehalten.

Das Gebäude, welches man dafür nutzte, befand sich inmitten einer der Wüsten, von denen es auf Alabasta mehr als genug gab. Es war von mittlerer Größe, in einem blassen Gelb gehalten und im Grunde unauffällig. Jedoch mit der Einschränkung, dass es das einzige Bauwerk im Umkreis etlicher Meilen war und aufgrund dessen wohl jedem Passanten sofort ins Auge stechen würde. Allerdings kamen selten Reisende in diese Gegend, und wenn doch, fanden sie nichts weiter vor als ein unscheinbares Café, an dem es nichts gab, was Argwohn erregen könnte, wenn man von seinem skurril anmutenden Standort einmal absah.

Unter der Holzplanke, von der aus saubere schwarze Pinselstriche verkündeten, dass dieses Café den Namen Spider Café trug, prangte nun schon seit zwei Wochen ein auffälliges Schild, auf dem in roten Buchstaben geschrieben stand: „Aufgrund von Renovierungsarbeiten vorübergehend geschlossen.“

Dennoch waren mehrere aufgeregte Stimmen aus dem Inneren des Gebäudes zu vernehmen, die abrupt verstummten, als die Tür geöffnet wurde und die Gestalt, auf deren Erscheinen jeder der Anwesenden gewartet hatte, den Raum betrat.

Es war ein Mann. Groß, muskulös und von imposanter Erscheinung. Seine ganze Haltung zeugte von Stärke und einer unerschütterlichen Selbstsicherheit. Er wirkte überlegen, wie jemand, der einzig geboren ist, um über andere zu herrschen. Das süffisante Lächeln, welches seine Mundwinkel umspielte, schien auf seinem Antlitz festgefroren. Jeder, der ihn sah, wusste auf Anhieb, dass es sich bei ihm um jemanden handeln musste, den man lieber nicht zum Feind haben wollte. Dieser Eindruck wurde noch verstärkt durch eine auffällige Narbe, die sein Gesicht zierte.

Beinahe lautlos fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.
 

Sir Crocodile hielt inne, bevor er sich gemächlich umsah, die im Café versammelten Personen allesamt genauestens musterte. Zufrieden bemerkte er die allgemeine Anspannung und die Tatsache, dass niemand zu atmen wagte, geschweige denn auch nur in Erwägung zog, einen unnötigen Laut von sich zu geben. Bis auf eine Ausnahme.

Sein Blick blieb für einige Sekunden an dem Mädchen hängen, das seelenruhig und nicht unbedingt geräuschlos vor sich hin kaute, sich dann vollends gelassen einen weiteren Cracker in den Mund schob, ohne ihn auch nur für einen Sekundenbruchteil anzusehen.

Erst als Miss Golden Week auch diesen Snack hinunter geschluckt hatte, erhob sie sich von ihrem Platz an der Theke und heftete so teilnahmslos den Blick auf Mister Zero, wie man es von ihr gewohnt war.

Dem Mann auf dem Hocker hinter ihr schien das nicht ganz zu behagen. Gar nichts hier schien ihm zu behagen; man sah ihm die Nervosität deutlich an.

Kein Wunder. Schließlich hatte er, Sir Crocodile, Mister Three vor kurzem noch töten wollen.

Wer hätte aber auch gedacht, dass der schlechte Scherz auf Little Garden gar nicht von dem Special-Agent ausgegangen war?

Nun gut, das war ihm zu jenem Zeitpunkt bereits klar geworden.

Und trotzdem hatte Mister Three nun einmal versagt.

Sollte er sich für die, zugegeben möglicherweise etwas übertriebenen, Maßnahmen doch bei diesem ominösen ´Mister Prince´ bedanken, falls dieser unverschämte Kerl noch am Leben war.

Ohne Eile begab sich der ehemalige Samurai in die Mitte des Raumes, in dem sich all jene Personen versammelt hatten, die einst hochrangige Agenten der Baroque-Firma gewesen waren.

Nur eine Agentin von Belang fehlte.

Mittlerweile bedauerte der ehemalige Pirat es, die frühere Vize-Chefin so voreilig beseitigt zu haben. Loyal oder nicht, sie hatte sich mehr als nur ein Mal als überaus nützlich erwiesen und bei dem, was er plante, hätte er sie durchaus gebrauchen können.

Nicht nur, dass Miss Bloody Sunday eine brillante Meuchelmörderin und hervorragende rechte Hand gewesen war, er hatte die Unterhaltungen mit ihr, so kurz die beiden sie zumeist auch gehalten hatten, stets als sehr amüsant empfunden.

Ihr Verrat, die Tatsache, dass sie ihr Versprechen nicht hatte halten wollen, war fast schon belanglos, wenn man bedachte, wie dienlich sie seiner Sache jetzt noch hätte sein können.

Aber wie sie ihn, so hatte auch er Nico Robin schon immer zu durchschauen vermocht. Zumindest immer dann, wenn es um's Geschäft ging. Und obgleich sie ihm in all den vier Jahren dennoch ein Rätsel geblieben war, hatte dieser unglückliche Umstand sie letzten Endes das Leben gekostet.

Er hatte sie durchbohrt - aufgespießt - und es war zu spät, sich über den übereilten Entschluss zu ärgern.

Stattdessen fragte er sich, was aus der Bande des Strohhutbengels geworden sein mochte. Monkey D. Ruffy selbst war schließlich tot und beerdigt… wobei die Gerüchte, die selbst bis an die Ohren der Insassen von Impel Down gedrungen waren, etwas anderes behaupteten.

Aber Gerüchten hatte er noch nie Glauben geschenkt.

Das Gift im Körper des Strohhutjungen war ohne jeden Zweifel zum Tod des Bengels geführt, denn seines Wissens nach gab es niemanden, der jemals ein Gegengift besessen hätte.

Doch auch das war Sir Crocodile schlussendlich einerlei. Andere Dinge waren wichtiger.

Wie praktisch es doch war, dass die Weltregierung sich über jeden Fehler erhaben fühlte und Ewigkeiten brauchen würde, sich einen solchen einzugestehen.

Sie hatten ihn ganz einfach unterschätzt. Und damit es so blieb, bis er neue Pläne ersonnen hatte, hatte er Folter und Erniedrigung auf der Gefängnisinsel sogar noch länger über sich ergehen lassen, als notwendig gewesen wäre.

Geduld war niemals seine Stärke gewesen, aber wenn sie dringend erforderlich war, brachte er sie jedes Mal auf.

„Es freut mich, dass ihr euch alle hier eingefunden habt“, verkündete Sir Crocodile in dem feierlichsten Tonfall, den er zustande brachte; in Gedanken traf er dabei längst die Vorbereitungen dafür, diese Insel ein für alle Mal zu verlassen, um die Operation Utopia und mit ihr die Baroque-Firma andernorts wiederauferstehen zu lassen.
 


 

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Endlich wieder ein Kapi geschafft. o.o

Allerdings muss ich hier noch so einiges überarbeiten.

Ich hatte es schon mal geschrieben, nur habe ich den alten Text gerade nicht zur Hand.

Falls ich irgendwo arge Unstimmigkeiten eingebaut haben sollte, muss ich hier nochmal so einiges überarbeiten. ^^"

Puh. Ich hoffe doch, Hina, Smoker und Croco einigermaßen IC hinbekommen zu haben.

Falls nicht, bitte Bescheid geben.

Hm... ja, Croco hat sich noch nicht die Zeit genommen, sich Informationen über die Strohhutbande (und Robin) zu besorgen. Aber er erfährt schon noch früh genug, was er wissen muss. *hihi*

Konstruktive Kritik ist auch hier wieder gerne gesehen und über Kommentare ganz allgemein freue ich mich natürlich.

Danke für die bisherigen Kommis übrigens noch mal... und danke für's lesen! ^-^

Von Gesetzlosen - Tashigi

Auf den Hauptstraßen von Arbana, die allesamt unter anderem entweder zu einem der zahlreichen Marktplätze oder zu dem Palast der Königsfamilie führten, tummelten sich die Menschen wie Obstfliegen auf einem besonders attraktiven Stück Apfelkuchen.

Nur quälend langsam kroch die Sonne von ihrem höchsten Stand am südlichen Teil des Himmels gen Westen. Die Mittagshitze hatte ihren Höhepunkt erreicht und zwischen den Duft von frisch gefärbter Seide, duftenden Speisen und exotischen Gewürzen hatte sich längst der beißende Geruch von Schweiß gemischt. Innerhalb des Menschengedränges fiel das Atmen immer schwerer und die verhüllende Kleidung, die die empfindliche Haut Ortsfremder eigentlich vor der Sonne schützen sollte, verschlimmerte das Ganze noch zusätzlich.

Das Klima war unerträglich an diesem Tag; es machte die Massen zugleich träge und reizbar und weckte selbst in den Einheimischen den Wunsch, schnellstmöglich in eine der schattigen Gassen zu gelangen. Aber auch diese füllten sich – ebenso wie die Wirtshäuser - zunehmend mit schwitzenden Leibern und frustrierten Reisenden, die ganz offensichtlich Streit suchten.

So blieben den Bewohnern der Stadt nur die eigenen Häuser; diejenigen, die nicht aus Arbana stammten, mussten sehen, wo sie blieben.

So auch eine junge Frau, die sich langsam und mit unsicheren Bewegungen ihren Weg durch den allgemeinen Tumult zu bahnen versuchte. Die rechte Hand unbewusst auf dem Schwertgriff, war sie so sehr darum bemüht, niemanden anzurempeln, dass sie noch weniger voran kam als die meisten anderen Leute um sie herum. Und obwohl sie vor Erschöpfung bereits kaum merklich schwankte, entschuldigte sie sich bei jedem zweiten Schritt, weil es in dem Gedränge unvermeidlich war, gegen andere Menschen zu stoßen – oder angerempelt zu werden.

Als Tashigi von einem vertrauenswürdigen Marinemitglied die Nachricht erhalten hatte, ihr Vorgesetzter sei unterwegs nach Alabasta und wolle sie an einem abgelegenen Ort wegen einer dringenden Angelegenheit sprechen, war sie sofort aufgebrochen. Sie hatte sich noch rasch die blaue Jacke angezogen, weil ihr Hemd kurzärmlig war und sie einen Sonnenbrand hatte vermeiden wollen, und war dann regelrecht losgestürmt. Sie war beunruhig, denn sie war sich ganz sicher, dass Kapitän Smoker die Verfolgung der Strohhutbande nicht abgebrochen hätte, wenn nicht etwas Unerwartetes von äußerster Wichtigkeit vorgefallen wäre.

Das Gasthaus, in dem sie übernachtet und die Botschaft sie erreicht hatte, lag etwas außerhalb der Stadt. Tashigi mochte den nächtlichen Trubel in den Hauptwirtshäusern Arbanas nicht, denn so viele Menschen verunsicherten sie immer ein wenig.

Als sie aufgebrochen war, hatte sie zunächst gar nicht bemerkt, dass es heute sehr heiß war - selbst für die üblichen klimatischen Verhältnisse auf einer Wüsteninsel - und dass man am Morgen ein Fest in der nähe des Marktplatzes gefeiert hatte, zu dem zahlreiche Leute geströmt waren. Nun wollten all diese Menschen auch wieder zurück in ihre Unterkünfte. Dass sie seit dem letzten Abend nichts mehr gegessen und getrunken hatte, war der sich im Urlaub befindenden Marinesoldatin auch irgendwie entgangen.

Und nun verschwamm vor ihren Augen alles, wenn auch nur ein wenig. Ihr Gang war taumelnd und ihr Atem keuchend vor Erschöpfung. Mit einer beinahe schon mechanischen Handbewegung wischte sie sich den Schweiß von der Stirn und versuchte, weiter voran zu kommen. Aber langsam war sie sich gar nicht mehr so sicher, wo sie von hier aus hin musste.

In ein heftiges Ausatmen der jungen Frau mischte sich ein resignierender Seufzer.

Es half alles nichts; auch wenn sie es eilig hatte und die Nachricht, die ihr Vorgesetzter ihr vollkommen unerwartet hatte zukommen lassen, sie nervös machte.

Sie duckte sich etwas, um niemanden versehentlich anzustoßen, und folgte dann einer kleinen Personengruppe, die sich langsam, aber erfolgreich, von der Menschenmasse absetzte, um wie die Schwertkämpferin in einer der Seitengassen Schutz vor der prallen Sonne zu suchen.

Hartnäckig heftete Tashigi sich an die Fersen der Leute vor ihr, fiel aber ein ganzes Stück zurück, als sie beinahe eine ältere Frau angerempelt hätte, und benötigte dann einige Minuten, um diese um Verzeihung bitten und wieder zu den Personen, denen sie folgte, aufschließen zu können.

Aber schließlich fand sie so in der Tat eine der schattigeren Ecken Arbanas. Kaum war sie der glühenden Hitze entgangen, ließ sie sich ermattet an einer Häuserwand und blieb so eine ganze Weile reglos am Boden sitzen. Der Stein, aus dem das Gebäude bestand, war angenehm kühl.

Normalerweise machte Tashigis Kreislauf ihr nicht so zu schaffen. Vielleicht hatte sie am vorigen Abend zu viel trainiert, bei dem Versuch, düstere Gedanken zu vertreiben. Oder, was wahrscheinlicher war, sie hätte einfach etwas trinken sollen. Es war schon merkwürdig, was man so alles vergessen konnte, wenn man sich in Aufruhr befand. Aber mit Sicherheit würde es ihr gleich besser gehen.

Nach einigen Minuten schloss sie die Augenlider und ihr Atem wurde wieder ruhiger, beherrschter, wie es bei einem Schwertkämpfer sein sollte.
 

Jedoch bemerkte sie nicht, dass jemand in Begriff war, an ihr vorbei zu schreiten, es sich dann aber anders überlegte, innehielt und sie einen Augenblick lang musterte.

Erst als sie eine ihr unbekannte Männerstimme vernahm, hob die junge Frau den Kopf wie ein aufgeschrecktes Reh.

„Ähm… wie bitte?“, brachte sie ein wenig verlegen hervor, nachdem sie erste Überraschung überwunden und sich vergewissert hatte, dass auch wirklich sie gemeint gewesen war.

„Ob alles in Ordnung ist.“

„Ich… ich glaube schon, ja.“ Noch während Tashigi sprach, stellte sie verwundert fest, dass sich um sie herum kaum noch Menschen befanden. Hatte sie etwa geschlafen? Die Marinesoldatin warf einen flüchtigen Blick zum Horizont und war nur noch verwirrter, als sie feststellte, dass die Sonne sich kaum weiter bewegt hatte.

Aber wo waren die ganzen Leute hin? Eben war die Gasse doch noch belebt gewesen. Merkwürdig. Vielleicht war das allgemeine Gedränge wieder abgeebbt. Natürlich, so musste es sein.

„Sicher?“

„Äh…“ Ganz kurz – sie wollte nicht indiskret wirken – musterte sie den Mann, der da vor ihr stand und eher beiläufig als in irgendeiner Weise besorgt klang. Er schien recht jung und von muskulöser Gestalt, was nicht zu übersehen war, denn sein Oberkörper war unbekleidet; ein Umstand, der Tashigi ein wenig unangenehm war. Gleichwohl wies seine Haut – zumindest auf den ersten Blick – keine Anzeichen von einem nahenden Sonnenbrand auf. Überhaupt wirkte er so, als mache die Hitze ihm nicht das Geringste aus. Sein Haar und seine Augen waren dunkel und vielleicht hätte er bedrohlich ausgesehen, wären da nicht die vereinzelten Sommersprossen in seinem Gesicht, die diesem ein beinahe jungenhaftes Aussehen verliehen. Er trug einen in Orange gehaltenen Hut und um seinen Hals hingen zwei Ketten. Von der einen vermutete der weibliche Marineleutnant, dass sie aus roten Holzperlen gefertigt war. Die andere bestand aus einem braunen Band, an dem ein totenkopfähnliches Objekt baumelte, das Tashigi fast für den Schädel eines Widders gehalten hätte; jedoch war es nicht größer als der Kopf einer Maus.

„E- Entschuldigung“, stammelte die junge Frau schließlich und beeilte sich, wieder auf die Beine zu kommen, wobei sie sich noch für die Dauer eines Wimpernschlags an der Hauswand abstützen musste. Es war ihr unangenehm, dass ein Fremder wegen ihr extra hatte anhalten müssen. Vielleicht kam er ja jetzt zu spät zu einem wichtigen Termin oder zu einer Verabredung oder verpasste sein Schiff… oder… oder… als der Mann sie fragend anblickte, neigte sie entschuldigend den Kopf und fügte hastig hinzu: „Es tut mir Leid, dass ich…. Dass Sie extra… also… mir geht es gut, vielen Dank!“ Sie versuchte ein Lächeln.

Und wurde nur noch unsicherer, als der Mann vor ihr in schallendes Gelächter ausbrach. Ebenso schnell verstummte das Lachen aber auch schon wieder; stattdessen grinste er nun breit.

„Ähm… habe ich etwas Falsches gesagt?“, fragte sie irritiert.

„Nein, nein.“ Der Mann winkte ab. „Tut mir Leid, ich wollte nicht unhöflich sein.“ Allerdings verblasste sein Grinsen nicht zur Gänze. Dann wandte er sich ab, um seinen Weg fortzusetzen. Im Gehen hob er die Hand zu einer Geste, die eine entfernte Ähnlichkeit zu einem nachlässigen Winken aufwies. „Man sieht sich. Vielleicht. Irgendwann mal… oder so.“

Während der Dunkelhaarige in den Menschenmassen untertauchte und Tashigi sah, wie die Leute ihm aus dem Weg traten und es wieder voller um sie herum wurde, bemerkte sie auch die Tätowierung auf seinem Rücken, die ihr mit einem Mal ins Auge stach. Sie blinzelte, aber das auffällige Zeichen der Whitebeard-Piratenbande, das jedes Mitglied der Marine schon einmal gesehen hatte, verschwand nicht. Es war also gar keine Einbildung! Der Kinnladen der jungen Frau sackte ein Stück hinunter, ihre rechte Hand umschloss Shigures Griff fest und sie wollte ihm schon nachrufen oder hinterher stürmen – so genau wusste sie selbst nicht, was sie wollte, während sie dem Gesetzlosen fassungslos nachstarrte – da war er auch schon aus ihrem Blickfeld verschwunden und sie erkannte, dass es in dem Gedränge unmöglich war, ihn wieder aufzuspüren, geschweige denn zu verfolgen.

Vollkommen überrumpelt stand sie da, die Knöchel ihrer Rechten, die noch immer den Schwertgriff umschloss, traten weiß hervor und sie ärgerte sich über sich selbst. Sie hätte es früher bemerken müssen!

Viele Piraten waren gut darin, sich zu verstellen. Dessen war sie sich doch nur zu deutlich bewusst. Das beste Beispiel dafür war immer noch Lorenor Zorro.

Lorenor Zorro… dieser Name war verbunden mit so vielen Dingen, die Tashigi ein Rätsel waren, dass ihr fast schon schwindelig wurde. Er warf etliche Fragen auf; Fragen, auf die sie wahrscheinlich niemals Antworten erhalten würde, weil es keine Antworten gab.

Wieso hatte er sie nicht getötet? Wieso hatten er und seine Gefährten ihr Leben im Kampf gegen Crocodile riskiert? Weshalb musste ein so talentierter Schwertkämpfer nur ein Verbrecher sein? Und wieso hatte sie sich damals in dem Geschäft in Logue Town so sehr von ihm – einem Fremden - beeindrucken lassen, ohne auch nur seinen Namen zu kennen? Warum, zur Hölle, war er ihr an diesem Tag, bevor sie die Wahrheit über ihn herausgefunden hatte, sogar sympathisch gewesen und aus welchem Grund hatte die Erkenntnis, dass dieser Mann ein Gesetzloser und ehemaliger Kopfgeldjäger war, sie getroffen wie ein Hieb in die Magengrube? Wieso hatte Lorenor Zorro sich überhaupt verstellt und weshalb musste sie immer in den unmöglichsten Situationen über derlei dämliche Fragen nachdenken?

Sie ließ sich einfach viel zu leicht täuschen!

Die Motive des grünhaarigen Schwertkämpfers waren unwichtig. Er war ein Verbrecher, ein Pirat. Ein Mann, dem man schon nachgesagt hatte, er sei eine blutrünstige Bestie, als er noch Jagd auf solche gemacht hatte. Nicht, dass Kopfgeldjäger bessere Menschen wären als Piraten oder dass ihnen die Legendären Schwerter eher zustünden, aber zumindest stillten sie ihren Blutdurst dadurch, dass sie anstelle von Unschuldigen andere Verbrecher umbrachten. Meistens jedenfalls.

Zu allem Überfluss aber war Lorener Zorro jetzt auch noch ein Gesetzloser der Meere; jemand, der brandschatzte und mordete, wann immer sich die Gelegenheit bot.

Aber er hatte ihr weisgemacht, ein ehrbarer Mann zu sein, damals auf Loguetwon. Sie hatte ihn für einen guten Menschen gehalten, für einen echten Schwertkämpfer, wie es nur noch wenige auf der Welt gab. Aber das war eine Lüge gewesen, nichts weiter als eine List. Und für diese schändliche Täuschung würde er teuer bezahlen! Damit würde sie ihn nicht so einfach durchkommen lassen. Niemals.

Tashigi löste sich schleunigst aus ihrer Erstarrung, als ihr wieder einfiel, dass sie es eilig und keine Zeit für so etwas hatte. Während sie die Gasse entlang hastete, Menschen auswich und sich wünschte, am Morgen etwas Flüssiges zu sich genommen zu haben, erneuerte sie jedoch lautlos ihren Schwur, Lorenor Zorro in einem fairen Duell zu besiegen, seine Katana zu konfiszieren und den ehemaligen Kopfgeldjäger festzunehmen.
 

Völlig außer Atem kam die junge Frau rund eine Stunde später an einer kleinen Bucht an, die sich – verglichen mit ähnlichen Orten auf Alabasta - zwar nicht sonderlich gut zum Schwimmen eignete und auch nicht als Hafen genutzt wurde, aber auch nicht so wirkte, als wäre sie in dieser Hinsicht vollkommen unbrauchbar.

Und tatsächlich: Als sie sich auf der Suche nach ihrem Vorgesetzten, der sich hier mit ihr hatte treffen wollen, genauer umsah, entdeckte sie eine Stelle im Wasser, die man aus der Ferne nicht wirklich sehen konnte, da Felsen und Klippen sie zuverlässig vor Blicken schützten. Trotzdem hatte es den Anschein, dass man von dort aus sehr wohl an Land gehen konnte, wenn man es geschickt anstellte. Tashigi war sich sogar ziemlich sicher, dass sich dort gerade ein Marineschiff befand.

Es irritierte sie, dass Smoker bei der Sache, über die er mit ihr sprechen wollte, so viel Wert auf Geheimhaltung legte. Das war doch sonst nicht seine Art.

„Na endlich“, vernahm die Marinesoldatin plötzlich eine tiefe Stimme hinter sich, die sie zu gut kannte, als dass sie nicht sofort gewusst hätte, wem sie zuzuordnen war. Dennoch erklang sie so unvermittelt, dass Tashigi reflexartig herum fuhr und ihr die Überraschung ihr förmlich ins Gesicht geschrieben stand.

„Anstatt mich anzustarren, als wäre ich von den Toten wiederauferstanden, könntest du zumindest so tun, als würdest du dich freuen mich zu sehen.“

Sofort bereute sie es, für einen Moment unaufmerksam gewesen und dann auch noch so schreckhaft zu sein.

Hielt Smoker sie nun etwa für respektlos? Oder – noch schlimmer – glaubte er vielleicht sogar, sie empfände es als ärgerlich, dass er so plötzlich hinter ihr aufgetaucht war?

Tashigi beeilte sich damit, das scheinbare Missverständnis zu klären.

„Äh... nein, natürlich freue ich mich, Sie zu sehen, Käpt’n!“, versicherte sie hastig und salutierte, während sie nur zu deutlich spürte, dass ihre Wangen eine rötliche Färbung annahmen.

Ihr Gegenüber brummte etwas Unverständliches, um dann lediglich leicht den Kopf zu schütteln.

„E-… es tut mir Leid! I-… Ich wollte nicht den Eindruck erw-“, fuhr sie stotternd fort, aber der Blick des Marinekapitäns brachte sie dazu, sich zu unterbrechen. Nun sah sie ihn unsicher an. „Äh…“

„Das war nicht ernst gemeint, Tashigi“, erklärte Smoker ihr im Tonfall eines erneuten Kopfschüttelns. „Und vergiss nicht, dass du gerade nicht im Dienst bist. Spar dir für den Moment also ruhig die Formalitäten.“

„Oh… A-… Ach so. Tut… tut mir Leid!“ Sicherheitshalber verbeugte sie sich entschuldigend, geriet dabei aber so sehr aus dem Gleichgewicht, dass sie sich rasch wieder gerade hinstellte, um nicht zu stolpern und auch noch gegen ihren Vorgesetzten zu prallen.

Tashigi war sich beinahe sicher, dass sie aus Verlegenheit rot geworden war – warum musste auch immer ihr so etwas passieren? -, doch zu ihrer Erleichterung sah Smoker ebenso großzügig darüber hinweg wie über das Beinahe-Missgeschick. Statt sie zu tadeln, kam er direkt zur Sache:

„Würde es dir etwas ausmachen, deinen Urlaub noch heute abzubrechen und auf einen späteren Zeitpunkt zu verlegen?“ Etwas in der ansonsten vollkommen ausdruckslosen Stimme ließ die junge Frau aufhorchen. Mehr als das war nicht notwendig, um sie zu einem entschlossenen Nicken zu bewegen, obwohl sie sich beim besten Willen keinen Reim auf das alles machen konnte.

„Natürlich breche ich meinen Urlaub ab, wenn ich gebraucht werde!“ Es machte ihr tatsächlich nichts aus. Im Gegenteil, sie vermisste ihre Arbeit bereits. Und es erfüllte sie sogar ein wenig mit Stolz, dass ihr Kapitän sie extra aufgesucht hatte. Natürlich wusste sie, dass er sie schätzte, aber es gab nun einmal viele bessere Schwertkämpfer als sie. Solche, die nicht aufgrund ihres Geschlechts schwach waren.

Schleunigst verdrängte sie den in ihr aufkeimenden, unliebsamen Gedanken an Lorenor Zorro – wie sie ihn hasste für das, was er ihr angetan hatte! - und konzentrierte sich wieder auf das Wesentliche. Ihre Pflicht gegenüber ihrem Vorgesetzten, der Marine und vor allem gegenüber der Gerechtigkeit - den vielen Menschen, die regelmäßig unter Kriminellen zu leiden hatten -, war wichtiger als ihr verletzter Stolz.

Smoker nickte, offenbar zufrieden mit ihrer Antwort. „Gut.“

„Aber wieso… ich weiß immer noch nicht…“, setzte Tashigi nun ein wenig unsicher an, unterbrach sich aber und beschloss abzuwarten. Für einen Moment sah es so aus, als habe ihr Vorgesetzter nicht vor, ihr Details zu offenbaren.

„Es gab da einen gewissen Zwischenfall“, beantwortete ihr Gegenüber dann aber doch endlich die unausgesprochene Frage; zumindest teilweise. Verächtlich fügte der Offizier hinzu: „Wenn man es denn so nennen will. Einem der Insassen einer Gefängnisinsel ist ein Ausbruch gelungen.“ Der Mann schnaubte und murmelte etwas, das verdächtig nach „diese dämlichen Bastarde“ klang.

Tashigi zögerte kurz, aber schließlich fragte sie, einem plötzlichen Impuls folgend: „Handelt es sich etwa um einen Piraten?“

Abermals schnaubte ihr Vorgesetzter verächtlich. „Wenn das alles wäre, würde ich nicht das unbändige Verlangen verspüren, den alten Säcken einen Tritt in den Hintern zu verpassen, dass sie...“ Smoker war anzusehen, dass er diverse auf die Weltregierung bezogene Beleidigungen hinunterschluckte, bevor er fortfuhr: „Ja, ein verdammter Pirat. Und mehr als das.“

„…Sir?“ Nun war Tashigi so nervös, dass sie beinahe damit begonnen hätte, vor Unruhe und Ungeduld von einem Fuß auf den anderen zu treten. Das alles kam ihr sonderbar vor und das flaue Gefühl in ihrer Magengegend machte es nun wirklich nicht besser. „Ist er… ist dieser Pirat also sehr gefährlich?“ Noch während sie sprach, bemerkte sie, wie lächerlich diese Frage eigentlich war. Natürlich war dieser Pirat sehr gefährlich, sonst würde sich jemand anderes als der Weiße Jäger um ihn kümmern können. Bestimmt hätte dieser lieber weiterhin die Strohhutbande verfolgt. Nur ein direkter Befehl vom Hauptquartier, wenn überhaupt, wäre dazu in der Lage, Smoker von diesem Sinnen abzuhalten.

Doch ihr Vorgesetzter wies sie nicht noch einmal extra darauf hin, sondern entgegnete trocken: „Wäre er es nicht, würde man wohl kaum nach Hina und mir verlangen, meinst du nicht?“ Diese Worte und der leicht unterkühlte Tonfall, in dem er sie ausgesprochen hatte, sorgten dafür, dass Tashigis Augen sich merklich vor Erstaunen weiteten.

„Miss Hina Blackcage? Aber… aber weshalb denn? Ich meine... Ich dachte, Sie würden…“ Der Offizier behielt seine gleichgültige Miene bei. Als er nichts erwiderte, erkundigte sich Tashigi – sobald sie sich wieder gesammelt hatte - mit fester Stimme: „Um welchen Pirat handelt es sich, Käpt’n?“

„Du kennst ihn“, offenbarte der Weiße Jäger ihr mit einem unheilschwangeren Unterton in der Stimme, der die junge Schwertkämpferin zwar Böses schwanen ließ, aber nicht auf den Namen vorbereite, den sie nun zu hören bekam: „Crocodile.“

Für einen Augenblick schien Tashigis Herzschlag auszusetzen und die Schwertkämpferin wünschte sich in diesem Bruchteil einer Sekunde nichts sehnlicher, als dass Smoker einen Piraten meinte, der rein zufällig denselben Namen hatte. Aber das war eine alberne Idee. Sie geriet unmerklich ins Taumeln, fing sich jedoch rasch wieder.

Deswegen hatte ihr Kapitän sich also an sie gewandt! Weil er wusste, dass sie sich noch immer – und vollkommen zu Recht - die Schuld daran gab, dass die Marine dereinst bei dem Versuch, den ehemaligen Samurai unschädlich zu machen, versagt hatte.

Es war ihre Chance, mit der Sache ein für alle Mal abzuschließen.

Aber glaubte Smoker denn tatsächlich, dass sie sich dieses Mal als nützlicher erweisen würde? Was, wenn sie wieder versagte? Das letzte Mal hatte sie Piraten unterstützen müssen! Sie konnte sich gut vorstellen, welchen Ärger das Hauptquartier ihrem Vorgesetzten deswegen noch zusätzlich gemacht hatte.

„Tashigi“, hörte sie diesen nun mit Nachdruck sagen. Schwang da etwas ein Anflug von Besorgnis in seiner Stimme mit? Aber wieso?

Erst jetzt bemerkte Tashigi, dass sie den ihr gegenüber stehenden Mann entgeistert anstarrte. Sie hielt es sogar für möglich, ein wenig bleich geworden zu sein. Abermals schob sie die egoistischen Selbstzweifel beiseite. Viel wichtiger war es doch, irgendwie in Erfahrung zu bringen, was Crocodile plante. Wo er sich aufhielt. Wie vielen Menschen er Schaden zufügen könnte, nur weil sie hier wie angewurzelt stand und so am Ende gar noch dazu beitragen würde, dass man sie zu einem Arzt brachte.

„Tashigi?“

„E-… Entschuldigung. Machen Sie sich bitte keine Sorgen, es geht mir gut.“ Sie lächelte schwach, vielleicht nicht sonderlich überzeugend; jedenfalls hob der Offizier kaum wahrnehmbar die Brauen. „Weiß man denn, wo ungefähr Crocodile sich zurzeit aufhält?“

Tashigi hoffte inständig, dass Smoker ihretwegen keinen Umweg in Kauf genommen hatte. Aber eigentlich glaubte sie das kaum; so wichtig war sie schließlich nicht.

„Das ist es ja. Schenkt man den Gerüchten glauben, kann er nicht weit von Alabasta sein. Wenn nicht sogar auf der Insel selbst.“

„Wäre… das nicht dumm von ihm? Ich meine, hier wird man ihn doch sicher erkennen.“

Der Offizier zuckte beinahe unmerklich mit den Schultern. „Deshalb schenkt die Regierung den Gerüchten auch keinen Glauben. Erwähnte ich, dass die alten Säcke mich mal kreuzweise können?“ Damit wandte der Marinekapitän sich um und blies den Rauch seiner beiden Zigarren ärgerlich dem Wind entgegen.

Tashigi erstaunte die Einstellung ihres Kapitäns zu seinen Vorgesetzten schon lange nicht mehr. Und nach ihrem letzten Aufenthalt auf Alabasta konnte sie das erstmals wirklich nachvollziehen.

Noch immer konnte sie kaum fassen, dass man versucht hatte, sowohl Smoker als auch sie selbst dazu zu nötigen, die ihnen angebotenen Orden zusammen mit der damit verbundenen Beförderungen anzunehmen, nur um den Schein zu wahren, die Marine hätte Sir Crocodile unschädlich gemacht und Alabasta vor dem Untergang bewahrt.

Dabei wusste doch jeder, dass Piraten schlechte Menschen waren; selbst dann, wenn sie sich gegenseitig ermordeten.

Wozu also dieses Theater? Tashigi verstand es einfach nicht. Dennoch würde sie ihren Fehler wiedergutmachen und ihre Pflicht gegenüber der Marine und sich selbst erfüllen.

Wortlos und mit grimmiger Entschlossenheit im Blick folgte sie ihrem Kapitän.
 


 

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Und wieder ein Kapitel. ^-^

Hoffe mal, dass es einigermaßen Gelungen ist. o.o

Hm... ja, wer der Pirat war, dem Tashi da eher zufällig begegnet ist, dürfte klar sein.

Und das war ganz sicher nicht sein letzter Auftritt in dieser ff. *hihi*

Aber irgendwie habe ich Angst, die Charas nicht so ganz IC hinbekommen zu haben. o.o

Wie üblich wird auch dieses Kapi bestimmt noch einige Male fleißig überarbeitet. ^^"

Hm. Nja, wie dem auch sei... auch hier gilt wieder:

Vielen Dank für's lesen, etwaige Verbesserungsvorschläge und Kommentare! ^-^

Von Heuchlern und irritierenden Emotionen - Nico Robin

Sobald sie in der Ferne die ersten Menschen erblickte, verbannte Nico Robin erneut alle deprimierenden Überlegungen, die ihrer Meinung nach ohnehin zu nichts führen würden, aus ihrem Denken. Sie musste sich auf das Wesentliche konzentrieren.

Sie wusste nicht viel über den Ort, an dem sie sich befand. Nur, dass diese Stadt so etwas wie das Handelszentrum der Grad Line darstellen sollte. Weder die Insel noch die Ansiedlungen, die sich auf ihr befanden, hatten je einen Namen gehabt.

Und falls doch, kannte ihn heute niemand mehr.

Wobei die Archäologin rasch zu dem Schluss kam, dass, hätte die Insel jemals einen Namen besessen, es irgendwo Aufzeichnungen darüber geben müsste. Doch so war es nicht. Zumindest war Robin nichts darüber bekannt.

Während ihr Blick aufmerksam umher schweifte und sie die Umgebung genauestens im Auge behielt, fragte sie sich flüchtig, ob es hier überhaupt einen Marinestützpunkt gab. Keine Steckbriefe, keine Männer in blauweißen Uniformen. Nur hier und da patrouillierten vollständig in Dunkelgrün gekleidete Personen; sie alle trugen unterschiedliche Waffen bei sich, die wenig miteinander gemein hatten – Schwerter, Schusswaffen und vereinzelt sogar Lanzen -, doch der Gang dieser Männer mutete eindeutig militärisch an und auf ihren grasfarbenen Brustharnischen war ausnahmslos der in Schwarz gehaltene Kopf einer Möwe abgebildet, was deutlich machte, dass diese Leute einer gemeinsamen Institution angehörten.

Zuweilen jedoch stolzierten unverkennbar zwielichtige Gestalten unbeachtet an ihnen vorbei, und auch Nico Robin erregte nicht die Aufmerksamkeit der Wachen.

Zunächst kam ihr das alles ausgesprochen merkwürdig vor, doch sobald sie sich die Dinge, die in überall um sie herum feilgeboten wurden, näher besah, wurde ihr einiges klar.

Auf dieser Insel hat die Regierung keinen Einfluss, erkannte die Archäologin sofort. Und sie will ihn auch gar nicht. Nicht hier.

Diese Stadt war ein Umschlagplatz für einfach alles - ganz gleich, wie legal oder illegal es sein mochte. Selbst Piraten konnten hier herkommen und Diebesgut verkaufen; niemand in dieser Stadt störte sich daran, denn selbst das gereichte der Wirtschaft und somit auch der Weltregierung zum Vorteil.

Ein höhnisches Lächeln glitt über die Züge der schwarzhaarigen Frau.

Gerechtigkeit…

Für die Regierung und auch für die Marine war dieses Wort tatsächlich gleichzusetzen mit Heuchelei und flüchtig fragte Robin sich, weshalb diese Erkenntnis sie immer wieder aufs Neue zu überraschen schien, war es für sie doch schon immer ganz offenkundig gewesen.

Gerechtigkeit, wie diverse Institutionen sie zu vertreten vortäuschten, gab es nicht - in keinem historischen Dokument ließen sich Belege dafür finden, dass es sie überhaupt je gegeben hatte.

Ganze Länder verschwanden vom Erdboden, Menschen starben in Massen und doch ging der Alltag für diejenigen, die lebten, weiter.

Das Schicksal, falls es so etwas überhaupt gab, machte keinen Unterschied zwischen dem plündernden und mordenden Bandit, der in den Wäldern sein Unwesen treibt und der freundlichen Kräuterfrau aus dem Nachbarsdorf, die ihm vielleicht eines Tages über den Weg laufen würde.

Die freundliche Frau würde von ihm getötet und der Bandit vielleicht später einmal gehängt werden.

Gerechtigkeit?

Definitiv - für die Marine zumindest. Ja, vielleicht sogar in den Augen der meisten Menschen. Aber mit Sicherheit nicht in denen einer Frau, die gesehen hatte, was man gemeinhin alles unter diesem Begriff verstand.

Daher hasste Robin die Weltregierung und all jene, die mit ihr sympathisierten.

Insbesondere die Mitglieder der Marine waren im Grunde nichts weiter als der Regierung treu ergebene Schoßhunde, die brav Befehle ausführten, um an ein Stück des Kuchens zu kommen.

Ruhm, Reichtum und Macht. Danach strebte man.

Gerechtigkeit hingegen gab es nicht; bestenfalls war dieses Wort ein Mittel zum Zweck, als Deckmantel wie geschaffen in einem Zeitalter, in dem Seeräuber das Meer beherrschten.

Doch auch derlei Gedanken, rief Robin sich in Erinnerung, waren Zeitverschwendung.

Die Archäologin kam zu dem Schluss, dass sie sich lieber glücklich schätzen sollte. Auf dieser Insel nämlich war sie für eine ganze Weile sicher. Hier konnte sie in Ruhe Vorbereitungen treffen, bevor sie sich auf den Weg zu ihrem eigentlichen Ziel machte.

Und in der Tat: Der Weg nach Alabasta gestaltete sich für die ehemalige Baroque-Agentin ohne größere Schwierigkeiten.

Zunächst galt es, sich Kleidung zu besorgen, die möglichst viel von allem verhüllte, was Passanten außerhalb und auch innerhalb dieser Stadt an Miss Bloody Sunday – oder gar allgemein an die berüchtigte Nico Robin – erinnern könnte.

Wie kaum anders erwartet, stellte sich dieses Vorhaben als leicht umsetzbar heraus. Nicht einmal eine halbe Stunde später trug Robin Kleidung, die keineswegs so wirkte, als sei deren Trägerin eine gesuchte Verbrecherin. Viel mehr erinnerten die weite weiße Robe und die dazugehörige Kapuze, welche die Gesetzlose sich sofort tief ins Gesicht gezogen hatte, an die Gewandung einer Geistlichen.

Daher beschloss Robin, sich auch als solche auszugeben. Das würde vieles einfacher machen.

So erübrigte sich für sie nun auch die Frage, wie sie an ihren Zielort gelangen sollte, ohne Aufsehen zu erregen. Hätte sie hier ein Schiff gestohlen, wäre es ihr vermutlich nicht übermäßig gut bekommen.

Nun aber suchte sie - vorgeblich eine Priesterin auf Pilgerfahrt - den Kapitän eines älteren Handelsschiffes auf, welches auf dem Weg zu seinem eigentlichen Bestimmungsort auch auf Alabasta Halt machen würde. Überaus höflich bat sie darum, sich an Bord begeben zu dürfen und die dreihunderttausend Berry, die sie der Besatzung dafür bot, hätten wahrscheinlich sogar ausgereicht, eine weniger zuvorkommende Mannschaft umzustimmen.

Auch die Überfahrt war recht angenehm und ging ohne überraschende Ereignisse vonstatten.

Die meiste Zeit verbrachte die Frau in der kleinen Kajüte, die man ihr zugeteilt hatte. Nicht sonderlich geräumig, aber zum Lesen und Schlafen vollkommen ausreichend, wie Robin fand.

Regelmäßig machte man halt, um Geschäfte zu tätigen; aber es verstrichen nur wenige Wochen, bis schließlich jene Insel in Sichtweite kam, die Sir Crocodile dereinst um ein Haar zerstört hätte.
 

Mister Zero.

Der Gedanke an diese Person entlockte der Archäologin ein leises Seufzen, während sie sich ohne Eile auf die Brüstung des Schiffs zu bewegte, von wo aus sie nachdenklich den Blick über die klare Wasseroberfläche schweifen ließ.

So sehr sie das Krokodil verachtet hatte, so wenig dieser Mann ihr auch bedeutet haben mochte... Robin konnte schwerlich leugnen, dass sie beide viele Gemeinsamkeiten aufgewiesen hatten von dem Moment an, in dem sie sich der Baroque-Firma angeschlossen hatte.

Verbrecher, die nichts mehr hätten verlieren können und bereit waren, alles zu tun, um ihre Ziele zu verwirklich. Berechnend, gejagt und ebenso geheimnisvoll wie berüchtigt.

Auch er, der arrogante, kalte Sir Crocodile war mit Sicherheit nicht das personifizierte Böse gewesen. Nur ein törichter, verbitterter Mann.

Aber ich hege keinen Groll gegen dich, Nico Robin. Weil ich… von Anfang an niemandem getraut habe.

Dieser Satz hatte in Robin noch wesentlich mehr Entsetzen ausgelöst als der Haken, der sie beinahe zeitgleich durchbohrte.

Die Erkenntnis, dass es auch für sie niemanden gab, dem sie hätte trauen können, hatte ihr schmerzlich ins Bewusstsein gerufen, dass sie immer mehr wurde wie er. Und dass auch Crocodile einmal Träume und Wünsche gehabt haben mochte, von denen er geglaubt hatte, es lohne sich, für deren Erfüllung zu kämpfen.

Vielleicht war er Ruffy einmal, vor langer, langer Zeit, gar nicht so unähnlich gewesen.

Und geworden war aus ihm ein skrupelloses Ungeheuer, das sich für nichts anderes mehr interessiert hatte als Macht und Reichtümer.

Ein Gedanke, der, wenn man sich genauer damit beschäftigte, auch etwas Faszinierendes an sich hatte.

Doch in jenem Moment…

Auch Robin selbst war bereit – damals wie heute -, über Leichen zu gehen, wenn sie keinen anderen Ausweg mehr sah.

In jenem kurzen Augenblick der Offenbarung, der kaum einen Herzschlag lang gedauert hatte, zwischen seinen Worten und dem Aufprall ihres eigenen Körpers auf dem harten Steinboden des Mausoleums, hatte sie erkannt, dass sie so nicht werden wollte. Dass der Tod der einzige Ausweg war, der ihr noch blieb. Sie war dieses Lebens müde geworden. Immer auf der Flucht, stets dazu bereit, alles zurückzulassen und diejenigen, die ihr in der kurzen Zeit, in der sie an einem Ort verweilt hatte, zu nahe gekommen waren, ihrem damit besiegelten Schicksal – der Marine – zu überlassen.

Und dennoch hatten sie alle ihren Zweck erfüllt. Auch das Krokodil.

Sie benutzte Menschen als Schilde. Sie schlich sich in das Vertrauen anderer gejagter Leute und wurde dann selbst zur Verräterin, bevor man sie verraten konnte.

Nur so hatte sie überleben können.

Und es hatte niemanden gegeben, dem Nico Robin Rechenschaft schuldig gewesen wäre.

Damals.

Nun aber wäre sie vielleicht – unter Umständen – sogar bereit, ihr Leben für die Strohhutbande zu opfern.

Für diejenigen, die so viele Dinge gerettet hatten, die ihr wichtig waren. Vielleicht sogar ohne es auch nur zu ahnen.

Das Leben, das wegzuwerfen sie bereit gewesen war; die Seele, die sie verloren geglaubt hatte und den Traum, der in Begriff gewesen war zu sterben.

Und jetzt wollte Robin leben. Ein egoistischer Wunsch, wenn man bedachte, dass ihre Existenz nichts weiter als Unglück über andere bringen konnte.

Noch wichtiger war es ihr aber, dass das Leben derer, denen sie mehr schuldig war, als sie es je für möglich gehalten hätte, so verlief, wie diese es sich vorstellten. Aber wenn sie so weitermachte, würde sie auch über die Strohhutbande Unheil bringen. Dann würden sie sie als Last empfinden und egal, wie freundlich sie alle immer zu ihr gewesen waren… sie würden sich ihrer entledigen. Sie könnte es ihnen nicht einmal übel nehmen. Das war ganz natürlich. Robin war es gewohnt, hintergangen zu werden. Seit langem schon.

Und genau darum war die ehemalige Baroque-Agentin ohne den Rest der Crew hierher gekommen. Sie wollte ihr neues Leben nicht aufs Spiel setzen. Wenn es nichts weiter war als eine Illusion, wäre ihr der Tod nur willkommen.

Versonnen betrachtete sie die Insel, die nun immer näher zu rücken schien.

Dennoch rührte Robin sich nicht. Auch als das Schiff anlegte und die Besatzung geschäftig ihrer Arbeit nachzugehen begann, ganze Säcke mit exotischen, wohl zum Verkauf gedachten Gegenständen von Bord getragen wurden, bewegte sie sich nicht sofort.

Noch eine ganze Weile sann sie darüber nach, ob sie Ruffy und dessen Bande wohl jemals wieder sehen oder ob diese Reise ihre letzte sein würde.

Nun ja, falls sie fand, wonach sie suchte, wäre auch das nicht weiter schlimm.

Ihren Tod erachtete sie als belanglos, wenn sie dafür nur einen einzigen Blick auf das Rio-Porneglyph werfen und die Zeilen lesen dürfte, die von dem erzählten, was Menschen und Geschichtsbücher längst vergessen hatten.

Dann könnte sie sterben in der Gewissheit, dass die Menschen von Ohara ihr Leben nicht umsonst gelassen hatten. Dass sie selbst dann für niemanden mehr eine Gefahr darstellen würde.

Und, was ihr mindestens genauso wichtig war, mit dem Wissen um die Wahre Geschichte.

Es war merkwürdig. Rein logisch betrachtet war alles genau so, wie es sein sollte.

Und trotzdem…

Mit einem Mal fühlte die Archäologin sich bei dem Gedanken, die Strohhutbande vielleicht niemals wieder zu sehen, seltsam leer.
 


 


 

_________

So, da ist wieder mal ein neues Kapi.

Mit dem Titel habe ich mich dieses Mal ziemlich schwer getan.

Hm. Vielleicht schaffe ich es ja,

die nächsten Kapitel nicht so arg langatmig werden zu lassen. o.o

Bald sollte auch klar werden, was Robin auf Alabasta will.

Ein Hinweis vorweg: Die Königliche Bibliothek ist für eine Archäologin unter Umständen hoch interessant.

(Und die Archäologin wiederum ist für die Baroque-Firma interessant. ;P)

Mehr dazu in den nächsten Kapiteln.

Danke ganz allgemein für's Lesen, Kommentareschreiben und Motivieren.

Und ich hoffe, diese Fanfic gewinnt doch noch ein paar Leser hinzu. ^^

Bis danni.

Beunruhigende Erkenntnisse

„Tashigi.“

Keine Antwort.

„Tashigi!“ Der Marinekapitän war nun deutlich lauter geworden. Er hatte es satt, sich andauernd wiederholen zu müssen.

Offenbar zeigte das Anheben der Lautstärke die gewünschte Wirkung, denn jetzt endlich drehte die angesprochene Schwertkämpferin, welche bis eben noch an der Reling gestanden und – da war Smoker sich beinahe sicher - gedankenverloren vor sich hin gestarrt hatte, sich so hastig zu ihrem Vorgesetzten um, als wolle sie einen neuen Rekord aufstellen.

„J-Ja, Sir?“

„Kann es sein, dass mit deinen Ohren etwas nicht stimmt?“, knurrte der Offizier gereizt.

„Ja, Sir. Ich meine natürlich nein, Sir. Ich meine…“

„Tashigi.“

„Tut mir Leid, Sir! Äh… was wollten Sie sagen?“

Smoker verbiss sich ein Seufzen und für eine ganze Weile starrte er seinen Leutnant einfach nur an. Es herrschte vollkommenes Schweigen; die junge Marinesoldatin wand sich förmlich unter seinem bohrenden Blick und er sparte es sich zu fragen, ob sie sich vielleicht nicht wohl fühle. Es war ganz offenkundig, dass ihr die Ereignisse des Vortags noch immer nicht behagten. Tja, da musste sie durch - Krokodil hin oder her.

„Ich habe eine Aufgabe für dich“, eröffnete Smoker seinem Gegenüber schließlich.

„Sir?“

„Du wirst noch einmal zum Palast gehen, bevor wir ablegen.“ Er machte eine kurze Pause, in der er sich eine zweite Zigarre anzündete. „Frag den König, ob es in letzter Zeit irgendwelche ungewöhnlichen Vorfälle auf Alabasta gegeben hat. Aber denk daran, dass die alten Säcke uns die Hölle heiß machen werden, falls die Öffentlichkeit Wind von der Sache mit Crocodile bekommt.“ Er wartete einige Sekunden, dann fügte er mit deutlichem Nachdruck hinzu: „Und du erwähnst auf keinen Fall meinen oder Hinas Namen, verstanden?“

Abschätzig musterte er Tashigi, die nun mit ernster Miene nickte.

„Verstanden“, versicherte sie ihm mit fester Stimme.

In Momenten wie diesem wurde deutlich, dass sie potential besaß. Smoker wünschte nur, es gäbe Momente dieser Art noch ein wenig häufiger.

„Gut“, entgegnete er tonlos. Womit er ungefähr dasselbe meinte wie:

Schön. Dann beweg deinen verdammten Hintern, wir haben nicht ewig Zeit!

Als sein Leutnant sich trotzdem nicht von der Stelle rührte, erkundigte sich der Marinekapitän: „Was ist? Habe ich dir nicht einen klaren Befehl gegeben?“ Wobei er sich keinerlei Mühe gab, seine Gereiztheit zu verbergen.

„N-Nein“, war die gestammelte Erwiderung der jungen Frau. Smoker runzelte leicht die Stirn, woraufhin sie sich hastig verbesserte: „Ich meine... natürlich haben Sie das, Sir. Aber… also…“

„Was denn nun? Ja oder Nein?“

Tashigi senkte den Kopf und starrte betreten zu Boden.

„Äh... Es ist nur…“

„Komm endlich zum Punkt, Tashigi“, knurrte der Offizier, dessen Geduld langsam an ihre Grenzen stieß.

Sein Gegenüber holte tief Luft. Fast schien es so, als nehme die ihm unterstellte Schwertkämpferin ihren ganzen Mut zusammen, ehe sie endlich den Mund aufmachte, um zu fragen: „Was soll ich dem König sagen, wenn er fragt, warum ich das wissen möchte?“ Vorsichtig schielte sie zu ihrem Vorgesetzten auf.

Smoker konnte nicht verhindern, dass ihm ein leiser Seufzer entwich.

Zu gerne hätte er ihr geantwortet:

Lüg einfach.

„Tu einfach, was du für richtig hältst“, sagte er aber stattdessen in dem sachlichsten Tonfall, den er noch zu Stande brachte. „Denk einfach an das, was ich dir gesagt habe. Wenn die Sache öffentlich wird, reißt das Hauptquartier uns allen den Arsch auf. Und jetzt verschwinde endlich.“

Tashigi zögerte etwas, aber wie üblich siegte ihr Pflichtbewusstsein über die Unsicherheit, die ihr regelrecht ins Gesicht geschrieben stand. Mit entschlossener Miene salutierte sie vor ihrem Vorgesetzten.

„Aye, Aye, Käpt’n!“

„Geht doch“, murmelte Smoker, während die junge Frau das Schiff verließ und sich auf den Weg zurück in die Stadt machte.

Ihn beschlich das ungute Gefühl, dass das alles noch in einer einzigen Katastrophe enden würde.

Dennoch.

Man konnte Tashigi sicher vieles nachsagen, aber nicht, dass sie Befehle nachlässig befolgte. Das musste man ihr zugute halten. Und auch, dass sie zumindest versuchen würde, das Richtige zu tun.

Zudem übertraf ihr Gerechtigkeitssinn ohne jeden Zweifel den der meisten Marinemitglieder.

Ebenso konnten sich ihre Fähigkeiten als Schwertkämpferin durchaus sehen lassen.

Smoker seufzte lautlos.

Wenn sie doch nur nicht so ein verdammter Tollpatsch wäre.

Und ein klein wenig mehr Selbstbewusstsein könnte ihr ganz sicher auch nicht schaden.

Das war seit ihrem letzten Aufenthalt auf dieser Insel nämlich merklich gesunken.

Wie dem auch sei. Falls es Ärger geben würde... die Meinung des Hauptquartiers hatte ihn noch nie gekümmert.

Smoker überlegte noch, ob er das seinen Vorgesetzten in diesem Fall so sagen sollte.

Aber wahrscheinlich würde er sich im Ernstfall doch dafür entscheiden, weniger höflich zu sein und ihnen einfach unmissverständlich mitzuteilen, was Fakt war:

Dass ihm das Gerede dieser alten Säcke, simpel ausgedrückt, am Arsch vorbei ging.

Obwohl...

Vielleicht wäre das immer noch eine viel zu freundliche Formulierung.

Egal.

Darüber würde er sich Gedanken machen, wenn wirklich etwas schief ging. Das allerdings war mehr als unwahrscheinlich.

Und selbst wenn etwas öffentlich werden sollte. Zumindest Crocodile würde ihm ganz sicher nicht entkommen.

Doch dann kam Smoker etwas in den Sinn, an das er zuvor gar nicht gedacht hatte. Etwas, das ihm fast schon ein flaues Gefühl in der Magengegend bescherte:

Wenn er sich auch nur den geringsten Fehler erlaubte, würde Hina wirklich wütend sein.

Denn im Gegensatz zu ihm machte sie sich hin und wieder - oder auch des öfteren - ernsthafte Gedanken darüber, ob das Hauptquartier zufrieden mit ihrer Arbeit war.

Es gab nicht viele Dinge, denen der gefürchtete Weiße Jäger mit Bedacht aus dem Weg ging.

Diese Frau jedoch zählte ohne jeden Zweifel zu diesen Dingen.

Zumindest, wenn sie wirklich aufgebracht war.

Und vorallem dann, wenn sie ihn für ihre schlechte Laune verantwortlich machen konnte.
 

Ein paar Tage zuvor, irgendwo auf der Grand Line...
 

„Weg?“, wiederholte der blonde Koch Choppers Worte und zog, wie Nami aus den Augenwinkeln heraus wahrnahm, kaum merklich eine Braue in die Höhe, bevor er sich mit einer beiläufigen Handbewegung seiner Zigarette entledigte. „Das glaub ich nicht.“

Es war, wie nicht anders zu erwarten, ein warmer Tag auf der Sommerinsel, auf der sich nun schon seit geraumer Zeit die Besatzung der Flying Lamb aufhielt.

Noch war es nicht spät am Tag und das Mittagessen hatte die Strohhutbande gerade erst verzehrt. Das mochte auch der Grund dafür sein, dass in den letzten zwei Stunden nicht einmal Ruffy auf die Idee gekommen war, von Bord zu gehen und sich ein weiteres Mal auf dem Festland umzusehen. In den vergangenen zweieinhalb Wochen hatte er die Insel bereits um die hundertmal erkundet; trotzdem behauptete er auch weiterhin beharrlich, es müsse hier noch irgendetwas geben, das interessant und bisher von ihm übersehen worden war.

Und er war eindeutig nicht der Einzige, der drohte, an Langeweile zu sterben.

Seit drei Wochen - seit Robin, höflich und zurückhaltend wie immer, den Kapitän der Strohhutband darum gebeten hatte, das Schiff für eine Weile verlassen zu dürfen -, beobachtete Nami nun schon das Verhalten der restlichen Besatzung.

Diese benahm sich momentan ausgesprochen sonderbar – noch seltsamer als sonst. Und das wollte schon etwas heißen.

Sanji hatte die letzten Tage größtenteils in der Küche verbracht, selbst die üblichen Streitereien mit Zorro gemieden und einen ziemlich nachdenklichen Eindruck gemacht; Lysop bastelte schon eine ganze Weile an etwas herum, von dem Nami lieber gar nicht erst wissen wollte, um was es sich dabei handelte; Chopper indessen hatte sich seit geschlagenen sechs Tagen kaum ein einziges Mal an Deck blicken lassen; Zorro saß die meiste Zeit über mit nichts sagender Miene gegen den Schiffsmast gelehnt auf dem doch nicht allzu bequemen Holzboden und betrachtete eines seiner drei Schwerter (ob es immer dasselbe oder jedes Mal ein anderes war, vermochte die Navigatorin allerdings nicht zu sagen - es interessierte sie auch herzlich wenig).

Nami selbst hatte sich gerade in ihr Zimmer zurückziehen wollen, welches sie sich für gewöhnlich mit einer gewissen Archäologin teilte.

Nun jedoch hielt sie inne und lauschte der Unterhaltung, die jetzt erst an ihr Ohr drang.

„Aber wenn ich es doch sage!“, rief Chopper, der so klang, als sei er ziemlich durch den Wind.

„Und wie definierst du ‚weg´?“

“Ich war nämlich bei ihr“, fuhr der kleine Elch rasch fort, ohne weiter auf die Frage des Smutje zu achten. „Also… ich meine… ich wäre bei ihr gewesen, wenn sie da gewesen wäre! Sie hatte nämlich das Buch vergessen, das sie neulich angefangen hat, weißt du? ’Blumenstachel’ heißt es. Äh... nein, warte. ’Blumendorn’! Ähm… oder doch ‚Dornblumen’?“

„Chopper.“

„Hm? Äh... ach so. Jedenfalls wollte ich ihr das Buch bringen und war auf der Insel, auf die sie wollte.“

„Und wie bist du da hingekommen?“, fragte Zorro ohne von seinem Katana aufzublicken und in einem Ton, der nach Desinteresse klang.

„Na ja, so weit ist das von hier ja gar nicht. Und da stand so ein Floß...“

„Ein Floß?“ Nun sah Zorro auf. Allerdings wirkten seine Züge noch immer nicht so, als interessiere ihn das Ganze sonderlich.

„Ja“, bekräftigte der Elch nun ein wenig stolz und nickte eifrig. „Ich hab’s ganz in der Nähe gefunden.“

Dieses unnötige Geschwätz über Nichtigkeiten dauerte Nami entschieden zu lange.

Seit Robin vor drei Wochen verkündet hatte, sie müsse die Bande für einige Zeit verlassen, fragte das Mädchen sich nun schon, was der Grund dafür sein mochte.

Robin hätte doch wissen müssen, dass sie ohnehin auf sie warten würden. Immerhin war sie jetzt ein Mitglied der Strohhutbande und vor allem eine gute Freundin; das Angebot, ruhig schon einmal ohne sie weiterzusegeln, hatte die Archäologin doch unmöglich ernst meinen können! Und auch nicht die Behauptung, das würde ihr überhaupt nichts ausmachen, sie wolle sich ohnehin ein wenig erholen.

„Was ist denn nun mit Robin?“, mischte sich die junge Navigatorin also in das Gespräch ein, und es wollte ihr nicht ganz gelingen, die Gereiztheit aus ihrer Stimme zu verbannen. Nicht, dass sie sich damit sehr viel Mühe gegeben hätte.

„Siehst du“, fuhr Sanji daraufhin Zorro an, „Jetzt hast du Nami-Schätzchen die Laune verdorben, Schwertheini!“

Allerdings schien es dem orangehaarigen Mädchen beinahe so, als sei diese Provokation nur sehr halbherzig aus dem Mund des Kochs gekommen.

Dennoch setzte der grünhaarige Ex-Kopfgeldjäger zu einer der üblichen Erwiderungen an.

Diese Idioten.

Konnten die denn nicht einmal ernst und beim Thema bleiben?

Nami seufzte innerlich. Da sie die Antwort längst kannte, beschloss sie, den in ihr aufkeimenden Wutanfall zu unterdrücken und das hier selbst in die Hand zu nehmen. Nachdem sie die beiden Streithähne also ordentlich zusammengestaucht hatte, wandte sie sich an Chopper.

„Also?“

„Äh…“ Der nun etwas verschüchtert wirkende Elch brauchte einige Sekunden, um sich zu sammeln - und die Navigatorin bändigte nur Mühsam das Verlangen, ihn so lange kräftig zu schütteln, bis er mit der Sprache rausrückte.

Dann endlich sagte er: „Ich bin mit dem Floß zu der Insel gefahren.“ Da Nami wusste, dass besagte Insel kaum eine Stunde entfernt war, wenn man mit dem Schiff fuhr, hakte sie diesbezüglich nicht weiter nach, auch wenn sie sich fragte, seit wann der kleine Elch - der immerhin nicht schwimmen konnte - solche waghalsigen Ausflüge unternahm. „Und dann habe ich überall gesucht. Aber Robin war nirgendwo!“

„Bist du dir sicher“, warf Sanji tonlos ein, „dass du sie einfach deshalb nicht finden konntest, weil sie nicht gefunden werden wollte? Immerhin ist die Marine hinter ihr her.“

„Nein, nein“, versicherte Chopper ohne lange nachdenken zu müssen. Dann jedoch räumte er ein: „Das kann natürlich sein, aber... wisst ihr, auf der Insel, da gab es keine Leute von der Marine.“

„Gar keine Marine?“, wiederholte Sanji mit merklichen Zweifeln in der Stimme, und Zorro wandte sich kopfschüttelnd wieder seinem Schwert zu.

Auch Nami kam diese Aussage ein wenig suspekt vor. Eine riesige Insel, auf der zudem Handel im ganz großen Stil betrieben wurde, ohne eine einzige kleine Marinebasis?

Das war in etwa so wahrscheinlich wie eine Winterinsel ohne Schnee, wenn nicht sogar noch unwahrscheinlicher.

Andererseits... auf der Grand Line war alles möglich. Selbst das.

„Ja!“, fuhr Chopper unbeirrt fort. „Und ich habe Robin überall gesucht. Aber sie war nicht da! Meint ihr... meint ihr, dass ihr etwas passiert ist?“ Der Elch machte sich ganz offenkundig Sorgen.

„Natürlich nicht. Hey, wir reden hier immerhin von Robin!“ Nami verzog die Mundwinkel zu einem Grinsen und Chopper lächelte, wenn auch nur flüchtig. Dass sie dabei aber selbst ein ungutes Gefühl hatte, versuchte die Navigatorin so gut wie möglich zu verbergen. Sie wandte sich ab und gab vor, den Himmel zu betrachten, bevor sie betont fröhlich hinzufügte: „Aber wir könnten ja mal nachsehen. Nur für den Fall, dass sie irgendetwas Spannendes auf der Insel entdeckt hat oder so. Außerdem müsste ich sowieso mal wieder was einkaufen gehen.“

Der Smutje, vollkommen aus dem Häuschen, verbiss sich offenbar einen Freudenschrei. „Worauf warten wir noch? Besuchen wir sie!“

Ruffy, der wahrscheinlich gerade in der Küche gewesen war, nur um dann feststellen zu müssen, dass Sanji alle Lebensmittel sicher weggeschlossen hatte (sofern Ruffy nicht die Schränke aufgebrochen hatte; aber das wäre mit Sicherheit mehr als deutlich zu hören gewesen), war sofort hellhörig geworden. Erst als er näher kam, bemerkte Nami, dass er Lysop im Schlepptau hatte. Breit grinsend gesellten die beiden sich zum Rest der Bande.

„Wen besuchen?“, wollte der zukünftige Piratenkönig wissen.

Nami drehte sich zu ihm um und lächelte breit. „Na, wen wohl? Robin natürlich!“

„Robin besuchen?, wiederholte Ruffy überflüssigerweise und schien nicht weniger begeistert als der blonde Koch. „Ich bin dafür!“

Zorro gab lediglich ein zustimmendes, aber etwas abwesend klingendes Brummen von sich.

Sanji indessen führte einen regelrechten Tanz auf, bei dem er immer wieder ein versonnen klingendes, halb gesungenes „Robinchen!“ von sich gab und kurz darauf in einem beinahe euphorischen Tonfall etwas von einem „Cocktail für Nami-Maus“ murmelte, bevor er unter Deck verschwand.

Lysop und Chopper hüpften vergnügt – und recht albern – vor sich hin und Nami versuchte, die allgemeine Begeisterung zu teilen. Aber die Stimme in ihrem Unterbewusstsein, die ihr sagte, dass irgendetwas nicht so war, wie es sein sollte, wollte einfach keine Ruhe geben.

Nur undeutlich hörte sie, wie Ruffy verkündete: „Los geht’s!“ und Chopper und Lysop in den Ruf und das vergnügte Gelächter mit einstimmten.

Auch Zorro war deutlich anzusehen, dass er froh war, endlich von dieser Insel wegzukommen, während er sein Katana zurück in die Schwertscheide schob und sich erhob. Kaum zu glauben, dass ihm bei seinem ganzen Training langweilig geworden war.

Nami seufzte leise.

Sie konnte die Jungs ja verstehen. Selbst ihr war es hier nach all dem Trubel in letzter Zeit viel zu ruhig gewesen.

Und trotzdem löste sie sich erst aus ihrer Starre, als Sanji ihr das angekündigte Getränk brachte.

Lächelnd bedankte sie sich und nach nicht einmal einer halben Stunde teilte sie die ausgelassene Stimmung. Das flaue Gefühl in der Magengegend war verschwunden und meldete sich auch im weiteren Verlauf des Tages nicht mehr zurück.

Vielleicht war ja wirklich alles in Ordnung.

Was sollte schon groß sein? Sie selbst hatte es doch gesagt: Die Frau, um die sie sich da Sorgen machte, war Nico Robin.

Nami glaubte nicht, dass ausgerechnet die ehemalige Miss Bloody Sunday sich in ernsthafter Gefahr befinden könnte.

Jedem anderen aus der Crew hätte sie das zugetraut, ja. Wegen irgendeiner dämlichen Aktion riskierten die doch alle immer wieder ihren Hals.

Robin aber handelte stets besonnen und würde auch mit etwaigen Problemchen spielend leicht fertig werden.

Das orangehaarige Mädchen schüttelte den Kopf, um alle Zweifel diesbezüglich abzuschütteln. Dann lächelte sie. Ganz bestimmt war mit der Archäologin alles in Ordnung.

Im nächsten Augenblick fuhr Nami herum. Hinter ihr machten der grünhaarige Schwertkämpfer und Sanji ganz den Eindruck, als würden sie sich jeden Moment auf den jeweils anderen stürzen. Lysop, Ruffy und selbst Chopper feuerten die beiden Rüpel lautstark an.

Mussten die ihr denn jetzt die gerade erst zurück gewonnene gute Laune verderben?

„Na wartet…“, knurrte die Navigatorin und stapfte mit schweren Schritten auf die beiden Streithähne zu, wobei sie viel Ähnlichkeit mit einem der berüchtigten Seeungeheuer aufwies, die ausschließlich auf der Grand Line zu finden waren.

Mit dem entscheidenden Unterschied, dass ein Seeungeheuer den meisten der nun hastig Zurückweichenden wahrscheinlich keine Angst eingejagt hätte – ganz im Gegensatz zu einer wütenden Nami.

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Armer Smoker. Dabei schadet es doch bestimmt der Gesundheit, unter Druck zu Arbeiten. *nickt andächtig*

Hach, endlich wieder ein neues Kapi.

Ich hoffe, das Lesen hat Spaß gemacht. ^^

Im Moment komme ich irgendwie nur langsam voran.

Mag an einer Schreibblockade liegen,

oder einfach daran, dass ich zu viel um die Ohren habe.

Na ja, dieses Kapitel ist mir nicht gerade leicht gefallen.

Ich hoffe einfach mal wieder, dass die Charaktere trotzdem IC geblieben sind.

Wirklich schwer wird es dann ab dem nächsten/übernächsten Kapitel.

Aber ich habe mir vorgenommen, dass mir auch das irgendwie gelingen wird. *g*

Eventuell dauert es aber wieder ein bisschen.

Konstruktive Kritik und Kommentare aller Art sind stets willkommen.

Wie gesagt, ich freue mich immer wieder aufs Neue.

Danke also für's Lesen und Kommentieren. ^^

Hm... ach ja, auch diese Fanfic von mir spielt noch vor Skypia; habe ich das schon erwähnt?

Wenn nicht, dann tue ich das hiermit noch schnell. ;P

Bis dann!

Die verschwundene Thronfolgerin - Tashigi

Es kostete sie ganze zwei Stunden, aber schließlich, als die Dämmerung hereinbrach, erreichte Tashigi den Palast.

Zu ihrer großen Verwunderung herrschte dort helle Aufregung. Es dauerte eine ganze Weile, bis es der jungen Frau gelang, eine der Wachen des Königs ausfindig zu machen. Diese jedoch versuchte gerade gemeinsam mit einigen anderen Männern das Volk zu beruhigen und schenkte den zögerlichen Fragen der Marinesoldatin keinerlei Beachtung.

Was war da nur los?

Ein wenig irritiert sah Tashigi sich um. Ihr Blick fiel auf eine Gestalt, die den Aufruhr schweigend und kopfschüttelnd beobachtete.

„Verzeihung…“ Sie wartete, bis sie sich sicher sein konnte, dass die Frau sie auch wirklich gehört hatte. Als die Angesprochene endlich zu ihr umwandte, fragte Tashigi: „Was ist hier passiert?“

„Es heißt…“, begann die Gefragte stockend. „Man sagt, die Prinzessin sei entführt worden. Gestern auf dem Fest. Die Leute machen sich Sorgen. Ausgerechnet jetzt, wo… Sie war doch so ein nettes Mädchen. E-entschuldigen Sie mich…“ Die blonde Frau wischte sich hastig eine Träne von der Wange, drehte sich um und verschwand schniefend in der Menge.

Tashigi sah ihr nach wie gelähmt.

Das änderte alles.

Was sollte sie jetzt tun? Sie konnte dem König doch nicht vorenthalten, dass seine Tochter sich möglicherweise in der Gewalt von Sir Corocodile befand.

Wer sonst sollte die Thronfolgerin entführen? Es sah so aus, als wäre sie sehr beliebt bei ihrem Volk.

Langsam schritt die Marinesoldatin auf den Palast zu. Sobald sie die Treppe empor gestiegen war, bat sie eine der beiden Wachen an der Tür zur Eingangshalle, den König sprechen zu dürfen. Zwar verschwieg sie nicht, dass sie zur Marine gehörte und dass ihr Anliegen sehr wichtig war, aber sie hielt sich an die Anweisungen ihres Vorgesetzten. Weder erwähnte Hina Blackcage noch den Weißen Jäger.

Über Sir Crocodile verlor sie erst recht kein einziges Wort.
 

Gut eine halbe Stunde später wurde die junge Frau in den Thronsaal geleitet, der – von König Kobra und einigen seiner Leibwächter einmal abgesehen – leer war.

Neugierig sah sie sich um. Der prunkvolle Palast war von innen genauso beeindruckend wie von außen.

Sobald sie vor dem Thron angekommen war, musterte sie kurz den König. Er sah müde aus, fast so, als hätte er Nächte lang nicht geschlafen.

Respektvoll neigte sie den Kopf etwas.

„Euer Majestät.“

„Willkommen“, sagte der König. Sein schwaches Lächeln wirkte freundlich, aber erschöpft. „Auch wenn ich nicht weiß, was die Marine von mir wollen könnte.“

Tashigi fiel ein, dass die Marine sich wirklich selten auf dieser Insel aufhielt. Früher, weil man davon ausging, Sir Crocodile kümmere sich dort um Verbrecher und jetzt, weil der König es freundlich aber entschieden abgelehnt hatte, eine Marinebasis auf Alabasta bauen zu lassen. Tashigi konnte das nicht nachvollziehen, aber natürlich respektierte sie seine Entscheidung ebenso wie ihre Vorgesetzten.

Sie beschloss, dem König die Wahrheit zu sagen. Zum einen, weil ihr kein anderer plausibler Grund für ihre Anwesenheit in den Sinn kam, den sie ihm hätte nennen können, und zum anderen, weil ihn das Ganze vielleicht am ehesten betraf und sie diesen Mann unter keinen Umständen anlügen wollte.

Sie sah auf.

„Könnte ich… alleine mit Euch sprechen?“

Ein Ausdruck der Überraschung trat in die Augen ihres Gegenübers. Vielleicht wegen ihrer Bitte oder weil er sie wiedererkannt hatte. Aber wahrscheinlich war Letzteres der Fall, denn er schickte seine Leibwächter hinaus ohne zu zögern, obwohl sie eine Waffe bei sich trug.

„Es geht um Sir Crocodile…“, begann Tashigi ein wenig unsicher und mit belegter Stimme. Sie hoffte nur, dass der König – der nun ernstlich beunruhigt aussah - den Inhalt dieses Gesprächs für sich behalten würde. „Ich glaube, Ihr solltet wissen, dass er sich nicht mehr auf Impel Down befindet. Er… ihm ist es gelungen zu entkommen.“ Mit jedem Wort war sie ein wenig leiser geworden. Nun senkte die Schwertkämpferin beschämt den Kopf. Weil die Marine ihre Pflicht nicht hatte erfüllen können, befand sich die Prinzessin nun vielleicht in Lebensgefahr.

„Heißt das, dass er für das Verschwinden meiner Tochter verantwortlich ist?“, fragte der König. Seine Stimme war matt und bei dem Wort "er" schien der Tonfall, in dem der Mann sprach, sogar etwas heißer zu werden; ansonsten aber klang er erstaunlich ruhig.

„Ich halte es für möglich“, sagte sie, fügte jedoch rasch hinzu: „Aber es gibt keine Beweise.“

„Ich verstehe. Also deshalb ist die Marine hier.“

„Ihr… Ihr wusstet davon?“

Der Mann seufzte. Dann sagte er: „Ja. Und ich habe mich schon gefragt, wieso. Aber ich hätte nie gedacht, dass ausgerechnet Crocodile der Grund dafür sein könnte. Hätte ich gewusst, dass…“ Er brach ab.

„Es tut mir Leid“, murmelte Tashigi, die sich plötzlich schuldig fühlte. Wenn der König früher von den Vorfällen erfahren hätte, wäre die Prinzessin sicher nicht entführt worden.

Kobra jedoch schüttelte den Kopf. „Es ist schließlich nicht deine Schuld. Ich frage mich nur, was er vorhat.“

„Das wissen wir leider nicht. Aber ich bin sicher, dass wir ihn aufhalten und Eure Tochter retten können, falls er sie wirklich in seine Gewalt gebracht hat.“

„Das hoffe ich“, seufzte der König leise. „Das hoffe ich.“
 


 

_____________

Erst einmal möchte ich mich dafür entschuldigen, dass ich mir so viel Zeit gelassen habe mit dem neuen, etwas kurz geratenen Kapitel. o.o

Momentan befinde ich mich im Schulstress, was meiner Kreativität nicht gerade zugute kommt.

In Zukunft könnten neue Kapitel immer mal wieder etwas auf sich warten lassen.

Aber atürlich werde ich weiterhin versuchen, mich mit dem Fortsetzen meiner aktuellen Fanfics zu beeilen.
 

Wie man sieht, habe ich mich doch noch dazu durchgerungen, Vivi in die Fanfic einzubauen und sie kurzerhand zu einem Entführungsopfer gemacht.

Ihre Rolle ist nicht unwichtig, trotzdem wird sie wohl erst ziemlich spät größere Auftritte haben.

Ich muss zugeben, dass ich sie nicht sonderlich mag; aber ich wollte trotzdem nicht unfair ihr gegenüber sein. o.o

Sie einfach verreist sein zu lassen, wäre unrealistisch und ziemlich eifnallslos gewesen, finde ich. *nickt vor sich hin*

Außerdem könnte das Ganze noch für interessante Verwicklungen sorgen.

Öhm... ich labere mal wieder zu viel.

In jedem Fall hoffe ich, dass das Lesen dieses Kapitels trotz seiner geringen Länge Spaß gemacht hat.

Wie immer freue ich mich über konstruktive Rückmeldungen und bin dankbar für Kommentare. ^^

Auch wenn ich ab und an vergesse, eine ENS zu versenden.

'tschuldigung an dieser Stelle. ^^"

Ich hab's irgendwie verpeilt. Typisch ich eben. xD

Also... äh...

Bis dann! ^^



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Kommentare zu dieser Fanfic (14)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Minerva
2006-12-09T11:00:14+00:00 09.12.2006 12:00
^^ Keine Sorge..Ich hasse Vivi auch demnacht kannst mit ihr machen was du willst mir isses schnuppe!
mal wieder ein gelungenes Kapitel obwohl ein bisschen zu kurz geraten. Das Crocos erter Schachzug es Vivi zu entführen war hat mich nicht sonderlich gewundert da der Kerl offensichtlich auf Rache aus ist. Trotzdem interresiert es mich brennend wie du jetzt Robin da einbauen willst. FaziT: geniales Kapi, ich will mehr, mach schnelle weiter
^^ reetehexe
Von:  Yatonii-
2006-11-27T17:23:21+00:00 27.11.2006 18:23
wenn ich eben richtig gesehen hab dann hast du für dieses kappi keine kommis deswegen schreib ich dir jetzt eins XD
ich finde das ist echt gut geworden und endlich kommen mal Ruffy und seine Crew ins Spiel schreib bitte schnell weiter
joivita92
Von:  Minerva
2006-11-10T15:10:32+00:00 10.11.2006 16:10
Ich bin SAUER!!
Wieso hast du mir nicht gesagt das du ein neues Kapitel hast hm?
Sowas geht mir doch nicht am Arsche vorbei!!!!
Naja egal jedenfalls war dieses Kap wie nich anders zu Erwarten mal wieder Genial, Klasse, Super, Toll und vorallem fesselnd!!!!
mach schnell weiter ja ^^
Von:  Minerva
2006-10-26T20:21:39+00:00 26.10.2006 22:21
Ahh mal wieder schön so ein fesselndes Kapitel! Du musst wissen ich bin ein treuer Anhänger deines schreibstiles und jetzt mal nicht ganz so formulär...Roooobiiin was machst du daaa du darfst nich von Ruffy wegeeehen *snif*
Nyaaaa starkes Kapi tscha
Von: abgemeldet
2006-10-24T15:54:29+00:00 24.10.2006 17:54
Hab nun mal das 1. Kapitel gelesen und es ist wirklich super geschrieben. Tashigi hast du wirklich genau getroffen. Und sonst auch alles gut ausformuliert.
Ich werd jedenfalls an der FF dran bleiben :)
Von:  Minerva
2006-10-14T09:46:10+00:00 14.10.2006 11:46
Hmmm...wer könnte wohl der Sommersprossige pirat gewesen sein...schwierige Frage *doppelgrins*
Ace-schatz ich hoffe er taucht noch ganz ganz ganz oft auf mal wieder ein Super kapi von dir
Gut gemacht
Von:  Minerva
2006-10-04T17:25:00+00:00 04.10.2006 19:25
Kurze Anmerkung ...yeah >< ich bin erste!!!!
2tens: Ich liebe diese FF besonders das Gespräch zwischen Hina und Smoker lol und miss Goldenweek ist einfach nur geil!!!!! Yah your ff rocks echt supi gemacht kann man noch mehr sagen????
Schnuffl
Von: abgemeldet
2006-09-16T19:17:58+00:00 16.09.2006 21:17
OH, aus Sicht Robins... nicht schlecht... viele Gedanken... jaja, die Frau denkt viel...
Aber hasts gut beschrieben... immer weiter so...
vlg Alex
Von: abgemeldet
2006-09-16T19:12:53+00:00 16.09.2006 21:12
Du hast nen super Stil und die Rückblende ist auch fehlerfrei... Mit ner Rückblende anzufangen ist auch ne Idee... =) Und die Ausdrücke solltest du vielleicht behalten...
MAch weiter so...
Von:  Minerva
2006-08-23T16:50:51+00:00 23.08.2006 18:50
Mal wieder super kapi! Nicht anders zu erwarten!
Mehr! MEHR!
Irgentwie komisch das du genau die 2 charas behandelst andrerseits unteschiedliche gehts nicht! Bin gespannt wie es weiter geht!


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