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Unkaputtbar

Kapitel 23: Nachdenken
von

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Reine Routine

Shinya war gerade dabei seine CD Sammlung zu ordnen und darauf aufzupassen, das sein unfreiwilliger neuer Mitbewohner nicht die Plüschedition des neuen Albums seiner Lieblingsband zwischen seine spitzen Beißerchen bekam, als sein penetranter Piepskasten (Handy) schon neues Unheil ankündigte.
 

Er angelte also nach dem kleinen Apparat und meldete sich mit einem leicht zerknirschten Tonfall ordnungsgemäß, als das kleine Tier, genauere Einordnung:

4-Beiner mit verkrüppelten Schwanz, Ohren: Ja, Anzahl: zwei, überdimensionale Glubschaugen: vorhanden, feuchte, kalte Nase, Sabberfresse, schlechter Athem, weiteres Aussehen: rattenartig,Verhalten: vervtötend;

auch schon die mit feinem Stoff überzogene, quadratische CD-Box im Maul hatte und damit freudig quietschend im nächsten Raum verschwand.
 

Der Blick seines neuen Herrchens schwankte bei dieser Aktion zwischen Verzweiflung, Trauer und grenzenlosen Hass.

Der Störenfried am anderen Ende der Leitung sollte wirklich einen verdammt guten Grund haben.
 

Nach einem etwa 10 minütigen Gespräch legte er das Telephon endlich beiseite und stand weige Sekunden später mit entschlossenem Gesichtsausdruck auf um sich fertig zu machen.
 

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Als er aus dem Haus trat und von unerbittlich kalter Nachtluft entfangen wurde, zog er den langen schwarzen Mantel unweigerlich etwas enger um die schmalen Schultern.

Zielstrebig bog er in eine Gasse ein ... und wäre fast mit jemandem zusammengestoßen, der anscheinend gerade auch vor hatte, um eben diese Ecke zu biegen – nur eben von der anderen Seite.

Überrascht blieb er stehen.

„Hey, was machst du denn hier?“

Er sah auf. Rote Haare. Er lächelte.

„Ich wohne hier in der Gegend, wenn es dir nichts ausmacht.“, kam die leise Antwort.

„Neee, schon ok, war ja nur ne Frage. Du warst heute garnicht im Clup...ich hab dich ja schon fast vermisst!““, meinte der Rothaarige mit einem leichten Zwinkern.

Sein Gegenüber schaute etwas verwirrt, worauf hin der Andere zu einer weiteren Erklärung ansetzte.

„Naja, du bist ja fast jeden Abend da. Gehörst sozusagen schon fast zum Team! Naja...ok, vermutlich doch eher zur Einrichtung, so still wie du bist.

Hast du morgen wieder Zeit?“
 

Er nickte immernoch leicht perplex, als sich dann doch der Anflug eines Lächelns auf sein Gesicht legte.

Das dieser schüchterne Anflug menschlicher Zuneigung oder Vertrauensheuchlerei gleich durch das darauffolgende Zahnfee-Colgate-Grinsen überstrahlt wurde änderte nichts an dem Fackt, das gerade etwas geradezu einzigartiges passiert war: Er hatte gelächelt!

Nur ein kleines Zucken der Mundwinkel, ein kurzes Aufblinken in den Augen, und schon war Die davon überzeugt, dieses kleine Wunder in Zukunft doch mal öfter passieren zu lassen.
 

Er nickte ihm noch einmal zum Abschied zu, und ging dann weiter seines Weges.

Der andere ging auch wieder weiter.
 

In immer dunklere Gassen zog es ihn. Dahin, wo die Dunkelheit selbst schon zu etwas Lebendigen wurde.

Wo sie sich zu einer dichten klebrigen Masse zusammenfand, die alles Licht und jede Wäreme zu verschlucken drohte und wie ein hungriges Raubtier auf der Lauer lag.

Dies war wahrscheinlich eine der verdammtesten Gegenden. Was hier ‚lebte’, gehörte nichtmehr zum ‚normalen’ Leben der Stadt.

Nicht zu dem Teil, über den man spricht. Es ist einer der Teile, die zwar überall existieren, von allen aber totgeschwiegen, unterdrückt oder ignoriert werden, da sie nicht ins Muster passen. Sie sind unnormal.

Diese Orte sind wie saure Milch am Morgen: man verdrängt sie tagsüber, und doch ist sie in unserem Unterbewusstsein gegenwärtig als der Grund den wir erst dann aus der hintersten Schublade aus dem Labyrinth unseres verstaubten Geistes wieder hervorholen, um wenigstens eine annähernd plausible Begründung liefern zu können, warum wir den Rest des Tages schlechte Laune hatten.
 

Er kam nicht gerne hierher. Tagsüber schon garnicht.

Nur wenn eben dieses Wesen der Dunkelheit , bestehend aus tiefster Schwärze, in den Gassen liegt, und den Dreck und Müll der hier herumlag in pelziger Schwärze verschwinden ließ, dann wagte er sich in diese Gassen.
 

Im spärlichen Licht einer Straßenlaterne, welche flackernd bald den Kampf gegen die Dunkelheit zu verlieren drohte, konnte er die richtige Hausnummer erkennen.
 

Mit einem abschätzenden Blick nach allen Seiten huschte er in den schmalen Eingang des Hauses und drückte prüfend die Schulter gegen das morsche Holz. Die Tür gab mit einem leisen Quietschen sofort den Weg in das stille Treppenhaus frei.
 

Für ihn war es hier allerdings alles andere als still. Er schlug sich die Hand vor Mund und Nase und musste sich verdammt zusammenreißen keinen Hustenkrampf zu bekommen und auch den aufkommenden Würgereiz zu unterdrücken.

Denn eines konnte man diesem Ort nicht nehmen: seinen Gestank! Und der tastete gerade mit all seinen schleimig-modrig-miefenden Tentakeln nach der äußerst empfindlichen Nase des jungen Mannes.
 

Fast lächerlich schien das Tuch zu wirken, welches er sich krampfhaft vor die Nase presste, um wenigstens einem Teil dieses Angriffes auf seine Geruchsnerven zu entgehen, während er sich vorsichtig und geschmeidig wie eine Katze nach oben bewegte.
 

Er zählte die Treppen, war sich letztendlich allerdings nicht ganz sicher und prüfte seinen Standpunkt noch einmal mit einer kleinen Taschenlampe nach.

Er war richtig.
 

Auch diese Tür öffnete sich ihm dank seiner umfangreichen Kenntnisse im Schlösser Knacken ohne Probleme.

Den Nasenschutz ließ er in seiner Manteltasche verschwinden.

Bevor er ganz eintrat, zog er vorsichtig einen kleinen Gegenstand aus schwarz glänzendem Metall aus einer anderen Tasche. Reine Routine.
 

Mit einem Schritt war er in den Flur getreten. Viel weiter kam er allerdings nicht, da eine Barriere aus Dreckwäsche und eine Armee leerer Pizzakartons seinen Weg versperrten.
 

Weiter musste er auch garnicht kommen.
 

Mitten im Flur stand er auch schon und schaute dem Eindringling mit verhärteten Blick entgegen.
 

„Ich wusste das du kommen würdest!“
 

...
 

„Das macht die Sache leichter!“, meinte sein Gegenüber kalt.
 

Ein Schuss zerriss die Stille, drang aus dem Haus ins Freie, wo das Geräusch zwischen den engen Häusermauern wiederhallte, bis die Dunkelheit es verschluckte.
 

Er sah nach untern und rümpfte die Nase. Ihm kam der Geschmack von saurer Milch in den Sinn.

Tja, manchmal kann eben auch noch der Abend den Tag verderben!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2006-11-26T17:23:45+00:00 26.11.2006 18:23
also ich find die miyu-beschreibung geilXDDD
boah...shinshin, böse,böse...XD

die beschreibung mit der dunkelheit find ich echt genial...
Von: abgemeldet
2006-11-24T07:48:10+00:00 24.11.2006 08:48
Du bist so fies zu Miyu -.- Die Beschreibung passt so gar nicht*selber chihuahua hab*
aber na ja*lol*
Trotzdem tolles Kapitel^^


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