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Unkaputtbar

Kapitel 23: Nachdenken
von

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Wie fühlt sich das Ende an?

Toshiya saß in seinem Zimmer und starrte auf das leere Blatt vor ihm. Eigentlich hatte er vorgehabt, mal wieder etwas zu zeichnen, doch alles was ihm zur Zeit einfiel, brachte ihn eher dazu sich vor sich selbst zu ekeln, als ein gutes Motiv eines künstlerisch wertvollen Bildes abzugeben.
 

Er hasste Samstage. Seine kleine Schwester war im Kindergarten und er saß zuhause und konnte nur hoffen, das sein Vater hin in Ruhe ließ.

Da er wusste das Toshiya heute keine Uni hatte, halfen auch keine Ausreden dieser Art, um von hier wegzukommen.

Und gerade dieses unbeschäftigte Rumsitzen verleitete ihn oft dazu, sich in der Vergangenheit zu verlieren.

Ja, früher war alles besser.
 

Und dieser Spruch war für ihn, wie die Ironie es so wollte, sogar noch reichlich treffend.

Früher, als seine Mutter noch da war.
 

Sie sagten immer, das sie verschwunden war...doch irgendwo in sich hoffte Toshiya, das es nicht so war.

Es war nicht direkt ein Nachhängen der alten Zeit. Damals sah es auch alles nicht so besonders rosig aus.

Es war einfach nur der tief sitzende Wunsch eines Jungen – eigentlich eines jungen Mannes, der nie wirklich Zeit dazu hatte, wirklich Kind zu sein – das die Last die ihm andere auferlegten, nichtmehr unrechtmäßig auf seinen Schultern liegen würde.

Und in Gedanken träumte er von einer Chance, sich rechtfertigen zu können. Rechtfertigen, gegen das Urteil, welches das Leben ohne sein Wissen über ihn ausgesprochen hatte, und das Verbrechen, welches er nicht begangen hatte, und unter der Last der Schuld er ebenso litt, wie unter den Folgen.
 

Es war nicht der Wunsch seiner Mutter etwas schlechtes zu wünschen, nur die Möglichkeit sich selbst zu beweisen, das er unschuldig war, entgegen allem, was sein Vater ihm die ganzen Jahre lang zur Last gelegt hatte.

Denn sein Vater gab ihm die Schuld dafür, das sie ‚abgehauen’ war.

Er konnte die Vorwürfe nicht mehr ertregen. Mittlerweile wagte er es fast schon nichtmehr selbst an seiner Schuld zu zweifeln.

Doch tief in sich drin wusste er, das sie nicht ‚gegangen’ war. Zumindest nicht im eigentlichen Sinne, und nicht freiwillig.
 

Warum waren sie wohl umgezogen?

Wahrscheinlich aus demselben Grund, warum Er alle Bilder verbrannt hatte, auf denen neben Toshiya und seiner kleinen Schwester Hanami noch zwei weitere, frech grinsende Kinder zu sehen waren...und hinter ihnen noch zwei Jungen.
 

Vorsichtig zog er das Foto aus einem Riss im Rücken des leicht lädiert aussehenden Kuscheltiers hervor und fuhr vorsichtig die Konturen des kleinen Jungen hinter ihm nach.

Er war bei der alten Wohnung geblieben. Im Garten, unter den Rosenbüschen.

Und schon war das Bild der heilen Familie kaputt.

Und wer konnte es schon wissen? Ob vielleicht unter der Linde? Oder dem Kirschbaum? Oder vielleicht direkt neben Shigerou nicht auch noch ein zweiter Körper lag. Mit blasser Haut und eingefallenen Wangen...
 

Er zitterte leicht.

Die Tränen, die schon lange seine bereits geröteten Wangen herunterflossen bemerkte er garnicht mehr.

Er hatte aufgehört ihnen die Schuld dafür geben zu wollen.

Klar, als sie noch da waren war alles besser, doch er wusste nicht, ob sie nicht vielleicht das erste Opfer dieser zerbrechenden Familie waren.
 

Heil war sie seiner Meinung nach zwar eigentlich nie gewesen, doch man konnte in ihr leben, wenn man nicht allzu viel auffiel. Er war ein normaler Junge gewesen. Außerhalb von zuhause sogar alles andere als schüchtern, sondern eher durchgedreht und hyperaktiv.
 

Wo war dieser Junge hin?

War er mit ihnen gestorben?
 

Oder wurde er mit verkauft, als sein Vater ihm nach verschwinden ihrer Mutter seinen größten Schatz genommen und billig verscherbelt hatte? War sein Herz schon damals so abgestumpft gewesen, das er nichtmal mehr den Verlust seiner Familie, sondern nurnoch den Verlust eines Gegenstandes wahrgenommen hatte?

Und wenn ja, warum weinte er dann gerade?
 

Wie die Kleinen es geliebt hatten, wenn er ihnen etwas auf seiner Bassgitarre vorgespielt hatte.

Sie saßen vor ihm auf dem Boden und blickten ihn mit großen Augen an, die eben die typische Bewunderung wiederspiegelten, die kleine Kinder für ihre größeren Geschwister empfinden.
 

Er atmete einmal geräuschvoll aus und begann dann doch den Stift in festen Strichen über das jungfräuliche Blatt zu führen.
 

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Er setzte gerade die letzten Schattierungen an der bläulich schimmernden Gitarre, als ein lautes Krachen der Tür ihn zusammenzucken ließ. Sein Vater stand in der Tür.

Sein Gesicht war rot angelaufen, die Augen glasig und er stank mal wieder nach Alkohol, das Toshiya fast übel wurde, als er langsam näher kam.

„Wieso hat jemand unsere Telephonnummer?“

Toshiya machte ein verwirrtes Gesicht.

„Ich will jetzt wissen, warum hier einer von deinen verfickten Leuten anruft!“, donnerte er.

Er zuckte unweigerlich zusammen. Er hatte niemandem auch nur annähernd seine Adresse gegeben, geschweige denn seine Telephonnummer. Doch seinen Vater schien das nicht zu interessieren.

Mit einem Ruck hatte er seinen Schreibtisch leer gefegt, und ihn darauf gepresst.

„DENKST DU ICH LASSE MICH VERARSCHEN?“, schrie er ihn an. Der Junge schüttelte panisch den Kopf, wärend Tränen in seine Augen stiegen und er Probleme hatte überhaupt noch genügend Sauerstoff zu bekommen, was ihm durch die Fahne seines Alten und dessen Hand an seinem Hals erschwert wurde.
 

Schon kam der erste Schlag, der seinen Kopf wild zur Seite zucken ließ. Langsam rutschte er von der Arbeitsfläche des Tisches, wärend Tritte und Schläge auf seinen Oberkörper niederprasselten.

Als er auf dem Boden lag ließ ihm ein gezielter Tritt in den Magen die Luft aus den Lungen weichen.

Für ein paar Sekunden lang glaubte er nicht mehr Atmen zu können. Ein weiterer Schlag und ein ekelhaft knirschendes Geräusch, sowie ein stechender Schmerz in seinem Brustkorb verkündeten ihm wohl mindestens eine gebrochene Rippe. Sein Atem ging rasselnd, und jedes Mal, wenn sich seine Brust hob-und wieder senkte, zuckte ein gewaltiger Schmerz durch seinen gesamten Körper.
 

Der Eifer des Mannes über ihm schien unersättlich. Er traktierte ihn weiter, bis er schon über und über mit blutenden Wunden übersäht war und Toshiya schon längst keinen Leut mehr von sich gab.

Eine dumpfe Schwärze drohte nach ihm zu greifen.

Er wollte nicht mehr. Er konnte nicht mehr.

Sollte sich so das Ende anfühlen? War es so schmerzvoll? Eigentlich hatte er immer gedacht das es etwas Gutes war, eine Erlösung...
 

Sein Vater hatte ihn mittlerweile fast bis zum anderen Ende des Zimmers geprügelt. Er spürte etwas hartes an seinem Hinterkopf.

Mit einer letzten kraftlosen Bewegung hiefte er seinen Kopf an den Türrahmen und sah seinen Vater trotzig an.

Der grinste nur dreckig und holte aus.
 

Ein dumpfer Schlag,
 

...dann war alles schwarz.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2006-11-28T22:27:21+00:00 28.11.2006 23:27
O.O
Ist er tot? o.o
Weeeeeeeiter*will unbedingt wissen wie es weitergeht*
Von: abgemeldet
2006-11-28T18:35:37+00:00 28.11.2006 19:35
-dich anhimmel-
Von: abgemeldet
2006-11-28T18:07:26+00:00 28.11.2006 19:07
o.O
moment.
du willst doch nur, das wir denken, er wäre tot.
oder?o.O


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