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Traumhaftes Begehren

von

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Kapitel 2

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 2/?

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon

Kommentar: Wie gesagt es wird daran gearbeitet.^^
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Das war also das allseits angesehene Jungeninternat, das sein Vater so rühmte. Es unterschied sich in nichts von den anderen Schulen, die er in den letzten 13 Jahren besucht hatte. Aufmerksam musterten seine Augen die Mauern, die das Grundstück umgaben. Glaubten die Leute wirklich, dass man die schlecht getarnten Videokameras nicht bemerkte? Egal, das war ja nicht gerade ein Nachteil.

Lächelnd stieg er wieder in das Auto und gab dem Fahrer das Zeichen weiterzufahren. Das große schmiedeeiserne Tor, das die lächerliche Aufgabe hatte ihn hier festzuhalten schloss sich hinter der Limousine. Das Internat und die Schule waren zwei ältere Gebäude die durch eine modern angelegte Gartenanlage miteinander verbunden waren. Es sah alles so lächerlich aus.

Die Limousine hielt vor einer breiten Treppe, die man sonst eigentlich nur bei älteren Landhäusern in Europa fand. Etwas anderes war diese Schule ja nicht nur ein umgebauter Landsitz, eines nach Amerika ausgewanderten europäischen Adeligen, in der tiefsten Provinz. Er hatte sich über diese Schule informiert und wusste so gut wie alles über sie. Genauso wie er sich über alle anderen Internate und Schulen informiert hatte, auf die ihn sein Vater geschickt hatte. Seufzend stieg der Schwarzhaarige aus und sah dem älteren Mann entgegen, der lächelnd auf ihn zukam. Wenn er die Bilder noch richtig in Erinnerung hatte, war das der Schulleiter, der da so tat als würde er sich freuen ihn zu sehen. Interessiert musterte er den älteren Mann als dieser vor ihm stehen blieb und ihm die Hand reichte.

„Ich nehme an sie sind Mr. Vile? Mein Name ist Fenders ich bin hier der Schulleiter.“

Der 19 jährige ergriff die Hand des Schulleiters und nickte. „Sie nehmen richtig an. Ich bin Sean Vile.“ Sein Gegenüber tat so als würde er heute noch eine Menge anderer reicher Söhne erwarten.

„Ich hoffe sie hatten eine angenehme Reise. Die Straßen sind nicht ganz so gut wie man es erwarten könnte.“

Gelangweilt winkte Sean ab. „Ich bin schlimmere Straßen gewohnt. In Brasilien gibt es hauptsächlich nur Trampelpfade.“

Der älter Mann nickte verständnisvoll und führte den Jungen nun die Treppen hinauf in eine riesige Eingangshalle. Die Wände waren mit Ebenholz verkleidet und der Boden bestand aus schwarz-weißen Quadraten aus Marmor. Eine Treppe führte in ein höher gelegenes Stockwerk und Sean konnte zwei Türen an der linken Seite erkennen, Neben der Treppe stand ein blondhaariger Junge und schien auf sie zu warten. Sean schätzte, dass er ungefähr im gleichen Alter wie er selbst sein müsste. Seine Kleidung schien ihm wie angegossen zu passen und seine grauen Augen ließen eine gewisse Neugier erkennen.

Vor dem Jungen blieb Mr. Fenders stehen. „Das ist Mr. Caleres der Schulsprecher. Er wird ihnen alles erklären und sie auch herumführen, damit sie sich etwas einleben können. Wenn sie mich entschuldigen würden. Ich habe noch einiges zu erledigen.“ Damit wand sich der ältere Mann um und verlies die Halle durch eine der Türen.

Der Blondhaarige sah dem Schulleiter nach und lächelte als er den Raum verlies. Dann streckte er dem Neuankömmling freundlich die Hand entgegen. „Mein Name ist Daniel Caleres, aber Daniel reicht vollkommen.“

Lächelnd ergriff Sean die Hand und erwiderte seinen Gruß. Er mochte die Art des Jungen sofort. Dort wo er herkam war falsche Freundlichkeit an der Tagesordnung, so das er sich über jedes ehrlich gemeinte Wort freute. „Mein Name Sean Vile. Doch ziehe ich Sean vor.“

„Natürlich. Ich denke wir fangen mit dem Internatsteil an, dann kannst du auch gleich dein Zimmer begutachten. Die meisten Schüler leben in kleinen Wohnungen mit zwei weiteren Mitschülern. Allerdings kann man natürlich auch zu zweit oder alleine wohnen. Aber da du ja noch niemanden kennst glaube ich, dass ein Einzelzimmer besser ist.“

Sean nickte stumm. Er kannte die Anlage schon in und auswendig, doch das musste er ja nicht gleich jeden wissen lassen.

Daniel führte ihn die Treppe hinauf, an dessen oberen Ende sich ein langer Flur erstreckte. „Hier beginnt das Internat. In diesem Teil befinden sich die Einzelzimmer.“ Er führte den Brasilianer zu einer der vielen Türen und öffnete sie. „Tja und das hier ist deines. Später wird natürlich noch ein Schild mit deinem Namen angebracht, doch wir wussten nicht ob es deinen Geschmack trifft.“

Sean trat ein und musterte das Zimmer kritisch. Die Einrichtung bestand aus einem breiten Bett, einem Kasten und einem großen Schreibtisch, vor dem ein schon etwas abgenutzter Ledersessel stand. Durch ein Fenster neben dem Kasten fiel nur wenig Licht herein, da sein Zimmer an der Nordseite lag. Es gab noch eine Tür die in das Bad führte, in dem sich wie Sean nach einem kurzen Blick feststellte auch das WC befand. Nein, dieses Zimmer war eindeutig nicht sein Geschmack.

Der Junge neben ihm lächelte wissend, so als könne er Seans Gedanken lesen. „Es ist nicht gerade ein eindrucksvolles Zimmer nicht? Doch es ist eigentlich nur eine Übergangslösung, da die meisten Schüler wie gesagt bald mit anderen zusammenziehen.“

„Und wie viele Schüler gibt es, die wie ich ein Einzelzimmer belegen?“ Der Schwarzhaarige seufzte bei dieser Frage schwer. Er war eigentlich ein Einzelgänger und verstand sich nicht so gut mit anderen Menschen. Doch um aus diesem Zimmer zu kommen, das eher die Bezeichnung Gefängniszelle verdiente, würde er sogar mit anderen Jugendlichen auskommen.

„Tja du bist zur Zeit der Einzige.“ Der Jüngere verdrehte die Augen und Daniel legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Zum Glück gibt es eine Menge Schüler, denen noch ein Mitbewohner fehlt. Der Internatsleiter hat bestimmt eine Liste, auch kann er dir die genauen Regeln erklären, die im Internat gelten. Ich bin da nicht so bewandert.“

„Sollte man als Schülersprecher nicht eigentlich alle Regeln genau kennen und befolgen.“ Sean grinste und warf ihm einen kurzen Blick zu.

„Das stimmt, doch wenn ein Internat wie dieses hier nur aus Regeln besteht, fällt es schwer sich alle zu merken. Der Internatsleiter wird dir da sicher besser helfen können. Obwohl …“ Daniel legte nachdenklich den Kopf zur Seite und schüttelte ihn dann. „Nein, ich denke, das nicht einmal er alle Regeln auswendig kennt. Geschweige denn befolgt.“

„Wer tut das schon.“ Sean verließ das Zimmer und schlenderte den Gang entlang. Er wollte nicht mehr Zeit in diesem Zimmer verbringen als nötig.

Daniel folgte ihm schweigend nur ab und zu den Zweck eines Raumes erklärend, der für alle zugänglich war.

„Mit wem teilst du dir eigentlich die Wohnung?“

Erstaunt hob Daniel den Kopf und sah Sean an. „Ich? Ich teile mir die Wohnung mit meinem Bruder und einem Freund.“

„Oh, na dann bist du ja schon fest vergeben.“

Verdutzt sah Daniel den Jüngeren an und lachte dann. „Ja, so kann man das auch sagen.“ Er führten den Brasilianer durch den Garten zu dem Schulgebäude. Sobald sie es betreten hatten, war es auf einmal gar nicht mehr so ruhig wie im Internat. Sean sah sich verwundert um. Schüler liefen hier kreuz und quer durch die Gänge, in Gruppen wurde geredet und gelacht und in einer Ecke konnte er sogar zwei Jungs heftig diskutieren sehen.

„Wir haben hier gerade Rushhour wie mir scheint.“ Der Blondhaarige warf einen Blick auf die Uhr und nickte. „Mittagspause.“ Dann entdeckte er die beiden Jungs in der Ecke und wand den Kopf in die andere Richtung. Sean folgte seinem Blick und erkannte einen Lehrer, der die beiden aufmerksam musterte um im Falle einer Schlägerei sofort dazwischen zu gehen. Zumindest dachte er das.

„Oh nein.“ Er bemerkte, das Daniel die Augen verdrehte. „Warte hier bitte einen Moment.“ Rasch bahnte er sich einen Weg zu den beiden Jungs und begann ebenso heftig wie die Beiden vorhin auf diese einzureden.

Der andere blondhaarige Junge seufzte und sah wie hilfesuchend gen Himmel, während der Andere wirklich betreten wirkte.

Nach einigen Minuten wand sich Daniel um und kam wieder zu ihm zurück, der Blondhaarige folgte ihm. „Bitte entschuldige die Unterbrechung.“ Mit einer beiläufigen Handbewegung deutete er auf den Jungen, der ihm gefolgt war. „Wenn ich dir meinen Bruder David vorstellen darf.“ Dann wand er sich David zu. „Das ist Sean. Er ist heute angekommen.“

David hob grüßend die Hand. „Hi.“

Sean erwiderte den Gruß nicht und musterte den Jungen stattdessen. Er wirkte etwas jünger als Daniel und auch etwas temperamentvoller. In seinen rehbraunen Augen, die sich von Daniels grauen unterschieden, funkelte es fröhlich.

Das war also Daniels Bruder. Sie ähnelten sich anscheinend nur ihm Aussehen. Irgendwie hatte er das Gefühl dieser Junge könnte ihm viel Ärger machen wenn er sich mit ihm abgab. Er schenkte David ein freundliches aber ebenso nichts sagendes Lächeln. „So du bist also derjenige, der meine Flucht aus diesem Loch, das sie Zimmer nennen vereitelt.“

David warf ihm nur einen fragenden Blick zu und Daniel legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Das erkläre ich dir später mal.“

Der Blondhaarige nickte und warf einen Blick zur Tür durch die er und Daniel gerade die Halle betreten hatten.

„Wenn ihr mich entschuldigen würdet ich müsste da noch etwas klären.“ Er grinste seinen Bruder vergnügt an. „Und keine Sorge ich werde darauf achten das es keinen Ärger gibt.“ Mit diesem Worten wand er sich um und verließ das Gebäude.

Daniel seufzte und sah sich in der Halle um. „Er hätte mir wenigstens noch sagen können wo ich Lance finde.“

„Und wer ist Lance?“

„Derjenige, der dir eine Fluchtmöglichkeit aus deinem Loch vorschlagen könnte.“ In den Augen des Amerikaners blitzte es kurz auf als hätten sie etwas entdeckt. „Da ist er ja. Komm mit.“

Sean folgte Daniel als dieser ihn geschickt durch die immer dichter werdende Masse von Schülern lotste. Einen Schritt hinter einem blondhaarigen Jungen blieb er stehen und wartete. Sean sah ihn fragend an, doch Daniel deutete ihm mit der Hand abzuwarten.

Der Junge beendete seine Unterhaltung murmelte noch einige Worte auf Italienisch, wie Sean sofort erkannte und wand ihnen seine Aufmerksamkeit zu.

„Daniel wie schön dich zu sehen wir haben uns ja schon seit … oh einer Stunde nicht mehr gesehen.“ Die Stimme ihres Gegenübers war nicht spöttisch und doch merkte Sean sofort, dass es ihn keineswegs freute Daniel zu sehen.

„Okay was ist los?“ Der Blick des Jungen wurde ernst.

„Ich wollte dir nur einen neuen Schüler vorstellen. Du erinnerst dich doch noch oder? Wir haben heute darüber gesprochen.“

Der Blondhaarige musterte Sean, als hätte er ihn gerade erst bemerkt. „Ach ja. Entschuldige, aber du weißt, dass ich deinen Vorträgen meistens nur mit einem Ohr zuhöre.“ Er streckte Sean eine Hand hin und von einem Moment auf den anderen legte sich ein strahlendes Lächeln auf seine Lippen. „Willkommen. Mein Name ist Lance ich bin hier der Internatsleiter.“

Obwohl Sean sehr gut zwischen Falschheit und Wahrheit unterscheiden konnte, gelang es ihm nicht in Lances Lächeln auch nur einen Funken Falschheit zu finden. „Mein Name ist Sean.“ Er ergriff die angebotene Hand.

„Ein schöner Name.“ Lance musterte ihn kurz aber eingehend. „Lass mich raten Südamerikaner?“

„Richtig. Brasilianer um genau zu sein.“ Der Italiener war ihm zwar nicht auf Anhieb so sympathisch wie Daniel, doch er hatte auch nichts an sich das ihn abstieß.

„Also ich bin sicher Lance kann dir bei deinem Problem helfen. Ich muss leider in den Unterricht. Wenn du noch Fragen hast Lance weiß wo ich wohne.“ Damit klopfte er Sean noch einmal aufmunternd auf die Schulter und wand sich um. Fast augenblicklich war er in der Schülermenge verschwunden.

„Da geht er hin und die Arbeit bleibt bei mir.“ Seufzend wand sich der Blondhaarige wieder Sean zu. „Er sprach von einem Problem?“

Er nickte. „Mein Zimmer.“

„Ah ja. Aber das ist nur eine Notlösung bis du dich eingewöhnt und Freunde gefunden hast. Dann kannst du bei denen einziehen vorausgesetzt sie haben ein Zimmer frei und nichts dagegen.“

„Ich habe Daniel schon gefragt, aber er sagte seine Wohnung sei schon voll.“ Sean seufzte resigniert.

„Das stimmt und ich wüsste auch keinen bei dem ich einen Neuling so einfach unterbringen könnte.“ Er runzelte nachdenklich die Stirn und murmelte gedankenverloren einige Namen bevor er wieder den Kopf schüttelte. „Nein keiner dem ich weit genug trauen könnte. Nicht einmal bei mir.“

„Oh.“ Sean lächelte. „Heißt das du traust dir selbst nicht genug um mir Unterschlupf zu gewähren?“

„Mir schon. Allerdings bereitet mir mein Mitbewohner einige Sorgen.“ Lance seufzte genervt.

Sean hatte das Gefühl er hätte über dieses Thema schon genug geredet. Doch er hütete sich dem Italiener eine diesbezügliche Frage zu stellen.

Einige Sekunden später lächelte Lance wieder, so als wäre nichts gewesen. „Also dann mache ich dich einmal mit den Regeln bekannt. Ich hoffe du hast die nächsten fünf Stunden nichts vor.“

Sean verdrehte die Augen und hoffte das der Blondhaarige das nicht ernst meinte. Dann nickte er zaghaft.
 

Suchend ging Ricky durch die Gänge der Schule. Man hatte ihm gesagt, dass Lance hier irgendwo sein musste und er brauchte ihn jetzt wirklich. Nicht wegen schulischer oder das Internat betreffender Fragen sondern einfach um Druck abzulassen. Entweder das oder er musste etwas zusammenschlagen, am besten das Gesicht dieses aufgeblasenen, eingebildeten Vatersöhnchens. Hier schien sich jeder mit etwas Geld auf dem Konto seines Vaters für etwas besseres zu halten.

Schön er war auch nur wegen seines Vaters auf dieser Schule, aber bestimmt nicht freiwillig. Nein, seine Familie hatte nur einfach keine Zeit sich um ihren jüngsten Sprössling zu kümmern, aber alleine konnte man den jungen Sohn ja nicht in New York lassen. Komisch das sie darauf erst nach 14 Jahren, sieben polizeilichen Verhaftungen und zehn verzweifelten Psychiatern kamen. Konnte er etwas dafür, dass er nicht so ein Mustersöhnchen wie sein Bruder war? Ihm lag es einfach nicht tagelang daheim zu bleiben und trockene Informationen zu verschlingen. Er brauchte Abwechslung und Aufregung, sein Temperament ließ sich eben nicht so einfach zügeln.

Zwei Schüler kamen ihm in ein Gespräch vertieft entgegen, aber als sie sein Gesicht sahen verstummten sie und senkten ängstlich ihren Blick. Es war ihm egal. Jeder hier hatte Angst vor ihm und das berechtigt. Allein schon sein Familienname reichte um allen einen gehörigen Respekt einzuflössen. Die Shanes gehörten zu den reichsten Familien Amerikas. Ihr Einfluss erstreckte sich bis in die höchsten Kreise.

Doch das war nicht der Grund warum ihm hier jeder aus dem Weg ging. Sein Temperament war berüchtigt und es gab nur wenige, die von sich behaupten konnten eine Begegnung mit ihm ungeschoren überlebt zu haben. Einen davon suchte er jetzt.

Er bog um eine Ecke und sah ihn endlich. Lance war in ein Gespräch mit einem ihm unbekannten Jungen vertieft. „Lance verdammt was machst du? Ich hab dich schon überall gesucht.“

Der Italiener drehte sich erschrocken zu ihm um bevor er ihn beruhigend anlächelte. „Ricky.“ Er warf einen Blick auf die Uhr. „Solltest du nicht in deiner Vorlesung sein? Sogar schon seit zehn Minuten.“

Der Amerikaner machte eine wegwerfende Handbewegung. „Vergiss es. Das meiste ist mir sowieso schon bekannt.“ Er grinste breit.

Lance sah ihn streng an. „Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du dir nicht noch mehr Schnitzer leisten kannst.“ Er trat zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Wange. „Ich will nicht, dass du von der Schule fliegst begreifst du das denn nicht?“

„Keine Angst. Sollte ich gefährdet sein zückt Daddy sein Scheckbuch und alles ist wieder beim Alten.“ Seine Stimme troff vor Sarkasmus. Klar seine Eltern würden alles wieder richten damit er nur hier bleiben konnte. Ansonsten müssten sie sich ja wieder um ihn kümmern und das würde ihren wohlgeordneten Terminplan durcheinander werfen.

„Hör auf damit.“ Lance sah ihn nun erbost an. „Du weißt genau, dass ich so etwas nicht hören will. Du kannst dich in Selbstmitleid wälzen wenn ich nicht dabei bin.“

„Na entschuldige, aber es kann eben nicht jeder aus so einer tollen Familie wie du kommen.“ Ricky spürte wie die Hand des Italieners, die noch immer an seiner Wange lag zu zittern begann. Sanft legte er seine eigene Hand darauf und führte Lances Hand zu seinem Mund. „Verzeih. Ich bin so ein Idiot.“ Er küsste die Hand des Italieners. Warum hatte er das nur gesagt? Wo er doch ganz genau wusste, dass auch in Lances Familie nicht alles so rosig war. Vielleicht sogar schlimmer als bei ihm. Immerhin war er nur abgeschoben worden. Lance war hier um ihn in Sicherheit zu wissen, mit fünf älteren Brüdern war die Erbfolge immer ein Problem. Noch dazu wo jeder einzelne von ihnen mehr Geld verbrauchte als sie einnahmen. Zumindest hatte Lance es so ähnlich geschildert.

„Das stimmt.“ Lance schenkte ihm ein sanftes Lächeln. „Aber da du dich so nett entschuldigst werde ich noch einmal darüber hinwegsehen.“

Ein leises Räuspern neben ihnen hielt Ricky von einer Erwiderung ab. Verwirrt warf er dem Jungen neben ihnen einen Blick zu. Er hatte ihn gar nicht bemerkt was eigentlich unmöglich war, da er sonst immer darauf achtete keinen in der Nähe zu haben wenn er Lance traf.

„Ach ja. Darf ich dir Sean vorstellen, er ist seit heute an unserer Schule. Ich bin gerade dabei ihm alles zu zeigen.“

Ricky lies Lances Hand los und musterte den fremden Jungen. Eines war sicher, er war weder ein Europäer noch ein Amerikaner. Er schätzte, dass er eher aus Südamerika stammt und ungefähr in seinem Alter war. Was ihn allerdings an diesem Jungen faszinierte waren seine eisblauen Augen, die einen Stolz erkennen ließen der seinem glich. Er streckte ihm die Hand hin. „Na dann Sean. Willkommen in der Hölle.“

Lance stieß ihm mit den Ellbogen in die Rippen, doch Sean ergriff seine Hand ohne zu zögern. „Diese Bezeichnung scheint mir für diesen Ort vielleicht etwas übertrieben, aber nahe daran.“ Er lächelte ihm freundlich zu.

Der Braunhaarige fand den Anderen auf Anhieb sympathisch, etwas das bei ihm nicht oft vorkam. „Hm. Du scheinst ganz okay zu sein.“ Er grinste und zog seine Hand wieder zurück.

Lance musterte ihn erstaunt lächelte dann aber, bis ihm etwas einzufallen schien. „Warum bist du eigentlich nicht in deiner Vorlesung und suchst mich stattdessen?“

Ach ja er hatte ihn ja gesucht. Ricky hatte über den Neuen beinahe den Grund seines Ärgers vergessen. „Leroy.“ Dieser Name sagte schon alles.

Leroy Kalres sein erklärter Erzfeind und Kapitän des Basketballteams der Schule. Sohn eines angesehen Politikers und aufgrund dieser Stellung ziemlich arrogant. Und wenn es etwas gab, dass Ricky nicht leiden konnte, dann war es Arroganz. Er selbst bediente sich nie dieser Eigenschaft, die allen hochgestellten Persönlichkeiten zu eigen war. Wenn er eine Person nicht mochte, dann sagte er es ihm ungeschminkt und gab es ihm nicht mit zuckersüßen Sticheleien oder hochmütigen Angebereien zu verstehen. Leroy hingegen schien diese Eigenschaft gepachtet zu haben und setzte sie bevorzugt gegen ihn ein. Weil er genau wusste wie nah Ricky einem Rausschmiss war. Der aufgrund seines Vaters allerdings nur kurz dauern würde.

Lance seufzte. „Lass ihn. Ich hab dir schon oft gesagt, das du dich von ihm fernhalten sollst. Hörst du eigentlich nie auf mich?“

„Kann ich etwas dafür, dass er mir auf dem Flur über den Weg rennt? Entschuldige aber es ist nicht meine Schuld, dass wir im selben Stockwerk wohnen.“ Erbost verschränkte er die die Arme vor der Brust.

„Schon gut.“ Lance hob abwehrend die Hände. „Gut was wars denn diesmal?“

„Nichts Neues nur wieder die üblichen hochmütigen Kommentare. Ich hätte ihm beinnahe eine verpasst.“

„Und wärst von der Schule geflogen.“ Kopfschüttelnd sah der Italiener wieder auf Sean. „Ach ja bevor ich es vergesse. Da ihr Beide euch so gut versteht, was hältst du davon wenn Sean zu uns zieht?“

„Zu uns?“ Ricky sah den Schwarzhaarigen zweifelnd an. Gut er mochte ihn, aber so sehr, dass er ihn bei sich aufnahm? Eigentlich war er ganz zufrieden alleine mit Lance zu leben.

„Ja genau er hat noch keine Freunde, will aber unbedingt aus diesem Loch raus. Ich kenne allerdings keinen dem ich so einfach einen Neuen ins Appartement stecken will.“

„Aber bei uns?“ Ihm gefiel der Gedanke nicht so recht. Allerdings konnte er Sean ziemlich gut verstehen. Das Loch wie sie die Erstunterkunft nannten war auch nicht so ganz komfortabel. Schlussendlich zuckte er nur mit den Schultern. „Macht was ihr wollt. Allerdings habe ich nicht vor mich irgendwie einzuschränken, sollte er zu uns ziehen. Ich muss dann mal los. Mein Filmkurs hat schon angefangen.“ Damit machte er sich auf den Weg zu seinem Vortragssaal. Lance würde das sicher regeln, dessen war er sich sicher. Seine Zustimmung hatte er gar nicht gebraucht, denn er machte immer nur das was ihm passte. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass er schon um zwanzig Minuten zu spät war und das bei seinem Lieblingskurs. Denn das war der einzige Kurs den er seinen Neigungen entsprechend belegt hatte. Alle anderen Studienfächer waren ihm von seinen Eltern aufgedrängt worden. Management und Informationstechnik, als ob er jemals die elterliche Firma übernehmen würde. Wofür hatten sie denn ihren Vorzeigesohn? Der machte das schon.

Er öffnete die Tür des Saals und warf dem Lehrer einen warnenden Blick zu um jede Ermahnung schon im Keim zu ersticken. Noch ein Punkt bei dem ihm sein Name behilflich war. Keiner der Lehrer wagte es ihn zu maßregeln aus Ehrfurcht vor seiner Familie.

David ein kurzes Nicken zuwerfend setzte er sich auf seinen Platz und folgte dem Vortrag des Lehrers.
 

Gähnend verließ Randy den Vortragssaal. Nicht das der Unterricht langweilig gewesen war, nein der Vortragende versuchte wirklich den Stoff jedem verständlich zu machen, aber er war einfach zu fertig. Ab und an hatte mal kurze Wachphasen in denen er den Unterricht bewusst mitbekam, aber die meiste Zeit verbrachte er in einer Art Dämmerzustand. Diese Träume machten schön langsam nicht nur seiner Psyche zu schaffen. Wenn das so weiter ging würde er zum letzten Mittel greifen müssen. Obwohl er es verabscheute wegen jeder Kleinigkeit Tabletten einzunehmen, eigentlich eine ungewöhnliche Einstellung für den Sohn eines Arztes, diesmal würde er Schlaftabletten benutzen. Er wollte nur eine Nacht wieder durchschlafen ohne schweißgebadet aufzuwachen.

„Randy!“ David blieb keuchend neben ihm stehen. Anscheinend war er eine lange Strecke gelaufen was ihn allerdings nicht daran hinderte fröhlich zu grinsen. Er musterte ihn kurz bevor er seinen Blick wieder auf den Flur richtete. „Wenn du mir die Bemerkung erlaubst, du siehst Scheiße aus.“

„Das weiß ich selber.“ Randy seufzte und rieb sich die Augen. „Wenn ich könnte würde ich auf der Stelle einschlafen, aber ich habe Angst davor, denn dann träume ich bestimmt wieder.“

„Das ist schlimm. Ich verstehe nur nicht warum du dich dann so vehement gegen Schlafmittel wehrst. Das ist doch kein Zustand mehr.“

Randy lächelte leicht. „Weißt du ich sehe das nicht mehr so verbohrt. Ich wäre dir sehr dankbar wenn du mir heute etwas aus deinem Vorrat geben könntest.“ Er wusste genau, das David und Daniel für jede Art von Krankheit ein passendes Mittel dabei hatten und David hatte ihm schon vor Wochen ein Schlafmittel angeboten. Nun würde er es annehmen schon alleine weil er die Nachtruhe seiner Mitbewohner nicht länger stören wollte.

„Gerne. Daniel wird dir bestimmt eines geben. Hast du noch irgendwelche Kurse heute?“ „Nein. Obwohl ich eigentlich noch zu meinem Schwimmkurs müsste, aber ich bin einfach zu fertig dafür.“

Noch so eine Eigenart dieser Schule. Jeder Schüler musste zumindest einer sportlichen Betätigung nach gehen und ein Musikinstrument lernen. Um Körper und Geist in Übung zu halten wie ihr Direktor immer meinte.

„Okay. Ich denke mal dein Trainer wird’s verstehen, immerhin will ja keiner das du plötzlich ertrinkst.“ David kicherte bei dieser Vorstellung. „Also ich muss dann mal zum Baseballtraining. Wenn ich noch mal zu spät komme killt mich mein Trainer.“ Er verzog schmerzvoll das Gesicht lächelte aber gleich wieder und bog in einen anderen Flur ein.

Randy erwiderte sein Lächeln und setzte seinen Weg fort. Er konnte an nichts anderes mehr denken als an sein Bett und eine kleine runde Tablette die ihm hoffentlich eine ruhige Nacht bescheren würde. Bis er jedoch Daniel danach fragen konnte dauerte es noch, denn seinem Stundplan zufolge musste er heute Nachmittag zum Rudern und er wollte nicht ungefragt in den Sachen seines Mitbewohners herumkramen. Das gehörte sich einfach nicht.

Die Haustür ihres Appartements aufsperrend grübelte er darüber nach wie er sich die Zeit vertreiben konnte. Er legte seinen Block wieder auf das Regal und ging in sein Zimmer. Dort drehte er den Computer auf und öffnete das Internet. Seine Eltern hatten schon lange keine Antwort mehr von ihm bekommen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Laniechan
2009-09-17T19:14:19+00:00 17.09.2009 21:14
Ja, anscheinend gut, dass ich die charabeschreibung nicht gelesen habe ^^

ich bin ein wenig überfordert mit den vielen charas, aber das macht die sache umso spannender. ricky + lance, soviel hab ich kapiert, david und daniel=brüder...randy + sean, das "traumpaar"?

nja, ricky muss sein temperament aber wirklich ein bisl unter kontrolle bekommen, dass ist auf dauer nicht auszuhalten und er macht sich und seiner umwelt unnötig das leben schwer.

hab ja noch ein bisschen vor mir...*freu* lesestoff!
Von:  snowwhitedoll
2007-07-18T18:04:07+00:00 18.07.2007 20:04
Ich mags!Es ist interessant die geschehnisse mitzuverfolgen.
Ich würds aber spannender finden, wenn du in dei Charakterbeschreibung nicht alles vorwegnimmst...dann würde man schrittweise an die geschichte der einzelnen personen herangeführt^^
Ich lese aber trotzdem weiter^^
liebe grüße


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