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Die letzte Schlacht von Avrynn Orloch

Denn nur Liebe hat Macht über den Tod...
von

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Nichts, was ich nicht wüsste

Die Nächte auf Schloss Rothenberg wurden Mia immer angenehmer und sie lernte, mit ihrem neuen Dasein zurecht zu kommen. Louis war bald mehr als ein Freund für sie, er war wie ein Bruder. Nur langsam erkannte sie, dass viel mehr hinter seiner Fassade (und vor allem hinter seinem hübschen Gesicht) steckte, als er zugeben wollte.
 

Kurz vor der Dämmerung im Schlosshof…
 

Mia schnürte ihren Umhang ab und leckte sich die Lippen. Sie hatte einen Betrunkenen gebissen, zusätzlich zum Blut schmeckte sie den Wein. Louis war nirgends zu sehen, also entschloss sie sich, bis zur Dämmerung noch draußen zu bleiben. Ihr Lieblingsort war eine verlassene Nische in der Burgmauer von der aus man das gesamte Neckartal von Tübingen bis Reutlingen im Blick hatte.

Wie so oft setzte sie sich auf die bröckelnden Felsen und atmete die Frische Luft ein. Es roch würzig nach Löwenzahn, Waldboden und Vogelnestern. Sie wünschte, dass Louis sie auch einmal begleiten würde, denn er zog sich immer sofort zurück und schien sehr einsam.

Als sie so da saß und den ersten Vögeln zuhörte, witterte sie auf einmal den Geruch eines Fremdlings. Ein zweiter, ihr unbekannter Vampir befand sich auf dem Gelände. Er war nahe bei Louis – aber Gefahr ging keine von ihm aus.

Die beiden kamen näher. Mia duckte sich hinter einen Vorsprung und konnte ihre Stimmen hören.

„Nein, das können wir nicht tun.“

„Kommt schon, das ist die Gelegenheit… Oder habt Ihr eine bessere Idee?“

„Das Risiko ist noch zu hoch.“

„Ohne Risiko funktioniert nichts.“

Der Fremde versuchte Louis von etwas zu überzeugen. Die beiden waren fast bei Mia angekommen, als sie stehen blieben.

„Wollt Ihr sie denn nicht rächen? Oder war sie es nicht wert?“

„Wie kannst du es wagen… so von ihr zu sprechen! Was bist du denn schon? Ein mittelmäßiger Mann, schon immer gewesen. Für genug Geld würdest du doch deine Großmutter verkaufen!“

Der andere kicherte. „Der Sarg ist im Preis inbegriffen. Hihi… schade eigentlich, dass die Gute schon so lange tot ist, als Antiquität hätte sie sicher was hergegeben… Hihi“

Louis fuhr ihm über den Mund.

„Bedenke, mit wem du sprichst. Beim nächsten Mal werde ich dir nicht mehr aus der Klemme helfen!“

„Also mögt ihr mich doch?“

„Nein, aber ich finde sonst niemanden, der solche Aufträge ausführt. Und jetzt verschwinde!“

„Mit Vergnügen, Hoheit!“

„Nimm dieses Wort nie wieder in den Mund, hörst du? Dieses Schloss hat seine Ohren überall…“ zischte Louis.

Mit einem hässlichen Gackern und Kichern stürzte sich der Fremde von der Schlossmauer und verschwand im Morgennebel.
 

Louis kam direkt auf den Vorsprung zu, hinter dem Mia kauerte.

„Emilia?“

„Ja?“ Sie zögerte, doch dann stand sie auf und sah ihm ins Gesicht.

„Es tut mir leid, dass ich gelauscht habe… wirklich, ich wollte das nicht.“

„Schon gut, ich habe mir auch nicht sonderlich Mühe gegeben.“

„Wobei?“ Sie war ziemlich verwirrt.

„Einer Art Telepathie… nicht so wichtig. Komm, die Sonne geht bald auf. Wir sollten verschwinden.“

„Wer war das?“

„Eine charakterschwache Ratte, die sich jedem für ein Stückchen Macht anbiedert.“

„Ahja…“ Sie musste fast rennen um mit dem großen Vampir mithalten zu können.

„Hey, nicht so schnell…“ Louis lächelte.

„Entschuldigung… Bevor ich es vergesse – vielleicht bekommen wir bald Besuch, nicht dass du erschrickst.“

„Ungebetenen?“

„Je nach dem, wen sie schicken.“

„Sie?“

„Vergiss es. War ne blöde Idee, dir das zu erzählen.“ Murmelte Louis und ließ die große Eichentür aufschwingen.

„Moment mal.“ Mia pustete sich das gelockte Pony aus der Stirn und hielt Louis am Ärmel fest.

„Ich sitze hier zusammen mit dir auf einer Burg am Arsch der Welt fest, ohne Kontakt zu Menschen, du treibst dich mit zwielichtigen Gestalten rum und erzählst mir nicht mal, was hier abgeht!“ Schrie Mia ihn an.

Er drehte sich um, und sein Gesicht zeigte Trauer, Wut und einen verzweifelten Funken Hoffnung.

„Hör zu: Du hast soeben eine neue Dimension betreten, wenn du das verstehst. Hier geht es nicht um das Hier und Jetzt, es geht um hunderte Jahre der Vergangenheit, um den Tod, um geliebte Menschen, um Rettung und gerettet werden. Auf dir lastet der Fluch noch nicht so lange wie auf mir, deswegen hast du deine unschuldige Art behalten. Aber glaub mir eines: Das alles“ er machte eine große Geste mit seinem freien Arm „das alles hier ist ein abgekartetes Spiel. Nichts wird dem Zufall überlassen. Jeder ist von einer höheren Macht abhängig, unfähig seinem verdammten Leben ein Ende zu setzen.“

Er riss sich los, verschwand in einem Salon und donnerte die Tür zu.

Mia blieb nichts übrig, als sich auf ihr Zimmer zu schleichen und in einem Anflug von Heimweh und Verlassenheit zu weinen. Irgendwann, als die Sonne schon hoch am Himmel stand, schlief sie mit geröteten Augen ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2007-03-16T15:12:52+00:00 16.03.2007 16:12
moi jetzt will ich au noch mehr wissen O,O
aber echt klasse geschrieben ^o^/
*zum nächsten kapi hüpf*


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