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Von Liebe zerstört

Wir gehörten nie zusammen
von

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Unsere Entscheidung

Nacht.

Und wieder liegen wir wach nebeneinander.

Hikaru und ich.

Wir schweigen uns an; das Schweigen zwischen uns war mir noch nie unangenehm, doch heute wirkt es irgendwie fehl am Platz.

Ich habe ihm gesagt, was Yoshiko mir anvertraut hat.
 

… um ehrlich zu sein kann ich euch nicht unterscheiden. Ich kann nur dich erkennen, Kaoru …
 

Dieser Satz, der mich so verwirrt.

Was macht mich so anders von ihm, wenn wir selbst uns doch ähnlicher fühlen als je zuvor?

Enger zusammengeschweißt als je zuvor und dann doch weit genug entfernt, damit jemand wie Yoshiko uns unterscheiden kann.

Nein.

Mich erkennen kann.
 

Macht das einen Unterschied?
 

„Was um alles in der Welt macht dich so großartig anders, Kaoru?“

„Ich habe keine Ahnung.“
 

Ich murmele meine Antwort nur, kuschele mich etwas näher an ihn heran.

Jetzt, da ich wieder mit ihm zusammen bin, ihn direkt an meiner Seite habe, fühlen sich ihre Worte falsch an. Meine eigenen Gedanken fühlen sich falsch an.

Der Gedanke an eine mögliche Beziehung mit ihr.

Der Gedanke daran, es vielleicht doch mal zu versuchen.

Das nachzuholen, was ich damals nicht tat.

Doch jetzt will ich es nicht mehr versuchen.

Jetzt will ich einfach nur bei meinem Bruder sein.
 

Ich weiß nicht mehr, was richtig ist.

Was ich heute will und morgen verabscheue.
 

Und in der Nacht dazwischen denke ich darüber nach.
 

Hikaru legt wie auch in den Nächten zuvor seinen Arm um mich, drückt mich etwas näher an sich.

Ich bin mir sicher, dass er die Decke wütend anstarrt, als wäre sie dafür verantwortlich. Sein ganzer Körper ist angespannt.

Augenblicke später jedoch entspannt er sich wieder; seine Gedanken sind geordnet, seine Wut – auf was auch immer – verraucht. Er atmet tief ein, lacht leise.
 

„Ich habe es schon immer gesagt: Frauen sind einfach unberechenbar.“
 

„Mag sein, aber … sie hat unser Gespräch mit angehört. Und wir haben eine mögliche Hochzeit gesprochen … vermutlich erwartet sie nun von mir einen Antrag …“
 

Hikaru antwortet darauf nicht, ich spüre, wie er den Kopf schüttelt.

Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, sein Atem ist flacher geworden.
 

„Was ist, Hikaru? Du sagtest doch, es würde dich nicht stören.“

„Es stört mich nicht. Es ist nur … sie wird dich dann von einer Seite kennen lernen, die ich nie kennen werde … es ist nur etwas beunruhigend. Brauchst du dir keine Gedanken drüber zu machen …“

„Okay …“
 

Und obwohl du damit die Sache abtust, mir zu verstehen gibst, ich solle sie ruhen lassen und nicht weiter beachten, denke ich dennoch an sie.

Ich schließe die Augen.

Hikaru hat Recht.

Diese Seite werde ich an ihm auch nie kennen lernen.

Die innige Liebe zwischen Brüdern, die wir im Host Club so herausgefordert haben, ist verboten.

Dennoch … es reizt mich.

Es fällt mir so unglaublich schwer, meinen Bruder irgendjemand anders zu überlassen, wenn ich ihn selbst nicht vollständig kenne.

Ich will ihn erst komplett für mich gehabt haben, wenn ich ihn einer anderen überlasse.

Ich will, dass er erst einmal richtige Liebe erfahren hat, bevor er …
 

Nein, ich sollte aufhören, in dieser Richtung zu denken.
 

„Hikaru?“

„Ich weiß. Wir nehmen sie mit.“

„Ja.“
 

Heute genau in einem Monat ist der sechste September, der Tag, an dem wir das Alter erreichen, mit dem wir ausziehen wollen, endlich das Haus unserer Eltern verlassen wollen und auf eigenen Füßen stehen wollen. Das Haus, das wir uns in den letzten Tagen ausgesucht haben, ist ein kleines, eher provisorisch gedacht als für die Ewigkeit.

Hikaru hatte die Idee, unser Haus selber zu bauen, nachdem Vaters Plan meine Zukunft betreffend erfolgreich in die Tat umgesetzt wurde.

Ich habe ihm zugestimmt.

Unser „provisorisches“ Haus hat die richtige Größe für zwei Personen, die etwas mehr Platz benötigen als sie eigentlich brauchen; Yoshiko darin mit unterzubringen dürfte kein Problem sein.
 

Das eigentliche und einzige Problem, das uns quälen könnte, ist die Sache mit Yoshikos Gefühlen. Ich will sie nicht zurückweisen, aber … Hikaru …
 

„Kaoru – hör auf, nachzudenken. Schlaf lieber. Du bist immerhin derjenige von uns beiden, der ihr morgen die Nachricht mitteilen darf. Sie wird dir vermutlich vor Freude um den Hals fallen und dir nebenbei die Luft abschnüren.“
 

Ich kann sein Grinsen förmlich hören, als er den letzten Teil sagt.

Sein Arm um mich verstärkt den Druck für einen Augenblick; wieder spüre ich seine Lippen auf meiner Stirn.
 

Ich seufze.

Nein, nicht heute.

Morgen ist auch noch eine Nacht, in der ich darüber nachdenken kann, ob ich wirklich das will, was Yoshiko mir mit offenen Armen anbietet.
 

„Du hast Recht …“, murmele ich lächelnd, strecke mich etwas und drücke meinem Bruder einen Kuss auf die Wange.
 

„Ich weiß …“
 

Hikaru war schon früh am Morgen aufgestanden; als ich vor wenigen Minuten aufwachte, war seine Betthälfte bereits leer, kalt. Es störte mich nicht wirklich, alleine aufzuwachen.

Es war nicht das erste Mal in den letzten Tagen, allerdings war mir auch nicht entgangen, dass Vater ihn mit Aufgaben überhäufte, die normalerweise er immer übernahm.

Als wollte er frühzeitig in Rente gehen …

Ich lache bei dem Gedanken und richte mich langsam auf; Vater hatte sich nie darüber beschwert, dass ihm seine Arbeit zu viel geworden wäre und Hikaru würde sich nicht darüber aufregen, dass er zu viel zu tun hätte. Selbst Arbeit würde er jedes Mal der Langeweile vorziehen.

Hauptsache beschäftigt.

Langsam stehe ich auf; erst jetzt fällt mir auf, dass Hikaru die Vorhänge nicht geöffnet hat.

Das Zimmer ist noch dunkel.

Ein schneller Blick zur Uhr.

Halb neun.

Ich seufze entnervt – es ist Ewigkeiten her, dass ich so spät immer noch im Bett liege. Warum hat Hikaru mich nicht geweckt?
 

Ein leises Klopfen an der Tür.
 

„Ja?“
 

Ein leises Räuspern verlangt nach meiner Aufmerksamkeit und ich sehe zu Tür.

Yoshiko steht dort, in ihren Händen ein Tablett, das sie nur mit einer Hand festhält, während sie die andere Seite des metallenen Tabletts in ihre Seite drückt. Mit ihrer anderen Hand umklammert sie immer noch die Türklinke.

Trotz der Dunkelheit erkenne ich, dass ihr Gesicht – mal wieder – rot angehaucht ist.
 

„Guten Morgen“, begrüße ich sie, lächele sie an, wodurch sie an Mut gewonnen zu haben scheint. Sie schließt die Tür hinter sich, kommt auf mich, das Tablett nun mit beiden Händen tragend, stellt es auf meinem Nachttisch ab.
 

Nein … es ist Hikarus Tisch … erst jetzt fällt mir auf, dass ich mich unbewusst auf seine Seite des Betts gerollt habe. Ich kann nicht anders als über diese Geste den Kopf zu schütteln.
 

Nur um dir etwas näher zu sein …
 

Mein Kopf – meine Gefühle – sind das reinste Durcheinander und Hikaru war es, der dafür gesorgt hatte, als er sagte, es würde ihn nicht stören, wenn ich irgendwelche stärkeren Gefühle für Yoshiko empfinden würde.

Selbst wenn ich es mir jetzt erlauben würde, diese Gefühle für sie zu haben, ganz unbewusst würde ich mich gleichzeitig stärker an Hikaru binden, um meinen alten Fehler nicht ein zweites Mal zu wiederholen.

Es ist einfach unmöglich …
 

„Woher wusstest du, dass ich wach sein würde?“, frage ich sie. Ich beobachte sie dabei, wie sie zu den Fenstern in Hikarus und meinem Zimmer geht und die Vorhänge aufzieht, um Licht hineinzulassen. Die Bäume, die ich in unserem Garten erkennen kann, sind vom Sonnenlicht hell erstrahlt … scheint ein schöner Tag heute zu werden …

Mein Blick fällt wieder auf Yoshiko – ihre Klamotten … das außergewöhnliche Design …
 

„Sind das ...“

„Ja. Frau Hitachiin gab sie mir gestern Abend. Sie meinte, das wäre ihr erster Entwurf und ich solle ihn heute tragen. Sie war begeistert, als ich ihr das Outfit vor einer halben Stunde zeigte.“
 

Yoshiko macht eine elegante Drehung und ihr schwarzes, schulterlanges, gewelltes Haar schimmert im Licht, das durch die Fenster fällt.
 

„Glaub ich gerne“, antworte ich lachend, schwinge die Beine über den Rand des Betts.

„Woher wusstest du, dass ich wach bin?“

„Das wusste ich nicht. Ich hab Hikaru vorhin zufällig gesehen, wie er aus der Küche kam und er meinte, ich solle dir doch Frühstück machen. Du würdest so gegen halb neun aufwachen.“
 

Ungläubig sehe ich sie an – das kann er doch unmöglich … nein, das kann er durchaus gewusst haben. Genau genommen dürfte mich das nicht überraschen.
 

„Also hab ich dir Frühstück gemacht“, spricht sie nach einer kleinen Pause weiter und zeigt auf das Tablett, auf ihm neben Brötchen und Marmelade, die ich als die wieder erkenne, die unsere Großmutter selbst machte, eine weiße Blüte.

„Danke“

Ich schenke ihr ein Lächeln und sie sieht ebenfalls lächelnd weg; seit jenem Gespräch von vor drei Tagen ist sie mir gegenüber ganz verschüchtert, so als wäre der Grund, der ihr vorher den Mut gab, mir in die Augen zu sehen, nicht mehr da.

Ich nehme die Blüte vom Tablett und stecke sie ihr vorsichtig ins Haar.

Ihre grünen Augen strahlen mich gerade zu an wegen dieser kleinen intimen Geste.
 

„Kaoru, ich …“

„Sag nichts – noch nicht. Ich möchte dich vorher noch etwas fragen …“
 

Als hätte ich nie aufgehört, ein Host zu sein …



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2009-04-27T14:40:18+00:00 27.04.2009 16:40
ist zwar romantisch, was Kaoru macht aber....
...
ER SOLL DAS LASSEN VERDAMMT! XD
Er soll das bei Hikaru machen, nicht bei ihr ;_ ;
Und er soll sich auch nich selbst dazu zwingen sich in sie zu verlieben >.<
Uuuund sie soll nich bei denen einziehen ò_ó Sie soll sich ne eigene WOhnung suchen xD
Von:  RogueTitan
2008-08-23T03:16:37+00:00 23.08.2008 05:16
wenn kaoru mit dieser komischen yoshi-dingsda zusammen kommt....
verbrenne ich erst meinen pc und dann meine augenXD
das ist ja unerträglich-.-
das kannst du mir nicht antun>o<
NEIN!!!

Von:  Doena
2008-07-18T16:25:46+00:00 18.07.2008 18:25
ich wieder hole mich nur ungern aber
ich will nicht das die beiden zusammenkommen >-<
Von:  Milka-Stick
2007-08-09T20:28:45+00:00 09.08.2007 22:28
Nja...T___T
*wein*
Kaoru..T__T
Er sollte sich langsam mal für Hikaru entscheiden!XDD

Ich finde deinen Schreibstil toll!*__*
Deswegen freu ich mich jedesmal deine FF zu lesen!


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