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Cruel, bloody Paradise

Ihr heiliges Spiel um meine verdammte Seele
von

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Im Herzen der Flamme

Erst nach und nach konnte er seiner Umgebung Beachtung schenken. Es war deutlich dunkler. Wahrscheinlich, weil es hierin keine Lava mehr gab. Es war nur ein langer, unterirdischer Gang. Dazu ein angenehm kühler. Rion musste sich innerhalb des Bergmassivs befinden. Der Vulkan schien hinter ihm zu liegen. Nicht, das ihn das stören würde. Im Gegenteil. Er war sogar sehr froh darüber. Die Hölle war jetzt nicht gerade der Ort, an dem er seine nächsten Ferien buchen wollte. Und dieser Vulkan hatte doch schon etwas von der Hölle. Und das empfand er nicht wirklich als positiv. So blieb ihm nichts anderes übrig als den Gängen zu folgen von denen er das Gefühl hatte sie würden ihn wieder zurück zum Vulkan führen. Gang auf Gang folgte monoton aufeinander und es passierte nichts. Mit jeder Biegung des Weges wich die Anspannung weiter aus seinem Körper. Er hatte sich längst akklimatisiert. Der Körper befand sich auf seiner Normaltemperatur. Da endete seine Reise abrupt vor einer Steinwand. Vor dieser Begrenzung klaffte ein großes, unförmiges Loch im Boden. Rion betrachtete es genauer. Der Boden flachte darunter schräg nach unten ab. Da es keinen anderen Weg zu geben schien, musste Rion sich wohl oder übel die extreme Bodenschräge herunterrutschen lassen. Zu seiner Überraschung fiel er daraufhin durch das Loch weiter nach unten in einen finsteren, quadratischen Raum. Mit geschicktem abrollen konnte er einen schmerzhaften Aufprall am Steinboden verhindern. Staub und Dreck klebte mit dem Schweiß an seinem Körper. Er rieb sich über den gereizten Rücken und richtete sich müde auf. Es war im Vergleich zum Rest des Dungeons richtig kalt hier unten. In der Decke über ihm befand sich das Loch durch welches er gefallen war. „Naja… auf diesem Weg komme ich hier jedenfalls nicht mehr raus“, erkannte er und so blieb ihm einzig der Gang durch das folgende Höhlensystem.

Nach einigen verwirrenden Gangfolgen erreichte er einen meterhohen Raum mit einer Kuppel. Er war durchflutete vom Sonnenlicht. Also war es noch immer Tag. Rion betrachtete den Raum genauer. Die Glaskuppel stellte den Sternenhimmel dar. Zumindest das Mittelalterliche Weltbild über den Lauf der Sonne. Direkt vor ihm befand sich ein gut fünf Meter hohes Stahltor. Auf den seitlichen Säulen flankierten es riesige Steinfiguren von Greifen. Sie schienen ihm wahnsinnig gut erhalten zu sein. Auch das Flügeltor war in einwandfreiem Zustand.

„ich will mal stark hoffen, dass dies nicht das Tor zu Hölle ist…“, murmelte er vor sich hin, während er den übertrieben geräumigen Raum durchschritt.

Vor dem gigantischen Stahltor blieb er stehen und hielt kurz inne. Rion wirkte davor wie ein Zwerg. Andächtig blickte er empor. Es war ein beklemmendes Gefühl. Er fühlte sich ein wenig wie in Lewis Carrols Geschichte von Alice im Wunderland. Dies allerdings nicht erst seit diesem Moment. Aber in der Geschichte war alles nur ein Traum. Daran glaubte Rion momentan nicht wirklich, als seine Hand die eisige Tür berührte. Dahinter konnte sich wenigstens keine Lava befinden, sonst wäre die Metalltür ja nicht kalt. Hilfreich war seine Erkenntnis jedoch auch nicht wirklich. Er hatte jedoch ein Problem mehr. Die Tür hatte kein Schloss, keine Klinke. Eigentlich hatte sie gar nicht nützliches. Er versuchte sie aufzuschieben, stemmte sich mit aller Kraft dagegen. Nichts tat sich. Seine Hände waren rutschig vom Schweiß. Klebten. So musste er härtere Geschütze auffahren. Er nahm einige Schritte Anlauf, warf sich gegen das Tor. Das einzige was er damit erreichte, war eine pochende Schulter. Er rieb sich darüber, wischte seine Haare aus dem mit Staub bedeckten Gesicht. Es half alles nichts. An der Gegenüber liegenden Wand nahm er nur am Rande die hohe Wächterfigur aus Stein wahr. Sie war grob und einfach gemeißelt. Nicht so aufwendig wie die Greife. Aber auch diese Feststellung brachte ihn nicht weiter. So zog er seinen typischen Joker, Aura. Er versuchte die Tür damit aufzuhebeln, sie einzuschlagen, ein Loch hinein zu schneiden. Doch zum ersten Mal seit er in Acris landete half sein geliebtes Schwert ihm nicht weiter. Rion schaute ziemlich ratlos aus der Wäsche. Nicht mal Aura brachte ihn hier weiter. Doch es gab weit und breit keine Alternative zu dieser Tür. So blieb ihm nichts anderes übrig als den gesamten Raum akribisch nach einem Mechanismus für die Tür abzusuchen. Doch wo er auch suchte, was er auch tat, er fand einfach nichts. Nicht mal der hässliche Götze schien etwas damit zu tun zu haben. Er kletterte auf das Podest auf welchen die Statue platziert war. Von seinem Standpunkt aus konnte er jedoch auf den ersten Blick nichts Besonderes erkennen. Erst nachdem er das Tor genauer fixierte, viel ihm ein rötlicher Schimmer auf dem Stahltor auf. Allerdings ganz am obersten Rand des Flügelbogens. Um es genauer zu sehen, musste er mühevoll und mit Auras Hilfe die hohe Statue des Wächters erklimmen. Fix und fertig zog er sich auf die linke Schulter hoch. Von dort aus hatte er eine gute Sicht auf die seltsamen Zeichen am Torbogen. Sie schienen zu Fließen. Jedoch nicht die ganzen Buchstaben, eher einzelne Teilchen darin. Es erinnerte ihn an die Fetzen Animae in Aura oder die in seinen Augen. Es war also Magie im Spiel. Hohe Magie, wie es aussah. Und das war keine schöne Erkenntnis. Zu seinem Pech war die Botschaft jedoch in alten, xixonischen Lettern verfasst. Rion konnte nicht ein Wort lesen. Es nützte ihm also alles nicht viel. Nach einem Geistesblitz suchend, nahm er auf der Schulter der Statue Platz.

„Man, ich versteh kein Wort“, haderte er mit sich, „Wenn doch nur Maideya hier wäre. Sie könnte es bestimmt lesen“.

„Frauen hassen es auf ein Talent beschränkt zu werden. Fällt dir nichts anderes ein?“, tadelte ihn eine fast vergessene Stimme.

„Xia!“, erinnerte Rion sich erst jetzt an das sprechende Buch.

Er streifte sein Gepäck ab und kramte das alte Buch hervor.

„Hilf mir, ich sitze hier echt ziemlich in der Patsche“, bat er sie.

Doch sie musste ihn enttäuschen: „Dazu bin ich nicht hier“.

„Ich könnte ja versuchen dich gegen das verdammte Tor zu pfeffern, vielleicht bist da dafür gut“, ärgerte er sich über ihre Standartantwort, „Warum bist du immer so total unnütz?“.

„Ich kann von einem wesen wir dir nicht erwarten, dass du meinen Wert erkennst“, klang sie etwas verstimmt.

„Ich habe echt andere Sorgen“, erinnerte er sie.

„Ich nicht“, entgegnete Xia ruhig.

Er warf ihr einen bösen Blick zu. Dabei fiel ihm eine eingekratzte Notiz in der Wand auf. Schnell schnappte er seine Sachen und schwang sich nach unten. Knapp über dem Boden am Sockel der Statue hatte jemand mit einem spitzen Gegenstand etwas eingeritzt. Es war nur schwer zu lesen. Rion kniete sich herunter, fuhr mit den Fingerkuppen darüber und versuchte es zu entziffern. Die Einkerbung fühlte sich plötzlich warm an. Vor seinen Augen wurden auch sie mit rötlichem Animae ausgefüllt, leuchteten blutrot auf, blassten aus und schwammen in sich.

„Dreizehn“, erkannte er sehr schnell, „die römische Zahl für Dreizehn“.

Dahinter befand sich ein einfaches Symbol für Feuer oder Flammen. Jetzt war er allerdings noch immer nicht sehr viel klüger.

„Ob es mit dem alten Weltbild zu tun hat?“, überlegte er laut.

Doch ein die Stille zerreißender Schrei durchfuhr in augenblicklich. Er zückte Aura, deren Klinge bereits blauviolett leuchtete.

„Das ist jetzt richtig mies“, Rion erkannte sein neues Problem sehr schnell.

Der steinerne Vogel schüttelte sein Federkleid und fixierte ihn mit den leeren Augen. Der andere tat es ihm gleich. Die breiteten ihre Schwingen auf und erhoben sich federleicht in die Luft. Da sie aus Stein waren, hätten sie eigentlich am Boden zerschellen müssen, bei ihrem Gewicht. Doch so leicht machten sie es ihm nicht. Und irgendwie hatte Rion auch nicht damit gerechnet.

„Los geht’s“, forderte er sich selbst auf und hatte Aura bereits im Anschlag.

Er beobachtete die Flugbahn der Fabelwesen, behielt sie die ganze Zeit über im Augenwinkel und setzte bei ihrem ersten Sturzflug auf ihn zum Schlag an. Doch die Klinge prallte von ihnen ab, wie zuvor vom Tor. Rions Blick weitete sich vor Schreck, als auch sie mit Animae durchzogen ihre Bahn fortsetzten. Sie hatten nicht mal einen Kratzer. Aura war auch hierbei noch machtlos. Seine Waffe würde ihm als nichts nützen. Die Flügelspitze des einen Greifen berührte die Statue. Sogleich hatte rion drei mit der höchsten Magie getränkte Gegner.

„Ich kill den Kerl, der dafür verantwortlich ist“, beschloss er, „Wer denkt sich den ganzen Scheiß aus?“.

Der Wächter erhob sich aus seiner Starre und sprang vom Podest herunter. Sein Auftreffen verursachte ein Bodenbeben. Rion rang um Balance. Die Wände bekamen erste Risse. Jeder seiner Schritte entriss Rion fast den Boden unter seinen Füßen. Er musste sich schnell etwas einfallen lassen. Etwas verdammt Gutes. Doch die Greife ließen ihm mit Angriffen aus der Luft kaum Zeit zum Verschnaufen. Er schaffte es in letzter Sekunde sich unter einem von ihnen hindurchzurollen, die Kralle erwischte nur sein Shirt und riss ein winziges Loch hinein. Allerdings landete er damit direkt vor dem Wächter. Dieser ballte beide Fäuste zusammen und ließ sie zu Boden schnellen. Rion sprang zur Seite, entkam zwar dem Schlag, doch das Beben rüttelte ihn ordentlich durch. Völlig außer Atem sah er den weit abgesenkten Steinboden. Wo der Kerl hinschlug, wuchs nie wieder irgendetwas. Vom Himmel in der Kuppel stürzte der erste Stern herunter und zerbarst. Da kam Rion der rettende Geistesblitz. Er nutzte die Schwäche des Wächters aus – dessen Behäbigkeit. So sprang er auf die langsam gehobenen Arme der Statue, nutzte wie zuvor Aura zum Aufstieg. Stieß sie leicht in die Zwischenräume des Gesteins am Wächter und zog sich dann Stück für Stück weiter hoch. Kurz bevor er die Schulter erreichen konnte, schlug die Steinfaust nach ihm. Mit aller Kraft klammerte er sich an Auras Griff und baumelt in der Luft. Der Wächter hatte sich selbst ein Teil des Steins aus der Schulter geschlagen. Rions Plan schien zu funktionieren. Ein erleichtertes Grinsen huschte über seine Lippen, als er sich hoch schwang und die Greife von der besagten Schulter aus auf sich Aufmerksam machte. Er hatte alles andere als einen sicheren Halt an seinem Standpunkt. Aber darauf kam es auch nicht an. Er hatte diese eine Chance. Vorsichtig schritt er zum Gesicht der Statue herüber. Beide Greife drehen ihre Bahn und kehrten zurück. Sie nährten sich ihm von beiden Seiten. Rion war hochkonzentriert.

„Ein falscher Schritt und du bist Mus“, sagte er sich selbst und machte vor dem Hals des Wächters halt.

Und dieser verhielt sich wie erhofft, er holte aus. Rion sah nach den Greifen, sie waren im direkten Anflug. Knapp vor dem Aufprall der drei Statuen glitt Rion über den Arm herunter, rollte sich auf dem Boden ab und rannte in die entfernteste Ecke des Raumes. Dort schützte er den Kopf mit den Händen und mit Aura. Kurz darauf gab es einen ohrenbetäubenden Knall. Der Boden bebte stärker als zuvor. Erst als es ruhig war, blickte Rion auf. Überall lagen Bruchstücke der Statuen. Die Wände zierten tiefe Risse. Rion atmete tief durch. Er schien nichts abbekommen zu haben. Ein kleines Licht inmitten der Trümmer weckte seine Aufmerksamkeit. Er schlenderte herüber. Noch immer war das Tor fest verschlossen. Im halb geöffneten Auge in der Stirn des Wächters lag ein roter Stein. Rion nutzte Aura um ihn herauszulösen. Es war eine Art Kristall. Ein Elementkristall vielleicht. Es lag zumindest Nahe in der Nähe eines Vulkans. Doch noch hatte Rion keine Ahnung was des Rätsels Lösung sein sollte. Er hatte nur eine Zahl, ein Symbol, einen Kristall und einen Haufen unleserliche Zeichen.

„Ich muss die Schrift entschlüsseln“, war er sich sicher, doch das schien ihm nicht möglich ohne Maideya.

Er ging zum Stahltor zurück, suchte nach einer Einkerbung für den Kristall, doch so etwas gab es nicht. Der Elementkristall berührte das Tor kaum, da setzte es zumindest einen Mechanismus in Gang. Die Kuppel wurde von einer Steinwand verdeckt. Es wurde augenblicklich finster. Erst nach und nach leuchteten die Buchstaben vom Torbogen auf der gegenüberliegenden Wand.

„Nenn mir des Rätsels Lösung“, forderte eine dunkle Stimme ihn auf.

„Woher soll ich das wissen?“, entgegnete Rion.

Da setzte die Wand sich plötzlich in Bewegung. Rion war sich zwar nicht ganz sicher, doch es schien ihm, als bewege sie sich langsam auf ihn zu. Allerdings kaum sichtbar. Von oben rieselte feiner Steinstaub auf ihn herab. Auch die Decke setzte sich Millimeter für Millimeter in Gang. Rion blickte zur Wand, dann hinauf, zurück zum Stahltor. Er versuchte es aufzustoßen. Noch immer tat sich nichts. Monoton wiederholte die Stimme ihren einen Satz und fragte nach des Rätsels Lösung.

„Ich kann das nicht lesen, verdammt!“, rief er ziemlich ratlos und versuchte die Wand aufzuhalten.

Die Zeit lief ihm davon.

„Hilf mir Xia“, bat er sie erneut.

Sie blieb still.

Wütend nahm er das Buch, drückte sie hart gegen die Lettern: „Was steht da!?“.

„Du bist furchtbar unbeherrscht“, rügte sie ihn.

„Na und? Ich bin kurz davor hier unten abzukratzen!“, erinnerte er sie barsch, „Was steht da?“.

Xia zögerte: „Das Auge des Wächters ist gleich mit dem Auge der Flamme. Die unseelige Zahl ist gleich einem Schlüssel aus aller Bedrängnis. Die Zeit Schlüssel und Schloss. Zahl vor Zeit. Des Rätsels Lösung liegt im Jetzt“.

Er legte sie bei Seite: „Was? Das gibt doch alles keinen Sinn. Was für eine Zeit? Die Zahl muss die dreizehn sein. Aber was ist die Zeit? Es gibt keine dreizehnte Stunde. Die Flamme ist der Kristall. Unseelig ist die dreizehn. Zahl vor Zeit. Dreizehn vor was? Wie war das?“.

Des Rätsels Lösung liegt im Jetzt, daran störte er sich. Rion hatte allerdings nicht mehr viel Zeit zu verlieren.

Er stand rätselnd davor, bis ihm etwas einfiel: „Jetzt verstehe ich es! Die Lösung liegt im Jetzt. Der Ist-Zustand. Im Rätsel kommt zwei Mal ist vor. Dreizehn vor dem Zustand „ist“. Das „M“ ist der dreizehnte Buchstabe!“.

Schnell suchten seine Finger nach dem „m“ vor dem ersten „ist“ gab es kein „m“, aber das Wort Flamme hatte gleich zwei davon. Rion drückte gegen die beiden Steine auf denen er die Buchstaben vermutete. Sie gaben nach. Die Wand hatte ihn weit vor das Tor gedrängt. Die Decke befand sich eine Hand breit über seinem Kopf. Rion griff in den entstandenen Hohlraum, betätigte einen Hebel dahinter. Es gab ein lautes Knacken. Langsam schob das Tor sich auf, die Wände konnten nicht mehr bestoppt werden.

„Ah, spinnst du? Mach hin du blödes Tor“, drängte Rion und stopfte Xia und den Kristall ins Gepäck zurück.

Im letzten Moment schob er sich durch die schmale Toröffnung, bevor die Wand gegen das Stahltor prallte und die Decke alles unter dich begrub. Rion schnaubte erleichtert durch. Er befand sich am anderen Ende der Gebirgskette. Nichts würde ihm mehr im Weg stehen bei der Rettung seiner Freunde. Er schulterte den Beutel, raffte sich auf und setzte die Suche fort ohne noch einmal zurück zu sehen. All das lag nun zum Glück hinter ihm.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  alana_chan
2009-07-04T20:07:06+00:00 04.07.2009 22:07
Die Greifen waren toll und Xia auch. Diesmal hatte sie sogar geholfen WOW und ihn nicht nur zur Weißglut getrieben. Na da kann es jetzt ja weiter gehen. Die dreizehn ist meine Lieblingszahl :-)
Freu mich schon

Lg lana


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