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Prisoners of the night

BakuraxYami SetoxJoey
von

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Zweikampf

32. Zweikampf
 

Eilig nickte der Werwolf. „Ja,“ bestätigte er und wartete auf die Antwort Zorks. Dieser jedoch runzelte die Stirn, was jedoch von den langen Fellhaaren versteckt wurde. Er musste zugeben, dass ein Zweikampf eine verlockende Idee war und dank seiner Stärke wäre es dadurch sicherlich ein Leichtes die Schlacht für sich zu gewinnen. Jedoch fragte er sich gleichzeitig, was Seth vorhatte. Was veranlasste ihn bloß zu einer so überheblichen Tat?

„Wo ist der Vampir, der dir die Nachricht überbracht hat?“ verlangte Zork zu wissen. Vielleicht ließen sich ja aus dem Blutsauger ein paar Informationen herauskitzeln.

„Kein Vampir, Herr,“ erwiderte der Werwolf jedoch. „Jemand hat die Nachricht auf ein Pergament geschrieben und aus einem Fenster geworfen.“

Das Leittier knurrte daraufhin verstimmt. „Also schön, dann schickt den Vampiren eine Nachricht zurück, dass wir mit ihnen reden wollen.“ Forderte er und ließ sich wieder zurück ins Gras sitzen, während sein Untergebener eilig davon trabte. Die schwarzen Augen waren auf die, ein wenig bedrohlich wirkenden, Mauern des Schlosses gerichtet und ein leises Knurren verließ die Kehle Zorks. /Wenn du eine Falle geplant hast Seth, dann wird sie dir nicht gelingen, verlass dich darauf!!/
 

Seth zuckte unmerklich zusammen und wirbelte herum. Hatte da nicht soeben jemand geknurrt? Witternd sog er die Luft ein, doch nicht ein Hauch von Hund lag in der Luft und nichts war weiter zu riechen, als ein Werwolf. Hastig schüttelte er den Kopf und drehte sich wieder zu Yami um, welcher unter der riesigen Ansammlung von Waffen nach der richtigen suchte.

Alles Mögliche war hier vertreten. Speere, Streitäxte, Morgensterne, Schwerter, Dolche, sogar Armbrüste und ein Rammbock lagen in einer Ecke und alles in den unterschiedlichsten Größen und Formen. Yami hatte letztendlich beschlossen eines der Schwerter zu nehmen, da er mit dieser Waffe am vertrautesten war. Er suchte sich eines von mittlerer Länge aus, welches ziemlich leicht war und gut in der Hand lag.

Zur Sicherheit steckte er sich noch einen Dolch in den Gürtel und wand sich dann zu Seth um, zum Zeichen, dass er fertig war. Dieser betrachtete argwöhnisch das Schwert und noch kritischer den winzigen Dolch. „Willst du den Werwolf mit diesem Brotmesser und einem Zahnstocher besiegen?“ fragte er verächtlich. „Ich hab dir doch gesagt, dass die Werwölfe stark sind und ich denke Bakura hat die das Kämpfen beigebracht? Wenn es schon unbedingt ein Schwert sein muss, dann nimm wenigstens eins, das auch etwas ausrichten kann!“ er wandte sich um und durchsuchte die Schwerter bis er ein – zumindest in seinen Augen – passenderes fand.

Yami betrachtete die hünenhafte Waffe, deren Klinge fast dreimal so breit wie die seines gewählten Schwertes war, um einiges länger und mit Sicherheit auch noch schwerer. Er konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen und schüttelte dann den Kopf. „Dein Schwert ist viel zu schwer für mich,“ begann er, „Außerdem mag ein so großes Schwert zwar effektiver sein, wenn man einen Treffer landet, aber es ist weniger wendig, als ein leichtes schmales Schwert.“ Yami seufzte, als Seth ihn noch immer kritisch anblickte und auffordernd das Schwert entgegen hielt. „Vertrau mir...bitte. Es liegt nicht in meinem Interesse zu verlieren, aber ich werde mit dem von mir gewählten Schwert besser zurechtkommen, als mit deinem.“

„Was ist mit einem Schild?“ fragte Seth, nachdem er das Schwert wieder zurück an seinen Platz gestellt hatte und wies mit seiner Hand auf die Auswahl an Schilden, die nicht minder kleiner war, als die der Waffen, doch auch diesmal schüttelte Yami nur verneinend den Kopf.

„Ein Schild stört mich nur und...“ doch der Ältere unterbrach ihn.

„Wie bitte??“ fauchte Seth aufgebracht. „Wie willst du dich verteidigen?? Du brauchst ein Schild zum Abwehren!“

„Ein Schild ist eine schlechte Abwehr,“ widersprach der Schwarzhaarige sogleich. „Man verlässt sich dann zu sehr auf dessen Schutz. Bakura hat es mir deutlich demonstriert und ich habe bisher immer ohne Schild gekämpft!“

Seth öffnete bereits den Mund, um Yami zurechtzuweisen, als Schritte auf dem Gang widerhallten und kurz darauf Dartz in den Raum stürmte. Dem Dämon entwich bei dessen Anblick unweigerlich ein Fauchen und der Türkishaarige zuckte merklich zusammen. Dartz schluckte hart, ehe er sich seinem Lord zuwandte, dabei jedoch immer nervöse Blicke zu Yami warf, denn ganz geheuer war ihm dessen Anwesenheit nicht, vor allem nicht nach dessen Begrüßung. „Was ist?“ fragte Seth ungehalten.

„Verzeiht, wenn ich Euch störe, my Lord, aber wir haben Nachricht von den Werwölfen erhalten.“

Sofort war sämtliche Aufmerksamkeit geweckt. „Und? Was sagen sie?“ wollte der Braunhaarige ungeduldig wissen und Yami kaute nervös auf seiner Unterlippe. Willigten die Werwölfe in den Zweikampf ein?

„Sie sagen, dass Sie mit Euch reden wollen, my Lord.“ Verwundert blickte Yami zu Seth herüber, der ebenso ratlos schien, auch wenn er es sich nicht so offensichtlich anmerken ließ.

„Was sagst du dazu?“ wollte Seht wissen und wand seine blauen Augen Yami zu, der den Blick überrascht erwiderte.

„I-ich??“

„Der Zweikampf war immerhin deine Idee, oder?“ wollte Seth wissen, was den Jüngeren nicht gerade beruhigt.

„Aber...“ die Amethyste richteten sich gen Boden. Es gefiel ihm überhaupt nicht, dass der Braunhaarige nun einen solchen Druck auf ihn ausübte. „Ich kenn die Werwölfe doch gar nicht. Du weißt doch eher über sie bescheid,“ sagte er schließlich und hob zögerlich den Blick wieder.

Erbarmungslos blickte Seth zurück. „Du bist doch schließlich auch ein Lord, oder? Oder nimmt dir da auch jeder deine Entscheidungen ab? Dann wird dieser Posten nicht mehr sehr lange dir gehören,“ zischte er.

Verwirrt starrte Yami Seth an. Der Ältere klang ganz so, als ob er ihn damit helfen wollte, doch das bildete er sich sicherlich ein. Nein, der Lord wollte etwas anderes von ihm. „Du willst mich testen,“ stellte er fest. „Du machst mein Verhalten davon abhängig, wie du am Ende zu meinem Clan stehen wirst.“

„Selbst, wenn es so wäre,“ erwiderte Setz stur und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper. „Was willst du dagegen machen? Du wirst wohl oder übel eine Entscheidung treffen müssen.“

Yami senkte erneut den Blick, denn unter den Augen von Seth und Dartz fühlte er sich mehr, als unwohl. Was sollte er denn nun sagen? Nun gut, die Werwölfe wollen mit ihnen reden...da war doch eigentlich nichts schlimmes bei, oder? Nachdenklich begann der Schwarzhaarige an seinem Daumennagel zu kauen, eine Macke, die ihm Bakura ständig auszutreiben versucht hatte. Sein Blick wurde traurig, als er an den Weißhaarigen dachte und am liebsten wäre er nun davon gerannt und würde sich irgendwo, wo er allein und ungestört war, die Augen ausheulen.

Er hatte diesen kleinen Jungen umgebracht, fast das selbe mit Yugi angestellt und obwohl ihm diese Tatsache mitnahm war es nichts im Vergleich zu dem Gefühl, welches ihn seit Bakuras Tod umklammert hielt. Zu ihm hatte Yami einen ganz anderen Bezug gehabt. Er hatte Bakura seit seiner Geburt gekannt und demnach war dieser Schmerz bedeutend größer, als der zwei ihm Unbekannte umgebracht zu haben. Und dann war da noch die Tatsache, dass der Weißhaarige ihn geliebt hatte. Wenn er es doch nur schon früher gemerkt hätte. Oder auch: Wenn er schon früher wieder zu sich gekommen wäre, dann wäre Bakura vielleicht noch am Leben. Aber nein, er hatte ja erst realisiert wen er da gerade für seinen verdammten Wahn nach Blut angriff, als Bakura bereits tot in seinen Armen hing!!

Tränen der Wut über sich und der Trauer sammelten sich in den Amethysten und hastig blinzelte Yami diese weg. Sein Blick fiel dabei auf Seth und ihm war, als ob er seit eben erst realisierte, dass dieser auch noch hier war. Die violetten Augen füllten sich mit Hass. Es war alles die Schuld von Seth! Er hatte den Blutwahn in ihm heraufbeschworen! Er hatte ihn gezwungen Bakura zu töten! Nur seinetwegen war dieser nun tot!!

/Nein.../ fuhr es Yami plötzlich durch den Kopf und nahm keinerlei Notiz von Seths verwirrten Blick, aufgrund der eigenartigen Stimmungsschwankungen seitens des Schwarzhaarigen. /Nein, es ist nicht allein Seths Schuld./ sein Vater war mit Schuld. Sein Vater hatte ihn erst zu einem Dämonen werden lassen! Und selbst, wenn er Seths Anschuldigungen seitens Osiris als Lüge abtat, so war da noch immer die Bestätigung seitens Bakura. Dieser hatte ihm ebenfalls mitgeteilt, dass sein Vater für seinen Blutwahn verantwortlich war.

Doch warum hatte dieser das getan? Yami hatte geglaubt seinen Vater zu kennen. Er war doch immer so nett gewesen, nie machhungrig....warum dann hatte er aus seinem Sohn ein...Monster gemacht??

Ein Räuspern holte Yami in die Realität zurück und als er aufblickte sah er in zwei ungeduldig funkelnde Saphire. Natürlich, Seth wartete ja noch immer auf seine Antwort. Jetzt war nicht die Zeit, um in der Vergangenheit zu schwelgen, oder nach den Gründen für ihre Situation zu suchen. Eine Lösung musste her und zwar schnell!

Der Violettäugige biss sich auf die Unterlippe. Die Werwölfe wollten also mit ihnen reden und das war ja im Prinzip nichts schlimmes, oder? Yami seufzte. So weit war er auch schon vorhin gewesen, bevor er abgeschweift war. /Also schön Yami, denk nach! Die Werwölfe wollen reden, also lässt du sie einfach ins Schloss rein....das könnte ein Trick sein! Ein Weg, um ins Schloss zu gelangen, weil sie das Tor sonst nicht aufbekamen! Besser also wir lassen nur das Leittier ein. Aber damit wären die Werwölfe sicher nicht einverstanden, da sie sonst befürchten müssen, dass wir ihn töten./

Genervt tippte Seth mit dem Fuß auf den Boden. „Was ist nun?“ fauchte er ungeduldig, denn er hatte allmählich keine Lust mehr zu warten und die Werwölfe sicherlich auch nicht.

Langsam hob Yami den Blick und sah seinen Gegenüber siegessicher an. „Lasst das Leittier und zehn aus seinem Rudel ins Schloss,“ sagte er. Dartz, der nicht wusste, ob dies nun ein Befehl für ihn war wand fragend den Blick seinem Lord zu und lief, als dieser nickte, eilig los, um den Befehl auszuführen.

„Warum zehn und das Leittier?“ wollte Seth dann von Yami wissen.

Dieser zupfte ein wenig verlegen an einer seiner blonden Haarsträhnen. „Na ja, ich hab mir gedacht, dass es dumm wäre das ganze Rudel ins Schloss zulassen, denn so wäre genau das erreicht, was wir verhindern wollten. Die Wölfe hätten dies als Vorwand benutzen können, um hinein zu gelangen und uns auszulöschen. Alleine würde das Leittier und aber sicherlich nicht aufsuchen, darum dachte ich mir, wenn er zehn aus seinem Rudel mitnehmen darf hat er sozusagen Geleitschutz und falls es ein Trick ist, um ins Schloss zu gelangen sind wir noch immer stark genug, um diese Werwölfe auszuschalten.“

Verwundert, aber auch ein wenig beeindruckt blickte Seth den Jüngeren an. „So viel Verstand hätte ich dir gar nicht zugetraut,“ sagte er schnippisch, was wohl ein Kompliment sein sollte. Dann drehte er sich um und machte Anstalten den Raum zu verlassen. „Hoffen wir, dass dein Plan aufgeht.“

/Das...hoffe ich auch./ stimmte Yami ihm gedanklich zu und folgte Seth dann in den Thronsaal, wo sie die Werwölfe empfanden würden, vorausgesetzt sie ließen sich darauf ein nur zu elft dort zu erscheinen.
 

„Gib es zu wir haben uns verlaufen,“ sagte Kisara und drehte sich einmal um die eigene Achse. Rechts von ihnen zog sich die steile Felskante empor und links rauschte der Fluss entlang, der ihren Weg nun endgültig verschluckt hatte. Joey hatte die Pfoten tief in den Schlamm gegraben, um noch Halt zu haben und knurrte bei Kisaras Worten.

„Ich hab den Weg noch nie benutzt,“ rechtfertigte er sich. „Davon abgesehen könntest du ja mal hochfliegen und gucken, in welcher Richtung das Schloss liegt.“

„Das hab ich doch schon. Es liegt in nordöstlicher Richtung, aber zu Fuß kommen wir da nicht hin, da der Weg nach Westen führt.“

„Dann versuch den richtigen Weg zu finden,“ beharrte Joey.

„Wie denn bei dem ganzen Wasser??“ fauchte Kisara. Nach dem sie knappe 500 Jahre im Kerker gehockt hatte, hatte sie nicht wirklich die Geduld dazu, mit einem Werwolf zu diskutieren und wirkte ein wenig gereizt. „Ich weiß genauso wenig wie du, wo der Weg weiter geht.“

Nachdenklich senkte Joey den Blick und begann mit den Pfoten auf der Stelle zu laufen, da sie allmählich taub wurden. Wenn die Felswände nur nicht so steil wären, dann könnte er dort hinauf klettern und so Kisara folgen. Ein Knarren durchbrach die Stille zwischen den beiden, falls man es überhaupt als Stille bezeichnen konnte, mit dem Rauschen des Flusses im Hintergrund. Doch den Blonden beunruhigte das Knarren nicht. Es stammte von dem alten Baum, an welchem sich Kisara noch wenige Minuten zuvor dran festgehalten hatte, ehe sie gemerkt hatte, dass seine Wurzeln ihn nicht mehr so wirklich hielten. Wahrscheinlich würde ein kleiner weiterer Stoß ausreichen, damit er im Fluss versank und mit diesem getrieben wurde.

/Moment mal!/ Die Ohren des Werwolfes spitzten sich und hastig drehte Joey den Kopf nach hinten, zu dem Baum und richtete ihn dann auf den Fluss. „Das ist es...,“ murmelte er vor sich hin, doch laut genug, dass Kisara es mitbekam.

„Was ist was?“ fragte sie und legte den Kopf schief, woraufhin ihr die silbernen Haare ins Gesicht fielen und sie diese wieder hinter ihr Ohr klemmen musste, um ihren Begleiter noch klar sehen zu können.

„Der Fluss! Läuft er nicht am Schloss des Anubis Clans vorbei?“ fragte er und wedelte aufgeregt mit dem Schweif, sodass das Wasser nach rechts und links spritzte.

Die Weißhaarige musste nicht lange überlegen, denn als die Turniere noch stattgefunden hatten, war der Fluss oft in die Spiele und Aufgaben mit einbezogen worden. „Er führt sogar sehr nah an dem Schloss entlang.“

Freudig gab Joey ein Bellen von sich und tänzelte auf der Stelle, was ihn mehr wie einen verspielten Welpen aussehen ließ, denn einem gefährlichen Werwolf. „Perfekt! Pass auf, ich kippe den Baum da vorne um, der eh nicht mehr lange halten wird und springe dann auf ihn. So kann ich mich von der Strömung bis zum Schloss treiben lassen und du nebenher fliegen.“

Kisara lächelte und nahm als Antwort auf Joeys Vorschlag hin ihre Falkengestalt an. Während sie nun um den Kopf des Werwolfes flatterte stieß dieser den abgebrochenen Baum um und sprang dann in die Fluten.

Doch auf dem Holz zu landen war gar nicht so einfach. Joey hatte sich mit den Krallen in der Rinde verankert, doch dank seiner runden Form fiel es dem Werwolf nicht gerade leicht sein Hinterteil ins Trockene zu bekommen. Und das Kisara über seinem Kopf kreiste und anscheinend gute Hinweise vor sich hin plapperte war nicht gerade hilfreich, vor allem der der Blonde kein falkisch verstand.

Nach einigen Versuch jedoch gelang es ihm endlich vollständig auf dem Baum zu landen und ließ sich von diesem nun flussabwärts treiben. So war das Reisen um einiges angenehmer und vor allem konnte sein Fell endlich wieder trocknen und das Gefühl kehrte in seine Pfoten zurück. /Was Bakura wohl unternommen hat, als er und die anderen das Schloss erreicht hatten?/ fuhr es ihm durch den Kopf. /Ob er Yami retten konnte? Oder hat er ihn getötet? Was Seto wohl macht? Hoffentlich geht’s ihm gut./ leise winselte Joey und schloss die Augen. Hoffentlich hatte sich sein Liebster nicht in irgendwelche Schwierigkeiten gebracht.
 

Yami befand sich wieder im Thronsaal und konnte nicht leugnen, dass ihm bei dem Gedanken an das Kommende mehr als mulmig war. Natürlich besaß er Erfahrung, was das Kämpfen betraf, doch es war eindeutig etwas anderes auf Leben und Tod zu kämpfen, als nur so zum Training. Dazu kam, dass er sein Training nie sonderlich ernst genommen hatte, der er es nicht gemocht hatte und davon abgesehen waren es Kämpfe zwischen zwei Menschen, oder auch Vampiren gewesen und nun würde er gegen einen Werwolf kämpfen!

Seine Hand hatte Yami um den Griff seines Schwertes geklammert und rieb mit dem Daumen nervös über den Knauf. Er saß neben Seth, auf einem kleineren Thron, den eigentlich das oberste Weibchen einnahm, doch als Teilnehmer des Kampfes gebührte ihn in dieser Nacht der Platz.

Aus den Augenwinkeln beobachtete er Seth, der nicht minder nervös schien, als er selbst. Kein Wunder, denn immerhin ging es auch quasi für ihn um Leben und Tod – je nachdem, wie der heutige Kampf ausgehen würde. Die Amethyste glitten über die Reihen der anderen Vampire, die ebenfalls unsicher waren. Sogar Mariku und Rafael, die mittlerweile ihre Suche nach Mahado und Mana aufgegeben hatten, sahen mit unsicheren Blick in die Runde.

Das laute Knarren, als die Flügeltüren zum Saal aufgeschoben wurden ließ nicht wenige zusammenzucken und hastig eine Gasse bis zum Thron bilden. Reflexartig spannte Yami sich an und Seths Hände umklammerten die Armlehnen seines Throns. Die Werwölfe betraten den Raum. Vier gingen vorne weg und warfen den Vampiren finstere Blicke zu, damit sie es auch ja nicht wagten irgendwelche dreckigen Tricks anzuwenden. Hinter ihnen folgten drei weitere Wölfe, wobei die beiden äußeren den mittleren zu beschützen schienen. Das musste ihr Leittier sein!

Yami nahm das Tier deutlich unter die Lupe. Pechschwarzes Fell und ebenso dunkle Augen, die kaum zu erkennen waren, denn anstatt zu funkeln, wie es Augen normalerweise taten, wenn Licht auf sie trat, schienen es diese regelrecht zu verschlucken, wie zwei schwarze Löcher. Der Dämon musste unweigerlich schlucken, als er die starke Aura wahrnahm. Ob dieser Werwolf sein Gegner sein würde? Immerhin war das Leittier bei den Werwölfen doch auch automatisch der Stärkste ihrer Art, oder?

Die Tiere hatten nun den Platz vor dem Thron erreicht und dort platz genommen. Fünf rechts, fünf links und in der Mitte ihr Leitwolf, der soeben zu sprechen begann, mit einer dunklen und gleichzeitig eiskalten Stimme, welche die Seths und Setos mit Leichtigkeit in den Schatten stellte. „Sei gegrüßt Seth, Lord der letzten Vampire. Wenn ich mich vorstellen dürfte? Zork, Leittier der Werwölfe.“

„Sei auch Ihr gegrüßt,“ erwiderte Seth. „Darf ich den Grund für Euren Angriff erfahren?“

Zork grinste bei dieser Frage, was jedoch mehr einem Zähnefletschen glich. „Um die Vampire endgültig zu vernichten. Die Nacht soll nur uns Werwölfen gehören! Aber wie mir scheint habt ihr nicht vor euch kampflos zu ergeben....ihr wollt euer Schicksal mittels eines Zweikampfes entscheiden.“

Der Braunhaarige nickte. „Dem ist so. Der Stärkste der Unseren gegen den Stärksten der Euren. Die Verlierer legen ihr Schicksal in das der Sieger.“

„Hmmm, ein verlockendes Angebot und um einiges komfortabler, anstatt einen kompletten Krieg durchzuführen....hm?“ die schwarzen Augen hingen mit einem mal an Yami, als ob Zork diesen eben erst bemerkt hätte. /Seine Aura..../ Seine Augen verengten sich ein wenig. „Ich verstehe...“ sagte er leise und lachte heiser auf, was sich mehr nach einem Bellen anhörte. „Du hoffst auf diesen Mann? Natürlich, deshalb! In einem Krieg wären du und deine Vampire nicht stark genug, um uns zu vertreiben, deshalb willst du ausnutzen, dass du einen starken Vampir gefunden hast, nicht wahr?“ erneut begann er zu lachen und nun vielen auch seine Begleiter mit in dieses Lachen ein. Nervös wandte Yami seinen Blick Seth zu, welcher die Hände stärker um das Holz seines Thorns krallte und schluckte. Nun, da die Werwölfe ihr Vorhaben durchschaut hatten, würden sie dann noch auf den Zweikampf eingehen? Oder würde es nun doch zum Krieg kommen?

Zorks Lachen erstarb und stattdessen fuhr er sich mit der Zunge über das Maul. Dieser violettäugigen Vampir war nicht wie die anderen, genauso, wie auch er, Zork, kein gewöhnlicher Werwolf war. Normalerweise wurden Menschen zu Werwölfen, wenn sie von einem gebissen wurden und deren giftiger Speichel dabei in ihr Blut gelang. Doch Zork war niemals gebissen worden. Nein, der Mond hatte ihn zu einem Werwolf gemacht.

Es war ungefähr ein halbes Jahr her, als ein Stück des Mondes als Komet auf die Erde gestürzt war. Zork war bis zu diesem Tag nichts anderes, als ein schmieriger Schweinehirte gewesen, dazu verdammt den Hof seines Vaters zu übernehmen, anstatt in die Stadt zu gehen und etwas aus sich zu machen. Schon immer hatte der Schwarzhaarige nach oben gestrebt, nach Macht! Und der Mond ermöglichte ihm nun dies, indem er ihm seine Macht gab.

Zork war dabei gewesen einen Fuchs vom Hühnerstall zu verscheuchen, als der Komet in seiner Nähe auf die Erde stürzte. Unzählige Splitter des Mondes waren dabei in seinen Körper eingedrungen und anstatt ihn zu töten, oder sein Leben zu gefährden machten diese Splitter ihn zu einem Werwolf. Einem, der stärker war, als alle anderen, da er den Mond sozusagen in sich trug, seine Macht in jeder Sekunde pulsieren fühlte, als würden zwei Herzen in seinem Körper schlagen. Ja, Zork konnte sogar am Tag seine Werwolfsgestalt beibehalten, wenn er es denn gewollt hätte.

Die Tatsache vielleicht auf jemanden getroffen zu sein, der ebenso war, wie er selbst, stimmte Zork durchaus neugierig. Wie stark war wohl dieser Vampir dort? Stark genug, um gegen ihn etwas ausrichten zu können? Nun, das würde sich leicht herausfinden lassen... „Einverstanden.“

„Was?“ ungläubig starrte Seth den Werwolf an, als dieser plötzlich doch zustimmte.

„Na was schon? Wir werden den Krieg mittels eines Zweikampfes lösen.“ Überrascht blickte Yami den Schwarzäugigen an. Er ging auf ihren Vorschlag ein, obwohl er ihr Vorhaben durchschaut hatte? War er so selbstsicher, dass er glaubte ihn besiegen zu können? Oder steckte noch mehr dahinter? Nervös kaute Yami auf seinem Daumennagel, doch egal was hinter Zorks Zustimmung steckte, er musste den Zweikampf nun ausführen. Und er musste gewinnen und zwar um jeden Preis!!

„Gut!“ Seths Stimme holten den Dämon aus seinen Gedanken und erhob sich von seinem Platz, als auch der Braunhaarige dies tat. „Hinterm Schloss befindet sich ein Feld, das genügend Platz für einen Kampf bietet,“ sagte er und machte sich auf dem Weg Richtung Ausgang. Yami folgte ihm, ebenso wie die anderen Vampire. Zork zischte einem seiner Wölfe zu, dass er dem Rudel bescheid geben sollte, ehe auch er mit nach draußen folgte.
 

Auf dem Feld hinter dem Schloss, hatten einst Turniere statt gefunden. Doch die letzten 500 Jahre war es nur noch zum trainieren benutzt worden. Ein Schwarm dunkler Vögel flog aus seinem Baum, als er die Vampire und Werwölfe näher kommen sah. Das feuchte Gras raschelte unter ihren Füßen und ein kalter Wind wehte vom Fluss her. Yami atmete bebend aus und umklammerte mit der Hand den Schwertknauf. Vorhin war der Druck ja schon groß gewesen, doch jetzt war er nur noch schlimmer. Alles hing von ihm ab und am liebsten wäre Yami umgedreht und davongelaufen. Das ganze Theater hier war noch nicht mal seine Sache. Er könnte einfach nach Hause fliegen und den Anubis Clan seinem Schicksal überlassen.

Doch so verantwortungslos konnte er nicht sein! Denn dann würden noch mehr Unschuldige seinetwegen sterben und Seth würde seine Meinung gegenüber den Atemus und vor allem Osiris nicht ändern.

Seth blickte den Jüngeren von der Seite her an und die Nervosität und auch die Angst standen ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Als sie das Feld erreicht hatten legte Seth Yami eine Hand auf die Schulter, was diesen verwundert aufsehen ließ. „Du schaffst das,“ sagte er fest und fixierte die Amethyste seines Gegenübers.

Verwundert blickte Yami zurück, ehe er die Augen senkte und die Hand von seiner Schulter schob. „Wenn es deine Absicht war mir viel Glück zu wünschen, dann spar es dir. Ich weiß, dass du es nicht ernst meinst, dass du mich nicht ausstehen kannst, weil ich ein Atemu bin.“

Seth schwieg einen Moment, ehe er antwortete. „Du hast gesagt, dass nicht alle Atemus nach Macht strebten und....da du damit recht zu haben scheinst ist es durchaus ernst gemeint, wenn ich dir versuche Mut zu machen.“ Yami hob nun wieder den Blick und starrte Seth aus großen Augen an. Warum änderte der Ältere so plötzlich seine Meinung über ihn und seinen Clan? Die Frage stand ihm anscheinend ins Gesicht geschrieben, denn Seth fuhr fort. „Du willst noch immer Kämpfen, obwohl du Angst hast und daran zweifelst, dass du es schaffen kannst. Du würdest uns nicht helfen, wenn du nur machtbesessen wärst.“

Noch immer starrte Yami den Lord ungläubig an und begann dann sich kampfbereit zu machen. „Danke,“ nuschelte er leise, während er die Lederbände seines Harnischs festzurrte. Auch, wenn der Dämon Seth noch nicht verzeihen konnte, was dieser getan hatte, so schien dieser nicht wirklich böse zu sein. Er schien einfach nur verzweifelt und mit seinem Latein am Ende gewesen zu sein.

„Bist du endlich fertig, oder wie lange soll ich noch warten?“ rief Zork vom anderen Ende des Feldes her. Man sah ihm deutlich an, dass er sich auf den Kampf freute.

„Von mir aus können wir anfangen!“ erwiderte Yami und versuchte seine Stimme fest klingen zu lassen. Er durfte sich jetzt nicht mehr durch Zweifel oder Ängste von seinem Ziel abbringen lassen. Er musste siegen!! Mit einer kurzen Handbewegung löste der Vampir die Spange, welchen den Mantel zusammen hielt, woraufhin der Stoff zu Boden glitt. Dann trat Yami Schritt für Schritt in die Mitte des Feldes, zog dabei sein Schwert hervor. Zork tat es ihm gleich, bis nur noch wenige Meter sie voneinander trennten.

Eine drückende Stille war eingetreten. Niemand schien es zu wagen auch nur ein Wort zu sagen, ehe der Kampf begann. Yami fühlte, wie sein Puls raste und sein Herz unablässig gegen seine Rippen trommelte. Sein Griff um den Schwertgriff wurde fester und er hoffte, dass Zork das Rasen seines Herzens nicht hörte. Der Wind rauschte über das Feld, ließ das Gras unter ihren Füßen rascheln. Yami spannte seinen Körper an und hob das Schwert. Seine Augen fixierten die Zorks und er wartete darauf, dass dieser angriff.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  kuribo
2009-01-26T04:51:05+00:00 26.01.2009 05:51
Hallo ayame-chan, Du verstehst es wirklich, die Spannung oben zu halten. Mutig ist der kleine Yami ja; ein Zweikampf um alles oder nichts. Jetzt heißt es, Daumen drücken. Bin schon wieder völlig gespannt, auf das nächste Kapitel. Liebe Grüße und eine Umarmung von Kuribo


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