Zum Inhalt der Seite

If I was a river

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

The person you are calling is not available

Immer noch starrte Ran wortlos die Wand an, während er verzweifelt versuchte, den Schmerz zu ignorieren, der aus seiner Brust aufzusteigen schien. Doch statt abzuklingen wurde er im-mer penetranter. Schon seit Tagen...
 

°~°~°~°Flashback°~°~°~°
 

Gut gelaunt betrat Ran den Park, in dem sie verabredet waren, das erste Mal seit über einer Woche, seit Crawford seinen Geliebten auf eine längere Mission geschickt hatte. Er war sozu-sagen gerade erst zurückgekommen..

Er merkte fast schon belustigt, wie er immer schneller lief, wusste, dass sein Gesicht immer verräterischer strahlte. Es hatte ihn nur gewundert, dass seine Kollegen in den letzten Wochen nichts gemerkt hatten.
 

Er machte sich keine Gedanken mehr. Es war gleichgültig, dass er sich mit dem Feind traf. Mit einem von denen, die seiner Familie letztendlich das Leben genommen hatten. Es spielte alles keine Rolle mehr, nur dass er seinen Freund mehr liebte, als alles andere auf der Welt. Und gleich würde er ihn sehen...
 

Doch dann stockte er, mitten in der Bewegung.
 

Nein!

Das war sein erster Gedanke.

Nein!!!
 

Das durfte einfach nicht wahr sein!
 

Das war es nicht, was er gerade sah! Er... musste sich täuschen! Das... das würde Schu ihm doch sicher nie, niemals antun! Nie...! Oder?
 

Erneut blickte Ran auf das Bild vor sich, doch es veränderte sich einfach nicht! Es blieb, wie es war!

Da stand Schuldig, doch er war nicht alleine. Er hatte eine vollkommen Fremde in den Ar-men, die er fast bewusstlos zu knutschen schien – vor seinen Augen!
 

Ran merkte kaum, wie die Tränen seine bleichen Wangen herabkullerten. Er meinte, eine Faust habe gerade sein Herz aus der Brust gerissen und es vor seinen Augen zerquetscht. So-viel zum Thema Liebe...
 

Aber es war allein seine Schuld! Was hatte er auch Gefühle zugelassen! Alles war so einfach gewesen, als es nur seinen Hass und seine Rache gegeben hatte! Was hatte er sich auch hin-reißen lassen!
 

Abrupt wandte Ran sich ab, lief los, wurde immer schneller. Nur weg. Weg von diesem Bild! Weg! Weit weg!

Aber so schnell er auch lief, das Bild hatte sich tief in sein Gedächtnis gebrannt...
 

°~°~°~°Flashback ende°~°~°~°
 

Wütend über sich selbst wischte Ran sich die Tränen aus dem Gesicht. Er hatte noch nicht einmal gemerkt, wie sie wieder begonnen hatten, zu fließen. Scheiß Vergangenheit! Scheiß Leben! Irgendwer schiein ihm aber auch jedes Quäntchen Glück zu vergällen!
 

Er hatte doch nur etwas Glück gewollt, nur ein klitzekleines bisschen! Mehr nicht! Mehr hatte er nie verlangt!

Stattdessen musste er mit ansehen, wie der Mensch, den er über alles auf der Welt liebte, der einzige Mensch, den er in all den Jahren wieder an sich herangelassen hatte, mit einer Ande-ren rummachte. Einer Frau... wie sollte er denn da mithalten?
 

Erneut hörte er sein Handy klingeln.
 

Das ging nun schon seit zwei Wochen so, seit dem verhängnisvollen Tag im Park. Und Ran reagierte wie immer in dieser Zeit – er schaltete das Gerät einfach ab. Er wollte keine faulen Ausreden, es war auch so schon schwer genug. Er hatte alles gesehen, was er sehen musste, um zu wissen, wo er stand.
 

Unter der Rubrik nette Abwechslung für den Augenblick.
 

Dabei hatte Ran immer nach etwas Ernstem gesucht. Nach einem Menschen, bei dem er sich fallen lassen konnte. Er hätte es wissen, er hätte es kommen sehen müssen! Abartigerweise hatte er gedacht, diese Person ausgerechnet in seinem schlimmsten Feind gefunden zu ha-ben...
 

Aber gut, nun war es eben vorbei.
 

Es war auch besser so, davon mal abgesehen. Nicht auszudenken, wie die Anderen reagieren würden, wenn sie je erfuhren, dass er nicht nur schwul, sondern auch noch mit Schuldig liiert gewesen wäre. Sie hätten ihn schlicht als Verräter getötet. Da kannten Kritiker und seine An-gestellten sicher kein Erbarmen. Und ob die anderen Drei, die da unten gerade wieder in vol-ler Lautstärke wegen irgendeiner Kleinigkeit stritten, eingegriffen hätten, erschien ihm mehr als fraglich.
 

Doch auch das machte es nicht einfacher.
 

Ran dachte immer noch, sein Herz müsse jederzeit zerspringen. Er schaffte es einfach nicht, in seine vormalige Gemütsstarre zurückzufallen. Nicht einmal mehr meditieren half ihm. Im-mer sah er nur dieses Bild vor sich, die Frau, die Schuldig küsste...
 

Ein Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken.
 

„Was?", herrschte er, hoffte nur, dass niemand hörte, dass seine Stimme leicht zitterte...
 

„Manx will uns sprechen", ertönte Omis Stimme vorsichtig.
 

„Ich komme", gab Ran nur zurück, während er sich aus dem Bett quälte, was eine fast un-menschliche Anstrengung darstellte. Er wollte einfach nur da liegen und weiter in seinem Selbstmitleid zerfließen. Bevor er sein Zimmer verließ, starrte er in den Spiegel, wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht und klatschte sich etwas eisig kaltes Wasser ins Gesicht. Darauf er wieder etwas menschlicher wirkte. Nein, nicht menschlicher, sondern wieder an-satzweise wie der Aya, der nun gebraucht wurde. Menschlichkeit konnte er nicht mehr gebrauchen. Sie machte verletzlich und schwach. Den Beweis dafür hatte er sich selbst erbracht.
 

Er musste wieder vollkommen zu der Maske werden, die ihn immer so gut beschützt hatte, vor allem...
 

Yohji blickte kurz auf, als Aya die Treppe herabkam, bevor er sich wieder abwendete. Bloß nicht zeigen, was er gesehen hatte. Wenn Aya je erfahren würde, dass Yohji ihm unterstellte geheult zu haben, würde der die Radieschen künftig von unten bewundern dürfen.
 

Was war nur in den letzten beiden Wochen geschehen?
 

Auf Missionen ging ihr Anführer auf einmal unbotmäßig brutal vor, im Laden war er nicht mehr ansprechbar und im Rest der Zeit verkroch er sich in seinem Zimmer. Es war fast so, wie zu Beginn, als der Rotschopf zu ihnen gestoßen war.
 

Es musste etwas geschehen sein! Irgendwer musste Aya ganz schrecklich verletzt haben und das ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als er endlich begonnen hatte, etwas aufzutauen, an den gemeinsamen Fernsehabenden teilzunehmen. Sogar mal was zu sagen, wenn sie am streiten waren...
 

Vom einen auf den nächsten Tag hatte all das aufgehört und Aya hatte sich wieder in seinem Schneckenhaus verkrochen. Ohne ein Wort der Erklärung.
 

Ran starrte nur vor sich hin, als Manx hereinkam und sie begrüßte, bevor sie das obligatori-sche Videotape in den Rekorder schob.
 

„Weiße Jäger in der Dunkelheit

jagt das Böse, das den Morgen trübt

Bei eurem Auftrag letzte Woche habt ihr alle Zielpersonen eliminiert, doch nicht den Anfüh-rer der Bande. Den haben wir nun ermitteln können. Er reist immer wieder zwischen den Ländern und Kontinenten hin und her, ohne, dass die Polizei ihn fassen könnte, denn dum-merweise reist er unter einem Diplomatenpass.

Jagt ihn, bringt ihn zur Strecke.

Und erhellt so den neuen Morgen!“
 

„Nur einer von euch kann diesen Auftrag durchführen", fuhr Manx nun fort und sah Ran kurz an. „Die Anderen werden hier gebraucht.“
 

„Ich übernehme das“, erwiderte Ran, bevor einer der Anderen etwas sagen konnte. Ablenkung, das war es, was er brauchte. Ablenkung und die Entfernung zu Japan, wo ihn abartigerweise alles an das erinnerte, was geschehen war. Wo er mit jedem einzelnen Schritt an seinen Exgeliebten erinnert wurde, wo jedes kleine Straßencafé ihn an ihre erste Begegnung, ihr erstes Date außerhalb eines Kampfes erinnerte!
 

Vielleicht konnte er so etwas Abstand gewinnen. Auf andere Gedanken kommen und vielleicht endlich seine Maske zurückgewinnen, bevor er endgültig an seinen Gefühlen zerbre-chen würde. Er hatte damals gute Gründe gehabt, seine Gefühle zu verdrängen, um nur noch als rachegesteuerte Maschine zu funktionieren.
 

„Darauf habe ich gehofft", stimmte Manx zu, bevor sie ihm einen braunen Umschlag aushändigte. „Da drin befindet sich ein neuer Reisepass, massig Geld, eine global gültige Geldkarte und ein Satellitenhandy, das es dir ermöglicht, jederzeit zu uns Kontakt zu halten. Informiere uns über jeden Schritt, den das Opfer unternimmt und warte auf eine gute Gelegenheit es auszuschalten. Es ist essentiell, dass es ein sauberer Hit and Run wird, immerhin ist der Kerl Diplomat.“
 

Ran nickte nur, ohne den Umschlag zu öffnen: „Wohin geht es?“
 

„Zuerst einmal nach Australien, dort hat sich seine letzte Spur verloren. Ab dort musst du Detektiv spielen. Bilder des Opfers und alle verfügbaren Informationen befinden sich eben-falls in dem Umschlag. Dein Flug geht schon heute Nachmittag. Du wirst in den Edelhotels absteigen, die das Opfer bevorzugt hat, deswegen haben wir dir ein eigenes Gepäck zusammengestellt. Designerkleidung und andere hochwertige Dinge, die dir am Flughafen übergeben werden, in genau vier Stunden. Bis dann also.“
 

Wortlos sah Ran Manx hinterher, die schon wieder verschwand.
 

„Ich fahre los", war das Einzige, was er sagte, bevor er den Raum verließ.
 


 


 

Omi starrte auf seine Tasse.
 

„Was hast du, Bishonen?“
 

„Oh, Yohji", murmelte er.
 

„Nun?“
 

„Ich weiß nicht. Aya ist... so anders als sonst. So...“
 

„Kalt?", schlug in dem Moment eine weitere Stimme vor und Ken tauchte im Rahmen der Küchentür auf, den Ball unter dem Arm.
 

Der Jüngste der Truppe nickte nachdenklich. „Und das, wo ich dachte, dass...“
 

„Das haben wir alle gedacht", konterte Ken. „Aber offensichtlich legt Aya ja keinen Wert auf Freundschaft.“
 

„Das glaub ich nicht mal“ ging Yohji dazwischen.
 

„Ach?“, kam es aus zwei Mündern gleichzeitig.
 

„Ja. Ich glaube, Aya hat sich endlich geöffnet und wurde so von irgendwem schrecklich verletzt. Was dazu geführt hat, dass er sich sofort wieder in seinem Schneckenhaus verschanzt hat.“
 

„Und woher willst du das wissen?", fragte Omi erstaunt.
 

„Ganz einfach: seit etwas zwei Wochen ist er regelmäßig verheult.“
 

„Hä???!“
 

Yohji lachte leise: „Ich war mal Detektiv, schon vergessen? Ich hab gelernt, auf Kleinigkeiten und seien sie auch noch so unwichtig, zu achten. Euch mag es ja nicht aufgefallen sein, mir aber schon.“
 

„Heißt das...?“
 

„... dass irgendwer ihm schrecklich weh getan hat? Ja. Davon gehe ich stark aus. Ich vermute sogar noch etwas mehr dahinter. Ich glaube, er hatte eine Beziehung, die vor einigen Wochen angefangen hat, als er auf einmal begonnen hat, sich wie ein Mensch zu benehmen und sein Partner hat ihn betrogen. Ganz einfach. Aber vielleicht ist dieser Auftrag ja genau das, was er braucht, um Abstand zu gewinnen. Wer weiß, vielleicht kommt er wieder und ist wieder ‚normal’ soweit er das denn je war.“
 

„Aya ist...schwul?“, fragte Ken überrascht.
 

„Nun, er ist zumindest bi, denke ich, auch wenn ich nicht glaube, dass er sich was aus Mädchen macht.“
 

„Und wie bist du darauf gekommen?“
 

„Noch mal, Ken: ich bin Detektiv, ich achte auf Kleinigkeiten, schon wieder vergessen, baka? Ich denke, er ist schwul, ja. Und im Moment hoffe ich eigentlich nur, dass der Abstand ihm hilft und dass der Abstand zu Japan wirklich das ist, was er braucht und es nicht alles noch schlimmer macht.“
 

„Ich hoffe es auch", murmelte Omi leise „Ich hoffe es für ihn...“
 


 

„...is not available. Please call again later.”
 

„Boa, du Arsch!", donnerte Schuldig wütend auf den unschuldigen, kleinen Handapparat, kurz davor, das Ding gegen die Wand zu werfen, wo er es in seinem Geist schon in seine Einzelteile zerspringen sah.
 

Es war inzwischen der 478ste Anruf, er hatte mitgezählt. Zu Beginn war wenigstens noch die Mailbox, die er mit Sicherheit bereits vollgequatscht hatte, dran gegangen, aber die neueste Marotte des Anderen schien es zu sein, sein Handy ganz auszuschalten, damit er nur ja nicht anrufen und dieses neunmaldumme Missverständnis aufklären konnte!
 

Wie konnte man nur so stur sein! Das war... eine riesige Unverschämtheit! Der Rotschopf gab ihm ja noch nicht mal die Gelegenheit, sich zu erklären, oder ihm zu zeigen, was an diesem dummen Tag wirklich geschehen war! Aber er wollte ja nur eine Möglichkeit dazu haben!
 

Warum war es ihm überhaupt so wichtig, das klar zu stellen, fragte sich der Telepath in dem Moment entnervt. Es konnte ihm doch gleichgültig sein! Wenn Ran so wenig Interesse daran hatte, ihm zuzuhören, warum sollte ER dann versuchen, die Missverständnisse zu klären! „Ich brauch dich bestimmt nicht", knurrte der Deutsche in dem Moment, warf sein Handy demonstrativ auf die Decke und war doch innerhalb einer Sekunde wieder hingesprungen, als es, wie auf Kommando zu klingeln begann.
 

Aber ein kurzer Blick auf das Display machte ihm rasch klar, dass es sich wieder nicht um den ersehnten Gesprächspartner handelte. „Was?“, bellte er missgelaunt, als er annahm.
 

„In mein Büro.“
 

Oh, dass der Ami auch mal ein Wort mehr sagte, als nötig! Er hatte schon genug Probleme und da zitierte der Idiot ihn auch noch zu sich! Aber gut, was sollte das? Er hatte keine Probleme! Der Einzige, der Probleme hatte, war Ran! Nein!
 

Er würde aufhören, hinter dem Japaner herzurennen. Es war nett gewesen, solang es gedauert hatte, aber nun war eben Schluss! Noch heute Nacht würde er sich ein anderes Spielzeug suchen, jawohl!
 

Hastig lief er aus seiner keinen Wohnung, die er sich gekauft hatte, kurz nachdem seine Affäre mit dem Rotschopf angefangen hatte, in die Garage, sprang in seinen Luxussportwagen von Ferrari, ließ dem Motor demonstrativ aufheulen und fuhr los.
 

Er brauchte nicht lange, um an der Schwarz-Villa anzukommen, stellte den Motor ab und lief nach oben in Crawfords Büro, trat ohne anzuklopfen einfach ein. Er wurde bereits erwartet, das erkannte er sofort.
 

„Was?“, meckerte er.
 

„Ein Auftrag.“
 

„Ach nee“, stänkerte Schuldig weiter, während er nach dem braunen Umschlag griff, diesen öffnete. Ein Diplomat. „Nett", kommentierte er nur.
 

„Er hat einem Mandanten auf den Schlips getreten. Vielleicht hätte der Beste nicht dessen Kind ins Koma befördern sollen. Egal. Das hat uns den Auftrag erst eingebracht. Der Mann ist zu eliminieren.“
 

„Und wo finde ich ihn?“
 

„Das herauszufinden gehört mit zu deinem Job.“
 

„Ach?“
 

„Sein letzter bekannter Aufenthaltsort ist das Hilton-Hotel in Melbourne. Von da an bist du auf dich gestellt. Du fliegst allein, in nicht mehr ganz vier Stunden.“
 

Hmmm... viel gelegener hätte dieser Auftrag wahrlich nicht kommen können, stellte Schuldig fest. Das war ja eine reine Urlaubsfahrt, immerhin machte der Auftrag es notwendig, in Edelschuppen abzusteigen und sicher gab es auch in Australien einige heiße Spielzeuge. Vielleicht zur Abwechslung mal wieder eine Frau. Zickiger als Ran konnten die schließlich auch nicht wirklich sein.
 

„Ich gehe packen.“
 

„Ach, und noch was.“
 

Entnervt wandte Schuldig sich um.
 

„Ich will, dass deine Laune wieder bei einem Normalmaß an Erträglichkeit ist, wenn du zurückkommst. Du bist unerträglich, seit du von dem anderen Kill zurück bist.“
 

Klong.
 

Das war das Einzige, was zur Antwort kam: Der Klang, als die Tür das Schloss traf. Ein amüsiertes Grinsen umspielte Brads Mundwinkel. Ach, war das schön, wenn alles so nach Plan verlief. Seine Visionen hatten ihm etwas gezeigt, was er lange nicht hatte glauben wollen, doch dann war es ihm auf einmal gelegen gekommen, nur gab es nun ein Problem, dass er nicht hatte einkalkulieren können und das musste er beheben. Auch, wenn er Schuldig so zu einem nicht existenten Auftrag schicken musste, der seine Spesenkasse mal wieder belasten würde – nicht, dass er es sich nicht leisten konnte, aber er war ein sparsamer Mensch. Nun, in dem Fall war es diese Investition mehr als wert.
 

Egal. Mit einer fließenden Bewegung griff der Amerikaner zu seinem Telefon, überlegte einmal kurz, nickte aber dann und tippt die Nummer ein. Es war an der Zeit, die Dinge in Gang zu bringen.
 

Alles andere lag in Schuldigs Hand und bei der Tatsache, ob der Deutsche es schaffen würde, zu erkennen, was er wirklich fühlte. Sonst hatte er ein, nein, zwei Probleme, um genau zu sein...
 


 

Gerade noch rechtzeitig hatte Ran es durch die Gepäckabfertigung geschafft. Er hatte es über-haupt nur geschafft, weil Kritiker einen Waffenschein für das immerhin scharfe Katana beigelegt und von irgendwoher einen Diplomatenausweis für ihn beschafft hatte.
 

Und dann diese grauenvollen Klamotten! Das violette Seidenhemd und die schwarze Hose. Kleidung, die er nicht mehr in der Art getragen, seit er seine musikalische Karriere aufgegeben hatte und schon damals hatte er das Zeug nicht gemocht...
 

Wortlos ließ er sich von der Flugbegleiterin zu seinem Sitz in der ersten Klasse bringen, doch dann, mitten im Laufen, blieb er ruckartig stehen.
 

Nein!
 

Das konnte einfach nicht sein! Hatte dieser Alptraum denn nie ein Ende?? Er hatte diesen Auftrag doch angenommen, um etwas Ruhe zu finden! Abstand zu gewinnen! Und nun das...!!
 

„Sagen Sie mir bloß nicht, dass ich neben dem da hocken soll", knurrte er die Stewardess an.
 

„Stimmt etwas mit Ihrem Platz nicht?", fragte diese freundlich zurück.
 

„Haben Sie noch einen anderen?“, fragte Ran leise.
 

„Nein, tut mir leid, dieser Flug ist vollkommen ausgebucht.“
 

Auch das noch!
 

Nein! Er würde sich NICHT neben Schuldig setzen! Auf gar keinen Fall! Nicht im Leben! Er wandte sich um – und hatte die Lösung gefunden.
 

„Entschuldigen Sie bitte kurz", redete er eine junge Frau im sicherlich sündhaft teuren Fetzen an, der mehr zeigte, als verdeckte. Auch wenn ihm nicht klar war, wo da das Geld hingeflos-sen war, denn viel Stoff war da nicht wirklich. Die Frau zuckte aus ihrer Beobachtung des Deutschen heraus und musterte ihn, bevor sie ihm ein strahlendes Lächeln schenkte.
 

„Kann ich Ihnen helfen?“
 

„Ich habe da hinten einen Fensterplatz reserviert, nur leider sitzt dort ein .. alter Bekannter... dem ich bestimmt nicht begegnen will und der nicht wissen muss, dass ich auch in diesem Flugzeug sitze. Könnten... Sie vielleicht mit mir tauschen?“
 

Mehr hatte es nicht gebraucht. So schnell hatte er eine Frau noch nie einen Platz räumen sehen. Und dazu noch einen Fensterplatz. Gut, den bekam sie ja wieder. Dazu konnte sie Schul-dig, den sie schon die ganze Zeit anstarrte, nun auch noch aus der Nähe besabbern und ihn in ein Gespräch verwickeln. Vielleicht sogar einen Quickie mit ihm auf dem Klo... . Hastig versuchte Ran, an etwas anderes zu denken.
 

Sicher wäre Schuldig dem Ganzen nicht abgeneigt – das hatte er ja im Park mehr, als deutlich ... Nein! Verdammt noch mal! Er musste aufhören, daran zu denken! Der Deutsche verschleuderte sicher einfach nur sein Geld für einen Urlaub! Dummerweise auch in Australien, aber verdammt noch mal, dieser Kontinent war riesig! Es würde wohl Möglichkeiten geben, sich aus dem Weg zu gehen!
 

Stumm ließ der Rotschopf sich in seinen Sitz zurücksacken, den Kopf krampfhaft aus dem Fenster gewandt, nur nicht in Versuchung kommen, sich umzudrehen... Nein, er durfte nicht schwach werden. Musste den Menschen, den er mehr liebte, als sein Leben, ignorieren.
 

Automatisch fuhr er die Barrieren wieder hoch, die es dem Telepathen unmöglich machten, in seinen Gedanken zu wühlen. Er hatte so lange gebraucht, sich Schuldig zu öffnen, seinen Schutz um sich selbst generell fallen zu lassen... Aber gut, er konnte sich genauso auch wieder zuknöpfen! Er würde diesen Flug auch noch überleben! Es war nur ein simpler Flug! Danach würde jeder seiner Wege ziehen!
 

Schuldig in den Pool oder auf eine Rundreise und er eben zum Arbeiten. Er wusste ohnehin nicht wirklich, wie man Freizeit genießen sollte, schon gar nicht mehr jetzt, wo er alleine wäre.
 

Er merkte nicht einmal, wie eine Träne über sein Gesicht lief. Das fiel ihm erst auf, als ein Taschentuch vor seinem Gesicht baumelte.
 

Entsetzt wandte er sich um, doch da war nur eine alte Frau, die ihn mütterlich anlächelte. Was hatte er denn erwartet? Dass Schuldig sich tröstend zu ihm setzen würde, ihn in die Arme schließen und dort weitermachen wollte, wo er aufgehört hatte? Er nickte nur flüchtig, dankte und wischte sich das Gesicht ab.
 

„Es ist immer schwer, Abschied zu nehmen, nicht wahr, mein Junge?“
 

Wieder dem Fenster zugewandt, nickte Ran. Wenn er diesen Abschied doch nur wirklich hinter sich gebracht hätte! Wenn alles doch nur schon um wäre! Ja, er musste sein Ich wieder einmal begraben, um erneut zu einem Eisklotz zu erstarren. Je schneller, umso besser für ihn und alle Beteiligten...
 

„Ach, ich hab meine Tochter und meine Enkel in Japan besucht, sie hat vor acht Jahren dort einen Japaner geheiratet. Ach, fällt mir das jedes Mal schwer, obwohl ich doch weiß....“
 

Ran ließ das Gerede einfach so an sich vorüberziehen. Wie ein Bach, der neben ihm rauschte. Irgendwie beruhigend. Aber das Beste war, dass die Fülle der Guten ihn vollkommen abschirmen musste.
 

Wenigstens hatte er so die Gewissheit, dass Schuldig ihn nicht sehen würde. Bei der Landung konnte er es sicher auch deichseln, nach dem Deutschen auszusteigen und somit vermeiden, dass sie sich über den Weg liefen.
 

Er wusste, er würde eine Begegnung nicht wegstecken können...
 


 

„Hallo! Ich bin Kirsten! Und Sie?“
 

Entnervt wandte Schuldig sich in seinem Sitz um, unwillig aus der Betrachtung der Zeitung, die er noch immer nicht aufgeschlagen hatte, gerissen. Ein Weib. Das Weib, das ihn mit Augen zu verschlingen drohte, seit er in dieses Flugzeug gestiegen war! Hatte die nicht erst woanders gesessen?
 

Er musterte die Frau nun genauer und hatte alle Mühe, sich nicht angeekelt wegzudrehen. Ein Zentner Schminke im Gesicht, eine Flasche übelst penetrant stinkendes Haarspray in der Frisur und ein nicht minder auffälliges Parfüm, wahrscheinlich eine ganze Flasche davon über den gesamten Körper verteilt.
 

Ihr fehlte jede natürliche Grazie, ihre Bewegungen waren eckig und wirkten unbeholfen, die Haare schlecht und auch noch in einem Rotton gefärbt, der in den Augen Schmerzen verur-sachte und die Frage, wie man sich in solchen Absätzen überhaupt nur aufrecht halten konnte, würde sie ihm wohl ohnehin nicht beantworten.
 

Sein Blick wanderte suchend zu dem Platz, an dem die Frau vorher gesessen hatte. Wer war der Arsch, den er dafür killen würde, dass er ihm diese Tussi an den Hals gehetzt hatte?
 

Aber er sah nichts. Es war ja so klar gewesen! Nur eine alte, mollige Dame, die gerade wie ein Wasserfall auf jemanden einredete, der sich seinem Blickfeld dank der Speckmassen ent-zog. Nun – spätestens beim Aussteigen würde auch dieses Rätsel sich lösen und bis dahin musste er diese Trulla eben ertragen. Sie ignorieren am besten und es gab keinen besseren Weg das zu tun, als zu schlafen.
 

Mit einem einzigen, geübten Blick – er flog schließlich immer erster Klasse, justierte er seinen Sitz, legte sich bequem hin, breitete die bereitgelegte Decke über sich, da es doch bei Flügen kühl werden könnte, und schloss die Augen, ohne die Frau weiter zu beachten.
 

Pünktlich, als der Flieger zur Landung ansetzte, erwachte Schuldig dann auch wieder, da eine freundliche Stewardess ihn bat, den Sitz wieder gerade zu stellen. Geschafft. Mal sehen, ob seine Nase wieder frei wurde, wenn er die beleidigte Parfümerie da neben sich wieder losgeworden war.
 

Erleichtert und ohne sich nach dem Passagier umzusehen, der ihm diesen Flug eingebrockt hatte, trat er hinaus. Er war zu der Überzeugung gekommen, dass es die Sache einfach nicht wert war.
 

Zielsicher lief er durch den Zoll, auf den Autoverleih zu, wo eine freundliche Dame ihn begrüßte. Kurz spielte Schuldig mit dem Gedanken, sie zu einem Kaffee einzuladen, doch er entschied sich doch dagegen, warum konnte er nicht einmal sagen. Sie hatte ihm nämlich durchaus gefallen.
 

Er ließ sich einfach nur die Schlüssel für die Luxusausgabe eines Landrovers geben, der mit allen möglichen Extras ausgestattet war, von Klimaanlage, über CD-Spieler bis hin zum integrierten Kühlschrank. Er konnte schließlich nicht in einem alten, wackligen Bentley vor dem Hilton vorfahren. Dann setzte er sich hinter das Steuer des ihm zugewiesenen Wagens und startete den Motor.
 

Seine Ferien konnten beginnen. Die Elimination dieses Irren würde er nebenbei erledigen, aber das hier wollte er erst mal gründlich genießen! Diese Nacht würde er die Bars unsicher machen und sich irgendein heißes Stück Fleisch suchen, dass er so richtig durchvögeln konnte!
 

Pah! Er war sicher nicht auf den rothaarigen Sturkopf angewiesen, war diesem ohnehin 478 Anrufe zu lange hinterhergerannt! Er konnte jeden und jede haben, die er wollte! Er war nicht auf den arroganten Weiß angewiesen, der ihm gerade so auf den Geist ging!

Arbeit

Kurzerhand drückte Ran dem Pagen ein paar kleine Scheine in die Hand, bevor er sich erst einmal auf das Bett fallen ließ. Er fühlte sich, gelinde gesagt, beschissen. Allein das Wissen, dass Schuldig irgendwo in der Nähe war, nahm ihn mehr mit, als er es je für möglich gehalten hätte.
 

Warum?

Warum ließ er sich davon nur so fertig machen!
 

Wütend auf sich selbst rappelte er sich auf, bevor er erneut zu heulen beginnen würde und klappte den Koffer auf. Mit einem fast schon liebevollen Streicheln hob er seine Waffe heraus und stellte sie neben das Bett. Seine einzige, große Liebe, die er sich von nun an noch erlauben würde. Sein Katana. Es konnte ihn wenigstens nicht derart verletzen...Er hatte nicht vor, zu viel auszupacken, wusste er doch nicht, wie lang er hier zu bleiben gezwungen sein würde. Wenn er schnell packen musste, wollte er erst gar nicht zu viel haben, dass er wieder in dem Koffer verstauen musste.
 

Dann packte er hastig blind frische Wäsche aus und verschwand in dem Luxusbad. Ohne auf das Inventar zu achten, duschte er sich schnell, nicht gewillt, Zeit zu verschwenden. Nur der Auftrag zählte und die schnelle Erledigung Selbigen. Um so schneller konnte er das Land und den Anderen, der ihn auf einmal auf unheimliche Weise zu verfolgen schien, wieder hinter sich lassen.
 

Wenn er hier fertig war, sollte er sich vielleicht wirklich einmal zwei, drei Tage frei nehmen und in die Berge fahren. Trainieren, von früh bis spät, damit er endlich mal so erschöpft war, dass er wieder schlafen konnte und außerdem würde die Umgebung ihm helfen, wieder zu seiner Eismaske zu finden, innerlich Ruhe zu finden.
 

Als er fertig war, betrachtete er sich im Spiegel.
 

Ein fast schon krankhaft bleiches Gesicht, selbst für seine Verhältnisse, sah ihm aus einem edlen, schwarzen Hemd entgegen, dass einen bäuerlichen Schnitt von vor 200 Jahren hatte und am Hals geschnürt wurde. Die weiten Ärmel endeten in eng anliegenden Manschetten, die seine Gelenke ungewöhnlich fragil wirken ließen. Gut, das Hemd betonte seinen schlechten Zustand noch, aber um sich umzuziehen fehlte ihm einfach der Nerv. Dazu trug er eine extrem eng sitzende Jeans, die nur zu deutlich zeigte, dass er in der letzten Zeit abgenommen hatte, an der das Markenschild sicher das Teuerste gewesen war.
 

Aber gut, für ein Abendessen in diesem Luxusschuppen hatte es zu reichen. Er hatte keine Lust, sich umzustylen oder größere Mühe auf sein Aussehen zu verwenden. Kurz verweilte seine Hand an dem länglichen Ohrring, den er nun schon so lange trug. Er hatte ihn an dem Tag im Park Schuldig geben wollen, denn für ihn gab es keinen anderen, mit dem er je zusammensein wollte.
 

Wütend riss er ihn aus dem Ohr, nicht darauf achtend, dass es zu bluten begann. Er brauchte dieses Schmuckstück nicht mehr. Der einzige Mensch, den er akzeptiert hätte, wollte ihn offensichtlich nicht.
 

Kurz spielte er sogar mit dem Gedanken, das Ding wegzuwerfen, doch das brachte er dann doch nicht übers Herz, war es doch neben einigen Fotos das Letzte, was er von seiner toten Schwester hatte! Aber tragen konnte und wollte er ihn nicht mehr.
 

Stattdessen warf er ihn im Vorbeigehen einfach in seinen Koffer und verließ das Zimmer.
 

Auf dem Flur sah er sich unwillig um. Überall protzte ihm Gold entgegen, von den Wänden, die eh mit kitschiger Stuckarbeit übersät waren, bis hin zu den Säulen, die im Licht der Kronleuchter blinkten. Boa! Konnte es wirklich Leute geben, die sich hier wohlfühlen würden?
 

Sicher.

Schuldig.
 

Das müsste doch den Geschmack des Deutschen auf den Kopf treffen, stellte Ran verbittert fest, bevor er zum nächsten Aufzug lief und sich nach unten in den Speisesaal bringen ließ.
 

„Mr. Fujimia?“
 

„Yes", gab Ran kurz angebunden zurück. Er stellte entsetzt fest, dass er sich so gut wie gar nicht mehr im Griff zu haben schien, wenn er schon nicht einmal mehr eine notwendige Freundlichkeit zur Schau tragen konnte!
 

„Your table has been ordered, you’ll sit by another businessman. Will this be acceptable?”
 

Ran antwortete nur mit einem Nicken und folgte der Frau – nur um erneut ins Stocken zu geraten. Nur, dass es diesmal keine Möglichkeit geben würde, sich zu drücken, denn die smaragdenen Augen hatten sich bereits auf ihn geheftet.
 

Verdammt!
 

Von all den beschissenen Edelschuppen in diesem Lande hatte Schuldig sich ausgerechnet diesen hier aussuchen müssen?! Das... war ein einziger Alptraum.
 

Automatisch zerrte er die Barrieren hoch, in exakt dem Moment, in dem er die Fühler des Anderen bemerkte.
 

Was nun? Was sollte er tun??
 

Raus! Das war sein einziger Gedanke. Hunger hatte er ohnehin nicht und seine Ermittlungen hatten bis zum nächsten Tag Zeit. Vielleicht stellte das Ganze sich bis dahin ja als dummer Alptraum heraus...
 


 

Genießerisch nahm Schuldig einen weiteren Löffel des sündhaft teuren Desserts und schlug sich selbst zu seinem Glück, hier gelandet zu sein, auf die Schulter. Das war doch mal was anderes, als Bestellessen oder Nagis kläglich scheiternde Kochversuche!
 

Aber im Moment war ohnehin alles besser, als Japan! Wo er nur Ärger hatte! Nein, nein, er würde diesen Auftrag mit Freuden ein wenig in die Länge ziehen...
 

Und das Beste war, es ging alles auf die Spesenkasse. Schließlich gehörte es zu diesem lächerlichen Auftrag! Egal, um den wollte er sich nicht vor morgen kümmern. Er wollte nur aufessen und dann losziehen, durch die australische Nachtwelt, die hier in der Großstadt ja wohl so einiges zu bieten haben musste! Es handelte sich immerhin um Melbourne und nicht um irgendeine Kleinstadt!
 

Er wusste selbst nicht, warum er auf einmal aufsah, aber was er sah, ließ ihn stocken. Er merkte nicht, wie der Löffel ihm entglitt, auf dem Sorbet aufschlug. Das Einzige, was er sah, war rot. Nicht das übliche Ich-bin-unendlich-wütend-und-du-bist-Schuld-daran-Rot, sondern das vertraute, leuchtende Rot von Rans Haaren. Was..? Was...? Verdattert blinzelte Schuldig, versuchte, sich einen Reim auf das zu machen, was er da sah, doch sein Hirn schien zu streiken.
 

Aber er irrte sich nicht, definitiv nicht! Das da WAR Ran! Das hier war der Anführer von Weiß! Zweifel ausgeschlossen! So helle Haut, in Verbindung mit der für einen Japaner mehr als ungewöhnlichen Haarfarbe und der generell seltenen Augenfarbe, in der Kombi, konnte es nur einmal geben! Und er wurde von der Platzanweiserin direkt auf ihn zugeführt!
 

Da! Jetzt hatte auch der Andere ihn erkannt. Schuldig merkte, wie Ran stockte, wie seine mentalen Fühler, die er gerade tastend ausgestreckt hatte, von einer schier unüberwindlichen Mauer abgehalten wurden. Einer Mauer, die fast noch heftiger und abweisender wirkte, als die zur Zeit vor ihrer Beziehung.
 

Violette Augen sahen ihn mit einer eigentümlichen Mischung aus Unglaube, Verzweiflung und Trauer an, bevor der Körper eine elegante, wenn auch abrupte Schraube vollführte.
 

„Stop!", schrie Schuldig in dem Moment, sprang auf, raste los, hinter dem Anderen her, ohne auf seine Umgebung zu achten. Es war ihm egal, dass er einen reichen Fatzke über den Haufen rannte und die Kellnerin mit einem voll beladenen Tablett aus dem Weg stieß, es zählte nur der rote Schopf vor ihm.
 

„Bleib gefälligst stehen!", rief Schuldig unwillig, während er langsam, aber stetig aufholte. Irrte er sich, oder war Ran heute nicht gar so schnell, wie sonst immer? Wurde er langsamer, nach einem Lauf von wenigen Metern? Egal. Umso besser für ihn.
 

Ach ne, oder?
 

Das konnte es doch wohl nicht sein! Gerade, als er gedacht hatte, den Jüngeren erreicht zu haben, sprang dieser in einen bereits halb geschlossenen Aufzug, der sich nur Sekunden später in Bewegung setzte.
 

Mist! Das durfte doch wohl nicht wahr sein!
 

Dieser Arsch! Er musste ihn gehört haben! Schuldig hatte mehr, als deutlich gerufen! Und nun das! Wie sollte er Ran nun finden? Dieser verfluchte Schuppen hatte mehr als fünfhundert Zimmer, die er kaum einzeln abklappern konnte.
 

Aber... warum eigentlich?

Es konnte ihm doch vollkommen gleichgültig sein, zum Henker noch mal!
 

Der Jüngere war ja wohl mehr als eindeutig nicht an einem klärenden Gespräch interessiert, also, warum war er ihm überhaupt hinterher gerannt, anstatt aufzuspringen und seinen Nachtisch einfach stehen zu lassen! Was ging ihn denn diese beleidigte Leberwurst an!
 

Wütend über sich selbst wandte er sich abrupt ab und lief zurück zu der Eingangshalle, die er eben durchquert hatte, löschte auf dem Weg dahin schnell bei den armen Kellnern seinen Ausflipper und ließ sich seinen Wagen vorfahren.
 

Er brauchte Ran nicht!

Er würde sich jetzt einen absolut geilen Abend machen, ohne die arrogante Spaßbremse!
 

Kurz fragte Schuldig sich, was der Andere hier überhaupt zu suchen hatte, denn er kannte Ran gut genug, um zu wissen, dass das hier für ihn sicher kein Urlaub war. Dieser Spaßverderber verstand unter Urlaub eine primitive Hütte, am Besten noch ohne Strom und fließendes Wasser, irgendwo mitten in den Bergen! Pah! Ran hasste aufgedroschene Klamotten und teure Hotels mit Rundumservice.
 

Na, ihm konnte es egal sein! Er wollte die Nacht genießen! Abrupt riss Schuldig den Wagen um eine Kurve, als er das Schild einer Edeldiskothek sah. Sein Spaß konnte beginnen! Und wenn es das Letzte war, was er zu tun gedachte! Er würde es allen, sich selbst und vor allem dem Weiß beweisen – er brauchte den Anderen nicht!
 


 

„Wa... wa... wa...?“, japste Omi entsetzt auf, starrte Manx mit ungläubig aufgerissenen Augen an. „Das... das... das...“
 

„Ist ihr Ernst", vollendete Yohji den Satz des Jüngsten, wenn auch etwas anders, als der es sicher gern gehabt hätte. Doch er erkannte in den Augen der Rothaarigen, dass diese jedes Wort ernst meinte, auch, wenn es ihm dabei selbst eiskalt den Rücken herab lief. Diese Vorstellung kam ihm absurd vor, unmöglich und vollkommen irrig.
 

„Ab....aber warum!! Wir sind auch so...!“
 

„Als Verstärkung natürlich. Seid doch froh, das bedeutet schließlich, dass ihr künftig vier doch recht penetrante Feinde weniger haben werdet. Schließlich verlangt niemand, dass ihr beste Freunde werden sollt!", lenkte Manx ein. „Es geht um eine rein geschäftliche Zusammenarbeit, die schon bereits verbrieft und versiegelt ist. Es ist zu unser aller Besten.“
 

„Ach?", knurrte Yohji ungehalten. „Und wer soll DAS bitteschön Aya erklären? Ich häng an meinem Leben, ich werde es SICHER nicht tun!! Und eins könnt ihr alle glauben – der wird unangespitzt durch die Decke gehen!“
 

„Last ihn erst einmal seinen Auftrag erledigen und behelligt ihn in der Zeit nicht damit. Um den Rest werde wohl ich mich kümmern dürfen.“ Das waren zumindest in etwa die Worte von Bradley Crawford gewesen, nur hatte der gemeint, dass, wenn der Rotschopf zurückkehren würde, sich die Dinge bereits geklärt haben dürften und Aya keinen Ärger machen würde – er am Allerwenigsten. Was Manx für etwa so wahrscheinlich hielt, wie Schnee im August. Und selbst das könnte in ihren Augen noch eher geschehen.
 

„Was haben... Schwarz gesagt?", fragte Ken schließlich in die drückende Stille hinein.
 

„Bradley Crawford hat uns diesen Vorschlag erst unterbreitet, da wir ohnehin recht häufig dieselben Ziele haben.“ Unglaublich, aber wahr. Als Kritiker sie von dem Anruf unterrichtet hatte, hätte nicht mehr viel gefehlt und sie wäre umgekippt vor Schreck.
 

„Ach? Und wie soll das künftig laufen?", bohrte Yohji weiter.
 

„Wir haben Zweiergruppen gebildet, die künftig zusammen arbeiten werden, um eure Effizienz während der Einsätze zu erhöhen.“
 

„Und welche?", fragte Omi leise, immer noch nicht glauben könnend, was hier gerade besprochen wurde. Sie sollten mit Schwarz zusammenarbeiten? Ihren schlimmsten Feinden, die sie so oft angegriffen hatten? Einfach mal eben so, aufgrund eines Anrufes?
 

„Farfarello und Yohji, Omi und Crawford, Schuldig und Aya und Nagi und Ken.“
 

„Waaaaaaas?", japste Yohji entsetzt. „Wa... warum ich und...?!“
 

„Weil Oracle das als die besten Teams erkannt hat.“
 

„Und wie das??“
 

„Durch seine Visionen .“
 

Sekundenlang herrschte eine gespenstische Stille.
 

„Vergesst es", warf Ken leise ein. Gut, im Grunde fand er die Idee nicht schlecht. Das bedeutete wenigstens, dass ihn aus dem Hinterhalt keine fliegenden Trümmerteile mehr angreifen konnten, aber da gab es ein Problem, an das hier alle nicht zu denken schienen.
 

„Ken?“
 

„Sobald wir in den letzten zwei Wochen das Wort Schuldig in welchem Zusammenhang auch immer erwähnt haben, ist Aya fast an die Decke gegangen. Vergesst es, der arbeitet nicht mit dem Deutschen zusammen!“
 

„Das wird er. Er ist Profi genug, um über seinen Schatten zu springen, wenn es um einen Job geht", gab Manx zurück, ihre eigenen Zweifel über gerade diese Zusammenstellung nur mühsam verbergend. Dass sie selbst dachte wie Ken, brauchte hier niemand zu wissen, denn irgendwie hatte Bradley Crawford es geschafft, gerade Kritiker von diesen beiden als aussichtsreichstes Team vollkommen zu überzeugen.
 

Also, entweder war da mehr, als ihr Auftraggeber ihr selbst zu wissen erlaubt hatte, oder Bradley war ein verdammt guter Lügner...
 

„So, damit wisst ihr jetzt Bescheid und euer erster, gemeinsamer Auftrag beginnt in", sie blickte auf die Designeruhr an ihrem Handgelenk, „...etwa vier Stunden am Tokio Tower. Haltet euch also bereit.“
 


 

Erschrocken zuckte Ran zusammen, als sein kleiner, unauffälliger Reisewecker zu klingeln begann. Nicht, dass er wirklich geschlafen hätte, weit gefehlt, aber das plötzliche Geräusch in der undurchdringlichen, von seinen Gedanken angefüllten Stille hatte ihn tatsächlich erschreckt.
 

Er fühlte sich wie erschlagen, wusste nur noch dunkel, dass er wohl einige Male während der Nacht tatsächlich eingenickt sein musste, aber meist nur Minuten später wieder zusammengeschreckt und aufgewacht war – jedes Mal, wenn das penetrante Bild seines ehemaligen Geliebten sich in seinen Geist geschlichen hatte, um es präzise auszudrücken.
 

Verdammt!
 

Warum immer er?! Australien war ein riesiger Kontinent und es verkehrten so viele Flugzeuge, aber nein, erst saß er mit Schuldig im selben Flieger und dann waren sie auch noch im selben verdammten Hotel gelandet! Warum hatte er diesen Auftrag, der eigentlich doch viel besser zu Yohji gepasst hätte, nur angenommen? Um Abstand zu gewinnen, von Schuldig, von Japan, um zu seiner Maske zurück zu finden, wieder richtig Aya werden zu können!

Und stattdessen wurde er ausgerechnet mit SCHULDIG konfrontiert!
 

Alles... alles hatte sich drastisch verschlimmert, vor allem, nachdem der Deutsche ihn gestern auch noch gesehen hatte, ihm nachgerannt war! Er würde dem Telepathen nicht mehr wirklich aus dem Weg gehen können, wenn der das nicht zulassen wollte und er wusste aus eigener Erfahrung, wie penetrant der sein konnte...
 

°~°~°Flashback°~°~°
 

Nervös sortierte Ran die Blumen in dem Topf vor sich schon zum vierten oder fünften Mal um, sich des irritierten Blickes des Playboys mit jeder weiteren Bewegung bewusst. Aber er konnte nicht anders, denn im Gegensatz zu den Anderen wusste er etwas. Etwas, dass seine Kollegen mit Sicherheit zum Ausrasten gebracht hätte.
 

Etwas, dass er selbst nicht wirklich fassen konnte.
 

‚Noch mal, Kitten: du hast die Wahl: Du bewegst deinen knackigen Hintern jetzt hier rüber oder ich marschier bei euch rein und nehme dich einfach mit.’
 

‚Das geht nicht!’, gab er entsetzt zurück. ‚Ich.. ich habe Schicht!’
 

‚Es ist nichts, aber auch rein gar nichts los, Kitty, die Ausrede zieht nicht.’
 

‚Nenn mich nicht so!’
 

‚Ich hab dir schon mal gesagt, ich rede dich sicher nicht mit einem Weibernamen an. Komm.’
 

Aus den Augenwinkeln konnte Ran erkennen, wie die Person an der Haltestelle, die dort schon drei Busse hatte vorüberfahren lassen, sich langsam in Bewegung setzte, um zu beweisen, wie ernst sie es meinte. Verdammt!
 

„Kudoh, ich habe etwas zu erledigen", knurrte er in den Laden, band die Schürze ab, warf sie dem reichlich seltsam dreinsehenden Playboy zu, und lief los, auf den Mann zu, der nun langsam auf eine Gasse zulief, sich dort an die Wand lehnte.
 

Als er näher kam, schob der Deutsche seine Sonnenbrille über sein übliches Bandana in seine Haare, grinste ihn unverschämt frech an: „Ich bekomme immer, was ich will", meinte der Telepath in dem Moment auch schon.
 

„Was willst du von mir?", fragte Ran nur möglichst kühl zurück, versucht, das leichte Zittern seiner Hände unter Kontrolle zu bekommen und unendlich froh, dass Schuldig durch seine Schilde seine Gedanken nicht erreichen konnte.
 

„Meinen Spaß", grinste Schuldig, während er den Jüngeren an dessen Hüfte näher zu sich zog. „Dich", präzisierte er, als er die Härte bemerkte, die kurz über die amethystenen Augen huschte.
 

„Warum?“
 

„Weil du eine Herausforderung bist.“
 

„Wieso?“
 

„Du bist der Einzige, der es schafft, mich sogar beim Sex aus dem Kopf zu halten. Das hat noch nicht mal Braddy-boy hinbekommen.“
 

„Mit dem hast du also auch schon gevögelt", knurrte Ran, versuchte sich zu befreien.
 

„Sicher. Irgendwie muss man sich ja beschäftigen. Aber – wenn es das ist – du warst besser, Kitten.“
 

„Nenn_mich_nicht_so!“
 

„Tu ich aber. Und weißt du was, ich werd dich noch dazu kriegen, deine Schilde fallen zu lassen.“
 

„Vergiss es...“
 

°~°~°Flashback Ende°~°~°
 

Nein!

Er tat es schon wieder!
 

Das durfte nicht geschehen! Keine Erinnerungen an die Vergangenheit! Diese Zeit musste für ihn aufhören, zu existieren! Sonst würde er zerbrechen! Obwohl – war das auf gewisse Weise nicht auch schon längst geschehen?
 

Ja, er war innerlich zerbrochen. Dort, wo sein Herz sitzen sollte, befand sich nur noch ein riesiger Haufen scharfkantiger Splitter, der sich Erinnerung schimpfte und ihn weiter piesackte.
 

Verzweifelt legte Ran seine Hand auf die Augen, bevor er sich am Riemen riss und sich mühsam aufrichtete. Er hatte das Gefühl, an seinem Körper würden Gewichte hängen, die ihn nach unten drücken wollten, zurück in die eigentlich viel zu weichen Kissen, auf denen er die gesamte Nacht gelegen und sich herumgewälzt hatte.
 

Aber schließlich stand er dann doch auf, blickte an sich herab, seufzte leise und griff in den Koffer nach der bereitgelegten Wäsche. Ein helleres Shirt, damit er nicht gar so krank aussah – aus dem Fehler vom Vorabend hatte er doch gelernt – und wieder eine Jeans, nur diesmal nicht so eine enge. Sein Verstand befahl ihm, frühstücken zu gehen.
 

Es war erst früher Morgen, das Buffet hatte gerade erst eröffnet, also hatte er gute Chancen, fertig zu werden, bevor Schuldig auch nur aus den Federn kriechen würde, dann konnte er mit seiner Arbeit beginnen – und sie so schnell wie möglich beenden, um von hier wegzukommen, bevor er durchdrehen würde.
 

Nachdem er sich auch noch die Haare ordentlich gerichtet hatte – niemand musste ihm sofort ansehen, wie dreckig es ihm ging, dafür hatte er sogar etwas Make-up aufgelegt, um seine Blässe und die Augenringe zu vertuschen – trat er aus der Tür.
 

Und versuchte nur den Bruchteil einer Sekunde, durch selbige wieder zu entkommen, doch es blieb bei dem Versuch. Zwar schaffte er es zurück in sein Zimmer, doch bevor er die Tür ins Schloss werfen konnte, hatte sich ein Fuß dazwischen geschoben. Eine Hand riss sie auf, Schuldig drängte sich herein, musterte ihn...
 


 

Verfluchte Scheiße! Mit einer Laune, dass man den Deutschen nicht einmal mit einer Kneifzange anfassen wollte, trat dieser zurück in sein Zimmer, ließ sich aufs Bett fallen und griff frustriert zu seiner Schachtel mit den Zigaretten, ungeachtet der Tatsache, dass das hier ein Nichtraucherzimmer war.
 

Eigentlich hatte er damit aufgehört, weil Ran es nicht gemocht hatte, aber wen interessierte das schon in dem Moment? Ein Blick auf den Digitalwecker verriet ihm zu allem Überfluss, dass es noch nicht einmal ganz drei Uhr Nachts war.
 

Fluchend nach einem Feuerzeug suchend und dann aufgebend, die Zigarette auf den Nachtschrank werfend, ließ er den Abend Revue passieren. Der Schuppen, den er gefunden hatte, war absolut nach seinem Geschmack gewesen. Teuer, nicht zu voll und nur mit ausgewählten Gästen.
 

Auch einige heiße Stücke Fleisch, für die sich ein kleiner Ausflug in ein dunkles Eck durchaus gelohnt hätte. Er hatte auch mit ihnen geredet, ihre Geister gecheckt, doch nach den ersten Worten und Gedankenblitzen hatte er sich meist angeekelt abgewandt.
 

Nichts.
 

Keine Tiefe, nur grell und laut waren sie gewesen, die aufgestylten Mädchen und laut die Kerle. Bei keinem von ihnen hatte er auch nur daran denken können, mit ihnen zu schlafen. Es hatte ihn eher angeekelt. Sie hatten eben alle nicht...
 

Egal! Dieses Desaster würde sich morgen, nope, heute nicht wiederholen! Er würde in ein paar Stunden frühstücken gehen und sich dann an den Pool pflacken und irgendwen aufreißen, denjenigen in sein Bett schleppen und um den Verstand vögeln!
 

Ja, dachte Schuldig sich zufrieden. Das waren nette Aussichten.
 

Zufrieden rollte er sich herum, doch dann fiel ihm etwas anderes ein. Ran! Der Weiß war sicher nicht wegen einem netten Urlaub hier! Nicht hier, nicht in einem solchen Hotel! Es gab nur einen möglichen, anderen Grund, der erklärte, dass sie in derselben Absteige, die dem Rotschopf so wenig entsprach, gelandet waren! Ran war auch hinter diesem Everett her! Mit Sicherheit!
 

Schuldig lachte leise, während sich in seinem Kopf ein kleiner, fieser Plan formte: warum sollte er überhaupt arbeiten? Er würde es dem Rothaarigen vorschlagen, dass sie zusammen arbeiten sollten. Mehr nicht. Kein Wort über das, was geschehen war. Einfach nur ein Arbeitsangebot. Dann konnte er in Ruhe seine Ferien genießen, während der Andere sich weiter totarbeiten konnte!
 

Denn gesund hatte er gestern nicht wirklich gewirkt. Krankhaft bleich und hätte er es nicht besser gewusst, er hätte behauptet, der Jüngere habe Augenringe gehabt und außerdem abgenommen.
 

Egal, das war nicht seine Sache, redete Schuldig sich weiterhin entschlossen ein.
 

Er musste nur noch herausfinden, wo der Rotschopf wohnte, aber das war kein Problem. Rasch erhob Schuldig sich, der ohnehin nicht wirklich schlafen konnte und lief herunter zur Rezeption, wo ein übernächtigter Angestellter ihn fragte, ob er behilflich sein könne.
 

„Hab die Zimmernummer von meinem Kumpel vergessen", flirtete Schuldig, während er sich in den Kopf des Anderen klinkte. Ein Student, der sich hier zusätzlich etwas Geld verdiente, wie er dabei herausfand. Er machte diesen schnell klar, dass der zu kucken hatte.
 

„Zimmer 307", kam schließlich die Antwort.
 

Wie bitte?? Nun hätte der Deutsche wahrlich fast zu lachen begonnen! Das konnte.. das konnte doch wohl nicht sein! Das war ja neben ihm! Er war in 308!
 

Mit einem ‚Danke’ stürmte Schuldig zurück, blickte ein weiteres Mal auf seine Gucci-Uhr. Fünf. In einer Stunde würde das Buffet aufmachen. Er wusste, dass Ran dann essen gehen würde, schon allein um eine Begegnung mit ihm zu vermeiden, wohl wissend, dass er nie im Leben so früh aufstehen würde.
 

Lässig lehnte Schuldig sich an die Wand, so dass er, noch bevor Ran die Tür wieder zuschlagen konnte, seinen Schuh zwischen Rahmen und Tür bringen konnte.
 

Und er wurde nicht enttäuscht. Punkt sechs Uhr wanderte die Klinke nach unten und Schuldig reagierte, ließ den vollkommen überraschten Rotschopf nicht einmal aus seinem Zimmer, drängte diesen zurück, trat selbst ein und schlug die Tür zu.
 


 

Sekundenlang musterten sich beide, bevor Ran sich schließlich als Erster abwandte, seine Maske und die Schilde mühsam haltend, während er sich bückte ein Buch, dass er nicht angerührt hatte, zurück in den Koffer legte, versuchte dadurch das nervöse Zucken seiner rechten Hand zu verschleiern.
 

„Du bist hier, um Everett umzubringen und ich auch. Wir können uns das Leben schwer machen, oder einfach zusammen arbeiten, Kitten", gab Schuldig nur erstaunlich kühl von sich. Er hätte nicht gedacht, dass er so gut schauspielern konnte. Aber er hatte die Schnauze voll davon, bei dem Anderen zu Kreuze zu kriechen! Er brauchte Ran sicher nicht!!
 

„Woher..:?!“
 

„Dich würden keine zehn Pferde dazu bekommen, sonst in einem Luxusschuppen zu übernachten, Kitten", stichelte Schuldig weiter, der es einfach nicht sein lassen konnte. „Nun?“
 

Ran zögerte, er zögerte erstaunlich lange und seine erste Reaktion wäre es gewesen, sein Katana, dass in Griffweite an der Wand lehnte, zu packen und auf Schuldig loszugehen, doch er konnte es einfach nicht.
 

Denn als er den Anderen gesehen hatte, war ihm eines nur noch schmerzhafter klar geworden, trotz des kalten Blickes und des eisigen Tons. Er würde den Deutschen immer lieben.. Nein! Er liebte überhaupt nicht! Er brauchte so etwas Belastendes nicht!
 

„Gut", gab er so ruhig als möglich zurück, froh, dass seine Stimme wenigstens nicht zitterte und dem Make-up dafür wirklich dankbar, dass man nicht merkte, dass er noch bleicher geworden war.
 

„Dann wäre das ja geklärt. Wir treffen uns morgen Abend, acht Uhr, in dem Lokal hier und tauschen uns darüber aus, was wir herausgefunden haben.“ Hastig kritzelte Schuldig einen Straßennamen, den er im Vorbeifahren gesehen hatte, auf einen Zettel, drückte ihn dem Rotschopf in die Hand, wandte sich um und verließ zackig das Zimmer.
 

Ran sah dem Älteren hinterher, merkte, wie seine Beine weich wurden, unter ihm nachgaben, wie er in sich zusammensackte. Wütend unterdrückte er seine Tränen, die schon wieder zu fließen drohten, riss sich mühsam zusammen, erhob sich und ließ sich dann erst auf das Bett zurückfallen. Sein ohnehin nicht vorhandener Appetit hatte sich soeben vollends verabschiedet.
 

So viel zu seinem Frühstück. Er wusste, würde er nun versuchen zu essen, würde sein Magen wüst dagegen rebellieren...

Veränderungen

Nachdenklich saß Yohji an seinem Tisch in dem Café, seine Gedanken waren immer noch bei der mehr als seltsamen Mission von vor zwei Tagen.
 

Sie. Weiß.

Zusammen mit Schwarz.
 

Und nicht nur das. Es war gekommen, was er vom ersten Moment an gefürchtet hatte – sie sollten zusammenziehen und das schon in zwei Tagen. Stirnrunzelnd hob er seine Tasse wieder zum Mund, nippte an dem erfrischend starken Kaffee.
 

Er hatte herausgefunden, dass die Schwarz-Killer – so weit anwesend, auch nur Menschen waren. Dafür hatte er keine zwei Minuten gebraucht.
 

Nagi und Omi würden sicher relativ schnell Freunde werden und gute obendrein. Der neue Jüngste des Teams, der auch noch Omi den Rang abgelaufen hatte – sehr zu dessen Erleichterung - hatte wohl bereits Schlimmes durchgemacht, anders ließ sich dessen nach außen getragene Kälte und seine Menschenscheu kaum erklären. Der Junge war Aya erschreckend ähnlich, um es auf den Punkt zu bringen. Und doch bekam er menschliche Anflüge, wenn er mit Ken zusammen war.
 

Der Fußballer war mit den beiden Chibis unterwegs, etwas Fußball spielen, da er beschlossen hatte, dass Nagi definitiv zu viel herumhockte und Omi schleppte der Brünette ja von Haus aus schon immer mit.
 

Der Zusammenzug würde lustig werden...

Weiß in der Villa von Schwarz.
 

Oh, es hatte wirklich seine Vorzüge. Schwarz hatten keinen nervtötenden Blumenladen, der mit dem Schulgong von Minderjährigen, an denen er kein Interesse aufbringen konnte, überrannt wurde, sondern arbeitete als Detektei.
 

Die Räume, die sie bekommen würden, waren geräumiger und heller. Die Bäder besser ausgestattet. Alles vom Feinsten eben.
 

Und doch – da war immer noch das Problem mit dem ahnungslosen Aya. Nicht zum ersten Mal in den letzten Tagen glitt Yohjis Blick zu dem Handy, dass er aus Gewohnheit vor sich auf den Tisch gelegt hatte. Er war mehr, als einmal kurz davor gewesen, den Rotschopf zu warnen.
 

Nicht aus Freundschaft, sondern aus Gründen der Fairness. Was tat es denn schon, wenn er es wusste? Aya würde nur eher an die Decke gehen, dass man ihm nichts gesagt hatte, als wenn er es nachher wissen würde. Es wäre gesünder für alle Beteiligten. Wenn der stille, menschenverachtende Rotschopf etwas hasste, waren es schließlich Überraschungen...
 

„Denk nicht einmal dran, Kudoh."
 

Verwirrt sah Yohji auf – direkt in das Gesicht von Bradley Crawford, der ihn kurz über den Rand seiner Brille – von der er sich nicht sicher war, ob der Ami sie wirklich brauchte, oder sie nur trug, um etwas zu spielen zu haben – musterte und sich dann auf den freien Stuhl setzte, die Kellnerin herwinkte und einen weiteren Kaffe bestellte.
 

„Was soll ich lassen?"
 

„Das, was du gerade vorhattest."
 

„Und was hatte ich vor?"
 

„Deinen Anführer anrufen."
 

„Was geht dich das an?"
 

„Dass es ein sehr unpassender Zeitpunkt wäre."
 

„Und woher weißt du das?"
 

Brad lachte leise: „Kudoh, du hast ein erstaunlich kurzes Gedächtnis: Ich sehe die Zukunft, wenn du es vergessen haben solltest."
 

„Und was sollte ein Anruf schon auslösen?"
 

„Im Moment – einen Autounfall mit Todesfolge. Bitte."
 

Das Handy wurde näher zu ihm geschoben.
 

Yohji rührte es nicht an, starrte auf den Ami, von dem er wusste, dass er in dem Moment die Wahrheit sprach: „Warum so besorgt um Ayas Gesundheit?"
 

„An ihm hängt zu viel."
 

„Und was?"
 

„Ihr."
 

„Wir?"
 

Crawford nickte langsam: „Ihr. Weiß. Ihr braucht ihn. Als Anführer und als Freund."
 

„Weil Aya ja auch so was wie Freundschaft zulässt", spöttelte Yohji weiter.
 

„Er wird es zulassen."
 

„Das hat der Herr auch gesehen?"
 

„Er hat es doch schon fast getan."
 

„Jetzt sicher nicht mehr!"
 

„Abwarten."
 

„Was weißt du?", fragte Yohji auf einmal lauernd. „Du weißt was! Du weißt etwas, das du uns verschweigst!"
 

„Ja."
 

„Was?"
 

„Das verschweige ich, wie du so sinnkorrekt festgestellt hast."
 

„Warum?"
 

„Weil es für euch nicht an der Zeit ist, es zu erfahren."
 

„Und wer sagt das?"
 

„Die Zukunft, Kudoh."
 

Grummelnd schwieg Yohji, als die Kellnerin Crawfords Kaffee brachte, nippte an seiner eigenen Tasse, bis ihm eine Idee kam: „Du weißt, wer ihn so verletzt hat."
 

Brad musste nicht lange überlegen, um zu wissen, wovon der Playboy sprach. Denn entgegen seiner Sprüche sah Yohji Ran als Freund, den er nicht verlieren wollte und um den er sich – zurecht – tierische Sorgen machte. „Ja."
 

„Wer?"
 

„Er."
 

„Wie bitte??"
 

„Er. Er und seine Vergangenheit."
 

„Aya würde sich nie, niemals selbst verletzen!"
 

„Körperlich sicher nicht", gab Brad ruhig zu, beobachtete den anderen Mann eine Weile: „Aber es gibt mehr als einen Weg, sich selbst zu schaden. Mehr kann ich dir auch nicht sagen. Nur soviel: Du solltest ihn wirklich erst einmal nicht anrufen. Nicht in der nächsten Woche. Euer Anführer braucht etwas Zeit, um einige private Dinge zu regeln."
 

„Private... was?"
 

„Oh, auch er hat ein Privatleben und Geheimnisse, Kudoh. Und eines davon macht ihm gerade ziemlich zu schaffen."
 

„Was wird passieren, wenn er zurückkommt und feststellt, dass... wie die Dinge sich verändert haben?"
 

Brad lächelte amüsiert: „Das werdet ihr sehen."
 

„Sehr hilfreich. Ich wollte eigentlich eher wissen, wen er aufgrund dieser Nachricht umbringen wird."
 

„Niemanden, wenn dich das beruhigt."
 

„Ach?"
 

‚Ganz im Gegenteil', dachte Brad nur amüsiert. Es würden die Anderen sein, die dumm dreinsehen würden – und er würde es wortlos genießen.
 

„Gut, andere Frage", wechselte Yohji abrupt das Thema, bevor er beginnen konnte, sich über den neunmalklugen Schlauberger vor sich aufzuregen: „Kann es sein, dass dein Mündel irgendwie was von unserem Fußballer will?"
 

Der Amerikaner zog die Stirn kraus. Oh ja, das gehörte zu den Sachen, bei denen er sich selbst noch nicht so sicher war, was er denken sollte. „Ja. Und umgekehrt. Nicht erst seit kurzem."
 

„Und... du hast es nicht unterbunden??"
 

„Warum sollte ich?", konterte Brad. „Damit würde ich nur zwei Leute unglücklich machen. Und Nagi neigt dazu, sehr dumme Dinge zu tun, wenn er unglücklich ist."
 


 

Noch nie in seinem Leben hatte Ran sich so erbärmlich gefühlt. Allein das Wissen darum, wer in seinem Nebenzimmer schlief, nagte jede Sekunde an ihm. Er wusste, ohne das Make-up, das sich aus einem ihm nicht so ganz erfindlichen Grund in seinem Koffer befunden hatte, hätte ihn irgendeiner dieser übereifrigen Angestellten hier zum Arzt geschickt.
 

Unter der extrem hellen Tönungscreme war er noch bleicher, als ohnehin schon und außerdem hatte er, zum ersten Mal, seit er denken konnte, dunkelblaue Augenringe. Da half weder Kaffee, noch seine vorwiegend kalten, morgendlichen Duschen.
 

Schlaf hatte sich auch nicht eingestellt. Er lag immer nur im Bett und starrte gegen die Decke, während seine Gedanken sich überschlugen, er in das Nebenzimmer lauschte, darauf warte, von dort verräterische Geräusche zu hören.
 

Zwar ging er Schuldig großräumig aus dem Weg, während er verzweifelt versuchte, seinen Job zu machen, doch es ließ sich leider nicht vermeiden, dass er manchmal einen Blick auf den Deutschen erhaschte, der die meiste Zeit damit zubrachte, am Pool oder an der Bar zu hocken – in Gesellschaft irgendwelcher Weiber meist. Der eindeutigste Beweis dafür, dass Schuldig sich umorientiert hatte – und es versetzte ihm jedes Mal wieder einen schmerzlichen Stich, als habe man ihm ein Messer, ein stumpfes Messer obendrein, in den Bauch gejagt.
 

Außerdem hatte seine rechte Hand angefangen, immer öfter nervös zu zucken.
 

Dazu kam noch ein ganz neues Problem – er konnte nicht mehr wirklich essen. Er ernährte sich momentan von Wasser und trockenen Butterkeksen, die er in einen kleinen Supermarkt um die Ecke gekauft hatte, oder von etwas frischem Obst vom Buffet. Aber sobald er nur daran dachte, etwas anderes, etwas Richtiges zu essen, rebellierte sein Magen. So, wie die ersten Tage nach dem Tod seiner Eltern.
 

Wie lange würde das noch dauern? Wie lange würde er noch so vor sich hinvegetieren? Er hatte noch nie so große Probleme gehabt, sich zu konzentrieren und mehr als einmal hatte er sich dabei erwischt, wie er fast an die Tür des Deutschen geklopft hätte!
 

Gott, was würde er nur darum geben...
 

In dem Moment kam einer der Bediensteten auf ihn zu: „Ihr Taxi wartet draußen Mr. Fujimia. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Abend."
 

Müde nickend erhob Ran sich, ergriff den Mantel, den er trotz der Hitze auf diesem Kontinent dabei hatte. Ihm war kalt. Bitterkalt. Rasch schlüpfte er hinein, stellte fest, dass auch das ihm nicht wirklich half, lief hinaus, stieg in den Rückraum des Taxis und gab dem Fahrer, den er kaum beachtete, die Adresse des Restaurants, in das Schuldig ihn bestellt hatte.
 

Er kam sich schrecklich vor. Im Grunde hatte versagt. Er hatte gerade mal herausgefunden, wohin Everett weiter geflogen war. Nicht warum und nicht das genaue Hotel oder Haus. Eine erbärmliche Leistung für ihn, was Schuldig sicher auch feststellen würde, womit er ihn aufziehen würde nach Strich und Faden.
 

„Sir? Wir wären da."
 

Wortlos drückte Ran dem Mann viel zu viel Geld für die kurze Strecke in die Hand, stieg aus dem Wagen und trat mit unbehaglichem Blick in das Restaurant. Gut, dass er sich noch umgezogen hatte. Es war wieder einer von Schuldigs grauenvollen Edelschuppen.
 

An der Garderobe nahm man ihm seinen Mantel ab. Darunter trug er ein weißes Hemd. Der Deutsche hatte immer gesagt, das würde ihn bleich machen, wie Schwarz – umso besser. Dann fiel vielleicht nicht auf, wie bleich er wirklich war.
 

Ran sah Schuldig sofort. Der Telepath stach immer aus einer Menschenmenge hervor. Der Mann saß da, mit seinem üblichen, penetrant nervenden Grinsen auf dem Gesicht, die Beine überschlagen, irgend einen alkoholischen Drink in der Hand. Er trat auf den Tisch zu, ließ sich auf den einzig weiteren Stuhl fallen.
 

Eine Kellnerin eilte auf ihn zu, gab ihm eine Karte, fragte nach seinen Wünschen. Er konnte sehen, wie Schuldig kurz die Stirn runzelte, als er sich nur ein Wasser bestellte. Ihm wurde schon anders genug von dem alkoholischen Mief, der ihm aus dem anderen Glas entgegen kam.
 

Die Frau brachte ein Glas mit Wasser, zog sich dann zurück.
 

„Was weißt du?", fragte Ran schließlich in seiner besten Missionsstimme. Er wollte das hier schnell hinter sich bringen.
 

„Die Frage ist doch – was weißt du?", konterte Schuldig nur.
 

„Schweiz."
 

„Stimmt soweit."
 

„Edelschuppen in den Bergen."
 

„Sankt Maurizius, um präzise zu sein."
 

Aha! Das war das, was Ran sich erhofft hatte! Er griff nach seinem Handy..
 

„Spar es dir. Zwei Flüge erster Klasse, morgen Früh um neun."
 

Mit hochgezogenen Augenbrauen musterte Ran den Älteren, schwieg aber dann, auch weil die Kellnerin erneut erschien.
 

„Haben Sie sich entschieden? Was darf ich Ihnen bringen, meine Herrn?"
 

„Für mich bitte Ihr Tagesgericht", lächelte Schuldig die Kellnerin an. Er wusste, wie

beschissen dieser Job war, weswegen er zu diesen Leuten immer höflich war. „Oh, und noch... hä?"
 

In dem Moment konnte Ran einfach nicht mehr. Er hatte nur an seinem Wasser genippt, doch als er sah, wie Schuldig mit dieser Frau flirtete, bewusst vor seinen Augen, um ihn noch mehr zu verletzen, wurde ihm wieder schlecht. Er wusste ja inzwischen, dass er nur ein Spielzeug für den Deutschen gewesen war, entgegen all seiner irrigen, fadenscheinigen Hoffnungen, aber das war einfach zu viel für ihn.
 

Wortlos, er hätte doch nur geschrieen, stellte er sein Glas ab, legte einen Schein auf den Tisch und verschwand.
 

Schuldigs erster Reflex war es, hinter dem Rotschopf herzurennen, doch dann zwang er sich, sitzen zu bleiben. Nippte ein weiteres Mal an dem Drink und lächelte die Kellnerin ein weiteres Mal an. „Ja, und bitte noch so einen Drink."
 

Gut, was war das wieder gewesen? Warum war Ran nun einfach abgehauen? Der Jüngere hatte ihn einfach hier sitzen lassen! Nur aus Spaß an der Freude oder wie??
 

Und wie der wieder rumgerannt war! In einem weißen Hemd, in dem er ausgesehen hatte, wie eine Leiche und mit einer Hose, die ausgesehen hätte, als würde sie ihm jeden Moment von den Hüften rutschen, nur mehr oder weniger vom gutem Willen gehalten wurde! Na ja, ihm konnte es egal sein. Sie waren, betreffend Everett, wohl zum selben Ergebnis gekommen. Nun konnte er sich auch einen netten Abend machen!
 

Von der Spaßbremse würde er sich nicht die Stimmung versauen lassen! Er kam sich so blöd vor, dass er sich auf dieses Treffen gefreut hatte! Tsche!
 


 

Vollkommen erschöpft sackte Ran auf seinem Bett zusammen. Im Grunde war es ihm immer noch ein Rätsel, wie er es geschafft hatte, sich bis hierher zu schleppen. Er fühlte sich erschlagen, als habe man ihm KO-Tropfen oder ähnliche Nettigkeiten verabreicht, wusste aber nur zu gut, warum es ihm so ging.
 

Wann hatte er das letzte Mal etwas gegessen? Richtig gegessen? Nicht nur einen Keks oder ein Stück Obst heruntergewürgt? Irgendwann in Japan, am Tag seines Abfluges, flüsterte ihm sein Verstand ein.
 

Und dann noch dieser Gewaltmarsch quer durch Melbourne, statt direkt wieder ins Hotel zu fahren und wenigstens zu versuchen zu schlafen! Seinen Körper soweit auszuruhen, dass er auch die nächsten Tage würde überstehen können!
 

Nebenan ging die Tür. Sicher zog Schuldig sich um, um anschließend noch einen schönen Abend zu verbringen. Angebote hatte er ja wieder mal zur Genüge bekommen. Hatte eigentlich EINE Frau in diesem Hotel ihm nicht ihre Nummer zugesteckt?
 

Na egal... was für eine Rolle spielte es schon?
 

Reglos, fast schon apathisch, lag Ran inzwischen auf dem Bett. Er hatte doch gewusst, dass er diese Nähe nicht würde ertragen können, dass sie ihn langsam aber sicher zerstören würde. Er hatte diesen Auftrag angenommen, um Abstand zu gewinnen, stattdessen war er auf einmal gezwungen, ausgerechnet mit Schuldig zusammen zu arbeiten!
 

Wie lange sollte das noch so weiter gehen?

Wie lange würde er das noch aushalten, bevor er beschloss, dass es auch andere Lösungen für ihn gab?
 

Verzweifelt drückte er seinen Kopf tiefer in das Kissen, versuchte vergeblich, sein Schluchzen zu unterdrücken. Er benahm sich wie ein gottverdammtes Kind! Himmelherrgott noch mal, er war doch erwachsen! Erwachsene wurden eben von anderen verlassen! Ein Mann hatte bei einem anderen Mann nun einmal keine Chance gegen eine Frau!
 

Wann würde er das endlich in sein verfluchtes Hirn reinpressen können!
 

Und seine ungerechtfertigte Eifersucht! Es hätte beim Abendessen nicht viel gefehlt und er hätte dem Älteren eine astreine Szene hingelegt!
 

Stattdessen war er zum Glück nur wortlos aufgestanden und gegangen... mal wieder ohne zu essen...
 

Schuldig hatte sich nun einmal entschieden – gegen ihn. Es war geschehen und es gab kein Zurück mehr! Damit musste er eben leben! War er nicht alt genug, um damit klar zu kommen? Ihm war schon so Viel und so viel Schlimmeres geschehen, bis hin zu dem Punkt, an dem er zu einem Killer, einem gemeinen Mörder geworden war. Warum also zog ihn das so schrecklich runter?
 

Warum? Warum hatte er damals nur nachgegeben? Seine Maske fallen lassen! All diese Probleme, die er nun hatte, verdankte er ausschließlich sich selbst! Hätte er seine Maske gehalten, die ihn immer vor der Außenwelt beschützt hatte, es wäre nie so weit gekommen. Er hätte sein einfaches Leben weiter leben können, ohne selbst daran zu zerbrechen!
 

°~°~°~°Flashback°~°~°~°
 

Fast schon nachlässig schlug Ran das Blut von seiner Klinge, die im Mondlicht wieder einmal eigenartig schimmerte. Nichts mehr, was ihn weiter erschrecken konnte, wie es das zu Beginn seiner ‚Karriere' bei Weiß getan hatte. Er hatte gelernt, seine Gefühle vollständig zu beherrschen. Er hatte nun einmal keine Wahl.
 

Wenigstens war er nicht schon wieder mit Schwarz zusammengestoßen. Dieser Auftrag war auch so kniffelig genug gewesen.
 

Nur die Zielperson aus dem riesigen Pulk zu separieren war so eine Sache gewesen...
 

Trotzdem – auf eine abartige Weise tat es ihm fast leid, dass nicht einmal Schuldig aufgetaucht war.
 

Nein!
 

Was dachte er da nur! Der Deutsche war genauso sein Feind, wie alle anderen von Schwarz! Wenn nicht sogar noch schlimmer, als die meisten! Was dachte er sich da nur schon wieder! Ließ er sich nun schon von dessen arroganten Kommentaren beeinflussen oder wie!
 

Wütend auf sich selbst ließ er das Katana mit einem für seine Verhältnisse sehr lauten Geräusch in die Scheide gleiten. Er musste sich beherrschen, wenn er diesen Job überleben wollte!
 

Hatte er aus seiner ersten Zeit denn gar nix gelernt! Ließ er Gefühle zu, würde dieser Job ihn auffressen! Außerdem – was dürfte er sich wohl erst von seinen Kollegen oder gar von Ich-hab-immer-eine-Frau-um-mich-Schuldig anhören, wenn er dazu stehen würde, dass er schwul war! Damit hätte er sich erfolgreich das letzte bisschen Respekt verspielt, was dieser vielleicht noch irgendwo für ihn hatte!
 

„Also, ich weiß ja nicht, wie du das siehst Kitten, aber du solltest schleunigst einen Abgang machen", erklang in dem Moment eine nur zu vertraute Stimme.
 

Auf dem Absatz fuhr Ran herum, sah an der Hausecke den Deutschen stehen. Die Hände in den Taschen des schneeweißen Gehrocks vergraben, das übliche Grinsen im Gesicht.
 

„Ich mein ja nur mal so, die Bullen werden es bald merken, dass ich sie in die Sackgasse gejagt hab..."
 

„Was tust du hier?", knurrte Ran wütend.
 

„Weiß nicht", gab der Deutsche schulterzuckend zurück. „Meinen Arsch riskieren, weil mir langweilig ist, nehme ich mal an. Und jetzt komm."
 

Irritiert stürmte Ran hinter dem Telepathen hinterher, gerade noch rechtzeitig, denn schon hörte er die quietschenden Bremsen mehrere Fahrzeuge. Na großartig!
 

„Dass ich mich bedank...hgn.:!!"
 

Was...? Warum...? Wieso...?
 

Nein, stellte Ran fest, träumen tat er nicht. Es waren tatsächlich Schuldigs Lippen, die sich über Seine gelegt hatten, die Zunge des Deutschen, die in seinen Mund geglitten war. Sein erster Reflex war es, zuzubeißen, doch das brachte er nicht über sich. Er... warum wehrte er sich nur nicht??? Ganz einfach – weil er es nicht konnte.
 

Es war zu spät. Er hatte seine Maske fallen lassen und Gefühle hatten sich wieder in ihm breit gemacht.
 

Und gerade in dem Moment war ihm so unendlich warm ums Herz. Dieser schreckliche Klumpen, seine ständige Einsamkeit, begann sich plötzlich zu lösen...
 

„Du bist ein süßes Kätzchen. Ein süßes, rotes Kätzchen... mein Kätzchen", meinte Schuldig nur, als er den verwirrten Blick des Weißanführers sah, bevor er den Jüngeren zu einem weiteren Kuss an sich zog....
 

°~°~°~°Flashback Ende°~°~°~°
 

Nie!
 

Stattdessen hatte er sich hinreißen lassen, sich von den Gefühlen, die er sich zu unterdrücken geschworen hatte, von dem Moment an, in dem er sein Katana zum Töten eingesetzt hatte, überspülen zu lassen!

Dummheit hatte es eben nicht besser verdient!!!
 

Es war alles nur seine Schuld...
 

Was war nur aus ihm geworden?! Ihm, der einmal ein so hoffnungsvoller und fröhlicher, wenn auch stiller Mensch gewesen war! Die große Karriere, die man ihm vorausgesagt hatte, all das hatte er verloren – und nun auch noch sein Herz.
 

If

If I was a river

You would be my ocean

Every stream would lead me to your arms

And if

If I was a river

I'd flow to you forever

Love would run forever in this heart of mine

If I, if I

If I was a river
 

Er wusste, er würde nie, nie wieder lieben können...
 

Unter Tränen schlief Ran schließlich aus purer Erschöpfung ein, einem weiteren,

schrecklichen Tag entgegen, in dem er nach außen hin die Stärke zeigen musste, die er schon so lange nicht mehr besaß...

Sie würden weiter fliegen, in die Schweiz. Vielleicht fand alles dort endlich ein Ende...
 


 

„He, Kleiner!"
 

Verwirrt sah Nagi sich um, als dieser penetrante Ruf ein weiteres Mal ertönte und, da er sich allein hier befand, wohl an ihn gerichtet sein musste. Als er aufsah, erblickte er Ken, der lachend mit seinem Fußball im Arm da stand. Oh nein! Hatte der Andere etwa schon wieder vor, ihn mitzuschleppen!? Er hatte noch genug Muskelkater vom letzten Mal!
 

„Was?", fragte er kurz angebunden.
 

„Jetzt hat es sich aber auscomputert! Marsch! An die frische Luft mit dir!"
 

„Aber...!"
 

„Nix da! Die Anderen sind auf Mission, Omi ist als technisches Backup mit dabei und du hast nix anderes zu tun! Los!" Amüsiert beobachtete Ken den Jüngeren, der fast genauso war, wie er es sich während ihrer Zeit als Feinde immer vorgestellt hatte. Ein kleiner Stubenhocker, der wie Aya, Gott und die Welt zu hassen schien. Nun – zumindest aber alles was lebte, den Fehler hatte, auf zwei Beinen zu gehen und sprechen zu können – Papageien ausgenommen.
 

„Aber..!"
 

„Marsch!"
 

Na toll. Das leise Aufstöhnen unterdrückend als er aufstand, lief er los. Er hätte es nicht tun müssen, das war ihm klar. Er hätte den Anderen ganz schnell mit Telekinese aus dem Raum befördern können, aber alles in ihm sperrte sich abstruserweise gegen die Idee, den Anderen ernstlich zu verletzen oder ihm auch nur weh zu tun. Einer der Gründe, warum Crawford ihn wahrscheinlich auch mit Vorliebe gegen Yohji eingesetzt hatte. „Sklaventreiber...!"
 

Ken lachte nur: „Das hilft auch nichts! Für deinen Job bist du erbärmlich unbeweglich! Und das werden wir jetzt ändern!"
 

Nagi verdrehte nur wortlos die Augen. Zum Wegrennen hatte es bei ihm noch immer gereicht. Aber er wusste, dieses Argument würde sicher weder Gehör noch Gnade in den Augen des Älteren finden.
 

Schweigend liefen sie zusammen in den weitläufigen Garten, der Brads Anwesen umgab – und der zufrieden wild vor sich hinwucherte – außer Brad bekam einen seiner gefürchteten Rappel und begann, Gärtner zu spielen. Das war aber die letzten zwei Jahre zum Glück nicht mehr vorgekommen.
 

Welch Überraschung – dort stand ein neuer Gegenstand: Ein Fußballtor.
 

Mit einer eleganten Bewegung warf Ken den Ball in die Höhe, fing ihn mit dem Knie auf und begann, ihn darauf zu dribbeln. Nagi beobachtete den Älteren einfach nur, der so glücklich aussah, wenn er begann, mit dem runden Leder zu spielen, es quer überall durchzukicken.
 

„Achtung!"
 

Die Warnung kam zu spät und nur seinen Reflexen war es zu verdanken, dass der Ball nicht in seinem Gesicht landete.
 

Ken verdrehte die Augen: „Spielen sollst du, nicht ihn in der Luft abfangen! So läuft dieses Spiel einfach nicht!"
 

„Ich hänge an meinem Gesicht", gab Nagi ruhig zurück. „Nicht, dass es besonders nett wäre, aber es ist dummerweise das Einzige, das mir zur Verfügung steht."
 

Über diesen Kommentar, der wohl als Witz gedacht war, konnte Ken beim besten Willen nicht lachen. Erneut spürte er nur diese Welle aus Mitleid für den Jüngeren in sich aufsteigen, gepaart mit dem unendlichen Bedürfnis danach, Nagi vor allem Bösen dieser Welt zu beschützen, was natürlich Unsinn war. Egal, wie der Junge aussah, auch er war ein Killer – und ein verdammt Guter noch dazu.
 

Als der Ball wieder zu Ken zurückflog, stieß er diesen mit dem Kopf noch höher, sprang kerzengerade in die Luft, vollführte eine halbe Drehung, erwischte den Ball in der Luft und schoss ihn mit voll Karacho ins Tor. Den hätte niemand halten können, stellte Ken fest, als er landete. Außer jemand mit Nagis Gaben eben.
 

Der Fußballer lief zum Tor, warf den Fußball zu Nagi: „Und jetzt aber richtig!"
 

Mit herzlich wenig Lust, aber kaum einer Wahl kickte der Jüngere den Ball auf das Tor zu, nur, dass der absolut in die andere Richtung wollte. Er musste ihn mit seiner Kraft aus einem zugewucherten Rosenbusch holen.
 

„He! Kraft einsetzen verboten!", beschwerte Ken sich schon vom Tor aus.
 

„Ja, ja", meckerte Nagi, legte den Ball wieder vor seine Füße, fixierte ihn, nahm Anlauf – und stieß zu.
 

Ken lachte, fing den Ball mit Leichtigkeit, warf ihn zurück.
 

Sie spielten, sie spielten erstaunlich lange und Nagi wollte auch gar nicht aufhören, wenn das bedeutete, dass Ken dann wieder irgendwohin verschwinden würde und er allein da saß. Aber irgendwann konnte er einfach nicht mehr. Er war so viel Bewegung einfach nicht gewohnt, dazu kam noch der Muskelkater vom letzten Mal. Er ließ sich fallen, wo er gerade stand.
 

„He! Was hast du?"
 

Sofort stand Ken da, der Ball lag unbeachtet mitten auf der Rasenfläche.
 

„Ich mag nicht mehr", beschwerte Nagi sich nun. „Meine Beine tun schon weh!"
 

Da lachte Ken: „Na, da siehste mal, wie wenig du Bewegung gewöhnt bist!" Er ließ sich neben dem Jüngeren nieder, zerrte ihn aber dann recht schnell wieder in die Höhe. „Ab ins Warme. Es ist zu kalt, um auf dem Boden zu hocken! Im Wetterbericht haben sie gemeint, dass es schneit."
 

Erleichtert und gleichzeitig mit einem bedrückenden Gefühl folgte Nagi dem Älteren, der ihn zum Wohnzimmer führte, ihn dort auf die lange Couch setzte... und sein Bein packte...??
 

„He...!"
 

„Ich massiere dir nur die Beine, sonst kannst du morgen mit Sicherheit nicht mehr laufen."
 

Mit einer schnellen Bewegung zog Ken dem Jüngeren die Hose von den Hüften und begann, die vollkommen und beeindruckend verspannten Muskeln am Unterschenkel zu massieren.
 

Im ersten Moment wurde Nagi stocksteif, sah Ken mit großen Augen verständnislos an, aber dann begann er, die Behandlung zu genießen, sich zurückzulehnen, die Aufmerksamkeit zu genießen, die der Ältere ihm zukommen ließ...
 

Nach einer ganzen Weile sah Ken wieder auf, direkt in die fragenden Augen des Jüngeren, die ihn weiterhin beobachteten. Er wusste, wenn er jetzt nicht aufstehen und eine eisig kalte Dusche nehmen würde, hätten sie gleich beide ein Problem. Und seines würde wahrscheinlich ein gebrochener Schädel sein.
 

Nagi betrachtete die sanften, braunen Augen des Älteren, ohne sich von ihnen losreißen zu können. Sein Mund, noch im Ansatz des Protestes darüber geöffnet, dass Ken aufgehört hatte, klappte wieder zu, nicht mehr sicher, ob er wirklich etwas sagen wollte. Sein Blick dagegen wanderte weiter zu den leicht geschwungenen Lippen des Fußballers. Wann hatte er eigentlich davon angefangen, sich vorzustellen, wie es wohl wäre, wenn die ihn küssen würden?
 

Nein! Sofort verbot er sich jeglichen weiteren Gedanken in diese Richtung. Auf gar keinen Fall! Brad würde ihn dafür killen! Das... das war sein ehemaliger Feind, mit dem er erst seit drei Tagen eine Art Friedensvertrag hatte!

Ken hatte den Blick des Jüngeren erstaunt registriert. Aber – konnte das WIRKLICH sein?? Sollte er es riskieren? Ganz langsam beugte er sich vor. Was hatte er schon zu verlieren?
 

Wenn er sich irrte, bekäme er ohnehin etwas auf den Kopf, dass ihn wohl für immer außer Gefecht setzen sollte. Denn wenn Nagi Panik bekam, setzte er ein, was ihm unter die Finger kam – und zwar mit voller Kraft.
 

Als sich ihre Lippen trafen, zuckte Nagi im ersten Augenblick vollkommen perplex

zusammen, sah in die braunen Augen, die ihn musterten, mit diesem zusätzlichen Glanz, den er nicht deuten konnte, doch dann entspannte er sich, egal, wie sehr seine Vernunft ihn davon zu überzeugen versuchte, dass das eine ganz, ganz schlechte Idee sein würde, die Brad nicht wirklich gefiel.
 

Andrerseits – wie wahrscheinlich war es denn schon, dass er nichts davon wusste? Und war es nicht Brad selbst gewesen, der sie zu einem Zweierteam gemacht hatte? Ihn und Ken? Und war es nicht auch Brad gewesen, der ausdrücklich gesagt hatte, dass er und Ken zu Hause bleiben sollten?
 

Nein, stellte Nagi fest. Sein Adoptivvater hatte es von Anfang an gewusst und so, in seinen Augen, mehr oder weniger, eine Zustimmung erteilt, Nagi gesagt, dass er tun konnte, was er wollte...
 

Also ließ er sich fallen, lehnte sich nach einer kurzen Zeit gegen Ken, öffnete sogar seinen Mund ein wenig, als er die Zunge fühlte, die seine Zahnreihen entlang strich. Es war, als habe man ihm einen elektrischen Schlag versetzt, als die Zunge des Älteren die Seine das erste Mal berührte.
 

Nach einer scheinbaren Ewigkeit, in der er immer noch nicht KO geschlagen worden war, sah Ken auf, blickte in Nagis Gesicht, dass er noch nie zuvor so gelöst gesehen hatte. Fast sah er wirklich wieder aus, wie der Jugendliche, der er war.
 

„Nagi, ich fürchte, ich liebe dich", murmelte Ken schließlich ergeben, zog den Kleineren fest in seine Arme.
 

Nagi lehnte sich glücklich in die Arme des Älteren, kuschelte sich an dessen Brust: „Gut so", nuschelte er noch, bevor ihm die Augen zufielen. Die ganze Rennerei war einfach zu anstrengend gewesen...

Gespräche

Mit gerunzelter Stirn beobachtete Schuldig den Jüngeren auf dem Sitz neben sich. Auf dem zum Gang verstand sich. Er brauchte keine Gedanken lesen zu können, um zu wissen, dass der diese Tatsache gerade übelst beschimpfte.
 

Außerdem begann Schuldig, sich langsam Sorgen zu machen. Der Jüngere tat gerade etwas sehr Dummes: er tat so, als würde er schlafen. Mit geschlossenen Augen lag er in dem halb zurückgestellten Sitz. Das Dumme war nur, dass er tatsächlich immer wieder mal wegzuknacken schien, aber jedes Mal leicht zusammenzuckte, wenn er aufwachte. Alpträume.
 

Etwas, dass der Rotschopf früher schon immer mal wieder gehabt hatte, teilweise sehr heftig, meist nach Missionen. Im Gegensatz zu ihm selbst hatte Ran sich noch lange nicht an das Töten gewöhnt und jedes Mal starb auch er ein wenig.
 

Früher hätte Schuldig einfach in dessen Geist gefasst und die schlechten Dinge ausgeblendet, so dass der Jüngere in Ruhe schlafen konnte. Aus purer Gewohnheit hatte er genau das vor einigen Minuten wider getan – und war gegen die Barriere gestoßen, die Ran um sich aufgebaut hatte.
 

Aber das war nicht das Einzige, was Schuldig an diesem beunruhigte: Er hatte gerade etwas anderes herausgefunden – dass der Jüngere sich geschminkt hatte. Nun, das nicht, aber dass er Make-up trug. Das tat Ran nie! Doch, einmal hatte er es getan, als er ihn hatte täuschen wollen, weil er nach mehreren Nächten mit Alpträumen ziemlich bleich gewesen war.
 

Und diesmal konnte nicht einmal das die unnatürliche Blässe verbergen, die dieser aufwies.
 

Aber als ob das noch nicht genug war, hatte Schuldig auch noch feststellen müssen, dass Ran abgenommen haben musste. So kam es ihm vor und er irrte sich da sehr, sehr selten. Und außerdem schien die rechte Hand immer mal wieder zu zucken, auch wenn der Rotschopf alles tat, um das zu verbergen.
 

Was war mit dem Jüngeren los? War er krank und sagte nur deswegen kein Wort, weil er sauer war? Vollkommen zu Unrecht, nebenbei bemerkt?
 

Nein, beschloss Schuldig, so konnte es nicht weitergehen. Er würde mit Ran reden müssen, ob er wollte oder nicht. Er konnte nicht noch, zu einem Auftrag, Babysitter für einen Kranken spielen. Er konnte und er wollte nicht. Nein, redete er sich selbst ein, während er den Jüngeren beunruhigt beobachtete, das war reine Notwendigkeit.
 

Am Liebsten hätte er zumindest einmal Rans Stirn gefühlt, doch er wusste, eine falsche Bewegung und er hätte, wenn er Pech hatte, irgendein Messer, dass der Jüngere mit Sicherheit irgendwo versteckte, dort, wo es richtig weh tun würde...
 


 

Wortlos und allein saß Ran in der nur schwach beleuchteten Ecke des Schweizer Nobelhotels, in das der Auftrag sie diesmal geführt hatte, ein Glas voll irgendwas in der Hand, dass irgendwer ihm aufgedrängt hatte. Er hatte nicht einen Schluck davon getrunken, ihm wurde allein von dem Geruch des Alkohols übel, bedachte man, dass er mal wieder nichts gegessen hatte, wäre es ohnehin eine dumme Idee, das Zeug zu trinken.
 

Aber so hatte er wenigstens das Glas, mit dem er spielen konnte, während er die Frau beobachtete, die inoffiziell offiziell hier als Edelprostituierte für die Gäste arbeitete und die auch von diesem Everett gebucht worden war. Nach Schuldigs Aussage, was stimmen konnte, oder eben nicht. Er war nicht in der Lage zu arbeiten, hatte er festgestellt. Sie waren bereits am späten Vormittag in der Schweiz gelandet und das Erste war gewesen, dass Ran hatte feststellen müssen, dass es Winter war. Was er vergessen hatte und unter normalen Umständen einfach nicht geschehen wäre.
 

Seit ihrer Ankunft, bis vor nicht ganz zehn Minuten hatte Ran sich dann in seinem Zimmer verschanzt, wobei er sich nicht hatte überwinden können, aufzustehen. So lange, bis Schuldig, erstaunlicherweise und mit einem seltsamen Gesichtsausdruck, bei ihm geklopft hatte, um ihn an den Empfang zu erinnern.
 

Wo war der überhaupt? Alles in ihm schrie danach, sich nach dem Deutschen umzusehen, doch gleichzeitig wollte er sich das selbst nicht gestatten. Das durfte er nicht... Keine Schwäche zeigen und schon gleich dreimal nicht so! Er... er war nicht auf dem Telepathen angewiesen, hatte auch ohne diesen leben können – mit weit weniger Ärger, nebenbei bemerkt.
 

Schuldig war für ihn gestorben, das musste er endlich begreifen, so weh es auch tat. Der Andere hatte sich nun einmal entschieden – nicht für ihn. Wie hätte er das auch erwarten können! Ein Leben mit ihm hätte ein ewiges Versteckspiel bedeutet! Vor Weiß, vor Schwarz, vor der Öffentlichkeit. Immer die Gefahr entdeckt und eliminiert zu werden. Im Grunde war es doch das Beste so, versuchte sein Verstand seinem Herzen klar zu machen. Wer konnte es dem Deutschen da schon verdenken, dass er sich gegen ihn entschieden hatte?
 

Im Grunde hätte er sich ja auch nie auf diese Beziehung einlassen dürfen...
 

Erneut ließ Ran seinen Kopf hängen, es war ihm, als wäre dieser zu schwer, um ihn aufrecht zu halten. Doch dann riss er sich zusammen. Er war hier schließlich nicht zum Spaß! Er konnte es sich nicht leisten, Schwäche zu zeigen, schon gar nicht, wenn die Gefahr bestand, dass Schuldig ihn sehen könnte!
 

Nur der Auftrag hatte zu zählen!
 

Was??

Sah er da gerade richtig?
 

Verdammt! Er hatte doch nur eine Sekunde nicht hingekuckt! Doch das Bild änderte sich nicht. Da stand Schuldig vor dieser Prostituierten und flirtete mit ihr, in der einen Hand ein Glas mit Champagner, die Andere lässig an die Wand gestützt! Gerade, dass er die Frau nicht wirklich so auszog, wie seine Blicke es taten!
 

Er kochte, um es simpel auszudrücken.
 

Ran kochte.
 

Nein, sagte er zu sich selbst. Schuldig ist nicht dein Eigentum.
 

Doch er ertrug es einfach nicht. Nicht das, nicht im Moment. Nicht in seinem Zustand.
 

Hastig erhob er sich, bekämpfte den Schwindel und die Übelkeit und rannte, unter den romantisch angebrachten Mistelzweigen hindurch, die er verzweifelt zu ignorieren versuchte, durch die geöffnete Terrassentür hindurch, ins Freie. Nicht auf die Kälte achtend, oder darauf, dass er nur eine leichte Hose und ein leichtes Seidenhemd trug.
 

Nur weg, raus von dort.
 

Nur nicht sehen müssen, was da drin abging. Dann war es leichter.
 

Draußen war es vollkommen still und, etwas abseits des romantisch beleuchteten Weges, dunkel. Die eisige, fast stillstehende Luft zog an Ran vorbei. Lenkte ihn von der Kälte in seinem Inneren ab. Wenigstens etwas. Schneeflocken tänzelten um ihn herum, wie Kirschblüten, wenn ein Windstoß aufkam.
 

Er legte seinen Kopf in den Nacken, starrte in den bewölkten Himmel, merkte die Gänsehaut nicht, die Kälte, die seine ohnehin schon kühlen Hände noch kälter werden ließ.
 

Irritiert sah der Rotschopf sich um, erkannte, dass es wohl schon lange recht heftig schneien musste, denn der gesamte Boden war mit einer makellosen, leuchtend weißen Decke überzogen. Als wolle sie verhüllen was sich darunter verbarg. Es für immer verschwinden lassen.
 

Ach, wenn das doch nur auch einmal bei ihm gelingen würde! Wenn er seine Gefühle unter so einer Decke begraben könnte! Ein für alle Mal! Um sie nie, nie wieder finden und mit ihnen umgehen zu müssen! Er müsste nie, nie wieder leiden. Hätte seine Ruhe, könnte reibungslos funktionieren, statt sich wie ein Krüppel durch den jeweiligen Tag zu schleppen, immer darauf bedacht, ja niemanden merken zu lassen, wie dreckig es ihm wirklich ging!
 

Es wäre alles so viel einfacher...
 


 


 

Ha! Volltreffer! Das war fast zu einfach gewesen, stellte Schuldig fest, als er der Frau den Rücken zuwandte. Er hätte diese Nutte auch keinen Moment länger ertragen, die ihn darin abzuschätzen versuchte, wie viel Geld ihm zur Verfügung stand! Mehr als die nötige Information wollte er gar nicht von ihr.
 

Aber er beschloss, Ran noch eine Weile zappeln zu lassen. Sollte er doch selbst drauf kommen, er hatte es auch ohne seine Kräfte geschafft. In der Zeit, die er Jüngere brauchen würde, konnte er ja dann Ski fahren! Hatte er ohnehin schon lange nicht mehr gemacht.
 

Apropos, verschanzte der Jüngere sich immer noch da hinten im Schatten und versuchte, nicht so kaputt auszusehen, wie er war? Sein Blick glitt dorthin, wo er den Jüngeren wusste. Nein, da war er nicht mehr. Also begann er, den Rest des gut gefüllten Raumes abzusuchen, doch der Jüngere blieb verschwunden.
 

Hmmm, war er mal wieder in sein Zimmer verschwunden? Auch gut. Wenn, dann konnte er endlich mit ihm reden.
 

Gerade, als er am Absatz der Treppe stand, sah er dann aber etwas anderes: Die weit offene Terrassentür. Nein, oder? So neunmaldämlich konnte Ran doch gar nicht sein! Er würde doch nicht... da draußen...! In dem Aufzug, indem er hier gesessen hatte? Mit dieser lächerlich dünnen Hose und dem Hemdchen, dass vielleicht für Melbourne das Richtige gewesen wäre??
 

Beunruhigt, sich wieder einmal einredend, dass er das alles nur tat, da es für ihn zweckdienlich wäre, kam er zurück, trat zu der Tür – und erstarrte. Das... das konnte es doch wohl nicht geben!
 

Dieser... dieser... dieser Trottel!
 

Da stand er, kaum zu sehen, abseits des Weges, mitten in dem Schneefall, der vor gut zwei Stunden eingesetzt hatte! Draußen! In der Kälte, ohne Jacke! Mitten im europäischen Winter in den Bergen!!
 

Wütend lief Schuldig ihm hinterher, wobei er sich das Jackett vom Leibe zerrte, trat auf den Jüngeren zu, der ihn noch nicht mal bemerkte, obwohl er sich wahrlich keine Mühe machte, leise zu sein und der alte unter dem frischen Schnee gut zu hören knirschte!!
 


 

Auf einmal legte sich etwas über seine Schultern. Erschrocken fuhr Ran herum, sich selbst für seinen Leichtsinn beutelnd – und sah direkt in ein paar wütend funkelnder Smaragde: „Sag mal, aber sonst geht es dir schon noch danke, oder wie! Wie kann man nur so neunmaldämlich sein! Mitten im europäischen Winter, mitten im Schnee zu stehen, ohne auch nur irgendwas mit langen Ärmeln, das dicker ist, als dieser lächerliche Fetzen!"
 

Schuldig starrte den Jüngeren an, seine Wut über dessen Starrsinn hatte einen nie gekannten Höhepunkt erreicht. Dachte der Gutste vielleicht ernsthaft, so auch nur irgendwem noch eine Hilfe zu sein? Er sah aus, als könne der nächste, noch so leichte Windstoß, ihn von den Beinen fegen!
 

Bleich, dass er dem Schnee ernstliche Konkurrenz machte und so knochendürr wie noch nie! Er schien diesmal sogar vergessen zu haben, sich zu schminken, was ihm in dem Licht eben noch nicht mal aufgefallen war!
 

Der hatte doch seit seiner Abreise nix mehr gegessen! Gerade jetzt, in der angehenden Dunkelheit, fiel es besonders auf, dass der Jüngere noch dürrer war! Und das, wo er schon vorher nie auch nur ein halbes Pfund mehr am Leibe gehabt hatte, als nötig! Zumindest würde das Einiges erklären und wenn er so darüber nachdachte – er hatte nicht gesehen, dass Ran etwas angefasst hätte. Die Sachen im Flugzeug hatte er, so wie sie waren, zurückgehen lassen!
 

„Du hast doch wirklich den Arsch offen! Mach, dass du wieder rein kommst! Aber pronto!"
 

„Lass... mich doch... bitte einfach... in Ruhe", flüsterte Ran, nicht in der Lage, auf irgendeinen Streit einzugehen. Er fühlte sich viel zu... zerschlagen. Wollte nur noch seine Ruhe. Nichts mehr hören und nichts mehr sehen müssen.
 

Es kostete ihn schon den Rest seiner Kräfte, die Schilde aufrecht zu erhalten. Schuldig musste wahrlich nicht wissen, wie es ihm wirklich ging. Auf irgendwelche dummen Kommentare in der Richtung konnte er verzichten. Es reichte schon das, was der so sehen konnte. Er konnte doch so schon kaum noch an sich halten! Wie gern würde er sich einfach an den Anderen ranschmeißen! Er wünschte sich nichts mehr, als dass die Arme des Älteren sich wieder um ihn schlossen...
 

Aber nein... er wollte ums Verrecken kein Mitleid oder eine Mitleidsbeziehung! Nicht, dass Schuldig auf so etwas eingegangen wäre, dafür war er einfach nicht der Typ.
 

Aber der hatte sich wohl mehr als eindeutig für das andere Ufer entschieden...
 

Schuldig war entsetzt. Jetzt wäre einer dieser Kommentare wie ‚Was ich mache geht niemanden etwas an', fällig gewesen! Stattdessen... kam DAS???
 

Himmelherrgott noch mal!
 

Wortlos packte er den Jüngeren am Handgelenk und zerrte ihn, vollkommen widerstandslos – und wenn da doch einer war, war er nicht erwähnenswert – hinter sich her, zurück in den Partyraum, an den seltsam dreinsehenden Gästen vorbei, in den Aufzug, wo er Ran erst einmal losließ und mit zu Schlitzen zusammengezogenen Augen musterte.
 

Ringe. Der Junge schien, neben seinem offensichtlichen Ernährungsproblem, auch noch seit Ewigkeiten nicht mehr geschlafen zu haben, wo er doch fast nur auf seinem Zimmer rumhockte und ER die gesamte Arbeit bisher getan hatte!
 

Als der Aufzug hielt, packte er Ran erneut, bevor dieser ausweichen hätte können, oder gar protestieren und schleppte ihn zu seinem eigenen Zimmer. Er hatte keine Lust, erst noch nach den Schlüsseln des Japaners suchen zu müssen.

Erst, als er Ran in sein Zimmer geschubst und die Tür sicherheitshalber mehrfach verriegelt hatte, hielt Schuldig inne, starrte auf das bleiche, zuckende Gesicht. Er konnte den Kampf, den der Jüngere ausfocht, fast schon mit Händen fassen.
 

„So, du Starrkopf. Diesmal wirst du nicht abhauen, sondern mir zur Abwechslung mal zuhören!", knurrte Schuldig, bevor er Ran auf sein breites Bett schubste und dann dessen Kopf zwischen seine Hände nahm. Er griff nur selten und ungern zu so rabiaten Methoden, aber der Andere ließ ihm ja keine Wahl mehr! Der war dabei, sich an irgend etwas kaputt zu machen! Und das würde Schuldig nicht zulassen! Nie, niemals!! Wenn er wetten müsste, hatte es auch noch was, mit dieser leidigen Angelegenheit zu tun...
 

„So, damit dieses dumme Missverständnis ein für alle Mal aus der Welt geschafft wird! Das ist damals im Park passiert! Sieh selbst!"
 

Ohne, dass Ran sich hätte wehren können, wurde er von einer Bilderflut überrannt, seine Barrieren fast weggeschwemmt. Schuldig, der da stand, immer wieder erwartungsvoll auf seine Uhr starrte, eine Frau, die ihn beobachtete, ansprach – und ohne ein weiteres Wort der Erklärung niederknutschte.
 

Der Deutsche, der ihr eine schallerte, dass sie die Abdrücke auch sicher noch jetzt bewundern würde können, Schuldig, der versuchte, seine immer kleiner werdende Gestalt einzuholen...
 

Ein Missverständnis!
 

Er hatte Schuldig Unrecht getan? War das alles diesmal WIRKLICH nur ein dummes

Missverständnis gewesen?

All das... alles... sollte nur ein Irrtum gewesen sein?
 

All diese Zeit, all diese Qual? Das Gefühl, einfach nur sterben zu wollen? Nur noch unsichtbar sein zu wollen, nicht mehr zu existieren? All das wegen eines

Missverständnisses?!?? Aus fast unnatürlich groß wirkenden Augen sah Ran den Älteren an, spürte, wie dessen Fühler begannen, seine Schilde schlichtweg einzurennen. Nicht, dass er damit noch viel Arbeit hatte...
 

Aber es spielte ohnehin keine Rolle mehr.
 

Spätestens jetzt wollte der Deutsche ohnehin nichts mehr von ihm wissen, so schwach, wie er war.. so... unberechenbar und... schlicht dumm. Wer wollte schon etwas mit jemandem, wie ihm zu tun haben??! Ran merkte, wie er immer mehr in sich zusammensackte, sich zurückzog...
 

Schuldig war überrumpelt, als er es endlich geschafft hatte, die inzwischen ohnehin stark schwankenden Schilde endgültig nieder zu reißen.
 

Verzweiflung.
 

Das war es, was ihm zuallererst in riesigen Wogen entgegenschlug.
 

Pure Verzweiflung.
 

Und darunter Schmerzen. Seelische Schmerzen, die so heftig waren, dass der Telepath sich fast zurückgezogen hätte. Die ihn angriffen, die Ran zu zerfressen schienen, in immer schneller werdenden Tempo.
 

Außerdem fand er noch eine Bestätigung, die ihn fast dazu gebracht hätte, den Jüngeren noch nachträglich zu ohrfeigen. Ran hatte schon seit fast zwei Wochen nicht mehr richtig gegessen und in den letzten Tagen schließlich so gut wie gar nichts mehr und ein Butterkeks zählte da nicht wirklich, befand der Deutsche verärgert.
 

Aber das Schlimmste war etwas anderes, was er schon einige Male zuvor, vor dieser Geschichte, zu spüren gemeint hatte, was er aber weder ernst genommen hatte, noch sonst etwas. Denn das hätte für ihn bedeutet, sich endlich mit dem auseinander zu setzen, was nun wirklich zwischen ihnen lief...
 

Es war Liebe.
 

Einfach nur reine Liebe und vollkommen auf ihn, auf Schuldig gerichtet. Ein Gefühl, dass ihm fast schon Angst einjagte, aber gleichzeitig so herrlich warm war, dass er sich nicht davon lösen konnte
 

Und da, zum aller ersten Mal gestand er es sich selbst ein.
 

Nein, es war nie einfach nur körperliche Anziehung gewesen, nie nur Sex oder der Kick mit einem Feind im Bett zu sein und ihn am nächsten Tag vielleicht schon zu töten. Es war mehr, es war viel, viel mehr.
 

Auch bei ihm.
 

Er... er... er liebte diesen sturen Esel vor sich!
 

Scheiße!
 

Das war sein erster Gedanken.
 

Scheiße! Das änderte alles, verdammt! Das... das brachte nichts als Probleme mit sich! Denn wie lange würde er das noch vor Crawford geheim halten können – oder auch nur wollen? Nein, er wusste, er würde nie wieder auch nur eine Waffe auf den Rotschopf richten können.
 

Es war zu spät...
 

Sanft hob er dessen Kinn an, sah in die irgendwie trüb wirkenden, amethystfarbenen Augen, die ihn nicht fixierten, sondern einen Punkt hinter ihn anzustarren schienen. Ran schien sich in sich selbst verkrochen zu haben, weit entfernt von den seelischen Schmerzen, die er in der letzten Zeit gehabt haben musste, die erklärten, warum der Junge nicht geschlafen hatte.
 

Nach einer halben Ewigkeit hatte sich immer noch nichts getan.
 

Seufzend strich Schuldig über die seidige Haut. Na gut, dann musste er es eben anders versuchen. Vielleicht half ja der Dornröschen-Trick. Vorsichtig, als habe er Bedenken, den Jüngeren zerbrechen zu können – gut, dementsprechend sah er ja schließlich auch aus!! – legte er seine Lippen auf die des Jüngeren.
 

Wie zur Antwort pressten sich auf einmal ein Paar Lippen auf die Seinen, nahmen sie in Beschlag, während eine Hand sanft, zärtlich seine Seite entlangglitt.
 

‚Du Dummkopf!', schimpfte Schuldig selbst jetzt weiter, doch dabei musst er sogar in den Kuss hinein lächeln. ‚Ganz allein mein dummes Kätzchen,' ergänzte er, bevor er von dem Jüngeren ablassen musste.
 

Er setzte sich neben Ran, zog ihn in seine Arme, ließ zu, dass dessen Finger, die nebenbei bemerkt, wirklich schaurig knochig geworden waren, sich in sein Hemd verkrallten, als habe der Rotschopf schon wieder Angst verlassen zu werden.
 

„Mein kleiner Dummkopf", wiederholte er seine Worte laut, während er den von Schluchzern geschüttelten Körper festhielt und von Zeit zu Zeit die Tränen wegwischte. Er wusste, er konnte nicht viel machen, nur warten, bis der Andere sich langsam wieder beruhigte. Er konnte schon froh sein, dass er keine Gewalt hatte anwenden müssen, um den Jüngeren aus sich selbst herauszuzwingen.
 

„Süßer, kleiner Dummkopf", redete Schuldig weiter auf das Häufchen Elend in seinen Armen ein. „Was meinst du wohl? Wäre ich dir überhaupt so lang treu geblieben, wenn ich dich nicht auch... lieben ... würde?" Es war seltsam, diese Worte auszusprechen, stellte er dabei erstaunt fest. Und es tat... es tat richtig gut! Fühlte sich richtig an.
 

Wie zur Antwort folgte ein besonders lauter Schluchzer.
 

„Ganz ruhig, ich bin da und ich werd auch so schnell nicht mehr verschwinden. Irgendwer muss ja ein Auge auf dich haben. Wie auch immer du mich davon überzeugt hast, dass ich das bin", murmelte Schuldig, immer noch ungläubig über das, was er gerade dachte und sagte. „Aber eines verspreche ich dir! Und wenn du dich noch so sehr stur stellst! Ab heute wirst du wieder normal essen und wenn ich es dir mit Gewalt eintrichtern muss! Du bist ja nur noch Haut und Knochen, du nervöses Wrack! Du Irrer! Wie, bitteschön, kann man zu essen aufhören!"
 

Schuldig merkte, wie der schraubstockartige Griff um den Stoff seines Hemdes endlich wieder locker wurde. Versonnen lächelnd strich er über die tiefroten Haare, kraulte die Kopfhaut, wie er wusste, dass Ran es schon früher immer geliebt hatte. Wie ein richtiges Katerchen eben. Sein Katerchen!
 

„Ich lass dich nicht mehr allein, du Starrkopf. Dafür hast du nachhaltig gesorgt..."
 

Als Schuldig schließlich mal an sich herabsah, musste er lächeln. Er war sich sicher, hätte in dem Moment irgendwer ein Foto geschossen, er hätte das dämlichste Grinsen aller Zeiten darauf eingefangen. Eben eine Art Foto, die einen bis ans Lebensende verfolgen würde und bei jeder unpassenden Gelegenheit herumgezeigt wurde.
 

Aber Ran war in seinen Armen einfach eingeschlafen. So, wie früher. Ohne Angst vor ihm, wieder voller Vertrauen...
 

Wohl vor lauter Erschöpfung.
 

Gott, sah der Junge süß aus!
 

Ja, er wusste, warum er dem Japaner vollkommen verfallen war! Wie sehr hatte er es immer geliebt, ihm zuzusehen, wenn er eingeschlafen war und das Gesicht sich endlich mal entspannte, gezeigt hatte, wie jung Ran eigentlich war.
 

Vorsichtig löste er den schlaffen Körper von seinem Schoß und bettete ihn auf die Kissen, deckte ihn zu, strich die eine, etwas längere Strähne aus dem Gesicht, die immer wieder über die Stirn rutschte.
 

Etwas irritiert stellte er dabei fest, dass der längliche, goldene Ohrring fehlte. Stattdessen war da eine frische Wunde. Na gut, er wollte Ran nicht wecken, indem er jetzt in seinen Gedanken stöberte, da dieser so was immer merkte, aber die Antwort auf die Frage würde er sich am nächsten Tag auch noch holen!
 

„Dummerchen", murmelte Schuldig lächelnd, während er beobachtete, wie das Schluchzen im Schlaf allmählich nachließ. „Du hast ganz umsonst so gelitten. Wenn du halt nur mal über deinen Schatten gesprungen wärst und zugehört hättest... Jetzt hab ich die Arbeit, dich wieder aufpäppeln zu müssen..."
 

If

If I was a river

You would be my ocean

Every stream would lead me to your arms

And if

If I was a river

I'd flow to you forever

Love would run forever in this heart of mine

If I, if I

If I was a river

Liebe

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Glück

„..äh... Nagi?"
 

Verwirrt sah der Jüngere auf, blickte in Omis Augen, der ihn seltsam musterte. „Nada?"
 

„Hast... hast du da Knutschflecken am Hals?"
 

„Ähhh..." Stille. Der Telekinet wusste, dass er feuerrot war, blickte sehnsüchtig zur Treppe, hoffte, dass Ken, der noch etwas hatte holen wollen, schleunigst da sein würde, während seine Hand den Hals entlang fuhr. Oh, oh...
 

Doch in dem Moment hörte er auch schon die Schritte auf der Treppe, sah Ken, der schnell den Raum durchquerte, sich auf den Stuhl neben ihn setzte, ihn anlächelte und unter dem Tisch nach seiner Hand griff. Er hatte noch ein anderes Shirt geholt, nachdem sie zusammen geduscht hatten.
 

„Äh... Nagi?"
 

Erneut wandte der Jüngste sich Omi zu.
 

„Die... Flecke?"
 

Nun war es an Ken, seltsam zu kucken, doch er schaltete schnell. Er war nicht so

neunmaldämlich, wie Yohji immer dachte. Außerdem fiel ihm auf, dass außer Brad-ich-weiß-es-ohnehin-schon-seit-Ewigkeiten, alle auf den Hals seines Geliebten starrten. „Oh", grinste er nun amüsiert. „Sieht so aus, als müsste ich dir einen Rolli spendieren", fuhr er fort, bevor er Nagi zu sich zog und ihn flüchtig küsste.
 

Krach.
 

Das war Omi, den es vom Hocker geholt hatte.
 

„Wa...wa....wa...wa..?"
 

„Die beiden sind zusammen, ich habe sie eben aus dem Bett gescheucht und da nun alles klar ist, könnten wir uns vielleicht wichtigeren Dingen widmen?"
 

„Du...?!" Dann lachte Yohji. „Okay, eure Sache. Jetzt weiß ich wenigstens, was heute Morgen so laut war. Na, Chibi, hat sich ja so angehört, als habe Kenken wirklich was auf dem Kasten. Stimmt wohl doch der Spruch: Dumm bumst besser."
 

Rums.
 

Nun war es Yohji, der die Gesetze der Schwerkraft zu Spüren bekam, allerdings bei ihm, weil das Holz aus einem schier unerfindbaren Grund auf einmal auseinander barst. Lautstark. Sich im Zimmer verteilte.
 

Brad, der das hatte kommen sehen, hatte alle Mühe sich ein Grinsen zu verkneifen. Er war mehr als froh über den Zustand, den sie hier hatten. Denn wäre nicht das hier, dann hätte das Schicksal im Laufe der nächsten paar Tage eine grausame Wende genommen. Gerade für seinen kleinen Schützling, der nun, wenn auch wütend, glücklicher war, als in seinem gesamten, bisherigen Leben.
 

Besser glücklich als tot.
 

„Sag so was nie, nie wieder!", knurrte Nagi.
 

„Sch...", beruhigte Ken den Jüngeren, zog ihn auf seinen Schoß. „Yohji meint es nicht so, er hat nur immer einen dummen Spruch drauf, so ist er eben. Denk dir nix dabei."
 

Mit einem vernehmbaren, weiteren Grummeln ließ Nagi das Stuhlbein, das bis eben vor dem Hals des Playboys geschwebt hatte, wieder runter und lehnte sich an den Fußballer...
 


 

Es war ein herrlicher Abend. Der Mond stand als klare Sichel am Himmel, Sterne leuchteten in ihrem sanften Licht, das von der Schneedecke widergespiegelt wurde, der Nacht den Anschein der Dunkelheit, die herrschen sollte, nahm.
 

Nur von Zeit zu Zeit fuhr ein leichter Windstoß durch die Tannen und Fichten, die auf der Kuppel der Anhöhe standen, befreite die Bäume von einem Teil ihrer weißen Last, die dann immer einen Augenblick in der Luft zu verharren schien, bevor sie in einem mystisch wirkenden Tanz zu Boden glitt, beleuchtet vom Licht des Mondes. Es wirkte, als würde sich Goldstaub auf die schwere Schneedecke legen, die den Boden versteckte.
 

Sanft hauchte Schuldig einen weiteren Kuss auf Rans Nacken, da, wo die Jacke den ein wenig frei ließ, zog den Jüngeren, obwohl das kaum möglich war, noch etwas näher an sich.

Seltsam. Es war alles wieder beim Alten und doch auf einmal so vollkommen anders, seit er sich selbst eingestanden hatte, was der Rotschopf, der sich mit einem leisen Seufzen weiter an ihn kuschelte, ihm bedeutete.
 

Sie waren gerade, da Schuldig mal wieder gemeint hatte, versuchen zu müssen, sein Katerchen ein wenig mehr zu sozialisieren, aus einer kleinen Bar gekommen, in die er sogar widerspruchslos mitgegangen war. Zwar hatte er nicht viel gesagt und noch weniger getrunken, aber er war nicht, wie früher nach einer halben Stunde wieder verschwunden. Sie waren sogar fast dreie geblieben, bevor der Deutsche beschlossen hatte, dass der Jüngere für einen Tag genug hatte und ins Bettchen gehörte. Immerhin war der ja noch nicht wirklich wieder ganz auf den Beinen!
 

Auf dem Rückweg ins Hotel allerdings war Ran einfach stehen geblieben und hatte begonnen, mit seltsam verklärten Augen die Umgebung zu mustern. Erst hatte Schuldig sich Sorgen gemacht, war in dessen Gedanken eingedrungen, aber da war nur Liebe gewesen. Liebe für ihn und der Wunsch, etwas mit ihm allein zu sein, bevor sie zurück ins Hotel gingen, hier draußen, in der traumhaft verschneiten Winterlandschaft, die sich vor ihnen ausgebreitet hatte, als habe man sie beide in ein altes Gemälde geschlossen.
 

Die einzigen Spuren in der Schneedecke waren ihre Eigenen.
 

If I was the sun

I would shine my light

To light your world

If I was the rain

I would wash your tears away

I'd keep your world right

Be your light in the night

If I was the sky

I would rain down love into your life
 

"Wir sollten langsam rein", merkte Schuldig irgendwann an.
 

„Warum?", fragte der Rotschopf überrascht zurück, sah hinter sich in die strahlenden

Smaragde, von denen er kaum glauben konnte, mit welcher Sanftheit sie sich plötzlich auf ihn richteten. So war es noch nie gewesen!
 

„Weil es kalt ist, baka", lächelte der Deutsch nur, löste sich, wenn auch nur ungern von dem Jüngeren, griff nach der behandschuhten Hand des Anderen und lief langsam los, beobachtete dabei den Mann an seiner Seite, den er fast verloren hätte, weil sie sich beide angestellt hatten wie die letzten Idioten.
 

Es wäre alles so perfekt, stellte Schuldig fest, wenn da nicht noch dieser blöde Auftrag wäre.

Er hatte kurz, während Ran auf dem Klo verschwunden war, telefoniert und zwei Plätze in einer Maschine gebucht. Aber da die erst in der nächsten Nacht abheben würde, sah er keinen Grund darin, die Stimmung jetzt schon dadurch zu zerstören, dass er von Arbeit zu sprechen begann. Dafür war der Rotschopf noch lang wieder nicht auf dem Damm. Zwar hatte sich das Zittern gelegt, aber das reichte Schuldig nicht.
 

Er wollte den Jüngeren beschützen, koste es, was es wolle, vor allem, was diesem Schmerzen zufügte, ob nun physische oder psychische. Und er wusste, wie schwer Ran sich mit dem Töten tat. Was sich besser auch gar nicht ändern sollte. Ran war nicht, wie er. Würde es ihm irgendwann gleichgültig werden, würde Ran sich selbst verlieren.
 

If I was the wind

I would carry you

Above the clouds

And if I was the earth

I would be your solid ground

If I could I'd be

All you ever would need

I would be your world

You're the only world there is for me…
 

Und das würde Schuldig nie, niemals zulassen! Automatisch fasste er die schlanke Hand des Rotschopfes fester, zog diesen näher an sich.
 

„Was hast du?", fragte Ran überrascht. „Seit wann denn so kuschelig?" Er konnte sich noch nur zu gut an den Beginn ihrer Affäre erinnern, als sie sich nur getroffen hatte, um eine schnelle Nummer in einem Lovehotel zu schieben, nach der der Deutsche immer gleich verschwunden war, ihn zurückgelassen hatte mit all seinen Gewissensbissen und auch später, als er nicht gleich verschwunden war, war er trotzdem nie lange geblieben und hatte selten auch außerhalb eines Bettes körperlichen Kontakt gesucht.
 

Fast so, als habe Schuldig Angst davor gehabt, dass tatsächlich mehr da sein könnte, als nur eine Affäre. Dass es ernster werden könnte.
 

„So war es ja auch", meldete der Ältere sich sanft zu Wort, während er kurz anhielt, Ran in seine Arme schloss. „Ich hatte schließlich mehr als einen Grund, dich nicht zu weit an mich ran zu lassen. Ich wollt keine Liebe, keine Verantwortung."
 

„Warum jetzt?", rutschte Ran die Frage aus, die ihm schon seit diesem herrlichen Morgen im Kopf herumschwirrte, die er sich immer und immer wieder stellte. Er wurde aus dem Älteren, so sehr er ihn liebte, in der Beziehung einfach nicht schlau!
 

„Weil du mir keine andere Wahl gelassen hast, als mich meinen Gefühlen zu stellen, Kitten. Darum. Mir ist alles andere egal. Wie Crawford reagieren wird, oder dein Kritiker. Nichts und Niemand wird mich mehr von dir fern halten können."
 

„Das hoffe ich" gab der Japaner zurück, lehnte sich an Schuldig, genoss den kurzen Kuss des Deutschen. Er wusste, er würde ohne den nicht mehr leben können. Nie wieder. Nicht mehr.

Ihm war egal, wie seine Leute reagieren würden. Zwar würde er nie gegen sie kämpfen, aber er würde sein Team durchaus verlassen, wenn es erforderlich sein sollte.
 

Schuldig lächelte nur, strich die Strähne aus dem Gesicht des Jüngeren, blickte mit sich kurz verdunkelnden Augen auf das langsam heilende Ohr. „Was hast du da gemacht?", fragte er schließlich.
 

„Ich...",kurz stockte Ran, seine freie Hand wanderte in seine Jackentasche, wo er den

vertrauten, ovalen Gegenstand spüren konnte. „Ich habe ihn mir rausgerissen. Den Ohrring."
 

„Warum? Ich dachte, er wäre dir so wichtig!"
 

„Er... er ist mir immer noch wichtig." Rasch zog der Rotschopf ihn hervor, legte ihn in die Hand des Deutschen. Er war froh, dass er, in einem der wenigen unbeaufsichtigten Momente, die er an dem Tag gehabt hatte, das Blut von dem Verschluss gewaschen hatte. „Nur will ich, dass du jetzt auf ihn aufpasst."
 

„Was...?", überrascht sah Schuldig seinen Geliebten an.
 

„Ich... an diesem Tag im Park, als diese... Frau dazwischen kam, da wollte ich dir endlich sagen, dass ich dich liebe und ihn dir geben. Meine Schwester hat ihn mir geschenkt und gesagt, dass ich ihn dem Menschen geben soll, der mir alles auf der Welt bedeutet, den ich von ganzem Herzen liebe. Ich..."
 

„Sch...", flüsterte Schuldig gerührt, während seine Finger sich um das kühle Metall schlossen, er den Jüngeren packte, ihn sanft, liebevoll, voller Zärtlichkeit küsste. „Ich...werde gut auf ihn achten", fügte er an.
 

Ran antwortete nicht, er lächelte nur, ließ sich nun willig von Schuldig, der es auf einmal eilig zu haben schien, ins Hotel zerren. Für ihn war endlich alles gut. So gut, wie noch nie zuvor.
 

Er hatte sein Glück tatsächlich gefunden.
 

If

If I was a river

You would be my ocean

Every stream would lead me to your arms

And if

If I was a river

I'd flow to you forever

Love would run forever in this heart of mine

If I, if I

If I was a river
 

I'd run into your arms

Into your arms

Oh yeah

I'd run to you, baby

Oh yeah
 


 


 


 

Ran konnte sich ein Grinsen einfach nicht verkneifen, als er sah, mit was für einem Gesicht der Ältere aus dem Reisebus stieg. Es war ohnehin ein Stück Knochenarbeit gewesen, den Älteren davon zu überzeugen, ihn zu begleiten und zu verheimlichen, wohin es ging. Ach, es war einfach zu schön gewesen, zu sehen, wie er die gesamte Fahrt über geschmollt hatte, ohne ihn auch nur einen Zentimeter von seiner Seite zu lassen.
 

Dabei machte er diese Tour wahrlich nur für Schuldig! Aber woher sollte der das auch wissen, wo er diesen Gedanken so sorgfältig abgeschottet hatte.
 

„Eine Fabrik", knurrte Schuldig mies gelaunt, starrte auf die Kinder, die ungeduldig an den Händen ihrer Eltern zerrten. „Und diese kleinen Idioten freuen sich auch noch drüber!"
 

„Na ja, warum denn auch nicht?"
 

„Das tut man einfach nicht! Das ist... Arbeit!!"
 

Der Jüngere aber lachte nur weiter: „Komisch, dass die alle anderer Meinung sind, findest du nicht?"
 

„Lauter Streber!", konterte der Deutsche augenblicklich, während er seinem Geliebten, ohne nach Links oder Rechts zu sehen, folgte.
 

So entging ihm das große Schild zu seiner rechten Seite, dass ihn darauf aufmerksam gemacht hätte, dass sie gerade das Gelände von "Lindt" betreten hatten.
 

„Guten Tag, meine Damen und Herrn", begrüßte der Firmenchef die Besucher in seinem typisch schweizerischen Dialekt, dem Ran nach der Zeit, die er bereits hier war, recht mühelos folgen konnte, dankbar dafür, dass seine damalige beginnende Karriere als Musiker ihn dazu gezwungen hatte, Deutsch zu lernen.
 

Er grinste, war Schuldig doch recht überrascht gewesen, als er diesem am vorherigen Tag begreiflich gemacht hatte, dass er des Deutschen durchaus mächtig war und als Kind als Sprachgenie gehandelt worden war. Unter anderem.
 

„Es freut mich, dass Sie hier so zahlreich erschienen sind. Der Rundgang wird auch sofort beginnen. Ich bitte Sie allerdings, nichts von den Bändern zu naschen, für dergleichen Gelüste wrden Sie nachher in einen extra Raum geführt. Dorthin, wo der berühmte Schokoladenbrunnen steht."
 

„Ein... Schokobrunnen?", japste Schuldig. „Was...?"
 

„Oh, vergaß ich etwa, das hier zu erwähnen?", fragte Ran mit seinem besten Unschuldsblick. „Das hier ist die berühmte Schweizer Schokoladenfabrik 'Lindt', was du sicher auch schon draußen gemerkt hättest, hättest du dir mal die Mühe gemacht, dein Köpfchen etwas zu wenden."
 

Der Effekt, den das Gesagte erzielte, ließ sich mit einem Kind Sekunden vor der Bescherung zu Weihnachten vergleichen. Es schien, als wären hinter den Smaragden noch zusätzliche Scheinwerfer angesprungen, die den Augen einen wahnsinnig intensiven Glanz verliehen.
 

„Schokolade", seufzte Schuldig glücklich. Er gab es ja zu, er liebte es, zu naschen. Und mit seinem Geliebten würde das sicher noch viel schöner werden! Er konnte sich gerade nicht gegen das Bild wehren, was sich in seine Gedanken schlich. Ran, splitterfasernackt, in einem See aus Schokolade liegend, nur darauf wartend, dass er sich... bediente...
 

„..Erde an Schu~hu!!!"
 

„Hä?"
 

„Ich bin nicht dein Abendessen, falls es dir entgangen sein sollte, also hör auf, mich

anzusehen, wie eine Hyäne", meinte Ran mit gerunzelter Stirn.
 

„Nein, du bist mein Nachtisch", stellte Schuldig richtig. Sabberte er eigentlich schon?
 

„Kindskopf", gab Ran nur trocken zurück, bevor er merkte, wie seine Hand gepackt, mit einer anderen verflochten wurde, lächelte leicht, ohne auf die Blicke einiger anderer um sie herum zu achten.
 

„Danke", platzte Schuldig schließlich heraus. „Das war eine super Idee", flüsterte er, während sie der Gruppe als Schlusslicht durch die erste Betriebshalle folgten, wo erklärt wurde, welche grobe Mischung zu Schokolade zusammengestellt wurde.
 

Die Besichtigung dauerte zwei Stunden, in denen so ziemlich jedem, der an der Führung teilnahm, das Wasser im Munde zusammen lief und mehr als nur einmal mussten Eltern ihre Kinder von Dummheiten abhalten.
 

Gut, aber das traf auf Ran genauso zu, denn Schuldig benahm sich kaum anders, wollte alles bepatschen, oder noch besser probieren, oder es am liebsten auf Rans Körper klatschen und DANN essen.
 

Tja, Schuldigs Blicke sprachen eben mal wieder Bände. Dafür musste man absolut kein Telepath sein. Aber das war ihm gleichgültig. Solange diese Blicke nur ihn trafen...
 

Doch dann war es endlich soweit.
 

„Meine Damen und Herrn, liebe Kinder. Nun sind wir, zweifelsohne, an der Hauptattraktion dieser Führung angelangt. Hinter dieser Tür befindet sich der Brunnenraum. Hier dürfen Sie so viel essen, wie Sie können.

Deswegen will ich mich gleich hier verabschieden und Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und Ihren Besuch danken. Die Ausgänge befinden sich dann an der gegenüberliegenden Wand, wo Sie auch den Souvenirshop finden werden.

Ich wünsche noch einen wunderschönen Tag."
 

Kaum wurde die Tür geöffnet, wurde zum Sturm geblasen – allen voran Schuldig und die Kinder.
 

„Kindskopf", murmelte Ran nur ergeben. Er wartete, bis alle sich vorbeigedrängt hatten, bevor auch er den Raum betrat – und stockte.
 

Da, direkt vor ihm, lief das hoteleigene Callgirl. Die Gelegenheit. Er würde sie nachher abpassen. Im Moment war die Dame ohnehin damit beschäftigt, dem Mann, der sie wohl gebucht hatte, zu den Pralinenauslagen zu begleiten.
 

Er sah sich kurz um und fand Schuldig, wie auch die Kinder tief über den Rand des

marmornen Brunnen gebeugt, wie er gerade zwei Becher mit der flüssigen, heißen

Schokolade füllte und strahlend und noch mit einer Hand voller Waffeln zurückkam.
 

„Da", rief Schuldig, drückte dem Jüngeren einen der Becher in die Hand, bevor er eine der Waffeln hineintauchte und diese dann genießerisch aß. „Köstlich."
 

Ran lächelte nur, bevor auch er sich dazu hinreißen ließ, eine dieser Waffeln in seinen Becher einzutauchen. Er mochte Schokolade – in Maßen.
 

Wahrscheinlich würde ihm aber heute schon allein bei den Massen, die Schuldig

offensichtlich vorhatte zu verdrücken, schlecht werden.
 

„Ich hol mir noch mehr!"
 

„Mach nur", seufzte Ran, während seine Augen wieder zu dem Callgirl wanderten, die sich offensichtlich aufmachte, zu verschwinden. Unauffällig folgte er ihr bis zur Ausgangstür, wo der Kerl mit ihr noch einmal stehen blieb.
 

Ran stellte sich hastig zu den Pralinen in der Nähe und nahm wahllos eine davon, an der er zu knabbern begann, obwohl sie ihm viel zu süß war. Sie schien aus purem Marzipan zu bestehen....
 

„... auch schon besseres Trinkgeld gegeben."

„So?"

„Ja! Zweihundert."

„Ist ein bisschen viel für einen einfachen Begleitservice, nicht wahr?"

„Warum? Er hat mit sogar 2000 angeboten, wenn ich für 3 Tage mit ihm nach England..:!"
 

Mehr musste Ran nicht hören. Hastig sah er sich um, machte Schuldig in der Enge aus, rief ihn ohne ein Wort.
 

„Nani? Was ist denn los?", fragte Schuldig leicht besorgt, als er aus den Massen vor ihm auftauchte. Diese Art, mit ihm zu reden, nutzte sein Gelieber eigentlich nur sehr ungern und dementsprechend selten.
 

„Das... Ziel ist in England...",mit einer Kopfbewegung deutete Ran auf die Tür, die sich gerade schloss.
 

„In London, um genau zu sein", ergänzte Schuldig. Das hatte er ja nun schon gewusst. Auch wenn es so den Eindruck machte, als habe er sich die Info gerade erst geholt. Das war wohl gerade das Gesündeste für sein Fell, befürchtete er. Denn wenn es um Arbeit ging, wurde sein Kuschelkater ja doch jedes Mal zu dem unleidlichen, krallenwetzenden Wilden.
 

„Wir müssen..."
 

Mit einer kurzen Bewegung zog Schuldig sein Handy, verschwand einen Augenblick, bevor er wieder kam. „Der Flieger geht heut Abend um zehn, also haben wir noch Zeit, den Tag zu genießen!", rief Schuldig, bevor er sich zurück ins Getümmel stürzte...
 


 

Richtiggehend erschlagen folgte Ran Schuldig in den Flieger. Zuvor hatten sie an einem der Flughafenbistros Sushi gegessen – nachdem er den Deutschen denn aus dem Brunnenraum und dem Souvenirshop hatte prügeln können.
 

Kaum zu glauben, dass ein einzelner, so schlanker Mann derart fressen konnte! Na gut, vielleicht war ihm dabei ja auch erst mal der Hunger auf Süßes vergangen. Ihm selbst auf jeden Fall – und dabei hatte er nur zugesehen!

Eine Stewardess führte sie beide zu ihren Sitzen in der ersten Klasse. Ohnehin das Einzige, was noch frei gewesen war. Erleichtert, wieder sitzen zu können, ließ Ran sich auch prompt in den bequemen Sessel fallen. Er war überrascht gewesen, dass der Deutsche für den offensichtlich ausgebuchten Flieger noch Plätze bekommen hatte.
 

In einer halben Stunde würden sie abheben, dann in vier Stunden auf dem Großflughafen London landen. Das würde eine verdammt kurze Nacht werden... wenn überhaupt...
 

Wortlos lehnte Ran sich an Schuldigs Schulter, spürte sofort die Hand, die begann, seine Kopfhaut zu kraulen. Er musste schon an sich halten, um nicht zu schnurren zu beginnen. Er merkte, wie erschöpft er war und dass sich mehrere Tage ohne Schlaf doch irgendwann rächten.
 

Es dauerte keine fünf Minuten, bevor er eingeschlafen war....
 

Schuldig beobachtete seinen Geliebten mit einem so sanften Blick, dass, hätte er ihn gesehen, er nie geglaubt hätte, dass er selbst diese Person war. Seine Hand lag noch immer auf dem Kopf des Jüngeren, strich durch die seidigen Haare.
 

Dieses Elend würde in London sein Ende zu finden haben. Er wollte den Auftrag hinter sich bringen und Ran zurück nach Japan bringen.
 

Dort wartete ein höchstwahrscheinlich äußerst unschönes Gespräch auf ihn. Aber er hatte nicht vor, sich zu entziehen. Es war sogar das Erste, was er machen würde, wenn sie sich am Flughafen trennen würden – vorläufig. Er wollte seinen kleinen Kater so schnell als möglich wieder bei sich haben, war nicht bereit, je wieder auf dessen Nähe zu verzichten. Irgendwer musste schließlich darauf achten, dass der Junge sich anständig ernährte!
 

Er wollte keine schnellen, heimlichen Treffen mehr in irgendwelchen Hotels oder kurze Nächte nach Missionen. Er wollte seinen Ran nun immer um sich haben und dabei war es ihm scheißegal, was Brad oder die anderen beiden sagen würden! Das war allein seine Privatangelegenheit!
 

Er musste ein Lösung für sie beide finden.
 

Die anderen Drei von Weiß konnte er vielleicht soweit manipulieren, dass sie ihre Beziehung tolerieren würden. Er wusste, wie viel seine Kollegen Ran bedeutete. Sie hatten ihn aufgefangen, als er auf seinem Sturz in die Tiefe war, nach dem Tod seiner Eltern und dem Komafall und später dem Tod seiner Schwester.
 

Das Problem blieben seine Leute.
 

Sowohl Nagi, als auch Brad waren viel zu stark, um sie zu manipulieren. Bei Farf war es egal. Dem musste man nur sagen, dass diese Beziehung Gott schrecklich hurtete und der Ire würde alles tun, um ihnen mehr Zeit zu zweit zu verschaffen. Nagi bekam er vielleicht mit dem Versprechen still, dafür zu sorgen, dass er Ken dahin bekam, sich mit dem Telekineten zu treffen. Aber Brad?
 

„Keine Angst", murmelte er leise, zog Ran trotzt der reichlich scheelen Blicke der

Flugbegleiterin fester in seine Arme: „Niemand wird sich zwischen uns stellen, darauf hast du mein Wort..."

Die hatten das geplant!!!

Yohji blickte fragend auf Crawford, der mit einer Zeitung im Wintergarten saß, fast vollkommen hinter dem Papier verschwand. Nur von Zeit zu Zeit sah man die Hand, die nach der Kaffeetasse griff, um sie dann wieder auf die Platte des gläsernen Tisches zu stellen. Der Amerikaner schien ihn gar nicht zur Kenntnis zu nehmen.
 

„Aya hat angerufen", stellte er einfach in den Raum.
 

„Er ist auf dem Weg nach London, um den Auftrag auszuführen, ich weiß."
 

„Wird es Komplikationen geben?"
 

„Keine, die lebensgefährlich werden könnten."
 

„Was soll das denn schon wieder heißen!"
 

Brad lachte leise hinter seiner Zeitung, faltete sie aber dann doch zusammen, als er sein Gesicht wieder im Griff hatte, legte sie neben seine Tasse und blickte auf den Störenfried: „Das soll heißen, er wird in einem Stück zurückkommen."
 

Yohji verdrehte seine Augen.
 

„Und er wird wieder ruhiger sein, wenn er da ist. Er hat sein Problem für sich gelöst."
 

„Was...?"
 

In dem Moment jagten drei Leute an dem großen Glasanbau vorbei, allen voran der brünette Fußballer, dicht gefolgt von Omi und etwas weiter dahinter ein verzweifelt keuchender Nagi, der das gerade nicht wirklich lustig zu finden schien. Aber in der Beziehung hatte Ken Recht: Die Bewegung tat dem Jungen wirklich gut.
 

Yohji grinste nur, als die Meute vorbei stürmte: „Da ist heut Nacht Versöhnungssex fällig", stellte er grinsend fest.
 

„Äußere solche Dinge lieber nicht zu laut."
 

Der Playboy zuckte mit den Schultern. „Sie wissen, wie sie's zu nehmen haben."
 

„Deine Sache."
 

„Mich graust's ja nur vor Ayas Rückkehr", stellte Yohji mit einem weiteren Blick auf sein Handy fest. Er wollt nicht derjenige sein, der die neue Situation zu erklären hatte. „Nicht zu vergessen, dass euer Schuldig ja wohl auch keine Ahnung haben dürfte, da der ja auch irgendwo auf Mission rumgurkt."
 

Erneut zog Brad nur die Augenbrauen hoch: „Wenn du meinst."
 

„Sei nur weiter so unendlich gesprächig", knurrte Yohji beleidigt, bevor er sich umwandte und ging.
 


 

Es war gerade elf Uhr Mittags, der Hydepark begann sich zu füllen. Leute, die die erste Pause hatten, Hundespazierenführer, alte Damen, die die fetten Tauben noch weiter mästeten, indem sie Brotkrumen verteilten, Kinder mit Betreuern, Jogger, einige Stände mit Würstchen oder Süßigkeiten. Ein Leben voller Geselligkeit.
 

Ran lehnte sich auf der Bank, auf der er saß, zurück, eine Zeitung aufgeschlagen vor seinem Gesicht. Schuldig selbst befand sich in der Nähe, hinter einem der breiten, alten Bäume, die einen angenehmen Schatten warfen.
 

Seit einer Woche waren sie nun schon hier, hatten ihr Opfer ausspioniert, waren ihm auf Schritt und Tritt gefolgt, hatten abgewartet. Der Kerl hatte in der Zeit immer wieder Kinder aus dem Ausland, die extra für ihn angeliefert worden waren, vergewaltigt und außerdem auch schon einen beträchtlichen Teil seines Syndikates wieder aufgebaut oder frei gekauft. Aber nun würde diese leidige Angelegenheit endlich, endlich ein Ende finden.
 

Der kranke Kerl würde sich hier nachher mit einem potentiellen neuen Mitglied treffen. Das war der Zeitpunkt, zu dem sie zuschlagen wollten – zu dem Schuldig zuschlagen wollte, um es präziser auszudrücken. Mit einem einzigen Schuss.
 

Es klang so einfach...
 

‚He! Warum sollte es das denn nicht sein?', meldete sich augenblicklich die ihm inzwischen so vertraute Stimme mit einem ungewöhnlich beruhigenden Unterton.
 

‚Es ist Mittag, der Park voll. Du brauchst ein freies Schussfeld! Wäre es nicht viel einfacher..?'
 

Schuldig hinter dem Baum richtete in aller Ruhe seine Haare. Er hatte sich schon etwas bei seinem Plan gedacht. Vor allem, dass Ran selbst nicht würde töten müssen. Das war der wichtigste, der bedeutendste Punkt an der Sache. Er wollte sein Kitten beschützen, so weit es eben nur ging. ‚Du würdest nicht mal an ihn ran kommen, Katerchen. Du weißt doch, da sind noch mindestens zwei Gorillas.'
 

‚Als ob ich die nicht...'
 

‚Wir bleiben bei unserem Plan, du hast ihm doch selbst zugestimmt!'
 

Ran schluckte schwer. Gut, das stimmte, trug aber in keiner Weise dazu bei, ihn zu beruhigen. Seine Hände krallten sich fester in das Papier, dass er krampfhaft aufrecht hielt. Er machte sich Sorgen. Sein schlechtes Gefühl hatte in den letzten fünf Minuten einen ungeahnten Höhepunkt erreicht. Er wusste einfach, dass etwas geschehen musste – würde.
 

Auf einmal war es da, dieses sanfte Gefühl, dass ihn kurz einhüllte, wie eine Decke, wie Schuldigs Arme, wenn sie im Bett lagen und ihn hielten. ‚Ruhig, Kitten. Wir kommen beide mit heiler Haut raus und heute Nachmittag sitzen wir im Flugzeug erster Klasse zurück nach Japan.'
 

‚Das hoffe ich.'
 

‚He, ich bin ein verdammt guter Schütze – ohne angeben zu wollen!'
 

Das brachte Ran doch dazu, sich kurz zu entspannen, sogar dazu, etwas zu lächeln, bevor er abrupt wieder steif wurde: ‚Er kommt – allein, soweit ich es erkennen kann.'
 

Schuldigs direkte Präsenz in seinem Kopf verschwand fast vollständig, es blieb nur sehr wenig zurück. Er wusste, der Deutsche war nun selbst bis auf die Nerven angespannt. Er wartete auf seine Gelegenheit.
 

Ein Jogger zog an dem Ziel vorüber.
 

Der Mann stellte sich zu einem Weiteren, hielt eine Schachtel Zigarren auf, von der der Schwarze sich bediente. Sie redeten. Über Nebensächlichkeiten offenbar. Die Blumen im Park, ein spielendes Kind, einen auffälligen Hund.
 

Codes.
 

Langsam wandte Ran seinen Kopf, sah sich um. Die Schusslinie war gerade blockiert, weil eine alte Dame entlang trippelte.
 

Scheiße!!
 

Ohne nachzudenken, blockte Ran den Älteren in seinen Gedanken etwas, legte seine Zeitung beiseite, griff das schlanke, kleine Wurfmesser aus seinem Stiefelschaft, folgte dem Bodybuilder, der auf dem Weg war, Schuldig zu entdecken.
 

Na endlich! Als die alte Schachtel den Weg wieder frei gab, hatte der Deutsche ein hervorragendes Schussfeld. Grinsend legte er seine Waffe an, zielte. Er wollte einen einzigen, sauberen Schuss. Der Schalldämpfer würde ihm und Ran dann die Zeit geben, zu verschwinden, bevor man Schlüsse ziehen konnte.
 

„Was...?"
 

Ein plötzlicher Schmerz, der aber gar nicht sein Eigener war, riss ihn aus der Konzentration, gerade, als er abgedrückt hatte. Er fuhr herum, sah noch Ran in die Knie sacken, mit schneeweißem Gesicht und ein kleines Messer, dass aus dem Hals eines Riesen ragte. Nicht schlecht gezielt, aber trotzdem nicht sofort tödlich.
 

„Scheiße! Das hast du nicht umsonst getan!" Die grünen Augen fingen an, zu schimmern, zu strahlen, als er dem Riesen pure Angst zu assoziieren begann, ihn so erst einmal von seinem Geliebten ablenkte, der inzwischen wieder schwankend auf die Beine gekommen war. In der Jeans war ein runder, dunkler Fleck zu sehen. Direkt am Oberschenkel... .
 


 

Ran lachte leicht, als er das besorgte Gesicht des Älteren sah: „Tu doch nicht so! Das war ein glatter Durchschuss! Nix, was ich nicht schon gehabt hätte! Das Einzige, was bleibt, ist eine Narbe mehr!"
 

Schuldigs Mine hellte sich nicht wirklich auf, als er die blutigen Lappen, die er benutzt hatte, um die Blutung zu stillen, wegwarf: „Das Schwein hat es gewagt, auf dich zu schießen!"
 

„Nun, um präzise zu sein, hat er auf dich gezielt", stellte Ran richtig. Was ja auch der Grund gewesen war, dass er sich dazwischen geworfen hatte. Durch die Ablenkung und sein Messer hatte er Schuldig die Atempause für den Schuss geben können. Und ihm das Leben retten. Was machte da etwas Schmerz schon aus? Er hatte das gern auf sich genommen, lächelte Schuldig sanft an.
 

„Aber er hat den Fehler gemacht, auf DICH zu zielen!!"
 

Erneut musste Ran leise lachen: „Du hast dich ja auch gründlich an ihm gerächt. Erst schiebst du ihm den Schuss unter und dann sorgst du auch noch dafür, dass er den Verstand mal eben schnell verliert. Warum hast du ihn nicht gleich getötet?"
 

„Warum hätte ich ihm denn den Gefallen tun sollen?", fragte Schuldig kühl. „Der Kerl soll leiden!"
 

Kopfschüttelnd ließ Ran sich von dem Tisch gleiten, auf den ihn Schuldig gesetzt hatte, wobei der Deutsche sofort an seiner Seite stand, um ihn zu stützen, mit einer Mine, die Bände sprach...
 

„Glucke", tratzte der Rotschopf den Langhaarigen amüsiert, nahm aber die Hilfe gern an: „Es ist wirklich nichts."
 

„Nur ein durchgeschossener Oberschenkel!"
 

Der Jüngere lächelte erneut: „Na und? Wenn ich so etwas nicht ertragen könnte, wäre ich hier wohl im falschen Job", stellte er fest, während er zu dem Sessel in ihrem Zimmer hinken wollte. Stattdessen wurde er bestimmt aufgehoben und auf das große Doppelbett gelegt: „Ich bin doch nicht krank!", protestierte er augenblicklich.
 

Schuldig machte sich nicht einmal mehr die Mühe, auf die Proteste seines Geliebten einzugehen, sondern legte sich mit dazu, zog den Rotschopf in seine Arme, küsste ihn flüchtig auf die Stirn.
 

Kleiner Dummkopf. Natürlich hatte er Schmerzen! Weit größere, als er zugeben wollte. Nur, dass er die genauso meisterhaft verdrängte, wie früher seine Gefühle. „Ruh dich aus. Ich würde sagen, wir bleiben hier und machen uns auf Kosten der Spesenkasse noch ein paar nette Tage. Was meinst du?"
 

„Die Nachrichten werden aber bekannt geben, wann der Auftrag erfüllt wurde. Das kommt nicht gut."
 

„Ich red ja auch von MEINEN Spesen!", grinste Schuldig. „Wenn der Geizhals schon mal was springen lässt, will ich das ausnutzen! So ganz ohne Arbeit! Komm schon, zwei, drei Tage? Biiiiiitteeeeee!!!"
 

Wer konnte bei einem Schuldig-Hundeblick vom Feinsten schon nein sagen! Leise vor sich hinlachend nickte Ran, gab dem Älteren so nach. „Gut, von mir aus. Warum nicht. Ich werde nur noch den Bericht schreiben und ihn dann abschicken, damit Omi ihn zu den Akten legen kann."
 

„Kommt gar nicht in Frage! Ich sagte doch Ferien! Das meinte ich genauso, wie ich es gesagt hab! Die können auf den Bericht auch noch drei Tage warten!"
 

Seufzend gab Ran auch in dem Punkt nach. Er war zu erschöpft, um zu widersprechen, außerdem merkte er nun, wo die Aufregung sich langsam legte, auch die Schmerzen, die sich penetrant über seinen Körper ausbreiteten. Nicht, dass sie unerträglich wären, aber eben doch unangenehm.
 

„Schlaf einfach", kam die ruhige Stimme des Älteren über seinem eigenen Kopf. Etwas, dass Ran sich nicht zweimal sagen ließ. Er legte sich auf der Brust des Älteren bequem zurecht, schloss die Augen, spürte die Finger, die über seine Kopfhaut strichen. Das war das Letzte, was er wahrnahm...
 


 

Unruhig standen die drei Mitglieder von Weiß am Flughafenterminal. Gerade eben war die Durchsage gekommen, dass der Flieger aus London, in dem ihr Anführer sitzen musste, gelandet war. Sie alle Drei waren wahnsinnig unruhig.
 

Denn wenige Meter entfernt warteten auch noch Nagi und Brad. Nur Farf hatten sie aus Sicherheitsgründen zu Haus im Keller gelassen.
 

Keiner der Drei wollte sich gerade ausmalen, wie Aya wohl auf die veränderte Situation reagieren würde. Sie rechneten mit allem, inklusive eines Massakers mitten im Terminal. Omi klopfte ununterbrochen mit einem Fuß auf den Boden, Yohji sah immer wieder unsicher auf und Ken lehnte an einer Säule hinter sich, während er versuchte abzuschalten, nur nicht an das zu denken, was geschehen könnte.
 

Immerhin waren Schwarz für Aya in erster Linie die Mörder seiner Eltern und Schuldig am Zustand seiner Schwester schuld. Und die zu allem Übel bis vor Kurzem Takatoris Handlanger gewesen waren. Eine verdammt schlechte Mischung.
 

Der Einzige, der vollkommen entspannt auf einem der Stühle saß, wie üblich hinter einer Zeitung vergraben, war Brad. Er schien sich so gar keine Gedanken zu machen, nicht mal darüber, dass, wenn sie Pech hatten, nur zwei Leichen ankämen, da Schuldig und Ran aus derselben Gegend kommen mussten.
 

Der Telepath war auch noch so eine Sache – eine weitere Person, die von nichts wusste...
 

Nachdenklich starrte Ran auf das Gepäckband, betrachtete die vorüberziehenden

Gepäckstücke. Die Trennung rückte unweigerlich näher. Er wusste, dass es nötig war – erst mal wenigstens. Doch allein der Gedanke daran setzte ihm schon zu. Er hatte sich in der letzten, gemeinsam verbrachten Zeit, so sehr an die Anwesenheit des Deutschen gewöhnt.
 

Nicht nur die Präsenz in seinem Kopf, sondern die eigenartig beruhigend wirkende, körperliche Nähe, die er sich so lange Zeit vergeblich gewünscht hatte. Allein die Vorstellung seines leeren Bettes ließ ihn schaudern. Er wusste, dass er nicht würde schlafen können.
 

Sicherlich würde er sich auch den Anderen gegenüber unerträglich benehmen, denn keiner von ihnen wusste, wie Bradley auf Schuldigs Geschichte reagieren würde. Was, wenn der Amerikaner den Deutschen in seiner ersten Wut erschießen würde? Oder es schaffen würde, etwas zu tun, um sie für immer zu trennen?
 

Dieselbe Angst, die ihm schon im Flugzeug die Luft abzuschnüren gedroht hatte, ergriff erneut Besitz von ihm. Er wollte seinen Geliebten nicht verlieren, wo sie gerade zueinander gefunden hatten!
 

Wie in Trance griff der Rotschopf nach seinem Koffer, der in dem Moment an ihm vorbei rollte. Die Taschen des Älteren standen schon neben ihm. Der Deutsche hatte schon einmal die Lage in der Vorhalle checken wollen, um zu sehen, ob auch er von seinen Leuten abgeholt werden würde, um ein Zusammentreffen der Gruppen zu vermeiden.
 

Sie würde wieder anfangen, diese schreckliche Zeit des Versteckspielens, fürchtete er.
 

So in seine trüben Gedanken versunken, packte Ran die Taschen und den Koffer, wollte damit aus dem Pulk der wartenden Menschen, als ihm die Last abgenommen wurde.
 

„Was soll das denn werden?" nörgelte eine unbesorgte Stimme von hinten. „Du sollst doch nix tragen!"
 

„Ich bin doch nicht krank", wehrte der Jüngere sich sofort, wobei er seine trüben Gedanken sofort wieder in die hinterste Ecke seines Hirns verbannte. „Und?"
 

Der Deutsche ließ die Taschen vor einer Bank fallen und drängte Ran, sich zu setzen: „Also, ich hab das da eben nicht geglaubt!"
 

„Deine Leute holen dich?"
 

„Sie holen uns, wäre korrekter..:"
 

„Nande es ka?"
 

„Halt dich fest: Dieser dumme Sack hat das geplant! Er hat von uns gewusst! Von Anfang an! Brad hat mich bewusst und ohne Auftrag hinter dir hergeschickt! Damit wir uns aussprechen! Der Sack hat es gewusst!!"
 

„Was..?", krächzte Ran, wobei er der Wand hinter sich schlagartig bedrohliche Konkurrenz machte.
 

„Brad hat schon vor einem Jahr angefangen zu planen, wie er die Gruppen Schwarz und Weiß, zusammenlegen kann! Und er hat diese Situation genutzt! Er hat mich damals auch dahin geschickt, wo du den Auftrag hattest, bei... na, du weißt schon..."
 

‚Bei unserem ersten Kuss...,' dachte Ran verdattert.
 

„Dieser... Idiot! Er... er hat es die ganze Zeit gewusst!"
 

„Und was jetzt?", fragte Ran unsicher.
 

„Na was wohl – ich werde das tun, was er am wenigsten von mir erwartet."
 

Der Rotschopf zog die Augenbrauen hoch.
 

„Ich werde mich bei ihm bedanken", gab Schuldig ernst zurück. Denn eines war ihm klar: Es wäre nie zu einer Aussöhnung mit seinem Geliebten gekommen, wenn Brad ihn nicht hinterher geschickt hätte, wenn er so nicht von Rans wahren Gefühlen erfahren hätte.
 

„Damit dürfte er wohl wirklich nicht rechnen..."
 

„Ach ja, bevor ich's vergesse – Schwarz und Weiß arbeiten eh schon zusammen", grinste Schuldig noch, bevor er einen ahnungslosen Passanten zwang, ihre Taschen zu tragen, nach Rans Hand griff und diesen entschlossen hinter sich herzog.
 


 

„Ähhh... Leute... Omi, was hast du heute Mittag ins Essen geschüttet?", fragte Yohji auf einmal, während er sich immer wieder über seine Augen rieb, seine teure Sonnenbrille in einer Hand.
 

„Nande? Was soll denn das schon wieder...!", aber in dem Moment verging auch dem Blonden die Stimme. WAS sah er da gerade? Er blinzelte, doch das Bild wollte und wollte sich einfach nicht ändern, blieb genau so, wie es gewesen war.
 

Da lief sein Anführer, unübersehbar mit seinen blutroten Haaren. Gut, er hinkte etwas, aber selbst das bemerkte man nicht wirklich, wenn man ihn nicht kannte. Viel bedenklicher war etwas ganz anderes: Schuldig!!! Neben Aya lief Schuldig! Und das ohne spitzen Gegenstand im Bauch!
 

Schuldig! Mit Aya an der HAND!!!
 

„Ja, ich hab ihn an der Hand, Goldlocke", biss der Deutsche sofort in Richtung Omi. „Hast du ein Prob...!"
 

„Schuldig!"
 

Der Deutsche wandte sich mit verständnislosem Gesicht zu seinem Geliebten um: „Was denn, Love?"
 

„Schrei ihn nicht so an."
 

„Hrmpf."
 

„A...A....A....A...Aya..?", krächzten nun auch Nagi, Ken und Yohji.
 

„Ja, die beiden sind zusammen und nachdem auch das geklärt wäre, könnten wir dann endlich nach Hause? Heut Abend ist schließlich wieder eine Mission", mischte sich Brad mit nichtssagendem Gesicht ein, während er die Zeitung säuberlich wieder zusammenlegte, knickte und zurück auf den Tisch legte.
 

„Ach, und Brad...", lauerte Schuldig auf einmal.
 

„Was?"
 

„Danke...."
 

Es war das erste Mal, dass dem beherrschten Amerikaner seine Maske entglitt...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (10)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  silvermoonstini
2008-01-25T12:55:57+00:00 25.01.2008 13:55
Ach wie niedlich die beiden haben keine Ahnung!*hibbel**seufz* die sind so süüüüß! Und das mit der Schokoladenfabrik war total süß!
Von:  silvermoonstini
2008-01-21T23:42:53+00:00 22.01.2008 00:42
Das ist doch mal ein Kapitel ganz nach meinem Geschmack *hentaigrins*
Die beiden sind endlich wieder richtig zusammen, zwischen Ken und Nagi ist auch alles in Butter aber was könnte jetzt noch passieren? Ich bin gespannt!
Von:  silvermoonstini
2008-01-21T22:25:53+00:00 21.01.2008 23:25
Endlich hat Aya Schuldig mal zugehört wenn auch nur erzwungenermaßen, jetzt scheint ja alees wieder gut zu sein allerdings kommen da ja noch ein paar Kapitel und ich bin schon sehr gespannt was da noch so alles passieren wird!!Schreib ruhig mehr Weiß Kreuz FFs!!!
Von:  silvermoonstini
2008-01-21T22:01:01+00:00 21.01.2008 23:01
Das ist mal ein Liebesgeständnis! "ich fürchte ich liebe dich " "gut so" *lol* das gefällt mir! Es ist mir vorher nie aufgefallen aber die beiden geben ein süßes Paar ab! Mach weiter so!
Von:  silvermoonstini
2008-01-21T18:21:44+00:00 21.01.2008 19:21
Soso Aya schminkt sich also *g*
Armer Aya dass mit Schuldig war aber auch wirklich eine dumme Situation erst im Park und jetzt diese Kälte Aya gegenüber, nett ist das wirklich nicht bin schon mal gespannt wann Schuldig anfängt nachzudenken
Von:  silvermoonstini
2008-01-21T18:04:19+00:00 21.01.2008 19:04
WOW! Das ist so genial! Ich finde kaum Worte dafür...
Also erstmal ist es nett mal eine Story zu lesen wo die beiden schon zusammen sind und nicht noch erst zusammenkommen müssen*g* abgesehen davon ist allein schon diese Idee ultrakomisch Crawford als Kuppler, das ist so genial!!!Gegen einen netten Brad hab ich absolut nichts einzuwendenund mir gefällt sehr, wie du die Charaktere und vor allem deren Gedanken und Handlungen darstellst!!! Ob das bei Schu wohl noch was wird mit der Ablenkung? Ich bin schon sher gespannt!
Von:  ChichiU
2007-08-01T15:35:03+00:00 01.08.2007 17:35
*kicher* das war gut...beonders das letzte...armes Brad^^ *lach* herrlich! Zu schade, dass es jetzt zu Ende ist. Aber vielleicht magst du ja was neues schreiben?
Mir hat deine Story jedenfalls sehr gut gefallen.
Von:  ChichiU
2007-07-27T21:02:12+00:00 27.07.2007 23:02
*g* Die Fanfic ist wirklich toll...Du hast die Gefühle von den beiden klasse beschrieben. Ran war wirklich fertig. Der arme Kerl, aber immerhin ist Schuldig jetzt wieder für ihn da. So jetzt noch schnell den Auftrag erledigen und dann wieder ab zurück nach japan *kicher* das wird lustig
weiter^^
Von:  sanisa
2007-07-18T14:08:06+00:00 18.07.2007 16:08
Hi ich bin mal auf dein ff gestoßen und muss sagen ich bin bis hier her hellauf begeistert.
Und bin schon gespannt wie das mit den beiden schuldig und Ran noch so weiter geht,
bei de andren scheint es ja nicht so problematisch zu laufen *grins*.
so würd michfreuen wenn du mir ne ens zu kommen lassen würdest wenn es weiter geht,
so nun noch nen lieben Gruß mal unbekannterweise da lass by sanisa.
Von:  sanisa
2007-07-18T12:23:19+00:00 18.07.2007 14:23
Hi ich bin mal auf dein ff gestoßen und muss sagen ich bin bis hier her hellauf begeistert.
Und bin schon gespannt wie das mit den beiden schuldig und Ran noch so weiter geht,
bei de andren scheint es ja nicht so problematisch zu laufen *grins*.
so würd michfreuen wenn du mir ne ens zu kommen lassen würdest wenn es weiter geht,
so nun noch nen lieben Gruß mal unbekannterweise da lass by sanisa.


Zurück