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Gefangen in der Dunkelheit

ohne Fluchtweg in einer fremden Welt
von

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Ein aufgedecktes Geheimnis

Schon wieder reißt mich wer ungefragt aus meiner Traumwelt.

Fragend schaue ich in Uruhas Augen. Anstatt mir eine Antwort zu geben, tätschelt er mir nur kurz den Kopf und steht auf und verschwindet somit aus meinem Blickfeld. Genervt rolle ich mit den Augen und krieche dabei noch weiter unter die Bettdecke als ohnehin schon. Mir ist immer noch verdammt kalt. Eine weitere Decke wird über mich geworfen und kurz verschwinde ich darunter, bis Uruha sie etwas um schlägt.

Ich flüstere ein leises „Danke“.

Seit ich von daheim weg bin könnte ich quasi pausenlos schlafen.

Wahrscheinlich hat es viel damit zu tun, dass ich mich hier halbwegs sicher fühle und nicht pausenlos auf der Hut sein muss.

„Kein Problem. Es tut mir Leid, falls ich dich geweckt habe. Ich wusste nicht ob dir nur kalt war, oder ob du einen Alptraum hattest“, meint Uruha und ein verlegenes Lächeln schleicht sich auf seine Lippen.

„Nicht so schlimm. Wo ist Reita?“, will ich von ihm wissen.

Eben war er doch noch da, oder? Habe ich wirklich so lange und tief geschlafen?

„Ich hab mit ihm das Zimmer getauscht. Da du sicherlich morgen auch zu Hause bleibst und er dich nicht morgen in aller Frühe wecken will“, teilt er mir mit.

Genau das gleiche hätte mein Bruder wahrscheinlich auch gemacht.

„Ja, ich werde denke ich einmal daheim bleiben. Geht es dir wieder etwas besser Uruha?“, erkundige ich mich.

Er sieht immer noch ziemlich blass und angeschlagen aus.

„Klar geht es mir schon besser. Unkraut vergeht nicht so schnell, kleiner. Willst du vielleicht mit mir über den momentanen Stand der Dinge sprechen, bevor dich der Schulpsychologe mit Fragen löchert?“, bietet mir Uruha an.

„Nein, denn ich habe nicht vor ihm irgendetwas zu sagen. Es geht niemanden etwas an, was einmal war“, erkläre ich ihm.

Und das meine ich auch so. Er als Schulpsychologe ist wahrscheinlich gar nicht in der Lage mir groß zu helfen und ehe er die Sache noch schlimmer macht, teile ich ihm lieber gar nichts mit.

„Schweigen ist nicht der richtige Weg, besonders wenn du jetzt schon seelisch so fertig bist“, flüstert er mit einem bitteren Lächeln im Gesicht.

Ich richte mich etwas auf und umarme Uruha. Er zieht mich näher an sich und zerdrückt mich daraufhin fast. Warum ist Schwiegen nicht der richtige Weg?

Manchmal reicht es mir wenn mir jemand nur ein Lächeln schenkt um die seelischen Schmerzen zu vergessen, doch manchmal brauche ich mehr. Sei es mein Messer, sei es eine Umarmung, sei es sonst etwas. Schon lange komme ich an solchen Dingen nicht mehr vorbei. Anfangs war mein Schutzschild noch ganz, jetzt ist er voller Löcher, perfekte Angriffsflächen. Ich werde verwundbarer von Mal zu Mal. Immer mehr ziehen mich auch belanglose Dinge tiefer in das schwarze Loch.

Leicht streicht er über mein Rücken und ich höre ihn kaum hörbar seufzen. Ob ich ihm wohl lästig geworden bin? Wahrscheinlich ist das so.

Wahrscheinlich ist er auch meine Stimmungsschwankungen leid.

Was soll ich nur tun?

Mich wieder beugen um nicht auch noch sie zu verlieren?

Nachdem er mich völlig losgelassen hat, löse ich auch meinen Griff und beginne in seine tief braunen Augen zu gucken. Sie scheinen leer, auch wenn sie matt glänzen. Auch ihm sieht man an, dass es ihm nicht immer so gut geht, wie er es allen vorspielt. Auch ihm sieht man an, dass es eine dunkle Seite in seinem Leben gibt. Ein glücklicher Mensch sieht einfach anders aus. Sein Lächeln erreicht nicht seine Augen und das macht mich ganz schön traurig.

„Was guckst du mich so an Ruki? Und bevor du fragst, nein ich bin definitiv nicht zum Verzehr geeignet“, scherzt er.

„Es tut mir Leid. Ich wollte dich nicht die ganze Zeit so anstarren“, entschuldige ich mich direkt und mein Gesicht wird ganz heiß.

„Ach ist doch kein Problem, kleiner. Also wegen neulich, ne? Dein Großvater hat dir all diese Wunden zugefügt oder? Okay, eigentlich ist es vollkommen unnötig zu fragen, schließlich spricht dein Verhalten und dein Rücken Bände“, erklärt er mir stirnrunzelnd.

„Nicht alle“, platzt es ungewollt aus mir heraus.

Vor Schreck schlage ich die Hände vor den Mund, habe ich das jetzt wirklich gesagt?! Warum nur habe ich ihm zugestimmt?

„Und der Rest vielleicht deine ehemaligen Klassenkameraden?“, stochert er weiter.

„Wie kommst du darauf?“, frage ich perplex nach.

„Dein Verhalten sagt mehr als tausend Worte, Ruki“, sagt er bitter lächelnd.

Ich muss erst einmal hart schlucken. Hat man mir wirklich all das angesehen?

Und ich habe gedacht, dass ich all das gut verstecken kann. Oder fällt es ihm nur so leicht diese Schlüsse zu ziehen, weil er selbst schon viel in die Richtung erlebt hat?

„Bis du jetzt sprachlos vor Schock? Und passe auf, was du dem Schulpsychologen sagst. Er braucht nicht zu wissen was los ist, wir schaffen es auch ohne ihn, ne? Wenn du Pech hast, dann weist er dich direkt in die Geschlossene ein und ich kann dir versichern, dass es echt schwer ist sich aus dieser Nummer wieder herauszuwinden“, meint er.

Ich nicke nur als Antwort und verschwinde vor Scham so tief unter die Decken, bis nur noch meine Stirn zu sehen ist.

„Hey Ruki, was ist denn los?“, fragt er besorgt.

Ich schüttle nur den Kopf und bekomme es einfach nicht hin ihm zu antworten. Meine Gedanken fahren Achterbahn, immer wieder erscheinen Bilder der letzten Tage vor meinem Auge. Ich habe Angst vor der Schule, weil ich Angst vor der Vergangenheit habe. Ich habe Angst davor wieder zu versagen, wieder alles zu verlieren. Ich möchte nicht wieder hoffen auf einen Neuanfang, ich möchte nicht wieder vor ihr davonlaufen, meiner Vergangenheit. Ich muss mich ihr stellen, egal ob ich das will oder nicht.

„Kann ich etwas für dich tun?“, bietet er mir an.

Wieder nur ein Kopfschütteln meinerseits. Ich schluchze kurz auf, wische das Kühle Nass von meinen Wangen. Wie lange wird dieses Spiel noch weiter gehen? Wie lange kann es bestehen? Wann wird es enden? Werde ich verlieren?

„Hey, wein nicht. Wir können echt über alles reden. Sollen wir vielleicht Musik hören, damit es nicht ganz so leise ist? Ich kann mich auch neben dich auf den Futon legen, dann bist du nicht ganz so einsam. Oder geht es dir körperlich nicht gut?“, erkundigt er sich

Nebenbei schlägt er die Decke zurück und ich kann sehen wie sich seine Augen mehr und mehr weiten.

„Ruki stehst du bitte auf? Wir gehen etwas ins Wohnzimmer, ja? Und gucken mal wo seine Mum ist“, erklärt er mir verunsichert.

Was hast du nur?

Was genau macht dir jetzt so eine Angst? Krabbeln Käfer aus meinen Augen? Oder bin ich leichenblass?

Ich stehe auf und sofort geben meine Beine nach, gerade rechtzeitig packt mich Uruha unter den Armen. Warum nur fühle ich mich so matschig?

„Danke“, murmle ich vor mir her.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen hebt er mich hoch und trägt mich ins Wohnzimmer. Mein verschlafener Blick fällt auf Reitas Eltern, die anscheinend ein intensives Gespräch miteinander führen.

Uruha räuspert sich kurz und sofort drehen sich die beiden zu uns um. Er legt mich auf das Sofa und wechselt ein paar Worte mit Reitas Mutter. Sie legt kurz darauf eine Hand auf meine Stirn und seufzt. Ich fühle nichts, außer dieser unendlichen Leere in mir. Und die fehlende Energie macht sich bemerkbar.

„Ruki?“, spricht mich Reitas Mutter an und ich nicke zur Bestätigung, „Denkst du, du kannst etwas essen? Ich mach dir jetzt etwas und dann versuchst du es einfach. Und Uruha, am Besten gehst du wieder schlafen. Danke, das du ihn gebracht hast. Gute Nacht und bitte versuch wenigstens etwas zu schlafen.“

Sie ist wirklich eine fürsorgliche Mutter.

Uruha verabschiedet sich kurz angebunden und verschwindet wieder in der Dunkelheit, lässt mich allein zurück.
 

„Deine Eltern wollen, dass du zurück zu ihnen kommst“, teilt mir Reitas Vater emotionslos mit, „Auf jeden Fall sagt, das deine Klassenlehrerin.“

Ich balle meine Hände zu Fäusten.

Mit diesen Worten verlässt sie das Wohnzimmer. Ich rappele mich auf und setzte mich hin.

Warum wollen sie, dass ich zurückkomme? Wo ist der Sinn und Zweck dieser ganzen Sache? Es gibt keinen, definitiv. Sie wollen, dass ich wieder an die Stelle meines großen Bruders trete und somit meinem Vater wieder die Last abnehme. Ich kann nichts dafür, dass sie als Eltern in voller Linie versagt haben. Mein Bruder ist mit 15 Jahren rebellisch geworden, hat sich aufgelehnt und deshalb wurde mir diese schwere Bürde übertragen. Sie hatten eingesehen, bei ihm ist es sinnlos, er würde es nie schaffen. Sie hatten es wohl schon vorher geahnt, denn seit meiner Geburt wurde ich sehr streng erzogen. Außerdem wurden mir früh jegliche kindliche Seiten abgewöhnt.

Als zukünftiger Erbe muss man halt in allen Bereichen gnadenlos funktionieren. Und mein Bruder gibt halt Widerworte und das gefällt meinem Großvater nicht. Immer wieder stellt er sein Weltbild in Frage und das darf er einfach nicht.

Seine Mutter stellt mir eine Schale Müsli vor die Nase und drückt mir den Löffel in die Hand. Ich bedanke mich und verbeuge mich tief.
 

Nachdem ich aufgegessen habe, bedanke ich mich noch einmal und wünsche ihnen eine Gute Nacht. Auf leisen Sohlen schleiche ich zu Uruha aufs Zimmer und sehe wie er wieder seiner Spielsucht nachgeht. Ich räuspere mich laut und er dreht sich zu mir um.

„Geht es dir wieder besser?“, fragt er direkt.

„Ja, denke schon“, antworte ich und bedanke mich noch einmal bei ihm.

„Kein Problem Zwerg“, versucht er mich zu necken.

„Kannst du bitte aufhören mich zu ärgern? Ich habe auch ein Herz und das kann leider nicht so viel Kummer ertragen!“, schreie ich aufgebracht.

„Hey schon gut. Du bietest dich halt quasi zum Ärgern an, tut mir Leid. Es sieht halt süß aus, wenn du dich aufregst. Aber jetzt mal zu einem ernsteren Thema. Ich weiß nicht ob es dir Reitas Eltern auch angeboten haben, aber ich denke wenn nicht dann werden sie es noch tun. Weißt du, damals haben sie mich nach einem viertel Jahr aus dem Heim geholt. Und seitdem sind sie mein Vormund. Reita hatte ziemlich lange gequengelt, da das Heim unter aller Kanone war. Holen dich deine Eltern zurück oder musst du auch ins Heim?“, fragt er nach.

„Ich muss zu meinen Eltern, aber wenn ich das mach kann ich direkt in einen Löwenkäfig springen“, gebe ich bitterlich lachend zu.

„Frag einfach mal Reitas Eltern, wegen dem Sorgerecht. Sie müssen dich auch nicht hier wohnen lassen, du kannst ruhig zu mir. Wäre nur gut wenn du etwas jobbst. Ich gehe auch nicht oft, aber es reicht schon irgendwie. Es reicht um einen Teil der Miete zu bezahlen. Außerdem zahlen meine Großeltern auch noch etwas davon. Also wie wäre es?“, bietet er mir an.

„Wenn es Reitas Eltern machen, gerne. Aber nur wenn ihr mir auch meine Ruhe lasst, in Ordnung?“, frage ich ihn.

„Klar! Willst du am Samstag mit zu Aoi? Er feiert seinen Geburtstag nach und alles“, erklärt er mir.

Was soll ich denn bei Aoi? Ich kenne ihn doch gar nicht und was ist, wenn er mich gar nicht dabei haben will?

„Nein. Also Entschuldigung nur, ich möchte ehrlich nicht. Ich, also nein“, erwidere ich direkt.

„Komm sag ruhig was du denkst. Brauchst bei mir kein Blatt vor den Mund zu legen“, fügt er lächelnd hinzu.

Brauche ich das wirklich nicht?

Wie soll ich dir denn etwas sagen, wenn ich nicht weiß wie? Wie soll ich meinen Worten Ausdruck verleihen, wenn ich selbst nicht weiß was ich will? Wie soll ich ihnen überhaupt noch vor die Augen treten? Sie wissen mein gut gehütetes Geheimnis. Eins welches sonst niemand weiß. Es ist nicht einfach zuzugeben, dass nichts in Ordnung ist. Es braucht viel Mut zu sagen, dass man Hilfe benötigt. Besonders für einen, der jegliches Vertrauen in andere Personen verloren hat.

Er steht kurz auf um mich wenig später auf das Bett zuschmeißen.

„Sei nicht so schüchtern, Zwerg. Ich tue dir schon nicht weh“, wieder einmal scherzt er.

Bei diesen Worten springe ich sofort wieder auf und gucke Uruha verängstigt an.

„So war es nicht gemeint“, entschuldigt er sich ohne Umschweife.

Mein Herz rast immer noch wie verrückt und irgendwie kann ich ihm diese Worte nicht abkaufen. Zu oft wurde ich schon hintergangen.

„Komm leg dich hin oder so. Der Boden ist nicht so weich wie er aussieht. Ich weiß wovon ich rede. Komm mach schon, ich will dich nicht vom Boden abkratzen müssen“, bittet er mich.

Er steht auf und nimmt mich in den Arm. Zögerlich streicht er mir über den Rücken.

„Komm sag schon was los ist“, fordert er mich auf.

Warum sollte ich dieses tun? Und vor allem was nützt ihm dieses Wissen?

„Lass mich bitte los“, flehe ich ihn an.

„Sag mir erst was lost ist“, stellt er als Bedingung.

„Mir geht es nicht gut, also lass mich gefälligst los“, fordere ich mit viel Nachdruck in der Stimme.

Irgendwie ist die Angst in Wut umgeschlagen. Warum kann er mich nicht einfach loslassen?

„Soll ich mit dir etwas raus gehen?“, erkundigt sich Uruha.

Und was soll ich in der Kälte?

Verneinend schüttele ich den Kopf.

Draußen ist es einfach zu kalt und es würde mir wahrscheinlich auch nicht helfen. Ich bin halt dieses ganze zwischenmenschliche nicht gewohnt und es überfordert mich schon unheimlich.

„Was dann? Soll ich dich ins Krankenhaus bringen?“, bohrt er weiter.

Da war ich doch erst bis vor kurzem und so wirklich gebracht hat es doch nichts, oder?

„VERGESS ES!“, schreie ich ihn an.

„Schrei nicht so herum. Ansonsten bringt uns Reita noch um“, gibt er zu bedenken.

„Pah“, erwidere ich trotzig.

„Jetzt sei nicht direkt so ein geschnappt!“, kontert Uruha.

Du hast mir nicht meine Laune vorzuschreiben!

Und wieso darf ich es nicht? Du bist es doch auch oft genug. Nur ich darf es wohl nicht anscheinend. Wie oft wollt ihr noch über mein Leben bestimmen? Ihr wisst genau, dass ich schon mit mehr als einem Fuß im Grab stehe.

Er drückt mich noch fester an sich und ich bekomme langsam aber sicher Panik. Was soll das Ganze? Ich sträube mich so gut es geht gegen die Umarmung und trete ihm auch ein paar Mal gegen das Schienbein. Warum kann er mich nicht einfach loslassen? Warum nicht? Sieht er nicht, dass ich momentan keine fremde menschliche Existenz an mir spüren will? Ich will allein sein, nur das lassen sie mich ja nicht.

„Beruhige dich wieder. Ansonsten trete ich dich auch mal, aber dann in eine Gegend weiter oben“, er klingt ein wenig sauer als er das sagt.

„Dann reiß ich dich mit in den Abgrund!“, erwidere ich.

Ich bin immer noch so was von wütend.

Und da ich auch Gene von meinem Großvater habe: unberechenbar. Langsam begreift er den Ernst der Lage und lässt mich ganz langsam los und weicht mit ein paar Schritten von mir weg.

Ich ergreife die Chance und manche mich auf den Weg ins Badezimmer. Ich bin mehr als erleichtert, dass er mich jetzt in Ruhe lässt. Anscheinend bin ich auch ein bisschen Angst einflößend, genau wie mein Großvater. Nachdem ich mein Geschäft verrichtet habe tapse ich ins Wohnzimmer und schalte den Fernseher ein. Und tatsächlich, nach ein paar Mal umschalten habe ich die Animes gefunden. Es ist ein schönes Gefühl zu wissen, dass immer noch ein Stück der Erinnerungen erhalten geblieben ist und dass sich manche Dinge anscheinend nie ändern werden.

Erst als die ersten Sonnenstrahlen durch die Fenster fielen, wurde ich annähernd müde. Ich weiß gar nicht wie lange ich hier schon liege und vor mir hin döse. Jemand streicht mir zaghaft über den Oberarm. Knurrend schlage ich die Augen auf und gucke in Reitas Gesicht. Ich bemerke nebenbei, dass jemand den Fernseher ausgeschaltet haben muss.

„Warum schläft du nicht in meinem Zimmer? Naja egal. Meine Mum fährt gleich mit dir ins Krankenhaus. Danach eventuell noch zur Polizei. Sie meinen es ist besser jetzt die Anzeige zu machen, bevor deine Eltern die Polizei holen um dich zu ihnen zurückzubringen. Uruha fährt mit, ich muss ja leider in die Schule. Halt deine Ohren steif, ja? Und heute Abend bring ich dir etwas mit, okay? Es wird wieder besser, vertrau mir. Naja ich muss jetzt, immer noch leider. Dann bis später, ne?“, versichert mir Reita.

Ich nicke und schon ist er verschwunden. Ich tapse wieder zurück zu Uruha aufs Zimmer und ziehe mich anständig an. Irgendwie hab ich Angst davor zur Polizei zugehen. Ich kann nicht einfach jemanden anzeigen, besonders nicht meine Eltern. Aber ich muss, wenn ich nicht zurück zu ihnen will. Hoffentlich gibt es keine Gerichtsverhandlung.

Wie kann ich die Schande einer Anzeige nur über meine Eltern bringen?

Der Riese schläft immer noch, kein Wunder, so lange wie er immer wach bleibt. Ich setze mich auf die Bettkante und streiche ihm langsam die Haare aus dem Gesicht. Er sieht viel unschuldiger aus, als er eigentlich ist.

Seufzend gehe ich in die Küche, begrüße Reitas Mutter knapp angebunden und esse etwas Müsli. Vielleicht könnte ich mich irgendwann an so ein Leben gewöhnen. Fragt sich nur wann das sein wird. Es ist vollkommen still im Haus, man hört lediglich meinen Löffel der immer wieder gegen die Müslischale stößt.

„Ich verstehe euch drei einfach nicht. Wie kann man nur jeden Morgen so etwas essen? Reita verschmäht langsam oder sich auch immer mehr japanisches Essen, schrecklich so was. Naja ist ja auch egal. Am Besten du duschst dich gleich und dann fahren wir. Bis dahin wird Uruha sicherlich auch aufgestanden sein, hoffe ich“, Uruha ist anscheinend wirklich ein notorischer Langschläfer den man überhaupt nicht wach bekommt.

Okay immer noch besser, als so einen leichten Schlaf wie ich zu haben.

Es ertönten leise Schritte auf den Flur, die eindeutig Uruha gehören. Als er die Küche betritt nuschelt er etwas von einem Morgen und stützt sich auf mir ab.

„Haben wir noch einen Maulkorb für ihn? Der kleine hat mich viel zu früh geweckt und dann hält er einen die ganze Nacht lang wach. Schlimmer als ein Baby“, meint er ganz erschöpft.

Aber mein Mitleid hat er definitiv nicht verdient. Warum muss er mich die ganze Zeit so ärgern?

Ich stehe schnaubend auf und trete ihm beim vorbeigehen einmal kräftig in den Allerwertesten. Er kreischt und fällt kopfüber auf den Tisch. Dass er so leicht fällt, hätte ich nun nicht vermutet. Ich begebe mich schnellen Schrittes ins Badezimmer und schließe hinter mir ab.

Schon nach kurzer Zeit habe ich mich fertig gemacht und stehe wieder in der Küche. Ohne ein Wort zu verlieren folge ich den beiden nach draußen Richtung Straße wo das Auto parkt. Gleich fahren wir los, gleich muss ich mich wieder der Vergangenheit stellen. Irgendwie beschleicht mich dabei ein mehr als ungutes Gefühl.Ich bin total nervös, da ich gar nicht weiß was jetzt auf mich zukommen wird.

Wird die Polizei mir glauben? Wie kann es auch sein, dass so ein einflussreicher Unternehmer seinen eigenen Enkelsohn so zurichtet?

Uruha unterhält sich über Mode mit Reitas Mutter, da haben sich welche gesucht und gefunden. Mal ehrlich, bei Uruhas Interessen kann man nur noch den Kopf schütteln. Er ist mehr weiblich als männlich, zum Leidwesen aller. Aber trotz allem ist er des Öfteren von einer riesigen Traube von Mädchen umgehen, dabei handelt es sich um eine schreckliche Geschmacksverirrung wirklich. Und ich habe gedacht Mädchen mögen lieber Machos als so was.

Ich höre einen lesen Knall und das nächste was ich spüre ist ein gewaltiges Brennen und dann Ziehen in meiner linken Schulter. Uruha zerrt mich in seine Arme, läuft mit mir zusammen zurück Richtung Haus. Mein Blick wird immer wieder durch schwarze Schwaben getrübt und ich habe immer wieder das Gefühl sehr tief zu fallen. Aber ansonsten spüre ich nichts. Keine Angst, keine Panik, einfach gar nichts. Warum ist mir nur so schwindlig auf einmal?

„Bleib wach! Verflucht, was war das?!“, will Uruha aufgebracht wissen.

Er legt mich auf den Flurboden und drückt seine Hände gegen die Wunde. Meine halbe Kleidung ist mit Blut getränkt und mir wird augenblicklich schlecht.

Reitas Mutter hebt mich trotz Protesten Uruhas hoch und trägt mich ins Badezimmer, versucht dort die Wunde mit einem Druckverband zu verbinden. Ich wimmere leise und kämpfe ums Bewusstsein. Ich habe Angst vor der Dunkelheit, mehr als vor allem anderem. Uruha legt ein kaltes und nasses Tuch auf meine Stirn und ich sehe Tränen in seinen Augen blitzen. Was zum Teufel ist passiert? Es wird mich wohl keiner am helllichten Tag angeschossen haben, oder doch?

Ich schaue noch einmal an mir runter und sehe, dass Reitas Mutter mich oberhalb ausgezogen hatte. Ich versuche den Würgereiz zu unterdrücken und richte mich leicht auf, kralle mich dabei mit meinem gesunden Arm an Uruha fest. Er schlingt einen Arm um meine Taille und fragt mich nach meinem Befinden.

Ich stutze, sieht er es nicht? Oder will er es nicht sehen? Ich versuche wahrheitsgemäß zu antworten, doch ich bin immer noch zu geschockt. Kein Wort will meine Lippen verlassen.

Ich höre Sirenen und augenblicklich wird alles schwarz.
 

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Disclaimer: nichts mir, nichts Geld ;_;

Warnung: SVV
 

"Lass uns mit offenen Karten spielen" "Wieso?" "Weil es dann einfacher ist Vertrauen zu gewinnen" und dich zu verletzen...

kann zZ nicht so viel schreibn. aber in 3 Wochen ist der Alptraum vorbei `_´ dann hab ich auch wieder zeit(ach mist bald is ja wieder schule @_@)...

ich bin unzufrieden mit dem Kapitel... das meiste hab ich gestern geschrieben...
 

10.07.2009:

2831 -> 3205 Wörter

24.04.2018:

3205 → 3602 Wörter



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Sero-Iori
2007-10-06T20:14:07+00:00 06.10.2007 22:14
>>Ich stehe schnaubend auf und trete ihm beim vorbeigehen einmal kräftig in den allerwertesten. Er kreischt auf und fällt kopfüber auf den Tisch.<< das mag ich *sich verstehl ^^*
entschuldigung das ich immer meinen Kommentar abgeben muss, obwohl ich eigentlich immer das gleich schreibe, gomen.
viel kann ich leider nicht mehr sagen als das 'Naolicious' den NAgel auf den Kopf getroffen hat.
also bis zum nächsten Kommi im nächsten Kapitel.

LG Chrisy_chan
Von:  Gongji
2007-10-03T17:21:45+00:00 03.10.2007 19:21
ich find das kapitel gut!!!^^
hat mir gefallen! und deinen schreibstiel bewunder ich ziemlich!gibt nicht viele die etwas...naja...so genau schreiben können!
gott sei dank schreibst du so ausfürlich. wäre das alles wie so abgepackt hingeklatscht worden...>< ich glaube die Fanfiction wäre ne halbe katerstrophe!!!
aber wie ich sagte ich find sie toll^^
bin wirklich schon sehr drauf gespannt wie´s weitergeht!!


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