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Digimon Legends

Der Stoff aus dem Legenden gemacht werden
von

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Einblicke

Kapitel 1 ~ Einblicke
 

„Hey, da bist du ja endlich, ich dachte schon du hättest mich vergessen.“, begrüßte der blondhaarige Taichi, als er die Tür öffnete.
 

„Ich habe gerade mal eine halbe Stunde gebraucht.“, erwiderte Tai, als er eintrat. Zusammen gingen sie in Takerus Zimmer, wo auch schon die Konsole und das Spiel an waren.
 

„Wo harkt’s denn?“, fragte der braunhaarige mit prüfendem Blick auf das Start-Menü. „Ach, du spielst ja Zelda!“
 

„Ja, Ocarina of Time. Was denkst du warum ich dich sonst angerufen habe? Du kennst das Spiel doch in und auswendig.“, erwiderte T.K, nahm den Controler und setzte das Spiel fort.

Tai musste zugeben, dass das Sinn machte. So oft wie er das Spiel schon durchgespielt hatte. Er kannte jede Ecke und jedes Geheimnis in dem Spiel. Doch als er auf den Bildschirm blickte, konnte er mit dem was er da sah nicht viel anfangen.
 

„Wo bist du denn da?“, fragte er verwirrt. Er konnte sich nicht entsinnen, jemals in dieser Höhle gewesen zu sein.
 

„Ich hoffte das könntest du mir sagen.“, antwortete T.K. und rannte mit der Spielfigur in einer stockfinsteren Höhle umher. „Ich frage mich wie ich hierher kam.“
 

„Das frage ich mich auch.“
 

„Die kommt die Höhle auch nicht bekannt vor?“
 

„Nein, noch nie gesehen.“, erwiderte Tai. „Wo warst du denn bevor du in diese Höhle kamst?“
 

„Schattentempel.“, erwiderte T.K. knapp. „Und plötzlich war ich dor-“ Plötzlich bekam T.K. einen Schlag vom Controler und ließ ihn fallen.

„Autsch.“ Er schaute auf seine Hände. „Nicht schon wieder.“
 

„Scheint als hätte dein Controler nen’ Schlag weg.“, meinte Taichi, nahm ihn vorsichtig in die Hand und prüfte ihn.
 

„Ähm, Tai…“
 

„Mmmh, ich weiß nicht, er sieht nicht kaputt aus oder so. Er scheint in Ordnung zu sein.“
 

„Taiii.“ Die panische Stimme von Takeru lenkte schließlich Taichis Aufmerksamkeit auf diesen. Der blondhaarige starrte mit großen Augen auf seine Hände über die kleine Blitze zuckten.

„W-Was ist das?“

Genauso plötzlich wie die Blitze kamen verschwanden sie auch wieder.

„Aber, aber…“ T.K. schaute ungläubig auf seine zitterten Hände und fragte sich, ob das gerade wirklich geschehen war.
 

Ein verschmorter Geruch drang in Taichis Nase und als er auf den Controler in seiner Hand blickte, sah er, dass aus diesem Qualm strömte. Erschrocken ließ er ihn fallen und sofort zuckten über ihn heftige Blitze. Die Glühbirnen in Takerus Zimmer platzten.

Taichi sprang erschrocken auf und T.K. warf schützend seine Arme vor sich.
 

„Was ist denn das?“, rief er panisch.
 

„Tai, sieh mal!“ T.K. deutete auf den Fernseher. Das Spiel schien sich selbstständig gemacht zu haben, denn die Spielfigur lief nun munter in der dunklen Höhle einen Gang entlang.
 

„Liegt das am Controler?“
 

„Was ist mit der Grafik los?“, fragte Tai, der sich nun zögernd und vorsichtig leicht gebeugt dem Fernseher näherte, immerzu bereit schnell nach hinten zu springen. Die Grafik schien auf einmal sehr real.

„Was…hey…das Spiel hat doch kein Sprachmodul!“, merkte der braunhaarige an und musterte den Bildschirm.
 

„Was meinst du?“
 

Taichi nahm die Fernbedienung und stellte den Fernseher lauter. Die Spielfigur trat nun langsam in einen von Fackeln beleuchteten Höhlenraum. Eine leuchtende Fee schwirrte um seinen grünbemützten Kopf und seine Schritte hallten von den Höhlenwänden. Er trat auf eine blaue Steintafel zu.

„Sieh mal!“, ertönte eine Stimme und die Fee schwirrte auf die Steintafel zu. Sie erleuchtete diese ein wenig.

„…’der Blick in eine fremde Welt’…“, las sie vor. „Was soll das heißen?“ Sie blickte sich zu dem Protagonisten des Spieles um. Doch dann stockte sie.

„L-Link!“, rief sie und er drehte sich um. Beide schauten in Richtung Taichi und Takeru.

Die Fee schwirrte langsam auf sie zu, doch schien sie den Fernseher nicht verlassen zu können.

Link trat langsam neben seine Fee. Beide schauten verwundert und fragend in T.Ks Zimmer. Link hob seine rechte Hand und legte sie auf die Innenseite des Bildschirms. Es schien als seien sie in dem Fernseher gefangen.

Taichi und Takeru starrten ungläubig den Fernseher an.

„Der Blick in eine fremde Welt.“, wiederholte die Fee.

Plötzlich wurde der Fernseher schwarz.

Die beiden Jugendlichen rührten sich nicht.
 

„Das…gehört aber nicht zum Spiel.“, meinte Tai.
 

„Okay…das war krass.“, keuchte Takeru und stand auf. Nervös ging er in seinem Zimmer hin und her.

„Was zur Hölle war das?“, fragte er und deutete auf seine Konsole.
 

„Ich hab keine Ahnung.“ Noch immer starrte Tai auf den dunklen Fernseher. „Aber…hey, aber das Spiel und die Konsole werden gar nicht mehr hergestellt. Wo hast du das her? Vielleicht hat das etwas damit zu tun.“ Nun blickte Tai den nervösen blondhaarigen an.

Takeru fuhr sich durch seine Haare.
 

„Ich…ich hab sie gebraucht gekauft. Im Internet.“ T.K. ging immer noch nervös auf und ab. Tai stand auf, ging zu dem jüngeren, legte seine Hände auf seine Schultern und fixierte ihn somit.
 

„Hey, beruhig dich erst mal. Es wäre dumm anzunehmen, dass die Digiwelt und die reale Welt die einzigen existierenden Dimensionen seien. Und irgendwie scheinst du ein Fenster in diese andere Welt geöffnet zu haben…oder so etwas ähnliches. Und wenn wir schon in das Computer-Netzwerk reisen können, warum dann nicht auch in ein Konsolenspiel?“, versuchte Tai ihn zu beruhigen und schaute ihm in die Augen. „Wir hatten einen kurzen Einblick in eine fremde Welt. Es ist doch nichts dabei.“

Takeru erwiderte Tais Blick und wusste, dass er Recht hatte. Gerade erinnerte Taichi ihn an Kari. Seine Kari. Er seufzte. Er wünschte er könnte Kari ‚sein’ nennen. Doch irgendwie scheint Kari ihm noch immer nicht zu vertrauen, auch wenn es sich geklärt hat, dass das nur eine blöde Intrige von Davis war. Anscheinend waren Karis Zweifel zu stark.
 

„Ok?“ Tai holte ihn in die Realität zurück. Der blonde Jugendliche nickte vorsichtig. Ihm fiel jetzt wo er Karis Bruder so nahe gegenüber stand auf, dass sie trotz der drei Jahre Altersunterschied gleich groß waren. Jedoch war er sich sicher, dass wenn er in Tais Alter ist, er ein Stückchen größer sein würde als Tai.
 

„Aber wenn ich daran denke, wenn sich unsere Welt mit dieser mischt, wie damals die Digiwelt-“
 

„Das wird sie nicht, ok?“

Erneut nickte Takeru. Wieder einmal bewies Tai, dass sie ihn nicht umsonst zum Anführer gemacht haben.
 

„Gut.“ Taichi warf einen Blick auf seine Uhr. „Wir sollten noch schnell neue Glühbirnen besorgen und einsetzen, bevor deine Mutter was merkt. Und morgen reden wir mal mit Izzy, der kann sich dann mal deine Konsole und das Spiel anschauen. Und vielleicht sollten wir mal mit dem Vorbesitzer reden.“
 

„Ja, ich suche morgen den Versandort raus. Und das Elektowaren-Geschäft um die Ecke müsste noch aufhaben.“, meinte T.K. und kramte in seiner Schreibtischschublade nach seinem Geld. Er räumte ein paar Sachen aus der Schublade, einen ganzen Haufen Zettel, Batterien, Ohrstöpsel, sein Digivice, das er zuletzt vor drei Jahren benutzte und schließlich fand er den Briefumschlag, nach dem er suchte, nahm sich ein paar Scheine heraus und verließ mit Tai die Wohnung.

Dabei merkten sie nicht, dass über Takerus Digivice einige Blitze zuckten und dieses zu leuchten begann…
 

***************************
 

„LOS, LOS!“, schrie er. „NACH VORNE!!“.

Sein Mannschaftskollege wich einem Spieler der gegnerischen Mannschaft aus und passte den Ball zu Taichi, der ihn gekonnt mit der Brust annahm und nach vorne auf den Strafraum zustürmte.

„YAGAMI!!“, rief ihm ein anderer Mitspieler zu und deutete ihm so, dass er frei stand.

Tai spielte an ihn ab und stürmte mit ihm zusammen auf das Tor. Ein Spieler aus der gegnerischen Mannschaft versuchte den braunhaarigen Wuschelkopf zu decken, doch Taichi spielte ihn mit guter Beinarbeit aus und sprintete weiter auf das Tor.
 

„SPIEL AB!“, schrie Tai und erhielt sogleich einen perfekten Pass von seinem Kollegen. Die Zuschauer am Spielfeldrand, die überwiegend weiblich waren und dem Training nur zusahen um ihre Schwärme anzuschmachten, feuerten Taichis Mannschaft an.

Dieser hatte gerade den letzten gegnerischen Spieler zwischen ihm und dem Torwart umgangen und lief nun direkt auf diesen zu. Der Torhüter machte sich bereit und tänzelte von einem Fuß auf den anderen. Als Tai in den Strafraum vordrang lief er auf ihn zu, doch Tai schoss mit aller Wucht aufs Tor. Der Ball flog nur knapp an der Hand des Torhüters, der sich versuchte in die Schussbahn des Balles zu werfen, vorbei und landete in der rechten oberen Ecke des Tors.

Die Zuschauer und Taichis Mannschaft jubelten und auch die ‚gegnerische’ Mannschaft klopfte Tais Schulter.
 

„Hey, super Schuss, Yagami.“, lobte ihn der Torhüter, der gleichzeitig Mannschaftskapitän war. Tai grinste ihn freudestrahlend an und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

Die Mannschaft versammelte sich um Tai und den Kapitän.

„Ok, Jungs, ihr habt super gespielt, trotz der Hitze und trotz unserer beiden 8-Mann-Mannschaften.“ Er rückte seine Mütze zurecht. „Dann kann ja das Spiel am Samstag kommen.“, meinte er zufrieden. „Seid pünktlich um neun hier, damit wir uns ordentlich warm machen und die Spielzüge noch mal durchgehen können.“

In der Mannschaft machte sich Zustimmung breit und sie verließen langsam das Spielfeld um zu duschen.
 

„Oh und seid ausgeschlafen, klar!?“, rief der Kapitän ihnen noch hinterher. „Besonders du, Matsuda!“
 

Die Spieler wurden am Rand von ihren Fans und Freundinnen empfangen.

Auch auf Taichi wartete jemand, doch nicht die Person, die er hoffte dort zu sehen. Er rollte die Augen und ging auf die Person zu, die schon hin und her hibbelte und ihn nervös erwartete.
 

„Hallo Davis.“, begrüßte Tai ihn ohne anzusehen knapp und ging an ihm vorbei zur Tribüne, auf der er sein Getränk abgestellt hatte.
 

„Hey Tai.“, begrüßte ihn dieser aufgeregt.
 

„Was willst du?“, fragte Tai genervt und nahm einen großen Schluck aus seiner Flasche. Er ahnte schon um was sich das folgende Gespräch drehen wird.
 

„Ich wollte nur…wegen Kari. Kannst du ihr vielleicht diesen Brief geben?“, bat Davis flehend. Der 17-jährige blickte den Brief in seiner Hand prüfend an und überlegte kurz.
 

„Davis…“, begann er seufzend. „Du weißt genau, sie will nichts mehr von dir wissen.“
 

„Ja, aber…sie kann doch nicht ewig auf mich sauer sein!?“
 

„Hör zu. Ich kenne Kari. Ich kenne sie, seit sie lebt. Und sie will wirklich nichts mehr von dir wissen. Du bist für sie gestorben, kapier es endlich!“ Tai wurde sauer. Er verstand nicht wieso Davis noch immer nicht versteht, dass Hikari ihn nie wieder sehen will.

Dieser seufzte.
 

„Aber sie antwortet auf keinen meiner Briefe.“, sagte Davis verzweifelt.
 

„Weil sie keinen deiner Briefe liest und sie sofort wegwirft!“, giftete Tai ihn an. Mittlerweile war er hochgradig genervt von Davis’ täglichen Attentaten auf ihn. „Sie will dich nie wieder sehen, versteh’s doch!“
 

„Gib ihr bitte diesen Brief.“ Davis hielt ihm einen Umschlag entgegen.

Taichi fühlte sich, als würde er gegen eine Wand reden. Sein jüngerer Nacheiferer schien ihm gar nicht zu zuhören.

„Bitte.“, wiederholte Davis und sah ihn flehend an. Tai musterte ihn böse funkelnd.
 

„Du willst es nicht verstehen, oder?“
 

„Versteh doch…ich liebe Kari.“ Davis sah ihn wieder flehend an.
 

„Wenn du sie lieben würdest, dann würdest du das Beste für sie wollen! Wenn du sie lieben würdest, dann würdest du sie endlich in Ruhe lassen! Und wenn du sie lieben würdest, dann würdest du nicht ihr Vertrauen missbrauchen, ihr Verhältnis zu T.K. zerstören und die beiden nicht zu deinem eigenen Vorteil gegeneinander ausspielen!!“, fauchte Taichi ihn an.

„Und deinen Brief, kannst du dir sonst wo hin stecken, Kari will nie wieder was mit dir zu tun haben!!“ Mit diesen Worten riss Tai Davis’ Brief aus seinen Händen, zerriss ihn in seine kleinsten Stücke und ließ diese auf den Boden rieseln.

Davis sah geschockt auf die Papierschnipsel.
 

„Aber…Aber Tai.“, meinte der empörte Davis. „Was hast du gemacht? Warum hast du meinen Brief zerrissen?“

Tai wurde nun richtig wütend. Er spürte, dass er kurz davor war die Fassung zu verlieren.
 

„Sag mal, kapierst du eigentlich gar nichts? Oder willst du nicht kapieren? Meine Schwester will von dir in Ruhe gelassen werden! Hör auf Briefe zu schreiben! Du kommst weder über mich, noch über unsere Eltern oder über Karis Freunde an sie heran. Also lass gefälligst mich, meine Eltern, Karis Freunde und vor allem Kari selbst in Ruhe!“
 

„Ich glaube, du willst mir gar nicht helfen.“, stellte Davis fest.
 

„Daisuke…es gab eine Zeit in der ich dich als guten Freund wirklich schätzte. Und in der du echt ein feiner Kerl warst. Aber du hast dich da in was hineingesteigert und verrannt. Hikaris Herz war für Takeru bestimmt, nicht für dich. Das weißt du genau. Und dass du ihre Zuneigung durch Lügen gewonnen hast ist schlimm genug, aber dass du auch noch Takeru mit in deine Intrigen gezogen hast, sodass ihm Kari noch heute nicht wieder richtig vertraut, ist wirklich unterstes Niveau.“ Taichi wurde immer wütender. Er wusste, dass er seine Schwester mittlerweile vor Davis schützen muss.
 

„Ich habe es getan, weil ich sie liebe. Weil ich es nicht ertrage, dass Takeru ihre Nähe genießen kann, während sie mich ständig abweist.“ Das war das erste Mal, dass Davis auf das Gesagte von Tai reagierte.
 

„Das ist meine letzte Warnung. Lass sie in Ruhe, oder du bekommst richtig großen Ärger.“, drohte Taichi, schob Davis barsch zur Seite und ging in Richtung Umkleide.
 

„Ich frage mich was der Unterschied zwischen uns ist.“, rief ihm Davis hinterher. Als Tai seinen Weg unbeirrt fortsetzte, fügte er noch an: „Ich will kein Mädchen, das von meinem besten Freund abgelegt wurde, weil ich keine bessere abbekomme, so wie du Tai! Das ist doch der Grund, warum du mit Sora zusammen bist!?“
 

Taichi blieb stehen. Seine Mannschaftskameraden und die anderen, die noch am Rande des Spielfeldes standen waren verstummt und sahen zu Tai und Davis.

Seine Faust zitterte. Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Schlimm genug, dass Davis das Verhältnis zwischen Kari und T.K. zerstört hat, dass er sie alle angelogen hatte, dass er böse Intrigen zu seinen Gunsten spielte, dass er täglich nervt und Kari nicht in Ruhe lassen will, aber dass er jetzt auch noch ihn und Sora beleidigte, war einfach zu viel. Er versuchte sich zu beruhigen indem er die Augen schloss und tief durchatmete.
 

„Scheiß drauf!“, dachte sich Taichi, ließ seine Wasserflasche fallen, drehte sich mit einem Mal um und stürzte auf Davis zu.
 

„Tai!“, der Kapitän, der wie die anderen auch das Schauspiel mitbekommen hatte, versuchte ihn noch zurückzuhalten, doch Tai war schon bei Davis und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Der Jüngere taumelte benommen nach hinten und fiel zu Boden.
 

„Und das, hätte ich schon vor sehr langer Zeit tun sollen!!!“, knurrte Tai Davis an, dessen Nase blutete. „Das war erst der Anfang, wenn du nicht endlich meine Schwester in Ruhe lässt und du noch einmal wagst mir unter die Augen zu treten, dann flippe ich richtig aus!!“

Damit machte Tai kehrt und schob sich durch die Menge. Das Rufen seines Mannschaftskapitäns ignorierte er. Er schnappte sich einfach seine Flasche, ging in die Umkleide, nahm seine Tasche und schlug in voller Fußballmontur den Weg nach Hause ein.
 

Auf dem Weg nach Hause legte sich seine Wut etwas. Der Jugendliche musste zugeben, dass es gut tat Davis zu schlagen. Er hätte ihn schon vor langer Zeit hätte zu Recht weisen müssen, dann wäre die ganze Situation vielleicht gar nicht so sehr ausgeartet.

Taichi machte Halt an einer Ampel und wartete bis diese grün würde. Während er zwischen Menschen am Straßenrand stand und noch über Kari, Davis und T.K. nachdachte, fiel ihm auf der gegenüberliegenden Straßenseite jemand auf. Der leichte Wind spielte in seinem blonden Haar. Tai musterte ihn kurz. Nun bemerkte sein gegenüber auch Tai und beide hielten kurzen Blickkontakt, der jedoch durch die Menschen, die um sie herum standen, unterbrochen wurde, indem sie sie nach vorne drückten als die Ampeln grün wurden. Sie gingen aufeinander zu und kurz könnte man meinen, dass sie sich kennen und grüßen würden, doch Taichi und Yamato gingen erhaben aneinander vorbei, ohne den jeweils anderen auch nur eines Blickes zu würdigen.

Der braunhaarige seufzte. Es war traurig was aus den Digirittern geworden war. Was aus ihm und seinem damals besten Freund geworden war. In den letzten drei Jahren hat sich so viel verändert, man mag kaum glauben, dass sie zusammen nicht nur einmal die reale und die Digiwelt gerettet hatten.

Die Digiwelt. In letzter Zeit musste Tai wieder oft an sie denken. Er vermisste Agumon und fragte sich, was er wohl davon halten würde, wenn er hörte, was aus den Digirittern geworden war.

Er war genervt. Nicht nur, dass ihm Davis heute wieder auf den Keks ging, nein, jetzt musste er auch noch Matt über den Weg laufen. Tai konnte kaum glauben, dass Tokio eine Stadt sein soll. Dauernd traf er auf Matt. Auch wenn er nicht mehr auf seine Schule ging, er sah ihn trotzdem fast täglich, weil sie dauernd an den unmöglichsten Orten aufeinander trafen. Manchmal fragte sich Tai wie es Matt wohl geht. Und vor allem, ob er es bereute die Schule zugunsten seiner Musik abgebrochen zu haben. Er versuchte den Gedanken an seinen Ex-besten-Freund abzuschütteln.

Die Hitze machte ihm heute zu schaffen, eine kalte Dusche und eine kühle Cola wären jetzt genau das Richtige. Tai beeilte sich nun nach Hause zu kommen.
 

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„Was, sie kam einfach rein??“, lachte Mimi.
 

„Ja sie hielt sich die Augen zu und wollte uns warnen, weil ihre Eltern schon fast zu Hause waren.“, kicherte Sora. „Tai war so erschrocken, dass er es nicht schaffte sich richtig anzuziehen und sich dauernd in seinem T-Shirt verhedderte.“
 

Mimi musste noch mehr lachen.

„Oh mein Gott ich wär’ ja so was von im Boden versunken.“
 

„Das wär’ ich auch am Liebsten.“, stimmte Sora zu. „Mir war das so peinlich, dass ich nicht mal zum Essen blieb und unter dem Vorwand Training zu haben sofort nach Hause ging.“
 

„Ohje, armer Tai, er denkt jetzt sicher, du seiest wegen ihm nach Hause gegangen.“, erwiderte Mimi und schlürfte an ihrem Milkshake.

Das Eiscafé war brechend voll. Wie immer an warmen Tagen.
 

„Denkst du er hat das auf sich…? Nein…nein, das glaube ich nicht.“ Sora spielte mit ihrem Strohhalm in ihrem Milkshake.
 

„Du meinst: Bei jeder anderen…da hättest du vielleicht Recht. Aber bei dir: Nein.“, grinste Mimi sie an. Ihr braunes Haar leuchtete in der Sonne.
 

„Was meinst du?“ Sora war verwirrt. Was Taichi angeht musste Mimi ihr öfters unter die Arme greifen.
 

„Du bist eben etwas Besonderes für ihn. Das warst du schon immer.“, lächelte sie. „Und jetzt denkt er, du würdest ihn mit…ich meine, er denkt noch oft an die Zeit, in der du mit Yama zusammen warst.“ Mimi hätte sich fast verplappert und hoffte, dass Sora nichts gemerkt hat.
 

„Erinner’ mich nicht an die Zeit mit Yamato.“, ächzte Sora. „Das war das Schlimmste, das ich je erlebt habe.“

Ok, sie hat nichts gemerkt. Mimi war erleichtert, sie hatte doch Tai versprochen nichts zu sagen.
 

„Wie lange wart ihr zusammen?“, harkte Mimi nach um weiter abzulenken und schlürfte wieder an ihrem Milkshake. Sora war richtig froh, dass ihre Freundin wieder in Japan lebte. Sie vermisste Mimi in den letzten Jahren sehr.
 

„Viel zu lange.“, entgegnete Sora augenrollend.
 

„Nun sag schon.“
 

„Drei Monate. Und es war wirklich, wirklich furchtbar. Die ersten vier Wochen ging es ja noch, aber dann fing es ja an.“, seufzte die rot-blonde.
 

„Und warum bist du dann so lange mit ihm zusammen geblieben?“
 

„Naja, gerade lange war das ja nicht, aber…ich war verliebt. Und hoffte, dass es sich noch mal ändern würde.“
 

„Es hätte sich sicher geändert, wenn Yamato nicht Yamato wäre.“, merkte Mimi lachend an. „Wie lange bist du jetzt mit Taichi zusammen?“
 

„Einen Monat und fast zwei Wochen.“, grinste Sora verlegen und stocherte in ihrem Eisgetränk. Mimi lächelte sie an. Sie freute sich richtig für sie und vor allem für Tai, dass er nach so langer Zeit endlich mit seiner Traumfrau zusammen sein konnte.
 

„Wieso grinst du so?“, fragte Sora mit geröteten Wangen.
 

„Ach…ich seh’ dir schon an, dass du glücklich bist.“ Mimi blickte Sora in die Augen. Diese strahlte sie nur an. „Seht ihr euch später noch? Vielleicht…ungestört, in einer leeren Wohnung, ohne Geschwister und Eltern für eine Begegnung der romantischen Art?“ Das braunhaarige Mädchen grinste sie viel versprechend an.
 

„Mimi…“ Sora stocherte verlegen in ihrem Milkshake rum. „So was kann man doch nicht planen.“
 

„Warum denn nicht? Wär’ doch eine gute Lösung für das ‚Nie-ungestört-Problem’“, schlug Mimi vor und musterte den Kellner, der sich hinter Sora zwischen ein paar Tischen durchschlängelte.
 

„Na, weil…es sowieso immer anders kommt als erwartet. Und außerdem, weiß ich gar nicht, ob ich überhaupt schon so weit gehen will“
 

Mimi schaute sie an.

„Warum denn nicht? Ich dachte es wäre fast passiert!?“ Sie leerte ihren Milkshake.
 

„Mh…nein. So läuft das doch dauernd in letzter Zeit ab und ab einem bestimmten Punkt…ist es eben nur noch…also, wir hören auf und kuscheln.“, erklärte Sora leise mit knallrotem Kopf. Ihr war es irgendwie peinlich in einem vollen Eiscafé darüber zu reden.
 

Mimi nickte und beschloss nicht weiter darauf einzugehen.

„Und seht ihr euch noch?“
 

„Mh, nein…Tai wollte mit Izzy und T.K. an T.K.s Konsole rumschrauben. Oder, eher Izzy schraubt daran rum und Tai und T.K. schauen ihm dabei zu und machen irgendwelchen Blödsinn.“ Sora kicherte.
 

„Na, dann lass uns doch mal später bei den Jungs vorbeischauen.“, schlug Mimi vor und kramte etwas Geld heraus.
 

„Meinst du wir können da einfach so auftauchen?“ Sora war sich nicht sicher, ob das nicht etwas zu weit ging.
 

„Klar, wir wollen eben nur…helfen.“, grinste Mimi sie schief an.

Die 17-jährige lächelte zurück. Ihr gefiel der Gedanke Tai heute noch mal sehen zu können.
 

***************************
 

Er fuhr sich durch sein mittellanges Haar und trat seufzend den Heimweg an. Er hatte viel mehr Stress in der Schule als seine Freunde, da er vor drei Jahren auf eine Elite-Schule wechselte, damit er bessere Chancen auf ein Medizin Studium an einer der besseren Unis hat.

Obwohl die Mittagshitze schon vorbei war, brannte die Sonne trotzdem noch vom Himmel. Er schlenderte durch den Feierabendverkehr und war mit den Gedanken schon bei seinen Hausaufgaben und der morgigen Klausur.
 

„Hey.“, begrüßte ihn jemand von hinten und legte eine Hand auf seine Schulter. „Du reagierst ja gar nicht.“
 

Er blickte sich um und sah direkt in die kühlen blauen Augen von Yamato, der mit seiner Gitarre bepackt anscheinend auf dem Weg nach Hause war.
 

„Matt!?“, sagte er erstaunt. Er sah ihn zwar öfter nach der Schule in der Stadt herumlaufen, aber begrüßen tun sie sich eigentlich nie.
 

„Lange nicht gesehen, Joe.“, meinte Matt lässig.
 

„Ähm…ja, ich habe kaum noch Zeit auf unsere Treffen zu gehen.“, erwiderte Joe, immer noch erstaunt darüber, dass Matt ihn tatsächlich angesprochen hat und sich nun sogar ein Gespräch entwickeln zu scheint. „Ich habe die anderen auch schon lange nicht mehr gesehen.“
 

„Du auch?“ Yamato hatte eine Hand in seiner Hosentasche und mit der anderen hielt er den Gurt seiner Gitarrentasche fest, die ihm locker über der Schulter baumelte.
 

„Was meinst du?“
 

Der blonde zuckte unberührt die Schultern.

„Ich gehe schon seit ein paar Monaten nicht mehr hin. Vor ein paar Wochen überlegte ich wieder hinzugehen, aber…ich habe jetzt Gründe warum ich nicht mehr gehe.“
 

Joe blickte ihn verwirrt an.

„Aber…warum?“
 

„Hey…ich muss auch da lang, gehen wir doch gemeinsam.“, schlug Matt vor und deutete mit dem Kopf in die Richtung, in die Joe zuvor gegangen war.

Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her.
 

„Ich hab die anderen schon lange nicht mehr gesehen.“, brach Joe das Schweigen.
 

„Mir ist heute Mittag Tai über den Weg gelaufen.“, merkte Matt tonlos an. „Aber sonst…hab sie auch lange nicht gesehen.“
 

„Redet ihr immer noch nicht miteinander?“, fragte Joe vorsichtig. Er wusste zwar nicht warum sie nicht mehr miteinander sprechen, aber er wusste, dass es schon eine verdammt lange Zeit zwischen den beiden still war.
 

„Nein.“, antwortete der blonde Jugendliche knapp und nahm sich ein paar Strähnen aus den Augen. „Das wird sich auch so schnell nicht ändern.“

Yamato war mittlerweile noch cooler und gefühlskalter wie sonst, er war der größte Einzelgänger geworden den er kannte, aber dennoch merkte Joe, dass Matt die Situation mit Tai an die Substanz ging. Immerhin waren sie beste Freunde gewesen, das konnte nicht spurlos an jemandem, der das Wappen der Freundschaft trägt, vorbeigehen.
 

„Was ist denn passiert? Hat es was mit Sora zu tun?“, fragte der Brillenträger, während sie an einer Ampel warteten und der Feierabendverkehr vor ihnen auf der Straße vorbeidüste.
 

Matt schüttelte jedoch nur den Kopf.

„Es spielt keine Rolle. Taichis und meine Freundschaft ist zerstört und wird es auch bleiben.“
 

Joe vermutete, dass Tai zu stolz und Matt zu stur ist, als dass sie beide ein klärendes Gespräch führen könnten.

„Es ist komisch…“, begann der Ältere und zum ersten Mal seit sie durch die Innenstadt liefen, blickte Matt ihn an. „Ich trage schon seit Tagen wieder mein Digivice mit mir rum.“, führte er nachdenklich fort und schaute nun auch Matt an. Dieser zog nur sein enges schwarzes T-Shirt etwas hoch und legte somit den Blick auf seinen Gürtel frei, an dem ebenfalls sein Digivice befestigt war.

Joe grinste ihn an. Er musste in letzter Zeit wieder oft an seine Abenteuer in der Digiwelt denken und war seit Tagen von innerer Unruhe geplagt.
 

„Wie wär’s, wenn ich meine Hausaufgaben und mein Lernen einfach auf später verschieben würde und wir beide einen Abstecher zu Izzy machen.“, schlug Joe vor, während sie die Straße überquerten.
 

„Jetzt?“ Matt war von Joes Spontaneität überrascht. Und auch besonders davon, dass er sein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein über den Haufen wirft. „Izzy wohnt auf der anderen Seite der Stadt.“
 

„Naja, am nächsten von hier würden Tai und Kari wohnen und danach Sora, aber ich bezweifle, dass du Tai oder Sora besuchen willst.“, grinste Joe ihn an. „Komm, um der alten Zeiten Willen.“ Der dunkelhaarige versetzte Matt mit dem Ellbogen einen leichten Stoß in die Rippen.
 

„Mmh…ok.“, murmelte Matt, der nicht genau wusste, was er bei Izzy sollte, da er seit zwei Jahren kaum noch etwas mit ihm zu tun hatte, aber es schien ihm die beste Lösung, denn zu Tai oder Sora wollte er nun wirklich nicht. Eine andere Möglichkeit erschien ihm noch sein Bruder zu sein, aber den sah er als einzigen von den Digirittern regelmäßig. Zu dem Rest ist sein Kontakt ziemlich eingefroren. „Dann müssen wir aber umdrehen. U-Bahn?“
 

„Nein, lass uns das Wetter genießen, hinlaufen und noch etwas plaudern.“, grinste Joe. „Wir haben uns ja echt schon ewig nicht mehr gesehen, erzähl mal was du so treibst.“ Und somit drehten sie um und schlugen den Weg zu Izzy ein.
 

***************************
 

Hikari räumte ihr Zimmer auf. Wie immer wenn Langeweile sie plagte. Die Jugendliche seufzte. Eigentlich gab es nichts aufzuräumen hier, denn sie hielt immer Ordnung. Sie überlegte, was sie stattdessen tun könnte. Hausaufgaben hatte sie schon alle gemacht und lernen musste sie heute mal nicht. Nicht mal in der Küche konnte sie was tun oder sonst in der Wohnung, die ganze Wohnung blitzte und glänzte. Ihre Eltern waren auch nicht zu Hause und Tai war mit T.K. bei Izzy. Yolei musste im Laden helfen und auch ihre restlichen Freundinnen, waren entweder nicht da oder anderweitig beschäftigt.

Sie seufzte wieder. Zu viel Zeit zu haben fand sie gar nicht toll. Hikari überlegte schon ob sie nicht schlafen gehen sollte, das würde sie auch tun, aber es war noch nicht mal sieben Uhr.

Sie ließ ihren Blick durch ihr Zimmer schweifen. Es war perfekt aufgeräumt. Von der Fensterbank über das kleine Tischchen mit dem Fernseher, zum Kleiderschrank, das Regal über ihrem Schreibtisch, der Schreibtisch selbst…alles war sauber aufgeräumt.

Ihr fiel ein, dass es vielleicht nur äußerliche Ordnung sein könnte, trat rüber zum Schreibtisch, nahm die oberste Schublade heraus und entleerte deren Inhalt auf dem Boden. Zwischen Stiften, Filmen für ihre Kamera, Zettelboxen und Fotos erblickte sie ihre alte Trillerpfeife. Hikari fischte sie heraus und begutachtete sie.

So viele Erinnerungen hingen mit dem Stück zusammen.

Schöne Erinnerungen, an eine Zeit, in der noch alles in Ordnung war.

Eine Zeit, in der Tai und Matt noch Freunde waren, in der sie mit T.K. glücklich war und Davis noch vertraute, in der Sora und Matt noch miteinander redeten.

Es war eine Zeit, in der sie sich alle noch regelmäßig sahen.

In der sie alle zusammen viel Spaß hatten.

Eine Zeit, in der sie ihr geliebtes Digimon noch sehen konnte.

Es war die Zeit, vor und nachdem sie in der Digiwelt waren.

Und vor allem die Zeit, in der sie gemeinsam über das Schicksal der Menschheit und der Digiwelt entschieden haben.

Hikari seufzte tief. Sie vermisste diese Zeit richtig. Vor sechs Jahren war noch alles in Ordnung. Nein, vor drei Jahren war sie noch in Ordnung. Oder besser gesagt: Vor drei Jahren fing alles an. Die 14-jährige fragte sich, wie sich in dieser Zeit so viel verändern konnte.

Sie stand auf und ging wieder zum Schreibtisch. Sie wusste genau wo es war, sie hatte es nie achtlos einfach irgendwohin geschmissen, wie man das oft mit Dingen tut, die man scheinbar nicht mehr braucht, nein, sie hatte ihm behutsam einen Platz gesucht und sieht es noch heute fast jeden Tag an, fast so wie ein Schmuckstück, mit dem man vorsichtig umgehen muss, da es sonst kaputt geht.

Sie zog die Schublade auf. Ihr Digivice lag dort wie immer und glänzte sie im Licht der Abendsonne an. Hikari nahm es behutsam heraus und schaute es sentimental an.

Ja, sie wusste jetzt was sie machen könnte. Die Jugendliche steckte ihr Digivice an ihren Gürtel und verließ die Wohnung. Die Dinge, die in der Schublade waren und nun auf dem Boden lagen, ließ sie achtlos dort liegen.

Wenn sie schon nicht wie in alten Zeiten alle zusammen sein könnten, dann wenigstens mit der halben ersten Generation der Digiritter, dachte sie sich.

Die Wohnungstür fiel ins Schloss.
 

***************************
 

In der Erdgeschosswohnung der Izumys war es still. Nur das Tippen der Tasten des Laptops drang aus Koushiros Zimmer. Dieser saß auf dem Boden, hatte seinen Laptop an Takerus Konsole angeschlossen und versuchte nun irgendwie herauszufinden, was es damit auf sich hatte. Es klingelte. Der rothaarige blickte verwundert von seiner Arbeit auf.
 

„Es ist offen.“, rief er und als sich die Haustür öffnete fügte er noch an: „Ihr ward aber schnell ich habe euch gar nicht so früh zurück erwartet. Oder habe ich wieder die Zeit vergessen?“ Er blickte auf seine Uhr.
 

„Hallo Izzy.“
 

Eine bekannte Stimme grüßte ihn, jedoch nicht die, die er erwartet hätte. Verwundert drehte er sich um und erblickte Joe, der in Schuluniform und mit Schultasche im Türrahmen stand.
 

„Joe?“ Izzy sprang freudig auf. „Wir haben uns ja schon ewig nicht mehr gesehen.“ Er lächelte ihn an.
 

„Hey Izzy.“ Nun trat auch Matt aus dem Schatten des Hausflurs und begrüßte ihn lässig. „Wir haben uns auch schon lange nicht mehr gesehen.“, fügte er noch an.
 

„Matt!“, rief Izzy genauso erfreut ihn zu sehen. „Na, das hätte ich ja jetzt gar nicht erwartet. Kommt doch rein und setzt euch. Wollt ihr was trinken? Ich hole euch was zu trinken.“ Izzy war ganz aufgeregt vor Freude.

Matt und Joe tauschten kurz einen Blick aus und stellten ihre Taschen im Zimmer ab. Danach setzte sich Joe auf Izzys Bett und der blonde Jugendliche auf Izzys Schreibtischstuhl und legte seine Arme cool auf die Rücklehne. Beide blickten sich schweigend in dem Zimmer ihres Kumpels um, bis sie schließlich an Izzys Laptop und T.K.s Konsole hängen blieben. In dem Moment kam auch schon Koushiro zurück und reichte jedem eine Dose Cola.
 

„Du bastelst?“, fragte Yamato und deutete auf den Laptop.
 

„Ja, an T.K.s Konsole.“, antwortete der rothaarige und blickte auf seine Arbeit.
 

„Ich wusste gar nicht, dass sich T.K. auch mit älteren Konsolen beschäftigt.“, merkte Matt an und nahm einen Schluck aus der Dose. „Und was genau stimmt damit nicht?“
 

„Naja, T.K. und Tai hatten gestern beim Spielen etwas Seltsames entdeckt und fragten mich, ob ich nicht mal nachschauen könnte.“

Matt blickte nickend zu Boden und erst jetzt fiel Izzy wieder ein, dass er und Tai ja nicht mehr miteinander redeten. Er sah die beiden eigentlich gar nicht mehr an ein und demselben Ort, sodass er täglich daran erinnert würde. Yamato ging ja nicht mehr auf ihre Schule, kam nicht auf die Treffen, die die letzten Monate veranstaltet wurden und überhaupt hatte Izzy seit Monaten nicht mehr wirklich etwas mit ihm zu tun gehabt. Er fragte sich, warum jetzt ausgerechnet Matt hier auf seinem Schreibtischstuhl saß und ihn scheinbar besuchte. Und auch Joe, der ebenso nie auf den Treffen erschien und den er nur noch selten auf der Straße sah.
 

„Was führt euch her?“, fragte der rothaarige kurzerhand, da ihn dieser Gedanke nicht mehr los ließ. Er fragte sich, warum ausgerechnet Joe und Matt zusammen kamen. Izzy könnte sich vorstellen, dass Matt mit T.K. oder gar alleine kommt, aber mit Joe? In den letzten drei Jahren, haben sie sich beide verändert und sind nun so grundverschieden, wie sie es nicht sein könnten. Gut, das waren sie eigentlich schon immer, stellte Izzy fest.
 

„Der alten Zeiten wegen.“, antwortete Joe knapp und rückte seine Brille zurecht. Sein Blick fiel auf Izzys Laptoptasche, den Rucksack, den er schon vor 6 Jahren dauernd mit sich rumschleppte. An dem Gurt war noch immer das Digivice befestigt, als hätte es schon immer dort hin gehört.
 

Izzy konnte mit Joes Antwort nichts anfangen, aber nahm dies so hin. Plötzlich ging die Tür auf und T.K. mit Tai im Schlepptau kam herein.
 

„Hey Izzy, wir konnten dieses Kabel nicht besorgen, da der Elektrohandel schon zu hatte, wegen Urlaub oder so was.“ Erst jetzt fiel Takeru sein Bruder auf, der lässig auf dem Schreibtischstuhl saß. „Matt!?“ Er hätte ihn so gar nicht hier erwartet.

Auch Tai sah mehr als geschockt aus, ausgerechnet Matt hier zu sehen.
 

„Hallo Brüderchen.“, begrüßte Yamato seinen Blutsverwandten und ignorierte Tai völlig.
 

Daran, dass Tai und Matt hier aufeinander treffen, hatte Izzy noch gar nicht gedacht. Er spürte die Spannung im Raum, die von den beiden ausging.
 

„Hey, ihr zwei.“, kam es aus der Ecke, in der Koushiros Bett stand. Tai und T.K. wanden sich zu ihm um.
 

„Joe!?“, sprachen beide erstaunt wie aus einem Mund. Ihn hätten sie auch nicht hier erwartet.
 

„Wie geht’s euch?“, fragte dieser zurück.
 

„Ähm…gut.“, antwortete Takeru. Tai nickte zustimmend. „Und dir?“
 

„Auch gut.“, entgegnete Joe lächelnd.
 

Kurzes Schweigen herrschte im Raum. So war der Abend nun gar nicht geplant gewesen. Jetzt wo sie alle so im Raum standen, konnte Izzy nicht ungestört seiner Beschäftigung nachgehen. Mit T.K. und Tai wäre das kein Problem gewesen, aber nun, da Joe und Matt auch noch aufgetaucht waren, konnte er das nicht tun, da er die beiden schon so lange nicht mehr gesehen hatte, dass er nun den guten Gastgeber spielen musste.

Die Stimmung war gespannt und jeder fühlte sich sichtbar unwohl, bis auf Matt, der in fast jeder Situation seine Coolness bewahrt.

Das Klopfen an der Tür durchbrach die Stille. Alle blickten fragend zu Izzy, der sich auf den Weg zur Tür machte. In Izzys Vorbeigehen knurrte Tai ein „Erwartest du noch mehr Besuch?“ heraus, der dafür nur einen ‚Woher-sollte-ich-wissen-dass-sie-kommen?’-Blick kassierte. Er öffnete die Tür und davor stand Hikari, die ihn lächelnd begrüßte und meinte, dass sie ihnen etwas Gesellschaft leisten wollte. Izzy geleitete sie herein und sie stand nun auch etwas verwirrt über Joes und Matts Besuch im Raum, dennoch begrüßte sie die beiden freundlich. Tai sah nicht besonders glücklich aus.

Wieder herrschte ein unangenehmes Schweigen.
 

„Wollt ihr euch nicht setzen?“, forderte Izzy Kari, T.K. und Tai auf. Tai und Kari setzten sich zu Joe aufs Bett, während sich T.K. einfach auf den Boden vor den Schrank neben seinen Bruder setzte. Izzy nahm Platz neben seinem Laptop.

Stille.

Keiner wusste was er sagen sollte, oder wollte ein Gespräch anfangen. Alle saßen unbequem auf ihren Sitzmöglichkeiten und starrten Löcher in Luft, Wand, Decke und Boden.

Tai überlegte, ob er nicht nach Hause gehen sollte.
 

„Wisst ihr was witzig ist?“, beendete Izzy das Schweigen und lächelte unsicher in die Runde, als ihn jeder fragend anblickte. „Es fehlen eigentlich nur noch Mimi und Sora, dann wären wieder wir Digiritter der ersten Generation komplett.“

Schweigen.

Keiner reagierte auf das Gesagte, sondern schauten Izzy nur nichts sagend an und lösten nach ein paar Sekunden wieder den Blick von ihm, um weiter Löcher in alle möglichen Dinge zu starren. Izzy betrachtete dies als missglückten Versuch die Stimmung etwas aufzulockern.

Wieder ein Klopfen an der Tür. Alle blickten fragend zu Izzy. Dieser stand auf und ging zur Tür, dabei spürte er die Blicke der anderen im Rücken. Er zögerte kurz und öffnete die Tür dann. Einerseits war er überrascht, andererseits wunderte es ihn aber nicht, dass Sora und Mimi vor ihm standen.
 

„Ähm…hallo.“, begrüßte Izzy sie etwas unsicher und bat sie herein.
 

„Hi Izzy! Wir dachten ihr könntet etwas Hilfe gebrauchen.“, zwinkerte Mimi. Sora musste schmunzeln. Die beiden quetschten sich an Izzy vorbei und gingen in sein Zimmer. Dieser dachte sich, dass sie wirklich Hilfe gebrauchen könnten, nur nicht dabei, woran Mimi sicherlich dachte.

Etwas verwirrt Matt zu sehen, betrat Mimi das Zimmer und grüßte in die Runde. Als sie für Sora jedoch den Blick auf Matt freilegte, war diese total erschrocken und starrte ihn aus großen Augen an. Das hätte sie nun wirklich nicht erwartet. Sie fühlte sich, als hätte man ihr den Boden unter den Füßen weggerissen.

Yamato warf ihr kurz einen kühlen Blick zu und schaute dann wieder in die andere Richtung. Nun bereute er es doppelt sich von Joes Spontaneität anstecken lassen zu haben.

Izzy schob Sora ins Zimmer, die daraufhin Tai erblickte, der nur grimmig in der Gegend herum starrte. Als er dies bemerkte, schenkte er ihr einen warmen Blick und daraufhin kam Sora zu ihm und setzte sich auf seinen Schoß. Taichi umarmte sie von hinten und schmiegte seine Wange an ihre Schulter.

Joe war überrascht. Er wusste gar nicht, dass Tai und Sora nun zusammen sind. Er hätte dies eher von Kari und T.K. oder von Mimi und Matt gedacht, aber über Tai und Sora war er irgendwie überrascht. Nach den Abenteuern in der Digiwelt hätte er viel mehr erwartet, dass die beiden zusammen kommen würden, aber dann war ja Sora mit Matt zusammen und nicht mit Tai. Jedoch nicht besonders lange, soweit er sich erinnerte. So langsam wurde ihm bewusst, dass er wirklich lange Zeit nichts mehr mit den anderen Digirittern zu tun hatte. Joe fragte sich, wie lange Tai und Sora schon zusammen waren. Und nun konnte er sich auch denken, warum Matt und Tai nicht mehr miteinander redeten. Es dreht sich bestimmt um Sora.

Mimi setzte sich neben Kari, die ihrerseits neben T.K. saß. So hatte sie sich den Abend nun gar nicht vorgestellt. Nicht, dass sie etwas dagegen hätte, dass Joe und Matt da waren, im Gegenteil, sie war sogar froh die beiden mal wieder zu sehen und auch Kari hatte sie schon lange nicht mehr gesprochen. Es wäre aber um einiges angenehmer gewesen, wenn diese Spannung nicht im Raum wäre. Mimi blickte von Yamato zu Taichi. Der Einzelgänger und der Teamkamerad. Sie seufzte und wünschte für Tai und Sora, dass Matt nicht da wäre. Jedoch fand sie es schön, dass die acht nach so langer Zeit wieder zusammen waren. Wenigstens etwas.

Stille.
 

Sie war brechend und kalt.
 

„Was soll das?“ Alle blickten zu Tai. „Was soll das Izzy?“
 

Izzy schaute ihn verwirrt an.

„Was meinst du?“
 

„Na, das hier.“, erwiderte er. „Hier, wir alle. ‚Zufällig’ sind alle auf einmal aufgetaucht…“
 

„Ich verstehe nicht…“
 

„Na klar.“, entgegnete Taichi sarkastisch. „Du weißt von nichts.“
 

„Ich hab wirklich nicht-“

Izzy wurde von einem Geräusch, das sich anhörte, als würde ein Kabel durchschmoren, unterbrochen. Er blickte alarmiert zu seinem Laptop und der angeschlossenen Videospielkonsole und entdeckte, dass über diese viele Blitze zuckten.
 

„Nicht schon wieder!“, tönte T.K. und fing sich von allen außer Tai fragende Blicke ein. „Siehst du, genau das meine ich, das macht sie dauernd!“, meinte er zu Izzy genervt.
 

„Du hast dir ne Killerkonsole gekauft und hast es mir nicht gesagt!?“ Matt überspielte seine Enttäuschung mit unpassendem Sarkasmus.
 

„Ich, äh, du hattest so viel zu tun und da hab ich eben mit Tai…“ T.K. verstummte, als er den Blick seines Bruders sah.
 

„Ääääh, Leute...!“, versuchte Izzy wieder die Aufmerksamkeit zu gewinnen und starrte auf sein Digivice. Die anderen folgten seinem Blick und stellten erstaunt fest, dass Izzys Digivice hell leuchtete.

„Was zum-“
 

„Seht euch das an!“, forderte Kari auf, die ihrerseits auf ihr Digivice wies, das auch hell leuchtete.
 

„Du schleppst ja dein Digivice mit dir rum!?“, meinte Tai erstaunt. Joe griff in seine Schultasche und zeigte Taichi auch sein leuchtendes Digivice.

„Ich auch.“
 

Nun griffen auch die anderen an ihre Gürtel und in ihre Taschen und zeigten sich gegenseitig ihre Digivices, die alle hell leuchteten.
 

„Sieht so aus, als würden wir alle unsere Digivices mit uns rumschleppen.“, grinste Mimi. Sie genoss das kurze Gefühl der Zusammengehörigkeit aller.
 

„Aber…was hat das zu bedeuten?“, fragte Kari und suchte Schutz bei T.K, indem sie sich etwas hinter ihm versteckte.

Die Blitze zuckten immer heftiger über die Konsole, auch über Controler und das Spielmodul selbst, obwohl diese gar nicht an der Konsole angeschlossen waren. Izzy fürchtete um seinen Laptop und versuchte noch die Kabel zwischen Laptop und Konsole zu trennen, doch er bekam einen Schlag und flog an die Wand, die einen Meter hinter ihm war.
 

„Izzy!“ Mimi eilte zu ihm. Dieser stöhnte nur benommen von dem Schlag. Die Blitze zuckten immer heftiger über das Spielzubehör und das Licht in Izzys Zimmer begann zu flackern, bis schließlich die Birnen platzten und es in völlige Dunkelheit legte. Das Licht des ganzen Viertels war ausgefallen. Die Digivices der acht Digiritter erleuchteten das Zimmer in hellem blau-weißem Schein.

Plötzlich fing der Laptop an verrückt zu spielen. Über den Bildschirm liefen wirre Zeichen.

Der benommene Izzy war nicht fähig irgendetwas zu tun. Alles drehte sich und er nahm das Ganze nur am Rande war. Nicht mal dass Mimi ihn schützend im Arm hielt, spürte er.

Taichi, der die mittlerweile neben ihm sitzende Sora an sich drückte, ergriff seine Pflicht als Anführer und näherte sich mutig dem Laptop, der mittlerweile auch von zahlreichen Blitzen umgeben war. Ein besonders großer Blitz, der um sich griff, ließ ihn wieder einen Meter zurückweichen. Taichi warf einen Blick zu Sora, dann zu Joe, der ihm zunickte. Er wusste was Tai sagen wollte. Seine Schwester schien bei T.K. auch in sicheren Händen, Mimi achtete auf Izzy…und Matt? Dieser fixierte das Spielmodul. Tai wusste, dass es ihm nicht egal wäre, wenn Matt etwas zustoßen würde, genauso wenig, wie es ihm nicht egal war, ob den anderen etwas zustieße. Er fühlte sich für alle verantwortlich.

Der braunhaarige näherte sich wieder vorsichtig dem Laptop. Er fixierte die Reset-Taste. Sein Digivice schien zu glühen. Immer heftiger schlugen die Blitze um sich. Taichi hielt schützend seinen Arm vor sein Gesicht und schlug auf Reset, doch dadurch schien er alles noch schlimmer gemacht zu haben. Nun leuchtete das Spielmodul in hellem Schein und ein mysteriöser Wind tat sich innerhalb des Raumes auf, der die leichteren Gegenstände im Zimmer umherwirbelte.

Taichi stolperte nach hinten und landete vor dem Bett.
 

„VERDAMMT, WAS IST DENN DAS?“ Tai versuchte mit seiner Stimme gegen den lauten Wind anzukämpfen. Ein paar Dinge wurden vom Schreibtisch gefegt.

Das Modul glühte.

Izzy spürte den Wind, der sich eher wie ein Sog anfühlte. Er nahm die Umrisse seiner Freunde wahr und dass ihn jemand im Arm hielt, doch spürte er auch, dass seine Lider schwerer wurden und er seine Augen kaum mehr offen halten konnte. Der Schlag den er einsteckte schien ihm ziemlich viel abzuverlangen. Er kämpfte dagegen an ohnmächtig zu werden, doch dann wurde es schwarz vor seinen Augen und er sackte in Mimis Armen zusammen…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hitokiri_Battousai
2007-08-01T21:38:22+00:00 01.08.2007 23:38
das ist echt eine coole ff!
die handlung gefällt mir sehr gut *großer digimon und zelda fan ist^^*
ich hoffe du schreibst schnell weiter.
lg TK


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