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Die Nische in der Bibliothek

Snape x Lily (kurz: Snily)
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr lieben! Ich hoffe, euch gefällt das neue Kapitel! :) Es ist bereits seit einer ganzen Weile fertig, aber ich wollte mit dem Hochladen etwas warten, bis ich wenigstens die nächsten zwei Kapitel geschrieben habe, damit kein zu großes Loch entsteht...

Viel Spaß dabei! Komplett anzeigen

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Nachts im Gewächshaus

Lily schnipste eine Spinne weg, die neben ihr an einem Besen hochkrabbelte. Sie war froh, dass sie noch ihren Winterumhang geholt hatte, bevor sie zum vereinbarten Treffpunkt gegangen war. Trotz der Dunkelheit konnte sie ihren Atem sehen… Severus war schon im Besenschuppen neben dem Quidditchfeld gewesen, als sie dort die Tür geöffnet hatte – nicht ohne vorher zu schauen, ob jemand sie dabei beobachtete. Seitdem saßen sie zwischen alten Besen gequetscht nebeneinander und warteten auf den geeigneten Moment, um aus ihrem Versteck zu schlüpfen und zu den Gewächshäusern zu flitzen.

Lily zog ihren Mantel enger um sich. Dann schaute sie zu Severus, der in Gedanken versunken an den Borsten eines umgefallenen Besens herumspielte. Sie konnte sein Gesicht nur vage erkennen. Es war stockfinster im Schuppen. Nur durch ein schmales dreckiges Fenster fiel das Licht des abnehmenden aber noch recht vollen Mondes. So konnte sie lediglich die eine Hälfte seines Gesichtes und seine Nase sehen. Der Rest lag im Schatten. „Severus?“, flüsterte sie.

Der Angesprochene schaute auf und blickte zur Seite, um sie anzusehen. Sie saßen so nah beieinander, dass er fast ihren Atem an seiner Haut spüren konnte. Es war ungewohnt und fast beengend. Lily war ihm schon ein paar Mal so nah gewesen, aber jedes Mal war um sie herum genug Platz gewesen, sodass er der Situation hätte entfliehen können. In dem kleinen Schuppen war das nahezu unmöglich. Er fragte sich kurz, ob er der aktuellen Situation überhaupt entfliehen wollte. Die an sich selbst gestellte Frage verwirrte ihn. Denn er wusste auf die Schnelle keine Antwort darauf… Lily riss ihn dann aus seinen Gedanken: „Wie kommen wir überhaupt in das Gewächshaus? Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht… Wir haben doch keinen Schlüssel… oder haben wir?“ Kurz spielte sie mit dem Gedanken, ob Severus die Schlüssel geklaut haben könnte. Aber sie wusste nicht, wie er an Professor Lewis‘ Schlüssel hätte kommen sollen.

Severus schüttelte den Kopf und antwortete ebenfalls flüsternd: „Wir haben keine Schlüssel. Ich habe heute Morgen im Unterricht eines der hinteren Fenster hinter dem riesigen Zitternden Ginsterbusch offen gelassen. Durch die bewegenden Äste ist es Professor Lewis hoffentlich nicht aufgefallen, dass es noch offen war… Andererseits sieht er ja nicht mehr sonderlich gut. Also könnten die Chancen gut stehen. Wir werden einfach sehen.“ Er stutzte. Dann sagte er in normaler Lautstärke: „Sag mal… warum flüstern wir überhaupt?! Hier ist doch weit und breit keine Menschenseele…“

Panisch zischte Lily und wollte ihm damit bedeuten, leise zu sein. „Sei doch leise. Vielleicht kommt ja doch jemand vorbei und kann uns hören.“

Severus schüttelte den Kopf. „Wer sollte um die Uhrzeit hier her kommen? Heute ist kein Quidditchtraining und wer möchte bei der Kälte schon einfach so hier draußen-“

„Moony, Tatze! Nun kommt schon! Peter, du auch! Ich kann es kaum abwarten!“, erscholl draußen plötzlich James Potters Stimme, der aufgedreht lachte. Das Stampfen einer rennenden Person zog an dem Schuppen vorbei, in dem sich Lily und Severus versteckten. Augenblicklich hielten die beiden die Luft an, als sie hörten, dass draußen Schüler waren. Lily hatte ihre Hand vor den Mund geschlagen und behielt ohne zu Blinzeln die Tür im Auge.

Nachdem James wohl Richtung Quidditchfeld gerannt war, hörten sie nun Sirius Black sprechen: „Jetzt mach mal langsam! Wir drei haben nicht so einen tollen eigenen Besen wie du! Wir müssen uns erst mal einen holen.“

Entsetzt schauten sich Severus und Lily an. „Und was jetzt? Severus, was machen wir jetzt?! Sie kommen gleich HIER HER!!“, wisperte Lily panisch. Beide durchstöberten ihr Wissen über Zaubersprüche, aber keinem fiel ein Unsichtbarkeitszauber ein. Severus konnte ein Seufzen gerade so unterdrücken. Das hatte ihnen ja gerade noch gefehlt…

Wieder war draußen die Stimme von Sirius zu vernehmen: „Remus, kannst du uns drei Besen besorgen? Ich gehe schnell Krone hinterher, um ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zu bringen… Peter, komm mit!“

Lily befand sich wie in einer Schockstarre, als sie die Schritte von Remus näher kommen hörte. Es erschien ihr wie in Zeitlupe, als sich die Tür öffnete und das Mondlicht wie ein Scheinwerfer auf sie fiel. Remus schaute die beiden verdattert an, als er sie auf dem Boden zusammengekauert sitzen sah. Unfähig ein Wort zu sagen, starrten Severus und Lily ihn zurück an. Sie fühlten sich wie das berüchtigte Kaninchen, das sich der Schlange gegenüber sah. Selbst Snape, der sonst nicht einmal zögern musste, um sich gegen Potter und seine Gefährten zu wehren, fühlte sich, als wären sein Verstand und seine Hände gelähmt. Die Situation war einfach zu surreal. Remus schien ein Lachen unterdrücken zu müssen. Von draußen hörte man James rufen: „Moony! Wo bleibst du?! Brauchst du Hilfe?!“ Remus riss sich zusammen und schien kurz abzuwägen. Schließlich hob er langsam seinen Zeigefinger an seine Lippen und bedeutete den beiden damit, weiterhin leise zu sein. Ohne sie aus den Augen zu lassen griff er nach drei Besen und verließ den Schuppen. Als die Tür zufiel rief er: „Ich komme ja schon, du ungeduldiges Kleinkind!“

Severus und Lily hörten, wie sich die vier Gryffindors von ihnen entfernten. Erst jetzt wagten sie wieder, richtig Luft zu holen. Noch immer starrten sie auf die Tür, in der gerade eben noch Remus gestanden hatte. „Verdammt, war das knapp!“, stieß Lily flüsternd hervor. „Aber wieso hat er uns nicht verraten?!“ Die Antwort auf die Frage sollte Lily erst Jahre später von Remus selbst bekommen – in einer Zeit, in der solche Geschichten eine angenehm lustige Ablenkung vom grausamen Alltag unter Du-weißt-schon-wem waren. In einer Zeit, in der Remus und Lily zu einem engen Freundeskreis gehören sollten, was sie zu diesem Zeitpunkt wohl nie erwartet hätten. Die Erklärung für Remus‘ Verhalten war recht einfach: Remus hatte sich auf einen Abend mit seinen drei Freunden gefreut. Er hatte nicht wieder den eifersüchtigen James-Dämon wecken wollen – insbesondere nicht an dem Abend, an dem James hoffentlich den ersten Schritt zu einer Wandlung vollzogen hatte. Daher hatte er es geheim gehalten, in welch eigenartiger Situation er die beiden Schüler angetroffen hatte – allein in einer dunklen Besenkammer. Das weckte allerhand Assoziationen…

Severus fand auch keine Antwort auf ihre Frage. Zu sehr war er von ihrer Hand abgelenkt, die in der Panik nach seiner eigenen gegriffen hatte und sie immer noch fest hielt. Lily bemerkte seinen Blick, der auf ihre Hände gerichtet war und ihr schoss sofort die Röte ins Gesicht. Schnell zog sie ihre Hand zurück. „Oh, ähm, Verzeihung! Das war… ja, ähm. In der Panik hab ich wohl…“ Sie räusperte sich und stand auf. „Ich schätze, wir können dann los. Oder was meinst du?“

Etwas unsicher schaute sie zu Severus hinunter, der selbst noch leicht peinlich berührt wirkte. Er schüttelte kurz den Kopf – so als wollte er einen Gedanken vertreiben. Dann stand er auf und klopfte sich den Dreck vom Umhang. „Auf geht’s!“
 

Das Fenster im Gewächshaus war tatsächlich noch offen gewesen. Sie hatten einen der umstehenden großen leeren Blumentöpfe, die darauf warteten, wieder mit einer neuen Pflanze gefüllt zu werden, unter das Fenster schweben lassen. Nacheinander waren sie dann über den Topf durch das Fenster geklettert. Den Lumos-Zauber zu verwenden, um mehr zu sehen, wagten sie nicht. Die Gewächshäuser waren beinahe komplett aus Glas gebaut, um den Pflanzen das nötige Sonnenlicht zu geben. Sie wären sofort entdeckt worden, hätten sie ein Licht entzündet.

Ihre Besorgungsliste war recht überschaubar. Flaschenkraut, gewellter Wetterich und Ingwer waren sehr schnell besorgt. Kniffliger waren die springenden Knollen. Beim Versuch, eine von diesen zu ernten, sprang ihnen das ausgesuchte Exemplar beinahe davon. Nur knapp verfehlte die Knolle Severus‘ Auge. Lily warf sich dem ausbüxenden Gewächs hinterher. Auf dem Boden konnte sie die Knolle dann einfangen. Gekonnt – so wie sie es im Kräuterkundeunterricht gelernt hatten, schnitt sie die runde Wurzel entzwei, sodass diese ihre Eigenbewegung verlor. Aber die Knolle war nichts im Vergleich zur Snargaluff-Frucht, die die beiden besorgen mussten.

Mit einem mulmigen Gefühl betraten die beiden den abgesonderten Raum im Gewächshaus, in dem sich vier Snargaluffbäume befanden. Die Bäume sahen wie harmlose Baumstümpfe aus. Severus und Lily wussten es allerdings besser. Leider würde der Umgang mit diesen Pflanzen erst im Frühjahr dieses Schuljahres im Unterricht gelehrt werden. Also hatten sich Severus und Lily das Wissen darüber in Büchern anlesen müssen. Sie zogen ihre Mäntel aus und nahmen sich jeweils eine Schutzbrille, Handschuhe, Mundschutz und eine Lederschürze aus einem nahe gelegenen Regal. Zur Vorsicht band sich Lily zusätzlich ihr Haar zusammen. Severus beobachtete sie dabei und entschied schlussendlich, es ihr vorsichtshalber gleichzutun. Er hatte die Pflanzen noch nie in Aktion gesehen, aber die Berichte von ihrer Gegenwehr waren ausführlich und recht bildlich beschrieben. Er fand ein Lederband auf einem der Arbeitstische und machte damit seine Haare zusammen. Lily war in diesem Moment eigentlich schon dabei gewesen, ihren Mundschutz aufzuziehen, hielt aber in der Bewegung inne. Ungläubig schaute sie Snape an. „Irre!“, rief sie aus.

Verdutzt und leicht erschrocken erwiderte Severus ihren Blick und meinte bereits, dass eine der Pflanzen etwas Außergewöhnliches getan hätte. „Was ist?“

Lily schüttelte kurz den Kopf. „Du siehst so total anders aus!“ Sie legte den Kopf etwas schief. Severus seufzte leicht unwirsch und wollte das Band wieder lösen. Lily hob in einer entschuldigenden Geste die Hände. Dabei ließ sie allerdings den Mundschutz los, dessen Gummiband bereits um ihren Kopf gelegen hatte. Das Loslassen bewirkte, dass dessen Gummibänder sich zusammen zogen. Das Ende vom Lied war, dass der Plastikschutz in Lilys Gesicht schoss und schmerzhaft ihre Nase traf. „Au!“ Sie schob den Mundschutz nach unten, sodass er locker um ihren Hals hing, und rieb sich die schmerzende Stelle. Etwas beklommen schaute Lily mit leicht zusammen gekniffenen Augen zu Severus. „Ich meinte das nicht negativ! Es ist einfach nur… ungewohnt.“

Severus hatte das Spektakel mit wechselnden Gefühlen beobachtet. Einerseits konnte er wie immer nichts mit Lilys Bemerkungen anfangen. Sie warfen ihn einfach jedes Mal aus der Bahn. Andererseits war der Anblick ihrer Tollpatschigkeit bilderbuchreif. Severus zuckte mit den Schultern und zog sich mit einem kleinen Schmunzeln den Mundschutz an. „Lass uns anfangen, Lily.“ Er stellte sich neben sie und schaute zu ihrem nächsten Ziel: dem Snargaluffbaum. Im Inneren des Stumpfes befanden sich die Früchte des Snargaluffs. Diese waren die letzten begehrten Objekte ihres nächtlichen Ausfluges. Allerdings hatte der Baum die Eigenart, sich zu wehren. Er fuhr dornenbesetzte Ranken aus, die nach den ‚Angreifern‘ schlugen. Bekam man ein paar Ranken zu fassen und zog sie auseinander, öffnete sich der Stumpf oben und gab den Weg zu seinen Früchten frei. Aber selbst dann konnte er sich noch wehren, indem er die Arme des nach den Früchten Greifenden einklemmen konnte.

Auch Lily zog sich die letzten Schutzkleidungsstücke an. „Okay!“, sagte sie voller Tatendrang. „Auf geht’s! Gehen wir der Pflanze an den Kragen!“

Severus schaute seitlich zu ihr runter und musste schmunzelnd den Kopf schütteln. „Du bist mir eine, Evans… Freust dich auf Schrammen, Kratzer und Schmerzen, die uns todsicher gewiss sind…“

Lily nahm das als Kompliment und grinste. „Und nun? Wie gehen wir vor?“

Severus überlegte. Er wusste, dass die Ranken ein Problem darstellen würden. „Ich schlage vor: Wir versuchen beide zuerst, jeweils ein paar Ranken greifen zu können. Du auf der einen Seite, ich auf der anderen. Wenn wir beide soweit welche haben, gibst du mir deine. Ich ziehe die Bündel dann auseinander, damit du nach den Früchten greifen kannst. Wäre das so in Ordnung?“

Lily nickte zustimmend. Zögernd schlichen sie sich an ihr ausgesuchtes Exemplar heran. Kaum standen sie davor, schossen die gefährlichen Ranken hervor und begannen sofort damit, nach den zwei Schülern zu schlagen. Beide hatten nicht mit einer derartig schnellen Reaktion gerechnet. Die Dornen kratzten an den nicht mit Schutzkleidung bedeckten Stellen in ihren Gesichtern und verhedderten sich trotz der Vorkehrungen in ihren Haaren. Die Lederschürzen und die langen Handschuhe konnten wenigstens verhindern, dass ihre Kleidung zerfetzt wurde. Flüche ausrufend kämpften die beiden gegen die starken Ranken an. Severus hatte es nach einigen Anläufen mit Mühe geschafft, mit dem Unterarm die ihn angreifenden Ranken zur Seite zu schieben und sie daraufhin gebündelt festzuhalten. Die oberen Enden oberhalb seiner Hände schlugen allerdings weiterhin aus. Also streckte er die Ranken von sich fort und beugte seinen Oberkörper nach hinten. Ein Blick zu Lily verriet ihm, dass sie noch kein so großes Glück hatte. Die Ranken peitschten von beiden Seiten auf sie ein. Eine einzelne Ranke hatte sich in ihren Zopf gewickelt und zog Lilys Kopf hin und her. Während sie mit der einen Hand versuchte, ihre Haare zu befreien, wehrte sie mit dem anderen Arm die restlichen Schlingen ab. Severus nahm eine Ranke aus seinem Bündel und wickelte sie um die anderen Zweige herum. Es gelang ihm sogar, einen kleinen Knoten zu machen. Wie das Bündel nun wenigstens leicht fixiert war, konnte er es mit einer Hand greifen. Vorsichtig tastete er sich mit Seitwärtsschritten an Lily heran. Als er neben ihr und den anderen Ranken stand, führte er den freien Arm von oben um die Ranken herum und klemmte sie unter seinem Oberarm ein. Die Dornen stachen durch seinen Pullover und rissen an seiner Haut an der Brust und am Oberarm. Zischend zog er die Luft ein. Indem er aber nun auch diese Ranken im Schach halten konnte, hatte Lily die Gelegenheit, die eine Ranke mit beiden Händen aus ihren Haaren zu entwirren. Als sie sich freigemacht hatte, half sie Severus bei der Bewältigung der zappelten Pflanzenarmen. Sie löste das Lederband aus seinem Haar und wickelte es um das zweite Bündel. Nun konnte Severus die Bündel mit jeweils einer Hand greifen und auseinander ziehen. Auf dem Stumpf öffnete sich tatsächlich mit einem schmatzenden Geräusch das Loch, in dem sich die grünen runden Früchte befanden. Severus war vor Anstrengung, die Ranken zurückzuhalten, nicht fähig zu sprechen. Also nickte er Lily lediglich zu, um ihr zu verdeutlichen, dass sie eine der Früchte ernten konnte. Sie steckte schnell ihren Arm rein, um danach zu greifen. Allerdings schloss sich die Öffnung just in dem Moment und klemmte Lilys Unterarm ein. Erschrocken schrie sie auf und versuchte, ihren Arm zu befreien. Schließlich stieß sie den Ellbogen ihres anderen Armes ebenfalls in die noch vorhandene Lücke, um die Öffnung aufzuhebeln. Es gelang mit einem ächzenden Geräusch von Seiten des Baumes, was allerdings auch mit einer höheren Aktivität der Ranken verbunden war. Der Baum schien sich ein letztes Mal gegen den Diebstahl wehren zu wollen. Severus stöhnte und fluchte und hatte alle Mühe, die Schlingen unter Kontrolle zu halten. „Lily, beeil dich!“, presste er hervor und wich dem Ende eines flinken Zweiges aus, der nach einer Ausholbewegung auf sein Ohr zu sauste.

Während Lily ihren einen Unterarm horizontal in die Öffnung klemmte, um sie am erneuten Zusammenschnappen zu hindern, griff sie nun mit der freien Hand nach einer der Früchte. Sie waren glitschig und boten beinahe keinen Halt als Lily versuchte, daran zu ziehen. Als sie gerade an einer drehte, um sie von ihrer Verbindung zum Stamm zu lösen, konnten sich die zwei Bündel der Ranken von ihren Verknotungen befreien. Sie entrissen sich Severus‘ Griff und waren im Begriff, sich erneut auf Lily zu stürzen. In diesem Moment konnte diese jedoch die Frucht entfernen und ließ sich nach hinten fallen, um den peitschenden Zweigen zu entkommen. Auch Severus machte einen Sprung nach hinten und brachte sich damit in Sicherheit. Die Pflanze gab ein gequältes Fipsen von sich und das Loch schloss sich mit einem Sauggeräusch. Die Ranken konnten nun nicht mehr an ihre Angreifer gelangen. Sie legten sich wie ein Schlangennest auf den Baumstumpf, als würden sie den Zugang zum Früchtehort vor einer weiteren Attacke beschützen wollen. Eine bleierne Stille legte sich urplötzlich über den Raum.

Lily und Severus schauten sich schweratmend und geschockt an. Die Snargaluff-Frucht lag mit ihrer grünlich schimmernden und pulsierenden Schale harmlos in Lilys Hand. Beide Schüler begannen leicht zu grinsen und fielen dann in ein erleichtertes Lachen. Severus half Lily, aufzustehen und stolz schauten sie ihre Beute an.

„Mann, das war aber ein Ding!“, sagte Lily ungläubig. So etwas hatte sie wirklich noch nie erlebt. Dagegen waren Alraunen und Fangzähnige Geranien ein Witz!

Severus strich sich mit einem glücklichen Seufzer die Haare nach hinten. „Das kannst du laut sagen. Mir graut es jetzt schon davor, dass wir das im Frühjahr bei Professor Lewis nochmals durchstehen müssen…“

Lily nickte mit einem leicht entrückten Gesichtsausdruck. „Oh ja… vielleicht können wir ja an dem Tag schwänzen oder so…“ Sie blickte zum Stumpf. „Meinst du, Professor Lewis fällt die fehlende Frucht auf?“

Severus zuckte mit den Schultern. „Das weiß ich nicht. Aber da er nicht wissen kann, dass wir hier waren, wird er es wohl so hinnehmen müssen…“ Sein Blick fiel auf die Frucht. „Wir brauchen nur den Saft der Frucht. Und dieser muss so schnell wie möglich daraus entnommen werden, sonst wird die Frucht schlecht.“ Die beiden gingen zu einem Arbeitstisch, der sich neben den Snargaluffbäumen befand und mit einem Schraubstock ausgestattet war. Sie spannten die Frucht darin ein. „In einem der Bücher stand, dass man sie erst mit einem spitzen Gegenstand anstechen muss…“, murmelte Severus. Lily griff nach einem Messer, das im Regal daneben lag, und stach einige Male in die Frucht. Severus zog eine Phiole und einen Trichter aus seiner Tasche hervor. Diese hielt er unter die Frucht, während Lily begann, den Schraubstock langsam zuzudrehen. Heraus kam eine dicke grüne Flüssigkeit, die verdächtig wie ein Brei aus kleinen dicken Würmern wirkte. Während Severus die Phiole daraufhin verkorkte, brachte Lily das Messer zurück und packte die ausgequetschte Frucht in ihre Tasche. Sie würden sie wo anders entsorgen müssen, damit es Professor Lewis nicht auffallen würde. Sie überprüften erneut, ob sie Spuren hinterlassen hatten und schlichen sich dann unbemerkt – wie sie gekommen waren – aus dem Gewächshaus.

Sie hatten es geschafft. Sie hatten die ersten Zutaten besorgt. Severus und Lily erfüllte eine angenehme Aufregung. Sie waren ihrem geheimen Brauversuch einen großen Schritt näher gekommen! Auf dem Weg zurück in Schloss musste Severus öfter grinsend zu Lily schauen. Sie hatte einen ähnlichen Gesichtsausdruck und schwärmte bereits davon, am nächsten Tag ihre Jagd auf die Zutaten im Verbotenen Wald fortzusetzen. Severus lachte. „Nun beruhige dich doch erstmal. Du musst noch einen ganzen Tag darauf warten. Sonst platzt du morgen den Tag über ja noch vor Vorfreude!“

Sie hatten es unbemerkt zurück ins Schloss geschafft und standen nun in einer dunklen Nische. Hier würden sich ihre Wege trennen, um in ihre jeweiligen Häuser zu kommen.

Lily hüpfte ein bisschen und griff vor lauter Elan nach Severus Händen. „Oh, doch, Severus! Ich brauche diese Vorfreude! Das ist so spannend! Ich glaube, ich hatte noch nie so viel Spaß bei einem Schulprojekt!“ Freudig strahlte sie Severus an. Dieser bemerkte wieder die angenehme Wärme ihrer Hände und musste lächeln. Erst ein halber Tag ist es her, dass Lily völlig aufgelöst durch den Schreck im Innenhof gestanden hatte. Nun hatte sie Striemen durch die Snargaluffranken im Gesicht und wahrscheinlich wie er noch an anderen Körperstellen, an denen sie keinen Lederschutz gehabt hatten. Und trotzdem lachte sie völlig ausgelassen. Severus drückte ihre Hände und fragte das, worin er am Mittag von Emilie unterbrochen worden war. „Lily, geht es dir gut?“

Lily verstand erst nicht, was er damit meinte und schaute zunächst etwas verdutzt. Als es ihr aufging, auf was Severus anspielte, lächelte sie und erwiderte leicht den Händedruck. „Es könnte mir nicht besser gehen.“ Sie schenkte ihm ein ehrliches Lächeln und legte eine Hand an seinen Oberarm. „Gute Nacht, Severus. Wir sehen uns morgen in Wahrsagen!“ Daraufhin drehte sie sich um und ging den Gang zu ihrem Gemeinschaftsraum entlang. Kurz bevor sie um die Ecke bog winkte sie nochmal grinsend.

Severus hatte noch immer ein Lächeln im Gesicht und es war ihm egal, dass das sonst nicht zu seinem Gesichtsausdrucksrepertoire gehörte. Er spürte noch die Wärme ihrer Hände und ihre Berührung an seinem Oberarm. Vorsichtig griff er nach der Stelle. Diesmal allerdings nicht, um das verbleibende Gefühl wegzustreichen. Im Gegenteil…


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hach ja, es hat großen Spaß gemacht, den Kampf mit dem Snargaluff zu schreiben, hehe. Ich hoffe, es hat euch auch gefallen!

Bis bald! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  MyokoMyoro
2016-08-31T18:20:28+00:00 31.08.2016 20:20
Ok. Wenn die Snargaluff später drankommt, würde ich auch lieber Schwänzen. Die ist ja gemeingefährlich!
Ich freue mich schon auf dein nächstes Kapitel.
Deine Myoko


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