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Mysterium

Eine Self-Insert-Story
von

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Die Suche nach dem Selbst

Ihre Augen juckten hingebungsvoll, so wie es auch ihr übriger Körper nicht weniger fleißig tat. Die Augenlider waren schwer und verklebt als sie den Versuch unternahm, diese aufzuschlagen - es blieb auch weitgehend bei dem Versuch. Außer einem grellen Weiß, das ihr auch zuvor schon unangenehm aufgefallen war, wurde sie sich ansonsten nicht vielerlei mehr gewahr. Vielmehr bereute sie den kurzen Augenaufschlag unlängst, als dieses eindringliche Weiß ihr sogleich die Sicht nahm. Reflexartig kniff sie ihre geblendeten Augen wieder zusammen. Sehen konnte sie also vorerst von ihrer Options-Liste streichen. Mit knirschenden Zähnen tastete sie den Rest ihres Körpers gedanklich ab, indem sie sich intensiv auf die einzelnen Körperteile und die dorther rührenden Stiche konzentrierte. Das Ergebnis war eher unerfreulich. Sehr unerfreulich.

Jeder Muskel pochte. Als sie sich daran probierte, ihren rechten Arm zu heben, durchzuckte sie lediglich glühender Schmerz. Heiß und stechend verschlug er ihr den Atem und ließ sie aufkeuchen. Ihr Arm fiel ungebraucht zurück. Sie hatte sich eine Sehne gerissen oder ihr war ein Muskel geplatzt - eines von beidem musste es sein. Anders konnte sie sich die Qual nicht erklären, die sie durch ein einfaches Anheben ihrer Gliedmaße durchlitt.

Hinzu kam, dass ihr von irgendwoher dieses weiße Licht störend in die Augen stach. Reichlich intensives Licht, das ohne jede Mühe ihre Augenlider penetrierte und ihr daher maßlos auf die gereizten Nerven ging. Um der Lichtquelle ein Schnippchen zu schlagen, beschloss sie sich umzudrehen; und starb im nächsten Moment. Zumindest bekam sie ein recht gutes Gefühl dafür, wie es sich anfühlen musste zu sterben.

Ihre Seite, ihr Rücken, ihre Arme, alles entflammte simultan in einem Feuerwerk aus rotem, heißem Schmerz. Wie ein Heckenfeuer breitete sich die Glut durch ihren ganzen Körper aus und war so überwältigend, dass ihr der Schrei im Hals stecken blieb. Ihre überlasteten Nervenbahnen wurden mit flüssigem Eisen durchgossen. Tränen schossen ihr in die Augen und strömten an den Wangen herab. Ihre Muskulatur verkrampfte sich spastisch und sie begann zu wünschen, dass sie tatsächlich sterben würde. Diese Agonie, diese Qual war Hölle und Verdammnis zugleich.

Wäre es nicht alleine so schmerzhaft gewesen, auch nur ihre Lippen zu bewegen, sie hätte wahrscheinlich schrill gelacht. Der Grund dafür war eine erstaunlich klare, wenngleich morbide Eingebung.
 

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Mysterium
 

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Kapitel 4 – Die Suche nach dem Selbst
 

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Der Autor besitzt keine Rechte an den Charakteren und wird auch nicht für diese Tätigkeit bezahlt. Er versichert hiermit, dass er diese Geschichte lediglich zu seinem persönlichen Vergnügen und dem der Leser verfasst hat.
 

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Von dem Tag an, da sie das erste Mal als Mädchen die Augen aufgeschlagen hatte, bestand ihre Erlebniswelt zum Großteil aus Schmerzen. Ständig erduldete sie weitere blaue Flecke, Wunden und Kratzer. Fand sie ein Tor, so war es geschlossen und sie fror sich halb zu Tode. Bekam sie zu Essen, so wurde sie im nächsten Moment zu einem Duell herausgefordert. Wachte sie auf einer weichen Matratze auf, so konnte sie sich kaum rühren. Alles schien sich gegen sie verschworen zu haben. Nichts, was ihr in letzter Zeit widerfahren war, hatte positive Auswirkungen auf sie oder ihre Gesundheit gehabt. Wenn man sehr frei interpretierte, konnte man ja eigentlich auch ihren Transfer hierher mit dazurechnen! Ja, damit hatte der ganze Höllentrip eigentlich auch erst angefangen! Und nun befand sie sich unter Krämpfen im Nirgendwo und hatte keine Ahnung wie es weitergehen sollte. Sie war nun eine Fremde in einer fremden Welt.

Tränen, diesmal der Traurigkeit und nicht des körperlichen Schmerzes, schwammen über ihre entzündete Haut. Für einen Jungen weinte sie wirklich viel, stellte sie angewidert fest und schluchzte kehlig. Ihr ganzes Leben war fort. Ihre Schule, ihre wenigen Freunde, ihre Mutter. Alles war ihr genommen worden und nun war sie völlig allein. Wahrscheinlich würde sie ihre Mutter nie wieder sehen, nur weil dieser verdammte Computer, diese dämlichen Poster in ihrem Zimmer gewesen waren! Warum hatte das nicht jemand anderem widerfahren können? Warum ausgerechnet ihr und nicht ihrem Nachbarn oder dem Fantasy-Freak im Erdgeschoss? Der wäre doch sicher überglücklich darüber oder etwa nicht?

Zornig quetschte sie ihre Finger zu einer Faust und spürte Lanzen aus Schmerz unter ihrer Haut. Sie wollte zuschlagen, etwas zerstören und zerreißen. Sie wollte jemanden leiden lassen! Jemand sollte für ihr Elend bezahlen! Und doch konnte sie nicht einmal aus eigenen Kräften aufstehen.

Hilflos, kraftlos und fremd, alles das war sie.

Das hier war ebenso wenig ihre Welt wie dies ihr Körper war. In ihrer Welt war es unmöglich, dass Menschen ohne Hilfsmittel meterhoch sprangen, schnell wie Raubtiere waren und aus einem einfachen Stofffetzen eine tödliche Waffe wurde.

Sicher, zuerst hatte sie vor lauter Unglauben nur den Kopf schütteln können. Wie waren diese Geschehnisse auch logisch erklärbar? Sie waren schließlich völlig unmöglich, ja unfassbar!

Dennoch, sie hatte die Eigenheiten der hiesigen Physik, dieser Parodie der ihr geläufigen Naturgesetzte akzeptieren müssen. Immerhin geschahen diese Dinge vor ihren Augen. Sie hatte den Mönch kämpfen sehen und sogar sich selbst dabei beobachtet wie sie einen Baumstamm zertrümmerte und aus ihrem Stirnband ein messerscharfer Bumerang wurde. Sie selbst hatte die Naturgesetzte ausgetrickst, was gab es also hieran nicht zu glauben?

Zudem war jeder Augenblick, den sie zweifelte oder auch nur zögerte, wenig später schmerzhaft und dadurch äußerst einprägsam auf sie zurückgefallen. Das war ein nicht unerheblicher Grund, weswegen ihr gesunder Menschenverstand im Verlauf des Schlagabtausches mit dem alten Knacker – wie war nur noch mal sein Name? - zunehmend in den Hintergrund getreten war und ihren Instinkten Platz eingeräumt hatte. Instinkte, die zu primitiv waren, um die Falschheit und Verrücktheit der hiesigen Naturgesetzte zu erfassen. Instinkte, die sich nicht darum scherten, ob jemand einen oder fünf Meter in die Senkrechte sprang.

Je näher das Ende des Kampfes gekommen war, desto weniger hatte sie die Stimme der Vernunft wahrgenommen. Diese unsägliche Stimme, die panisch fragte: Was geschieht hier? Warum kämpfe ich? Wie ist das möglich? Diese Stimme, die ihr zuraunte, dass das alles Wahnsinn, ein Stück Stoff keine gefährliche Waffe war und man an einem Baumstamm nicht hinaufsprinten konnte – ja, tatsächlich war diese Stimme mit jedem verstrichenen Augenblick stiller und unverständlicher geworden.

Irgendwann zwischen dem ersten und letzten Schlag hatte sie es aufgegeben über die Frage zu sinnieren, ob dass alles wirklich möglich sein konnte - sie hatte einfach nur noch reagiert. Sie hatte Hiebe, die so rasch wie Peitschenhiebe kamen und nicht weniger hart waren, geblockt und schon einen Wimpernschlag später gekontert, nur um zeitgleich weitere Treffer einzustecken, die ihren früheren Körper auf der Stelle verkrüppelt hätten.

Sie hatte noch nie etwas Vergleichbares gefühlt. Dieser Kampf war keine reguläre Pausenhofschlägerei gewesen, in der man sich ein blaues Auge und wenig später einen Verweis im Sekretariat holen durfte. Dieser Kampf war soviel mehr gewesen und trotz ihrer momentanen Schmerzen schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Ein müdes und erschöpftes Lächeln, sicherlich, aber dennoch ein echtes Lächeln. Jede Bewegung war wie ein Tanz gewesen, geschmeidig und hypnotisiert hatte sie dem Kribbeln nachgegeben, das ihre Aktionen lenkte. Ausweichen, rennen, atmen, dass alles war zu einem großen Ganzen verschmolzen und ihr Atem war ihr vor Erregung und Zorn über die Lippen gespült wie flüssiges Magma aus den klaffenden Ritzen an einem Vulkan.

Erst jetzt, da diese Empfindungen nur mehr eine Erinnerung waren, begriff sie, dass sie den Kampf trotz alle dieser Verletzungen, Kratzer und Blutergüsse aufrichtig genossen hatte. Auf einer animalischen, ungezähmten Ebene hatte sie die Ekstase genossen und zu der ungehörten Melodie getanzt.

Aber wie konnte sie ihre jetzigen Schmerzen mit den ungebändigten Gefühlen in Verbindung bringen, die sie während des Duells erlebt hatte? Wie konnte sie überhaupt Freude über den Schlagabtausch empfinden? Was hatte er ihr denn eingebracht, außer einem neuen Verständnis für Schmerzen?

Wütend seufzte sie auf. Sie fand einfach keine Antworten. Diese Gefühle waren einfach da gewesen und hatten sie wie eine Welle davon übermächtigt und fortgerissen. Ohne jegliche Kontrolle über ihre Handlungen hatte sie sich in dieses Gefecht hineingestürzt und als Ergebnis durfte sie sich nun für die nächsten Tage bei strenger Bettruhe auskurieren. Dennoch: dieser Moment der Euphorie, des Adrenalins war es wert gewesen. Egal wie groß ihre Furcht und ihr Entsetzen, ihre Qualen und ihr Zorn auch gewesen waren, hatte sie doch diese fieberhafte Lust vorangetrieben. Eine Lust, die sie im Angesicht des Kräftemessens fälschlicherweise als Stolz und Kampfgeist identifiziert hatte. Dabei war dieses Empfinden soviel intensiver gewesen, als dass auch nur eines der beiden Worte es annähernd hätte umschreiben können. Ja, tatsächlich war es Euphorie in ihrer reinsten Form gewesen. Es war etwas, dass sie in ihrem früheren Leben nur sehr selten gespürt hatte.

Der Faden ihrer Gedanken riss, als ihr auffiel, dass das Licht nicht mehr so widerlich stach. In einem dadurch bedingten Moment der Gedankenlosigkeit drehte sie sich sodann auch auf den Rücken und merkte unter nicht unerheblichen Schmerzen, dass sich manche Dinge nicht so schnell anpassten wie ihre Augen an das Licht. Versuchsweise öffnete sie besagte Augen und siehe da, die Welt erhielt ihre Konturen und Formen zurück. Umso verwunderter starrte sie an die Zimmerdecke. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte, aber sofern sie sich nicht arg täuschte, kam ihr diese Zimmerdecke zu Recht bekannt vor. Unter einem bösartigen Knacken im Nacken, biss sie die Zähne zusammen und hob ihren Kopf von der Matte. Und tatsächlich fanden ihre Augen fast sofort den spartanischen Schrein wieder, der ihr auch beim ersten Aufwachen im Tempel aufgefallen war. Der einzige Unterschied lag in der weißen Kerze, die nun geruhsam im Schrein vor sich hin loderte.

Begleitet von weiteren Schmerzen drehte sie ihren Kopf zur Seite und konnte dadurch einen Blick durchs Fenster hinaus in den Garten erhaschen. Von ihrer Position am Boden erkannte sie einen kleinen Teil einer gelbgrünen Baumkrone. Ob es sich dabei allerdings um einen der zwei Bäume handelte, in denen sich Tenko versteckt hatte? Aufmerksam musterte sie den schmalen Einblick, den sie in den Garten hatte. Hatten sie da draußen gekämpft oder in einem anderen Teil des Gartens?

Sekunden vergingen und ihr Verstand antworte mit nichtssagender Stille - überließ sie ihren eigenen Vermutungen. Vermutungen, die sie trotz ihrer Hartnäckigkeit und Aufdringlichkeit dennoch nicht weiterbrachten.

Von der Krone ausgehend, bewegte sich ihr Blick hinauf zum klarblauen Himmelszelt. Hell und einladend schien die Sonne aus ihm herab und nur wenige Zirruswölkchen störten den beruhigenden Anblick mit ihren zerfaserten Körpern. Wenn man sich konzentrierte, konnte man der schleichenden Wolkenwanderung beiwohnen. Nicht, dass ihr im Augenblick etwas anderes oder aufregenderes übrig geblieben wäre. Schließlich pochte ihr Körper selbst im ruhenden Zustand an mehreren Stellen. Allem voran war es jedoch ihr Rücken, der ihr Sorgen bereitete. Die kleinste Rührung stieß Welle um Welle aus Feuer durch ihre dortige Muskulatur und lähmte sie in ihren Bewegungen auf diese Weise effektiv. Der kleinste Gedanke an eine Bewegung schnürte ja bereits ihren Magen zusammen und verursachte ihr Phantomkrämpfe. Ruhe und Erholung, das benötigte ihr Körper jetzt. Soviel stand zweifelsohne fest.

„Mein Körper?“, wiederholte sie leise, schmeckte die Formulierung auf der Zunge und runzelte die Stirn. Was war los? Seit wann referierte sie zu diesem Körper als den ihren? Wann hatte sich ihre Einstellung gegenüber dieser fremden Hülle gewandelt? War sie nicht erst vor kurzem noch ein großgewachsener, junger Mann gewesen? Ein scharfes Stechen nistete sich in ihren Schläfen ein und warnte sie vor weiteren Gedanken. Dennoch, so leicht konnte sie das Thema nicht beilegen. Wenn sie sich schon nicht mehr an ihren Namen erinnern konnte, so musste sie sich zumindest ihres Geschlechts bewusst sein. Ihres wirklichen Geschlechts.

Irritiert und mit verbissenem Gesichtsausdruck – woran Schmerz und Entnervung gleichermaßen Schuld trugen – musterte sie die schlanken Finger ihrer rechten Hand. Angestrengt und müde verkrampfte sich ihr Bizeps und Blut schoss in die Extremität, nichtsdestotrotz ließ das Neo-Mädchen ihre fahrige Hand eine Weile länger vor ihrem Augenlicht verweilen. Konnte das wirklich sie sein? Sollte diese Hand wirklich jetzt die ihre sein?

Wut flackerte in ihr auf. Dieses obgleich ungekannt intensive, dennoch so vertraute Gefühl, das ihre Gedanken und Überlegungen mit einem roten Schleier umspannte. Nein! Sie würde sich nicht verlieren. Sie mochte ihren Namen nicht mehr kennen, aber trotzdem änderte dies nichts daran wer sie war.

Dieser Körper entsprach weder ihrem reellen Geschlecht noch fühlte sie sich darin geborgen. Diese Hülle war einfach nur völlig fremd und andersartig. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. Sie konnte sich doch nicht mit diesem Gefängnis identifizieren, es war immerhin nicht ihr Körper! Selbstgerechte Wut sprühte Funken in ihr und ließ sie eine zittrige Faust ballen. Sie hatte ihre Identität und diese würde sie auch beibehalten! Im nächsten Augenblick verließ die Anspannung ihre Hand und die Finger entkrampften sich wieder.

Aber war es denn so falsch von ihm in dieser Weise zu denken?

Die Frage kam so unerwartet wie heftig. Ob es falsch war diesen Körper als den ihren zu betrachten? Natürlich war es falsch. Sie war als Junge geborgen worden und dafür wird es ja wohl auch seine

Gründe gegeben haben! Ebenso war sie als Junge aufgewachsen, war als Junge herangewachsen und besuchte als Junge die Schule. Alles das zeichnete sie doch aus!

Aber war es wirklich so schlimm ein Mädchen zu sein und änderte das etwas an ihrer Identität?

Frustriert runzelte sie die Stirn. Zugegeben, das Geschlecht war jetzt ein anderes und die Unterschiede in der Leistungsfähigkeit waren offensichtlich - aber ihre Persönlichkeit war doch dennoch dieselbe geblieben, oder? War sie denn nicht immer noch derselbe Junge, der Nächte vor seinem Computer verbracht und morgens eher häufig als selten verschlafen hatte? Der Junge, der Chips und Fast-Food geliebt und sich zunehmend in seiner Phantasie verloren hatte, nur um so der unschönen Wirklichkeit zu entgehen? Ihr Innerstes war doch immer noch sie, oder?

Kein entsprechendes Gegenargument kam ihr in den Sinn. Unsicher fühlte sie die Last der Fragen auf sich ruhen und schloss unter dem Pochen der Kopfschmerzen ihre Augen. Antworten waren es, die sie benötigte. Sie brauchte Klarheit.

„Aber woher nehmen und nicht stellen?“, entrang es sich ihr in einem Seufzen.

Trotzdem, egal ob sie nun über Antworten verfügte oder Klarheit besaß, so konnte es nicht weitergehen! Sie musste einen Entschluss fassen. In dieser fremden Welt konnte sie es sich nicht leisten, sich mit Selbstzweifeln und Identitätsängsten abzugeben. Ihre volle Aufmerksamkeit war gefordert, wenn sie weiteren Unglücken wie einem weiteren Kampf à la Tenko entgehen wollte. Vorübergehend musste sie sich mit der Situation abfinden und wenn diese Situation einen anderen Körper vorsah, gut, dann sei dem so. Ihr Leben war nie sonderlich einfach gewesen und sie war dennoch durchgekommen. Ihre Mitschüler hatten sich mit ihr geprügelt, sie war in ihrer Altersgruppe der einzige Junge, der keine Freundin hatte und ihre Mutter schob Spätschichten. Das alles qualifizierte sie für eine schwere Kindheit – und hatte sie jemals resigniert? Nein! Sie selbst und ihre Mutter waren die einzigen auf die sie vertrauen konnte. Ihre Mutter konnte ihr hier nicht helfen, also lag es an ihr. Irgendwie würde sie in ihren alten Körper und ihre alte Welt zurückkehren können. Irgendeinen Weg gab es immer. Und sie würde ihn finden!

Entschlossen blickte sie - unter Protest ihres Halses - an ihrem angehobenen Arm herab und ballte mit gefletschten Zähnen eine Faust. Ihr Blick lag auf den kontrahierten Fingern und sie beobachtete, wie sich die Röte aus der Haut stahl.

Ja, sie hatte ihren Entschluss gefasst. Solange bis sie eine Möglichkeit zur Rückkehr gefunden und ihren alten Körper zurück gewonnen hatte, würde sie diese Hand als die ihre betrachten. Ihre Augen wanderten von der Faust erneut zum Fenster und hoch zum paradiesischen Himmel.

Ja, genau so würde sie es machen. Es würde alles gut gehen und irgendwann würde sie vielleicht einmal darüber lachen oder ihren Freunden hiervon erzählen. Sicher, dann würde sie ausgelacht werden, aber sie würde einfach mitlachen. So einfach war das.

Mit jedem Wort, das ihr durch den Geist schwebte, stärkte sich das Gefühl der Sicherheit in ihrem Herzen. Kraft und Zuversicht stahlen sich zurück in ihre Gedankenwelt und entfachten das Feuer der Hoffnung aufs Neue.

Ihr war jetzt bedeutend leichter ums Herz. Das erste Mal seit langem schien sie sich von Unsicherheit und Zweifel befreit zu haben. Erst jetzt, da sie die Ketten abgeworfen hatte, spürte sie wie ungemein belastet und verängstigt sie gewesen war. Aber jetzt hatte sie ein Ziel, den Weg würde sie schon noch früh genug finden und sofern ihr auch noch vieles unklar war und nicht alle Ängste getilgt waren, so sah sie nun dennoch ein Leuchtfeuer am Horizont. Einen Sonnenaufgang, der sich magentafarben über die kräuselnden Wellen eines ruhenden Ozeans warf.

Sie konnte sich nicht des Lächelns erwehren, dass ihr über die Züge wanderte. Es war zwar nur ein passierendes Lächeln, aber es war da gewesen, denn sie zehrte von neuer Zuversicht.

Das Geräusch einer aufschwingenden Tür schreckte sie aus ihrer Gedankenwelt, weswegen sie dementsprechend heftig zusammenzuckte. Das Wimmern, das daraufhin über ihre Lippen blies, klang so gequält wie ihre Mimik verzerrt war. Das zerrende Brennen und heiße Stechen hatte sich durch ihre unwillkürliche Rührung zurückgemeldet. Mit zusammengebissenen Zähnen drehte sie ihren Kopf in Richtung Tür.

Ein junger Mönch trat in den Raum und zaghaft auf sie zu. Auf seinem Gesicht rangen Sorge und Scham miteinander. Wahrscheinlich hatte er sich noch nie zuvor in der Gegenwart eines halbnackten Mädchens befunden. Na immerhin, dann teilten sie beide zumindest eine Erfahrung. "Fühlst du dich besser?", kam seine Frage im verhaltenen Tonfall.

Zuerst fehlten ihr die Worte, doch dann brachte sie es irgendwie fertig zu lachen. Zwar hustete sie sich danach fast die Seele aus dem Leibe und glaubte ihre Lunge müsse kollabieren - schlussendlich aber beruhigte sich ihr Hustenanfall. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen der Lachsalve nachzugeben, trotzdem hatte sie einfach nicht an sich halten können. Die Lage war einfach zu absurd, als dass sie diese ernst nehmen könnte.

Da lag sie in einem andersgeschlechtlichen, wahrscheinlich grün und blau geprügelten Körper auf einem Futon inmitten des Nirgendwo und sinnierte über ihre Existenz und eventuellen Verlust ihrer Persönlichkeit - und da fragte sie ein Jugendlicher ihres Alters doch schüchtern, ob es ihr gut gehe. Klar ging es ihr gut. Besser als je zuvor.

Nur mit Mühe hielt sie die Lippen geschlossen und schluckte die bissigen Kommentare herunter. Er konnte genauso wenig für ihren Zustand und die Ungerechtigkeit dieser ganzen Situation wie sie. Sein schüchternes, hilfloses Lächeln und die Nervosität mit der er ihre Antwort erwartete, beschwichtigte sie schließlich.

Bei einem solchen Anblick konnte man ihm einfach nicht böse sein. Vermeintlich machte er sich ja nur Sorgen um sie, was – so gesehen - eigentlich ziemlich nett von ihm war. Dafür, dass er sie überhaupt nicht kannte und sie einen seiner Brüder - mehr oder weniger absichtlich - herausgefordert hatte, war er sogar recht höflich. Jener Ordensbruder hatte sie zwar daraufhin nahezu totgeschlagen, aber das war eine andere Geschichte.

Aus diesem Grund zauberte sie auch ein müdes Halblächeln auf ihre Lippen, als sie ihm endlich Antwort erstattete.

"Herrlich. Ging mir nie besser", flüsterte sie ihm zu und hoffte, dass er ihre Bemühungen um Zurückhaltung – und den nur sehr geringen Sarkasmus in ihrer Antwort - zu würdigen wusste.

Tatsächlich blühte ein Lächeln auf den zwei Strichen unterhalb seiner Nase auf und er ging – mutiger geworden – einen Schritt auf sie zu. Das hatte den Effekt, dass er unbeabsichtigt vom Schatten ins Tageslicht trat.

Augenblicklich verengten sich ihre Augen und ihr Mund wurde zu einer geraden Linie. Sie kannte ihn doch, oder? Ihre Augenbrauen zogen sich geschäftig zusammen. War er es nicht, der sie zu Tenko eskortiert hatte? Hatte der alte Mönch nicht sogar seinen Namen erwähnt? Wieder einmal befand sie sich im Sperrfeuer der Fragen und fand keine Antworten.

Derweil ließ der Mönch seine freundlichen Augen auf ihr ruhen, lächelte sie verständnisvoll an und ordnete den Grund ihrer Misere ohne weiteres zu.

"Meji. Nennen Sie mich einfach nur Meji." Er lächelte sie – wie nicht anders zu erwarten - freundlich an, während der einfallende Sonnenschein ein weißes Glänzen auf seine Glatze warf.

Sein Gewand hing in ordentlichen Falten an seiner schlanken Statur herab und ließ ihn weniger wie einen Mönch wirken, denn mehr als einen Jungen, der einen mimte.

Als sie auf sein Lächeln mit einem ihrerseits zu reagieren versuchte, scheiterte sie kläglich. Ein scharfes Kribbeln war um und auf ihren Lippen entflammt. Winzige Schnitte und gerötete Entzündungen sprossen dort und protestierten nun feurig. Allem Anschein nach war bereits das erste Lächeln ein Tick zuviel gewesen.

Irritiert leckte sie sich mit der Zungespitze über die Mundwinkel und erspürte winzige Hautfetzen und an einigen Stellen das darunter befindliche Muskelfleisch. Wahrscheinlich hätte sie trotz des Brennens weitergemacht – eine dumme Gewohnheit aus ihrer Kindheit -, wäre ihr da nicht plötzlich etwas in den Sinn gekommen. Er hatte sie gesiezt. Ein Kichern drängte sich in ihren Mund, doch sie zwang es strikt und hart nieder. Es genügte, dass sie ein Mädchen war, sie musste nicht auch noch wie eines lachen!

Dennoch blieb dieser Umstand amüsant, schließlich war Meji sicherlich mindestens so alt wie sie, wenn nicht älter. Dass er sie trotzdem so übertrieben höflich und feierlich adressierte, wirkte doch recht erheiternd auf sie.

Obwohl, vielleicht ließ sich ihr Alter ja nach der Tracht Prügel, die sie bezogen hatte, gar nicht mehr anhand ihres Aussehens bestimmen? Apropos, wie alt sah sie überhaupt aus? Wie schlimm waren eigentlich ihre Wunden?

Ein schwacher Schmerz zuckte über ihre Lippen, als sie diese erneut nervös mit ihrer Zungenspitze anzufeuchten versuchte. Unruhe machte sich in ihr breit und legte sich schwer auf ihren Magen. Wieso tat es ihr weh zu lächeln? Waren wirklich nur ihre Lippen rissig oder hatte ihr der Alte den Kiefer gebrochen? Aber sie konnte doch noch sprechen, war ihr Kiefer also in Ordnung? Brauchte man überhaupt einen Kiefer zum sprechen?

Aber, allem voran, was war jetzt mit ihrem Gesicht?

Auf eben diesem spielte sich innerhalb von Sekunden der Wandel von Sorge zu Grauen ab. Erst jetzt nämlich registrierte sie eine noch weit wichtigere Bewandtnis. Ja, wie sah sie überhaupt aus?

"Mein Gesicht", entkam es ihr in einem Wimmern. Leise und gequält zischte die Luft über ihre Lippen um die zwei Worte zu formulieren und danach zu verlöschen. Nackte Panik fraß sich wie eine Heerschar von Käfern in ihren Verstand, meißelte sich auf ihrem Gesicht ein und wehte Übelkeit durch ihren Bauch.

Meji bemerkte die Veränderung am Mädchen sofort. Er wusste nicht, was diesen spontanen Wandel ausgelöst hatte, doch kniete er sich augenblicklich neben die zitternde Gestalt. Beruhigend streichelte er ihr über die Stirn, bedacht darauf keine ihrer Wunden zu berühren und sie zu beruhigen. Dann vernahm er das erstickte Murmeln aus ihrem Mund. Aufmerksam beugte er sich über sie und lauschte, doch so sehr er sich auch bemühte, konnte er doch keinen Sinn aus dem Wortstakkato gewinnen.

"Es ist alles in Ordnung, alles in Ordnung", beschwichtigte er sie, doch der Schrecken wollte nicht von ihren Zügen weichen. Ihr ganzer Körper war verspannt und sie hyperventilierte. Sie befand sich in einem Schockzustand. Aber warum? Was hatte sie derart entsetzt? Nervös fühlte er ihren Puls und spürte diesen im Takt eines Maschinengewehrs erbeben.

Ihm blieb also keine Wahl. Im nächsten Augenblick verpasste er dem Mädchen eine schmetternde Ohrfeige.

Für eine Sekunde war sie vom Schmerz geblendet. Tausend Nadelstiche huschten gleichzeitig über ihre Wange und Tränen explodierten aus ihren Augenwinkeln wie Fontänen. In hilfloser Wut starrte sie den jungen Mönch über ihr an, spannte ihren Arm für einen gewaltigen Hieb - und erst dann drang seine Stimme zu ihr durch.

„Es ist alles in Ordnung mit deinem Gesicht. Beruhige dich!"

„Mein Gesicht?“, fragte sie dumpf wie als wäre ihr das Wort unbekannt.

Ihr Gesicht war in Ordnung? Ihr Gesicht war normal? Aber wie konnte es normal sein, wenn sie ein Mädchen war? Wie hatte sie so dumm sein können zu glauben, dass sie mit diesem Körper hier leben könnte? Es war ja noch nicht einmal ihre Visage!

Das Gesicht, ihr Gesicht, das fremde Gesicht. Sie musste es sehen.

„Spiegel. Ich brauche einen Spiegel." Ihr Tonfall klang gehetzt, beinahe schon hysterisch und in Verbindung mit ihren schreckweiten Augen wirkte sie erneut nahe der Panik.

Meji verstand jedoch, was er verstehen musste. In seiner Lehre war nicht umsonst besondere Sorgfalt auf Nächstenliebe, Mitleid und Kommunikation gelegt worden. Wobei man stets sorgfältig darauf geachtet hatte Meji für jeden Fehler zu verkloppen, woraufhin sich der junge Mönch einige Zeit lang selbst bemitleidete und aus der Not heraus den Versuch unternahm sich durch zu Hilfenahme von Worten aus Schlägereien mit den Älteren herauszuhalten. Ja, eine außergewöhnlich solide Lehre, die ihm einschlägige Erfahrungen vermittelte – sozusagen.

Der junge Mönch besann sich, nickte dem verstörten Mädchen zu und enthielt sich nicht einer ausdrücklichen Warnung.

"Das wird jetzt sehr wehtun." Einen Augenblick später schob er seine Arme unter ihren Rücken und hob sie behutsam an, woraufhin er sich mit ihr in seinen Armen aufrichtete.

Tatsächlich hatte Meji nicht übertrieben. Es tat wirklich sehr weh. Waren die vorherigen Schmerzen bereits schlimm gewesen, so mangelte es ihr an einer passenden Entsprechung hierfür. Sie hätte kreischen, schreien und fluchen können, doch produzierten ihre Stimmbänder nur ein phantasie- und atemloses Keuchen.

Schnell und zielsicher verließ der junge Mönch mit ihr die Kammer und eilte wie ein Windhauch durch zwei Türen. Wände huschten wie Gespenster an ihm vorbei und entgegen ihrer Befürchtungen verspürte sie nicht ein einziges Mal auch nur die kleinste Erschütterung. Wahrscheinlich hätte sie jedoch ohnehin nichts davon mitbekommen. Ihre Schmerzen durchzuckten sie dennoch wie Stromschläge, betäubten ihre Sinne und aus blinder Verzweiflung krallte sie sich in Mejis Gewand.

Nach einer zeitlosen Reise kam er schlussendlich zum Stillstand, kniete sich vorsichtig hin und ließ sie sorgsam zu Boden gleiten. Im ersten Augenblick senkte sich eine Eiseskälte in ihr Fleisch und der Atem stockte ihr, dann schwoll die Kälte ab und verwandelte sich in eine beruhigende Kühle, die ihre Muskeln durchzog und den atemberaubenden Schmerz auf ein erträgliches Maß linderte. Ihr Griff um Mejis Kleidung löste sich und sie brachte es irgendwie fertig entschuldigend zu ihm herauf zu sehen. Tränen befleckten ihre Wangen und die Haut unterhalb ihrer Augen war rosarot. Der junge Mönch aber schüttelte nur in endloser Geduld den Kopf und signalisierte ihr mit einem Zwinkern sein Wohlwollen.

"Bitte verzeihen Sie die zugefügten Unannehmlichkeiten, aber ich wage zu bezweifeln, dass Sie so lange gewartet hätten, bis ich mit einem Spiegel zugegen gewesen wäre."

Beschämt über ihre Panikwelle senkte sie den Blick. Sie musste sich wie eine Wahnsinnige angehört haben und hatte dem armen Jungen wahrscheinlich den Schrecken seines Lebens zugefügt. Besagter Junge lächelte sie allerdings nur jovial an und deutete dann mit seinem Zeigefinger auf einen Punkt hinter ihr.

"Soll ich Sie alleine lassen oder Ihnen assistieren?"

Erst jetzt wurde sie sich der Fliesen, dem Waschbecken, einem Furo und insbesondere einem großen Spiegel gewahr. Von ihrer Position am Boden ragten diese Objekte wie Wolkenkratzer in die Höhe. Vielleicht befand sie sich aber auch einfach nur im Delirium.

"Bei was möchtest du mir denn assistieren?“ Die Frage entkam ihr keck und spielerisch und im nächsten Augenblick fühlte sie ihre Wangen glühen.

Ihr einziger Trost nach diesem Fauxpas war, dass es ihrem Gegenüber auch nicht besser erging. Mejis Wangen waren nämlich nicht minder gerötet, ganz zu schweigen von seiner Glatze, die einen ebenso interessanten Rotton angenommen hatte.

„Ähm, nun…“, stammelte der Mönch etwas ziellos und blickte verlegen zur Seite.

„Schon gut, ich komm’ klar. Keine Sorge.“

Ihre Stimme war kaum mehr als ein Raunen und ihr Blick von Mejis Gesicht abgewandt.

Ungläubig zog der junge Mönch eine Augenbraue hoch, erwiderte aber nichts. Mit einem leisen Knarren schloss sich die Tür zum Badezimmer hinter ihm.

Ein Schauder überlief ihren Rücken und abermals brannte besagte Muskelpartie unter einer Myriade von Wunden. Genau, sie kam klar. Ihre Gesichtszüge entspannen sich und sie sah zu der weißen Decke hinauf. Wie dämlich war sie eigentlich? Da konnte sie sich kaum rühren, geschweige denn aufstehen und da schickte sie ihre Stütze fort? Alles nur, weil sie nicht die Klappe halten und dadurch den peinlichen Moment vermeiden konnte. Was war nur über sie gekommen? Fassungslos über ihre eigene Dummheit schüttelte sie den Kopf und verspürte ein sanftes Stechen.

"Warte mal – wie das?", flüsterte sie und probierte es nochmals. Erneut schoss das sanfte Stechen durch ihren Hals. Wo war der qualvolle Schmerz, den sie noch zuvor in ihrer Kammer durchlitten hatte, als sie ihren Kopf drehte? Konnte es sein, dass er sich so rasch herabgemildert hatte?

Sie war zurückhaltend, dass Wort unmöglich in ihre Antwort einzubinden. Es war unwahrscheinlich, dass der Schmerz so rasch abgenommen hatte, aber angesichts der hiesigen Realitätsregeln beileibe nicht unmöglich. Außerdem konnte dieser Körper, soweit sie wusste und an eigener Haut erfahren hatte, gewaltige Schmerzen ertragen. Lag das daran, dass sich dessen Intensität so schnell herabmilderte? Nachdenklich verfolgte sie einen Wasserfleck an der Decke, der ihr zuvor gar nicht aufgefallen war.

Mal angenommen, dem war so. Angenommen, ihre Schmerztoleranz befähigte sie dazu die Nachwirkungen eines Treffers abzuschwächen. Könnte sie dann vielleicht wirklich aus eigenen Kräften aufzustehen?

Sie nahm einen tiefen Luftzug und spürte, wie dieser ihre Kehle füllte. Sie hatte nichts zu verlieren, ergo konnte sie nur gewinnen. Wenn sie sich doch bloß tatsächlich so sicher wäre.

"Okay, auf geht's." Um eventuellen Tränen vorzubeugen schloss sie vorsorglich die Augen, dann stand sie auf. Ihr erster Gedanke war, dass sie von vorne bis hinten mit unsichtbaren Schwertern durchbohrt wurde, während zur gleichen Zeit ihre Haut Feuer fing. Jede Hautpore schien ihren Teil zum frenetischen Brennen und Jucken beizutragen. Jede Muskelfaser überdehnte sich in ihrer Vorstellung und produzierte den zu erwartenden Schmerz, aber dennoch stand sie aufrecht. Fast blind vor Schmerz und zittrig wie ein Greis setzte sie einen Fuß vor den anderen und konnte es doch nicht glauben. Unerträglich und immens wie die Qual auch war, schaffte sie es, diese mit gewaltiger Konzentration aus ihrem Bewusstsein zu stoßen. Fast so, als würde ein brechender Damm verzweifelt gegen eine Sturmflut anhalten.

Dann brach ein Brocken aus dem Damm und sie kippte vornüber. Augenblicklich schlug sie die Augenlider auf und streckte rein instinktiv ihre Arme in der Hoffnung aus, sich irgendwo festhalten zu können. Ihre Hoffnung wurde erfüllt und ihre Finger und nachfolgenden Handteller hämmerten auf Holz. Ohne zu zögern, versuchte das Mädchen mit einem Großteil ihres Oberkörpers auf das Objekt zu fallen. Schmerzhaft schlugen ihre Brüste ebenso auf dem hölzernen Waschtisch auf wie es ihre Arme taten. Tränenfeuchte Augen und ein Wimmern in der Kehle, so krallte sie sich ungeachtet der tausend Nadeln, die vergnüglich in ihrem Fleisch bohrten, hartnäckig fest. Sie keuchte, als sie sich noch ein wenig höher hievte. Hierauf entspannte sie ihre Muskeln und hustete erst einmal hingebungsvoll. Als der Hustenanfall erstarb, begriff sie allmählich.

Sie hatte es geschafft. Sie war im Bad und mindestens auf Augenhöhe mit dem Spiegel. Das einzige, was ihre Sicht noch beeinträchtigte, waren die Tränenschleier vor ihren Augen. Unwirsch rieb sie sich diese mit dem Handgelenk fort und wäre beinahe unsanft vornüber gekippt. Ein schnelles Abstützen rettete sie im letzten Moment.

Harsch blies sie zwischen ihren Lippen hindurch und starrte in das eingelassene Waschbecken. Kein Wassertropfen hing an dem weißen Porzellan und verriet es in seiner Perfektion. Der Geruch von Seife drang ihr in die Nase und sie musste niesen. Weswegen sie mit der Stirn auch fast gegen den Wasserhahn geschlagen wäre und nur im letzten Moment den Kopf hochriss – und in den Spiegel sah.

Ein fremdes Gesicht blickte zurück. Ihr langes Haar war fort, einfach weg. Jahrelang hatte sie es wachsen lassen und gepflegt. Jeden Tag das ewige Bürsten, jeden zweiten Tag das Waschen, damit sich die Haarpacht nicht wie Filz anfühlt. Jetzt war es kurz und dick, reichte am Hinterkopf bis zum Nacken und vorne bis zur Nasenspitze. Dunkelbraunes Haar - beinahe schwarz - fiel ihr nun in dicken, verfilzten Strähnen bis weit über die Stirn und erst jetzt nahm sie die Strähnen in ihrem Sichtbereich wirklich war. Das Resultat war eine Frisur, die ihrem Erscheinungsbild einen ungezähmten, wilden und aggressiven Charakter verlieh. Es war eine Frisur, die nichts mehr mit dem Jungen zu tun hatte, der sie war. Verzweifelt schüttelte sie den Kopf und ignorierte das Stechen. Wie konnte das sein? Ein anderer Körper war eine Sache, aber diese Erscheinung hatte nichts mit ihr gemein! Ein durchdringender Blick starrte sie aus dem Spiegel an. Es war ein Blick, der stechende, große Augen und das geheimnisvolle Grün, das in diesen flimmerte miteinander verband. Ein Grün, das soeben in einem Meer aus schimmernden Tränen zu ertrinken drohte - ihre Augen waren nämlich blau gewesen. Dazwischen befand sich eine rosa Nase, bescheiden zuckend und schlank wie glatt, ruhte sie an ihrem Platz oberhalb aufgesprungener Lippen. Ihre Ohren blinzelten verschüchtert hinter ihrer dichten Mähne hervor.

"Oh mein Gott..."

Das war nicht sie. Dieses Mädchen war ihr völliges Gegenteil. Da wo sie als Junge ruhig und gepflegt gewirkt hatte, war dieses Mädchen ungezähmt und wild. Während ihre blauen Augen Fröhlichkeit und Verträumtheit ausgedrückt hatten, stach dieses Grün mit unverhohlenem Instinkt und Lebhaftigkeit zu. In ihrer Gleichung hatte sie ein Element außer Acht gelassen. Es war eine Sache mit einem fremden Körper auszukommen, aber eine völlig andere dabei - durchaus wörtlich - das eigene Gesicht zu verlieren. Persönlichkeit war ja gut und schön, aber jeden Morgen eine Fremde im Spiegel zu entdecken, wo man es gewohnt war einen Jungen zu sehen, war zu viel. Was brachte ihr ihre Identität, wenn diese doch fest mit ihrem anderen, ihrem wirklichen Gesicht verwurzelt war? Was hatte sie sich überhaupt dabei gedacht, diesen Körper bedingungslos als den ihren zu akzeptieren? Das war nicht sie, dass war eine Fremde!

Gerade als sie dabei war, ihre Verzweiflung aus sich herausbrechen zu lassen, ließ sie eine ungewöhnliche Beobachtung innehalten. Es wäre ihr nicht weiter aufgefallen, hätte sie wenige zusätzliche Zentimeter vom Spiegel entfernt gestanden und hineingesehen. So jedoch lag sie geradezu auf der Ablage, unmittelbar vor dem Waschbecken wie sie realisierte und starrte ihrer Reflektion aus nur ein paar Zentimetern Entfernung in die Augen.

Es war nichts mehr als die Kontraktion einzelner Muskelstränge im Verbund unterhalb ihrer Haut und das Ergebnis eines elektrischen Impulses irgendwo in den Tiefen ihres Gehirns. Aber es genügte um ihren ausbrechenden Terror schlagartig unter Kontrolle zu bringen. Es war ihre Stirn, es war ihr Mund, es waren ihre Augen. Aber es war noch so viel mehr und zwar die Bewegung dieser. Es war ihre Mimik. Es war die Mimik des Jungen, der sie nicht mehr war. Es war sie.

Mit zitteriger Hand strich sie sich über die Wange und beobachtete, wie dieses fremde Mädchen sich gleichermaßen über die Wange strich. Ihre verbliebene Hand bebte, als das Neo-Mädchen jene der glatten Oberfläche näherte. Der Spiegel war kalt, als sie ihn mit ihren Fingerkuppen berührte und schließlich ihre Handfläche auf diesen presste. Das Mädchen im Spiegel imitierte sie. Dieses schmutzige, zerzauste Mädchen mit dem aufgeweckten Blick ahmte sie nach - denn sie war dieses Mädchen.

"Unglaublich", hauchte sie und streichelte ihre Reflektion. "Das bin tatsächlich ich." So aufgewühlt, mit- und fortgerissen war sie von dem Anblick, dass ihr völlig entging, dass sie auf beiden Beinen stand. Sie war viel zu glücklich, zu ekstatisch um dieser Gegebenheit auch nur einen Bruchteil ihrer Aufmerksamkeit zuzugestehen. Unter dieser Hülle befand sich tatsächlich sie! Diese typischen Minenspiele, dieses typische Lächeln – alles das war sie.

Das Entsetzen in ihr, die aufwallende Abscheu beim Anblick des anderen Gesichts im Spiegel war fortgeweht. Hinfort gejagt von dem Verständnis, dass das im Spiegel wirklich sie war. Ihr Zeigefinger streichelte über ihre Wange und gleiches geschah im Spiegelbild. Zwischen Faszination und Unglauben schwankend, verfolgte sie jede Aktion ihres Fingers, jedes Zucken ihres Mundes und jeden Wimpernschlag.

„Das bin ich“, hauchte sie wie als würde es einen Unterschied machen die Worte zu denken oder aber auszusprechen. Sie konnte nicht an sich halten, ein Lächeln erblühte auf ihren Lippen. Ein Lächeln, bei dem ihr zwei sehr prominente Eckzähne auffielen

Meji wartete ungeduldig vor der Tür. Anfangs hatte er noch fest damit gerechnet, dass sie ihn bereits im nächsten Augenblick herbeirufen würde. Sie musste doch einsehen, dass sie kaum stehen konnte. Nachdem sie ihr Gesicht mit einem so fanatischen Eifer betrachten wollte, hätte sie ihn eigentlich längst hereinbitten sollen, so dass er ihr aufhalf und sie stützte. Dass seine Erwartungen nicht schon längst erfüllt worden waren, beunruhigte ihn zugegebenermaßen. Es war nicht so, als wollte er sich ihr aufdrängen.

Das Flüstern ihrer Stimme erschallte im Bad - doch war es zu undeutlich, um konkrete Worte auszumachen. Und wer weiß, vielleicht war sie gerade nackt? Mejis Gesicht färbte sich scharlachrot und er wandte seinen Blick von der Tür ab, fast als erwarte er, dass diese sogleich aufschwingen würde – und ihm ein äußerst freizügiges Exemplar des anderen Geschlechts präsentieren würde. Erneut schoss ihm Blut durch die Wangen. So durfte er gar nicht erst denken! Er war ein Mönch und hatte ein Zölibat geschworen! Seine Ahnen würden sich im Grabe umdrehen.

Das Splittern von Holz riss ihn aus seinen Überlegungen. Überrascht blickte er zur Tür, doch war diese noch immer intakt. Aber woher war das Geräusch gekommen? Regungslos wartete er ab, ob sich das Geräusch wiederholte, doch es blieb still. Woher aber kam das Splittern?

„Oh – verdammt!“ Seine Augen weiteten sich in spontanem Verständnis und er unterdrückte nur mühsam weitere Flüche – schließlich gehörte sich das nicht. Schwungvoll stieß er die Tür auf und erblickte das Mädchen - sowie ihre Hände, die sich in den Waschtisch gruben.

"Was denkst du, was du da tust!" Wäre er nicht vollkommen außer sich gewesen, hätte es ihn verblüfft zu merken, dass das so schwache Mädchen tatsächlich alleine aufgestanden war. Im Moment war er aber zu wütend, um auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass sie überhaupt nicht dazu fähig sein sollte für die nächsten Tage aufrecht zu stehen.

Als sich das Mädchen zu ihm umsah, verpuffte seine Wut allerdings und wurde von einem nagenden Unwohlsein verdrängt. Sie sah ihn völlig entgeistert an und einer ihrer Eckzähne bohrte sich tief in ihre Unterlippe. Tränen standen ihr in den Augen und ließen diese wie mystische Lagunen schimmern, während ihr wildes Haar ungekämmt und verfilzt in das Gesicht hing. Auf seltsame Art und Weise berührte in der Anblick und verschlug ihm zeitgleich den Atem.

"Ich weiß wer ich bin." Fast hätte er sie überhört, so leise hatte sie die Worte gesprochen.

Prüfend nahm er sie in Augenschein. Was meinte sie damit? Sie klang ja beinahe so, als wüsste sie nicht wer sie sei. Aber das war natürlich stumpfsinnig – oder? Und dann traf den Jungen eine grauenhafte Erkenntnis. Was war, wenn dieses Mädchen de facto unter Amnesie litt?

Dann war sie überhaupt nicht gekommen, um den unnachahmlichen Kampfstil des Dojos herauszufordern, sondern hatte nur Schutz vor dem Regen gesucht und weil er und Tenko dachten, dass sie ihnen ihren Namen absichtlich nicht mitteilen wollte, hatten sie es dabei belassen und lediglich als Unhöflichkeit gewertet.

Erschrocken betrachtete er das zitternde Mädchen vor sich, welches ihn mit einer Mischung aus Verwirrung und Unsicherheit entgegensah. Ihre Haut war mit Kratzern und Schnitten überzogen. Blaue Flecken sprossen wie Rosen überall auf ihrer Haut - ihr Rücken jedoch glich einem Beet dieser Rosen. Hässlich und tiefblau glühte ihm die Stelle entgegen, gegen die Meister Tenko seinen letzten und zugleich stärksten Angriff angewandt hatte. Als sich das Mädchen unsicher und tollpatschig zu ihm drehte, - wobei sie sich auf der versehrten Ablage abstützte - blieb ihm das Herz stehen.

Da es ihm von höherer Stelle her untersagt war bei Kämpfen zugegen zu sein, hatte er sich im Nachhinein alles haarklein von Tenko schildern lassen. Bei dem Mönch handelte es sich um einen Mann, der ausgesprochen schwer zu beeindrucken war. Das es jemand, noch dazu ein Mädchen geschafft hatte, weckte demzufolge Mejis Interesse.

Was also war geschehen? Von dem Bericht Tenkos her hatte die zittrige Gestalt ihm gegenüber beachtliches vollbracht. Angefangen bei einer unmenschlichen Ausdauer, die sie unzählige Schläge einstecken ließ bis hin zu einem klingenähnlichen Stirnband. Wobei der alte Knacker damit sicherlich übertrieb. Es war ja nicht so, als nähme er Tenko nicht ernst – dafür hatte Meji zu viele Prügel eingesteckt, als dass er das nicht täte -, vielmehr wusste er um die weitreichende Phantasie des abgenutzten Knochens. Ob sich Tenko eigentlich bewusst war, wie er über ihn dachte? Unwahrscheinlich, ansonsten würde er sich in der Notaufnahme wieder finden.

Nichtsdestotrotz hatte das Mädchen den Respekt des Alten gewonnen, was sich als nahezu unmöglich gestaltete. Also mochte wohl das eine oder andere in heruntergespielter Form zutreffen.

Ein Ereignis jedoch hatte ihn nur ungläubig den Kopf schütteln lassen.

Insofern der greise Mönch auch gerne übertrieb, so war er dennoch ein übermächtiger Gegner. Es war nicht seine Körperkraft oder seine Schnelligkeit, die ihn auszeichneten, sondern seine Anpassungsfähigkeit. Dadurch hatte er schon weitaus stärkere, schnellere und manchmal vielleicht auch bessere Kämpfer als sich selbst auf die Bretter geschickt. Ähnlich hatte er auch bei dem Kurzhaar agiert, hatte ihre Rage ausgenutzt und als ihre Deckung offen war, vernichtend zugeschlagen. Normalerweise wäre dies das Ende der Geschichte, denn eigentlich stand keiner mehr auf, nachdem man ihn – oder in diesem Falle, sie - mit voller Kraft und unter Unterstützung der Schwerkraft zu Boden geschleudert hatte.

Als Meji daraufhin gefragt hatte, weshalb der Kampf dann solange gedauert hatte, war Tenko still geworden. Der Greis hatte einen Blick hinaus in den Garten geworfen und ein seltsamer Glanz hatte sich in seine Augen gestohlen. Fast so, als würde er den Kampf nochmals vor seinem inneren Auge Revue passieren lassen. Es waren ein paar Minuten vergangen, da hatte Meji schließlich genug und setzte zu einer weiteren Frage an. Tenko kam ihm zuvor, brachte ihn mit einer Handbewegung – auf seinen Kopf wohlgemerkt – zum Schweigen und hatte versonnen gelächelt. Dann fuhr der Alte fort und Meji hatte nur noch gelächelt. Was daran lag, dass ihm einerseits nichts Besseres einfiel und es andererseits eine denkbar dumme Idee gewesen wäre, jemanden wie Tenko daraufhin zu weisen, dass niemand nach einem solchen Treffer aufstand. Wie besagt, Mejis Feingefühl kam nicht von ungefähr, sondern war ihm durch viel Training – durchaus wörtlich – eingehämmert worden.

Doch als der junge Mönch nun wie erstarrt den Bauch des Mädchens fixierte, waren seine Zweifel wie fortgefegt. Wie war es möglich, dass er das nicht gesehen hatte? Ungläubig haftete sein Blick auf der schmächtigen Gestalt vor ihm. Ihr zerzaustes Haar, die gerötete Haut unterhalb der Augen und ein beinahe pechschwarzer Bauch. Blutergüsse waren Meji nichts unbekanntes, aber dieser Anblick verdiente eine völlig neue Bezeichnung. Immer vorausgesetzt so etwas ließ sich noch einmal bewerkstelligen, aber daran zweifelte er. Ihre Haut war schwarz. Nicht blau, grün oder gelb, sondern regelrecht schwarz wie abgestorbenes Gewebe. Wie hatte sie das nur überlebt?

Sicher, ihm waren die modernen Legenden des Kampfsportes durchaus geläufig. Das ein kompetenter Wrestler angeblich jeden Schlag einstecken, ein einfacher Boxer einen Meister des Karate niederstrecken und ein Thai-Boxer mit einem Tritt über hundert Kilometer pro Stunde erzielen konnte. Das mochten nur Legenden sein, aber was der Wahrheit entsprach war, dass Tenko mit diesem Luftangriff die Zerstörungskraft eines Presslufthammers freisetzt hatte.

Vor sich sah er jetzt das Werk dieser Technik und die einzige Person, die jemals nach diesem Angriff aufgestanden war.

Seine Gedanken stoben in die verschiedensten Richtungen, überschlugen sich und entschwanden ausnahmslos seinem Griff. Er war geschockt und das zu bestreiten, wäre Irrsinn gewesen. Wortlos starrte er das Mädchen an, das müde und geschlagen seinem Blick mit dem ihren begegnete. Und plötzlich geriet ihm ein Gedanke in die Finger, den er bei der ganzen Aufregung völlig vergessen hatte. Es war eine Frage und diese so schlicht wie die nach dem Wetter.

"Wer bist du?"

Ihre tiefgrünen Augen gewannen an Schärfe und fokussierten sich auf ihn. Sie sah ihn an und doch durch ihn hindurch zu einem Punkt, den er nur erahnen konnte. Ihr Starren schien die einzige Antwort zu sein, die das Mädchen ihm geben würde. Weswegen er schon nachfragen wollte, als sie plötzlich aus ihrer Trance brach und sich ein süffisantes Grinsen, schief und selbstironisch, auf ihren Lippen setzte. Beinahe als schmunzelte sie über einen Witz, den nur sie verstand – und dann antworte sie ihm in einem unbestimmbaren Tonfall, mit ihren grünen Augen in die seinen spähend.

"Sai, Sai Hibiki."



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Daifudo
2008-03-10T19:16:24+00:00 10.03.2008 20:16
Ich bin kein Freund der großen Worte aber sowas hab ich noch nie gelesen ich glaube noch genauer kan man einen Kampf nicht beschreiben bin schon gespant wie es weitergeht.
Von:  Mark_Soul
2008-02-29T21:49:22+00:00 29.02.2008 22:49
Eine der unglaublichsten Kampfszenen, die ich je das Vergnügen hatte zu lesen *applaus*

Deine Choreografie ist bewundernswert. Du packst genug Deteilreichtum hinein, daß man den Kampf einschließlich seiner Umgebung problemlos als Film nachspielen könnte. Die einzelnen Techniken, Stellungen, Angriffe sind so präzise beschrieben - mir fehlen einfach die Worte.
Der Ablauf des Kampfes selbst ist ebenfalls prima. Das Tenko erst mit Sai "spielt", das Mädchen dann allerdings ihn mit ihren Fähigkeiten überrumpelt, so daß der Mönch ernst machen muß. Dann der Einsatz der "Steel Cloth" Technik, der Bumerang-Effekt und letztendlich Tenkos finales Auftrumpfen. Abwechslungsreich und überraschend.

Deine supergenaue Beschreibung hat allerdings auch einen Nachteil: Die eigentliche Dynamik des Kampfes geht so ziemlich komplett verloren. Die vielen Wörter ziehen die Sache zwangsläufig in die Länge, so daß es sich anfühlt wie eine Prügelszene in Zeitlupe. Das ist zwar schade, aber nicht zu vermeiden, da sich Details und Tempo nunmal gegenseitig ausschließen.

Der Rest der bisherigen 4 Kapitel sind gewohnt gute Kost, gemischt mit ungewohnten (aber genauso guten) Inhalt. Der Beginn erinnert mich stark an ältere Horror/Mystery Filme, mit den leicht undurchschaubaren Vorkommnissen am Computer und den beiden Postern. Auch die irgenwie unrationell wirkende Panik des bis dato noch männlichen Protagonisten ähnelt solchen Filmen.
Wobei mir einfällt, daß du die Lebenseinstellung des Jungen recht gut umrissen hast (seine Einstellung zur Schule, das Spielen am PC, die spätnächlich aufgewärmten Hamburger usw). Es ist nett ein wenig vom Haptcharakter zu kennen, *bevor* sein Leben auf den Kopf gestellt wird. Selbst wenn die Info im nachhinein unwichtig wird, da ein Großteil seines Gedächnisses und scheinbar auch seiner Persönlichkeit ausgelöscht wird.
Ja, Persönlichkeit. Denn abgesehen von den offensichtliche Kampfkünsten scheint er - ab jetzt eine sie - auch einige emotionale Besonderheiten übernommen zu haben, die ich ihrem Alter Ego so nicht zutrauen würde: Die plötzlichen und heftigen Wutschübe und den eisernen Willen zum Sieg. Beides Attribute übrigens, die man auch einem anderen Hibiki zuschreiben kann *g*
(Andererseits werden Gefühle wie Zorn von Botenstoffen im Blut verursacht, sind also auch irgendwie dem Körper zuzuschreiben, es wäre also möglich das unsere Heldin noch ihre alte Persönlichkeit hat, aber Sai Hibikis Drüsen - äh, ja, das wird mir jetzt zu medizinisch...)

Was ich abschließend noch loswerden möchte ist ein Lob auf das Gespräch zuwischen Sai und Tenko, daß den Kampf überhaupt erst verursacht hat. Sais Antworten waren aus ihrer Sicht völlig klar und verständlich, konnten aber trotzdem wie eine Beleidigung/Herausforderung verstanden werden, wenn man aus einem anderen Hintergrund daraufschaut. Geschickt inszeniert.
Von:  Ghost6
2008-01-14T00:29:58+00:00 14.01.2008 01:29
Hi^^
ersteinmal frohes neues auch wenn es ein wenig spät kommt.

Wieder ein interessantes Kapitel.
Ich dachte schon ehrlich gesagt das du sie abgebrochen hättest so lange wie es gedauert hat...
ich bin froh das es nicht so ist.

Sai Hibiki... Cooler Name. Ich hatte schon ein verdacht das sie was Mit Ryoga zu tun hatte. Das erste wo die überlegung kam war mit dem Stoff fetzen den sie Schleuderte.

zu dein Schreibstil hab ich noch nicht gesagt... du hast einen außergewöhnlichen Schreibstiel den man hier nirgens findet...
auch ist mir aufgefallen das du sehr deteilreich schreibst... manchmal zu deteilreich das es fast unatürlich in die Länge zieht.

Ich hoffe du schreibst weiter auch wenn ich der einziger Leser zu sein scheine

Mfg
Ghost6




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