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Das Leben geht weiter

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Bauchgefühl

Gemeinsam fuhren wir mit der Bahn zum Proberaum. Per würde sicherlich damit rechnen dass Jules kam, aber würde Max mit mir rechnen? Ich wusste es nicht so recht. Mit der Zeit war ich mir reichlich doof vorgekommen dass ich morgens einfach so abgehauen war. Sicherlich hatte es ihm genauso weh getan wie es mir weh getan hatte, dass er nicht aufgetaucht war. Seit wann bitte zahlte ich Gleiches mit Gleichem zurück? Das passte doch so gar nicht zu mir.

An unserer Haltestelle stiegen wir aus und gingen die Straßen entlang, bis wir vor dem Proberaum stehen blieben. Man konnte schon die Stimmen der anderen hören, wenn auch man nicht verstand was sie sagten.

„Na dann mal auf in die gute Stube“, lachte Jules und öffnete die Türe. Schon wurden die Stimmen lauter und deutlicher, aber noch immer verstand man nichts. Es hörte sich allerdings sehr danach an, als wären 2 Personen heftig aneinander geraten. Ich warf Jules einen fragenden Blick zu, doch die zuckte nur ratlos mit den Schultern. Wir waren uns wohl beide nicht sicher ob wir da jetzt reingehen sollten oder nicht. Aber letztendlich traf Jules die Entscheidung indem sie die Türe öffnete und eintrat. Sofort wurde es still. So, als hätte jeder seine Stimme verloren. Mein Blick glitt langsam durch den Raum und ich entdeckte Max der vor Stefan stand und sich gegenseitig anfunkelten. Wenn ich eine Wette abschließen müsste wer sich gerade gezofft hatte, dann würde ich wohl auf die Beiden tippen. So nahe wie sie sich gerade gegenüber standen und die Blicke die sie sich zuwarfen, waren einfach zu eindeutig. Da konnte man zu gar keinem anderen Entschluss kommen. Doch als sie mich und Jules sahen, warfen sie sich nur einen entsprechenden Blick zu und jeder drehte sich um und ging in eine andere Richtung. Ich hatte das Gefühl dass im Proberaum eine doch etwas angespannte Atmosphäre herrschte und ich fragte mich ein wenig warum es so war. Eigentlich sollten doch alle gute Laune haben. Das Album war im Kasten und würde wohl bald in den Läden stehen und sie standen hier und schoben schlechte Laune. Ich ließ mich auf das Sofa fallen und ließ meinen Blick durch den Raum wandern. Irgendwas war heute anders. Erklären konnte ich es zwar nicht, aber es war einfach so. Manchmal sah es so aus, als würden die anderen Max aus dem Weg gehen oder ihn zumindest nicht so beachten wie sie sich gegenseitig beachteten. Er hatte irgendwie eine Außenseiterrolle bekommen und ich fragte mich wieso. Aber genauso waren mir die Blicke aufgefallen die sie mir immer wieder zuwarfen. Also irgendwas war faul, da konnte mir erzählen wer wollte und was auch immer er wollte. Für mich war es Fakt und Basta. Ob der Streit zwischen Max und Stefan etwas damit zu tun hatte oder war die Stimmung der Grund für ihren Streit gewesen? Wenn man nicht wusste worum es gegangen war, war es schwer zu sagen was der Grund gewesen war. Dass es einen gegeben haben musste war klar. So grundlos zoffte man sich ja nicht. Ich warf einen Blick zu Jules die immer mal wieder zu Per blickte und die scheinbar wortlos kommunizierten. Wenigstens funktionierte das bei ihnen noch. Wenn ich zu Max sah, senkte er entweder seinen Blick oder sah in eine andere Richtung. Hauptsache er brauchte mir nicht in die Augen zu schauen.

„Jules? Ich glaube ich geh besser nach Hause“, meinte ich leise zu Jules und langte nach meiner Jacke.

„Aber wieso?“, fragte sie verwundert und sah mich an.

„Bezeichne es Bauchgefühl oder wie auch immer“, meinte ich und zog mir die Jacke an. „Aber ich denke nicht dass meine Anwesenheit hier erwünscht wird.“

„Da musst du dich täuschen. Ganz bestimmt!“, kam es von Jules die den Kopf schüttelte.

„Jules, lass es einfach“, meinte ich leise zu ihr und schaute in meinen Taschen nach, ob auch noch alles drin war und nicht vielleicht etwas rausgeflogen war. Es wäre ziemlich ungeschickt ohne Schlüssel vor der Türe zu stehen.

„Nein du bildest dir das alles nur ein“, widersprach mir Jules und warf kurz einen Blick zu Per, ehe sie wieder zu mir sah.

„Ich bilde mir also ein dass jeder mir hier einen mitleidigen Blick zu wirft und Max meinen Blicken ausweicht? Wenn du meinst“, sagte ich und zuckte mit den Schultern. „Wir telefonieren.“

Damit verschwand ich auch schon aus dem Proberaum und machte mich auf den Rückweg. Ich hatte einfach keine Lust mehr gehabt länger dort zu bleiben. Vermutlich wusste jeder was heute morgen passiert war und hatten nur so viel Anstand es nicht anzusprechen. Wer sich da nicht doof vorkam, der hatte meinen vollen Respekt. Ich jedenfalls konnte es nicht.
 

„Spitze hinbekommen“, meinte Jules nur und warf den Jungs einen scharfen Blick zu. „Ich hab den ganzen Tag gebraucht um sie auf andere Gedanken zu bringen und ihr schafft es in nur wenigen Minuten alles wieder zunichte zu machen.“

„Was hat sie denn gesagt?“, fragte Tim und sah Jules an.

„Na dass sie das Gefühl hat hier nicht erwünscht zu sein und dass ihr sie alle mitleidig angeschaut habt“, meinte Jules und regte sich doch reichlich darüber auf. „Aber Max... Dass du ihr nicht in die Augen schauen kannst gut, aber hast du wirklich geglaubt dass ihr das nicht auffällt?“

„Du bist doch ein absoluter Vollidiot!“, fuhr Stefan Max an, der sich auf eine Box gesetzt hatte. „Erinnerst du dich noch daran, was ich dir damals im SO gesagt habe?“

„Ja verdammt ich weiß es noch“, schlug Max zurück und sah Stefan an. „Und ich habe es auch nicht vergessen. Immerhin ist das jetzt der vierte Tag in Folge wo du es mir unter die Nase reibst!“

„Ja anders scheinst du es ja nicht zu kapieren!“, kam es wieder von Stefan der seine Gitarre weggelegt hatte und wieder vor Max stand. „Damals noch große Töne gespuckt und jetzt den Schwanz einziehen oder sollte ich sagen nicht unter Kontrolle gehabt?“

„Wie oft soll ich dir eigentlich noch sagen dass ich selbst weiß dass es ein Fehler gewesen ist!“

„Tolle Erkenntnis Max, aber leider zu spät!“

„Ja und durch deine ach so tollen Kommentare wird’s auch nicht besser, also halte endlich mal deine Klappe!“

„Ich halte meine Klappe wann ich will und nicht weil es dir gerade in den Kram passt!“

„Vielleicht sollte ich dafür sorgen dass du die hältst?“

Max war von der Box gerutscht und stand nun direkt vor Stefan. Seine Hand hatte er an seiner Seite zu einer Faust geballt.

„Verdammt es reicht!“, rief Per und stellte sich genau zwischen Max und Stefan. „Was bringt es denn wenn ihr euch hier jetzt die Köpfe einschlagt? Weder macht es den Fehler ungeschehen, noch löst es das Problem.“

„Er soll mich einfach nur in Ruhe lassen“, meinte Max und funkelte Stefan über Per hinweg weiter an.

„Ich werde dich aber nicht in Ruhe lassen, damit das klar ist“, kam es von Stefan, der Per in dem Moment genauso zu ignorieren schien.

„Ihr macht mich wahnsinnig!“, rief Per und schlug die Hände über dem Kopf zusammen.

„Und nicht nur dich“, kam es jetzt auch von Tim, der sich auf das Sofa hatte sinken lassen. „Seit 4 Tagen seit ihr euch nur am streiten. Jeden Tag die gleiche Leier, die gleichen Vorwürfe und die gleichen Entschuldigungen. Ich kann es bald auswendig. Aber ist euch bei euren ganzen Streitereien eigentlich mal der Gedanke gekommen, dass es die ganze Zeit nur um euch beide gegangen ist? Habt ihr auch nur einmal einen Gedanken an sie verschwendet? Sie weiß von nichts, aber euer Verhalten macht es ihr nicht gerade schwer etwas zu ahnen.“

„Anstatt euch an die Gurgel zu gehen solltet ihr euch vielleicht mal überlegen was man machen könnte“, sagte Per und setzte sich zu Tim auf das Sofa. Wollten sich Max und Stefan jetzt noch immer den Kopf einschlagen, dann sollten sie es doch einfach tun. Er konnte eh sagen was er wollte, es hörte ja keiner auf ihn. Hätte er gerade 50ct zur Hand hätte er wohl mit einer Parkuhr gesprochen. Da bewegte sich zumindest etwas und wenn es nur das rote Schildchen innen drin war. Diese ewigen Diskussionen brachten doch wirklich keinem etwas. Weder fiel es Max dadurch leichter mit seiner Freundin über den Fehltritt zu reden, noch brachte es Stefan irgendetwas. Er machte sich damit nur selbst das Leben schwer. Dem Rest gingen sie damit einfach nur auf den Nerv. Keiner war besonders erfreut gewesen als man erfahren hatte dass Max wieder in sein altes Verhalten gefallen war, zumindest in dieser einen Nacht, aber jetzt war das Kind so oder so schon in den Brunnen gefallen.

„Er hat Scheiße gebaut, also soll er dazu stehen“, meinte Stefan und verschränkte seine Arme.

„Das weiß ich selbst du Depp“, meinte Max und verschränkte ebenfalls seine Arme. Um das zu wissen da brauchte er gewiss niemanden dazu.

„Ach ja? Und warum weiß sie nichts davon wenn du doch scheinbar dazu stehst?“

„Ja soll ich etwa zu ihr hinrennen und sagen 'Hallo Andrea wie geht’s dir? Ach hab ich dir schon erzählt dass ich eine Andere gepoppt hab?' Aber sonst ist noch alles klar bei dir oder?“

„Würdest du das so sagen würde ich dich so was von windelweich prügeln!“

„Na dann mach doch!“

„Fordere es nicht heraus Ok?“

„Du traust es dich doch so oder so nicht!“

Max und Stefan standen sich erneut gegenüber und wenn Blicke töten könnten, wären beide gleichzeitig umgefallen. Die Luft im Proberaum war zum schneiden dick und so geladen, dass es jeden Moment zu einer Explosion kommen konnte.

„Ja genau haut euch eine aufs Maul dann hat sie erst recht einen Grund zum nachfragen“, kam es nun von Julius dem das alles reichlich auf den Nerv ging. Er packte seine Sachen zusammen und schnappte seine Jacke. „Wisst ihr was? Mir reicht es jetzt. Klärt das und wenn ihr wieder normal seid meldet euch damit man wieder proben kann. Im Moment macht ihr nämlich 8-jährigen, denen man die Sandschaufel weggenommen hat, ernsthafte Konkurrenz.“

Ja es reichte ihm wirklich. Er mischte sich normalerweise in solche Dinge gar nicht erst ein, aber hier war es ihm jetzt einfach zu viel geworden. Er konnte und wollte sich das einfach nicht länger anhören. Es brachte nichts außer schlechte Stimmung und weiterhelfen tat es keinem. Ohne noch etwas zu sagen verschwand er aus dem Proberaum und machte sich auf den Heimweg.

„Die Nummer vom Notarzt sollte euch bekannt sein“, meinte Per und erhob sich vom Sofa. „Dort ruft ihr einfach an wenn ihr miteinander fertig seid.“

Nun schnappte auch Per seine Jacke und blickte dann zu Jules, die sich wortlos erhob und ebenfalls ihre Jacke schnappte.

„Sie holt euch dann auch bestimmt in der Ambulanz ab“, sagte nun auch Tim und tat das gleiche wie seine Kollegen auch schon. Sollten sie sich doch prügeln wenn sie der Ansicht waren es würde ihnen bei ihrem Problem helfen.

Zusammen mit Per und Jules verließ Tim den Proberaum in dem jetzt nur noch Stefan und Max standen. Ein wenig verdattert sahen sie zu wie alle den Raum verlassen hatten und so langsam dämmerte es den beiden, dass sie so wirklich nicht weiter kamen. Während Max wieder auf der Box Platz nahm, ließ sich Stefan auf das Sofa sinken.

„Wie konntest du nur so einen Fehler machen?“, fragte Stefan überraschend ruhig und sah Max an, der sich mit den Händen über das Gesicht fuhr.

„Ich wünschte ich könnte dir darauf eine Antwort geben“, sagte dieser leise und zuckte mit den Schultern. „Aber ich kann es leider nicht. Seit diesem Abend frage ich mich immer und immer wieder nach dem warum, aber ich finde nichts was es erklären könnte.“

„Aber es muss doch einen Grund geben“, sagte Stefan und sah Max an. „Ich meine du liebst sie doch oder etwa nicht? Da geht man doch nicht einfach mal so fremd.“

„Natürlich liebe ich sie“, kam es von Max der Stefan mit einem ehrlichen Blick ansah. „Ich liebe sie so sehr, dass ich vor nichts mehr Angst habe als sie zu verlieren.“

„Wenn du sie so sehr liebst, warum hast du dann riskiert dass genau das eintreten könnte, was du am meisten fürchtest?“

Stefan konnte es wirklich nicht verstehen und vielleicht war auch das der Grund, warum er Max immer und immer wieder reizte, herausforderte. Er wollte einfach nur verstehen warum sein Freund einen solchen Fehler begangen hatte.

„An dem Abend wo es passiert ist... Ich hatte davor mit ihr telefoniert und sie hat mir erzählt dass Benedikt bei ihr ist“, kam es von Max der seinen Blick zu Boden gesenkt hatte und alles andere als glücklich aussah. „Ich weiß dass es Schwachsinn ist, aber in dem Moment hatte ich lauter Bilder in meinem Kopf... Bilder von ihr und... und ihm und ich wurde sie einfach nicht los.“

„Du hast geglaubt sie würde dich mit ihm betrügen?“, fragte Stefan nach, denn das hielt er schlichtweg für unmöglich. Sie würde Max garantiert nicht mit Benedikt betrügen. Sollte sie es überhaupt jemals tun, dann mit jedem anderen, aber nicht mit Benedikt.

„Nein das habe ich nicht geglaubt... Zumindest nicht wirklich“, erzählte Max weiter. „Ich bin in die Bar gegangen und hab getrunken um auf andere Gedanken zu kommen... Die Bilder in meinem Kopf zu vergessen. Gott, sie hat mir in den ganzen Wochen so sehr gefehlt... Ihr Lächeln, ihre Augen, ihre Stimme... Ihr warmer Körper an meinem.... Ich hab mich einfach so alleine gefühlt und dann... Dann war auf einmal das Mädchen da und... Ich weiß doch selbst nicht wie es passieren konnte.“

Max seufzte auf und ließ den Kopf hängen. Er wünschte er könnte es erklären, wüsste was sich wirklich alles an diesem Abend zugetragen hatte, aber er konnte sich nicht mehr an die Details erinnern. Er wusste noch, dass er sich unterhalten hatte und das nächste woran er sich erinnern konnte war, dass er neben ihr im Bett aufgewacht war. Wie sie allerdings dorthin gekommen waren, was sie alles getan hatten, daran konnte er sich partout nicht erinnern, so sehr es auch versuchte. Es ging einfach nicht.

Stefan sah Max an und zum ersten Male wurde ihm bewusst, wie dreckig es ihm gehen musste. Zum ersten Male sah er nicht die Person die fremdgegangen war, sondern die Person die unter diesem Fehler wirklich zu leiden schien und das nicht erst seit gerade. Ihm war das bisher so gar nicht aufgefallen, aber jetzt sah er die dunklen Ringe unter den Augen und auch, dass das Gesicht schmaler geworden war.

„Vielleicht solltest du ihr genau das sagen?“, meinte er ruhig und sah Max an. „Sie wird bestimmt wütend sein, sie wird verletzt sein, sie wird dich wohl anschreien und dich alles heißen, aber ich denke, sie wird es verstehen können. Vielleicht nicht gleich und vielleicht nicht morgen, aber irgendwann bestimmt. Egal was du ihr dann auch sagen wirst, warte nicht zu lange damit. Du machst es weder dir noch ihr damit leichter.“

Max nickte leicht mit dem Kopf und sah zu Stefan der gerade die Türe hinter sich schloss. Er wusste dass er es ihr sagen musste, er wollte sie einfach nicht länger belügen. Er wusste nur noch nicht wie er es ihr sagen sollte. Wie sollte man jemanden den man liebte sagen, dass man ihn betrogen hatte und im gleichen Moment erzählen wie sehr man ihn doch lieben würde. Die Person würde einem doch kein einziges Wort davon glauben. Ja er hatte Angst vor dem was dann passieren würde. Angst davor wieder alleine zu sein, jetzt wo er wusste wie es sein konnte wenn man jemanden wirklich liebte. Wie schön es war am nächsten Morgen neben der Person auf zu wachen die man liebte und nicht neben einer Person, die man gerade einmal für ein paar Stunden kannte. Früher hatte er es sich nie vorstellen können und jetzt wollte er das Gefühl einfach nicht mehr missen.



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